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Ausgabe 1 – Februar 2005<br />

Berlinale<br />

Geförderte<br />

Filme<br />

Making of<br />

One Day<br />

in Europe<br />

Der Brancheninformationsdienst der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

Setbericht<br />

Ein Freund<br />

von mir<br />

Dominik Graf<br />

Tom Tykwer<br />

Til Schweiger<br />

Vanessa Jopp<br />

Ruth Toma<br />

Oskar Roehler<br />

Nina Hoger<br />

Hannes Stöhr<br />

Kadir Sözen<br />

Andreas Dresen<br />

Jakob Claussen<br />

Michael<br />

Schmid-Ospach<br />

im Schwerpunkt<br />

Deutschland 2005<br />

1


Deutschland 2005<br />

Das Land auf<br />

der Leinwand?<br />

n seinem Film „Sullivans Reisen“ lässt Preston<br />

ISturges 1941 einen erfolgreichen Regisseur<br />

anspruchsloser Lustspiele auf Sinnsuche gehen.<br />

Dem Spross wohlhabender Eltern reicht die<br />

leichte Unterhaltung nicht mehr. Realistisch, sozialkritisch<br />

und unbestechlich soll sein neuer<br />

Film „Oh Brother, Where Art Thou“ den harten<br />

Existenzkampf der einfachen Leute schildern.<br />

Diese fixe Idee können ihm auch seine<br />

beiden Produzenten nicht ausreden, die im<br />

Gegensatz zu Sullivan dieses Leben in ihrer Jugend<br />

schmerzlich kennen gelernt haben. Vom<br />

Fundus <strong>als</strong> Tramp verkleidet, kehrt Sullivan Hollywood<br />

den Rücken und begibt sich – gefolgt<br />

von seinem Butler – auf eine Recherchereise ins<br />

wahre Leben, um am Ende<br />

festzustellen, dass die Menschen<br />

auch in größter Not lieber<br />

lachen <strong>als</strong> begreifen.<br />

Wenn es darum geht,<br />

was Film soll, kann, muss, gibt<br />

es kaum einen Film, der so oft<br />

zitiert wird wie Sturges´ „Sullivans<br />

Reisen“. Wann macht<br />

Sullivan es richtig? Wenn er<br />

die Menschen zum Lachen<br />

bringt, oder wenn er ihre Probleme<br />

auf die Leinwand holt?<br />

Das Box-Office kennt auf diese<br />

Frage eine eindeutige Antwort.<br />

Nur: Quantität hatte<br />

noch nie etwas mit Qualität<br />

zu tun. Wir haben Regisseure<br />

und Filmemacher aus<br />

Deutschland gefragt. Worin<br />

sehen sie ihre Aufgabe: Die<br />

Gegenwart wiederzugeben, Utopien zu entwickeln<br />

oder vom grauen Alltag abzulenken?<br />

Sind wir ein Volk von „7 Zwergen“ oder doch<br />

eher wie Herr Mux, der Held aus „Muxmäuschenstill“?<br />

Findet man das Deutschland des Jahres<br />

2005 auf der Leinwand wieder, oder ist allein<br />

die Fragestellung schon anachronistisch?<br />

Wir haben gefragt. Die Antworten von Tom<br />

Tykwer, Til Schweiger, Oskar Roehler, Nina Hoger,<br />

Andreas Dresen, Dominik Graf, Jakob Claussen,<br />

Vanessa Jopp, Kadir Sözen, Ruth Toma, Michael<br />

Schmid-Ospach und Hannes Stöhr können<br />

Sie in unserem Schwerpunkt „Deutschland<br />

2005“ auf den Seiten 18 bis 30 nachlesen.<br />

Aber das ist natürlich nicht alles, was das<br />

neue Heft zu bieten hat. Auf den ersten Seiten<br />

finden sie die NRW-relevanten Informationen<br />

über die Berlinale inklusive der geförderten Filme<br />

der <strong>Filmstiftung</strong> NRW, die in Berlin zu sehen<br />

sein werden, sowie ein „Making of“ von Hannes<br />

Stöhrs gefördertem Wettbewerbsbeitrag<br />

„One Day in Europe“. Darüber hinaus gibt es<br />

die bewährten Infos aus der und über die Branche,<br />

einen bilderreichen Rückblick auf die Vergabe<br />

der Jahresfilmprogramm-Prämien sowie<br />

einen Ausblick auf die anstehenden Dreharbeiten<br />

und die kommenden Kinostarts geförderter<br />

Produktionen, die wir ihnen besonders ans Herz<br />

legen möchten. Außerdem berichten wir von ei-<br />

Titel: „One Day in Europe“, Foto: Moneypenny Film<br />

nem Besuch am Set von Sebastian Schippers neuem<br />

Film „Ein Freund von mir“, der Ende 2004 in<br />

Düsseldorf gedreht wurde.<br />

Das nächste Heft finden Sie Mitte März in<br />

ihrem Briefkasten. Dann geht es um die Festival-Szene<br />

in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>.<br />

Viel Spaß beim Lesen und – für die, die dabei<br />

sein werden – tolle und erkältungsfreie Tage<br />

auf der Berlinale.<br />

Rüdiger Bertram<br />

Chefredakteur<br />

Inhalt<br />

Berlinale<br />

4 Filme und Nachrichten aus NRW<br />

6 Mit Händen und Füßen<br />

Making of „One Day in Europe“<br />

8 Meldungen<br />

Branche, Aus- und Weiterbildung, Festiv<strong>als</strong>, Preise, Kinos<br />

16 Preisregen in Köln<br />

Die Verleihung der Jahresfilmprogramm-Prämien<br />

17 MEDIA-News<br />

ACE und der neue Reelport in Oberhausen<br />

Schwerpunkt: Deutschland 2005<br />

Mit Beiträgen von<br />

18 Dominik Graf<br />

21 Ruth Toma<br />

22 Nina Hoger<br />

22 Vanessa Jopp<br />

23 Kadir Sözen<br />

24 Til Schweiger<br />

25 Tom Tykwer<br />

26 Hannes Stöhr<br />

27 Andreas Dresen<br />

28 Jakob Claussen<br />

29 Oskar Roehler<br />

30 Michael Schmid-Ospach<br />

31 Location<br />

Grüne Lungen<br />

32 Dreharbeiten in NRW<br />

34 Eine schwere, mühevolle Reise<br />

Am Set von Sebastian Schippers „Ein Freund von mir“<br />

35 Mit besten Empfehlungen<br />

Kinostarts: Schöne Frauen, Die syrische Braut,<br />

Kammerflimmern, Creep<br />

Schwerpunkt<br />

Festiv<strong>als</strong><br />

Editorial – newsletter@filmstiftung.de<br />

Der nächste Newsletter erscheint Mitte<br />

März und wird sich in seinem Schwerpunkt<br />

der Festival-Szene in <strong>Nordrhein</strong>-<br />

<strong>Westfalen</strong> widmen. Ab dem 16. März ist<br />

das Heft auch online unter www.film<br />

stiftung.de zu finden.<br />

3


Ein Bär für Stöhr?<br />

Dafür, dass Fatih Akin im vergangenen Jahr den<br />

„Goldenen Bären“ gewann, konnte Berlinale-Leiter<br />

Dieter Kosslick nichts. Das war die Entscheidung<br />

der internationalen Jury. Wofür man<br />

ihn sehr wohl verantwortlich machen kann, sind<br />

die kontinuierlichen Einladungen deutscher Filme<br />

in den Wettbewerb, wobei ihm das derzeit hohe<br />

Niveau heimischer Produktionen die Entscheidungen<br />

sicher erleichtert hat.<br />

Auch bei der 55. Berlinale (10. – 20.02.)<br />

stehen wieder drei deutsche Filme im Wettbewerb,<br />

darunter die von der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW geförderte Produktion „One Day in Europe“<br />

von Hannes Stöhr. In vier Episoden erzählt<br />

er seinen Film, der in Moskau, Berlin, Istanbul<br />

und Santiago de Compostella am Tag des<br />

fiktiven Champions-League-Endspiels Galata-<br />

Kleine Monster im<br />

Kinder-Wettbewerb<br />

Was machen Monsterkinder, wenn sie nachts<br />

nicht schlafen können? Sie erfinden Hunderte<br />

von Ausreden, mit denen sie ins elterliche Monsterbett<br />

krabbeln – genau wie Menschenkinder.<br />

Wie eine kleine Monsterin dennoch lernt, alleine<br />

im eigenen Bett zu schlafen, erzählen Alexandra<br />

Schatz und Ted Sieger in ihrem<br />

achtminütigen Animationsfilm „Die kleine Monsterin“,<br />

der im Wettbewerb des Kinderfilmfestiv<strong>als</strong><br />

der Berlinale zu sehen ist und der<br />

nach einem Kinderbuch von Andrea und Ted<br />

Sieger entstand. Realisiert wurde das von der<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW geförderte Projekt, an<br />

dem auch ZDF und DRS beteiligt sind, von der<br />

Alexandra Schatz Filmproduktion im<br />

Kölner Trickstudio Lutterbeck.<br />

Orte und Zeiten<br />

Leider standen zu Redaktionsschluss des Newsletters die<br />

Vorführungsdaten der 22 von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

geförderten Berlinale-Filme noch nicht endgültig fest.<br />

Wer dennoch schon im Vorfeld seinen Festivalbesuch<br />

perfekt vorbereiten möchte, findet Anfang Februar unter<br />

www.berlinale.de das komplette Programm der<br />

Filmfestspiele mit allen Ort- und Zeitangaben.<br />

4<br />

saray Istanbul gegen Deportivo La Coruna spielt<br />

(siehe auch das „Making of“ auf Seite 6). Die<br />

deutsch-spanische Koproduktion der Berliner<br />

Moneypenny entstand in Zusammenarbeit<br />

mit ZDF/arte und wird von Piffl Medien in<br />

die Kinos gebracht.<br />

Als internationale Koproduktion erhielt der<br />

ebenfalls geförderte Kinofilm „Paradise Now“<br />

von Hany Abu-Assad eine Einladung in den<br />

Wettbewerb. Der palästinensische Regisseur, der<br />

vor allem durch seinen Film „Rana’s Wedding“<br />

bekannt wurde, erzählt die Geschichte zweier<br />

Jungen, die sich <strong>als</strong> Selbstmordattentäter mit einer<br />

scharfen Bombe an ihrem Körper nach Israel<br />

aufmachen. Gedreht wurde die Produktion<br />

der Berliner Razor Film 2004 in Nablus, Nazareth<br />

und Tel Aviv.<br />

NRW berät<br />

in Berlin<br />

NRW-Talents auf dem Campus<br />

Über 2500 junge Talente aus 105 Staaten haben<br />

sich mit ihren Filmen beworben. 500 aus<br />

89 Ländern erhielten eine Zusage und können<br />

sich nun auf eine aufregende Woche auf dem<br />

3. Talent Campus der Berlinale freuen. Motto<br />

des Campus, der vom 13. bis 17. Februar im<br />

Haus der Kulturen stattfindet, ist in diesem<br />

Jahr „Designing Your Future“. Aus <strong>Nordrhein</strong>-<br />

<strong>Westfalen</strong> werden sieben junge Talente ihre Zukunft<br />

gestalten: Jaime Barrios, Sandra<br />

Stallmeier, Miriam Gröber, Frances Soeder,<br />

Robert Wiezorek, Atischeh Hannah<br />

Braun und Karsten Scheunemann.<br />

Alle Teilnehmer und das volle Programm, das<br />

Fragen zur Filmförderung in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>?<br />

Dann treffen Sie die Mitarbeiter der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW in Berlin. Auch in diesem Jahr<br />

finden Sie die <strong>Filmstiftung</strong> während der Berlinale<br />

wieder auf dem Potsdamer Platz am Stand<br />

von Focus Germany, dem Zusammenschluss<br />

der deutschen Filmförderungen. Die Adresse:<br />

European Film Market im Atrium des Debis-Hauses,<br />

German Boulevard, Eichhornstr. 3.<br />

Für den European Film Market heißt es nach<br />

der Berlinale Abschied nehmen vom Potsdamer<br />

Platz. Ab 2006 wird der Markt im benachbarten<br />

Gropius-Bau stattfinden.<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW auf der Berlinale,<br />

Tel. (030) 25291799;<br />

Fax (030) 60034387<br />

sich vor allem dem Bereich Production Design<br />

widmet und täglich ab 14 Uhr auch den inoffiziellen<br />

Talenten offen steht, unter www.berlinale-talentcampus.de.<br />

Die ifs internationale filmschule Köln<br />

ist auf dem Campus nicht nur mit einem Stand<br />

vertreten, sondern bietet auch eine eigene Veranstaltung<br />

an: Am Beispiel des russischen Blockbusters<br />

„Night Watch“, der auch auf der Berlinale<br />

läuft, werden am 17. Februar Promotion,<br />

Design und Marketingstrategien analysiert.<br />

Talent Campus, Tel. (030) 25920515;<br />

info@berlinale-talentcampus.de<br />

Till Endemanns<br />

„Das Lächeln der Tiefseefische“<br />

in der Perspektive.<br />

Foto: Zieglerfilm Köln<br />

Konrad R. Müller:<br />

„Klimt“ im Focus<br />

Er hat Golda Meir, Sadat und Arafat ebenso<br />

fotografiert wie die deutschen Bundeskanzler.<br />

Seit Anfang des Jahres begleitet der Fotograf<br />

Konrad R. Müller nun mit seiner Kamera die<br />

Dreharbeiten zu Roul Ruiz’ Künstlerbiographie<br />

„Klimt“ (siehe auch Seite 32) in Wien und<br />

<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>.<br />

Während ihres Berlinale-Empfangs in der<br />

Landesvertretung NRW präsentiert die <strong>Filmstiftung</strong><br />

mit dem Land NRW 20 ausgewählte<br />

Aufnahmen, die der 64-jährige Fotograf<br />

mit den Hauptdarstellern John Malkovich<br />

und Veronica Ferres am Set in Wien geschossen<br />

hat.<br />

Die Ausstellung mit hochformatigen (80x60)<br />

Schwarz-Weiß-Bildern, die in Berlin nur an diesem<br />

einen Abend zu sehen sein wird, soll zu einem<br />

späteren Zeitpunkt auch in NRW präsentiert<br />

werden. Der Newsletter wird Sie frühzeitig<br />

über Ort und Zeit informieren.<br />

Shooting Stars<br />

127 junge Schauspieltalente können sich bislang<br />

mit dem Titel Shooting Star schmücken.<br />

In diesem Jahr kommen 21 neue dazu, die die<br />

European Film Promotion (EFP) während<br />

der Berlinale wieder der Öffentlichkeit vorstellen<br />

wird. Aus Österreich ist die 24-jährige Franziska<br />

Weisz dabei, die bereits 2004 Jahr beim<br />

Festival de Cannes in Jessica Hausners<br />

„Hotel“ einen Auftritt auf dem roten Teppich<br />

hatte. Der Kinofilm, der im Januar auch auf dem<br />

Festival Max-Ophüls-Preis in Saarbrükken<br />

lief, wurde von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

gefördert. Aus Deutschland wurde Max Riemelt<br />

ausgewählt. Der 21-jährige Schauspieler<br />

war in beiden „Mädchen, Mädchen“-Filmen zu<br />

sehen und spielt die Hauptrolle in Dennis Gansels<br />

aktuellem Kinofilm „Napola“.<br />

EFP, Tel. (040) 3906252;<br />

info@efp-online.com<br />

newsletter@filmstiftung.de – Berlinale<br />

„Die kleine Monsterin“<br />

kann nicht schlafen.<br />

Foto: Schatz Filmproduktion<br />

Im Wettbewerb: „Paradise Now“<br />

von Hany Abu-Assad


Sechs Regisseure, sechs Filme: „Lost and Found“<br />

eröffnet das Forum. Foto: Icon Film<br />

Der Osten<br />

wird farbig<br />

Nach Sundance nun<br />

auch im Panorama<br />

der Berlinale:<br />

„Stranger“. Foto:<br />

Bavaria Film International<br />

Herbert Schwering und Christine Kiauk,<br />

Produzenten der Kölner Icon Film, sind auf der<br />

Berlinale mit gleich vier Filmen präsent. Drei<br />

davon erhielten eine Förderung von der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW. So wird das 35. Internationale<br />

Forum des Jungen Films am 11.<br />

Februar 2005 mit der Uraufführung des Kinofilms<br />

„Lost and Found“ eröffnet. Die sechs Episoden<br />

zum Thema „Generation“ wurden von<br />

jungen Filmemachern aus Osteuropa gedreht.<br />

Icon Film koproduzierte den Film mit relations,<br />

einem Initiativprojekt der Kulturstiftung des<br />

Bundes und sechs Produktionsfirmen aus Bulgarien,<br />

Rumänien, Serbien, Bosnien, Ungarn und<br />

Estland. Außerdem von Icon produziert und auf<br />

den Filmfestspielen zu sehen sind: „Crash Test<br />

Dummies“ von Jörg Kalt (Forum), „Saratan<br />

– Hochsommer“ von Ernest Abdyshaparov<br />

Panorama: Go East<br />

Das Gerd-Ruge-Stipendium, das die <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW seit 2002 an junge <strong>Dokument</strong>arfilmer<br />

vergibt, trägt Früchte. Mit ihrem<br />

Film „Weisse Raben - Alptraum Tschetschenien“<br />

über den Krieg im Kaukasus erhielt die Gerd-<br />

Ruge-Stipendiatin Tamara Trampe eine Einladung<br />

ins Panorama der Berlinale. Die Koproduktion<br />

der zero Film mit ZDF/arte ist<br />

eine von sechs geförderten Produktionen, die<br />

in der Sektion zu sehen sind und die – abgesehen<br />

von Lutz Hachmeisters „Das Goebbels-Experiment“<br />

– alle im Osten oder Nahen<br />

Osten spielen.<br />

In seiner neuen Doku begibt sich Hachmeister<br />

gemeinsam mit Michael Kloft auf die<br />

Spuren von Joseph Goebbels. Ohne Stimmen<br />

von Zeitzeugen und Kommentierungen durch<br />

Historiker verlassen sie sich in ihrer Koproduktion<br />

mit dem ZDF ganz auf alte Archivaufnahmen<br />

und Udo Samel, der aus den Tagebüchern<br />

des Propagandaministers vorliest.<br />

Im Mittelpunkt der deutsch-polnischen Koproduktion<br />

„Stranger“ von Regisseurin Malgorzata<br />

Szumowska steht eine junge Frau,<br />

die sich für oder gegen ihr ungeborenes Kind<br />

entscheiden muss. Die Koproduktion der Warschauer<br />

STI mit der Kölner Pandora war bereits<br />

auf dem Festival in Sundance zu sehen.<br />

Ebenfalls <strong>als</strong> Ost-West-Koproduktion entstand Ernest<br />

Abdyjaparovs Kinofilm „Saratan“, in dem<br />

er von den Bewohnern eines kirgisischen Bergdorfs<br />

erzählt, die schon lange nicht mehr an „besseren<br />

Zeiten“ glauben. Die deutsch-kirgisische Koproduktion<br />

entstand in Zusammenarbeit des<br />

Kyrgis Filmstudio, der Berliner Viet Filmproduktion<br />

und der Kölner Icon Film.<br />

In ihrer Doku „Massaker“ schließlich erzählen<br />

Monika Borgmann, Lokman Slim<br />

und Hermann Theißen von den Massakern<br />

in Sabra und Shatila, dem 1982 1000 bis 3000<br />

palästinensische Zivilisten zum Opfer fielen. Die<br />

Täter stammten aus den Reihen der Forces Libanaises.<br />

Die Doku über das Verbrechen produzierte<br />

die Kölner Lichtblick <strong>als</strong> internationale<br />

Koproduktion mit dem WDR.<br />

(Panorama) und die Doku „Was lebst Du?“ von<br />

Bettina Braun (Perspektive). Die von Schwering<br />

gegründete Filmfirma ist seit 1998 in Köln<br />

tätig und machte sich in den vergangenen Jahren<br />

vor allem mit ambitionierten Jugend-Filmen<br />

(u.a. „Fickende Fische“) einen Namen. Zugleich<br />

knüpften die Kölner intensive Kontakte zu Filmschaffenden<br />

in Mittel- und Osteuropa und speziell<br />

in Kirgisien. Kurz vor der Berlinale sprach der<br />

Newsletter mit Herbert Schwering über sein Engagement<br />

im Osten.<br />

Beim Forum des Jungen Films spiegeln<br />

Filme wie „Lost and Found“ ein neues<br />

Selbstverständnis der jungen Generation<br />

von Filmschaffenden aus Mittel- und<br />

Osteuropa wider. Welche Erfahrungen haben<br />

Sie <strong>als</strong> Produzent gemacht?<br />

Es gab die Idee eines Netzwerks zwischen<br />

uns und den beteiligten Filmemachern aus sechs<br />

Ländern. Tatsächlich sind neue Zusammenhänge<br />

entstanden, auch ganz ohne uns. So wurde et-<br />

Int. Forum:<br />

Lost and Found<br />

Mit einer geförderten Produktion der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW eröffnet das Internationale<br />

Forum des Jungen Films sein Programm<br />

auf der Berlinale. „Lost and Found“ heißt das<br />

multinationale Projekt, bei dem sechs junge Filmemacher<br />

aus Mittel- und Osteuropa Kurzfilme<br />

zum Thema „Generation“ entwickelten, die<br />

mit einer eigenständigen Animations-Geschichte<br />

umrahmt werden. Die Filmemacher<br />

(Mait Laas, Nadejda Koseva, Cristian<br />

Mungiu, Jasmila Zbanich, Kornél Mundruczó<br />

und Stefan Arsenijevic) realisierten<br />

ihre Filme in ihrem Heimatland, die Postproduktion<br />

fand in Deutschland statt. Produziert<br />

wurde das Initiativprojekt der Kulturstiftung<br />

des Bundes von der Kölner Icon Film, die<br />

im Forum auch mit dem ebenfalls geförderten<br />

Kinofilm „Crash Test Dummies“ vertreten ist. In<br />

der deutsch-österreichischen Koproduktion mit<br />

der Wiener amour four und dem WDR erzählt<br />

Jörg Kalt die tragikomische Geschichte<br />

eines jungen rumänischen Pärchens, das ohne<br />

Geld in Wien strandet.<br />

In den Ortschaften zwischen Bonn und Köln<br />

hat sich Regisseurin Alexandra Sell für ihre<br />

Doku „Durchfahrtsland“ umgesehen. In dieser<br />

Region, die weder städtisch noch ländlich ist,<br />

begleitet sie fünf Menschen, die ihre Ziele trotz<br />

Rückschlägen weiter verfolgen. Die Produktion<br />

der Kölner 2 Pilots entstand in Zusammenarbeit<br />

mit ZDF/Das kleine Fernsehspiel.<br />

wa grenzüberschreitend Technik ausgetauscht.<br />

Weil die Produktion sehr gut gelaufen ist, wird<br />

das auch für die zukünftigen Projekte von Icon<br />

Film nicht ohne Folgen bleiben. Mit Stefan Arsenijevic<br />

und seinem<br />

Produzenten in Belgrad<br />

gibt es konkrete Pläne<br />

für weitere Projekte.<br />

Wie gehen Sie<br />

bei Produktionen in<br />

mittel- und osteuropäischen<br />

Ländern<br />

mit unterschied-<br />

Herbert Schwering,<br />

lichenVor-Ort-Ge- Icon Film<br />

gebenheiten um?<br />

Man muss sich die Strukturen immer wieder<br />

neu erschließen. In Belgrad etwa war es ein<br />

Problem, für „Lost and Found“ eine 35 mm-Kamera<br />

zu finden, die auch bezahlbar war. Über<br />

kleine Umwege sind wir an die Technik von Emir<br />

Kustorica gekommen, der uns nach Kräften<br />

Perspektive:<br />

Lächelnde Fische<br />

Mit den letzten drei Ausgaben seiner Berlinale-Reihe<br />

Perspektive Deutsches Kino hat<br />

es Alfred Holighaus geschafft, eine starke<br />

Leistungsschau des deutschen Kinos auf die Beine<br />

zu stellen. Umso gespannter darf man auf<br />

die vierte Ausgabe sein, bei der die <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW mit der geförderten Produktion<br />

„Das Lächeln der Tiefseefische“ vertreten ist. In<br />

seinem Debütfilm, den Regisseur Till Endemann<br />

in vergangenen Sommer in Mecklenburg-Vorpommern<br />

in Szene setzte und der auch<br />

im Wettbewerb des Festiv<strong>als</strong> Max-Ophüls-<br />

Preis zu sehen war, erzählt er eine Coming-of-<br />

Age-Geschichte, die auf einer Ostsee-Insel spielt.<br />

Jakob Matschenz, Alice Dwyer und Peter<br />

Kurth spielen die Hauptrollen in der Produktion<br />

der Zieglerfilm Köln und<br />

WDR/arte.<br />

In ihrem ebenfalls geförderten Episodenfilm<br />

„Weltverbesserungsmaßnahmen“ wollen<br />

die Regisseure Jörn Hintzer und Jakob<br />

Hüfner mit ihrer Produktionsfirma Datenstrudel<br />

liebevoll kritisch und auf satirische Art<br />

und Weise zeigen, wie es ist, wenn Deutsche<br />

versuchen die Welt zu verändern und dabei<br />

ganz nebenbei den Utopiemuskel trainieren.<br />

Als Ehrengast erhielt Nico von Glasow<br />

eine Einladung in die Perspektiven. Dort stellt<br />

er seinen geförderten Film über die „Edelweisspiraten“,<br />

die in der Nazi-Zeit in Köln Widerstand<br />

leisteten, <strong>als</strong> Europapremiere vor.<br />

German Cinema<br />

Für akkreditierte Besucher der Berlinale hat Heinz Badewitz in der Reihe German Cinema<br />

wieder die interessantesten deutschen Produktionen des letzten Jahres zusammengestellt. Die <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW ist in diesem Jahr mit acht Filmen vertreten: „Allein“ von Thomas Durchschlag,<br />

„Agnes und seine Brüder“ von Oskar Roehler, „Aus der Tiefe des Raumes“ von Gil Mehmert,<br />

„Kammerflimmern“ von Hendrik Hölzemann, „Männer wie wir“ von Sherry Hormann, „Kebab<br />

Connection“ von Anno Saul, „Sommersturm“ von Marco Kreuzpaintner und die verleihgeförderte<br />

WDR-Produktion „Alles auf Zucker“ von Dani Levy, die im Januar am Startwochenende<br />

einen hervorragenden Kopienschnitt von über 1000 Besuchern erzielte.<br />

unterstützt hat. In Kirgisien merkt man, dass das<br />

Land im Aufbruch ist. Als wir vor fünf Jahren für<br />

den <strong>Dokument</strong>arfilm „Milch und Honig aus Rotfront“<br />

dort waren, mussten wir in schwarz-weiß<br />

drehen und viel improvisieren. Jetzt war es möglich,<br />

„Saratan“ in Farbe zu realisieren.<br />

Welche Rolle spielen Sie <strong>als</strong> hiesiger<br />

Produzent in einer west-östlichen Koproduktion?<br />

Von unserer Seite sollte man mehr darauf<br />

achten, wie ein Film auf internationale Festiv<strong>als</strong><br />

kommt und ihn so verkaufen, dass Geld zurückfließt.<br />

Wichtig ist, nicht von hier aus allein<br />

produzieren zu wollen, sondern gemeinsam Verantwortung<br />

zu übernehmen. Es geht ja nicht um<br />

Filme, die nur in Deutschland funktionieren.<br />

Gleichzeitig gilt, dass diese Filme nur entstanden<br />

sind, weil wir sie von hier aus angeschoben<br />

haben.<br />

Icon Film, Tel. (0221) 322053;<br />

info@icon-film.de<br />

Berlinale – newsletter@filmstiftung.de 5


Einen Film über Europa<br />

wollte Hannes Stöhr<br />

machen, über dieses Mosaik<br />

der vielfältigen Regionen,<br />

Kulturen und Mentalitäten<br />

und die Probleme der<br />

Menschen, sich einander<br />

mitzuteilen. Die zwischen-<br />

menschliche Verständigung<br />

war nicht nur Thema<br />

des Films „One Day in<br />

Europe“, sondern auch das<br />

der Produktion.<br />

enn Regisseur Hannes Stöhr an die<br />

Wvergangenen Neunziger zurückdenkt,<br />

beschleicht ihn sofort wieder „dieses<br />

europäische Gefühl“. Nach dem Fall<br />

des Eisernen Vorhangs lag überall Neugierde<br />

und Aufbruch in der Luft. Man traf<br />

Menschen aus vorm<strong>als</strong> fremden Ländern<br />

wie Polen oder Russland, kam mit ihnen<br />

ins Gespräch, ebenso wie mit den Engländern,<br />

Franzosen oder Skandinaviern,<br />

die schon früher mit dabei waren. Mit der<br />

neuen Offenheit stellte sich die Frage<br />

nach der Verständigung: „Intellektuelle<br />

sind natürlich im Vorteil, weil sie eine<br />

Fremdsprache meist einigermaßen beherrschen“,<br />

sagt Stöhr. „Aber auch sie reden<br />

häufig mit Händen und Füßen. Am<br />

Ende landet man meist bei diesem Basic<br />

English.“ Doch das hat ebenfalls seine<br />

Tücken, denn selbst wenn Deutsche und<br />

Russen die gleichen Vokabeln benutzen,<br />

müssen sie nicht immer das Gleiche meinen.<br />

Stöhr kennt diese Situationen aus eigener<br />

Erfahrung. Er war viel unterwegs,<br />

studierte in Santiago de Compostela in<br />

Spanien und lebte längere Zeit in Istanbul.<br />

Für seinen Film „Berlin is in Germany“<br />

war er häufiger in Moskau. Vier Sprachen<br />

spricht er fließend. Irgendwann kam<br />

dann die Idee, einen Film über Europa zu<br />

machen, über dieses Mosaik der vielfältigen<br />

Regionen, Kulturen und Mentalitäten<br />

und ihre alltäglichen Probleme, sich<br />

einander mitzuteilen.<br />

„One Day in Europe“ erzählt diese Ge-<br />

6<br />

Making of „One Day in Europe” von Hannes Stöhr<br />

Mit Händen und Füßen<br />

VON WOLFGANG HIPPE<br />

schichten, wobei die deutsche Übersetzung<br />

des Titels schon wieder die Vieldeutigkeit<br />

der sprachlichen Kommunikation<br />

signalisiert: Sie kann sowohl „Ein Tag<br />

in Europa“ wie „Eines Tages in Europa“<br />

heißen. In jedem Fall haben es eine englische<br />

Geschäftsfrau und eine Rentnerin<br />

in Moskau, ein deutscher Rucksacktourist<br />

und ein Taxifahrer in Istanbul, ein ungarischer<br />

Pilger in Santiago de Compostela<br />

und ein französisches Straßenkünstler-<br />

Pärchen in Berlin an diesem einen Tag und<br />

zur gleichen Zeit mit der Polizei zu tun: vier<br />

Städte, vier Diebstähle, vier Polizeiwachen<br />

und ein Großereignis, das den ganzen<br />

Kontinent in seinen Bann zieht und vor die<br />

Fernseher zwingt. „Man kann Fußball mögen<br />

oder nicht“, bekennt der Filmemacher,<br />

erklärter Fußballfan und aktiver Freizeitkicker,<br />

„aber wenn man ein kulturelles<br />

Event benennen soll, das von Moskau<br />

bis Istanbul und Lissabon, von Spanien<br />

über England bis Helsinki wahrgenommen<br />

wird, dann ist es das Finale der Champions<br />

League. Hier spürt man so etwas wie europäische<br />

Identität.“ Stöhr hat keinen Fußballfilm<br />

gemacht. Ihn interessiert die Faszination,<br />

die der Sport ausstrahlt. Die Momente,<br />

in denen die Spannung des Endspiels<br />

nicht nur die Fans im Stadion erfasst,<br />

nutzt er <strong>als</strong> roten Faden. Im Film ist das<br />

Spiel stets über den Fernseher präsent –<br />

und über die Fans, die sich, das Spiel und<br />

die Vereinsfarben immer wieder ins Bild<br />

schieben. Die Auswahl der beiden Mann-<br />

Szenen aus Europa. Istanbul: Florian (Florian Lukas) und Attila (Erdal<br />

Yildiz), Moskau: Elena (Luidmila Tsvetkova) und Kate (Megan<br />

Gay) und Santiago: Gabor (Peter Scherer) und Sarxento Barreda<br />

(Miguel de Lira). Foto: Moneypenny Film.<br />

newsletter@filmstiftung.de – Making of<br />

schaften des fiktiven Finales ist zugleich<br />

eine ironische Metapher auf den von dem<br />

amerikanischen Politologen Samuel<br />

Huntington schon vor einigen Jahren prophezeiten<br />

„Clash of Civilisation“ der Weltreligionen.<br />

An diesem Tag stehen sich Galatasaray<br />

Istanbul und Deportivo La Coruna<br />

gegenüber. Der vielfache türkische<br />

Meister spielt traditionell in Gelb-Rot (was<br />

auch die spanischen Nationalfarben sind),<br />

feiert 2005 sein hundertjähriges Bestehen<br />

und steht für die islamische Türkei, die in<br />

der Europäischen Fußballunion UEFA<br />

mitmacht und jetzt auch der „richtigen“<br />

Europäischen Union beitreten will. Der<br />

mehrfache spanische Meister Deportivo<br />

(traditionell in Blau-Weiß) führt seit seiner<br />

Gründung vor 99 Jahren ein blaues Kreuz<br />

im Vereinswappen. Die Stadt liegt nur ein<br />

paar Kilometer von Santiago de Compostela<br />

weg, dem „apostolischen Mekka“<br />

des katholischen Abendlandes. Moschee<br />

gegen Basilika <strong>als</strong>o. „Geht Europa vielleicht<br />

mit dem Eintritt der Türkei in die EU<br />

unter?“, fragt Stöhr eher rhetorisch und<br />

gibt sich gleich die Antwort: „Im Endeffekt<br />

werden alle Fußball gucken.“ Verständigungsprobleme<br />

gibt es ja selbst in<br />

Kerneuropa: Weil er aus Marseille und sie<br />

aus Paris stammt, redet das französische<br />

Pärchen in Berlin manchmal aneinander<br />

vorbei. Und der ostdeutsche Tourist kann<br />

in Istanbul seinem türkischen Taxifahrer<br />

auch deshalb nicht folgen, weil der astrein<br />

schwäbelt.


