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Ausgabe 1 – Februar 2005<br />
Berlinale<br />
Geförderte<br />
Filme<br />
Making of<br />
One Day<br />
in Europe<br />
Der Brancheninformationsdienst der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
Setbericht<br />
Ein Freund<br />
von mir<br />
Dominik Graf<br />
Tom Tykwer<br />
Til Schweiger<br />
Vanessa Jopp<br />
Ruth Toma<br />
Oskar Roehler<br />
Nina Hoger<br />
Hannes Stöhr<br />
Kadir Sözen<br />
Andreas Dresen<br />
Jakob Claussen<br />
Michael<br />
Schmid-Ospach<br />
im Schwerpunkt<br />
Deutschland 2005<br />
1
Deutschland 2005<br />
Das Land auf<br />
der Leinwand?<br />
n seinem Film „Sullivans Reisen“ lässt Preston<br />
ISturges 1941 einen erfolgreichen Regisseur<br />
anspruchsloser Lustspiele auf Sinnsuche gehen.<br />
Dem Spross wohlhabender Eltern reicht die<br />
leichte Unterhaltung nicht mehr. Realistisch, sozialkritisch<br />
und unbestechlich soll sein neuer<br />
Film „Oh Brother, Where Art Thou“ den harten<br />
Existenzkampf der einfachen Leute schildern.<br />
Diese fixe Idee können ihm auch seine<br />
beiden Produzenten nicht ausreden, die im<br />
Gegensatz zu Sullivan dieses Leben in ihrer Jugend<br />
schmerzlich kennen gelernt haben. Vom<br />
Fundus <strong>als</strong> Tramp verkleidet, kehrt Sullivan Hollywood<br />
den Rücken und begibt sich – gefolgt<br />
von seinem Butler – auf eine Recherchereise ins<br />
wahre Leben, um am Ende<br />
festzustellen, dass die Menschen<br />
auch in größter Not lieber<br />
lachen <strong>als</strong> begreifen.<br />
Wenn es darum geht,<br />
was Film soll, kann, muss, gibt<br />
es kaum einen Film, der so oft<br />
zitiert wird wie Sturges´ „Sullivans<br />
Reisen“. Wann macht<br />
Sullivan es richtig? Wenn er<br />
die Menschen zum Lachen<br />
bringt, oder wenn er ihre Probleme<br />
auf die Leinwand holt?<br />
Das Box-Office kennt auf diese<br />
Frage eine eindeutige Antwort.<br />
Nur: Quantität hatte<br />
noch nie etwas mit Qualität<br />
zu tun. Wir haben Regisseure<br />
und Filmemacher aus<br />
Deutschland gefragt. Worin<br />
sehen sie ihre Aufgabe: Die<br />
Gegenwart wiederzugeben, Utopien zu entwickeln<br />
oder vom grauen Alltag abzulenken?<br />
Sind wir ein Volk von „7 Zwergen“ oder doch<br />
eher wie Herr Mux, der Held aus „Muxmäuschenstill“?<br />
Findet man das Deutschland des Jahres<br />
2005 auf der Leinwand wieder, oder ist allein<br />
die Fragestellung schon anachronistisch?<br />
Wir haben gefragt. Die Antworten von Tom<br />
Tykwer, Til Schweiger, Oskar Roehler, Nina Hoger,<br />
Andreas Dresen, Dominik Graf, Jakob Claussen,<br />
Vanessa Jopp, Kadir Sözen, Ruth Toma, Michael<br />
Schmid-Ospach und Hannes Stöhr können<br />
Sie in unserem Schwerpunkt „Deutschland<br />
2005“ auf den Seiten 18 bis 30 nachlesen.<br />
Aber das ist natürlich nicht alles, was das<br />
neue Heft zu bieten hat. Auf den ersten Seiten<br />
finden sie die NRW-relevanten Informationen<br />
über die Berlinale inklusive der geförderten Filme<br />
der <strong>Filmstiftung</strong> NRW, die in Berlin zu sehen<br />
