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Prädikation und sekundäre Prädikation - Fachbereich 10 ...

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Bremer Linguistik Workshop 3<br />

In diesem Sinn ist das Prädikat als 'Satzteil' eine Art 'aussagentechnisches' Konstrukt:<br />

etwas wird über etwas anders ausgesagt. Es korreliert mit dem traditionellen Begriff<br />

'Satzaussage' <strong>und</strong> ist neben Eigenschaften <strong>und</strong> Klassenbezeichnungen (ist groß, ist<br />

Studentin) auch durch Prozesse (kauft einen Mantel in London) realisiert, die z.T. in<br />

komplexen Verbalphrasen ausgedrückt sein können.<br />

Prädikatsbegriff 2<br />

Der Prädikatsbegriff in der zweiten Definition, der in zahlreichen modernen Grammatikformalismen<br />

Anwendung findet, kann auf die symbolische Logik bzw. Prädikatenlogik<br />

zurückgeführt werden. Danach ist ein ein Prädikat ein Konstrukt bestehend aus einem<br />

Prädikatsnamen einerseits <strong>und</strong> einer Menge von Argumentstellen (die möglicherweise<br />

auch leer sein kann) andererseits. Bei der Notation wird der Prädikatsname zur linken<br />

einer Klammer geführt, die eine Reihe Argumentstellen enthält: Prädikatsname(Arg1, Arg2,...Argn). Je nach Zahl der Argumentstellen haben Prädikate eine unterschiedliche<br />

Stelligkeit – einstellige Prädikate haben eine Argumentstelle, zweistellige Prädikate<br />

haben zwei Argumentstellen usw. Häufig wird verkürzend nur der Prädikatsname als<br />

'Prädikat' bezeichnet, doch die Stelligkeit ist eine intrinsische Eigenschaft eines jeden<br />

Prädikates.<br />

In der modernen Linguistik werden Prädikat-Argument-Strukturen beispielsweise dafür<br />

verwendet, die Valenzeigenschaften von Lexemen zu repräsentieren. So ist z.B. in der<br />

Prädikat-Argument-Struktur eines Verbs erfasst, mit wievielen <strong>und</strong> ggf. auch mit<br />

welchen Typen von Ergänzungen oder Partizipanten sich dieses verbinden kann. Die<br />

Verben run, kick <strong>und</strong> put hätten jeweils die folgenden Prädikat-Argument-Strukturen:<br />

run(x), kick(x,y) <strong>und</strong> put(x,y,z). Ein Verb wie eat, das zwei verschiedene<br />

Gebrauchsweisen hat (John ate vs John ate the cake), könnte auf zwei distinkte<br />

Prädikate abgebildet werden: das einstellige eat(x) <strong>und</strong> das zweistellige eat(x,y). Die in<br />

Form von Prädikat-Argument-Strukturen notierten Valenz- oder Subkategorisierungseigenschaften<br />

einzelner Lexeme nehmen in vielen zeitgenössischen Grammatikmodellen<br />

eine zentrale Position ein:<br />

Lexical argument structures play an extremely important role in modern theories of<br />

language. Beginnning with Aspects of the Theory of Syntax (Chomsky 1965) and<br />

continuing to the present, it has become apparent that many of the facts of grammar<br />

are caused by properties of the particular lexical items that go into sentences. Recent<br />

theories of grammar specify rich collections of information in lexical entries and<br />

relatively impoverished rules or principles in other components of the grammar<br />

[…]. (PINKER 1989:4) 1<br />

Womit die Argumentstellen, die ein Prädikat eröffnet, gefüllt werden, lässt sich noch<br />

genauer klassifizieren beispielsweise mit Bezug auf syntaktische Kategorien,<br />

1 Ich weiß nicht genau, was Pinker mit ...beginning with Chomsky '65... meint – inwieweit die<br />

syntaktische Form eines Satzes durch die Valenzeigenschaften seiner Lexeme vorstrukturiert ist, war<br />

natürlich schon viel früher Gegenstand sprachwissenschaftlicher Analyse. Gerade die generative<br />

Grammatik nach Chomsky hat sich im Vergleich zu anderen Grammatiktypen wie z.B. der<br />

Kategorialgrammatik nach meinem Dafürhalten reichlich schwer getan, den hier im Kern angesprochenen<br />

Lexikalismus in die Grammatik zu integrieren.

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