„Die zwischenmenschliche Verständigung<br />

war nicht nur Thema des Film,<br />

sondern auch das der Produktion“, sagt<br />

Produzentin Anna Leppin von der Berliner<br />

moneypenny filmproduktion im Rückblick<br />

– und mit einem kleinen Seufzer. Denn es<br />

galt, den Dreh in einem sehr engen Zeitplan<br />

und in vier Städten quer über den<br />

ganzen Kontinent zu organisieren. Das<br />

klappte nicht immer reibungslos. Die logistischen<br />

Schwierigkeiten mit dem Zoll<br />

zwischen Moskau und Istanbul etwa waren<br />

beträchtlich. Der Inhalt jedes der mitgeführten<br />

63 Behältnisse (Gesamtgewicht<br />

mehr <strong>als</strong> eine Tonne) musste auf einer beglaubigten<br />

Liste einzeln aufgeführt und<br />

vorab mitgeteilt werden. Die Kisten wurden<br />

ein- und ausgepackt, was dauert.<br />

Leppin: „Die großen amerikanischen Produktionsgesellschaften,<br />

die dam<strong>als</strong> gerade<br />

in Moskau gedreht haben, mussten<br />

zehn Tage auf ihre Technik warten. Wir<br />

hatten nur drei Tage angesetzt und haben<br />

ziemlich gezittert, dass es in dieser Zeit<br />

klappt.“ Es klappte dann irgendwie mit nur<br />

einem Tag Verzögerung.<br />

Insgesamt legte die zwölfköpfige<br />

Kern-Crew mit Regisseur, Produzentin und<br />

Heads of Departments knapp 10.000 Kilometer<br />

zurück. Vor Ort war jeweils zusätzliches<br />

lokales Personal engagiert, so<br />

dass insgesamt rund 150 Personen am<br />

Projekt beteiligt waren. „Die Zusammenarbeit<br />

im Team war wirklich gut“, lobt<br />

Stöhr seine Mitarbeiter, „Filmhandwerk<br />

hat eine universelle Sprache“. Die Schauspieler<br />

wurden nach der Muttersprache<br />

besetzt: So spielt eine Engländerin die Engländerin<br />

im Film, ein Ungar den Ungar<br />

und so fort. Der Ton wurde direkt am Set<br />

aufgezeichnet. Produzentin Leppin: „Es<br />

gibt im ganzen Film keinen nachsynchronisierten<br />

Satz.“ So sprechen die Darsteller<br />

ihre Sprache oder radebrechen je<br />

nach Bedarf – eben wie im richtigen Leben.<br />

Eine „saubere deutsche Übersetzung“<br />

hätte den Charme der Story zerstört.<br />

Auf gelegentliche Untertitel wollte<br />

man allerdings nicht verzichten. „Aber“,<br />

so Leppin, „ der Film funktioniert auch ohne<br />

sie. Man kann, aber braucht sie nicht<br />

zu lesen.“ Am Ende erwartet die Zuschauer<br />

ein furioses Finale. ZDF-Sportreporter<br />

Rolf Töpperwin kommentiert, die<br />

Fans bangen, und die Galatasaray-Kurve<br />

skandiert rhythmisch: „Europa, Europa –<br />

hörst Du unsere Rufe ?! Europa, Europa<br />

– hörst Du unsere Hufe ?!“ – europäischer<br />

Alltag.<br />

One Day in Europe (90 min. color, 35 mm, Cinemascope),<br />

Regie und Drehbuch: Hannes Stöhr<br />

Kamera: Florian Hoffmeister, Produzentin:<br />

Anna Leppin, Mit: Florian Lukas, Erdal Yildiz,<br />

Rachida Brakni, Miguel Deleda u.a. Eine Koproduktion<br />

von moneypenny filmproduktion<br />

mit Filmanova S.L, Filmanova Invest S.A,<br />

workshop, ZDF - Das kleine Fernsehspiel in<br />

Zusammenarbeit mit Arte und Televisión de<br />

Galicia S.A, www.pifflmedien.de<br />

Making of – newsletter@filmstiftung.de<br />

Pictorion Pictures präsentiert<br />

NOMINIERT FÜR DEN<br />

GOLDEN GLOBE BESTER SCHAUSPIELER:<br />

KEVIN SPACEY<br />

KEVIN SPACEY<br />

KATE BOSWORTH<br />

EIN KEVIN SPACEY FILM<br />

BEYOND<br />

THE<br />

SEA<br />

ER GIBT NICHT AUF,<br />

BIS DIE WELT ZU SEINER MUSIK TANZT.<br />

PICTORION PICTURES PRÄSENTIERT EINE ARCHER STREET/QI QUALITY INTERNATIONAL/TRIGGER STREET PRODUKTION IN ZUSAMMENARBEIT MIT VISIONVIEW, STUDIO BABELS-<br />

BERG MOTION PICTURES, ENDGAME ENTERTAINMENT, ELEMENT X, MEDIA 8 ENTERTAINMENT, MEDIENBOARD BERLIN-BRANDENBURG EINEN KEVIN SPACEY<br />

FILM KEVIN SPACEY KATE BOSWORTH ‘BEYOND THE SEA’ JOHN GOODMAN BOB HOSKINS BRENDA BLETHYN GRETA SCACCHI CAROLINE AARON PETER<br />

CINCOTTI UND WILLIAM ULLRICH ALS JUNGEN BOBBY CASTING JOANNA COLBERT CASTING EUROPA MARY SELWAY CDG FIONA WEIR RISA KES JIL GREEN CDG<br />

ASSOCIATE PRODUCER ANNA CAMPEAU CHRISTIAN FROHN JEREMY WHELEHAN HERSTELLUNGSLEITUNG GUY TANNAHILL EXECUTIVE PRODUCER MICHAEL BURNS PETER BLOCK<br />

JASON CONSTANTINE JIM REEVE STEVE ROBBINS THIERRY POTOK HENNING MOLFENTER JOANNE HOROWITZ DOUGLAS E. HANSEN MARK DAMON<br />

MUSIKLEITUNG JOHN WILSON MUSIKPRODUZENT PHIL RAMONE CHOREOGRAPHIE ROB ASHFORD MAKE UP & FRISUREN PETER SWORDS KING KOSTÜME RUTH MYERS SCHNITT TRE-<br />

VOR WAITE SZENENBILD ANDREW LAWS KAMERA EDUARDO SERRA ASC AFC PRODUZIERT VON ARTHUR E. FRIEDMAN PRODUZIERT VON ANDY PATERSON JAN FANTL KEVIN<br />

SPACEY BUCH KEVIN SPACEY UND LEWIS COLICK REGIE KEVIN SPACEY<br />

Soundtrack erhältlich bei<br />

Rhino/Warner Strategic Marketing<br />

www.beyondthesea-derfilm.de<br />

AB 17. FEBRUAR IM KINO!


Egoli Tossell:<br />

Tochter im Westen<br />

Das in der Medienregion vorhandene Knowhow<br />

bei internationalen Kino-Produktionen und<br />

die Nähe zu Frankreich und Benelux waren für<br />

die Berliner Egoli Tossell Film AG ausschlaggebend,<br />

in Köln die Tochterfirma Egoli<br />

Tossell Film Köln GmbH zu gründen<br />

(Neue Maastricher Str.12-14, 50672 Köln). Geschäftsführer<br />

der Firma sind Jens Meurer, Judy<br />

Tossell und Oliver Damian. Ihr erstes<br />

Spielfilmprojekt „Shooting Dogs“ ist derzeit in<br />

der Postproduktion. Das Drama, das den Genozid<br />

in Ruanda thematisiert, wurde an Origin<strong>als</strong>chauplätzen<br />

unter der Regie von Michael<br />

Caton-Jones („Rob Roy“) realisiert. Die Hauptrollen<br />

spielen Hugh Dancy und John Hurt.<br />

Als Produzenten zeichnen Meurer, David Belton<br />

(BBC Films) sowie Pippa Cross (Cross<br />

Day Productions) verantwortlich. ZDF/arte<br />

ist <strong>als</strong> deutsch-französischer Koproduzent beteiligt.<br />

Ebenfalls in der Postproduktion befindet<br />

sich das Feel-Good-Movie „Lively up Yourself“,<br />

das unter der Regie von Ed Herzog in Köln<br />

und auf Jamaika gedreht wurde – mit Heike<br />

Makatsch <strong>als</strong> Countrysängerin Helen, die es<br />

auf die Reggae-Insel verschlägt.<br />

Neben mehreren neuen Spielfilmprojekten<br />

haben die Kölner für 2005 auch ein internationales<br />

<strong>Dokument</strong>arfilmprojekt in Planung.<br />

„Menachmem und Fred“ erzählt die Geschichte<br />

von zwei in Deutschland geborenen jüdischen<br />

Brüdern, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg<br />

Richtung Amerika und Palästina trennten und<br />

nun nach 50 Jahren wieder begegnen. Die Regie<br />

führen Ofra Tevet und Ronit Kertsner.<br />

Egoli Tossell Film Köln,<br />

contact@egolitossell.com<br />

Gabriele Hübner-Voß und Christoph Hübner<br />

Orden für Hübner<br />

Die Wittener Filmemacher Gabriele Hübner-<br />

Voß und Christoph Hübner wurden am 21.<br />

Dezember von NRW-Ministerpräsident Peer<br />

Steinbrück für ihre „Verdienste um die Filmkultur<br />

in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> und ihre Filmarbeit<br />

im Ruhrgebiet“ mit dem Verdienstorden des<br />

Landes NRW ausgezeichnet. Ihr gemeinsames<br />

Werk fand jüngst in der von der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW geförderten Kinodoku „Die Champions“<br />

einen weiteren vorläufigen Höhepunkt, der im<br />

Frühjahr 2005 nicht nur im WDR ausgestrahlt<br />

wird, sondern zudem ab sofort auf DVD erhältlich<br />

ist. Darüber hinaus findet auch Christoph<br />

Hübners „<strong>Dokument</strong>arisch arbeiten“ mit den<br />

Teilen 15 und 16 ihre Fortsetzung. Im Februar<br />

und März strahlt 3sat zwei neue Folgen der Gesprächsreihe<br />

aus, dieses Mal mit den Regisseuren<br />

Harun Farocki (20.2.) und Nikolaus<br />

Geyrhalter (20.3.).<br />

Hübner Filmproduktion, Tel. (02302)<br />

25300; huebner-film@t-online.de<br />

8<br />

Technik-Oscar nach Bonn<br />

Mit ihrem Technik-Oscar würdigt die amerikanische<br />

Academy of Motion Picture Arts<br />

and Sciences in diesem Jahr bahnbrechende<br />

Erfindungen im Bereich der Kamera-Kran-<br />

Technologie. Neben einem französischen Erfindertrio<br />

wird 2005 auch der Bonner Horst<br />

Burbulla ausgezeichnet. Vor rund zwanzig Jahren<br />

entwickelte er in Eigenbau einen Teleskop-<br />

Kamera-Kran, der die Aufnahmemöglichkeiten<br />

revolutionierte: „Mit seinem elektronisch gesteuerten,<br />

ausfahrbaren, leichtgewichtigen und<br />

überaus präzisen Kopf erlaubte er der Kamera,<br />

während der Aufnahme zu schwenken“, so die<br />

Academy. Eine Voraussetzung für den Sci-Tech-<br />

Oscar ist, dass die prämierten Neuerungen „ihren<br />

Nutzen über Jahre bewiesen und der Filmindustrie<br />

zu Erfolg verholfen haben“.<br />

Burbulla freut sich über die Auszeichnung.<br />

Muy bien von<br />

Hebestreit<br />

Philipp Hebestreit war Schauspieler, schrieb<br />

Drehbücher und hat <strong>als</strong> Filmemacher Industrieund<br />

Werbefilme realisiert. Im letzten Oktober<br />

gründete er in Düsseldorf zusammen mit Partnern<br />

die Hebestreit Film Ltd. i.G. Das<br />

Unternehmen mit zwei festen und drei freien<br />

Mitarbeitern will sich auf die Herstellung von<br />

Spielfilmen konzentrieren. In Vorbereitung ist<br />

der Spielfilm „Muy bien“ über einen jungen Börsianer,<br />

der auf Mallorca ein Abenteuer erlebt<br />

und seine große Liebe findet. Weitere Projekte<br />

sind der Kinofilm „Visionary“ und die <strong>Dokument</strong>ation<br />

„Werte inbegriffen!?“.<br />

Hebestreit Film; Tel. (0211) 6218894;<br />

info@hebestreitfilm.com<br />

Schubert Film<br />

Die Firma des <strong>Dokument</strong>arfilmers Dietrich<br />

Schubert ist umgezogen. Die neue Adresse<br />

der Filmproduktion Dietrich Schubert:<br />

Weg 24, 53949 Dahlem-Kronenburg. Zu erreichen<br />

ist die Produktionsfirma unter der neuen<br />

Telefonnummer 06557-7258 oder per Mail<br />

unter DSchubertFilm@aol.com.<br />

Der erste Kran-Prototyp bei Dreharbeiten in Rom 1987 zu dem Kurzfilm<br />

„Im Exil der ertrunkenen Tiger“ von Gi Brenig. Foto: Horst Burbulla<br />

In den vergangenen zwei Jahrzehnten habe sich<br />

der Teleskop-Kran mehr <strong>als</strong> bewährt, aber „insgesamt<br />

war es nur ein kleiner Schritt im großen<br />

Filmgeschäft“. An der Erfindung war auch der<br />

Medienstandort NRW nicht ganz schuldlos. Gebaut<br />

hat Burbulla den Kran für seinen Spielfilm<br />

„Liebe und Tod“, der 1985 auf dem Filmfestival<br />

von Locarno uraufgeführt wurde. Weil es mit<br />

dem Filmemachen danach nicht mehr recht<br />

weiterging, spezialisierte er sich auf die entsprechende<br />

Technik. Heute arbeitet Burbulla in<br />

führender Position bei dem weltweit agierenden<br />

Unternehmen Technocrane. Am 12. Februar<br />

wird Burbulla die begehrte Trophäe in Beverly<br />

Hills entgegen nehmen.<br />

Horst Burbulla,<br />

Tel. (0171) 7101834;<br />

horst@supertechno.com<br />

Demo-DVD<br />

Die Agentur Ulrike Boldt in Meerbusch hält<br />

ab sofort eine neue Agentur-DVD mit Demobandausschnitten<br />

und Interviews mit 24 Schauspielern<br />

und sieben Nachwuchsdarstellern bereit.<br />

Außerdem ist der aktuelle Schauspiel-Katalog<br />

2005/2006 erschienen.<br />

Agentur Ulrike Boldt,<br />

Tel. (02150) 206562;<br />

office@agentur-ulrike-boldt.de<br />

ZBF: Neue Leitung<br />

Sybille Steinfartz ist seit Januar 2005 neue<br />

Leiterin der Stab- und Technik-Vermittlung der<br />

ZBF-Agentur in Köln (Zentrale Bühnen-, Fernseh-<br />

und Filmvermittlung). Die ZBF Stab/Technik<br />

vermittelt Produktionsleiter, Aufnahmeleiter,<br />

Kameraleute, Cutterinnen, Kostümbildnerinnen<br />

und anderes Fachpersonal für Fernsehsowie<br />

Filmproduktionen und ist in der Inneren<br />

Kan<strong>als</strong>traße 69 zu erreichen.<br />

ZBF, Tel. (0221) 55403306;<br />

sybille.steinfartz@arbeitsagentur.de<br />

newsletter@filmstiftung.de – Meldungen<br />

Update<br />

Gründerzentrum<br />

Möglichst bald soll ein audiovisuelles Gründerzentrum<br />

in Köln-Mülheim Absolventen von<br />

Film- und Medienhochschulen eine Chance zur<br />

Unternehmensgründung geben und sie so an<br />

den Medienplatz NRW binden. An der AV-<br />

Mediengründerzentrum GmbH, deren<br />

Gründung der Kölner Stadtrat unlängst beschlossen<br />

hat, beteiligt sich neben der Stadt<br />

Köln auch die <strong>Filmstiftung</strong> NRW. Geschäftsführer<br />

Michael Schmid-Ospach will<br />

„das Projekt mit allem erdenklichen Know-how<br />

unterstützen.“ Auch die IHK Köln will sich an<br />

der Gesellschaft beteiligen. Aktuell laufen Gespräche<br />

mit weiteren potenziellen Gesellschaftern.<br />

Wolfgang Fuchs <strong>als</strong> Leiter der<br />

stadtkölnischen Medienstabsstelle ist sich sicher,<br />

„dass wir im ersten Vierteljahr zum Notar gehen<br />

können“. Die Stadtsparkasse Köln hat<br />

für die nächsten Jahre finanzielle Unterstützung<br />

am Aufbau des ambitionierten Projektes zugesagt.<br />

Für „außerordentlich wichtig“ hält auch<br />

Norbert Schneider, Direktor der NRW-Landesanstalt<br />

für Medien (LfM) die Idee des<br />

Gründerzentrums. Auf Nachfrage sagte Schneider,<br />

die LfM werde sich zwar nicht <strong>als</strong> Gesellschafterin<br />

beteiligen, aber in Köln „von Fall zu<br />

Fall gezielt Projekte fördern.“ Vor Ort in Mülheim<br />

hält Investor Bernd Odenthal ein Gründerzeit-Gebäude<br />

mit rund 3000 qm Fläche bereit,<br />

in dem sich Gründer mit etablierten Firmen<br />

kombinieren können. Ankermieter wird die Colonia<br />

Media.<br />

Medienstabsstelle Köln,<br />

Tel. (0221) 22124571;<br />

josefine.woithe@stadt-koeln.de<br />

Cineworld<br />

Entertainment<br />

Die Bochumer Cineworld Entertainment,<br />

die bislang vor allem im Bereich des Lizenzhandels<br />

aktiv war, beschreitet 2005 neue Wege<br />

und wird auch <strong>als</strong> Filmanbieter aktiv. Mitte<br />

Februar 2005 erscheint bei Cineworld der Arthaus-Titel<br />

„Two Small Bodies – Zwei Körper“ auf<br />

DVD. Die New Yorker Kultregisseurin Beth B.<br />

hat die Koproduktion von Produzent Daniel<br />

Zuta mit dem ZDF in Szene gesetzt. Die<br />

Hauptrollen in dem Kammerspiel spielen Fred<br />

Ward und Suzy Amis. Fast zeitgleich veröffentlicht<br />

Cineworld in Zusammenarbeit mit der<br />

Münchner Eurovideo „Alles nur Tarnung“ von<br />

Peter Zingler. Die DVD wird neben einem<br />

Making Of, auch ein Interview mit dem Produzenten<br />

und dem Regisseur des Films, in dem<br />

Mario Adorf, Ben Becker, Muriel Baumeister<br />

und Heinz Hoenig die Hauptrollen<br />

spielen, enthalten. Cineworld sieht sich dabei<br />

nicht nur <strong>als</strong> kommerzieller Anbieter. „Die Verramschung<br />

des Films im Allgemeinen und der<br />

Big-Budget-Kommerz zerstören immer mehr die<br />

tatsächliche Absicht des Films. Film soll zum<br />

Nachdenken anregen und zur Bereicherung des<br />

Alltags beitragen“, so Cineworld Inhaber Oliver<br />

Bartkowski. Mehr Infos über das Programm<br />

unter www.cineworld-entertainment.com<br />

Cineworld, Tel. (0234) 300011;<br />

Cineworld1@aol.com


Pictorion mit Komplett-Programm<br />

Die Hürther Postproduzenten Pictorion das<br />

Werk melden den Erwerb ihres neuen Filmscanners<br />

Imager XE Advanced. Weltweit<br />

sind erst sieben solcher Geräte im Einsatz, davon<br />

nur eines in Europa. Die Kombination des<br />

Imagica Scanners mit dem Colour Grading System<br />

Baselight und dem bereits vorhandenen<br />

Arri-Laser ermöglicht ab sofort, ein komplettes<br />

Filmprojekt mit Spielfilmlänge ohne Qualitätsverlust<br />

in einem lückenlosen, datenbasierten<br />

Workflow zu bearbeiten. Dieses weit über<br />

HD-Standard hinaus gehende Niveau wird in<br />

Deutschland in dieser Form, so Pictorion, erstmalig<br />

realisiert. Nach Testläufen werden derzeit<br />

erste Aufträge bearbeitet.<br />

Pictorion das Werk, Tel. (2233)<br />

7934249; s.laux@das-werk.de<br />

Schwelmer Scoop<br />

Im Städtchen Schwelm bei Wuppertal gibt es<br />

kein First Class Hotel und kaum teure Büros in<br />

erstklassiger Lage – so ist das in der Provinz. Gerade<br />

deshalb hat die PR-Agentur Scoopcom!<br />

hier ihren Firmensitz genommen – man spart<br />

Kosten und kann deshalb, so der Firmenslogan,<br />

„erstklassige Leistungen für zweitklassige Preise“<br />

bieten. Firmeninhaber Philip Militz leistet<br />

sich mit Tina Wallert auch nur eine feste<br />

Mitarbeiterin. Die Referenzliste umfasst von<br />

RTL über VIVA, ZDF bis zum WDR alle möglichen<br />

Sender sowie Show-Größen wie Reinhold<br />

Beckmann, Bärbel Schäfer, Barbara<br />

Schöneberger und Dieter Gorny. Für<br />

ProSieben begleitet Scoopcom! im Februar<br />

eine Woche lang die Oscar-Verleihung. Täglich<br />

werden für interessierte Redaktionen der<br />

Print- und Radio-Partner in Deutschland kostenlos<br />

exklusive Oscar-News, Beiträge und<br />

Interviews mit ProSieben-Moderatorin Miriam<br />

Pielhau „direkt aus Hollywood“ produziert.<br />

Kürzlich übernahmen die Schwelmer auch die<br />

Print-, Funk- und Online-PR für den Film „Status<br />

yo“ – einen Monat vor der Premiere.<br />

Scoopcom!, Tel.( 02336)<br />

870750;mail@scoopcom.de<br />

Trauer um<br />

Werner Possardt<br />

Über 225.000 Menschen starben bei der Flutkatastrophe<br />

in Asien. In der unvorstellbaren Höhe<br />

bleiben die Toten abstrakt, konkret erfahrbar<br />

wird die Katastrophe erst durch das Einzelschicksal.<br />

Eines der Tsunami-Opfer ist der Kölner<br />

Regisseur und Produzent Werner Possardt,<br />

der im thailändischen Khao Lak seinen<br />

Urlaub verbrachte.<br />

1980 drehte Possardt gemeinsam mit<br />

Frank Döhmann seinen ersten Film „Fünf Flaschen<br />

für Angelika“ und sechs Jahre später seinen<br />

Kultfilm „Xaver“, für den er selbst das Drehbuch<br />

schrieb. Danach verlegte er sich aufs Produzieren<br />

und realisierte mit seiner 1980 gegründeten<br />

Produktionsfirma Calypso, mit der<br />

er 2002 auf Grund der Branchenkrise Insolvenz<br />

anmelden musste, u.a. Produktionen wie „Fandango“,<br />

„Schnapper“, „Swimming Pool“ und<br />

„Am Ende die Wahrheit“.<br />

Digitales Konzept<br />

aus Düsseldorf<br />

Ein neues Finanzierungs- und Logistikmodell für<br />

das digitale Kino steht in den Startlöchern. Der<br />

Düsseldorfer Kinoausstatter Filmtontechnik<br />

Rüttgers (FTT) stellt es gemeinsam mit dem<br />

Lütticher Dienstleister XD Cinema vor. Es könnte<br />

den Durchbruch zum digitalen Kino bringen.<br />

Das Konzept richtet sich sowohl an Verleiher<br />

<strong>als</strong> auch an Kinos. Filmverleiher können über<br />

das XDC-Netzwerk alle Dienstleistungen von der<br />

Digitalisierung bis zur Distribution der Filme über<br />

Festplatte, Satellit oder Glasfaser in Anspruch<br />

nehmen. Für sie rechne sich das Angebot ab<br />

Starts von etwa zehn digitalen Kopien. Das Einsparpotenzial<br />

liege zwischen 20 und 35 Prozent,<br />

so Egon Gräfen von FTT. Besonderes Augenmerk<br />

richten die Anbieter auf die sichere Verschlüsselung<br />

der Daten.<br />

Filmtheaterbetreibern bietet das Modell eine<br />

hochwertige technische Ausstattung an. Hierin<br />

sind Satellitenschüssel, Server und Projektor<br />

enthalten, je nach Leinwandgröße eines Sa<strong>als</strong><br />

Lucky Luke reitet<br />

wieder<br />

Für die Deutschen ist Lucky Luke der Held, die<br />

Franzosen drücken den Daltons die Daumen.<br />

Kulturelle Unterschiede lassen sich oft an Kleinigkeiten<br />

festmachen. Nur gut, dass Phillippe<br />

Haims von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW geförderte<br />

Comicverfilmung „Die Daltons vs. Lukky<br />

Luke“ für die Fans beider Lager etwas zu bieten<br />

hat. Seit dem Kinostart in Frankreich am 8.<br />

Dezember haben sich schon über 1,7 Millionen<br />

Besucher über die räuberischen Brüder und Til<br />

Schweiger <strong>als</strong> einsamen Cowboy amüsiert.<br />

Der Film schaffte es in der ersten Woche sogar<br />

auf Platz zwei der Kinocharts, geschlagen nur<br />

von „Bridget Jones – Am Rande des Wahnsinns“.<br />

Für die deutschen Kinos plant die Falcom<br />

Media Group einen Kinostart des erfolgreichen<br />

Comic-Helden noch in diesem Frühjahr.<br />

Mehr Infos über den Film unter www.<br />

falcom.ch.<br />

Indien-Infos<br />

Kassenschlager in Frankreich,<br />

Deutschlandstart im Frühjahr:<br />

„Die Daltons vs. Lucky Luke“.<br />

Foto: Falcom Media Group AG<br />

Die Indien-Reise der NRW-Filmdelegation Ende<br />

2004 (siehe Newsletter Nov./Dez.) hat großes<br />

Interesse für den Subkontinent erregt. Mehr<br />

Infos über Land und Film bietet eine Broschüre,<br />

die das DGB-Bildungswerk herausgeben<br />

hat. Unter dem Titel „Realität und Illusion – Der<br />

indische Film im Globalisierungsstrudel“ liefert<br />

die <strong>Dokument</strong>ation Artikel und Daten über den<br />

indischen Film. Das Heft kann für eine Schutzgebühr<br />

von 3,50 Euro bestellt werden.<br />

DGB Bildungswerk,<br />

Tel. (0211) 4301258;<br />

nord-sued-netz@dgb-bildungswerk.de<br />

mit 6.000 bis 12.000 Lumen Lichtstärke und einer<br />

Bildauflösung bis zu 2 K im Wert von 70.000<br />

bis 150.000 Euro enthalten. Dafür sind einschließlich<br />

Installation und Wartung Monatsgebühren<br />

zwischen 500 und 1.500 Euro fällig.<br />

Der Einbau der ersten Hardwareanlagen könnte<br />

schon im Frühjahr 2005 beginnen, wenn der<br />

Markt Interesse zeigt. Die Verträge haben nur<br />

zwölfmonatige Laufzeiten, Kinos können mit<br />

überschaubaren Kosten wieder aus dem Netzwerk<br />

aussteigen. Wird die Projektionstechnik für<br />

Vorführungen von Filmen genutzt, die nicht von<br />

XDC geliefert werden, fallen zusätzliche Nutzungsgebühren<br />

zwischen 35 Cent und einem Euro<br />

pro Minute an. „Ein fairer Preis“, so Gräfen.<br />

In die Vertragsbeziehungen zwischen Kino<br />

und Verleih greift das Konzept bewusst nicht ein.<br />

Ob und welcher Höhe Verleihe ihre Einsparungen<br />

an die Filmtheater weitergeben, dürfte das<br />

Ergebnis noch zu führender Verhandlungen werden.<br />

FilmTonTechnik Rüttgers,<br />

Tel. (0211) 373047;<br />

office@ftt-online.de<br />

Wenders <strong>als</strong><br />

NRW-Botschafter<br />

Wim Wenders, in Düsseldorf geborene und<br />

in Oberhausen aufgewachsene Filmgröße, wurde<br />

der Verdienstorden des Landes NRW verliehen.<br />

Ministerpräsident Peer Steinbrück<br />

würdigte in seiner Laudatio nicht nur Wenders’<br />

Leistungen <strong>als</strong> Regisseur von Filmklassikern, sondern<br />

auch seine Verdienste <strong>als</strong> „inoffizieller Kulturbotschafter“<br />

des Bundeslandes. Hervorzuheben<br />

sei darüber hinaus Wenders’ Einsatz für<br />

die Nachwuchsförderung und sein Engagement<br />

für den Europäischen Film in der European<br />

Film Academy.<br />

Neu: Broadcast<br />

Magazine<br />

Am 21. Januar erschien die erste Ausgabe einer<br />

neuen Medienzeitschrift. Das Broadcast<br />

Magazine wird von Düsseldorf aus jeden Monat<br />

<strong>als</strong> „Fachzeitschrift für TV und Radio“ Interviews,<br />

Analysen, Trends und Kommentare zum<br />

Thema liefern. Im ersten Heft widmet sich die Redaktion<br />

um Chefredakteurin Sabine Schlosser<br />

den weltweiten Bestsellern der deutschen Fernsehsender<br />

und beschäftigt sich mit der neuen Rolle<br />

der Telefondienstleister im Produktionsgeschäft.<br />

Schlosser möchte das Magazin „zur Diskussionsplattform<br />

der TV- und Radiobranche“<br />

machen. Zuvor war die Diplom-Kauffrau bei der<br />

Fachzeitung Horizont für die Ressortleitung<br />

Medien und Media verantwortlich. Die Zeitschrift<br />

erscheint im neu gegründeten Verlag<br />

Broadcast Press, einer Tochter von T&F Informa.<br />

In Holland erscheint ein Broadcast Magazine<br />

bereits seit 15 Jahren.<br />

Broadcast, Tel. (0211) 96863182;<br />

wibke.greeven@broadcastpress.de<br />

Catering mit<br />

eigener Kantine<br />

Hermann Koenens 1990 gegründeter Cateringservice,<br />

der u.a. die Teams von „Der bewegte<br />

Mann“, „Speer und Er“ und „Papa und<br />

Mama“ verpflegte, vermietet in Köln-Nippes<br />

nun auch Räume. Im Angebot sind eine circa<br />

460 qm große, helle, renovierte Werkskantine<br />

und Büros mit großem Parkplatz sowie Strom,<br />

Wasser und Telefonanschluss, die für Abschlussfeste,<br />

Produktionsbüros und <strong>als</strong> Studio<br />

gemietet werden können.<br />

Catering, Tel. (0221) 7787070;<br />

cateringhermann@gmx.de<br />

Meldungen – newsletter@filmstiftung.de 9


Olga Benario um 1925. Foto: Neue Visionen<br />

NRW trifft Belgien<br />

Es war <strong>als</strong> Kennenlern-Treffen gedacht: Auf Einladung<br />

der <strong>Filmstiftung</strong> NRW und des<br />

Wirtschafts- und Handelsattachés für<br />

die Region Brüssel-Hauptstadt trafen sich<br />

am 17. Januar in Düsseldorf 12 belgische und<br />

24 Produzenten aus NRW. An Fallbeispielen wie<br />

der geplanten Tradewind-Produktion „Mr.<br />

Average“ und der bereits abgedrehten Koproduktion<br />

von typhoon und Fanes „Die Hochzeitsfeier“<br />

wurden erfolgreiche Kooperationen<br />

erläutert und das belgische Steuersystem vorgestellt,<br />

das Filmproduktionen durch ein Tax-<br />

Shelter-Modell fördert. Durch einen Steuerkredit<br />

können dabei 30 bis 50 Prozent des Budgets<br />

finanziert werden, wenn 90 Prozent der Gesamtinvestitionen<br />

in Belgien ausgegeben werden.<br />

Als Anreiz für belgische Investoren gilt, dass<br />

sie bis zu 50 Prozent ihres Vorsteuergewinnes<br />

in Filmproduktionen investieren und diese zu<br />

150 Prozent abschreiben können. Bedingung<br />

ist, dass der Produzent belgischer Steuerzahler<br />

oder <strong>als</strong> belgischer Koproduzent an den Erlösen<br />

beteiligt ist.<br />

Talking Heads<br />

Mit dem Thema „Mehr Rechtssicherheit für die<br />

Filmbranche? – Der 2. Korb der Urheberrechtsreform“<br />

beschäftigt sich Rechtsanwalt<br />

Dieter Frey am 14. Februar im Rahmen der<br />

Reihe Talking Heads. Der nächste Gast von<br />

VFFVmedia Verband der Fernseh-,<br />

Film-, Multimedia- und Videowirtschaft<br />

e. V. ist WDR-Unterhaltungschef Axel Beyer,<br />

der am 7. März die Unterhaltungsstrategie<br />

des Senders vorstellt. Die Veranstaltungen<br />

finden jeweils um 19 Uhr im Hilton Cologne<br />

statt.<br />

VFFVmedia e.V., Tel. (0221) 577750;<br />

info@vffv.de<br />

10<br />

Revolutionär:<br />

Olga Benario<br />

In der DDR wurden Kindergärten nach ihr benannt,<br />

in Brasilien ist sie eine der bekanntesten<br />

Deutschen, ihm Westen kennt sie kaum jemand:<br />

Olga Benario trat 1923 im Alter von<br />

15 Jahren in München der Kommunistischen<br />

Jugend bei und lebte fortan für die Revolution.<br />

Nach einer bewaffneten Gefangenenbefreiung<br />

musste sie nach Moskau fliehen und wurde kurze<br />

Zeit später von der Kommunistischen Internationale<br />

zusammen mit Louis Carlos Prestes<br />

nach Brasilien geschickt, um dort den<br />

Volksaufstand vorzubereiten. Die Revolte scheiterte,<br />

sie wurde verhaftet und 1936 hochschwanger<br />

an Nazi-Deutschland ausgeliefert.<br />

Im April 1942 wurde sie in den Gaskammern<br />

des KZ Bernburg ermordet.<br />

Nun hat der in Ankara geborene und seit<br />

1973 in Deutschland lebenden Cutter und Regisseur<br />

Galip Iyitanir einen Film über sie gedreht.<br />

Der Verleih Neue Visionen wird die geförderte<br />

Semidokumentation „Olga Benario –<br />

Ein Leben für die Revolution“, an der auch<br />

ZDF/arte beteiligt ist, in den nächsten Monaten<br />

in ausgewählten Programmkinos in NRW<br />

zeigen. Die DVD ist für das laufende Jahr geplant.<br />

Elias Film, Tel. (02236) 381172;<br />

eliasfilm@t-online.de<br />

Filme für KFOR<br />

Gemeinsam mit dem deutschen Verbindungsbüro,<br />

das die Deutsche Botschaft von Serbien-Montenegro<br />

im Kosovo vertritt, organisiert<br />

netzwerkfilm aus Münster eine Deutsche<br />

Filmwoche in Pristina. Noch bis zum 30. Januar<br />

werden insgesamt 20 Langfilme sowie ein<br />

Kurzfilmprogramm mit neun Filmen gezeigt. Neben<br />

großen Publikumserfolgen wie „Good Bye,<br />

Lenin!“ oder „Das Wunder von Bern“ stehen<br />

auch kleinere Produktionen wie „Fremder<br />

Freund“ und „Ghetto Kids“ auf dem Programm.<br />

Das Goethe Institut leistet finanzielle Hilfe<br />

und stellt Filmkopien bereit. Ein Teil des Zielpublikums<br />

sind die 3200 im Kosovo stationierten<br />

deutschen Soldaten des KFOR-Kontingents.<br />

Netzwerkfilm, Tel. (0251) 16254 50;<br />

info@netzwerkfilm.de<br />

Marktforschung<br />

fürs Kino<br />

Von Köln aus bietet die 1986 in Los Angeles gegründete<br />

und international tätige Theatrical<br />

Entertainment Services (TES) Marktforschung<br />

und Überprüfungsdienste für Kinos, Verleiher<br />

und Produktionsfirmen an. Projektleiter<br />

und Ansprechpartner im deutschen Büro der<br />

TES ist Rüdiger Schmidt-Sodingen. TES<br />

führt deutschlandweit Trailer- und Lobbychekks<br />

durch und bietet für Kinobesitzer verdeckt<br />

Servicekontrollen und offene Teamcoachings an.<br />

Für Produktionsfirmen führt TES außerdem Zuschauerbefragungen<br />

durch, die Hinweise zur<br />

Akzeptanz und Wirksamkeit von Marketingmaßnahmen<br />

geben.<br />

TES, Tel. (0221) 9697667;<br />

ruedigerdirk@web.de<br />

IFS: Drei neue<br />

Professoren<br />

Zum Abschluss des Jahres 2004 präsentierte Geschäftsführerin<br />

Simone Stewens die sechs<br />

neuen Teilzeitprofessoren, die in Zukunft an der<br />

ifs internationale filmschule köln (ifs) lehren<br />

werden. Neben den bereits gemeldeten Professoren<br />

Dominik Graf (Spielfilmregie), Gerd<br />

Haag (Kreativ Produzieren) und Peter Henning<br />

(Drehbuch/Dramaturgie) wurden auch<br />

Dietmar Hochmuth (<strong>Dokument</strong>arfilmregie),<br />

Oksana Bulgakowa (Filmgeschichte/Filmanalyse)<br />

und Gundolf S. Freyermuth (Ästhetik<br />

und Kommunikation) berufen. Ihre eher<br />

theoretisch ausgerichteten Bereiche komplettieren<br />

das Lehrangebot und erweitern seine<br />

Qualität insgesamt. Daneben setzt die ifs wie<br />

bisher auf das Engagement von Branchenprofis.<br />

Seit 1996 wurden rund 220 Experten mit<br />

Praxiserfahrung an die Schule berufen, die rund<br />

50 Vollzeitstudenten und etwa 150 Teilnehmer<br />

von Weiterbildungsveranstaltungen unterrichten.<br />

Eine Erhöhung der Studienplätze ist jedoch<br />

nicht geplant. NRW-Staatssekretärin Miriam<br />

Meckel bei der Vorstellung der neuen Professoren:<br />

„Wir wollen klein bleiben und setzen<br />

auf Qualität.“ Die Zahl der Bewerbungen auf die<br />

Studienplätze der bundesdeutschen Filmhochschulen<br />

ist etwas zurück-gegangen. Früher<br />

seien auf einen Studienplatz rund 20 Bewerber<br />

entfallen, mittlerweile sind es nur noch<br />

acht. Allerdings habe sich die individuelle Qualität<br />

der Bewerber erheblich erhöht, so ifs-Kuratoriumsmitglied<br />

Georg Feil (Colonia Media).<br />

ifs, Tel. (0221) 9201880;<br />

info@filmschule.de<br />

„Schultze“: reif für den Psychiater.<br />

Foto: filmkombinat Nordost<br />

Analyse im Kino<br />

„Kinosessel statt Couch“ heißt es von nun an<br />

jeden zweiten Sonntagnachmittag im Monat<br />

im Kölner Off Broadway. Die Psychoanalytische<br />

Arbeitsgemeinschaft Köln-<br />

Düsseldorf lädt dann zu ihren Filmpsychologischen<br />

Betrachtungen, bei denen<br />

nach der Filmvorführung nach dem Film hinter<br />

dem Film geforscht wird. Die nächste „Filmtherapie“<br />

widmet sich am 13. Februar, schon<br />

vom Titel her passend, dem Film „Schultze gets<br />

the blues“, der von Dr. med. Sabine Wollnik<br />

analysiert wird. Alle weiteren Termine unter<br />

www.psa-kd.de.<br />

PSA, Tel. (0221) 135901;<br />

psa.k-d@t-online.de<br />

newsletter@filmstiftung.de – Meldungen<br />

Location<br />

Ostbelgien<br />

Burgen, Schlösser, Kathedralen, alte Mühlen und<br />

Bauernhöfe – in den belgischen Ostkantonen<br />

gibt es viele Sehenswürdigkeiten und damit viele<br />

Motive. „Historische Gebäude sind eine unserer<br />

Stärken“ sagt André Sommerlatte, Location-Manager<br />

im Auftrag des belgischen Ministeriums<br />

der deutsprachigen Gemeinschaft.<br />

Sommerlatte, im Hauptberuf TV-<br />

Producer beim deutschsprachigen Belgischen<br />

Rundfunk in Eupen, will dafür sorgen, dass<br />

das Nachbarland <strong>als</strong> Drehort für deutsche Filmund<br />

TV-Firmen kein Geheimtipp bleibt. Die<br />

Hürther Action Concept und ihre neu gegründete<br />

Tochter Action Concept Cinema<br />

kennen sich in Ostbelgien bereits bestens aus.<br />

So wurden unlängst auf einem Gleis im Bahnhof<br />

von Verviers Teile des Spielfilms „Lasko“ gedreht.<br />

Für Außenaufnahmen stand sogar die Kathedrale<br />

von Lüttich zur Verfügung. Sommerlatte:<br />

„Wenn nötig, würden wir auch das Atomium<br />

in Brüssel besorgen.“ Die Drehgenehmigungen<br />

beantragt Sommerlatte, der die Drehs<br />

auch vor Ort unterstützt – und das auch in französisch-<br />

und flämisch-sprachigen Landesteilen.<br />

André Sommerlatte,<br />

Tel. (0032) 87591900;<br />

a.sommerlatte@brf.be<br />

medienforum.nrw:<br />

Türkei <strong>als</strong> Partner<br />

Die Türkei ist Partnerland des 17. medienforum.nrw,<br />

das vom 3. bis 5. Juli in Köln stattfindet.<br />

Deshalb bemüht sich die Staatskanzlei<br />

NRW derzeit intensiv um prominente<br />

Gäste vom Bosporus. In Vorbereitung sind auch<br />

der Internationale Filmkongress der<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW und das Internationale<br />