sein werden, sowie ein „Making of“ von Hannes<br />
Stöhrs gefördertem Wettbewerbsbeitrag<br />
„One Day in Europe“. Darüber hinaus gibt es<br />
die bewährten Infos aus der und über die Branche,<br />
einen bilderreichen Rückblick auf die Vergabe<br />
der Jahresfilmprogramm-Prämien sowie<br />
einen Ausblick auf die anstehenden Dreharbeiten<br />
und die kommenden Kinostarts geförderter<br />
Produktionen, die wir ihnen besonders ans Herz<br />
legen möchten. Außerdem berichten wir von ei-<br />
Titel: „One Day in Europe“, Foto: Moneypenny Film<br />
nem Besuch am Set von Sebastian Schippers neuem<br />
Film „Ein Freund von mir“, der Ende 2004 in<br />
Düsseldorf gedreht wurde.<br />
Das nächste Heft finden Sie Mitte März in<br />
ihrem Briefkasten. Dann geht es um die Festival-Szene<br />
in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>.<br />
Viel Spaß beim Lesen und – für die, die dabei<br />
sein werden – tolle und erkältungsfreie Tage<br />
auf der Berlinale.<br />
Rüdiger Bertram<br />
Chefredakteur<br />
Inhalt<br />
Berlinale<br />
4 Filme und Nachrichten aus NRW<br />
6 Mit Händen und Füßen<br />
Making of „One Day in Europe“<br />
8 Meldungen<br />
Branche, Aus- und Weiterbildung, Festiv<strong>als</strong>, Preise, Kinos<br />
16 Preisregen in Köln<br />
Die Verleihung der Jahresfilmprogramm-Prämien<br />
17 MEDIA-News<br />
ACE und der neue Reelport in Oberhausen<br />
Schwerpunkt: Deutschland 2005<br />
Mit Beiträgen von<br />
18 Dominik Graf<br />
21 Ruth Toma<br />
22 Nina Hoger<br />
22 Vanessa Jopp<br />
23 Kadir Sözen<br />
24 Til Schweiger<br />
25 Tom Tykwer<br />
26 Hannes Stöhr<br />
27 Andreas Dresen<br />
28 Jakob Claussen<br />
29 Oskar Roehler<br />
30 Michael Schmid-Ospach<br />
31 Location<br />
Grüne Lungen<br />
32 Dreharbeiten in NRW<br />
34 Eine schwere, mühevolle Reise<br />
Am Set von Sebastian Schippers „Ein Freund von mir“<br />
35 Mit besten Empfehlungen<br />
Kinostarts: Schöne Frauen, Die syrische Braut,<br />
Kammerflimmern, Creep<br />
Schwerpunkt<br />
Festiv<strong>als</strong><br />
Editorial – newsletter@filmstiftung.de<br />
Der nächste Newsletter erscheint Mitte<br />
März und wird sich in seinem Schwerpunkt<br />
der Festival-Szene in <strong>Nordrhein</strong>-<br />
<strong>Westfalen</strong> widmen. Ab dem 16. März ist<br />
das Heft auch online unter www.film<br />
stiftung.de zu finden.<br />
3
Ein Bär für Stöhr?<br />
Dafür, dass Fatih Akin im vergangenen Jahr den<br />
„Goldenen Bären“ gewann, konnte Berlinale-Leiter<br />
Dieter Kosslick nichts. Das war die Entscheidung<br />
der internationalen Jury. Wofür man<br />
ihn sehr wohl verantwortlich machen kann, sind<br />
die kontinuierlichen Einladungen deutscher Filme<br />
in den Wettbewerb, wobei ihm das derzeit hohe<br />
Niveau heimischer Produktionen die Entscheidungen<br />
sicher erleichtert hat.<br />
Auch bei der 55. Berlinale (10. – 20.02.)<br />
stehen wieder drei deutsche Filme im Wettbewerb,<br />
darunter die von der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW geförderte Produktion „One Day in Europe“<br />
von Hannes Stöhr. In vier Episoden erzählt<br />
