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Erinnerung an Völkermord als politische Waffe in der Gegenwart ...

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Zusammenfassung<br />

© 2012 Egbert Jahn – Zitieren bitte nur unter Angabe <strong>der</strong> Quelle<br />

2<br />

Am 27. J<strong>an</strong>uar 2006 gedachten die Vere<strong>in</strong>ten Nationen erstm<strong>als</strong> e<strong>in</strong>es <strong>Völkermord</strong>es, nämlich<br />

des deutschen nation<strong>als</strong>ozialistischen Mordes <strong>an</strong> den europäischen Juden. Das fr<strong>an</strong>zösische<br />

Parlament wollte 2011/12 sogar die Leugnung des <strong>Völkermord</strong>es <strong>an</strong> den Juden wie auch <strong>an</strong><br />

den Armeniern strafbar machen, scheiterte jedoch <strong>an</strong> e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>spruch des Verfassungsrates<br />

am 28. Februar 2012. Die <strong>Er<strong>in</strong>nerung</strong> <strong>an</strong> e<strong>in</strong>en <strong>Völkermord</strong> soll z.B. die Bestrafung <strong>der</strong> Täter<br />

und Mittäter des Mordes, die politisch-moralische Verurteilung <strong>der</strong> gesellschaftlichen Führungsschicht,<br />

<strong>der</strong> Partei, Teile <strong>der</strong> Wählerschaft und des Staatsvolkes, die die Völkermör<strong>der</strong><br />

<strong>an</strong> die Macht brachten und ihnen ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>halt geboten, o<strong>der</strong> die Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung zukünftiger<br />

<strong>Völkermord</strong>e haben. Die Anerkennung <strong>der</strong> Tatsache e<strong>in</strong>es <strong>Völkermord</strong>s durch den dafür ver<strong>an</strong>twortlichen<br />

(Nachfolge-)Staat for<strong>der</strong>t erhebliche gesellschaftliche Kosten. Aber auch die<br />

Nicht<strong>an</strong>erkennung k<strong>an</strong>n sehr kostspielig se<strong>in</strong> und die <strong>in</strong>ternationale Ächtung mit erheblichen<br />

Folgen für die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung e<strong>in</strong>es Staates zur Folge haben.<br />

Der osm<strong>an</strong>ische ittihadistische <strong>Völkermord</strong> <strong>an</strong> den Armeniern wurde l<strong>an</strong>ge Zeit und wird<br />

teilweise auch heute noch geleugnet o<strong>der</strong> verschwiegen, weil die heutige türkische Führungsschicht<br />

und Teile des Volkes sich großenteils noch mit <strong>der</strong> für den <strong>Völkermord</strong> ver<strong>an</strong>twortlichen<br />

„jungtürkischen“ Führungsschicht im Osm<strong>an</strong>ischen Reich identifizieren und weil die<br />

verbündeten Staaten <strong>der</strong> Türkei die Bündnis<strong>in</strong>teressen für gewichtiger halten <strong>als</strong> die Interessen<br />

e<strong>in</strong>es kle<strong>in</strong>en Volkes, das zudem durch den <strong>Völkermord</strong> drastisch dezimiert und aus großen<br />

Teilen se<strong>in</strong>es ehemaligen Siedlungsgebietes vertrieben wurde.<br />

In den letzten drei Jahrzehnten wuchs erheblich die öffentliche Aufmerksamkeit für zahlreiche<br />

<strong>Völkermord</strong>e. In vielen Län<strong>der</strong>n hat die wissenschaftliche und öffentliche Ause<strong>in</strong><strong>an</strong><strong>der</strong>setzung<br />

mit ihnen Auftrieb erhalten. Auf m<strong>an</strong>che Län<strong>der</strong> wird erheblicher <strong>in</strong>nen- und vor allem<br />

außen<strong>politische</strong>r Druck auf Anerkennung <strong>der</strong> Tatsache e<strong>in</strong>es historischen <strong>Völkermord</strong>es<br />

nach dem deutschen Beispiel ausgeübt, so vor allem auf Jap<strong>an</strong>, Fr<strong>an</strong>kreich, die USA, Rußl<strong>an</strong>d<br />

und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Türkei. Im Falle <strong>der</strong> Türkei ist die Nicht<strong>an</strong>erkennung des <strong>Völkermord</strong>es<br />

<strong>an</strong> den Armeniern zu e<strong>in</strong>er <strong>Waffe</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong>nertürkischen wissenschaftlich-öffentlichen Aufarbeitung<br />

des ittihadistischen Massenmordes <strong>an</strong> den Armeniern und auch <strong>der</strong> Außenpolitik geworden.<br />

Die Klärung des <strong>Völkermord</strong>begriffs ist e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong> unabd<strong>in</strong>gbares Element <strong>der</strong> Liberalisierung<br />

und Demokratisierung <strong>der</strong> Türkei, e<strong>in</strong> Junktim zwischen <strong>der</strong> Anerkennung <strong>der</strong><br />

Tatsache des <strong>Völkermord</strong>es und <strong>der</strong> EU-Mitgliedschaft wäre jedoch <strong>an</strong><strong>der</strong>erseits äußerst<br />

schädlich für die Bemühungen um e<strong>in</strong>e Liberalisierung und Demokratisierung dieses L<strong>an</strong>des.

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