Film- und Fernsehfestival Cologne<br />

Conference – beide herausragende Veranstaltungen<br />

des Branchentreffs. Veranstalter<br />

des medienforum.nrw sind das Land NRW,<br />

die NRW-Landesanstalt für Medien und<br />

die Stadt Köln. Die Projekt-Koordination übernimmt<br />

erneut die Kölner Agentur HMR International.<br />

HMR International, Tel. (0221)<br />

4543510; info@hmr-international.de<br />

Int. Filmkongress, Tel. (0211) 930500;<br />

filmkongress@filmstiftung.de<br />

Doku-Reihe in<br />

Düsseldorf<br />

„Bilder aus der Wirklichkeit“ heißt eine neue <strong>Dokument</strong>arfilm-Reihe<br />

der Filmwerkstatt Düsseldorf.<br />

Sie beginnt am 25. Februar mit einer<br />

intellektuellen Achterbahnfahrt, auf die Lutz<br />

Dammbeck die Zuschauer seines Films „Das<br />

Netz“ mitnimmt. Am 1. April steht „Traumgewalten“<br />

auf dem Programm. Die von der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW geförderte Produktion von Erwin<br />

Michelberger und Oleg Tcherny wird<br />

im HD-Format aufgeführt. Veranstaltungsort ist<br />

jeweils die Black Box - Kino im Filmmuseum<br />

Düsseldorf.<br />

Filmwerkstatt, Tel. (0211) 4080701;<br />

mail@filmwerkd.de


warm up im K21<br />

Die Freude über den Kinoerfolg von Dani Levys<br />

WDR-Produktion „Alles auf Zucker“ war eines<br />

der Themen auf dem „warm up“, zu dem<br />

die <strong>Filmstiftung</strong> NRW Mitte Januar ins Düsseldorfer<br />

Museum K 21 einlud. „Die <strong>Filmstiftung</strong><br />

war die erste, die an einen Kinoerfolg geglaubt<br />

und uns unterstützt hat“, betonte X Filme-Produzentin<br />

Manuela Stehr. Auch <strong>Filmstiftung</strong>s-<br />

Chef Michael Schmid-Ospach freute sich über<br />

den hervorragenden Kopienschnitt, blickte aber<br />

auch nach vorne und kündigte einige viel versprechende<br />

Produktionen des neuen Jahres an,<br />

wie z.B. „Schneeland“ von Hans W. Geissendörfer,<br />

Til Schweigers neuen Film „Barfuss“ oder<br />

Heinrich Breloers „Speer und Er“. Sein Dank galt<br />

dem WDR und der Landesregierung für die kontinuierliche<br />

Unterstützung der Filmförderung in<br />

NRW. Heinrich Breloer war eigens aus der Postproduktion<br />

angereist und erzählte gemeinsam<br />

mit seinem Hauptdarsteller Sebastian Koch von<br />

den Dreharbeiten zu seinem Mehrteiler.<br />

450 Gäste waren der Einladung gefolgt und<br />

nutzen die Gelegenheit, alte Branchenkontakte<br />

aufzufrischen und neue zu knüpfen. Maria<br />

Schrader holte sich dabei Regietipps von dem<br />

neuen ifs-Professor Dominik Graf, denn die<br />

Schauspielerin wird - wie sie an dem Abend bekannt<br />

gab - bei der Verfilmung des Romans „Liebesleben“<br />

erstm<strong>als</strong> Regie führen. Weitere Gäste<br />

waren die NRW-Minister Axel Horstmann,<br />

Ute Schäfer und Wolfram Kuschke, sowie Marc<br />

Conrad, Wolfgang Hahn-Cremer, Joachim Król,<br />

Wolfgang Becker, Gruschenka Stewens, Stefan<br />

Arndt, Miriam Meckel, Kadir Sözen, Bettina Böttinger<br />

und viele andere mehr. Darunter auch<br />

zwölf Produzenten aus Belgien, die sich vor dem<br />

„warm up“ in Düsseldorf mit ihren NRW-Kollegen<br />

zu einem ersten Erfahrungsaustausch getroffen<br />

hatten (siehe auch S. 10).<br />

Alle Fotos: <strong>Filmstiftung</strong> NRW/Heike Herbertz<br />

Minister Horstmann, Ministerin Ute Schäfer und<br />

Michael Schmid-Ospach<br />

Dominik Graf und Joachim Król<br />

Das K21 in Düsseldorf:<br />

Festlich<br />

beleuchtet für den<br />

warm up der<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

Die X Filmer Stefan Arndt, Wolfgang Becker,<br />

Maria Schrader, Manuela Stehr überreichen<br />

Michael Schmid-Ospach einen „Billardhocker“<br />

<strong>als</strong> Dankeschön für die „Zucker“ Förderung.<br />

Tom Spieß, Christoph Ott und Claus Boje<br />

Sebastian Koch und Heinrich Breloer berichteten<br />

von ihrem Projekt „Speer und Er“<br />

Michael Schmid-Ospach, Bettina Brokemper (Neue<br />

Impuls/Heimatfilm) und RTL-Chef Marc Conrad<br />

Meldungen – newsletter@filmstiftung.de 11


Abschied von<br />

der KHM<br />

„Nichts soll vergessen werden, so dass sich nichts<br />

wiederholt.“ Was Liv Ullmann 1988 <strong>als</strong> argentinische<br />

Maria, eine der Mütter der Plaza de<br />

Mayo, im Spielfilm „La Amiga“ sagt, hat ihr Jeanine<br />

Meerapfel in den Mund gelegt. Die Regisseurin,<br />

Drehbuchautorin und Professorin wurde<br />

am 20. Januar nach 15 Jahren Lehre an der<br />

Kunsthochschule für Medien Köln (KHM)<br />

von ihren Kollegen in den Ruhestand verabschiedet.<br />

Die Erinnerung, das Angehen gegen<br />

das Vergessen und die Suche nach der eigenen<br />

Identität sind zentrale Themen der neun Spielund<br />

<strong>Dokument</strong>arfilme, die die gebürtige Argentinierin<br />

seit 1981 realisiert hat – im (kultur-)<br />

politischen Spagat zwischen Südamerika, wohin<br />

ihre Eltern vor den Nazis geflüchtet waren,<br />

und Deutschland, wo sie „Im Land meiner Eltern“<br />

1981 cineastisch auf Spurensuche ging.<br />

In ihrem letzten Film „Annas Sommer“ (2001)<br />

geht Ángela Molina <strong>als</strong> Anna einen Sommer<br />

lang im griechischen Haus ihrer Eltern auf eine<br />

Reise in die Vergangenheit. Meerapfel sei damit<br />

„ein köstlich leichter Film über Abschied und<br />

Tod“ gelungen, urteilte ihr Regie-Kollege Horst<br />

Königstein.<br />

Die Regisseurin, die seit 1964 in Deutschland<br />

lebt, studierte am Institut für Filmgestaltung<br />

an der Hochschule für Gestaltung, Ulm.<br />

Gleich für ihren ersten Spielfilm „Malou“ erhielt<br />

sie 1981 in Cannes den Internationalen Kritikerpreis.<br />

Neben vielen weiteren Preisen wurde<br />

12<br />

Meerapfel mit dem Künstlerinnenpreis des<br />

Landes NRW 2000 im Bereich Filmregie ausgezeichnet.<br />

Seit 1990 war die Filmfrau Professorin<br />

an der KHM mit dem Schwerpunkt Regie<br />

von <strong>Dokument</strong>ar- und Spielfilmen. Als eine der<br />

Gründungsrektorinnen hat sie die Ausbildung<br />

im Bereich Fernsehen/Film maßgeblich aufgebaut.<br />

Seitdem hat Meerapfel praktisch eine Generation<br />

deutscher Filmemacher mit ausgebildet<br />

und geprägt – <strong>als</strong> Betreuerin der Arbeiten<br />

etwa von Susanne Ofteringer, Hans<br />

Weingartner, Bernd Lichtenberg, Ruth<br />

Olshan und Züli Aladag. Der Newsletter begleitete<br />

den KHM-Abschied mit drei Fragen an<br />

Jeanine Meerapfel.<br />

In vielen Ihrer Filme geht es um Identitätskonflikte,<br />

deren Ursachen nicht nur<br />

in der familiären, sondern vor allem auch<br />

in der politischen Vergangenheit liegen.<br />

Welche Bedeutung kann einem Film bei<br />

der Aufarbeitung von Vergangenheit im<br />

besten Fall zukommen?<br />

Ich glaube nicht, dass es so etwas wie<br />

„Aufarbeiten“ gibt. In Filmen kann man Geschichten<br />

erzählen, die die Vergangenheit aufheben.<br />

Filme können Erinnerung erhalten, können<br />

dazu anregen, das eigene Schicksal wie das<br />

von Fremden besser zu verstehen. Im besten Fall<br />

ist Film Aufklärung, die auch gute Unterhaltung<br />

ist.<br />

Gibt es für den filmischen Umgang<br />

mit Vergangenheit allgemein gültige Vor-<br />

Die <strong>Filmstiftung</strong> <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> GmbH<br />

sucht zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine/n<br />

überdurschnittliche/n engagierte/n und flexible/n<br />

Referent/in für den<br />

Geschäftsführer<br />

Das Aufgabengebiet des/der Referenten/in des<br />

Geschäftsführers umfasst u.a. die Bearbeitung<br />

der den Geschäftsführer betreffenden aktuellen<br />

Themen, die inhaltliche Vorbereitung und Begleitung<br />

seiner Termine sowie die Bearbeitung filmpolitisch<br />

relevanter Themen.<br />

Er/Sie sollte möglichst über ein abgeschl. Hochschulstudium<br />

oder hinreichende Erfahrungen<br />

im Film/Fernseh- bzw. Kulturbereich verfügen.<br />

Wir bieten einen modernen Arbeitsplatz mit<br />

angemessener Vergütung und einem hohen Maß<br />

an Selbständigkeit und Eigenverantwortung in<br />

einem engagierten Team.<br />

Ihre schriftliche Bewerbung richten Sie bitte an :<br />

<strong>Filmstiftung</strong> <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> GmbH<br />

z.H. Herrn Martin Schneider,<br />

Kaistraße 14,<br />

40221 Düsseldorf<br />

www.filmstiftung.de<br />

gaben, oder muss jede Generation von<br />

Filmschaffenden auf neue Art ihren Blickwinkel<br />

finden?<br />

Die einzige Vorgabe ist Authentizität –<br />

beim Drehbuch, bei der Regie, bei der Wahl der<br />

filmischen Erzählmittel, beim Spiel der Schauspieler.<br />

Selbstverständlich gilt das nicht nur für<br />

den filmischen Umgang mit Vergangenheit, sondern<br />

eigentlich für alle Themen. Auf jeden Fall<br />

muss man gegen die Angst, gegen Vorurteile,<br />

gegen f<strong>als</strong>che Schuldgefühle arbeiten, wenn<br />

man sich im Film mit der Vergangenheit beschäftigt.<br />

Und sicher ist, dass jede Generation<br />

andere Formen des Erzählens und neue Perspektiven<br />

suchen wird.<br />

Jeanine Meerapfel<br />

Haben Sie weitere Filme geplant?<br />

Ich werde mich wieder verstärkt der Filmarbeit<br />

widmen. Gerade entsteht ein Drehbuch<br />

für meinen neuen Spielfilm. „Topos“ spielt heute<br />

in Berlin Mitte und handelt von Menschen auf<br />

der Suche nach „ihrem“ Ort.<br />

ZDF: Agenda 2020<br />

Wie werden wir in 15 Jahren leben, fragt man<br />

sich bei ZDF/Das kleine Fernsehspiel und<br />

bittet junge Filmemacher um Antworten. Unter<br />

dem Titel „Agenda 2020“ sollen sie einen<br />

Blick in die Zukunft werfen und Ideen entwikkeln,<br />

die sich <strong>als</strong> 60-Minüter mit einem Budget<br />

von 100.000 Euro realisieren lassen. Die Exposés<br />

(bis zu fünf Seiten) sowie Angaben über die<br />

persönliche Motivation und eine Filmografie gehen<br />

an: ZDF/Das kleine Fernsehspiel, Stichwort<br />

Agenda 2020, 5510 Mainz. Weitere Infos unter<br />

www.daskleinefernsehspiel.de.<br />

Kurze Schnitte in Köln<br />

Rainer Komers erhielt für seinen <strong>Dokument</strong>arfilm<br />

„Nome Road System“ Anfang Dezember<br />

den ersten Jurypreis des Kurzfilmfestiv<strong>als</strong><br />

Short Cuts Cologne. Gestiftet wurde der<br />

mit 1500 Euro dotierte Preis von der Kölner<br />

Geißendörfer Film- und Fernsehproduktion<br />

GmbH. Zweite Preisträger sind Eugen<br />

Schlegel und Sebastian Heinzel. Sie<br />

überzeugten die Jury mit dem zwölf Minuten<br />

langen <strong>Dokument</strong>arfilm „Samagon – Moonshine“.<br />

Das Preisgeld in Höhe von 750 Euro stiftete<br />

das Label 131 der Colonia Media<br />

Filmproduktions GmbH. Den dritten, vom<br />

Amt des Oberbürgermeisters der Stadt Köln<br />

gestifteten Jurypreis (300 Euro) erhielt Gregor<br />

Maria Schubert für seinen dokumentarischen<br />

Elf-Minüter „Ball of Fame“. Der WDR stiftete<br />

1000 Euro für den Publikumspreis im internationalen<br />

Wettbewerb, mit dem Gil Alkabetz<br />

für „Morir de Amor – Dying of Love“ ausgezeichnet<br />

wurde. Der Publikumspreis Cologne<br />

newsletter@filmstiftung.de – Meldungen<br />

<strong>Filmstiftung</strong> intern<br />

Katharina Blum wird in der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW den Bereich Kongresse und Internationale<br />

Kontakte übernehmen. Zu ihren Hauptaufgaben<br />

gehören nun die Leitung des Internationalen<br />

Filmkongresses, der mit Paneldiskussionen,<br />

dem Koproduktionstreffen und<br />

Filmpremieren im Rahmen des Medienforums<br />

(03. – 05.07.) stattfindet sowie von der <strong>Filmstiftung</strong><br />

initiierte oder unterstützte filmpolitische<br />

Veranstaltungen. Außerdem betreut sie für die<br />

<strong>Filmstiftung</strong> weiterhin Projekte wie den Kamerapreis<br />

und Film+. Dem Redaktionsteam<br />

des Newsletter bleibt Katharina Blum erhalten.<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW, Tel. (0211) 930500;<br />

info@filmstiftung.de<br />

Stadt der Engel<br />

Anfang März kommt das Los Angeles Philharmonic,<br />

das sich unter Leitung seines Chefdirigenten<br />

Esa-Pekka Salonen in die erste<br />

Reihe der amerikanischen Orchester gespielt<br />

hat, für eine Woche nach Köln. Das Kölner<br />

Filmhaus begleitet das einzige Europa-Gastspiel<br />

der kalifornischen Musiker in der Philharmonie<br />

Köln mit einer Filmreihe im Filmhaus<br />

Kino. Das Programm eröffnet am 26. Februar<br />

Thom Andersens filmisches Essay „Los<br />

Angels plays itself“. Eine Vertiefung dieser Eindrücke<br />

ermöglichen Filme wie „Blade Runner“,<br />

„Sunset Boulevard“ und „L. A. Confidential“<br />

(Programm unter www.koelner-filmhaus<br />

.de).<br />

Für die IHK-zertifizierte Weiterbildung „Regieassistent/in“<br />

des Kölner Filmhauses, die<br />

am 7.März beginnt, werden noch Nachrücker<br />

gesucht. Die Weiterbildung wendet sich insbesondere<br />

an Mitarbeiter von Sendern und Produktionsfirmen,<br />

die ihre Kenntnisse erweitern<br />

und sich im Bereich Regieassistenz qualifizieren<br />

wollen, sowie an Seiteneinsteiger aus anderen<br />

Berufsgruppen mit Erfahrungen in der Medienbranche.<br />

Weitere Infos ebenfalls unter<br />

www.koelner-filmhaus.de.<br />

Kölner Filmhaus, Tel. (0221) 2227100;<br />

info@koelner-filmhaus.de<br />

Shorts der Filmzeitschrift choices (700 Euro)<br />

ging an „Goodbye“ von Steve Hudson. Den<br />

mit 500 Euro dotierten Publikumspreis Studentenfilme<br />

NRW, den Regina Wahle für<br />

„Eins zu eins” erhielt, stiftete die Dortmunder<br />

Winkelmann Filmproduktion GmbH.<br />

Zuvor hatte die Jury aus Karola Gramann,<br />

Corinna Schnitt, Thomas Palmen<br />

und Jan Harlan ihre Auswahl aus 2.200 Einreichungen<br />

aus 69 Ländern getroffen. Das Kölner<br />

Filmhaus <strong>als</strong> Veranstalter registrierte durch<br />

die Verlegung des Festiv<strong>als</strong> vom Spätsommer in<br />

den Dezember einen „deutlich gesteigerten Besucherandrang“,<br />

so Festival-Leiterin Marita Lenze.<br />

Weil sich Filmemacher und Friseure mit Short<br />

Cuts auskennen, wurde die Veranstaltung nicht<br />

nur von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW unterstützt,<br />

sondern auch von der Friseurinnung Köln.<br />

Short Cuts Cologne,<br />

Tel. (0221) 2227100;<br />

info@koelner-filmhaus.de


Film+ 04: Die Sieger<br />

Der von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW mit 7.500 Euro<br />

dotierte Schnitt-Preis Spielfilm ging Ende<br />

November an Editor Andrew Bird für „Gegen<br />

die Wand“, während Inge Schneider den<br />

erstm<strong>als</strong> verliehenen und vom Kulturwerk<br />

der VG Bild-Kunst gleichwertig dotierten<br />

Schnitt-Preis <strong>Dokument</strong>arfilm für „Die Spielwütigen“<br />

erhielt. Die gemeinsame Verleihung<br />

von Schnitt-Preis und Jahresfilmprogramm-Prämie<br />

der <strong>Filmstiftung</strong> stellte den Abschluss der<br />

vierten Ausgabe von Film+ dar. Das vom Filmmagazin<br />

Schnitt in Zusammenarbeit mit der<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW und der Stadt Köln durchgeführte<br />

dreitägige Forum für Filmschnitt und<br />

Montagekunst bot zahlreiche Gespräche und<br />

NRW<br />

Frauenfilmfestival<br />

Kurz vor Redaktionsschluss bekundete NRW-<br />

Kulturminister Michael Vesper seine Zuversicht,<br />

dass es im Jahre 2006 ein gemeinsames<br />

Frauenfilmfestival in NRW geben werde. Bei Gesprächen<br />

mit der femme totale, der Feminale<br />

sowie den Städten Köln und Dortmund<br />

sei verabredet worden, aus beiden Vereinen<br />

einen neuen Trägerverein zu gründen, der<br />

– unter gemeinsamer künstlerischer Leitung –<br />

ab 2006 das Internationale Frauenfilmfestival<br />

<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> im Wechsel in Köln und<br />

Dortmund durchführen soll. Die Vertreter beider<br />

Städte seien gewillt, die Mittel auch in den<br />

Folgejahren kontinuierlich zur Verfügung zu stellen.<br />

Vesper will für die Feminale in Köln im Jahr<br />

2005 einen Sonderzuschuss gewähren, damit<br />

sichergestellt wird, dass auch in der Domstadt<br />

die Arbeit im festivalfreien Jahr 2005 weitergehen<br />

kann.<br />

Mehr Infos im Festival-Schwerpunkt<br />

der März-Ausgabe<br />

Inge Schneider erhielt den Schnitt-Preis für<br />

„Die Spielwütigen“. Foto: timebandits<br />

Screenings im Kölner Off Broadway zum Thema.<br />

Höhepunkte bildeten u.a. die Hommage an<br />

die Fassbinder-Editorin Thea Eymèsz und eine<br />

Diskussion zwischen den Regisseuren Dominik<br />

Graf und Christian Petzold über<br />

Filmmontage. Als gelungenes Experiment entpuppte<br />

sich zudem das Nachwuchsforum, in<br />

dem Studenten der ifs internationale filmschule<br />

köln, der KHM Köln, der Filmakademie<br />

Baden-Württemberg und der<br />

HFF Potsdam-Babelsberg unabhängig<br />

voneinander gleiches Material schnitten und<br />

über das verblüffende Ergebnis diskutierten.<br />

Film+, Tel. (0221) 2858703;<br />

info@filmpluskoeln.de<br />

Zinnober Film<br />

Die Aachener Zinnober Film- und Fernsehproduktion<br />

GmbH hat unnötigen Ballast<br />

abgeworfen: Ab sofort firmiert die Firma von<br />

Dieter Zeppenfeld unter dem Namen Zinnober<br />

Film GmbH.<br />

Zinnober, Tel. (0241) 970180;<br />

mail@zinnober.de<br />

Growing up<br />

in Münster<br />

Ab sofort können Filmemacher und Produktionsfirmen<br />

aus Deutschland, Österreich und der<br />

Schweiz ihre neuen Kurzfilme für das 11. Filmfestival<br />

Münster (19.-23.10.) einreichen. Unter<br />

www.filmfestival.muenster.de ist das<br />

Anmeldeformular abrufbar, Einsendeschluss ist<br />

der 1.Juli.<br />

Bis zum 1. August sind auch Langfilme willkommen,<br />

denn das Festival wird um einen europäischen<br />

Langspielfilm-Wettbewerb erweitert,<br />

für den ein mit 10.000 Euro dotierter Regiepreis<br />

ausgesetzt ist. Unter dem Motto „Growing up“<br />

werden Produktionen vorgestellt, die Kindheit<br />

und Jugend in Europa thematisieren.<br />

Filmwerkstatt Münster, Tel. (0251)<br />

230 36 21; film@muenster.de<br />

New Sound<br />

Cologne<br />

Der Dialog zwischen Geschichtenerzählern, Bildermachern,<br />

Klangschöpfern, Publikum und Kritik,<br />

den die Bonner Filmmusik Biennale an<br />

den Rhein brachte, wurde einige Kilometer flussabwärts<br />

fortgeführt, vertieft und auf den gesamten<br />

Bereich der Musik und der Tongestaltung<br />

in den Medien ausgeweitet. Sound-<br />

Track_Cologne 1.0 (19.-21.11.04) zieht eine<br />

erfolgreiche Bilanz: Über 300 Dauerakkreditierte<br />

und zusätzliche 570 (Fach-)Besucher der<br />

öffentlichen Veranstaltungen kamen zu insgesamt<br />

19 Diskussionen, Workshops und Werkstattgesprächen<br />

ins Museum Ludwig in<br />

Köln. Gekrönt wurde der erste Kongress zum<br />

Thema Film- und Medienmusik mit der feierlichen<br />

Verleihung des „New Sound in European<br />

Film - Europäischer Filmmusikpreis 2004“.<br />

Den Nachwuchspreis Filmscore erhielt Juhan<br />

Vihterpal aus Estland für seine Komposition<br />

zu dem Kurzfilm „Grau“ von Wolfgang Fischer.<br />

Der Nachwuchspreis Sounddesign ging<br />

an Tom Werner, Michael Schlappa und<br />

Ralf Herrmann aus Düsseldorf für ihre Arbeit<br />

an dem Kurzfilm „Fenster mit Aussicht“ von<br />

Vera Lalyko. SoundTrack_Cologne 2.0 findet<br />

im Rahmen des Musikfestiv<strong>als</strong> c/o Pop vom 26.<br />

bis 28. August in Köln statt.<br />

Televisor GmbH, Tel. (0221) 9318440;<br />

info@soundtrackcologne.de<br />

Bewerben für den<br />

Kamerapreis<br />

Noch bis zum 1. April läuft die Bewerbungsfrist<br />

für den 15. Deutschen Kamerapreis, der<br />

am 5. Juli während des medienforum.nrw<br />

verliehen wird. Der Preis gilt <strong>als</strong> bedeutendste<br />

deutsche Auszeichnung für Kameraleute und<br />

Cutter und wird in den Kategorien Kinospielfilm,<br />

Fernsehfilm, Kurzfilm, Bericht/Magazinbeitrag,<br />

Reportage, <strong>Dokument</strong>arfilm/Feature und<br />

Fernsehserie verliehen. Teilnahmeberechtigt sind<br />

deutsche und in Deutschland lebende Bildgestalter<br />

und Cutter sowie ausländische Kollegen,<br />

die für deutsche TV-Sender tätig waren.<br />

Träger des Preises ist das Kuratorium des<br />

Vereins Deutscher Kamerapreis Köln e.V.,<br />

dem nun auch der Bayerische Rundfunk<br />

beigetreten ist. „Für uns ist es ein großer Erfolg,<br />

dass wir eine weitere ARD-Anstalt gewonnen<br />

haben, denn es beweist, dass der Deutsche Kamerapreis<br />

nach der Pionierarbeit der ersten Jahre<br />

in der Medienbranche mehr und mehr an Bedeutung<br />

gewinnt“, freut sich Heinz-Joachim<br />

Weber, Geschäftsführer des Vereins, dem u.a.<br />

auch die Stadt Köln, der WDR, das ZDF, die<br />

Landesanstalt für Medien und die <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW angehören.<br />

Bewerbungen: Organisationsbüro Deutscher<br />

Kamerapreis Köln e.V., Maybachstraße<br />

111, 50670 Köln. Alle Infos auch unter www.<br />

deutscher-kamerapreis.de.<br />

Meldungen – newsletter@filmstiftung.de 13


femme totale: Kopf oder Zahl?<br />

Vom 12. bis 17. April 2005 findet in Dortmund<br />

zum 10. Mal das internationale Filmfestival femme<br />

totale statt. Gezeigt werden insgesamt 90<br />

Filme aus 20 Ländern. Im internationalen Spielfilmwettbewerb<br />

für Regisseurinnen konkurrieren<br />

acht aktuelle Filme um den von der RWE<br />

<strong>Westfalen</strong>-Weser-Ems AG gestifteten und<br />

mit 25.000 Euro dotierten Preis – darunter der<br />

Eröffnungsfilm „Dear Frankie“ von Shona Auerbach<br />

und Cate Shortlands „Sommersault“,<br />

der bereits den Australian Film<br />

Award 2004 bekam. Beim Schwerpunkt des<br />

Festivalprogramms dreht sich alles ums Geld:<br />

Woher kommt es, wer verdient es (nicht) und<br />

wer zahlt die Rechnung, auch im übertragenen<br />

Sinne? Das mit Mythen besetzte Thema ist gerade<br />

in Zeiten leerer Kassen von ungebrochener<br />

Aktualität. In Dortmund bieten mehrere Filmreihen<br />

vielschichtige Zugänge. So hat Daniella<br />

Marxer für ihren Film „Die Kinder des Geldes“<br />

Treuhänder, Steuerberater und -fahnder<br />

nach ihrem ganz persönlichen Verhältnis zum<br />

Geld befragt. Marilyn Gaunt schildert in ihrer<br />

<strong>Dokument</strong>ation „Kelly and her Sisters“ aus<br />

der Sicht der 10-jährigen Kelly, was passiert,<br />

wenn eine Familie durch alle sozialen Raster fällt.<br />

Naomi Klein, bekannte Autorin und Globalisierungsgegnerin,<br />

und Avi Lewis berichten<br />

in „The Take“, wie Arbeiter nach Jahren der Resignation<br />

leer stehende Firmen übernehmen.<br />

Klein wird ihren Film persönlich zur Diskussion<br />

stellen. Auch die Filmhistorie hat einiges zum<br />

Oberhausen, das<br />

Ich und das Andere<br />

„Der gefallene Vorhang - Das Ich und das Andere<br />

nach 1989“ lautet der Titel des Sonderprogramms<br />

der diesjährigen Internationalen<br />

Kurzfilmtage Oberhausen (05.-10.05). In<br />

dem Programm beschäftigt sich das Festival mit<br />

der Frage, wie die Menschen ihre Identität und<br />

ihr Verhältnis zur Gesellschaft seit 1989 neu gestaltet<br />

haben – und wie Kurzfilme im ehemaligen<br />

Osten und Westen diese Suche spiegeln.<br />

„;Das Ich und das Andere nach 1989‘ versteht<br />

sich <strong>als</strong> eine Bestandsaufnahme grundsätzlicher<br />

Fragen, die die Kunst an die Gesellschaft seit<br />

1989 stellt”, so Kurator Marcel Schwierin.<br />

Die verlorene Utopie einer anderen Gesellschaft,<br />

der fallende Vorhang, Versuche, das<br />

andere zu begreifen, Beziehungen, die Familie<br />

<strong>als</strong> „Keimzelle der Gesellschaft”, Individuum und<br />

Politik lauten die Themen, die aufgegriffen werden<br />

sollen. Andere Programme beleuchten den<br />

Materialismus <strong>als</strong> Grundlage von Sozialismus<br />

und Kapitalismus, Science Fiction <strong>als</strong> weltumspannende<br />

Utopie der 60er-Jahre und Verschwörungstheorien.<br />

Kuratiert hat sie Christiane<br />

Buechner.<br />

Bis zum April sind die Kurzfilmtage noch mit<br />

verschiedenen Kurzfilmprogrammen auf Tour:<br />

Die Stationen der Tournee: Amsterdam, Antwerpen,<br />

Berlin, Bern, Bochum, Bremen, Dortmund,<br />

Eindhoven, Frankfurt, Freiburg, Glasgow,<br />

Göttingen, Hamburg, Hannover, Karlsruhe, Kiel,<br />

Köln, Leipzig, Paris, Tourcoing/Lille, Villingen-<br />

Schwenningen und Weimar.<br />

Kurzfilmtage, Tel. (0208) 8252652,<br />

info@kurzfilmtage.de<br />

14<br />

Thema zu bieten. Im restaurierten Stummfilm<br />

„Fräulein Else“ (D 1928/29) von Paul Czinner<br />

etwa setzt Elisabeth Berger ihren Körper <strong>als</strong><br />

Gegenleistung für die Forderungen eines Gläubigers<br />

ein, um die Familie nach dem Konkurs der<br />

väterlichen Firma zu retten – eine der gefeierten<br />

Wiederentdeckungen auf dem Archiv<br />

Filmfestival in Bologna 2004. In einer Sondervorstellung<br />

wird „Iron Jawed Angels“ von Katja<br />

von Garnier gezeigt: Der für den US-Sender<br />

HBO realisierte Spielfilm mit Starbesetzung<br />

schildert den Kampf für das Frauenwahlrecht in<br />

den Vereinigten Staaten und wurde eben für drei<br />

Golden Globes 2005 nominiert.<br />

Begleitend zeigt das Festival die Fotoausstellung<br />

„Sitzungszimmer in Liechtenstein“ von<br />

Barbara Bühler. Sie fotografiert Räume, in<br />

denen die großen Geldtransaktionen verhandelt<br />

werden – vorher und nachher, zurück bleiben<br />

nur banale Alltagsspuren, die Tragweite der getroffenen<br />

Entscheidungen bleibt unsichtbar.<br />

Vom 13. bis 15. April bietet femme totale<br />

außerdem drei praxisnahe Workshops an, die<br />

sich mit Produktionsbedingungen, Fördermöglichkeiten<br />

und Filmrecht befassen. Auch in<br />

diesem Jahr ist der Kamerapreis der e-ms<br />

new media AG ausgeschrieben. Der mit<br />

5.000 Euro dotierte Wettbewerb richtet sich an<br />

junge Bildgestalterinnen aus Deutschland. Alles<br />

weitere unter www.femmetotale.de.<br />

Femme totale, Tel. (0231) 5025162;<br />

info@femmetotale.de<br />

Schmitt/Teigler:<br />

Beyond Lünen<br />

Vor über 800 Zuschauern präsentierte Elfriede<br />

Schmitt, neben Ute Teigler bislang Leiterin<br />

des Kinofestes Lünen, am 8. Januar im<br />

Castro-Kino in San Francisco „Bin ich sexy?“<br />

von Katinka Feistl, den Gewinnerfilm des 15.<br />

Kinofestes im November 04. Zu dem 2004 verdoppelten<br />

und nun mit 10.000 Euro dotierten<br />

Filmpreis der Stadt Lünen („Lüdia“) gehört<br />

auch, den Siegerfilm zu untertiteln und ihn beim<br />

Partnerfestival „Berlin & Beyond“ einem USamerikanischen<br />

Publikum vorzustellen. Dem gefiel<br />

„Bin ich sexy?“ so gut, dass es den Film mit<br />

dem Publikumspreis auszeichnete.<br />

Zuvor hatten Schmitt und Teigler nach 15<br />

Jahren die künstlerische Leitung und Organisation<br />

des Festiv<strong>als</strong> niedergelegt, um sich neuen<br />

Projekten zu widmen. Beim Auftritt des Kinofestes<br />

im Rahmen der Berlinale wird am<br />

15. Februar voraussichtlich ein neuer Festivalleiter<br />

vorgestellt. Dem Vernehmen nach soll<br />

künftig die künstlerische von der organisatorischen<br />

Leitung getrennt werden. Die Organisation<br />

soll eine NRW-weit tätige Agentur übernehmen.<br />

Dass das Festival auf einer soliden konzeptionellen<br />

und finanziellen Grundlage steht,<br />

bestätigten Friedhelm Deuter und Erik<br />

Pamp, Pressesprecher des Vereins Pro Lünen,<br />

der das Event zusammen mit der Kommune<br />

veranstaltet. Das 16. Kinofest Lünen findet vom<br />

10. bis 13. November im Cineworld statt.<br />

Pro Lünen, Tel. (02306) 202220;<br />

www.kinofest-luenen.de<br />

Zu Gast in Sundance<br />

Noch immer gilt das Sundance International<br />

Film Festival (20. – 30.01.) <strong>als</strong> eines der<br />

spannendsten Festiv<strong>als</strong> überhaupt. Umso erfreulicher<br />

ist, dass in diesem Jahr gleich drei von<br />

der <strong>Filmstiftung</strong> NRW geförderte Filme eine<br />

Einladung nach Park City erhielten.<br />

Der dänische Regisseur Thomas Vinterberg<br />

reiste mit seinem neuen Film „Dear Wendy“<br />

nach Utah. Das Drehbuch zu der internationalen<br />

Koproduktion, die zu großen Teilen in<br />

NRW gedreht wurde, stammt von Lars von<br />

Trier. Produziert wurde der Film über die Liebe<br />

eines Pazifisten zu seiner Pistole von der dänischen<br />

Lucky Punch mit der ausführenden<br />

Zentropa-Tochter Pain Unlimited aus Köln<br />

und ZDF/Arte.<br />

In seiner Romanverfilmung „Schneeland“ er-<br />

Kino macht Schule<br />

Nach den Erfolgen der letzten Schulfilmwochen<br />

steht nun der Termin für die nächste Ausgabe<br />

von „Lernort Kino“ in NRW fest: Vom 6. bis<br />

10. Juni heißt es in vielen Schulen in NRW wieder<br />

„Film ab“. Ziel des Projekts, das von der<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW unterstützt und vom Kölner<br />