er seinen Film, der in Moskau, Berlin, Istanbul<br />
und Santiago de Compostella am Tag des<br />
fiktiven Champions-League-Endspiels Galata-<br />
Kleine Monster im<br />
Kinder-Wettbewerb<br />
Was machen Monsterkinder, wenn sie nachts<br />
nicht schlafen können? Sie erfinden Hunderte<br />
von Ausreden, mit denen sie ins elterliche Monsterbett<br />
krabbeln – genau wie Menschenkinder.<br />
Wie eine kleine Monsterin dennoch lernt, alleine<br />
im eigenen Bett zu schlafen, erzählen Alexandra<br />
Schatz und Ted Sieger in ihrem<br />
achtminütigen Animationsfilm „Die kleine Monsterin“,<br />
der im Wettbewerb des Kinderfilmfestiv<strong>als</strong><br />
der Berlinale zu sehen ist und der<br />
nach einem Kinderbuch von Andrea und Ted<br />
Sieger entstand. Realisiert wurde das von der<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW geförderte Projekt, an<br />
dem auch ZDF und DRS beteiligt sind, von der<br />
Alexandra Schatz Filmproduktion im<br />
Kölner Trickstudio Lutterbeck.<br />
Orte und Zeiten<br />
Leider standen zu Redaktionsschluss des Newsletters die<br />
Vorführungsdaten der 22 von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
geförderten Berlinale-Filme noch nicht endgültig fest.<br />
Wer dennoch schon im Vorfeld seinen Festivalbesuch<br />
perfekt vorbereiten möchte, findet Anfang Februar unter<br />
www.berlinale.de das komplette Programm der<br />
Filmfestspiele mit allen Ort- und Zeitangaben.<br />
4<br />
saray Istanbul gegen Deportivo La Coruna spielt<br />
(siehe auch das „Making of“ auf Seite 6). Die<br />
deutsch-spanische Koproduktion der Berliner<br />
Moneypenny entstand in Zusammenarbeit<br />
mit ZDF/arte und wird von Piffl Medien in<br />
die Kinos gebracht.<br />
Als internationale Koproduktion erhielt der<br />
ebenfalls geförderte Kinofilm „Paradise Now“<br />
von Hany Abu-Assad eine Einladung in den<br />
Wettbewerb. Der palästinensische Regisseur, der<br />
vor allem durch seinen Film „Rana’s Wedding“<br />
bekannt wurde, erzählt die Geschichte zweier<br />
Jungen, die sich <strong>als</strong> Selbstmordattentäter mit einer<br />
scharfen Bombe an ihrem Körper nach Israel<br />
aufmachen. Gedreht wurde die Produktion<br />
der Berliner Razor Film 2004 in Nablus, Nazareth<br />
und Tel Aviv.<br />
NRW berät<br />
in Berlin<br />
NRW-Talents auf dem Campus<br />
Über 2500 junge Talente aus 105 Staaten haben<br />
sich mit ihren Filmen beworben. 500 aus<br />
89 Ländern erhielten eine Zusage und können<br />
sich nun auf eine aufregende Woche auf dem<br />
3. Talent Campus der Berlinale freuen. Motto<br />
des Campus, der vom 13. bis 17. Februar im<br />
Haus der Kulturen stattfindet, ist in diesem<br />
Jahr „Designing Your Future“. Aus <strong>Nordrhein</strong>-<br />
<strong>Westfalen</strong> werden sieben junge Talente ihre Zukunft<br />
gestalten: Jaime Barrios, Sandra<br />
Stallmeier, Miriam Gröber, Frances Soeder,<br />
Robert Wiezorek, Atischeh Hannah<br />
Braun und Karsten Scheunemann.<br />
Alle Teilnehmer und das volle Programm, das<br />
Fragen zur Filmförderung in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>?<br />
