Prädikation und sekundäre Prädikation - Fachbereich 10 ...
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8 Susanne Hackmack: <strong>Prädikation</strong> <strong>und</strong> sek<strong>und</strong>äre <strong>Prädikation</strong><br />
determinieren? Rein semantisch ist diese Frage nur sehr schwer zu klären, insofern ein<br />
Prädikat wie [jemanden-treten] formal betrachtet nicht irgendwie 'besser' zu sein scheint<br />
als ein Prädikat [jemand-tritt]. Um die verwendete Entscheidung zu begründen, können<br />
aber möglicherweise sprachliche Daten zum Einsatz kommen. Beispielsweise ist es so,<br />
dass Konstruktionen bestehend aus intransitiven, transitiven <strong>und</strong> bitransitiven Verben in<br />
Sprachen wie dem Englischen oder dem Deutschen eine syntaktische Distributionsklasse<br />
bilden – eine VP mit bitransitivem Verb hat dieselbe Verteilung wie eine VP mit<br />
transitivem <strong>und</strong> eine VP mit intransitivem Verb. Andersherum will das gar nicht so recht<br />
funktionieren:<br />
<br />
<br />
ran<br />
<br />
John | kissed<br />
Bill<br />
? * ran<br />
<br />
vs. John<br />
kissed<br />
<br />
| Bill<br />
sold the car to Bill * John sold the car<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Die Annahme, Verb + y-Argument ergäbe eine Einheit (im Gegensatz zu Verb + x-<br />
Argument) scheint auch bei der Nominalisierung transitiver Verben eine Rolle zu<br />
spielen, denn wenn eines der Argumente dabei auftritt, handelt es sich um das y-<br />
Argument: Tellerwäscher (wäscht Teller), Frauenhasser (hasst Frauen),<br />
Kaninchenzüchter (züchtet Kaninchen).<br />
Primäre <strong>und</strong> sek<strong>und</strong>äre <strong>Prädikation</strong><br />
'Proposition' wurde eingeführt als Repräsentation eines Sachverhaltes, der ein<br />
Wahrheitswert zugeordnet werden kann, <strong>und</strong> wie wir gesehen haben können<br />
Propositionen über eine <strong>Prädikation</strong>srelation beispielsweise in Form von<br />
Deklarativsätzen kodiert sein. Im folgenden Satz liegen aber nicht eine, sondern zwei<br />
<strong>Prädikation</strong>en vor: John kicked Bill dead mit den Prädikaten kick_Bill(x) <strong>und</strong> dead(x). 5<br />
Paraphrasiert werden kann das in etwa mit 'John kicked Bill and Bill died'. Im<br />
Unterschied zu der Paraphrase, in der die <strong>Prädikation</strong>en über eine Koordination<br />
miteinander verknüpft <strong>und</strong> in zwei distinkten Teilsätzen kodiert sind, in denen z.B. die<br />
Verben in ihrer flektierten Form vertreten sind, ist das Prädikat dead(x) im Beispielsatz<br />
aber nicht in einem distinkten clause sondern als Adjektiv/Partzip realisiert. Auf diesem<br />
Hintergr<strong>und</strong> sind auch die Standardbeispiele für sek<strong>und</strong>äre <strong>Prädikation</strong> gut<br />
nachzuvollziehen:<br />
(5) The man ate the meat naked<br />
(6) The man ate the meat raw<br />
In Satz (5) liegen die <strong>Prädikation</strong>en ate_the_meat(the-man) <strong>und</strong> naked(the-man) vor. Wir<br />
können feststellen, dass nur die erstgenannte <strong>Prädikation</strong> durch ein flektiertes Verb<br />
(genauer gesagt: eine VP mit flektiertem Verb) ausgedrückt ist, die zweite <strong>Prädikation</strong><br />
hingegen durch ein Adjektiv/Partizip. Die zweite <strong>Prädikation</strong> ist darüberhinaus in<br />
gewisser Weise von der ersten abhängig (The man ate the meat ist ok; *The man naked<br />
dagegen nicht). In Satz (5) teilen sich die Prädikate jeweils dasselbe Argument, nämlich<br />
5 Die Argumentsvariablen 'x' sind im konkreten Fall an zwei unterschiedliche Ausdrücke geb<strong>und</strong>en, also<br />
x = John in der primären, x = Bill in der sek<strong>und</strong>ären <strong>Prädikation</strong>.