Institut für Kino- und Filmkultur (ikf)<br />

durchgeführt wird, ist es, die Medienkompetenz<br />

zu fördern, und den Schülern somit zu ermöglichen,<br />

Filme nicht nur zu konsumieren,<br />

sondern auch nach Inhalt und Form beurteilen<br />

zu können. Nach der „Initialzündung“, der ersten<br />

Schulfilmwoche 2002 in NRW, folgten viele<br />

weitere Bundesländer dem Beispiel und veranstalteten<br />

eigene Aktionen.<br />

Mehr über die Schulfilmwoche 2005 und<br />

die Arbeit des ikf unter www.film-kultur.de.<br />

ikf, Tel. (221) 3974850;<br />

info@film-kultur.de<br />

newsletter@filmstiftung.de – Meldungen<br />

Zu Gast in Sundance: Thomas Vinterbergs<br />

neuer Film „Dear Wendy“. Foto: trust film<br />

zählt der Kölner Regisseur Hans W. Geißendörfer<br />

eine Geschichte über Trauer und<br />

Liebe im verschneiten Lappland. Julia Jentsch,<br />

Thomas Kretschmann, Joachim Król<br />

und Maria Schrader spielen die Hauptrollen<br />

in dem Kinofilm, den die Geißendörfer Filmund<br />

Fernsehproduktion gemeinsam mit<br />

dem WDR realisiert hat. In Deutschland ist<br />

„Schneeland“ seit dem 20. Januar in den Kinos<br />

zu sehen. In Sundance lief er zusammen mit<br />

„Dear Wendy“ in der Sektion Sundance Film<br />

Festival 2005 Premiere.<br />

In der Reihe World Cinema Dramatic<br />

startete die deutsch-polnische Koproduktion<br />

„Stranger“ von Malgorzata Szumowska,<br />

die auch im Panorama der Berlinale zu sehen ist<br />

(siehe Seite 5).<br />

Begegnungen<br />

mit der Akademie<br />

Die Deutsche Filmakademie lädt auch in<br />

Köln zu ihrer Reihe „Begegnungen“ ein. Im Januar<br />

stand Uli Hanisch, der für das Szenenbild<br />

des gezeigten Films „Der Krieger und die<br />

Kaiserin“ verantwortlich zeichnete, im Kölner<br />

Odeon Kino Rede und Antwort. Der nächste<br />

Kölner „Begegnungs“-Termin ist der 21.Febuar<br />

um 20.15 Uhr. Gast und Thema stehen noch<br />

nicht fest, werden aber demnächst unter<br />

www.deutsche-filmakademie.de bekannt<br />

gegeben.<br />

Dt. Filmakademie,<br />

Tel. (030) 88708350;<br />

info@deutsche-filmakademie.de


<strong>Filmstiftung</strong> bilanziert 2004<br />

„2004 war ein sehr gutes Kinojahr“, bilanzierte<br />

Michael Schmid-Ospach auf der Bilanzpressekonferenz<br />

der <strong>Filmstiftung</strong> NRW im Dezember<br />

in Düsseldorf. Und damit meinte er nicht<br />

nur die herausragenden Filme des vergangenen<br />

Jahres, sondern auch die erfreulichen Zahlen an<br />

der Kinokasse. „Der Einbruch von 2003 hat sich<br />

nicht wiederholt und das war wichtig, denn nur<br />

wenn es den Kinos gut geht, haben auch unsere<br />

Filme eine Chance“, betonte der Geschäftsführer<br />

der <strong>Filmstiftung</strong>, der sich besonders darüber<br />

freute, dass der deutsche Film mittlerweile<br />

konstant mit guten Produktionen überzeugen<br />

kann. Der Lohn: Ein Marktanteil von 24 Prozent.<br />

Die Zahlen, die Schmid-Ospach präsentierte,<br />

sprechen für sich: Insgesamt förderte die<br />

<strong>Filmstiftung</strong> 2004 101 Filme mit fast 30 Millionen<br />

Euro und löste damit ein Gesamtproduktionsvolumen<br />

von 170 Millionen aus. Besonders<br />

berücksichtigt wurde dabei im letzten<br />

Jahr wieder der Nachwuchs: Die <strong>Filmstiftung</strong><br />

unterstützte 22 Abschlussfilme und Debütfilme<br />

von Hochschulabsolventen aus NRW mit insgesamt<br />

288.000 Euro und erhöhte damit den<br />

so genannten Studententopf im Vergleich zu<br />

2003 um noch einmal 70.000 Euro. Auch die<br />

Zahl der Drehtage in NRW stieg 2004 weiter an:<br />

Max Ophüls: Wahrheit oder Pflicht<br />

Auch in diesem Jahr war Jugend wieder Trumpf<br />

beim Filmfestival Max Ophüls Preis (17.-<br />

23.01.). Das Festival in Saarbrücken ist zu dem<br />

Treffpunkt junger Regietalente geworden. Dass<br />

die <strong>Filmstiftung</strong> NRW in diesem Jahr mit sieben<br />

geförderten Filmen vertreten war, bestätigt die<br />

gute Nachwuchsarbeit der Düsseldorfer. .<br />

Im Wettbewerb liefen „Wahrheit oder<br />

Pflicht“ von Jan Martin Scharf und Arne<br />

Nolting (Produktion: Two Pilots und WDR),<br />

„Allein“ von Thomas Durchschlag (Produktion:<br />

Lichtblick und WDR), „Das Lächeln<br />

der Tiefseefische“ von Till Endemann (Produktion:<br />

Zieglerfilm Köln und WDR/arte),<br />

„Crash Test Dummies“ von Jörg Kalt (Pro-<br />

An 671 Drehtagen fiel irgendwo an Rhein und<br />

Ruhe eine Filmklappe – darunter spektakuläre<br />

Drehs wie Til Schweigers „Barfuss“, Heinrich<br />

Breloers „Speer und er“, Dieter Wedels<br />

„Papa und Mama“, Robert Glinskis<br />

„Unkenrufe“ oder Rolf Schübels Zweiteiler<br />

„Zeit der Wünsche“, der bereits Mitte Januar in<br />

der ARD zu sehen war.<br />

Einige dieser und viele andere geförderte<br />

Produktionen haben das Potenzial, an die Ergebnisse<br />

der erfolgreichsten Filme des letzten<br />

Jahres anzuknüpfen. Die <strong>Filmstiftung</strong>s-Charts<br />

2004 führen unangefochten die „7 Zwerge“ mit<br />

weit über 6,5 Millionen Besuchern an, gefolgt<br />

von „Lauras Stern“ (1,2 Mio.) und „Sommersturm“<br />

(257.000). Das erlaubt die Hoffnung auf<br />

weitere Rückflüsse, denn bei Erfolg fließt das<br />

Geld an die Förderer zurück: So zahlten 2004<br />

„Das Wunder von Bern“ und „Good Bye, Lenin!“<br />

ihre Förderung ebenso zurück, wie der Bonner<br />

schwarz-weiß Filmverleih seine Verleihförderung<br />

für „Balzac und die kleine chinesische<br />

Schneiderin“.<br />

Alle Zahlen, Festivalerfolge, Dreharbeiten<br />

und was sonst noch wichtig war im Filmjahr<br />

2004 in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> unter www.<br />

filmstiftung.de.<br />

„Crash Test Dummies“: Härtetest in Saarbrücken. Foto: Icon Film<br />

duktion: Icon Film, Amour Fou und WDR)<br />

sowie „Hotel“ von Jessica Hausner (Produktion:<br />

Essential Filmproduktion,<br />

Coop99 Film, WDR und ZDF/arte). Im<br />

Spektrum des Festiv<strong>als</strong> war die Screwball-Komödie<br />

„Kebab Connection“ von Anno Saul<br />

(Produktion: Wüste Film und WDR/arte)<br />

und im Kurzfilmwettbewerb „Goodbye“ des<br />

Kölners Steve Hudson dabei.<br />

Außerdem in Saarbrücken zu sehen: „Willkommen<br />

im Club“ von Holger Borggrefe,<br />

der an der ifs internationale filmschule<br />

köln <strong>als</strong> Referent für Filmregie und Schauspiel<br />

tätig ist. Die Preisträger standen bei Redaktionsschluss<br />

noch nicht fest.<br />

2004 gedreht und 2005 bereits erfolgreich im Ersten ausgestrahlt:<br />

„Zeit der Wünsche“ von Rolf Schübel. Foto: WDR<br />

Drehbuchpreis<br />

Münster.Land<br />

Bereits zum dritten Mal schreibt der Filmservice<br />

Münster.Land seinen mit 3.000 Euro dotierten<br />

Drehbuchförderpreis Münster.Land für<br />

Autoren aus, die sich in herausragender Weise<br />

mit Münster oder dem Münsterland beschäftigen.<br />

Eingereicht werden müssen (in vierfacher<br />

Ausfertigung) ein Drehbuchentwurf (deutsch<br />

oder englisch) von maximal 30 Seiten, eine ausgearbeitete<br />

Dialogszene, eine Kurzbiographie des<br />

Autors und eine einseitige Inhaltsangabe des Projektes.<br />

Über den Sieger, der zum Preisgeld eine<br />

fachliche Begleitung bei der Drehbuchausarbeitung<br />

durch einen erfahrenen Autoren sowie<br />

die Kosten für einen zweiwöchigen Recherche-<br />

Aufenthalt in Münster oder dem Münsterland<br />

erhält, entscheidet eine Jury mit Christoph<br />

Busch, Ellis Driessen und Michael<br />

Schmid-Ospach. Einsendeschluss ist der 31.<br />

August 2005. Der Preis wird im Rahmen des<br />

Filmfestiv<strong>als</strong> Münster (19.-23.10.) verliehen.<br />

Filmservice, Tel. (0251) 4921380;<br />

ebeln@stadt-muenster.de<br />

Silver Star im Woki<br />

Mit einer neuen Filmreihe will das Bonner Woki<br />

ältere Filmfreunde locken. Unter dem Titel<br />

Silver Star werden im Kino am Bertha-von-<br />

Suttner Platz jeden Donnerstag um 15 Uhr Filme<br />

gezeigt, über die im Anschluss bei einer Tasse<br />

Kaffee oder Tee diskutiert werden soll. „Mit<br />

dem Angebot wollen wir gerade dem älteren<br />

Publikum das moderne Kino mit aktuellen, aber<br />

auch Repertoire-Filmen wieder näher bringen“,<br />

so Stephanie Hoffmann. Zum Auftakt der<br />

Reihe zeigte des Woki „Mein Name ist Bach“.<br />

Woki, Tel. (0228) 9768202;<br />

woki@woki.de<br />

Cinema Francais<br />

in Herdecke<br />

Vom 20. bis 23. Februar veranstaltet die Filminitiative<br />

Herdecke im Onikon Kino ihre<br />

Französischen Filmtage, die sie gemeinsam<br />

mit der Deutsch-Französischen<br />

Gesellschaft Hagen und der Auslandgesellschaft<br />

NRW Dortmund organisiert.<br />

Die Filme, u.a. „5 x 2“ von Francois Ozon,<br />

werden im Original mit Untertiteln gezeigt.<br />

Seit über 25 Jahren versorgt die Filminitiative<br />

Herdecke mit anspruchsvoller Kinokost und<br />

lädt einmal im Jahr einen Regisseur zu einem<br />

Filmwochenende ein: Gast im November war<br />

Andres Veiel. Infos: www.onikon.de.<br />

Filminitiative, Tel. (02330) 3398<br />

Beratung für<br />

Bürgschaften<br />

Seit Anfang des Jahres hilft Christine Radtke-Schramm<br />

in der <strong>Filmstiftung</strong> NRW <strong>als</strong><br />

freiberufliche Beraterin bei der Bearbeitung der<br />

„Filmbürgschaften“. Als Scharnier zwischen den<br />

Hausbanken und der vom Land mit der Prüfung<br />

der Anträge beauftragten PwC soll sie den Produzenten<br />

helfen, das Verfahren zügig und störungsfrei<br />

zu durchlaufen.<br />

Zuvor war Christine Radtke-Schramm in leitender<br />

Funktion bei der Treuarbeit AG mit<br />

der Prüfung von Landesbürgschaftsverfahren<br />

betraut und ist somit ausgewiesene Expertin auf<br />

diesem Gebiet.<br />

Anträge finden Sie unter www.filmstiftung.de/Download/infomaterial.php<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW, Tel. (0211) 930500;<br />

info@filmstiftung.de<br />

Meldungen – newsletter@filmstiftung.de 15


<strong>Filmstiftung</strong> NRW vergab ihre Jahresfilmprogramm-Prämien<br />

Ausgezeichnete Kinos<br />

ine tolle Idee, endlich mal einen Filmpreis<br />

Enach einem Kinobetreiber zu benennen“,<br />

freute sich Sönke Wortmann, der <strong>als</strong> erster den<br />

neuen „Strate Preis“ aus den Händen von NRW-<br />

Ministerpräsident Peer Steinbrück in Empfang<br />

nehmen durfte. Gestiftet wurde der mit 20.000<br />

Euro dotierte Preis, der an Herbert Strate erinnern<br />

soll, von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW und der FFA.<br />

Vergeben wurde er bei der Verleihung der Jahresfilmprogramm-Prämien,<br />

die am 29. November<br />

im Cinenova-Kino stattfand.<br />

Die Kino- und Regiestars Veronica Ferres,<br />

Til Schweiger, Heino Ferch, Oskar Roehler, Martin<br />

Weiss, Clelia Sarto und Catherine Flemming<br />

hatten es sich nehmen lassen, persönlich nach<br />

Köln zu reisen, um gemeinsam mit Ministerpräsident<br />

Steinbrück und <strong>Filmstiftung</strong>s-Geschäftsführer<br />

Michael Schmid-Ospach die Jahresfilmprogramm-Prämien<br />

der <strong>Filmstiftung</strong> an<br />

die Kinobetreiber zu übergeben. Die Betreiber<br />

der 46 ausgezeichneten Kinos konnten sich dabei<br />

über Prämien in einer Gesamthöhe von<br />

413.000 Euro freuen. Die höchsten Prämiensummen<br />

für ihr herausragendes Programm erzielten<br />

dabei das Metropolis in Köln und das Cinema<br />

in Münster.<br />

Anlass zum Feiern gaben nicht nur die Prämien,<br />

sondern auch die guten Kinobesucherzahlen<br />

2004. Dass auch 2005 ein besonderer<br />

Kinojahrgang werden kann, bewiesen die Trailer<br />

zu „Die syrische Braut“ (Kinostart: 17.03.) und<br />

die zwölf Minuten, die Til Schweiger aus seinem<br />

neuen Film „Barfuss“ präsentierte<br />

Bei den vielen Auszeichnungen kamen<br />

schließlich auch die nicht zu kurz, die nicht dabei<br />

sein konnten: Karin Clement warb vor Ort<br />

um Spenden für die Elterninitiative herzkranker<br />

Kinder und Jugendlicher Bonn e.V. sowie <strong>als</strong><br />

Schirmherrin für den Selbsthilfeverein „Lupus<br />

Erythematodes“.<br />

16<br />

Alle Fotos: <strong>Filmstiftung</strong>/Heike Herbertz<br />

Ehrung für gutes Programm: NRW-Kinobetreiber<br />

bei der Verleihung der Prämien<br />

Veronica Ferres und Oskar Roehler mit den prämierten Düsseldorfer<br />

Kinobetreibern Udo Heimansberg und Kalle Somnitz<br />

Jochen Manderbach (Viktoria, Hilchenbach),<br />

Til Schweiger,<br />

Michael Meyer (Casablanca und<br />

Metropolis in Bochum,<br />

Schauburg in Gelsenkirchen)<br />

Ministerpräsident Peer Steinbrück, Karin Clement und Michael Schmid-Ospach<br />

Claudia Droste-Deselaers (<strong>Filmstiftung</strong>)<br />

und RTL-Chef Marc Conrad<br />

Britta Lengowski<br />

(<strong>Filmstiftung</strong> NRW, Kinoförderung)<br />

mit Andreas<br />

Kramer (HDF)<br />

Sönke Wortmann mit<br />

Margarete Papenhoff<br />

(links) und Gabriele<br />

Rosslenbroich, die Kinos<br />

in Mettmann (Studio)<br />

und Ratingen (Kinocenter)<br />

betreiben<br />

Veronica Ferres bei ihrer Laudatio<br />

auf Strate-Preisträger<br />

Sönke Wortmann<br />

Veronica Ferres meets Münster: Thomas Behm und<br />

Jens Schneiderheinze (Cinema Münster) erhielten<br />

die Spitzenprämie für ihr Kinoprogramm<br />

Helga Juchmann (Babylon, Hagen), Veronica<br />

Ferres, Oskar Roehler, Joachim Kühn (Kino im Filmhaus,<br />

Köln), Jürgen Breuer (Babylon, Hagen)<br />

newsletter@filmstiftung.de – Jahresfilmprogramm-Prämie<br />

Bei der „Jafi“ dabei: Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma, Til Schweiger,<br />

Sönke Wortmann, Veronica Ferres, MP Steinbrück und Karin Clement<br />

Michael Schmid-Ospach erhält 120.000 Euro, die Rückzahlung des Verleihdarlehens<br />

für „Balzac und die kleine chinesische Schneiderin“ vom Schwarz-Weiss<br />

Filmverleih aus Bonn, von links: Dieter Hertel, Matthias Keuthen, Jürgen Lütz<br />

Oskar Roehler und<br />

Catherine Laakmann,<br />

Metropolis in Köln<br />

FFA-Besuch: Peter Dinges, Eberhard Junkersdorf<br />

und Rolf Bähr (von links)<br />

Ministerpräsident Steinbrück gratuliert Kinobetreibern<br />

zu ihrer Prämie<br />

Til Schweiger, Strate-Preisträger Sönke Wortmann,<br />

Karl-Heinz Meier (Elite Kino, Espelkamp) und<br />

Veronica Ferres<br />

Paten für die Kinobetreiber: Heino Ferch und<br />

Wendy Crewson. Beide kamen direkt vom Set<br />

„Endspiel im Kosovo“ ins Cinenova.


Produzentennetzwerk<br />

ACE - Ateliers du<br />

Cinéma Européen<br />

ie Idee eines europäischen Netzwerks<br />

Dfür Produzenten, gekoppelt mit einer<br />

Weiterbildung anhand eines konkreten Projektes,<br />

empfand sie <strong>als</strong> „sehr sinnvoll“. Deshalb<br />

entschied sich Produzentin Bettina<br />

Brokemper der Kölner Firma Heimatfilm zur<br />

Teilnahme an ACE, einer der renommiertesten<br />

MEDIA-Fortbildungsinitiativen für unabhängige<br />

Spielfilmproduzenten und zugleich<br />

eines der wichtigsten Produzenten-<br />

Netzwerke Europas. Über 140 Produzenten<br />

aus zwanzig europäischen Ländern gehören<br />

mittlerweile dem Netzwerk an, elf<br />

aus Deutschland, unter ihnen Jens Meurer<br />

(Egoli Tossell), Ralph Schwingel (Wüste Filmproduktion),<br />

Martin Hagemann (Zero Film)<br />

und Annette Pisacane (Cameo Film- und<br />

Fernsehproduktion).<br />

ACE richtet sich an Produzenten, die bereits<br />

einen Kinospielfilm produziert haben<br />

und nun ein weiteres internationales Kinoprojekt<br />

voranbringen wollen. Brokemper<br />

bewarb sich mit dem Spielfilmprojekt „MS<br />

Constanze“: „Seit einiger Zeit entwickeln die<br />

Autorin und Regisseurin Almut Getto und<br />

ich gemeinsam die Geschichte der Binnenschifffahrts-Familie<br />

Pellman, die auf dem<br />

Rhein zwischen Basel und Rotterdam spielt.<br />

Die zweite Drehbuchfassung war gerade fertig<br />

und der Zeitpunkt günstig, diese Fassung<br />

von den Dramaturgen analysieren zu lassen<br />

und ein Feedback von potenziellen Finanziers<br />

und Koproduzenten zu bekommen.“<br />

Dem zweitägigen Pre-Workshop im November<br />

in Paris (Schwerpunkt Drehbuchanalyse)<br />

folgte ein einwöchiges Intensivseminar<br />

in Cognac, das internationale Finanzierungs-<br />

und Koproduktionsstrategien,<br />

sowie Vertriebs- und Verleihstrukturen behandelte.<br />

30 erfahrenen Experten betreuten<br />

die Teilnehmer – Verleiher, Weltvertriebe,<br />

Förderer, Medienanwälte, Produzenten<br />

und Autoren. Case-Studies, Diskussionen,<br />

Vorträge und Einzelgespräche<br />

vermittelten die Inhalte besonders praxisnah.<br />

„Unser Projekt hat bereits jetzt von ACE<br />

profitiert. Zum einen haben wir in die neue<br />

Drehbuchfassung die Kommentare der Dramaturgen<br />

einbauen können. Und ich habe<br />

wertvolle Informationen über Finanzierungsmöglichkeiten<br />

in den gewünschten<br />

Koproduktionsländern erhalten“, resümiert<br />

Brokemper.<br />

Auch während des restlichen Jahres<br />

werden die Teilnehmer weiter vom ACE-<br />

Team und Experten unterstützt. Außerdem<br />

bieten viele Veranstaltungen die Möglichkeit,<br />

die internationalen Kontakte zu intensivieren:<br />

Für seine Mitglieder organisiert<br />

ACE verschiedene Kurzseminare, eine jährlich<br />

stattfindende Mitgliederversammlung<br />

und „Networking Events“ auf Festiv<strong>als</strong> und<br />

Märkten.<br />

Ab Mai gibt es die neuen Anmeldeformulare<br />

für den 15. ACE Workshop. Anmeldeschluss<br />

ist Anfang Juli 2005. Weitere<br />

Infos: www.ace-producers.com.<br />

Der reelport der Kurzfilmtage Oberhausen<br />

Europas erste digitale<br />

Auswertungskette für<br />

Filmfestiv<strong>als</strong><br />

ereits zum zweiten Mal unterstützte das<br />

BMEDIA-Plus-Programm im August<br />

2004 das Pilotprojekt reelport der Kurzfilmtage<br />

Oberhausen. Zur Zeit wird die digitale<br />

Plattform für Filmfestiv<strong>als</strong> in der Praxis<br />

erprobt. Seit September letzten Jahres<br />

werden Filmemacher dazu aufgerufen, ihre<br />

digital produzierten Filme über die Internetplattform<br />

reelport (www.reelport.com)<br />

online einzureichen. Nach diesem Probelauf<br />

will Oberhausen die digitale Einreichung<br />

<strong>als</strong> Standard anbieten. Langfristig soll<br />

die Festivalarbeit bis zur Projektion auf die<br />

Kinoleinwand komplett digital abgewikkelt<br />

werden.<br />

Der Newsletter sprach mit Projektleiter<br />

Tilman Scheel über die jüngsten Entwikklungen.<br />

Seit letztem September können<br />

Filmemacher ihre Arbeiten über die<br />

Internetplattform reelport bei den Festiv<strong>als</strong><br />

Oberhausen, Göteburg, Tampere<br />

und Vila do Conde einreichen.<br />

Wie ist die neue Plattform bislang genutzt<br />

worden?<br />

Für Oberhausen sind bisher rund 500<br />

Filme über reelport eingereicht worden, das<br />

sind zehn Prozent der gesamten Einreichungen<br />

und fünf Prozent mehr <strong>als</strong> wir erwartet<br />

haben. Bemerkenswert ist auch, dass<br />

mehr <strong>als</strong> ein Drittel aller Filme über das Internet<br />

hoch geladen werden. Dabei kommen<br />

die Filme aus der ganzen Welt, selbst aus<br />

Schwellenländern wie Indien und Brasilien.<br />

Besonders überraschend ist die technische<br />

Qualität der Filme. Nahmen wir an, dass nur<br />

etwa 60 Prozent der digital eingereichten<br />

Filme für die Sichtung geeignet sein würden,<br />

sind es tatsächlich über 90.<br />

Welche Vorteile hat die Anmeldung<br />

per Mausklick?<br />

Pro Jahr erhalten die Kurzfilmtage<br />

Oberhausen rund 5000 Filme <strong>als</strong> Video-Kassetten.<br />

Die Umstellung auf ein digitales Einreichsystem<br />

bietet entscheidende Vorteile:<br />

Die Lagerung der Filme wird erheblich billiger<br />

und deren spätere Vernichtung kostet<br />

nichts mehr. Zusätzlich verringert sich der<br />

Zeitaufwand bei der Einreichung, da die Ein-<br />

gabe der Daten von den Einreichenden selber<br />

vorgenommen wird.<br />

Außerdem wünschen sich die Filmemachern<br />

selbst immer mehr, auch digitale<br />

Formate einreichen zu dürfen. Grund ist,<br />

dass viele Filme schon digital hergestellt werden<br />

und bisher für die Einreichung auf VHS<br />

kopiert werden mussten. Mit reelport können<br />

die Filme nun direkt vom Rechner<br />

hochgeladen werden. Ein weiterer Vorteil<br />

ergibt sich aus der Tatsache, dass für mehrere<br />

Festiv<strong>als</strong> gleichzeitig eingereicht werden<br />

kann: Damit fällt der Verwaltungsaufwand<br />

nur einmal an. Zudem ermöglicht<br />

reelport eine effektivere Sichtung: Kommissionsmitglieder<br />

und Filmmarktbesucher<br />

können die Filme direkt über ein Bildschirmmenü<br />

aufrufen, ohne sich mit einer<br />

Vielzahl von Videokassetten abzumühen.<br />

Wie reiche ich ein? Muss eine Gebühr<br />

bezahlt werden, und was passiert<br />

mit den Filmrechten?<br />

Eine Einreichgebühr wird es auf absehbare<br />

Zeit nicht geben, da sich reelport<br />

derzeit aus Förderungen und Folgegeschäften<br />

finanziert. Bei den Filmrechten ändert<br />

sich zunächst nichts im Vergleich zum<br />

analogen Ablauf; der Filmemacher gibt zu-<br />

nächst nur die Freigabe für die Nutzung<br />

durch die Festiv<strong>als</strong>. Nur wenn der Filmemacher<br />

es wünscht, wird der Film in einen<br />

Online-Katalog aufgenommen, der Filmrechtekäufern<br />

das internetbasierte Recherchieren<br />

von Filmen ermöglicht. Für die<br />

Einreichungen gilt weiter die Regel, dass alle<br />

Filme, die direkt in Oberhausen eingereicht<br />

werden, den Formatvorgaben von<br />

Oberhausen entsprechen – <strong>als</strong>o weiter auf<br />

VHS eingereicht werden müssen. Nur wenn<br />

die Filme über reelport eingereicht werden,<br />

werden auch digitale Formate akzeptiert.<br />

Wie sind die Filme vor Missbrauch<br />

geschützt?<br />

Soweit die Filme nur für den Festivalbetrieb<br />

genutzt werden, ist ein Missbrauch<br />

praktisch ausgeschlossen, da nur Festivalmitarbeiter<br />

Zugriff auf die Filme haben. Die<br />

Frage nach Missbrauch stellt sich daher erst<br />

bei der Nutzung im Online-Katalog. Dieser<br />

ist nur für Film-Profession<strong>als</strong> zugänglich, ein<br />

Missbrauch <strong>als</strong>o unwahrscheinlich. Darüber<br />

hinaus lässt die Qualität der Filme eine Nutzung<br />

praktisch nicht zu. Schließlich kann der<br />

Filmemacher, gegen Aufpreis, eine Verschlüsselung<br />

veranlassen, die nur er selbst<br />

kennt.<br />

Was ist die langfristige Zielsetzung<br />

von reelport?<br />

Kleineren Europäischen Filmen – <strong>als</strong>o<br />

Kurzfilmen, <strong>Dokument</strong>arfilmen und kleineren<br />

Spielfilmen – durch die Verringerung<br />

der Verleihkosten und die Erschließung zusätzlicher<br />

Nutzergruppen neue Vermarktungsmöglichkeiten<br />

und neue Verleihchancen<br />

zu öffnen.<br />

MEDIA NEWS<br />

Informationen über Fördermaßnahmen<br />

und Einreichtermine erhalten<br />

Sie bei der MEDIA Antenne Düsseldorf,<br />

Tel. (0211) 9305014; media@filmstiftung.de<br />

und auf der MEDIA-<br />

Website www.mediadesk.de.<br />

MEDIA – newsletter@filmstiftung.de 17


Ein Land und seine Bilder<br />

oder die Frage<br />

nach dem Warum<br />

Wir haben deutsche Filmemacher gefragt, ob sie dieses Land<br />

im Umbruch auf der Leinwand wieder finden? Ob die deutschen<br />

Filme deutsche Befindlichkeiten widerspiegeln? Kurz, ob<br />

die einheimischen Produktionen ausreichend gesellschaftliche<br />

Relevanz haben. Unser Thema war Deutschland 2005,<br />

und damit lagen wir eindeutig zu eng. Denn wenn man den<br />

Gedanken weiterdenkt, gelangt man in wenigen Schritten<br />

zu einer ganz anderen, viel wesentlicheren Frage:<br />

Ist Relevanz überhaupt ein filmisches bzw. künstlerisches<br />

Kriterium? Und noch einen kleinen Schritt weiter gedacht:<br />

Warum macht man überhaupt Filme? Um die Realität<br />

abzubilden, zu belehren, zu unterhalten, sich selbst zu<br />

therapieren, reich und berühmt zu werden?<br />

Viele der Filmemacher, die wir fragten, behandeln in ihren<br />

Antworten genau diese persönliche Frage nach dem<br />

Warum. Gestartet im relevant Politischen, landeten wir<br />

im intim Persönlichen – und das verrät vielleicht mehr<br />

über Deutschland 2005 <strong>als</strong> jedes gesellschaftspolitische<br />

Statement. Lassen Sie sich überraschen.<br />

18<br />

newsletter@filmstiftung.de – Deutschland 2005<br />

Filme wie Schneewitt<br />

EIN E-MAIL-INTERVIEW MIT<br />

DOMINIK GRAF, REGISSEUR<br />

Am 14.12.04 um 13:30 Uhr<br />

schrieb Oliver Baumgarten:<br />

Deutschland steckt mitten in einem<br />

Umbruch. Die Sozi<strong>als</strong>ysteme werden<br />

umgebaut mit Folgen für die Menschen.<br />

Die Kluft zwischen reich und<br />

arm wird größer, und selbst die<br />

Mittelschicht fühlt sich vom Abstieg<br />

bedroht. Finden Sie, dass man dieses<br />

Land im aktuellen deutschen Film<br />

wieder findet?<br />

Am 15.12.04 um 09:19 Uhr antwortete<br />

Dominik Graf:<br />

ie politische, die mentale Situation ei-<br />

Dnes Landes oder einer Zeit findet sich<br />

von allen Kunstgattungen doch am deutlichsten<br />

in den Filmen wieder, finde ich. Und<br />

zwar seltsamerweise ganz egal, ob in sorgenfreien<br />

Komödien oder in sozialrealistischen<br />

Filmen. Kinohits von gestern kann<br />

man sehr gut <strong>als</strong> Objekte zur Gesellschaftsforschung<br />

verwenden, auch wenn ihr<br />

Charme schon längst verblüht ist. Demnach<br />

müsste man <strong>als</strong>o im etwas groben Historismus<br />

des deutschen Kinos zur Zeit vielleicht<br />

mehr von unserer aktuellen Gesellschaft spüren<br />

können, <strong>als</strong> in den Filmen, die sich mit<br />

konkreten Sozi<strong>als</strong>ituationen beschäftigen?<br />

Denn im Zuckerguss, den das Publikumskino<br />

über seine Filmen gießt, ist doch oft mehr<br />

Wahrheit über die Verdrängungssehnsüchte<br />

einer Gesellschaft verborgen <strong>als</strong> in einem Kino<br />

der Sozialanalysen.<br />

Am 15.12.04 um 20:56 Uhr<br />

schrieb Oliver Baumgarten:


„One Day in Europe“, Berlinale Int. Wettbewerb „Die kleine Monsterin“, Berlinale Kinderfilm-Wettbewerb<br />

chensärge<br />

Von den in erfolgreichen Filmen verborgenen<br />

Sehnsüchten ist ja auch<br />

Siegfried Kracauer in seinem Analyseansatz<br />

von Kino ausgegangen. Wie<br />

würden Sie den Kassenerfolg von Filmen<br />

dieses neuen Historismus einerseits<br />

und andererseits des Kalauer-<br />

Kinos im Stile von Bully, „Der Wixxer“<br />

oder „7 Zwerge“ interpretieren?<br />

Flucht ins Lachen zum einen und<br />

Rückbesinnung auf Wurzeln zum anderen?<br />

Am 18.12.04 um 07:43 Uhr antwortete<br />

Dominik Graf:<br />

ch glaube, das ist nicht so schwer, diese<br />

IHits einzuordnen. Irgendwie scheint es,<br />

<strong>als</strong> ob die deutschen Nachkriegs-Mythologien<br />

sich gerade verselbstständigen. Ob<br />

Ost oder West. Fußball WM, Wiedervereinigung,<br />

Willy Brandt, Rosinenbomber, der<br />

Tunnel unter der Mauer, Edgar Wallace-Filme<br />

... alles sozusagen leuchtende vergangene<br />

Traumschiffe, die sich jetzt von ihrer<br />

eigentlichen Realität abgelöst haben und<br />

am ansonsten etwas düsteren gesamtdeutschen<br />

Himmel mythologisch dahinsegeln.<br />

Was Hitler betrifft, so bleibt halt das<br />

filmische Problem ungelöst. Vielleicht ist es<br />

auch nicht zu lösen? Aber das Schwierigste<br />

an all dem ist doch eigentlich nur, dass<br />

uns im Umgang mit diesen Mythen etwas<br />

Frisches, Radikales, Freches fehlt, so wie etwa<br />

die Amerikaner in den 70ern mit ihren<br />

Western umgegangen sind. Was wir gerade<br />

betreiben – ob Guido Knopp oder<br />

„Der Untergang“ – ist sozusagen eine Mythologisierung<br />

der Mythen. Das heißt anstatt<br />

diese teilweise absurden neudeutschen<br />

Heldensagen ein wenig in den zugehörigen<br />

Alltag, in ihre zugehörige Soziologie<br />

herunterzuholen, stilisieren wir sie<br />

noch mehr. Das ist halt ein bisschen klein-<br />

geistig, aber es ist wohl erfolgreich.<br />

Am 18.12.04 um 22:49 Uhr<br />

schrieb Oliver Baumgarten:<br />

Sie sprachen – im Gegensatz zu diesen<br />

Mythologisierungen – vom „Kino<br />

der Sozialanalysen“, <strong>als</strong>o Filmen, die<br />

gesellschaftliche Um- und Missstände<br />

direkt zum Thema machen. Hat<br />

dieser deutsche Sozialrealismus, wie<br />

er zur Zeit floriert, für Sie eher etwas<br />

Pädagogisches, <strong>als</strong>o etwas vom Filmemacher<br />

aus nach außen Gerichtetes,<br />

oder letztlich bloß etwas<br />

Selbstreflexives, <strong>als</strong>o auf den Filmemacher<br />

selbst Bezogenes? Provokant<br />

gefragt: Wem nützt ein solches Kino?<br />

Am 19.12.04 um 09:12 Uhr antwortete<br />

Dominik Graf:<br />

as kann man so, glaube ich, nicht fra-<br />

Dgen. Beim Kino ist es doch egal, wem<br />

es letztlich nutzt. Irgendwann zählt nur<br />

noch, ob ein Film gut ist, ob er Substanz<br />

hat und ob er sich vor der Filmgeschichte<br />

bewährt oder ob er verschwindet, oder?<br />

Vielleicht drückt dieses andere, dieses ärmere,<br />

„kleine“ deutsche Kino, das die Realität<br />

erkunden will, eher eine Sehnsucht<br />

der Autoren und Regisseure nach irgendeiner<br />

nicht definierten Art von deutschem<br />

„Independent“-Kino aus, während das teure<br />

Mythen-Kino sich mehr am Zuschauer<br />

zu orientieren versucht – dabei aber von<br />

Idee und Ideologie her das amerikanische<br />

Kino imitiert. Was uns teuer zu stehen<br />

kommt. Und sozialrealistisches Kino ist ja<br />

auch gewissermaßen billiger, was eher zu<br />

uns zu passen scheint, denn wir haben ja<br />

auch nicht viel Geld zur Verfügung. Schwierig<br />

finde ich daran nur, dass es, seit ich denken<br />

kann, diesen Gegensatz gibt, dass es<br />

bei uns verschiedene Schubladen in den<br />

Köpfen gibt; d. h. der einen Art von deutschem<br />

Kino fehlt vorsätzlich ein gewisser<br />

erzählerischer Glanz, dem anderen, dem<br />

teureren deutschen Kino – wenn es denn<br />

überhaupt Glanz hat – fehlt es komplett an<br />

Analyse, an einer notwendigen Härte und<br />

Kälte des Blicks und an Wahrhaftigkeitswillen.<br />

Gemeinsam würde da vielleicht<br />

irgendwann ein Schuh draus. Aber darauf<br />

können wir lange warten in Deutschland,<br />

glaube ich. Die jeweiligen Kommerz- und<br />

Kunst-Schubladen sind weltanschaulich beiderseits<br />

fest vernagelt in den Köpfen.<br />

Am 22.12.04 um 15:45 Uhr<br />

schrieb Oliver Baumgarten:<br />

Das Schubladendenken ist sicher problematisch,<br />

aber eint nicht alle Filmemacher<br />

im Grunde der tiefe<br />

Wunsch, dass sein Werk von möglichst<br />

vielen Menschen gesehen wird,<br />

woraus sich dann unter Umständen<br />

konzeptionelle Schwierigkeiten der<br />

Erwartungserfüllung entwickeln?<br />

Dahingehend auch meine Frage von<br />

neulich nach dem Nutzen: Ist nicht ein<br />

stimmiger, konsequenter und gelungener<br />

Film einer, den der Filmemacher<br />

auch zu einem gewissen Teil für<br />

sich selbst gemacht hat?<br />

Am 23.12.04 um 09:27 Uhr antwortete<br />

Dominik Graf:<br />

ch habe für mich und meine eigenen Fil-<br />

Ime eher das Gefühl, dass ich sowieso nur<br />

durch die Arbeit und die Leistung meiner<br />

Autoren bislang in der Lage war, Filme zu<br />

machen, von denen ich jetzt im Nachhinein<br />

sagen kann, dass ich stolz auf sie bin;<br />

dass ich einige dieser Filme auch für mich<br />

<strong>als</strong> Zuschauer halbwegs erträglich finde.<br />

Man möchte ja auch von seinen eigenen<br />

Filmen möglichst fasziniert werden, nicht?<br />

Man will ja die erfreulichen Dialoge, die<br />

widersprüchlichen, spannenden Figuren,<br />

die interessanten Konflikte, die man selbst<br />

im Leben, im Kino und in der Literatur liebt,<br />

im eigenen Film wieder finden ... Und dass<br />

diese Art Freude an der eigenen Arbeit<br />

überhaupt nur dann aufkommen kann,<br />

wenn man die Chance hat, mit Autoren<br />

wirklich konsequent zu arbeiten, das<br />

stimmt sicher. Aber allein diese schrekklichen<br />

Etiketten in Deutschland, dauernd<br />

suchen sie den „neuen Fassbinder“! Ich<br />

probier’s vielleicht mit den Schubladen auch<br />

noch mal anders: Ein paar der – wie ich finde<br />

– zur Zeit besten deutschen Regisseure,<br />

Frauen wie Männer, machen doch fast<br />

nur noch kleinere Filme. Ich vermute von<br />

meinen eigenen Erfahrungen her: aus Bedenken,<br />

dass ihnen bei uns gleichzeitig mit<br />

den größeren Budgets die Filme sofort verwässert,<br />

zerstört oder ganz und gar unmöglich<br />

gemacht werden. Es ist schon ein<br />

ökonomisches und psychologisches Problem,<br />

glaube ich, dass die Art von deutschem<br />

Kino, die offensiv auf das Publikum<br />

zugeht, die „größer” daherkommt, dass<br />

diese Art Kino fast immer auch erzählerisch,<br />

inhaltlich und im Detail herbe Kompromisse<br />

zu beinhalten scheint. Bei „Heimat 3“ dagegen<br />

kann man sehen, finde ich, dass allein<br />

schon die Art wie Reitz da die Tankstellenflaggen<br />

im Hunsrück 1995 wehen<br />

lässt, dass einem da um die Zukunft des dam<strong>als</strong><br />

so satten, neuen Großkohldeutschland<br />

noch mal nachträglich Angst und Bange<br />

wird ... Ich meine damit, im scheinbar<br />

kleineren Erzählen, in solchen Bildern heben<br />

sich die Schubladen und die Widersprüche<br />

unseres Kinos plötzlich für Momente<br />

auf.<br />

Deutschland 2005 – newsletter@filmstiftung.de 19


„Weisse Raben - Alptraum Tschetschenien“, Berlinale Panorama „Massaker“, Berlinale Panorama<br />

Am 28.12.04 um 16:39 Uhr<br />

schrieb Oliver Baumgarten:<br />

Ist es Ihnen selbst nicht ähnlich gegangen<br />

mit „Der Felsen“, der angeeckt<br />

ist? Mussten Sie dort auch den<br />

Weg gehen: entweder Kompromisse<br />

und höheres Budget oder konsequent<br />

Ihren stilistischen und inhaltlichen<br />

Weg gehen, dafür allerdings unterfinanziert?<br />

Am 29.12.04 um 10:40 Uhr antwortete<br />

Dominik Graf:<br />

ch habe beim „Felsen” von Anfang an ei-<br />

Igentlich sehr wenige inhaltliche Kompromisse<br />

machen müssen. Ganz im Gegensatz<br />

übrigens zu allen meinen anderen Kinofilmen<br />

bislang. Dass so ein Stoff kein teures<br />

Budget zugestanden bekommt, das war<br />

uns ja klar. Dass es dann letztendlich aber<br />

so knapp wurde mit dem Geld, das hat zu<br />

den Entscheidungen geführt, die den Film<br />

eben formal noch mal unbequemer werden<br />

ließen <strong>als</strong> er ohnehin in der Erzählung<br />

und in den Figuren schon geplant war. Ich<br />

glaube, dass sehr oft die Ökonomie die treibende<br />

Kraft hinter formalen Entscheidungen<br />

im Kino ist. In „Spieler“ beispielsweise<br />

habe ich dam<strong>als</strong> die Figuren meistens nur<br />

an Häuserwänden von rechts nach links<br />

entlang gehen lassen, weil wir nicht genug<br />

Zeit und Geld hatten, die Tiefen der Münchner<br />

Strassen unter Kontrolle zu halten. Der<br />

Film wurde dadurch viel abstrakter <strong>als</strong> geplant.<br />

War das richtig? War das f<strong>als</strong>ch? Keine<br />

Ahnung. Publikumsfreundlich war es sicher<br />

nicht, aber dafür budgetfreundlich. Time<br />

will tell, welche Entscheidungen richtig<br />

sind oder f<strong>als</strong>ch, über die momentanen<br />

Aufregungen über einen Film hinaus. Vielleicht<br />

zeigt sich irgendwann, dass der „Felsen”<br />

auch das Problem der meisten eher<br />

20<br />

avantgardistisch gemeinten Filme hat, dass<br />

sie nämlich vor allem permanent damit beschäftigt<br />

sind, möglichst avantgardistisch<br />

zu sein, und dass sie dabei in den Menschenbildern<br />

manchmal letzten Endes dann<br />

doch genauso langweilig und kompromisslerisch<br />

daherkommen wie eben das<br />

meiste andere bei uns auch? Aber das sieht<br />

man oft erst, wenn der Lack des formal<br />

Neuen an solchen Filmen mal abgeblättert<br />

ist. Mal sehen, was dann vom „Felsen“<br />

noch übrig bleibt.<br />

Am 02.01.05 um 15:49 Uhr<br />

schrieb Oliver Baumgarten:<br />

Vielleicht ja die Poesie, mit der im<br />

„Felsen“ die Welt betrachtet wird –<br />

das ist ja auch nicht gerade gängig<br />

im aktuellen Film. Sie werden künftig<br />

an der ifs junge Filmemacher ausbilden.<br />

Sehen Sie, wenn Sie ganz generell<br />

zur Zeit Debüts anschauen, eine<br />

zu bestimmende Generation heranwachsen?<br />

Eine, die die Zeichen der<br />

Ökonomie erkennt oder gar eine, die<br />

sich davon befreien möchte?<br />

Am 03.01.05 um 10:34 Uhr antwortete<br />

schrieb Dominik Graf:<br />

ch habe das Gefühl, dass die momenta-<br />

Ine Regie-Generation sich stark an den<br />

eher künstlerischen deutschen Regisseuren<br />

und Regisseusen orientiert, und dass sie sich<br />

– wie gesagt – dort dann eher erst mal an<br />

den minimalistischen Erzählformen des ärmeren<br />

deutschen Films entlang hangeln.<br />

Thema Nummer eins ist dabei nach wie vor<br />

das Familienleben in jeder Form. Man erlebt<br />

nach wie vor – wie auch im Fernsehfilm<br />

bei uns – unendlich viele Figuren, die<br />

in ihren Leben wie in gläsernen Gefängnissen<br />

aufbewahrt sind, die gleichsam hin-<br />

ter den Glasscheiben ihres Zuhauses stehen<br />

und die unhörbar um Hilfe schreien. Kommunikationsunfähigkeiten<br />

ohne Ende. Figuren,<br />

die rein wollen oder raus wollen aus<br />

dem, worin sie gerade stecken – je nachdem.<br />

Filme wie Schneewittchensärge, das<br />

meiste zwischen den Personen irgendwie<br />

seltsam in Watte gepackt. Formale Bundeskanzleramtsästhetik<br />

sozusagen. Und auf<br />

der anderen Seite gibt’s dann auch einen<br />

Realismus-Begriff, der einen zwar nicht<br />

brandneu vom Hocker haut, der aber ganz<br />

sympathisch bescheiden daherkommt. Positiv<br />

finde ich auf jeden Fall, dass – auch<br />

durch die junge Producergeneration, die<br />

ausgebildet wird – eine sichtbare Chance<br />

besteht, diese Schubladen von Kommerz<br />

und Kunst, von E und U bei uns doch vielleicht<br />

mal gründlich durcheinander zu wirbeln.<br />

Die jüngeren Produzenten haben<br />

möglicherweise andere Kriterien bei der Beurteilung<br />

eines Stoffs, glaube ich.<br />

Am 03.01.05 um 18:21 Uhr<br />

schrieb Oliver Baumgarten:<br />

„Filme wie Schneewittchensärge“ -<br />

treffender habe ich das noch nicht<br />

gehört. Aber wer küsst uns rechtzeitig<br />

wach, bevor wieder alles ungeschehen<br />

ausgesessen ist?<br />

Am 04.01.05 um 09:57 Uhr antwortete<br />

Dominik Graf:<br />

ommt drauf an, was man unter Wach-<br />

Kheit versteht. Gemessen an den internationalen<br />

Preisen und auch an der Publikumsresonanz<br />

ist der deutsche Film zur Zeit<br />

ja hellwach. Es gibt objektiv doch wenig zu<br />

meckern. Die Filme erfüllen inzwischen fast<br />

alle Disziplinen, lustig bis spannend bis poetisch,<br />

sie werden handwerklich immer besser,<br />

finde ich, sie beschreiben unser Land,<br />

newsletter@filmstiftung.de – Deutschland 2005<br />

manche davon werden zu Hits usw. Aber<br />

die Frage der Filmakademie vor einem Jahr,<br />

was man hasst am deutschen Film, die war<br />

trotzdem richtig gestellt, finde ich. Es gibt<br />

zweifellos einen tiefen Riss bei uns. In der<br />

Branche wird hinter dem Rücken auf die<br />

jeweils anderen geschimpft, dass sich die<br />

Balken biegen. Es gibt da Fronten, deren<br />

Kampflinien eben ganz anders verlaufen,<br />

glaube ich, <strong>als</strong> das die Schubladen von E<br />

und U an der Oberfläche zunächst vermuten<br />

lassen. Viel Hass und Neid untereinander<br />

ist dauernd spürbar. Nicht, dass<br />

es wirklich soviel Hassenswertes an unseren<br />

Filmen gäbe, aber ich finde ja auch an<br />

der Filmkultur, in der ich lebe, nach wie vor<br />

recht wenig, was ich lieben kann. Also<br />

wach küssen klar – aber zu welchem Leben?<br />

Da haben hundert Leute hier hundert<br />

verschiedene Meinungen dazu.


„Saratan“, Berlinale Panorama „Stranger“, Berlinale Panorama<br />

In der eigenen Welt nach Wahrheit graben<br />

VON RUTH TOMA,<br />

DREHBUCHAUTORIN<br />

ie den meisten Autoren fällt es mir<br />

Wsehr viel leichter, ein ganzes Drehbuch<br />

zu schreiben, <strong>als</strong> wenige Absätze über<br />

das Schreiben zu verfassen. Ich weiß nicht,<br />

warum ich so ungern darüber nachdenke,<br />

was mich zum Schreiben treibt. Vielleicht<br />

weil der Versuch, Worte dafür zu finden,<br />

das Ganze klein und banal machen könnte.<br />

Ähnlich wie mich oft eine Idee in Begeisterung<br />

versetzt, und wenn ich versuche,<br />

sie zu greifen, verliert sie ihren Glanz,<br />

und das Versprechen, das sie in sich getragen<br />

hat, löst sich in Luft auf.<br />

Natürlich möchte ein Autor Filme schreiben,<br />

die Bedeutung haben. Bedeutung für<br />

ihn selbst, für seine Zuschauer. Geschichten,<br />

die einen scharfen Blick auf die Zeit, die<br />

Gesellschaft, den Menschen werfen. Doch<br />

welche Filmerzählung taugt dafür? Geschichten<br />

können ihre Kraft in höchst überraschender,<br />

unvorhersehbarer Weise entfalten.<br />

In dem Film „Balzac und die kleine<br />

chinesische Schneiderin“ entwickeln Erzählungen<br />

französischer Romanciers, die<br />

von aufkeimender Liebe und Leidenschaft<br />

berichten, eine derartige Sprengkraft, dass<br />

sie von den Machthabern erbittert verfolgt<br />

werden. Dieselben Romane locken in der<br />

Deutschstunde keinen Gymnasiasten hinter<br />

dem Ofen vor.<br />

Als das Ende des Studiums näher rückte,<br />

brach in der Drehbuchklasse der ifs internationale<br />

filmschule köln große Ratlosigkeit<br />

aus. Die Studenten fragten sich, worüber<br />

sie um Himmels willen ihr Abschlussdrehbuch<br />

schreiben sollten. Bisher diente alles<br />

der Übung, doch nun sollte es ernst werden.<br />

Was war ihnen wichtig? Was lohnte<br />

sich? Und Panik angesichts der Erkenntnis,<br />

dass sie das selbst herausfinden mussten.<br />

Wer sonst?<br />

Der Rat ihrer wohlmeinenden Tutoren<br />

lautete, nahe bei sich selbst zu bleiben, in<br />

ihrer Welt, in ihrem Erfahrungsbereich und<br />

dort nach der Wahrheit zu graben. Bei ehrlichem<br />

Bemühen besteht dabei vielleicht die<br />

größte Chance, Originäres und Einmaliges<br />

zu finden. Geliehene Welten, vielleicht bedeutsame,<br />

aber ferne Probleme sind meist<br />

nicht in der Lage, uns zu inspirieren. Zumindest<br />

wenn man am Anfang des Schreibens<br />

steht, läuft man Gefahr bekannte Muster<br />

zu wiederholen, die andere vorgefertigt<br />

haben.<br />

Genauso wie sich oft heraus stellt, dass<br />

regional verhaftete Filme, die in einer ganz<br />

konkreten kleinen Welt spielen, oft universeller<br />

wirken <strong>als</strong> solche, die in einer verallgemeinerten<br />

Welt angelegt sind. Letzteres<br />

wirkt erfunden, während ersteres nach<br />

Wahrheit riecht. Wir genießen diese Filme<br />

zweifach. Wir erfahren etwas Neues über<br />

eine unbekannte Welt und finden in den Figuren<br />

Vertrautes – letztlich uns selbst.<br />

Jemand, der Filmgeschichten erfindet,<br />

kann nur aus sich selber schöpfen. Aus dem,<br />

was ihn selber umtreibt. Und er kann nur<br />

hoffen, dass das auch in anderen etwas in<br />

Gang setzt. Die Hoffnung ist nicht ganz abwegig.<br />

Immerhin ist der Autor, wie seine Zuschauer,<br />

ein Mensch und lebt wie sie in dieser<br />

Zeit.<br />

Aber auch wenn die Beziehung des Autors<br />

zu seiner Geschichte eine sehr persönliche<br />

ist, müssen wir uns darüber im Klaren<br />

sein, dass wir eine große Verantwortung<br />

tragen. Film prägt in unserer Zeit wie keine<br />

andere Kunst das Weltbild der Menschen.<br />

Das wird besonders deutlich bei historischen<br />

Filmen. Bei jedem, der den<br />

„Untergang“ gesehen hat, werden die Bilder,<br />

die Drehbuch, Ausstattung, Kamera<br />

und Regie vom Führerbunker geschaffen<br />

haben, jede andere Vorstellung davon überdecken.<br />

Im letzten Jahr gab es zwei Filme, die<br />

sich ganz ausdrücklich mit dem gegenwärtigen<br />

Zustand unserer Gesellschaft auseinandersetzen:<br />

„Die fetten Jahre sind vorbei“<br />

und „Muxmäuschenstill“. In beiden<br />

Filmen vertreten die jeweiligen Helden vehement<br />

politische Ideale – wenn auch mit<br />

fragwürdigen Methoden. Und interessanterweise<br />

scheitern die Helden beider Filme<br />

auf ihre Weise an der Liebe. Eine gute, alte<br />

Komplikation, die die Menschen schon<br />

immer und in jeder Gesellschaft bei ihren<br />

Plänen gestört hat. Die Natur des Menschen<br />

ist seit jeher Hindernis für jedes Ideal.<br />

Und Filme erzählen von Menschen,<br />

nicht von Missständen.<br />

Jemand hat Jan Schütte zu seinem Film<br />

„Drachenfutter“ mal ein fragwürdiges<br />

Kompliment gemacht: Es sei eine wunderbare<br />

Idee, die Asylantenproblematik auf<br />

diese Weise zu erzählen. Jan war nicht geschmeichelt.<br />

Denn es war ihm nicht eingefallen<br />

einen Film zum Thema Asyl zu machen.<br />

Es ging ihm natürlich um mehr.<br />

In der voran gestellten Themenstellung<br />

klang ein gewisser Gegensatz an zwischen<br />

der „Widerspiegelung gesellschaftlicher Realität“<br />

und „Unterhaltung“. Billy Wilder hat<br />

von einer Geschichte verlangt, sie solle nicht<br />

langweilen, und das ist alles, was zum Thema<br />

Unterhaltung zu sagen ist. Unterhaltung<br />

ist nicht festgelegt auf Seichtes oder auf<br />

wohlfeiles Gelächter oder was für schmutzige<br />

Attribute einen noch in den Sinn kommen<br />

mögen. Unterhaltung ist die Abwesenheit<br />

von Langeweile. In dem Film „Der<br />

neunte Tag“ macht der Held einen bewegenden<br />

und äußert schmerzvollen Prozess<br />

durch. Ihn quälen Zweifel, was richtig ist,<br />

Zweifel, was er imstande ist, zu ertragen.<br />

Und das ist so gut erzählt, dass wir gezwungen<br />

sind, all die unangenehmen Gefühle<br />

mit ihm zu durchleiden. Am Ende<br />

muss er seinen moralischen Sieg mit phy-<br />

sischem Leiden bezahlen, und wir sitzen mit<br />

nassen Augen in den Kinostühlen, haben<br />

etwas über das Leben erfahren – und fühlen<br />

uns unterhalten. Wer erschüttert ist,<br />

langweilt sich nicht.<br />

„Widerspiegeln gesellschaftlicher Zustände“<br />

hört sich so an, <strong>als</strong> schaffe man bloß<br />

ein neutrales Abbild. Das funktioniert nicht<br />

und ist auch gar nicht möglich. Jeder Autor<br />

hat eine Haltung. Seine zwei Augen, durch<br />

die er die Welt sieht. Diesen Blickwinkel können<br />

wir uns ebenso wenig aussuchen wie<br />

unsere Nase. Er hat damit zu tun, wer wir<br />

sind, was wir geworden sind durch Charakter<br />

und Erfahrung. Wir können uns unsere Sicht<br />

nur bewusst machen und durch unsere jeweilige<br />

Brille genauer gucken.<br />

Eine dieser Brillen ist Humor und das ist<br />

durchaus nicht immer lustig. Wenn man<br />

sich etwa die Geschichten des großen Karl<br />

Valentin anschaut, sieht man einen Menschen,<br />

der an den Absurditäten der Realität<br />

verzweifelt und die Welt solange verdreht,<br />

bis er sie aushalten kann. Humor kann ein<br />

lebensrettendes Element sein.<br />

Ein Autor fragt sich ständig, ob das, was<br />

er zu sagen hat, von Bedeutung ist. Er<br />

horcht voller Zweifel in sich hinein, gleicht<br />

außen und innen ab. Manchmal wissen wir<br />

nicht so richtig Bescheid über den wahren<br />

Gehalt unserer Geschichten. Es gibt etwas,<br />

das uns an einer Idee fasziniert, wir können<br />

aber nicht genau sagen, was. Die Versuchung<br />

ist groß, die Bedeutung unserer Geschichte<br />

im Vagen und Instinktiven zu lassen<br />

und darauf zu vertrauen, dass es schon<br />

heraus kommen wird, auch ohne unser Zutun.<br />

Leider funktioniert das nicht. Wir müssen<br />

uns der Mühe unterziehen und herausfinden,<br />

was in unseren Ideen steckt.<br />

Dann können wir vielleicht schaffen, was<br />

wir uns wünschen: Geschichten von Bedeutung.<br />

Wie sagte schon Karl Valentin?<br />

„Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit.“<br />

Deutschland 2005 – newsletter@filmstiftung.de 21


„Stranger“, Berlinale Panorama „Lost and Found“, Berlinale Int. Forum<br />

22<br />

Schnipsel<br />

der Realität<br />

VON VANESSA JOPP,<br />

REGISSEURIN<br />

ch mache Filme fürs Publikum. Unter-<br />

Ihaltsam müssen sie sein, sonst will sie keiner<br />

sehen. Ich will ja auch bei meinem Kinobesuch<br />

unterhalten werden, gerührt, gepackt,<br />

will mitfiebern, dranbleiben. Und<br />

dann gibt es Filme, die darüber hinausgehen,<br />

die außer, dass sie mich unterhalten,<br />

in mir etwas bewegen. Das habe ich gerade<br />

erst wieder bei dem tollen <strong>Dokument</strong>arfilm<br />

„Rhythm is it“ erlebt, der meinen<br />

Blick auf Jugendliche und auf mein eigenes<br />

Leben verändert hat. Diesen Anspruch<br />

stelle ich auch an die Filme, die ich<br />

mache.<br />

Filmemachen ist aber noch mehr für<br />

mich. Denn da tickt immer wieder eine Zeitbombe<br />

in mir, die explodieren will, eine<br />

Idee, die heraus will – Zuschauer hin oder<br />

her. Die Realität enthält für mich dabei ein<br />

unschätzbares Ideenpotential. In unterschiedlichen<br />

Ausprägungen beleuchten<br />

meine Filme dann einen Teil der Realität.<br />

Deshalb investiere ich in jeden Film sehr viel<br />

Recherchearbeit und führe intensive Gespräche.<br />

Klar, es bleibt mein Teil der Realität,<br />

mein Zeitausschnitt, meine Wahrnehmung.<br />

Deshalb maße ich mir auch nicht an, allgemeingültige<br />

Bilder zu entwerfen; es sind<br />

Schnipsel der Realität, das Ergebnis meiner<br />

Lust am Beobachten. Ich mache auch keine<br />

sozialkritischen Filme, sondern erzähle<br />

ohne zu werten. Ich beobachte zum Beispiel<br />

eine Putzfrau, ohne dabei zwangsläufig ihre<br />

Rolle <strong>als</strong> unterdrückte, unterbezahlte Frau<br />

an den Pranger zu stellen. Auch der provokative<br />

Realismus interessiert mich nicht<br />

über Maß. Ich muss nicht sehen und zeigen,<br />

was genau sich auf der Klobürste besagter<br />

Putzfrau befindet. Mich interessiert viel mehr<br />

die Frage: Was macht ihr Menschsein aus,<br />

was sind die Aspekte des Lebens?<br />

Mein aktuelles Projekt, „Im Licht der<br />

Nacht“ (Arbeitstitel!), beschäftigt sich mehr<br />

<strong>als</strong> jedes andere zuvor mit der gesellschaftlichen<br />

Realität in Deutschland. Es ist<br />

ein episodischer Film. Über allem steht das<br />

Thema Einsamkeit und Sexualität und damit<br />

die Einsicht, dass es in unserer Gesellschaft<br />

viele verlorene, verlassene Menschen<br />

gibt. Das ist aber nur der Ausgangspunkt,<br />

denn das Problem an sich zu zeigen, interessiert<br />

mich nicht, sondern wie Menschen<br />

damit umgehen. Meine Arbeitsweise bei<br />

„Im Licht der Nacht“ orientiert sich an der<br />

von Mike Leigh und Ken Loach: Ich suche<br />

mir Schauspieler, mit denen ich schon immer<br />

arbeiten wollte, und spreche mit ihnen<br />

intensiv über Menschen aus ihrer Umgebung,<br />

meist Verwandte und Freunde. Aus<br />

diesen Gesprächen über mehrere reale<br />

Menschen kreieren wir dann eine Figur. So<br />

sind sehr unterschiedliche Figuren mit unterschiedlichen<br />

Berufen entstanden. Mit Hilfe<br />

dieser Vorlage haben meine Autorin<br />

Adrienne Bortoli und ich die Geschichten<br />

entworfen. Die Schauspieler erfahren dann<br />

erst am Set die Situation in der sich ihre Figur<br />

befindet und müssen spontan reagieren.<br />

Die Dialoge innerhalb der ausgefeilten<br />

Dramaturgie entstehen <strong>als</strong>o durch Improvisation.<br />

Mich fasziniert das breite soziale<br />

Spektrum, das sich in der intensiven Arbeit<br />

mit den Schauspielern aufgetan hat. Die<br />

Herausforderung ist, trotz des schweren<br />

Themas humorvoll und eben unterhaltsam<br />

zu sein. Im Februar beginnen die Dreharbeiten<br />

in Berlin.<br />

newsletter@filmstiftung.de – Deutschland 2005<br />

Unterhaltung muss ni<br />

VON NINA HOGER,<br />

SCHAUSPIELERIN<br />

„Man muss die Realität in die<br />

Medienwelt zurückbringen“<br />

(Michael Haneke)<br />

arum berühren und begeistern uns<br />

Wenglische Filme? Oder dänische? Sie<br />

spiegeln sehr wohl die Realität des Landes<br />

wider, die soziale und multikulturelle Problematik<br />

und erzählen trotzdem zum Beispiel<br />

eine Liebesgeschichte, die aber eingebettet<br />

ist, und nicht plötzlich die Außenwelt<br />

außen vor lässt und im Privaten stekken<br />

bleibt oder in einer Gaunerkomödie endet.<br />

Als hätten wir Deutsche Angst, zuzugeben,<br />

dass auch unser Land nicht frei von<br />

Arbeitslosigkeit, Armut, sozialer Vereinsamung<br />

und Fremdenhass ist. Und erst die<br />

so genannte „Wiedervereinigung“ –<br />

immerhin auch schon 15 Jahre her – spiegelt<br />

sich in unserer Filmlandschaft meistens<br />

„nur“ <strong>als</strong> Komödie wider. Bloß nicht nachfragen!<br />

Warum eigentlich? Sind wir so<br />

hochmütig oder glauben wir, dass unser<br />

Publikum von der Realität nichts wissen<br />

will? Gerade der englische/dänische Film<br />

zeigt doch, dass er sein Publikum trotz –<br />

oder sollte man besser sagen gerade<br />

wegen – des genauen Blickes auf die Realitäten<br />

und die Menschen unterhält. Sicherlich<br />

gibt es die „kleinen“, wir nennen<br />

sie gerne Low-Budged-Filme wie „Kroko“<br />

von Sylke Enders oder „Berlin ist in Germany“<br />

von Hannes Stöhr, aber die werden<br />

verschämt in die kleinen Kinos verbannt,<br />

vom Feuilleton beachtet, vom Fachpublikum<br />

mit Wohlwollen bedacht und vom<br />

Großteil des Publikums verschmäht.<br />

Leider aber fehlt bei vielen Filmen die<br />

emotionale Genauigkeit der Figuren und<br />

Charaktere. Wir füttern unser Publikum mit<br />

Behauptungen und Informationen und zei-


cht dümmlich sein<br />

„Crash Test Dummies“, Berlinale Int. Forum „Durchfahrtsland“, Berlinale Int. Forum<br />

gen keine Zustände. Es geht doch darum,<br />

Emotionalität zu empfinden! Fatih Akin hat<br />

in „Gegen die Wand“ geschafft, mit der<br />

emotionalen Wucht seiner Geschichte und<br />

seiner wunderbaren Schauspieler dem Publikum<br />

eine Realität zu vermitteln, die berührt<br />

hat und unterhält! Ja, unterhält! Auch<br />

im Sinne von sich darüber unterhalten, verständigen,<br />

austauschen. Ich habe bestimmt<br />

noch zwei Stunden über den Film gesprochen,<br />

ihn mir nochm<strong>als</strong> vor Augen geführt,<br />

die Träne im Augenwinkel nochm<strong>als</strong> weggewischt.<br />

Nochm<strong>als</strong> mitgefühlt mit den Protagonisten.<br />

Nochm<strong>als</strong> mitgelitten über die<br />

„Ich gehe auch nicht ins<br />

Kino, um mich zu langweilen<br />

oder weil ich dort<br />

besser schlafen kann.“<br />

Unlebbarkeit der Liebe. Der Film ist hängen<br />

geblieben, hat sich in mir eingenistet so wie<br />

zum Beispiel auch „Halbe Treppe“ von Andreas<br />

Dresen.<br />

Es geht <strong>als</strong>o! Und natürlich muss ein<br />

Film unterhalten! Alles andere wäre an den<br />

Realitäten vorbei gedacht. Ich gehe auch<br />

nicht ins Kino, um mich zu langweilen oder<br />

weil ich dort besser schlafen kann. Aber was<br />

bedeutet „nur“ unterhalten? Als wäre<br />

Unterhaltung etwas Schlechtes, Undefinierbares,<br />

wofür man sich auch schon wieder<br />

schämen müsste.<br />

Ich habe manchmal den Eindruck, in<br />

Deutschland ist Unterhaltung gleichbedeutend<br />

mit einer plumpen Sprache, einfältig<br />

grölendem Humor, obendrein sexistisch<br />

und gespickt mit Klischees, was zwar<br />

den positiven Effekt hat, dass der Zuschauer<br />

einen hohen Wiedererkennungswert hat,<br />

aber das Gesehene auch schon oft gesehen<br />

hat. Diese Sichtweise bildet immer weniger<br />

genau unsere Welt ab, bleibt in einer Oberflächlichkeit<br />

stecken und führt zu einer kulturellen<br />

Aushöhlung. Aber Unterhaltung<br />

muss nicht dümmlich und vordergründig<br />

sein.<br />

Was macht einen erfolgreichen Film<br />

aus? „Das Drehbuch, das Drehbuch und<br />

nochm<strong>als</strong> das Drehbuch“. Alle kennen dieses<br />

Zitat von Billy Wilder, und es hat bis zum<br />

heutigen Tag – so schlicht es scheint – nicht<br />

an Wahrheit und Bedeutung verloren. Das<br />

Wichtigste für ein gelungenes Drehbuch ist<br />

doch die genaue Recherche.<br />

Wie oft wird in Filmen (im<br />

Fernsehen ist es noch extremer)<br />

das zitiert, was man<br />

irgendwo gesehen oder gelesen<br />

hat. Der Film zitiert sich<br />

selber und gibt dieses Zitat <strong>als</strong><br />

Wirklichkeit, <strong>als</strong> Wahrheit aus.<br />

Einzig durch die Genauigkeit<br />

des Blickes – man muss doch<br />

nur hingucken, die Geschichten sind doch<br />

da! – kann doch auch der Zuschauer erst<br />

sehen, was er möglicherweise so noch nicht<br />

gesehen hat, und sich begeistern und unterhalten<br />

lassen.<br />

Sowohl Film <strong>als</strong> auch Fernsehen sollte<br />

die Lebensrealität unseres Landes widerspiegeln<br />

und dadurch die kulturelle Vielfalt<br />

unserer Gesellschaft aufzeigen, die es gilt<br />

zu bewahren.<br />

Sieben Zwerge auf dem Traumschiff<br />

VON KADIR SÖZEN, REGISSEUR<br />

UND PRODUZENT<br />

ie letzte Klappe ist auch die erste Klap-<br />

Dpe. Der deutsche Film ist auf dem Vormarsch.<br />

Der deutsche Film boomt. Ein Erfolg<br />

jagt den anderen. Nach den schweren,<br />

bedrückenden vergangenen Jahren können<br />

wir doch richtig stolz sein?! Die Filmindustrie<br />

wetzt schon die Messer, rüstet sich für die<br />

kommenden, noch größeren Jahre. Doch<br />

die Realität relativiert so manches.<br />

Versuchen wir, die erfolgreichsten Filme<br />

des Jahres an der Kinokasse zu finden,<br />

wird sehr schnell klar, dass die sieben Zwerge<br />

auf dem Traumschiff die Reise gewonnen<br />

haben. In wieweit diese Filme den Geschmack<br />

des Kinozuschauers widerspiegeln<br />

ist bereits – genau von diesem – abschließend<br />

beantwortet worden.<br />

Doch die spannendere Frage<br />

ist, ob diese Filme die Realität<br />

unseres Landes widerspiegeln.<br />

Um die Antwort (die ich<br />

mir für den Schluss aufbewahren<br />

wollte) vorweg zu<br />

nehmen: Ja!! Spiegelt nicht jeder<br />

Film ein Stück weit die Realität<br />

des jeweiligen Landes wider? Anders<br />

ausgedrückt, wenn fast sieben Millionen Zuschauer<br />

„7 Zwerge“ und sogar nahezu zehn<br />

Millionen „(T)Raumschiff Surprise“ sahen,<br />

spiegelt das nicht ein Stück weit auch den<br />

Zeitgeist der Gesellschaft wider?<br />

Einige werden sicherlich jetzt sagen: Der<br />

Filmgott stehe uns bei! Recht haben sie! Nur<br />

oft meint man, dass genau dieser hier und<br />

da wichtigeres zu tun hatte. Filme wie „Der<br />

Wixxer“, aber auch einige andere, haben<br />

ihn so vermissen lassen, dass der Glaube an<br />

ihn nahezu erloschen ist.<br />

Nein, nein, damit die Gedanken erst gar<br />

nicht in die f<strong>als</strong>che Richtung gleiten: Ich bin<br />

der festen Überzeugung, dass diese Filme<br />

gemacht und gefördert werden müssen. Sie<br />

sind ein wesentlicher Bestandteil der Filmindustrie,<br />

und sie sind ein Bestandteil unserer<br />

Zuschauerphilosophie. Der Unterhaltungsanspruch<br />

des Zuschauers ohne den<br />

Zusatz des künstlerischen Tiefgangs ist<br />

durchaus legitim. Die Unterhaltung ist so<br />

weit gefächert wie die Seele des Zuschauers<br />

nahezu unergründlich ist! Die Form der<br />

Unterhaltung definiert jeder für sich selbst.<br />

Das ist die Realität. Kein Filmemacher/Künstler<br />

sollte sich seine eigenen Zuschauer zu<br />

backen versuchen.<br />

Sicher ist mein Traum und meine Vision<br />

die Kombination aus Unterhaltung und<br />

Kunst. Doch die Realität zeigt, dass dies die<br />

Ausnahme bleiben wird. Wenn Filme wie<br />

„Gegen die Wand“ bei 800.000 Zuschau-<br />

„Den Menschen in seinem<br />

Denken zu verändern,<br />

das hat natürlich mit der<br />

Kunst nicht funktioniert.“<br />

ern die Segel streichen müssen, fragen wir<br />

uns angesichts der oben genannten Zahlen<br />

schon, was der „gemeine“ Zuschauer<br />

im Schilde führt. Während für die meisten<br />

Zuschauer Kusturica mehr an einen griechischen<br />

Auflauf erinnert, <strong>als</strong> an einen der<br />

größten Geschichtenerzähler, sind für die<br />

anderen Zuschauer die sieben Zwerge der<br />

kulturelle Untergang unserer zivilisierten Gesellschaft.<br />

Und wenn wir ein wenig ehrlich sind,<br />

war das in der Vergangenheit so, und das<br />

wird auch in der Zukunft so bleiben. Ist das<br />

auch gut so? Ich weiß es nicht.<br />

Deutschland 2005 – newsletter@filmstiftung.de 23


„Durchfahrtsland“, Berlinale Int. Forum „Das Lächeln der Tiefseefische“, Berlinale Perspektive Deutsches Kino „Weltverbesserer“, Berlin<br />