Dann treffen Sie die Mitarbeiter der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW in Berlin. Auch in diesem Jahr<br />
finden Sie die <strong>Filmstiftung</strong> während der Berlinale<br />
wieder auf dem Potsdamer Platz am Stand<br />
von Focus Germany, dem Zusammenschluss<br />
der deutschen Filmförderungen. Die Adresse:<br />
European Film Market im Atrium des Debis-Hauses,<br />
German Boulevard, Eichhornstr. 3.<br />
Für den European Film Market heißt es nach<br />
der Berlinale Abschied nehmen vom Potsdamer<br />
Platz. Ab 2006 wird der Markt im benachbarten<br />
Gropius-Bau stattfinden.<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW auf der Berlinale,<br />
Tel. (030) 25291799;<br />
Fax (030) 60034387<br />
sich vor allem dem Bereich Production Design<br />
widmet und täglich ab 14 Uhr auch den inoffiziellen<br />
Talenten offen steht, unter www.berlinale-talentcampus.de.<br />
Die ifs internationale filmschule Köln<br />
ist auf dem Campus nicht nur mit einem Stand<br />
vertreten, sondern bietet auch eine eigene Veranstaltung<br />
an: Am Beispiel des russischen Blockbusters<br />
„Night Watch“, der auch auf der Berlinale<br />
läuft, werden am 17. Februar Promotion,<br />
Design und Marketingstrategien analysiert.<br />
Talent Campus, Tel. (030) 25920515;<br />
info@berlinale-talentcampus.de<br />
Till Endemanns<br />
„Das Lächeln der Tiefseefische“<br />
in der Perspektive.<br />
Foto: Zieglerfilm Köln<br />
Konrad R. Müller:<br />
„Klimt“ im Focus<br />
Er hat Golda Meir, Sadat und Arafat ebenso<br />
fotografiert wie die deutschen Bundeskanzler.<br />
Seit Anfang des Jahres begleitet der Fotograf<br />
Konrad R. Müller nun mit seiner Kamera die<br />
Dreharbeiten zu Roul Ruiz’ Künstlerbiographie<br />
„Klimt“ (siehe auch Seite 32) in Wien und<br />
<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>.<br />
Während ihres Berlinale-Empfangs in der<br />
Landesvertretung NRW präsentiert die <strong>Filmstiftung</strong><br />
mit dem Land NRW 20 ausgewählte<br />
Aufnahmen, die der 64-jährige Fotograf<br />
mit den Hauptdarstellern John Malkovich<br />
und Veronica Ferres am Set in Wien geschossen<br />
hat.<br />
Die Ausstellung mit hochformatigen (80x60)<br />
Schwarz-Weiß-Bildern, die in Berlin nur an diesem<br />
einen Abend zu sehen sein wird, soll zu einem<br />
späteren Zeitpunkt auch in NRW präsentiert<br />
werden. Der Newsletter wird Sie frühzeitig<br />
über Ort und Zeit informieren.<br />
Shooting Stars<br />
127 junge Schauspieltalente können sich bislang<br />
mit dem Titel Shooting Star schmücken.<br />
In diesem Jahr kommen 21 neue dazu, die die<br />
European Film Promotion (EFP) während<br />
der Berlinale wieder der Öffentlichkeit vorstellen<br />
wird. Aus Österreich ist die 24-jährige Franziska<br />
Weisz dabei, die bereits 2004 Jahr beim<br />
Festival de Cannes in Jessica Hausners<br />
„Hotel“ einen Auftritt auf dem roten Teppich<br />
hatte. Der Kinofilm, der im Januar auch auf dem<br />
Festival Max-Ophüls-Preis in Saarbrükken<br />
lief, wurde von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
gefördert. Aus Deutschland wurde Max Riemelt<br />
ausgewählt. Der 21-jährige Schauspieler<br />
war in beiden „Mädchen, Mädchen“-Filmen zu<br />
sehen und spielt die Hauptrolle in Dennis Gansels<br />
aktuellem Kinofilm „Napola“.<br />
EFP, Tel. (040) 3906252;<br />
info@efp-online.com<br />
newsletter@filmstiftung.de – Berlinale<br />
„Die kleine Monsterin“<br />
kann nicht schlafen.<br />
Foto: Schatz Filmproduktion<br />
Im Wettbewerb: „Paradise Now“<br />
von Hany Abu-Assad
Sechs Regisseure, sechs Filme: „Lost and Found“<br />
eröffnet das Forum. Foto: Icon Film<br />
Der Osten<br />
wird farbig<br />
Nach Sundance nun<br />
auch im Panorama<br />
der Berlinale:<br />
„Stranger“. Foto:<br />
Bavaria Film International<br />
Herbert Schwering und Christine Kiauk,<br />
Produzenten der Kölner Icon Film, sind auf der<br />
Berlinale mit gleich vier Filmen präsent. Drei<br />
davon erhielten eine Förderung von der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW. So wird das 35. Internationale<br />
Forum des Jungen Films am 11.<br />
Februar 2005 mit der Uraufführung des Kinofilms<br />
„Lost and Found“ eröffnet. Die sechs Episoden<br />
zum Thema „Generation“ wurden von<br />
jungen Filmemachern aus Osteuropa gedreht.<br />
Icon Film koproduzierte den Film mit relations,<br />
einem Initiativprojekt der Kulturstiftung des<br />
Bundes und sechs Produktionsfirmen aus Bulgarien,<br />
Rumänien, Serbien, Bosnien, Ungarn und<br />
Estland. Außerdem von Icon produziert und auf<br />
den Filmfestspielen zu sehen sind: „Crash Test<br />
Dummies“ von Jörg Kalt (Forum), „Saratan<br />
– Hochsommer“ von Ernest Abdyshaparov<br />
Panorama: Go East<br />
Das Gerd-Ruge-Stipendium, das die <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW seit 2002 an junge <strong>Dokument</strong>arfilmer<br />
vergibt, trägt Früchte. Mit ihrem<br />
Film „Weisse Raben - Alptraum Tschetschenien“<br />
über den Krieg im Kaukasus erhielt die Gerd-<br />
Ruge-Stipendiatin Tamara Trampe eine Einladung<br />
ins Panorama der Berlinale. Die Koproduktion<br />
der zero Film mit ZDF/arte ist<br />
eine von sechs geförderten Produktionen, die<br />
in der Sektion zu sehen sind und die – abgesehen<br />
von Lutz Hachmeisters „Das Goebbels-Experiment“<br />
– alle im Osten oder Nahen<br />
Osten spielen.<br />
In seiner neuen Doku begibt sich Hachmeister<br />
gemeinsam mit Michael Kloft auf die<br />
Spuren von Joseph Goebbels. Ohne Stimmen<br />
von Zeitzeugen und Kommentierungen durch<br />
Historiker verlassen sie sich in ihrer Koproduktion<br />
mit dem ZDF ganz auf alte Archivaufnahmen<br />
und Udo Samel, der aus den Tagebüchern<br />
des Propagandaministers vorliest.<br />
Im Mittelpunkt der deutsch-polnischen Koproduktion<br />
„Stranger“ von Regisseurin Malgorzata<br />
Szumowska steht eine junge Frau,<br />
die sich für oder gegen ihr ungeborenes Kind<br />
entscheiden muss. Die Koproduktion der Warschauer<br />
STI mit der Kölner Pandora war bereits<br />
auf dem Festival in Sundance zu sehen.<br />
Ebenfalls <strong>als</strong> Ost-West-Koproduktion entstand Ernest<br />