Doch ich weiß, dass wir mit unseren Filmen<br />

die Gesellschaft nicht verändern werden<br />

(zumindest nicht im Großen). Endgültig<br />

vorbei die Hoffnungen der 60er, 70er<br />

und vielleicht der 80er Jahre.<br />

Die großen Ideale, die Gesellschaft revolutionieren<br />

zu können, den Menschen in<br />

seinem Denken zu verändern, das hat natürlich<br />

mit der Kunst nicht funktioniert. Ich<br />

für meinen Teil bin bescheiden geworden,<br />

aber sicherlich nicht hoffnungslos. Denn an<br />

eines glaube ich: den ein oder anderen Zuschauer<br />

erreichen zu können. Und an eines<br />

glaube ich ganz fest: dass es immer noch<br />

Geschichten gibt, die es wert sind, erzählt<br />

zu werden, die es wert sind, die Hoffnung<br />

nicht aufzugeben.<br />

Und genau das ist uns zu wünschen:<br />

Autoren, Regisseure, Sender und Filmförderer,<br />

deren Visionen und Herzen noch am<br />

Kino hängen und an den großen Geschichten,<br />

die uns bewegen, die uns (be-)<br />

rühren.<br />

Damit noch viele Filme „Gegen die<br />

Wand“ donnern, oder anders formuliert,<br />

damit dieses Jahr nicht ganz so viele gegen<br />

die Wand donnern! Daher hoffe ich, dass<br />

die letzte Klappe auch immer wieder die erste<br />

Klappe ist.<br />

24<br />

Die pure reine Liebe<br />

SAMSTAG, 8. JANUAR, 17.30<br />

UHR: EIN TELEFONGESPRÄCH<br />

MIT TIL SCHWEIGER,<br />

SCHAUSPIELER, REGISSEUR<br />

UND PRODUZENT<br />

Zwischen deinem Film „Knockin<br />

on Heaven´s door“ und deinem neuen<br />

Projekt „Barfuss“ hat sich viel verändert<br />

in Deutschland, die Sozi<strong>als</strong>ysteme<br />

werden umgebaut, viele Menschen<br />

fühlen sich bedroht. Findet sich<br />

dieses Land in den deutschen Filmen<br />

wieder?<br />

In vielen Produktionen findet es sich<br />

wieder, in meinen Filmen eher nicht, oder<br />

wenn, dann eher auf einer emotionalen<br />

Ebene. Vom Look her habe ich sogar versucht,<br />

Deutschland zu verstecken. Nicht weil<br />

Deutschland so hässlich ist, ganz im Gegenteil,<br />

Deutschland ist ein wunderschönes<br />

Land. Aber ich möchte eben versuchen,<br />

Deutschland neu zu erzählen, so wie man<br />

es nicht kennt. Köln beispielsweise so zu zeigen,<br />

dass es einen Kinolook hat, das finde<br />

ich eine Herausforderung und auch einen<br />

Anreiz, jemanden ins Kino zu locken. „Barfuss“<br />

könnte zum Beispiel in Frankreich oder<br />

Holland spielen, die Bilder sind universell.<br />

Und das Thema ist universell: Es<br />

geht um die Liebe, ein Thema, das jeden<br />

interessiert, das jeden angeht,<br />

egal ob reich oder arm, ob Mann<br />

oder Frau. Ein Thema aber auch, das<br />

viele Schwierigkeiten birgt…<br />

Klar, jeder kann bestätigen, dass es<br />

nichts Schöneres gibt, <strong>als</strong> verliebt zu sein,<br />

doch das hält nicht an. Manchmal stirbt so<br />

ein Verliebtsein ab, manchmal wandelt es<br />

sich aber auch in eine tiefe Liebe, die mit<br />

Vertrauen zu tun hat. Bei all dieser Schönheit<br />

fügt die Liebe dir aber auch den größten<br />

Schmerz zu. Niemand kann dich so ver-<br />

letzen, wie jemand, den du liebst, deswegen<br />

quälen sich viele Liebende so. In<br />

„Barfuss“ geht es um die pure, reine Liebe.<br />

Es hat fast etwas Märchenhaftes, denn die<br />

Hauptperson Leila, die Nick zu lieben lernt,<br />

ist total rein und hat eine Kinderseele. Meine<br />

Kinder können mich nicht wirklich verletzen,<br />

sie tun mir für einen kurzen Moment<br />

weh, aber da sehe ich sofort drüber hinweg,<br />

weil es nie bösartig ist – was man ja in der<br />

Partnerschaft dem Erwachsenen eher unterstellt,<br />

ob das jetzt gerechtfertigt ist oder<br />

nicht. Leila ist zwar eine Erwachsene, hat<br />

aber aufgrund ihrer Sozialisation den Charakter<br />

eines Kindes, sie kann dich nicht verletzen.<br />

Aber „Barfuss“ ist kein didaktischer<br />

Film darüber, wie man lernt, seinen Partner<br />

wieder zu lieben, es ist ein Kinofilm, der dir<br />

hilft zu träumen, denn das ist es, was Kino<br />

kann, wenn es richtig gut ist, es nimmt dich<br />

mit in eine andere Welt, gibt dir Mut, Spaß,<br />

oder es verändert den Blickwinkel.<br />

Wenn man sich <strong>als</strong> Zuschauer in<br />

„Barfuss“ daran erinnert, was die Liebe<br />

ist und wie viel Kraft sie hat, und<br />

dass dieses Gefühl etwas damit zu<br />

tun hat, offen auf einen anderen<br />

Menschen zuzugehen, ohne Vorurteile,<br />

mit einem wirklichen Interesse<br />

an dem anderen, dann kann einen<br />

das für einen Moment zu einem besseren<br />

Menschen machen ….<br />

… und im besten Fall noch eine ganze<br />

Weile danach, denn das ist es ja, was<br />

man sich von einem Film erhofft, dass er<br />

noch eine Weile nachwirkt. Es gibt ja viele<br />

Filme, da geht man hinein und sagt, okay,<br />

ich habe mich ganz gut unterhalten, jetzt<br />

gehen wir aber mal essen. Es gibt aber auch<br />

Filme, die berühren wirklich – gestern habe<br />

ich zum Beispiel mit meiner Frau den Film<br />

„Ray“ gesehen. Ich bin ganz sicher, davon<br />

wird was bleiben. Manchmal bewirken Fil-<br />

newsletter@filmstiftung.de – Deutschland 2005<br />

me auch etwas für das eigene Leben. Nach<br />

„Knockin´ on Heaven´s Door“ haben mir<br />

Leute gesagt, dass sie todkrank seien, und<br />

dass ihnen der Film Mut gemacht habe. Es<br />

ist schön, zu hören, dass ein Film so viel<br />

Kraft entwickeln kann.<br />

Gehört das zur Aufgabe eines<br />

Filmemachers, Mut zu machen? Oder<br />

sollen Filme unterhalten? Haben sie<br />

überhaupt eine Mission?<br />

Ich denke, das sollte in erster Linie jeder<br />

Filmemacher selbst entscheiden. Es gibt<br />

wunderbare Filme, die nichts mit der Realität<br />

zu tun haben, die einfach nur unterhalten.<br />

Es gibt aber auch ganz tolle starke<br />

Filme, die die Realität erzählen, und vor allen<br />

Dingen gibt es eine neue Akzeptanz für<br />

<strong>Dokument</strong>arfilme. Wir haben in Deutschland<br />

inzwischen sehr unterschiedliche Filme,<br />

mutige Geschichten, große Komödien,<br />

langsam setzen sich auch multikulturelle Filmemacher<br />

durch: Dieser bombastische, extrem<br />

verdiente Erfolg von Fatih Akins „Gegen<br />

die Wand“, das ist eine tolle Sache.<br />

Denkst du an den Erfolg eines<br />

Films, wenn du das Drehbuch liest,<br />

wenn du <strong>als</strong> Schauspieler mitarbeitest<br />

oder wenn du Regie führst?<br />

Wenn ich mich entscheide, einen Film<br />

<strong>als</strong> Produzent und oder Regisseur zu machen,<br />

denke ich schon daran, dass er beim<br />

Zuschauer funktionieren soll. Ich meine, es<br />

ist unglaublich arbeitsaufwendig, einen Film<br />

zu machen. Du arbeitest ein Jahr daran, und<br />

dann hast du vielleicht einen Verleiher, der<br />

den Film nicht ganz so gut findet wie du,<br />

oder du hast einen Kritiker, der den Film in<br />

fünf Minuten in die Tonne packt, oder du<br />

triffst gerade nicht den Nerv der Zeit. Wenn<br />

man vier Kinder hat und eine Familie, dann<br />

überlegt man sich das echt fünf Mal. Wenn<br />

ich mich <strong>als</strong>o entscheide, dann schon, weil


ale Perspektive Deutsches Kino „Edelweisspiraten“, Berlinale Perspektive Deutsches Kino<br />

ich glaube, dass der Film von vielen Leuten<br />

gesehen wird, den Anspruch habe ich.<br />

Und jetzt muss ich für die besagten vier<br />

Kinder etwas kochen…<br />

Okay, dann nur noch eine Frage:<br />

Gibt es etwas, das sich deiner Meinung<br />

nach am deutschen Film ändern<br />

muss?<br />

Ich glaube, der deutsche Film ist auf<br />

einem guten Weg, man könnte ihn noch<br />

ein bisschen stärker unterstützen. In NRW<br />

wird er unterstützt, in Hamburg haben sie<br />

die Förderung zusammen gestrichen, das<br />

war kein schönes Signal, gerade nach dem<br />

Erfolg von Fatih. Auch nicht, dass jahrelang<br />

die ganzen Gelder nach Hollywood fließen,<br />

anstatt sie in Deutschland zu halten. Aber<br />

hier tut sich in letzter Zeit was, da gibt es<br />

neue Ansätze.<br />

Mit Til Schweiger telefonierte Katharina Blum.<br />

Jeder Film hat sein eigenes Potenzial<br />

EIN INTERVIEW MIT<br />

TOM TYKWER, REGISSEUR<br />

Deutschland 2005 steht vor dem Umbruch.<br />

Die Sozi<strong>als</strong>ysteme werden umgebaut,<br />

die Kluft zwischen Arm und<br />

Reich wird immer größer, selbst die<br />

Mittelschicht fühlt sich vom Abstieg<br />

bedroht. Findet man dieses Land in<br />

den deutschen Filmen wieder?<br />

Aktuell findet man diese Probleme in<br />

den Filmen, die Popularität erringen, nicht<br />

wieder. Die Ausnahme sind solche, die präzise<br />

und überdurchschnittlich originell einen<br />

Ton treffen, in denen sich die Zuschauer<br />

wieder erkennen, mit allen Problemen, und<br />

die trotzdem unterhalten. „Die fetten Jahre<br />

sind vorbei“ und „Gegen die Wand“ liefern<br />

dafür Beispiele: Sie sind populär, ohne<br />

inhaltliche Kompromisse zu machen. Das<br />

finde ich sehr ermutigend, dass zwei Filme<br />

dieses Jahr über die Maßen etwas bewegt<br />

haben. Die Riesenhits dominieren zwar die<br />

deutsche Szene und sorgen für außerordentliche<br />

Zahlen, aber man merkt auch,<br />

dass die Leute sich dem deutschen Film<br />

gegenüber wieder geöffnet haben.<br />

Ist es überhaupt ein Kriterium für<br />

Filmemacher, Filme zu drehen, die die<br />

Menschen sehen wollen? Kann man<br />

Erfolg kalkulieren?<br />

Wenn man Filme macht, die keiner sehen<br />

will, hat man den f<strong>als</strong>chen Beruf gewählt.<br />

Aber nicht jeder Film kann mit dem<br />

gleichen Maß gemessen werden, jeder hat<br />

sein eigenes Potenzial. 700.000 Zuschauer<br />

sind für „Gegen die Wand“ eine enorme<br />

Zahl. Sieben Millionen erwartet da niemand.<br />

Es gibt aber auch kleinere Filme, die viel<br />

mehr auslösen könnten, wie etwa Michael<br />

Kliers „Farland“, Christoph Hochhäuslers<br />

„Milchwald“ oder Angela Schanelecs<br />

„Marseille“, der sogar in Cannes gelaufen<br />

ist. Das zeigt die Krise des deutschen Films:<br />

Der Kreis von Regisseuren, deren Filme ihr<br />

Publikum finden, ist unheimlich klein geworden.<br />

Man müsste schon im Mittelfeld<br />

viel größeres Interesse wecken. Das liegt natürlich<br />

auch daran, dass die Kinos mittlerweile<br />

gnadenlos von amerikanischen Verleihern<br />

dominiert sind. Und außer in Tageszeitungen<br />

– die würde ich da noch ausnehmen<br />

– geben die Medien kleineren Projekten<br />

keinen Raum.<br />

Welche Aufgaben haben Ihrer<br />

Meinung nach Filmemacher? Zu<br />

unterhalten, das Land, wie es ist,<br />

widerzuspiegeln, oder gar Utopien zu<br />

entwickeln?<br />

Weder noch. Man sollte einen Film<br />

machen, den man selbst gerne sehen würde.<br />

Er sollte eine individuelle Kraft besitzen<br />

und sich trotzdem mit der Gegenwart auseinander<br />

setzen. Ich glaube, wenn man einen<br />

Film dreht mit einem sozialen Vorsatz,<br />

kommt dabei eine pädagogische Schlaftablette<br />

heraus.<br />

Aber worum geht es: Den Zuschauer<br />

über seine desolate Lage<br />

aufzuklären oder ihm für 90 Minuten<br />

zu erlauben, seine desolate Lage zu<br />

vergessen?<br />

Ich kann mit der Polarisierung nichts<br />

anfangen. Jeder Film, der nur das eine oder<br />

nur das andere macht, liefert zu wenig. Es<br />

ist ja nichts dagegen einzuwenden, wenn<br />

ein Zuschauer im Kino gut unterhalten wird.<br />

Es geht ja keiner ins Kino, um schlechte<br />

Laune zu bekommen.<br />

Wann starten Sie mit Ihrem<br />

nächsten Projekt, der Verfilmung von<br />

„Das Parfüm“ nach Patrick Süßkind?<br />

Im Sommer 2005. Das ist alles ziemlich<br />

aufwändig, wild und sehr schön. Wir<br />

haben jetzt auch ein tolles Drehbuch, das<br />

ich mit Andrew Birkin und Bernd Eichinger<br />

zusammen geschrieben habe. Wir haben<br />

ein Jahr daran gesessen, aber jetzt beweist<br />

es, dass in dem Roman ein Film steckt, was<br />

viele nicht glauben wollten.<br />

Wieso lag zwischen Ihrem letzten<br />

Langfilmprojekt „Heaven“ (2002)<br />

und dem jetzigen so eine lange Pause?<br />

Das musste mal sein, um meine Gedanken<br />

in die Seele ziehen zu lassen. Man<br />

muss auch mal tief einatmen, man kann<br />

nicht immer nur ausatmen. Außerdem beschäftige<br />

ich mich jetzt bereits seit eineinhalb<br />

Jahren mit dem „Parfüm“.<br />

Sie drehen jetzt zum ersten Mal<br />

einen historischen Film. Welche Herausforderung<br />

bedeutet das für Sie?<br />

Jedes Bild im Film ist ja sowieso gestaltet<br />

und im Studio nachgebaut, egal welches<br />

Jahrhundert. Schön ist, dass hierbei natürlich<br />

die Erfindungskraft etwas mehr gefordert<br />

wird.<br />

Das Interview führte Anna Koskoda.<br />

Deutschland 2005 – newsletter@filmstiftung.de 25


„Allein“, Berlinale German Cinema „Aus der Tiefe des Raumes“, Berlinale German Cinema<br />

26<br />

Fragen, die einen bewegen<br />

VON HANNES STÖHR, REGISSEUR<br />

arum Filme machen?“, so einfach, so<br />

Wschwierig diese Frage. Ich habe erst<br />

drei lange Filme gemacht, bei jedem Film<br />

war der Ausgangspunkt ein anderer.<br />

Bei „Berlin is in Germany“ (2001) hörte<br />

ich von einer Bekannten, die im Brandenburger<br />

Knast <strong>als</strong> Sozialarbeiterin arbeitet,<br />

von Häftlingen, die noch vor der Wende<br />

<strong>als</strong> DDR-Bürger in den Knast gekommen<br />

waren und jetzt erst entlassen wurden. Da<br />

sitzt jemand irgendwo, kommt zurück, und<br />

alles ist anders <strong>als</strong> vorher. Diese absurde Vorstellung<br />

hat mich immer fasziniert. Ich besuchte<br />

die Häftlinge im Knast. Sie kannten<br />

die Welt zum Großteil nur noch über den<br />

Fernseher. Manche hatten einmal Freigang<br />

um die Ecke gehabt, mehr nicht. Einer von<br />

ihnen kam aus Ostberlin und kehrte elf Jahre<br />

nach der Wende zurück. Aus ihm wurde<br />

nach elf Drehbuchfassungen die Filmfigur<br />

Martin Schulz, die Jörg Schüttauf spielt.<br />

Der Weg dorthin war lang. Anfangs arbeitete<br />

ich wie ein Journalist, schrieb jedes Detail<br />

von jeder Biografie der verschiedenen<br />

Befragten auf. Zwischendrin erstickte ich in<br />

Material und war kurz vorm Aufgeben.<br />

Außerdem waren die Geschichten einfach<br />

auch oft sehr tragisch. Die Vorstellung, dass<br />

Martin Schulz wie ein Spiegel auf die Veränderungen<br />

der Wende in Ostberlin wirkt,<br />

und wahrscheinlich <strong>als</strong> Einziger die Wende<br />

noch mal wie im Zeitraffer erleben kann,<br />

brachte mich weiter. Er war wohl der Einzige,<br />

der mit naiven Augen sehen konnte,<br />

was sich alles verändert hatte. Waren das<br />

nun blühende Landschaften oder nicht ? So<br />

wurde „Berlin is in Germany“ auch ein Film<br />

über die Menschen vor meiner Haustür hier<br />

in Ostberlin. Aus den Gesprächen mit den<br />

Haftentlassenen aus Brandenburg bastelte<br />

ich mir die Kunstfigur Martin Schulz zusammen.<br />

Es gab einen Typen, der schon am<br />

Fahrscheinautomaten scheiterte. Ein anderer<br />

fand sein Haus nicht mehr und wollte<br />

Taxifahrer werden. Wiederum ein Anderer<br />

wollte um seine Frau und seinen Sohn<br />

kämpfen. Und viele landeten nach kurzer<br />

Zeit wieder im Knast, weil sie draußen einfach<br />

nicht klar kamen. Ein Film muss sowohl<br />

in seinem realistischen Umfeld, <strong>als</strong> auch <strong>als</strong><br />

Überhöhung funktionieren. Wenn man am<br />

Ende die Leinwand schwarz malt, muss<br />

man verstehen warum. Und wenn man einen<br />

Grund zur Hoffnung sieht, dann muss<br />

man auch verstehen können, warum. Mir<br />

fällt dazu immer der Satz von Erich Kästner<br />

ein: „ Wer immer nur das Schlechte sieht,<br />

wird böse, wer immer nur das Gute sieht,<br />

wird dumm.“ Jeder Film ist Ausdruck der<br />

Weltsicht seiner Macher. Für mich ist die<br />

Welt eine Tragödie, die ohne Humor gar<br />

nicht zu ertragen ist. Deshalb ist „Berlin is<br />

in Germany“ auch eine Tragikomödie geworden.<br />

Natürlich beschäftigte ich mich auch mit<br />

Alfred Döblins Franz Biberkopf aus „Berlin-<br />

Alexanderplatz“ oder dem Roman von Hans<br />

Fallada „Wer einmal aus dem Blechnapf<br />

fraß“ oder Reinhard Hauffs Film „Endstation<br />

Freiheit“. Es geht gar nicht um Kopieren<br />

oder kluges Zitieren, es geht darum, den<br />

Ausschnitt seiner Geschichte präzise zu<br />

wählen. Jeder Film sollte etwas aussagen<br />

über die Zeit, in der er spielt. Natürlich war<br />

„Berlin is in Germany“ auch ein Film des<br />

Schauspielers Jörg Schüttauf. Hätte er Martin<br />

Schulz nicht gespielt, alle Drehbuchversionen<br />

wären umsonst gewesen. Man<br />

muss vor allem auch eine Faszination für<br />

Menschen haben, um einen Film zu drehen.<br />

Mein zweiter Film, der WDR-Tatort<br />

„Odins Rache“ (2003), hat viel mit einem<br />

Ereignis aus dem Sommer 1997 zu tun. Ich<br />

lebte dam<strong>als</strong> in der Brunnenstrasse in einem<br />

Hausprojekt, welches eines Nachts von etwa<br />

100 gewaltbereiten Skinheads über-<br />

fallen wurde. Sie bewarfen das Haus mit<br />

Molotowcocktails und hatten den Arm erhoben<br />

zum Hitlergruß. Während es im ersten<br />

Stock schon brannte, öffneten wir die<br />

Dachluken und hoben die total verängstigten<br />

Kinder aufs Dach. Von dort aus<br />

konnten wir über die Dächer gehen und alle<br />

in Sicherheit bringen. Wir feuerten dann<br />

zurück mit Steinen von den Dächern. Wenn<br />

ich dam<strong>als</strong> eine Waffe gehabt hätte, ich<br />

glaube ich hätte geschossen. Meinen Hass<br />

und meine Ohnmacht in diesem Moment<br />

werde ich nie vergessen. Wer waren diese<br />

vom Hass geleiteten Menschen?<br />

Der WDR-Tatort hatte Interesse an einer<br />

Geschichte über die Neo-Nazis, und ich<br />

versuchte, die Gefühle von dam<strong>als</strong> in einen<br />

„Für mich ist die Welt eine<br />

Tragödie, die ohne Humor<br />

gar nicht zu ertragen ist.“<br />

Krimiplot bringen. Entscheidend war, einen<br />

Blickwinkel zu finden auf die rechtsradikale<br />

Szene. Außerdem sollten wir in Köln drehen.<br />

Köln ist nicht Berlin. Der Anfang war<br />

schwierig, und ich recherchierte über die<br />

Aussteigerorganisation „Exit“, ging zu bestimmten<br />

Fußballspielen oder durchforschte<br />

das Netz. Ich stieß auf den Brandanschlag<br />

von Solingen, und es gab seltsame Gerüchte,<br />

um die Beteiligung eines V-Mannes<br />

des Verfassungsschutzes an der Straftat. Ab<br />

da war der Krimi wie ein Schachspiel. Der<br />

V–Mann war der Zugang zu einem interessanten,<br />

aktuellen Blickwinkel. Bin ich dafür,<br />

dass man die rechtsradikale Szene mit<br />

V-Männern bekämpft? Die Antwort konnte<br />

für mich nur Ja heißen. Dann stellte sich<br />

die Frage: Was ist ein guter V-Mann? Die<br />

newsletter@filmstiftung.de – Deutschland 2005<br />

Recherche führte zu einer bitteren Erkenntnis.<br />

Je tiefer ein V-Mann im Sumpf<br />

steckt, desto besser sind seine Infos. Um die<br />

Figur des V- Mannes strickte ich den Krimi-<br />

Plot. Zwei Skinheads der militanten rechten<br />

Szene werden umgebracht. Beide waren<br />

angeklagt, bei einem Brandanschlag auf ein<br />

türkisches Lokal vor Jahren beteiligt gewesen<br />

zu sein. Rächen sich die Opfer von früher?<br />

Die zunächst im Verdacht stehende Familie<br />

Aydin hat ein wasserdichtes Alibi. Die<br />

beiden Kölner WDR-Kommissare Ballauf<br />

(Klaus Behrendt) und Schenk (Dietnar Bär)<br />

müssen im rechtsradikalen Milieu ermitteln,<br />

müssen die Strukturen des rechten Terrornetzwerkes<br />

verstehen. Sie arbeiten mit einem<br />

V–Mann des Verfassungsschutzes zusammen,<br />

der einerseits Informationen<br />

gibt, andererseits<br />

auch Infos zurückhält. Zum Erzählen<br />

dieses Plots kehrte ich immer<br />

wieder zurück zu meiner<br />

Ausgangsfrage. Wer sind diese<br />

Neonazis eigentlich? Und wie<br />

kann man sie wirksam bekämpfen?<br />

Ich denke, man sollte<br />

Filme machen über die Fragen, die einen<br />

bewegen.<br />

Der Ausgangspunkt von „One Day in<br />

Europe“ (2005) steckt schon in der deutschen<br />

Übersetzung des Titels. „Ein Tag in Europa“<br />

ist Gegenwart, oder man übersetzt<br />

„Eines Tages in Europa“, das ist Zukunft und<br />

könnte auch eine Utopie sein. Zu den spannendsten<br />

Seiten Berlins der letzten Jahre gehörte,<br />

dass man Menschen aus ganz Europa<br />

hier treffen konnte. Ich erinnere mich<br />

an Situationen, da stand man mit Russen,<br />

Franzosen, Ungarn, Polen, Türken, Spaniern,<br />

Norwegern, Tschechen, Engländern, Deutschen<br />

oder Italienern an der Bar und versuchte<br />

krampfhaft, ein vernünftiges Gespräch<br />

zu führen, meist auf Basic English<br />

oder Basic German, wenn einem die Wor-


„Sommersturm“, Berlinale German Cinema „Männer wie wir“, Berlinale German Cinema<br />

te in der jeweiligen Landessprache fehlten.<br />

Ich war ich in den letzten Jahren viel in Europa<br />

unterwegs, zuerst mit dem Rucksack<br />

dann mit dem Film „Berlin is in Germany“<br />

bei Kinostarts und Festiv<strong>als</strong>. Egal, ob Moskau,<br />

Budapest oder Warschau, Paris, London,<br />

Göteborg, Istanbul oder Barcelona,<br />

überall waren die „United States of Europe“<br />

Thema. Und überall stellte man sich dieselbe<br />

Frage: Europa schön und gut, aber<br />

wie reden wir miteinander ? Denglisch oder<br />

Spanglish, Franglais oder Frallemand?<br />

Und wie sollte ich einen Film machen<br />

über die unterschiedlichen Mentalitäten in<br />

Europa – was doch der Ausgangspunkt der<br />

Idee war? Mir fiel ein Satz ein, den ich auf<br />

meiner Filmschule, der DFFB, gelernt habe.<br />

Wenn du einen Film über die Post machen<br />

möchtest, dann mach´ einen Film über eine<br />

Briefmarke. Man kann unmöglich einen<br />

Film über ganz Europa machen und den Anspruch<br />

haben, allem gerecht zu werden.<br />

Welche Städte würde man nehmen? Die<br />

Städte sollten etwas aussagen über Europa.<br />

Außerdem sollten die Städte praktisch<br />

sein. Papier ist geduldig, aber ich wollte den<br />

Film ja auch noch drehen. In Berlin wohne<br />

ich, in Santiago de Compostela habe ich gewohnt,<br />

in Istanbul habe ich Freunde und<br />

kenne mich aus. Und Moskau ? Auch dort<br />

war ich schon paar Mal, habe Bekannte,<br />

aber kann man da drehen ? Egal Moskau<br />

muss dabei sein, denn über Europa nachzudenken<br />

und Moskau zu vergessen, das<br />

geht nicht. Aber was verbindet diese Städte<br />

? Jeder amerikanische Film, ob Scorcese,<br />

Jarmush oder Spielberg, verkauft uns en<br />

passant den American way of life. Aber was<br />

ist der European way of life ? Okay, alle Länder<br />

haben sich gegenseitig irgendwann Mal<br />

oder in naher Vergangenheit ganz heftig,<br />

barbarisch auf die Mütze gehauen. Nicht<br />

ausreichend, wenn man eine kulturelle Gemeinsamkeit<br />

sucht im Zeitalter 2000. Was<br />

sagt die Realität? Fußball, die Champions<br />

League, das ist doch der größte, gemeinsame,<br />

kulturelle Nenner. Fußball ist einfach,<br />

und Film muss auch einfach bleiben. Und<br />

Fußball schaut man überall, Religion hin<br />

oder her. Also fragte ich mich: Was wäre,<br />

wenn Galatasaray Istanbul gegen Deportivo<br />

La Coruna in Moskau im Champions-League-Finale<br />

spielen würde? In Moskau ginge<br />

es ab, in Istanbul sowieso, in Santiago<br />

de Compostela und in Berlin auch. Fußball<br />

<strong>als</strong> erzählerische Klammer, das hat Poesie,<br />

fand ich. Fußball <strong>als</strong> Leitmotiv. So, aber was<br />

„Der Film erzählt vom hier<br />

und jetzt, gleichzeitig<br />

berichtet er von einer Utopie.“<br />

passiert? Um Sprache sollte es gehen. Wie<br />

wäre es mir persönlicher Erfahrung? Reisen,<br />

Reisende in Europa. Jeder kennt das: Man<br />

kommt irgendwo an, wird bestohlen oder<br />

man verstrickt sich in eine blöde Situation,<br />

schon muss man reden, kann die Landessprache<br />

nicht, und schon wird es schwierig<br />

oder komisch. Vier einfache Geschichten<br />

sind daraus geworden. Eine Engländerin<br />

in Moskau, zwei Deutsche (Florian Lukas<br />

und Erdal Yildiz) in Istanbul, ein Ungar<br />

in Santiago de Compostela und zwei Franzosen<br />

in Berlin werden in Diebstähle verwickelt.<br />

Es ist der Tag des Champions-League-Finales<br />

zwischen Galatasaray und Deportivo,<br />

welches jede Stadt auf seine Art<br />

wahrnimmt. Es ist ein Film der kleinen Momente<br />

geworden, Momente die ich so oder<br />

ähnlich erlebt habe. Immer ging es mir um<br />

den europäischen Moment, das Aufeinandertreffen<br />

der verschiedenen europäischen<br />

Mentalitäten. Der Film erzählt vom<br />

hier und jetzt, gleichzeitig berichtet er von<br />

einer Utopie. Die United States of Europe<br />

wird es geben – irgendwann auch mit Istanbul,<br />

viel später mit Moskau. Die Frage ist,<br />

wie wir uns unterhalten. Ich tippe auf European<br />

English – mit den europaweit bekannten<br />

Wörtern Leitmotiv und kaputt, mit<br />

mise en scene und siesta, mit ciao und chill<br />

out area, mit wodka und mit merhaba.<br />

Warum Filme machen? Ich empfinde<br />

die Welt <strong>als</strong> eine große Tragödie, ohne Humor<br />

wäre sie nicht zu ertragen. Im Kino<br />

können wir lachen, über was man sonst<br />

nicht lacht. Wir können Leben<br />

leben, die wir nicht gelebt haben<br />

und nie leben werden.<br />

Wir können durch die Lupe<br />

des Films Dinge verstehen, die<br />

wir sonst nicht verstehen würden.<br />

Und wir können Utopien<br />

bauen, uns eine bessere Welt<br />

vorstellen. Was man sich nicht<br />

vorstellen kann, wird auch nie passieren.<br />

And last but not least ist Filmemachen ein<br />

Handwerk. Der Mensch lebt nicht vom Brot<br />

allein, Geschichten sind doch wie ein<br />

Grundnahrungsmittel, zumindest für den<br />

Kopf, das Herz und die Seele. Die einen<br />

backen Brötchen, andere machen Filme...<br />

Geist der<br />

Gegenwart<br />

VON ANDREAS DRESEN,<br />

REGISSEUR<br />

ohlstand ist tödlich – für die Kreati-<br />

Wvität jedenfalls. Das hat die Geschichte<br />

immer wieder gezeigt. Meist blühte<br />

die kulturelle Szene eher dann, wenn es<br />

gesellschaftlich oder politisch kriselte. In<br />

Phasen großer sozialer und politischer<br />

Spannungen, von Orientierungssuche und<br />

gesellschaftlicher Polarisierung ist es natürlich<br />

anregender, in Auseinandersetzung<br />

und Kommunikation einzutreten, <strong>als</strong> wenn<br />

man satt und zufrieden ist und es allen gut<br />

geht. Und uns ging es lange sehr, sehr gut!<br />

Hinzu kommt aber auch, dass es immer<br />

leichter ist, sich gegen Dinge zu wehren,<br />

wenn sie sich eindeutig zeigen. Hierzulande<br />

hingegen erscheinen die Strukturen oft eher<br />

schwammig, wie im Nebel. Ein wirklicher<br />

„Feind“, den man bekämpfen möchte, der<br />

emotionalisiert oder auch Hass weckt, ist<br />

sehr schwer auszumachen. Der demokratische<br />

Konsens verhindert in gewisser Weise<br />

zugespitzte Haltungen. Dabei gehören Liebe<br />

und Hass doch zu den Grundpfeilern<br />

dramatischen Erzählens! Das Problem einer<br />

Filmkultur kann werden, wenn es keine<br />

wirklichen Probleme gibt.<br />

Das hat sich in den letzten Jahren allerdings<br />

zum Teil verändert. Mitte der 90er Jahre<br />

gab es so gut wie keine radikal erzählten<br />

Filme. Das deutsche Kino war am Boden.<br />

Heute hingegen arbeitet es, und ich<br />

bin im Großen und Ganzen sehr erfreut<br />

über das, was sich auf den Leinwänden tut.<br />

Es gibt eine Menge verschiedener Handschriften<br />

und auch unterschiedliche Genres,<br />

die bedient werden. Unsere Kinoszene<br />

ist sehr viel farbiger geworden, und es gibt<br />

eine Reihe von Filmen, die sich mehr und<br />

mehr der Realität stellen. Manchmal würde<br />

ich mir das zwar noch radikaler wünschen,<br />

aber nichtsdestotrotz ist eine Ent-<br />

Deutschland 2005 – newsletter@filmstiftung.de 27


„Männer wie wir“, Berlinale German Cinema „Agnes und seine Brüder“, Berlinale German Cinema<br />