Abdyjaparovs Kinofilm „Saratan“, in dem<br />
er von den Bewohnern eines kirgisischen Bergdorfs<br />
erzählt, die schon lange nicht mehr an „besseren<br />
Zeiten“ glauben. Die deutsch-kirgisische Koproduktion<br />
entstand in Zusammenarbeit des<br />
Kyrgis Filmstudio, der Berliner Viet Filmproduktion<br />
und der Kölner Icon Film.<br />
In ihrer Doku „Massaker“ schließlich erzählen<br />
Monika Borgmann, Lokman Slim<br />
und Hermann Theißen von den Massakern<br />
in Sabra und Shatila, dem 1982 1000 bis 3000<br />
palästinensische Zivilisten zum Opfer fielen. Die<br />
Täter stammten aus den Reihen der Forces Libanaises.<br />
Die Doku über das Verbrechen produzierte<br />
die Kölner Lichtblick <strong>als</strong> internationale<br />
Koproduktion mit dem WDR.<br />
(Panorama) und die Doku „Was lebst Du?“ von<br />
Bettina Braun (Perspektive). Die von Schwering<br />
gegründete Filmfirma ist seit 1998 in Köln<br />
tätig und machte sich in den vergangenen Jahren<br />
vor allem mit ambitionierten Jugend-Filmen<br />
(u.a. „Fickende Fische“) einen Namen. Zugleich<br />
knüpften die Kölner intensive Kontakte zu Filmschaffenden<br />
in Mittel- und Osteuropa und speziell<br />
in Kirgisien. Kurz vor der Berlinale sprach der<br />
Newsletter mit Herbert Schwering über sein Engagement<br />
im Osten.<br />
Beim Forum des Jungen Films spiegeln<br />
Filme wie „Lost and Found“ ein neues<br />
Selbstverständnis der jungen Generation<br />
von Filmschaffenden aus Mittel- und<br />
Osteuropa wider. Welche Erfahrungen haben<br />
Sie <strong>als</strong> Produzent gemacht?<br />
Es gab die Idee eines Netzwerks zwischen<br />
uns und den beteiligten Filmemachern aus sechs<br />
Ländern. Tatsächlich sind neue Zusammenhänge<br />
entstanden, auch ganz ohne uns. So wurde et-<br />
Int. Forum:<br />
Lost and Found<br />
Mit einer geförderten Produktion der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW eröffnet das Internationale<br />
Forum des Jungen Films sein Programm<br />
auf der Berlinale. „Lost and Found“ heißt das<br />
multinationale Projekt, bei dem sechs junge Filmemacher<br />
aus Mittel- und Osteuropa Kurzfilme<br />
zum Thema „Generation“ entwickelten, die<br />
mit einer eigenständigen Animations-Geschichte<br />
umrahmt werden. Die Filmemacher<br />
(Mait Laas, Nadejda Koseva, Cristian<br />
Mungiu, Jasmila Zbanich, Kornél Mundruczó<br />
und Stefan Arsenijevic) realisierten<br />
ihre Filme in ihrem Heimatland, die Postproduktion<br />
fand in Deutschland statt. Produziert<br />
wurde das Initiativprojekt der Kulturstiftung<br />
des Bundes von der Kölner Icon Film, die<br />
im Forum auch mit dem ebenfalls geförderten<br />
Kinofilm „Crash Test Dummies“ vertreten ist. In<br />
der deutsch-österreichischen Koproduktion mit<br />
der Wiener amour four und dem WDR erzählt<br />
Jörg Kalt die tragikomische Geschichte<br />
eines jungen rumänischen Pärchens, das ohne<br />
Geld in Wien strandet.<br />
In den Ortschaften zwischen Bonn und Köln<br />
hat sich Regisseurin Alexandra Sell für ihre<br />
Doku „Durchfahrtsland“ umgesehen. In dieser<br />
Region, die weder städtisch noch ländlich ist,<br />