wicklung in diese Richtung zu sehen, gerade<br />

bei jungen Filmemachern. Die neuen Techniken<br />

erlauben es, mit kleineren Budgets zu<br />

arbeiten und rotzigere Geschichten dicht<br />

am Alltag zu produzieren. Diese Filme sind<br />

oft auch deshalb die radikaleren, weil man<br />

bei kleinen Budgets von weniger Ängsten<br />

getrieben wird, und die Chance dadurch<br />

größer ist, es „aus sich sprechen zu lassen“,<br />

Dinge zuzulassen, die vielleicht jenseits des<br />

Bewussten liegen. Das nimmt den Produktionen<br />

die Bravheit.<br />

Im Idealfall setzt dann in der Filmlandschaft<br />

ein Prozess ein wie beim Billardspielen:<br />

Eine Kugel stößt gegen die andere,<br />

und es entstehen Bewegungen, geistige,<br />

ästhetische Bewegungen. Einer macht<br />

etwas, und andere fühlen sich angeregt.<br />

Man spielt sich Bälle zu. Ein Film wie „Gegen<br />

die Wand“ etwa wird weiter zu Radikalität<br />

anregen. Und die Filmlandschaft ist<br />

darüber hinaus in einen weltweiten Prozess<br />

eingebunden, der beispielsweise Ende der<br />

90er auch auf Deutschland wirkte. Als ich<br />

„Nachtgestalten“ gemacht habe, hatten<br />

mich die Filme von Ken Loach oder Mike<br />

Leigh schon lange interessiert, sie haben<br />

mich inspiriert. Und kurz zuvor hatten Wolfgang<br />

Becker „Das Leben ist eine Baustelle“<br />

und Jan Schütte „Fette Welt“ herausgebracht<br />

– ein Anfang in Richtung eines radikaleren<br />

Realismus war <strong>als</strong>o gemacht, von<br />

dem dam<strong>als</strong> keiner gedacht hätte, dass er<br />

in Deutschland möglich wäre. An „Nacht-<br />

28<br />

„Mitte der 90er Jahre gab<br />

es so gut wie keine radikal<br />

erzählten Filme.“<br />

gestalten“ hatte vor der Berlinale 1999 keiner<br />

geglaubt, der Film war über Jahre hinweg<br />

hart erkämpft.<br />

Aber so ist das immer: Plötzlich entsteht<br />

ein neuer Geist, und das hat wohl etwas mit<br />

einem gemeinsamen Empfinden für die<br />

Welt zu tun. Wer sich dafür öffnet, dessen<br />

Filme spiegeln das in irgendeiner Form. Dies<br />

geschieht in letzter Zeit auf sehr wohl tuende<br />

Art. Und auch, wenn es<br />

manchmal bitter erscheint,<br />

dass sich das Publikum aus<br />

den deutschen Produktionen<br />

noch eher die mainstreamorientierten<br />

Komödien aussucht,<br />

so muss man doch<br />

festhalten, dass letztlich jeder<br />

erfolgreiche deutsche Film<br />

auch einem alternativen, anderen<br />

Kino hilft. Insofern sollte man froh<br />

darüber sein, das Publikum in der gegenwärtigen<br />

gesellschaftlichen Situation ein<br />

Stück weit zurück erobern zu können. Und<br />

wir müssen dieses Vertrauen rechtfertigen,<br />

in dem wir immer wieder Mut zu neuen<br />

Wegen beweisen.<br />

Das Publikum sucht Ablenkung<br />

VON JAKOB CLAUSSEN<br />

piegeln die in Deutschland gedrehten<br />

SFilme die Realität des Landes wider? Die<br />

fünf erfolgreichsten deutschen Filme im<br />

Jahre 2004 sind „(T)Raumschiff Surprise“,<br />

„7 Zwerger“, „Der Untergang“, „Der Wixxer“<br />

„Lauras Stern“. Mit „Bibi Blocksberg 2“,<br />

der auf Platz 6 folgt, ist der Club der deutschen<br />

Zuschauermillionäre in 2004 komplett.<br />

Drei Viertel aller deutschen Zuschauer,<br />

die sich 2004 deutsche Filme angesehen<br />

haben, waren in diesen sechs Filmen. Das<br />

vierte Viertel verteilt sich auf über siebzig<br />

weitere deutsche Filme.<br />

„(T)Raumschiff Surprise“, „7 Zwerge“<br />

und „Der Wixxer“ spielen in der Vergangenheit,<br />

der Zukunft oder einer fiktiven,<br />

nicht näher erklärten Zeit. Die drei Filme<br />

wurden zu wesentlichen Teilen im Studio<br />

gedreht. Ebenso wie „Bibi<br />

Blocksberg 2“, der zwar im<br />

Jetzt angesiedelt ist, aber <strong>als</strong><br />

Kinderfilm von seinen Fantasy-Elementen<br />

lebt. „Lauras<br />

Stern“ ist ein Kinder-Zeichentrickfilm.<br />

„Der Untergang“<br />

hat es sich zum Ziel gesetzt,<br />

akribisch genau zu zeigen,<br />

wie es dam<strong>als</strong> im Führerbunker zugegangen<br />

ist.<br />

Keiner dieser Filme hat wirklich und dezidiert<br />

mit dem heutigen Deutschland zu<br />

tun. Interpretiert man den Umstand, dass<br />

diese Filme so überaus erfolgreich sind,<br />

muss man wohl erkennen, dass die meisten<br />

Zuschauer im Kino von der Realität unseres<br />

Landes abgelenkt werden wollen.<br />

Aber wie ist dies mit dem Umstand in<br />

Einklang zu bringen, dass „... eine Wiederkehr<br />

des Politischen unter den stilbildenden<br />

Gruppen in Deutschland zu beobachten ist.<br />

Nicht <strong>als</strong> Durchschnittsphänomen, aber unter<br />

denen, die den Takt vorgeben. Die Fra-<br />

newsletter@filmstiftung.de – Deutschland 2005<br />

ge der Politik, die die jungen Leute wieder<br />

umtreibt, betrifft weder das Erlebnis von<br />

Handlungsfähigkeit noch das Wissen um eine<br />

bessere Welt, sondern die Frage, wie wir<br />

leben wollen“? (Zitat: „Glück in der Politik“<br />

von Heinz Bude, DIE ZEIT vom 5. Januar<br />

2005)<br />

Ist es nicht auch eine der wesentlichen<br />

Aufgaben des Kinos, sich zumindest gesellschaftspolitisch<br />

einzumischen, zu beteiligen,<br />

Stellung zu beziehen und mitzugestalten?<br />

Oder kann man im Kino in<br />

Deutschland nur Erfolg haben, wenn man<br />

genau das nicht tut?<br />

Die erste Frage kann nur mit einem eindeutigen<br />

JA beantwortet werden. Und für<br />

die zweite gibt es ein klares NEIN. Neben<br />

einigen, im Kino teilweise außerordentlich<br />

erfolgreichen <strong>Dokument</strong>arfilmen haben<br />

Spielfilme wie „Gegen die Wand“ oder<br />

„Die meisten Zuschauer<br />

wollen im Kino von der<br />

Realität unseres Landes<br />

abgelenkt werden.“<br />

„Kroko“ das im letzten Jahr eindrucksvoll<br />

und äußerst unterhaltsam bewiesen. Und<br />

mit „Zucker“ sowie „Sophie Scholl – Die<br />

letzten Tage“ hat das neue Jahr bereits sehr<br />

viel versprechend begonnen!


„Kammerflimmern“, Berlinale German Cinema „Kebab Connection“, Berlinale German Cinema<br />

Unterhaltung plus Poesie<br />

VON OSKAR ROEHLER, REGISSEUR<br />

ch bin mit den Entwürfen, wie unsere Ge-<br />

Isellschaft dargestellt wird, <strong>als</strong>o auch in<br />

den neueren deutschen Filmen, nicht immer<br />

einverstanden. Sie nehmen sich selber<br />

zu ernst (das ist ein Vorwurf, den ich mir für<br />

meine früheren Filme in gewissem Sinne<br />

vielleicht auch machen kann) und sind dann<br />

zum Teil auch zu pathetisch. Der Film, der<br />

für mich ein Highlight darstellt, das war<br />

„Muxmäuschenstill“. Der war was Neues.<br />

Der verkörperte wirklich ein anarchisches<br />

Prinzip, gemischt mit einer ganz kalkulierten,<br />

witzigen Intelligenz auf hohem Niveau.<br />

Ich habe gegen die anderen Filme natürlich<br />

nichts und bin auch froh, dass es sie<br />

gibt. Weil daraus dann auch etwas entsteht,<br />

man lernt ja mit jedem Schritt, der<br />

unternommen wird. Da baut sich dann<br />

auch eine Industrie auf. Das sind vielleicht<br />

die Anfänge von so einer intelligenten<br />

Selbstreflexion.<br />

Dass Künstler gesellschaftliche Utopien<br />

entwickeln, wäre natürlich am allerbesten.<br />

Aber so weit sind wir noch nicht. Das wäre<br />

dann der nächste Schritt, dass du wirklich<br />

so Parabeln entwirfst, die die Gesellschaft<br />

reflektieren. Ich denke an Filme wie<br />

„American Beauty“ beispielsweise. Der<br />

Mann, der das geschrieben hat, hat sich<br />

zwanzig Jahre von Fernsehserie ernährt. Da<br />

steckt eine Menge Routine und dramaturgisches<br />

Wissen dahinter. Und das ist halt<br />

das, was uns allen am meisten fehlt, was<br />

vielleicht <strong>als</strong> einziger jemand wie Bernd Eichinger<br />

in Deutschland hat. Was man lernen<br />

muss:<br />

Es gibt tausend Tricks, wie man einen<br />

Film machen muss und kann. Es gibt tausend<br />

Regeln für eine Komödie, und die<br />

muss man verinnerlichen. Es nützt ja nichts,<br />

wenn man da in einen Kurs geht und die<br />

zwei Wochen lernt. Das lernst Du nur, wenn<br />

Du im Kino sitzt und mitkriegst, wo sie wirklich<br />

lachen.<br />

Man macht Filme auch aus einer bestimmten<br />

Persönlichkeitsstruktur heraus, die<br />

einem vielleicht auch vorgibt, dass man mit<br />

Menschen anders, eben über Kunst kommuniziert.<br />

Sonst hätte man ja auch Manager<br />

oder so werden können. Ich brauche<br />

das Medium auch zur Auseinandersetzung<br />

mit anderen Leuten, oder ich schiebe das<br />

vor, weil ich sonst nicht weiß, was ich mit<br />

anderen Menschen anfangen kann. Ich bin<br />

kein kommunikativer Mensch. Ich bin im<br />

„Ich glaube, dass kulturell in<br />

Deutschland in den nächsten<br />

zwanzig Jahren eine unheimliche<br />

Blütezeit entstehen kann.“<br />

Prinzip jemand, der wochenlang nicht vor<br />

die Tür gehen muss. Ich fange in dem Moment<br />

an zu kommunizieren, in dem ich meine<br />

Idee vermitteln muss. Ich mag auch diesen<br />

Lebensrhythmus, den Wechsel zwischen<br />

den Phasen des Schreibens und des<br />

Drehens, das ist ein gutes Gegengewicht.<br />

Ich glaube, die Leute hier in Deutschland<br />

sind unglaublich themenorientiert. Die<br />

haben keinen Riecher für irgendwas, was<br />

poetisch wäre. Die gucken sich eben „Stauffenberg“<br />

im Fernsehen an oder rennen in<br />

den Hitlerfilm, weil sie glauben, dass sie da<br />

jetzt Bildung nachholen müssen. Es gibt ja<br />

so eine Wunschvorstellung, was Filme erreichen<br />

können: Die Menschen zwei Stunden<br />

in eine andere Welt entführen und ihnen<br />

etwas mitgeben, was für sie selber, für<br />

ihren Umgang mit anderen Menschen vielleicht<br />

auch entscheidend ist. Wobei das letztere<br />

dann auch wieder so ein moralischer<br />

Zeigefinger ist, das gefällt mir eigentlich gar<br />

nicht. Ich glaube, es genügt vollkommen,<br />

wenn du es schaffst, jemanden in eine andere<br />

Welt zu versetzen. Aber dann ist wieder<br />

die Frage, in was für eine Welt? Die reinen<br />

Unterhaltungsfilme, wenn sie halbwegs<br />

gut gemacht sind, schaffen das ja auch,<br />

hinterlassen aber nichts. Für mich ist die Poesie<br />

bei einem Film entscheidend, Unterhaltung<br />

plus Poesie. Jemand muss aus dem<br />

Kino kommen und fasziniert sein von der<br />

Welt, die er gesehen hat, muss die mitnehmen<br />

können, sie für eine Weile in seinem<br />

Herzen bewahren können.<br />

Ich habe das Gefühl,<br />

dass wir uns heute wieder<br />

da befinden, wo wir uns in<br />

den 60ern schon mal befunden<br />

haben. Es gibt heute<br />

wieder so eine gewisse<br />

Awareness, auch international.<br />

Wir reflektieren heute<br />

unser Land mehr oder<br />

minder gut, die Stimmungslage, stehen da<br />

auch so ein bisschen drüber und sind auch<br />

unterhaltend. Für mich waren die 90er ein<br />

absoluter Rückschritt, im Prinzip eine<br />

Wiederholung der 50er. Das war so eine absolut<br />

restaurative, dümmliche, reaktionäre<br />

Welle. Diese ganzen Beziehungskomödien,<br />

die Versuche, Starkomödien zu machen und<br />

dabei wieder auf die primitivsten Bestandteile<br />

deutscher Unterhaltung zurückzugreifen,<br />

die du eigentlich schon aus Lieselotte-Pulver-<br />

und Heinz-Rühmann-Filmen<br />

kennst. Da war auch nichts Subversives dabei.<br />

Ich habe dam<strong>als</strong> ja angefangen und<br />

echt so ein bisschen Pionierarbeit geleistet<br />

mit „Silvester Countdown“ und diesen Filmen.<br />

Die gab es ja dam<strong>als</strong> überhaupt nicht.<br />

Wenn man sich den Zustand unserer<br />

Gesellschaft jetzt anguckt, dann kann man<br />

wirklich nur auf diese aufgeklärte Generation<br />

hoffen, die jetzt zwischen zwanzig und<br />

dreißig ist. Die wieder anfängt nach Berlin<br />

zu ziehen, sich für Kultur zu interessieren<br />

und so ein waches Bewusstsein hat. Ich persönlich<br />

habe vieles in diesem Land abgeschrieben,<br />

die Hoffnung komplett aufgegeben,<br />

dass sich das jem<strong>als</strong> noch mal zum<br />

Besseren wendet. Ich habe das Gefühl, dass<br />

wir langsam, aber stetig in so eine Grauzone<br />

abtauchen. Das kann man am Bewusstsein<br />

der Leute festmachen und an der Unfähigkeit<br />

der Politik. Kulturell sieht das anders<br />

aus. Ich glaube, dass kulturell in Deutschland<br />

in den nächsten zwanzig Jahren eine<br />

unheimliche Blütezeit entstehen kann. Ich<br />

bin überzeugt, dass sich da viel bewegt in<br />

den Köpfen, die haben sich alle unheimlich<br />

emanzipiert und können jetzt auch loslegen.<br />

Das ist alles sehr demokratisch geworden,<br />

du brauchst die großen Majors nicht mehr.<br />

Wenn du Billy Wilder bist und so intelligente<br />

Dialoge schreiben kannst, kannst du zwei<br />

Leute auf eine Wohnzimmercouch setzen<br />

und die Videokamera einschalten, das kostet<br />

dann zwanzig Euro. Du kannst einen<br />

Film machen, mit dem du fünf Millionen<br />

reinkriegen kannst, wenn du wirklich gut<br />

bist. No Problem. Die ganzen erfolgreichen<br />

Filme, auch „Halbe Treppe“ etwa, haben ja<br />

nichts gekostet. Auf diesem Independent-<br />

Level, da wird unheimlich viel passieren.<br />

Aufgezeichnet von Christian Seebaum.<br />

Deutschland 2005 – newsletter@filmstiftung.de 29


Das Ende des ironischen Zeitalters<br />

VON MICHAEL SCHMID-OSPACH<br />

indet dieses Land mit seinen großen Brü-<br />

Fchen und Themen auf der Leinwand<br />

statt? Eine Frage, die Filmförderer weit weniger<br />

angeht <strong>als</strong> Filmemacher? Sollte Filmförderung<br />

nicht in erster Linie daran interessiert<br />

sein, Finanzierungsstrukturen zu<br />

durchleuchten, Vertriebe zu aktivieren, Produzenten<br />

zu stärken? Ja, das sollte sie, sie<br />

sollte sich darum kümmern, dass Gelder in<br />

deutsche Filme fließen, dass die unterschiedlichsten<br />

Ideen und Projekte eine<br />

Chance bekommen, realisiert zu werden,<br />

dass eine gut funktionierende Filmlandschaft<br />

im Land existiert und die regionale<br />

Branche stabilisiert wird, dass der Nachwuchs<br />

eine dauerhafte Chance bekommt.<br />

Nur, und man kann es nicht oft genug<br />

betonen, Filmförderung hat zwei Ziele: den<br />

wirtschaftlichen Erfolg voran zu bringen und<br />

die Kultur zu befördern oder umgekehrt. Erfolg<br />

und Anspruch müssen sich nicht ausschließen,<br />

das zeigen nicht nur Erfolge wie<br />

„Good bye, Lenin!“ oder die <strong>Dokument</strong>ation<br />

„Tour d`Enfer“! Es gilt auch jene Filme<br />

zu stärken, die von ihrer Erzählstruktur her<br />

schwierig sind, kantiger, weniger gefällig,<br />

die nicht auf Anhieb das große Publikum erreichen,<br />

aber ein kleines, und das mit Wucht<br />

und Nachhaltigkeit. Niemand hat so recht<br />

geglaubt, dass „Alles auf Zucker“ ein großes<br />

Publikum findet, wo er doch schon bald<br />

nach dem Filmstart seine Fernsehausstrahlung<br />

hat. Niemand? Doch, vor allem<br />

die Produzentin, der Verleih und der Sender<br />

haben daran geglaubt, und wir haben<br />

diesen Glauben unterstützt. Es sahen den<br />

Film über 70.000 Besucher am ersten Wochenende<br />

mit einem überragenden Kopienschnitt<br />

von über 1000.<br />

Film greift auf die ein oder andere Art<br />

gesellschaftliche Fakten auf, entweder indem<br />

er die Befindlichkeit der Menschen<br />

„Alles auf Zucker“, Berlinale German Cinema<br />

schlicht darstellt, geheime Wünsche zu entdecken<br />

sucht oder bewusst zum Nachdenken<br />

auffordert, Stachel setzt, wo man<br />

sich sicher glaubte. In wenigen, nicht sehr<br />

glücklichen Momenten der Geschichte ist<br />

der Film zum Mittel zum Zweck gemacht<br />

worden, missbraucht, um Menschen für eine<br />

niederträchtige Idee zu begeistern. Doch<br />

genau dort kann man ansetzen, an jenem<br />

Verdummungsprozess, den Film andererseits<br />

auf die wunderbarste Weise mit zu verhindern<br />

weiß. Dann nämlich, wenn er eingebettet<br />

ist in eine Kultur des Films, wenn<br />

man frühzeitig lernt, Bilder zu interpretie-<br />

„Genau dort kann man<br />

ansetzen, an jenem<br />

Verdummungsprozess,<br />

den Film andererseits auf<br />

die wunderbarste Weise<br />

mit zu verhindern weiß.“<br />

ren, ganz so wie man lernt literarische Texte<br />

zu verstehen. Wenn er gehegt wird und gepflegt,<br />

wenn Politiker die Branche ernst nehmen.<br />

Und das tun sie immer mehr, und das<br />

ist erfreulich! Der französische Filmhistoriker<br />

André Bazin hat es auf den Punkt gebracht,<br />

wenn er schreibt: „Filmkultur ist<br />

nicht nur notwendig, damit wir die Filme<br />

besser verstehen lernen … sie hilft uns auch,<br />

die Ideen zu erkennen, die der Film unter<br />

dem betrügerischen Deckmantel der Realität<br />

in unser Unterbewusstsein einschmuggeln<br />

will“.<br />

Gleichsam gibt es eine kulturelle Aufgabe,<br />

und es gibt die gesellschaftliche Realität,<br />

die da heißt: Deutschland verändert<br />

sich stark und das nicht nur in der Organisation<br />

der Sozi<strong>als</strong>ysteme. Die Wirtschaft ver-<br />

ändert sich, Stellenabbau wird zur alltäglichen<br />

Sorge, Hartz IV zum neuen deutschen<br />

Alarmwort und die Situation an Schulen<br />

und in den Krankenhäusern ist ebenfalls<br />

nicht viel besser.<br />

Die Frage ist, wie der Film auf diese Veränderung<br />

reagiert. Noch vor wenigen Jahren<br />

wäre die Frage nach der gesellschaftlichen<br />

Relevanz eines Films ein garantierter<br />

Partykiller gewesen. Doch die Party ist vorbei,<br />

es gibt eine neue Ernsthaftigkeit, das<br />

ironische Zeitalter neigt sich dem Ende zu.<br />

Aber ist es überhaupt die Aufgabe von Film,<br />

auf gesellschaftliche Veränderungen zu reagieren?<br />

Oder anders gefragt:<br />

Warum macht man überhaupt<br />

Filme? Um Geld zu verdienen?<br />

Weil es einem zu peinlich ist,<br />

zum Psychiater zu gehen? Um<br />

die Welt zu verbessern? Zu<br />

unterhalten? Die Antworten<br />

darauf sind vielfältig, verlieren<br />

sich in einem konsequenzlosen<br />

Sowohl-<strong>als</strong>-auch: Film soll sowohl<br />

unterhalten <strong>als</strong> auch anspruchsvolle<br />

Geschichten erzählen,<br />

er soll sowohl weltverbessernd wirken<br />

<strong>als</strong> auch nicht langweilen, er soll tiefgründig<br />

sein und gleichsam so allgemeingültig,<br />

dass er Millionen von Zuschauern in<br />

die Kinos lockt, und so weiter.<br />

Interessanter scheint da die Frage nach<br />

den Einzelwerken, nach den vielen starken<br />

Geschichten, mit denen wir das ganze Jahr<br />

konfrontiert sind. Da gibt es jene, die „nur“<br />

die gesellschaftliche Realität widerspiegeln,<br />

die sozusagen <strong>als</strong> Indikator für das menschliche<br />

Zusammenleben unserer Zeit dienen,<br />

da gibt es jene, die uns innehalten lassen<br />

im hektischen Alltag, und da gibt es Filme,<br />

die sich in den politischen und sozialen Diskurs<br />

einmischen, die Stellung beziehen und<br />

uns direkt oder indirekt auffordern, eine Haltung<br />

einzunehmen.<br />

30 newsletter@filmstiftung.de – Deutschland 2005<br />

Wenn zum Beispiel ein viel zitierter Film<br />

wie „Die fetten Jahre sind vorbei“ vor Augen<br />

führt, dass man der wirtschaftlichen<br />

Veränderung mit der simplen Frage nach<br />

gerechter Verteilung der Mittel begegnen<br />

darf ohne <strong>als</strong> „Retro“ zu gelten, so ist das<br />

eine radikale Form des Filmemachens, die<br />

für die Diskussion wohltuend ist.<br />

Oder wenn Filme wie „Yugotrip“ von<br />

Menschen erzählen, die aus einem kriegsverwüsteten<br />

Land zu uns gekommen sind,<br />

um in Frieden zu leben, die jedoch den Krieg<br />

in den Seelen nicht auslöschen können.<br />

Oder wenn „Die syrische Braut“ (Kinostart:<br />

17. März!) in eindrucksvollen Bildern darstellt,<br />

was der Konflikt in Israel/Palästina für<br />

eine einzelne Familie bedeutet, dann helfen<br />

diese Geschichten, hinter den Schlagzeilen<br />

in der Tagesschau und der Vermarktung<br />

in Krimis, persönliche Schicksale<br />

zu sehen. Sicher, Film macht die Menschen<br />

nicht zwingend besser, aber er kann<br />

helfen, die eigenen Erlebnisse in einem gesamtgesellschaftlichen<br />

Rahmen einzuordnen<br />

oder emotionale Sorgen zu teilen.<br />

Im Fernsehen wie im Kino gibt es den<br />

Strom der Unterhaltungswellen, von den<br />

Zehnerstaffeln „Lauter tolle Mädels“ bis zu<br />

dem großen Heer der Kommissare und<br />

Kommissarinnen, deren Gesellschaftsbilder<br />

wir oft gar nicht mehr analysieren. Im Kino<br />

kommen die meisten Filme dieser Art<br />

über den Teich. Gerade das deutsche Kino,<br />

auf dem Weg nach Europa, darf sich – weder<br />

von quicken TV-Managern noch von<br />

den eigenen Ängsten – seine großen Chancen<br />

abkaufen lassen. So viel Geld und so viel<br />

guter Wille für ein Kino dieser Art war noch<br />

nie da.


Ein verwunschener Park, in dem<br />

eine Leiche gefunden wird,<br />

ein alter Baum, in dessen Wipfel<br />

eine zusammen gezimmerte<br />

Hütte Zuflucht bietet, ein träg<br />

dahin fließender Fluss, an<br />

dessen Promenade der finale<br />

Kuss romantisch in Szene<br />

gesetzt werden kann: Urbane<br />

Natur-Oasen lassen sich drama-<br />

turgisch vielfältig einsetzen.<br />

Inspirierende Vorlagen dafür<br />

haben die Location-Scouts aus<br />

NRW für unsere Location-Seite<br />

des Berlinale-Newsletter aus-<br />

gewählt. Die vorgestellten Bilder<br />

und viele mehr präsentiert die<br />

Filmcommission NRW auch auf<br />

den Seiten ihrer Motivdatenbank<br />

www.locationnrw.de.<br />

Grüne Lungen<br />

LocoMotiv<br />

Tel. (0221) 1207821;<br />

info@locomotiv.de<br />

ZeitRaumRechercheLocation<br />

Te.: (0221) 132527<br />

stefanmoeller@goldmail.de<br />

Location – newsletter@filmstiftung.de 31


Der vierte König<br />

Eine Weihnachtsgeschichte vom vierten König,<br />

der ein bisschen zu spät nach Bethlehem kam<br />

– erzählt von seinem Kamel: Viel versprechend<br />

hört sich die Story des animierten Weihnachtsfilms<br />

„Der vierte König“ an, den die<br />

Alexandra Schatz Filmproduktion ab<br />

Anfang April realisiert. Der Film von Produzentin<br />

Alexandra Schatz und den Koproduzenten<br />

Ted Sieger (Schweiz), Michael Ekbladh<br />

(Schweden) und John Bullivant (Großbritannien)<br />

entsteht im Kölner TrickStudio Lutterbeck<br />

für den WDR (Redaktion: Manuela<br />

Lumb), Channel 4 (Jan Younghusband)<br />

und SF DRS (Susann Wach). Das<br />

Buch stammt von John Chambers, Ted Sieger<br />

und Michael Ekbladh, der bei dieser Kinoproduktion<br />

gemeinsam mit Ted Sieger auch<br />

Regie führt.<br />

Alexandra Schatz Filmproduktion,<br />

Tel. (0511) 393315;<br />

alexandra.schatz@t-online.de<br />

Endspiel im Kosovo<br />

Während der Kriegsgerichtshof in Den Haag<br />

noch über die Verbrechen von Slobodan Milosevic<br />

verhandelt, entsteht dazu ein TV-Drama:<br />

Charles Binamés „Enspiel im Kosovo”,<br />

eine Koproduktion der kanadischen Galafilm<br />

Productions und der Kölner Tatfilm in Zusammenarbeit<br />

mit WDR/arte und dem kanadischen<br />

Sender CTV. Binamé hat die Dreharbeiten<br />

in Montreal, Düsseldorf, Köln, Troisdorf,<br />

Rheinbach und Mönchengladbach am 9.<br />

Dezember abgeschlossen. Der Polit-Thriller, den<br />

Christine Ruppert und Arnie Gelbart produzieren,<br />

erzählt von der Kanadierin Louise Arbour,<br />

die <strong>als</strong> Chefanklägerin in Den Haag gegen<br />

massive Widerstände aus allen Lagern ihren<br />

Kampf gegen die Kriegsverbrecher in Ex-Jugoslawien<br />

führt. Voraussichtlich läuft der Film<br />

im Sommer 2005 auf arte.<br />

Tatfilm, Tel. (0221) 33000;<br />

info@tatfilm.de<br />

32<br />

Heino Ferch und Wendy Crewson in „ Endspiel<br />

im Kosovo“. Foto: Galafilm Inc. / Bertrand Calmeau<br />

„Der vierte König“ hat Weihnachten verpennt. Foto: Schatz Filmproduktion<br />

Papa und Mama<br />

Dieter Wedel hat die Dreharbeiten für seinen<br />

neuen Film „Papa und Mama“, der in<br />

Bonn, Köln, Düsseldorf und Mallorca entstanden<br />

ist, Mitte Dezember beendet. Die Geschichte<br />

nach einem Buch von Wedel selbst<br />

dreht sich um das Thema Scheidung, allerdings<br />

auch mit einem Augenzwinkern. Jürgen Kriwitz<br />

und die Berliner MedienKontor Movie<br />

GmbH produzieren den Film für das ZDF<br />

(Redaktion: Caroline von Senden und Pit<br />

Rampelt). Ein Ausstrahlungstermin steht noch<br />

nicht fest.<br />

Medienkontor, Tel. (030) 254320;<br />

info@medienkontor.de<br />

Emmas Glück<br />

Vor der Nachricht seines baldigen Krebstodes<br />

will Max (Jürgen Vogel) an den schönsten<br />

Platz der Welt flüchten: Mexiko. Als er auf dem<br />

Hof der wackeren Schweinezüchterin Emma<br />

(Jördis Triebel) landet, erkennt er jedoch,<br />

dass wahres Glück viel näher liegt. Wüste Film<br />

West realisiert in Zusammenarbeit mit dem<br />

SWR (Redaktion: Sabine Holtgreve) das<br />

Melodram „Emmas Glück“ im kommenden<br />

Mai an Drehorten in NRW. Regie führt Sven<br />

Taddicken nach einem Buch von Ruth Toma.<br />

An der Kamera steht Daniela Knapp.<br />

Für das Casting haben die Produzenten Hejo<br />

Emons, Stefan Schubert und Ralph<br />

Schwingel Casterin Simone Bär beauftragt.<br />

Als weiterer Darsteller konnte bereits Hinnerk<br />

Schönemann für das Projekt gewonnen werden,<br />

das timebandits Filmverleih in die Kinos<br />

bringen will.<br />

Wüste Film West,<br />

Tel. (0221) 5105067;<br />

wueste@wueste-film-west.de<br />

Der letzte Zug<br />

Zwischen April und Juni plant Artur Brauners<br />

Berliner CCC Filmkunst die Dreharbeiten für<br />

die Kinoproduktion „Der letzte Zug“. Nach<br />

einer Idee von Art Bernd erzählt Stephen<br />

Glantz in seinem Drehbuch vom Schicksal der<br />

letzten Juden, die im Zug aus Berlin nach Auschwitz<br />

deportiert wurden. Für die Hauptrollen<br />

konnte Produzent Brauner bereits Sibel Kekili<br />

und Gedeon Burkhard verpflichten. Außer<br />

NRW steht auch Litauen auf dem vorläufigen<br />

Drehplan des 4,5 Millionen Euro teuren Kinodramas,<br />

an dem auch die ARD beteiligt ist.<br />

CCC Filmkunst, Tel. (030) 3230620;<br />

info@ccc-film.de<br />

Downloading<br />

Nancy<br />

Auf den Sommer haben sich die Dreharbeiten<br />

der Münchner MagicWorx für ihr Psychodrama<br />

„Downloading Nancy” verschoben.<br />

Nach einem Drehbuch von Pamela Cumming,<br />

Lee Ross und ihm selbst erzählt Musikvideo-Regisseur<br />

Johan Renck, der schon mit<br />

Madonna und Kylie Minogue gearbeitet<br />

hat, die Geschichte einer Frau, die sich auf ein<br />

Internet-Abenteuer mit fatalen Folgen einlässt.<br />

„Leaving Las Vegas goes Internet” werben die<br />

Produzenten Christian Arnold Beutel, Jan<br />

Vocke und David Moore für ihre 6,5 Millionen<br />

Euro teure internationale Kinoproduktion,<br />

die in London und Köln gedreht werden soll.<br />

MagicWorx, Tel. (089) 64981126;<br />

info@magicworx.com<br />

Für den<br />

unbekannten Hund<br />

Das Leben nimmt nicht gerade eine bessere<br />

Wendung, <strong>als</strong> der 22-jährige Betonbauergeselle<br />

Lukas aus dem Gefängnis entlassen wird: Ein<br />

Zeuge erpresst ihn wegen eines ungesühnten<br />

Mordes. Lukas flüchtet und schließt sich einer<br />

Gruppe von Wanderhandwerkern an. Die Erfahrungen<br />

auf der Walz verändern ihn. Aus dem<br />

Mörder wird ein Mensch – und das bezahlt er<br />

schließlich mit dem Leben. Ihren neuen Kinofilm<br />

„Für den unbekannten Hund“ (AT)<br />

realisieren die Brüder Dominik und Benjamin<br />

Reding mit ihrer Berliner Eye!Warning<br />

Filmproduktion. Erste Drehtage sind für Februar<br />

im Sauerland geplant, danach geht es voraussichtlich<br />

wieder ab Juli bis September in Essen,<br />

Köln, Mayen, Recklinghausen und Meschede<br />

weiter. Das Casting, für das die Brüder<br />

Reding selbst verantwortlich zeichnen, ist noch<br />

nicht abgeschlossen. Fest steht die weibliche<br />

Hauptdarstellerin: Sara Löwenthal spielt Angie.<br />

Die Bilder für das Drama soll Kameramann<br />

Axel Henschel liefern, die Filmkopien für die<br />

Kinos der Berliner Verleih Rekord Film.<br />

Eye!Warning, Tel. (030) 69001108;<br />

office@eye-warning.de<br />

newsletter@filmstiftung.de – Dreharbeiten<br />

porno!melo!drama!<br />

Sex, Liebe, Single-Dasein oder feste Bindung,<br />

Heirat oder Emanzipation: Das sind die Fragen,<br />

um die die drei Freundinnen Nico (31), Ayse (30)<br />

und Minju (31) auf der Suche nach dem richtigen<br />

Mann kreisen. In einer wilden Kölner<br />

Sommernacht überschlagen sich die Ereignisse:<br />

Auf einmal sprechen die Sterne, und ein Wunder<br />

geschieht. Franziska Petri, Jale Arikan<br />

und Young Mi Park spielen die Hauptrollen<br />

in dem Debütfilm „porno!melo!drama!“ von Regisseurin<br />

Heesook Sohn nach dem Buch von<br />

Dagmar Gabler. Die Produktion von<br />

Dreamtool Entertainment im Auftrag des<br />

WDR (Redaktion: Andrea Hanke) entsteht<br />

im April/Mai 2005 in Köln. Für die Bilder sorgt<br />

Kameramann Stefan Ditner. Für das Casting<br />

haben die Produzenten Felix Zackor, Stefan<br />

Raiser und Tina Böckenhauer verpflichtet.<br />

Dreamtool, Tel. (089) 64981424;<br />

wenzel@dreamtool.de<br />

Pandora Film<br />

Ist Francis verrückt? Oder ein Idealist? Als er mitbekommt,<br />

wie ein angesehener Galerist ein Altarbild<br />

aus einer Kirche entwendet, erpresst er<br />

ihn. Doch er will kein Geld, er besteht nur darauf,<br />

dass der Galerist das Bild zurückbringt. Noch<br />

in der Planung befindet sich „Hope“, der neue<br />

Kinofilm von Stanislaw Mucha, der die Geschichte<br />

einer ungewöhnlichen Erpressung nach<br />

einem Buch von Krzysztof Piesiewicz erzählt.<br />

Gedreht werden soll das Drama in Polen<br />

und in NRW. Für die Produktion von Pandora<br />

Film und den Produzenten Reinhard<br />

Brundig und Raimond Goebel wurde<br />

Krzysztof Pakulski <strong>als</strong> Kameramann verpflichtet.<br />

Nach Drehtagen im Himalaya, in Japan und<br />

Köln ist „Valley of Flowers“ von Regisseur<br />

Pan Nalin, eine Produktion der Pandora<br />

Film mit Elzevir Film, nun abgedreht.<br />

Pandora Film, Tel. (0221) 973320;<br />

info@pandorafilm.com


Klimt<br />

John Malkovich spielt Klimt: Für seine Verfilmung<br />

der letzten 20 Lebensjahre des österreichischen<br />

Malers konnte Raoúl Ruiz („Die<br />

verlorene Zeit“) den amerikanischen Schauspieler<br />

gewinnen. An der Seite von Malkovich ist u.a.<br />

Veronica Ferres <strong>als</strong> dessen Lebensgefährtin<br />

Emilie Flöge zu sehen. Nach seinem eigenen<br />

Buch dreht der französisch-chilenische Regisseur<br />

„Klimt“ seit 4. Januar in Wien, danach vom 29.<br />

Januar bis etwa 13. Februar in den Warner Studios<br />

in Bottrop und anschließend in Paris. Kameramann<br />

Ricardo Aronovich sorgt für die<br />

passenden Bilder dieser um den Wechsel vom<br />

19. ins 20. Jahrhunderts angesiedelten Geschichte.<br />

Im Mittelpunkt steht Klimts ewige Suche<br />

nach Vollkommenheit, Erotik und Liebe, die<br />

sich in seinen Werken, die <strong>als</strong> Inbegriff des Wiener<br />

Jugendstils gelten, wie auch in seinem leidenschaftlichen<br />

Verhältnis zu der französischen<br />

Tänzerin Cleo de Mérode (Saffron Burrows)<br />

widerspiegeln. In weiteren Rollen sind Stephen<br />

Dillane und Nicolai Kinski zu sehen. Pro-<br />

Foto: Steinmetz Trick<br />

duziert wird das 6,6 Millionen Euro teure Arthouse-Projekt<br />

<strong>als</strong> Koproduktion der Münchner<br />

Film-Line Productions mit der Wiener epofilm,<br />

der Londoner Lunar Films und der Pariser<br />

Gemini Films in Zusammenarbeit mit der<br />

Degeto. Für den Verleih konnten Produzent<br />

Arno Ortmair und seine Koproduzenten Dieter<br />

Pochlatko, Matthews Justice, Paolo<br />

Branco und Andreas Schmid bereits Arsenal<br />

Film begeistern. Der Filmstart ist für<br />

Herbst 2005 avisiert.<br />

Am 23. und 24. Februar ist Veronica Ferres<br />

in Roland Suso Richters Zweiteiler „Kein<br />

Himmel über Afrika“ zu sehen. Die von der<br />

<strong>Filmstiftung</strong> geförderte ARD-Produktion basiert<br />

auf der Lebensgeschichte von Kerstin Cameon,<br />

die nach dem Selbstmord ihres Mannes<br />

in Tansania unschuldig wegen Mordverdachtes<br />

eingesperrt wurde.<br />

Film-Line, Tel. (089) 6495640;<br />

info@filmline.de<br />

John Malkovich spielt Klimt. Foto: Bernhard Berger<br />

Nulli<br />

und Priesemut<br />

Der Hase Nulli und der Frosch Priesemut sind<br />

die dicksten Freunde. So fangen alle Folgen der<br />

Animationsserie in der „Sendung mit der<br />

Maus“ an. Immer wird die ungewöhnliche<br />

Freundschaft auf die Probe gestellt, doch am<br />

Ende nehmen sich die beiden wieder in den<br />

Arm. Sechs neue Folgen von „Nulli und Priesemut“<br />

entstehen für den WDR (Redaktion:<br />

Manuela Lumb) bis Mai 2005 bei Steinmetz<br />

Trick in Köln. Für die Animation der putzigen<br />

Freunde nach dem Buch von Matthias Sodtke<br />

sorgen Cornelia Nass, Jurica Saravanja<br />

und Gero Schlierkamp. Regie führt<br />

Udo Steinmetz.<br />

Steinmetz Trick, Tel. (0221) 517670;<br />

steinmetz-trick@t-online.de<br />

Colonia Media<br />

In einer gesichtslosen Vorstadt zwischen Industriegebieten<br />

und Wohnsilos hängen die Mitglieder<br />

einer Mädchengang ab. Die Russlanddeutsche<br />

Katharina (18) und ihre Freundinnen<br />

Yvonne und Jenny verbringen jeden Tag gemeinsam<br />

– ein fragiles Gefüge, das von Machtspielchen<br />

bestimmt wird. Einbrüche gehören zur<br />

Tagesordnung. Erst <strong>als</strong> Yvonne einen Hafttermin<br />

antreten soll, eskalieren die Ereignisse. Die Geschichte<br />

der „Prinzessin“ (AT), dem neuen Kinoprojekt<br />

der Colonia Media, ist in der tristen<br />

Zeit „zwischen den Jahren“ angesiedelt.<br />

Vom 29. Januar bis 3. März soll diese Produktion<br />

für den WDR (Redaktion: Andrea Hanke)<br />

in Köln und Umgebung realisiert werden.<br />

Regie führt Birgit Grosskopf nach einem<br />

Drehbuch, das sie selbst mit Daniela Hilchenbach<br />

geschrieben hat. Als Kameramann<br />

ist Kolja Raschke von Produzentin Anke<br />

Scheib, <strong>als</strong> Darstellerinnen sind Henriette<br />

Müller, Irina Pardapenko, Desirée Jaeger<br />

und Amina Schichterich verpflichtet<br />

worden.<br />

In Belgien, Berlin und an der Ostsee werden<br />

ab 5. Februar die Dreharbeiten zu dem Kinofilm<br />

„Der freie Wille“ fortgesetzt, die das Team<br />

im Auftrag der Label 131/Colonia Media<br />

Filmproduktion im vergangenen September<br />

und Oktober nach Mülheim an der Ruhr geführt<br />

hatten. Nun stehen wieder Jürgen Vogel, Sabine<br />

Timoteo, Manfred Zapatka und André<br />

Hennicke vor der Kamera von Matthias<br />

Glasner, der auch Regie führt und das Buch<br />

gemeinsam mit Jürgen Vogel und Judith<br />

Angerbauer verfasst hat. Die Produktion von<br />

Christian Granderath, Frank Döhmann,<br />

Matthias Glasner und Jürgen Vogel mit<br />

der Schwarzweiß Filmproduktion entsteht<br />

in Zusammenarbeit mit dem WDR (Redaktion:<br />

Andrea Hanke) und arte (Andreas<br />

Schreitmüller). Im Mittelpunkt des Dramas<br />

steht ein junger Mann, der mehrere Frauen<br />

vergewaltigt hat, und nach zwölf Jahren Haft<br />

Der Liebeswunsch<br />

Nach der Vorlage des Bestsellers „Der Liebeswunsch“<br />

von Dieter Wellershoff<br />

schrieb Thorsten C. Fischer ein Drehbuch,<br />

das er nun selbst in Szene setzt. Es erzählt von den<br />

Paaren Lars (Ulrich Thomsen) und Marlene<br />

(Barbara Auer) sowie Leonhard (Tobias Moretti)<br />

und Anja (Jessica Schwarz), vier Personen,<br />

die alle nicht aus ihrer Haut können, und<br />

dadurch blind sind für die wichtigen Dinge, die<br />

um sie herum geschehen. Bis Ende November<br />

wurde die Produktion der AllMedia Pictures<br />

und der Produzentin Heike Richter-Karst in<br />

Köln und Bonn gedreht, anschließend zog das<br />

Team mit Kameramann Teo Bierkens nach<br />

Hamburg weiter. Nach einer weiteren Drehwoche<br />

im Januar in Köln stehen noch Drehtage in<br />

Südafrika auf dem Plan. An der Kinoproduktion<br />

sind auch NDR (Redaktion: Barbara Beauvais),<br />

ORF (Redaktion: Katharina Schenk)<br />

und arte (Redaktion: Andreas Schreitmüller)<br />

beteiligt. Wann der Verleih Nighthawks<br />

Pictures den Film ins Kino bringt,<br />

steht noch nicht fest.<br />

AllMedia, Tel. (089) 2002710;<br />

office@allmedia-pictures.de<br />

Jürgen Vogel in „Der freie Wille“,<br />

Foto: Colonia Media<br />

wieder versucht, im normalen Leben Fuß zu fassen.<br />

Er verliebt sich in Nettie, die zunächst nichts<br />

von Theos Vergangenheit ahnt.<br />

Bis Mitte Dezember dauerten die Dreharbeiten<br />

für die neue Folge von „Schimanski“.<br />

Natürlich stand Götz George wieder <strong>als</strong> raubeiniger<br />

Ermittler im Zentrum dieser neuen Folge<br />

mit dem Arbeitstitel „Das Tier“, die der<br />

WDR (Redaktion: Wolf-Diedrich Brücker<br />

mit Regisseur Manfred Stelzer nach dem<br />

Drehbuch von Hansjörg Thurn einen Monat<br />

lang in Duisburg, Köln und Belgien gedreht hat.<br />

Mit von der Partie sind in dieser Produktion der<br />

Colonia Media und von Produzentin Sonja<br />

Goslicki die Darsteller Chiem van Houweninge,<br />

Julian Weigand, Denise Virieux,<br />

Sergej Moya, Christian Redl, Misel<br />

Maticevic und Hermann Lause.<br />

Ebenfalls abgedreht wurde in Köln und Umgebung<br />

die neue Folge des Köln-Tatort „Erfroren“<br />

(AT), den die Colonia Media ebenfalls<br />

für den WDR (Redaktion: Katja De Bock) realisiert<br />

hat. Diesmal müssen die Ermittler Dietmar<br />

Bär, Klaus J. Behrendt und Tessa<br />

Mittelstaedt den Mord an einem ehemaligen<br />

Eiskunstlaufrichter aufklären.<br />

Colonia Media, Tel. (0221) 9514040;<br />

coloniamedia@coloniamedia.de<br />

Maria an Callas<br />

Für den mit Götz George, Claudia Michelsen,<br />

Anna Thalbach, Esther<br />

Schweins, Elisabeth Trissenaar, Inga<br />

Busch und Model Eva Padberg hochkarätig<br />

besetzten Kinofilm „Maria an Callas“, den<br />

die Moonfilm Filmgesellschaft in Koproduktion<br />

mit dem NDR (Redaktion: Barbara<br />

Beauvais), BB Film und CH Media realisiert,<br />

fiel im Dezember die letzte Klappe in NRW.<br />

Nach den Drehtagen in Düsseldorf und Essen<br />

setzt die Crew im März ihre Arbeit in Heiligendamm<br />

fort. In dem Drama von Petra K.<br />

Wagner, das sie mit Kameramann Peter Polsak<br />

realisiert, geht es um den erfolgreichen Designer<br />

Jost, der nach dem Tod seiner Frau in ihrem<br />

Namen den Kontakt zu einer E-Mail-Freundin<br />

weiter pflegt. Als er sich in die Unbekannte<br />

verliebt, wird ein Treffen verabredet. Die Produzenten<br />

Erik Stappenbeck und Michael<br />

Braun konnten <strong>als</strong> Verleih bereits Nighthawks<br />

Pictures gewinnen. „Maria an Callas“<br />

soll voraussichtlich im Herbst in die Kinos<br />

kommen.<br />

Moonfilm, Tel. (030) 41107102;<br />

post@moonfilm.de<br />

Dreharbeiten – newsletter@filmstiftung.de 33


Auf einem abgesperrten,<br />

schnurgeraden Straßenstück an<br />

der Düsseldorfer Messe nehmen<br />

zwei Autos Startaufstellung.<br />

Kurzer Blickwechsel zwischen<br />

den Fahrern, dann heulen<br />

die Motoren auf und die Wagen<br />

rasen los. Doch der PS-Rausch<br />

endet nach wenigen Hundert<br />

Metern an einer Straßenveren-<br />

gung mit Warnlichtern und<br />

rot-weißen Baken. Nur ein<br />

Wagen passt hier durch, der<br />

andere muss im letzten Moment<br />

eine Vollbremsung hinlegen.<br />

m Steuer des einen Wagens sitzt Jürgen<br />

AVogel, im anderen Daniel Brühl. Wobei nur<br />

Vogel wirklich selbst lenkt, denn Brühls silberner<br />

Golf steht fest auf einem seltsamen Gefährt,<br />

dessen vordere Hälfte einmal zu einem Cadillac<br />

gehörte. Jetzt sind nur noch der 7,5 Liter-<br />

Motor und die Kühlerhaube übrig, alles weitere<br />

ist abgeschnitten bis zur Bodenplatte. Hinter<br />

dem offenen Fahrersitz des extrem flachen<br />

Trailers Marke Eigenbau ist so Platz für einen<br />

PKW, in dem während der Fahrt mit Rundumsicht<br />

gedreht werden kann, ohne dass ein<br />

Zugauto ins Bild gerät. Einer der kleinen Kinotricks,<br />

über die sich kaum ein Zuschauer Gedanken<br />

macht, die aber die perfekte Illusion erst<br />

ermöglichen.<br />

Es ist der 23. Drehtag von Sebastian Schippers<br />

„Ein Freund von mir“, es ist Dezember und<br />

es ist kalt. Immer wieder fahren die beiden<br />

Autos auf den künstlichen Engpass zu, immer<br />

wieder Vollbremsung, dann zurück auf Anfang.<br />

Hinter einem Tor zum Messegelände steht eine<br />

ganze Palette weiterer Autos bereit, die an<br />

diesem Tag noch zum Einsatz kommen werden.<br />

Denn es wird viel gefahren in Schippers Film,<br />

dessen Protagonisten sich <strong>als</strong> Angestellte einer<br />

Autovermietung kennen lernen, für die sie Wagen<br />

transferieren und am Flughafen für den erneuten<br />

Verleih auf Vordermann bringen. Karl<br />

(Daniel Brühl), begabter Mathematiker bei einer<br />

Versicherung und gelangweilt von seiner<br />

scheinbar so problemfreien Existenz, hilft hier<br />

aus und trifft dabei auf Hans (Jürgen Vogel), einen<br />

unbeschwerten „Was kostet die Welt?“-Typ.<br />

Von ihm lernt Karl, dass man das Leben erst mal<br />

wirklich spüren muss, um es richtig schätzen zu<br />

können, nackt Porsche fahren inklusive. Das<br />

Unterwegssein ist in „Ein Freund von mir“ kein<br />

romantischer Aufbruch, bei dem man irgendwo<br />

ankommt, wo man noch nicht war. Es sei<br />

nämlich „kein Roadmovie“, betont der Regisseur,<br />

allenfalls „Autobahnfilm“ lässt er gelten.<br />

Worum es ihm eigentlich geht, das sind die<br />

34<br />

Am Set von Sebastian Schippers „Ein Freund von mir“<br />

Eine schwere,<br />

mühevolle Reise<br />

VON CHRISTIAN SEEBAUM<br />

Transiträume des Daseins, die „Non-Places“, wie<br />

er sie auch nennt. Aber davon später.<br />

Inzwischen ist Mittagspause am Set, willkommen<br />

<strong>als</strong> Gelegenheit zum Aufwärmen im<br />

ausrangierten Linienbus, der <strong>als</strong> Aufenthaltsraum<br />

dient und aus dem große Heizstrahler mit<br />

Mühe die Kälte draußen halten. Seit Tagen grassiert<br />

im Team die Darmgrippe, und jetzt hat es<br />

auch Daniel Brühl erwischt. Blass wie sein eigener<br />

Geist schleicht er um das asiatische Büfett<br />

im Catering-LKW. Wenigstens Jürgen Vogel<br />

ist fit und sitzt bald darauf in seinem schikken<br />

privaten Jaguar XKR und raucht. Ein guter<br />

Ort für ein kurzes Gespräch, schon wegen der<br />

Sitzheizung. Entspricht denn dieser freakige<br />

Hans im Film in manchem dem privaten Jürgen?<br />

„Als Schauspieler sucht man gar nicht so sehr<br />

danach, was habe ich jetzt selber damit zu tun,<br />

sondern man versteht ja so viele Sachen.“<br />

Schauspielerei sei „eigentlich nicht so kompliziert“.<br />

Was den Beruf kompliziert mache, sei das<br />

Drumherum. Und ehe man sich versieht, legt<br />

Vogel los: über die fortgeschrittene Boulevardisierung<br />

des deutschen Filmjournalismus, die<br />

Ängstlichkeit der Fernsehsender, wenn es darum<br />

geht, auch mal ungewöhnlichere Filme mit<br />

zu finanzieren, den Druck der großen US-Verleiher<br />

auf die Kinos und die Vorteile, die eine<br />

Quote für den deutschen Film bringen könnte.<br />

Dann geht es zurück in die Kälte.<br />

Sebastian Schipper muss den Umbau des<br />

Trailers abwarten. Er wirkt sehr entspannt, aber<br />

die Drehwochen sind an dem 36-Jährigen auch<br />

nicht spurlos vorübergegangen. „Für das, was<br />

wir hier machen, sind wir locker 500.000 Euro<br />

unterfinanziert. Und das merkt man irgendwann“,<br />

stellt er nüchtern fest. 2,7 Millionen beträgt<br />

das Budget des Films. Die <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW stellt die Basisfinanzierung in Höhe von<br />

einer Million, außerdem sind Telepool, FFA, Förderung<br />

aus Berlin und Hamburg, das Bundesministerium<br />

für Kultur sowie X-Filme und X-Verleih<br />

mit im Boot. Wie bei Schippers Erstling „Ab-<br />

solute Giganten“ ist einer der Produzenten Tom<br />

Tykwer, den Schipper kennt, seit er bei dessen<br />

„Winterschläfer“ <strong>als</strong> Schauspieler dabei war.<br />

Schipper berichtet von langen Drehnächten und<br />

vielen unbezahlten Überstunden für das Team.<br />

Und von der Kraft, die es ihn <strong>als</strong> Regisseur koste,<br />

trotzdem bei allen die nötige Motivation<br />

aufrecht zu erhalten. „Man muss sich das so vorstellen<br />

wie eine schwere, mühevolle, langwierige<br />

Reise. Man stelle sich eine Reise vor, die 35<br />

Tage dauert, das ist das, was wir eigentlich machen.<br />

Und irgendwann ist man einfach müde<br />

vom Reisen und will einfach schlafen und seine<br />

Ruhe haben und will nichts davon erzählt bekommen,<br />

wie wahnsinnig faszinierend die Landschaft<br />

ist, durch die man gerade fährt.“<br />

Vier Jahre hat Schipper an dem Drehbuch<br />

gearbeitet, darum gerungen, seiner Vorstellung<br />

von einer sehr persönlichen „kleinen“ Geschichte<br />

– ohne Charaktere mit spektakulären<br />

Krankheiten oder tiefsten Lebenskrisen – treu<br />

zu bleiben und dennoch kinogerecht zu erzählen.<br />

Anders <strong>als</strong> in „Absolute Giganten“ gehe<br />

es hier eigentlich nicht um Freundschaft, sondern<br />

um Nähe und um Einsamkeit. „Es ist eine<br />

Geschichte, die an diesen Nicht-Orten, an<br />

diesen Un-Orten spielt: Autobahn, Autobahnraststätten,<br />

Flughafen, Flugzeug. Düsseldorf ist<br />

auch irgendwie eine Autostadt. Es gibt hier so<br />

ein paar absurde Brücken und viele solche Non-<br />

Places, die für mich sehr attraktiv sind, sehr fotogen<br />

auf eine ganz eigene Art. Ich finde das<br />

nüchterne Düsseldorf unter diesem zugezogenen<br />

Hochnebelhimmel sehr exemplarisch für<br />

ein Stück Deutschland.“ Jemand hupt, der Umbau<br />

ist beendet. Der Stuntfahrer mit Mütze und<br />

Fliegerbrille am Steuer des abgesägten Cadillacs<br />

hat seine gute Laune nicht verloren. Vorsichtig<br />

manövriert er das Gefährt mit gerade mal fünf<br />

Zentimetern Bodenfreiheit wieder raus aus dem<br />

Messetor auf die Straße. Der Drehtag am Nirgendort<br />

geht weiter.<br />

newsletter@filmstiftung.de – Setbericht<br />

Jürgen Vogel und Daniel Brühl: Die Hauptdarsteller<br />

von „Ein Freund von mir“. Foto: X-Verleih<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Michael Schmid-Ospach;<br />

<strong>Filmstiftung</strong> <strong>Nordrhein</strong>-<br />

<strong>Westfalen</strong> GmbH<br />

Chefredakteur:<br />

Rüdiger Bertram<br />

CvD:<br />

Stefanie Hadding<br />

Redaktion:<br />

Oliver Baumgarten, Katharina Blum<br />

Tanja Güß, Peter Hanemann, A.R.T.<br />

Wolfgang Hippe, A.R.T.<br />

Heike Meyer-Döring (MEDIA)<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />

Michael Glugosch, Anna Koskoda,<br />

Uwe Mies, Christian Seebaum<br />

Redaktionsassistenz:<br />

Sonja Steinberg<br />

Gestaltung/Layout:<br />

inrhein, düsseldorf, alfred friese<br />

Titelfoto:<br />

„One Day in Europe“<br />

Foto: Piffl Medien<br />

Redaktionsschluss:<br />

17. Januar 2004<br />

Anzeigenbetreuung:<br />

Sonja Steinberg<br />

Tel. (0211) 9305024<br />

Anzeigenschluss<br />

für die nächste Ausgabe:<br />

25. Februar 2005<br />

Der newsletter ist kostenlos<br />

und kann bei der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

abonniert werden.<br />

Danke an alle Produzenten und<br />

Verleiher für die Bilder ihrer Filme.<br />

Tel.: (0211) 93 05 00<br />

Fax: (0211) 93 05 085<br />

Kaistraße 14<br />

D – 40221 Düsseldorf<br />

newsletter@filmstiftung.de


Geförderte Kinofilme der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

Mit besten Empfehlungen<br />

Kammerflimmern<br />

Kinostart: 3. Februar<br />

Verleih: Constantin Film<br />

in junger Rettungssanitäter, der von allen nur<br />

ECrash genannt wird, ist auf den Straßen<br />

Kölns im Einsatz. Die Eltern hat er einst bei einem<br />

Autounfall verloren und ist seitdem auf sich<br />

gestellt. Dem harten Alltag entzieht er sich in<br />

Träume, in denen ihm das Gesicht einer jungen<br />

Frau erscheint. Diese Frau glaubt er gefunden,<br />

<strong>als</strong> er die schwangere November nach einem<br />

Unglücksfall zu betreuen hat. Die beiden kommen<br />

sich in der Folge zärtlich näher, doch das<br />

Die syrische Braut<br />

Kinostart: 17. März<br />

Verleih: Timebandits Films GmbH<br />

ona wird heiraten. Als Bräutigam hat ihre<br />

MFamilie Tallel ausgesucht, einen entfernten<br />

Verwandten, der populärer Schauspieler im syrischen<br />

Fernsehen ist. Für Mona wird das Ja-Wort<br />

noch in anderer Hinsicht einen bedeutsamen Einschnitt<br />

beinhalten. Denn Mona (Clara Khoury, bekannt<br />

aus „Rana’s Wedding“) lebt mit ihrer Familie<br />

im von Israel besetzten Teil der Golan-Höhen.<br />

Für die Heirat wird sie über die Grenze müs-<br />

Schöne Frauen<br />

Kinostart: 27. Januar<br />

Verleih: Stardust Filmverleih<br />

ünf junge Schauspielerinnen treffen zu einem<br />

FCasting ein. Jede von ihnen bräuchte den<br />

Job. Jede von ihnen erkennt aber auch, dass der<br />

geplante Film nicht die ersehnte Traumrolle bietet.<br />

Da man sie sowieso warten lässt, ziehen die<br />

Zufallsbekannten kurzerhand gemeinsam los.<br />

Aus dem spontanen Trip wird eine Reise ans<br />

Meer. Dort tauschen sie sich eine ganze Nacht<br />

Schicksal hat noch nicht das letzte Wort gesprochen.<br />

Hendrik Hölzemann, der mit seinem Drehbuch<br />

zu „Nichts bereuen“ einen immens erfolgreichen<br />

Einstand <strong>als</strong> Autor feierte, gibt nun<br />

auch <strong>als</strong> Regisseur sein Debüt und legt eine eindringliche<br />

emotionale Achterbahnfahrt vor.<br />

Traum und Wirklichkeit schaffen dabei auch visuell<br />

extreme Gegensätze in diesem modernen<br />

Märchen um das Leben, die Liebe und den Tod.<br />

Die Innenaufnahmen entstanden in München,<br />

Außendrehs fanden an Origin<strong>als</strong>chauplätzen in<br />

Köln statt.<br />

Matthias Schweighöfer („Soloalbum“) und<br />

Jessica Schwarz („Verschwende deine Jugend“)<br />

Creep<br />

Kinostart: 10. März<br />

Verleih: X-Verleih<br />

ie Deutsche Kate hat sich <strong>als</strong> Modelagen-<br />

Dtin im Londoner Jet-Set etabliert. Entsprechend<br />

aufgeregt ist Kate, <strong>als</strong> sie an diesem<br />

Abend zu einem PR-Event mit George Clooney<br />

eingeladen ist. Noch größer ist ihre Wut, <strong>als</strong> sie<br />

merkt, dass sie von einer Freundin ausgebootet<br />

wurde. Kurz entschlossen und alkoholisiert<br />

begibt sich Kate zur U-Bahn, um eine andere<br />

Party aufzusuchen und schläft auf dem Bahn-<br />

sen, und wer einmal nach Syrien eingereist ist,<br />

kann nicht mehr israelisches Territorium betreten.<br />

Für Mona beginnt eine schmerzliche Zeit des Abschieds<br />

von der Familie, von Freunden und vom<br />

eigenen bisherigen Leben.<br />

Auch wenn die Nachrichten es undenkbar<br />

erscheinen lassen – es gibt ein Alltagsleben im<br />

Krisenherd Naher Osten. In seinem neuen, siebten<br />

Spielfilm lässt Eran Riklis keinen Zweifel an<br />

den bitteren Realitäten in den Grenzgebieten,<br />

weiß aber auch Hoffnung, Humor und Poesie<br />

zu schöpfen. Monas einsamer Gang im strahlend<br />

weißen Brautkleid entlang des Stacheldrahts<br />

zur Grenze ist ein Bild, das man nicht<br />

über ihre Träume und Hoffnungen aus.<br />

„Schöne Frauen“ sollte keine „Meditation<br />

über das Schauspielerdasein werden“, sagt Regisseur<br />

Sathyan Ramesh, „und auch nie ein so<br />

genannter Frauenfilm“. Ihm ging es vielmehr darum,<br />

einen ganzen Film über eine jener Nächte<br />

zu inszenieren, die das Leben für immer verändern.<br />

Nächte, die trotz ihrer Prägnanz zu selten<br />

auf der Leinwand zu sehen seien. „Nächte,<br />

die mit einem unschuldigen Bier beginnen und<br />

in einem Meer aus Alkohol, Schweiß und Tränen<br />

enden. Man schlendert ahnungslos rein und<br />

kriecht <strong>als</strong> anderer Mensch wieder ans Tages-<br />

stehen <strong>als</strong> tragisch umflortes Pärchen an der Spitze<br />

einer hochkarätigen Besetzung mit verdienten<br />

Charakterveteranen und inspirierten Nachwuchskräften.<br />

„Kammerflimmern“, das auf den Hofer Filmtagen<br />

2004 erfolgreich uraufgeführt wurde, ist<br />

Anfang Dezember auf dem Festival des deutschen<br />

Kinos (Filmz) in Mainz mit dem Langfilmpreis<br />

ausgezeichnet worden.<br />

Deutschland 2004, Regie und Drehbuch: Hendrik<br />

Hölzemann, Darsteller: Matthias Schweighöfer,<br />

Jessica Schwarz, Jan Gregor Kemp, Florian Lukas,<br />

Bibiana Beglau, Rosel Zech, Volker Spengler, Ulrich<br />

Noethen, Produktion: Bavaria Film/Produktion in<br />

Koproduktion mit Constantin Film Produktion in<br />

Zusammenarbeit mit BR und arte, www.kammer<br />

flimmern.film.de<br />

steig ein. Als sie nach einem Geräusch aufschreckt,<br />

ist sie allein. Sämtliche Ausgänge der<br />

Station sind für die Nacht verschlossen. Dann<br />

rollt doch noch ein Zug ein, der aber menschenleer<br />

ist. Plötzlich wird es dunkel und eine<br />

Nacht unbeschreiblichen Terrors beginnt.<br />

Vier Jahre nach dem Kassenerfolg „Anatomie“<br />

kehrt Franka Potente mit einer kraftvollen<br />

Charakterskizze zum Horrorgenre zurück und<br />

zeigt sich von einer bislang ungekannten aggressiven<br />

Seite. Ihre Kate ist eine knallharte Society-Zicke,<br />

eitel und selbstgefällig, aber flexibel<br />

und pragmatisch. Was bitter nötig ist, denn eine<br />

mörderische Bestie treibt im Londoner Unter-<br />

mehr vergisst. Binnen eines Monats gewann<br />

„Die syrische Braut“ im Spätsommer 2004 den<br />

Publikumspreis in Locarno und in Montreal, wo<br />

er auch von FIPRESCI und ökumenischer Filmkritik<br />

ausgezeichnet wurde. Den Triumph dort<br />

vervollständigte die Auszeichnung mit dem<br />

Grand Prix of the Americas.<br />

Frankreich/Deutschland/Israel 2004, Regie: Eran<br />

Riklis, Buch: Suha Arraf, Eran Riklis, Darsteller: Hiyam<br />

Abbas, Makram Khoury, Clara Khoury, Derar Sliman,<br />

Ashraf Barhoum, Evelyn Kaplun, Produktion:<br />

Neue Impuls Film GbR (Deutschland) und MACT<br />

Productions (Frankreich) in Koproduktion mit Eran<br />

Riklis Productions (Israel), www.syrianbride.com<br />

licht.“ Ramesh wurde 1968 in Berlin geboren.<br />

Er arbeitete zeitweilig <strong>als</strong> Filmkritiker und war Dozent<br />

für Filmkunde. Nach seinem Drehbuch zu<br />

„Das Jahr der ersten Küsse“ (2001) debütiert er<br />

mit „Schöne Frauen“ erfolgreich <strong>als</strong> Regisseur:<br />

Nachdem der Film bereits ins Repertoire mehrerer<br />

deutscher Filmfestiv<strong>als</strong> aufgenommen worden<br />

war, erhielt er beim Filmfest Emden im Juni<br />

2004 den Promotion-Film-Förderpreis.<br />

Deutschland 2003<br />

Regie und Drehbuch: Sathyan Ramesh<br />

Darsteller: Floriane Daniel, Julia Jäger, Caroline<br />

Peters, Ina Müller, Produktion: D & D Film, Roland<br />

Willaert, www.stardust-filmverleih.de<br />

grundsystem ihr Unwesen und zwingt Kate einen<br />

brutalen Kampf ums Überleben auf.<br />

Der Engländer Christopher Smith schrieb<br />

und inszenierte mit seinem Spielfilmdebüt<br />

„Creep“ nach eigenen Worten einen Treffpunkt<br />

zwischen Bridget Jones und Alien. Den Schwerpunkt<br />

aber legte er auf atmosphärisch dichten<br />

Horror und geschickt eskalierende Hysterie. Nach<br />

diesem Film steigt man nicht mehr ganz so unbefangen<br />

in die nächtliche U-Bahn hinab.<br />

Deutschland/GB 2004, Regie und Drehbuch: Christopher<br />

Smith, Darsteller: Franka Potente, Vas Blackwood,<br />

Ken Campbell, Jeremy Sheffield, Paul Rattray,<br />

Produktion: Dan Films (GB) in Koproduktion mit<br />

zero west Filmproduktion, www.creep-derfilm.de<br />

Demnächst im Kino – newsletter@filmstiftung.de 35


Matthias Komm Foto: Heike Steinweg<br />

Katharina Dalichau Foto: Alex Lipp<br />

Dan van Husen Foto: Thomas Kost<br />

Ulrike Tscharre Foto: Thomas Kost<br />

m a x m a n a g e m e n t<br />

Dominic Boeer Foto: Joachim Gern<br />

m a x m a n a g e m e n t<br />

Bianca Hein Foto: Nina Grützmacher<br />

Annett Mohamed<br />

m a x m a n a g e m e n t maxmanagement<br />

Marion Kracht Foto: Ralf Wilschewski, Agentur Wolfram<br />

Arved Birnbaum Foto: Thomas Kost<br />

Ursela Monn Foto: Janine Guldener<br />

Mathis Landwehr Foto: Martin Kurtenbach<br />

Thomas Gumpert Foto: Thomas Kost<br />

Constanze Wendel<br />

Ahornstraße 28-32<br />

14482 Potsdam<br />

telefon 0331-7048888<br />

fax 0331-7048889<br />

e-mail<br />

maxmanagement@aol.com<br />

internet<br />

maxmanagement.de<br />

Mirja Mahir Foto: Alex Lipp<br />

Michael Schwarzmaier Foto: Janine Guldener<br />

Toks Körner Foto: Christine Fenzl<br />

Entwurf: hausstætter. Berlin

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