begleitet sie fünf Menschen, die ihre Ziele trotz<br />
Rückschlägen weiter verfolgen. Die Produktion<br />
der Kölner 2 Pilots entstand in Zusammenarbeit<br />
mit ZDF/Das kleine Fernsehspiel.<br />
wa grenzüberschreitend Technik ausgetauscht.<br />
Weil die Produktion sehr gut gelaufen ist, wird<br />
das auch für die zukünftigen Projekte von Icon<br />
Film nicht ohne Folgen bleiben. Mit Stefan Arsenijevic<br />
und seinem<br />
Produzenten in Belgrad<br />
gibt es konkrete Pläne<br />
für weitere Projekte.<br />
Wie gehen Sie<br />
bei Produktionen in<br />
mittel- und osteuropäischen<br />
Ländern<br />
mit unterschied-<br />
Herbert Schwering,<br />
lichenVor-Ort-Ge- Icon Film<br />
gebenheiten um?<br />
Man muss sich die Strukturen immer wieder<br />
neu erschließen. In Belgrad etwa war es ein<br />
Problem, für „Lost and Found“ eine 35 mm-Kamera<br />
zu finden, die auch bezahlbar war. Über<br />
kleine Umwege sind wir an die Technik von Emir<br />
Kustorica gekommen, der uns nach Kräften<br />
Perspektive:<br />
Lächelnde Fische<br />
Mit den letzten drei Ausgaben seiner Berlinale-Reihe<br />
Perspektive Deutsches Kino hat<br />
es Alfred Holighaus geschafft, eine starke<br />
Leistungsschau des deutschen Kinos auf die Beine<br />
zu stellen. Umso gespannter darf man auf<br />
die vierte Ausgabe sein, bei der die <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW mit der geförderten Produktion<br />
„Das Lächeln der Tiefseefische“ vertreten ist. In<br />
seinem Debütfilm, den Regisseur Till Endemann<br />
in vergangenen Sommer in Mecklenburg-Vorpommern<br />
in Szene setzte und der auch<br />
im Wettbewerb des Festiv<strong>als</strong> Max-Ophüls-<br />
Preis zu sehen war, erzählt er eine Coming-of-<br />
Age-Geschichte, die auf einer Ostsee-Insel spielt.<br />
Jakob Matschenz, Alice Dwyer und Peter<br />
Kurth spielen die Hauptrollen in der Produktion<br />
der Zieglerfilm Köln und<br />
WDR/arte.<br />
In ihrem ebenfalls geförderten Episodenfilm<br />
„Weltverbesserungsmaßnahmen“ wollen<br />
die Regisseure Jörn Hintzer und Jakob<br />
Hüfner mit ihrer Produktionsfirma Datenstrudel<br />
liebevoll kritisch und auf satirische Art<br />
und Weise zeigen, wie es ist, wenn Deutsche<br />
versuchen die Welt zu verändern und dabei<br />
ganz nebenbei den Utopiemuskel trainieren.<br />
Als Ehrengast erhielt Nico von Glasow<br />
eine Einladung in die Perspektiven. Dort stellt<br />
er seinen geförderten Film über die „Edelweisspiraten“,<br />
die in der Nazi-Zeit in Köln Widerstand<br />
leisteten, <strong>als</strong> Europapremiere vor.<br />
German Cinema<br />
Für akkreditierte Besucher der Berlinale hat Heinz Badewitz in der Reihe German Cinema<br />
wieder die interessantesten deutschen Produktionen des letzten Jahres zusammengestellt. Die <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW ist in diesem Jahr mit acht Filmen vertreten: „Allein“ von Thomas Durchschlag,<br />
„Agnes und seine Brüder“ von Oskar Roehler, „Aus der Tiefe des Raumes“ von Gil Mehmert,<br />
„Kammerflimmern“ von Hendrik Hölzemann, „Männer wie wir“ von Sherry Hormann, „Kebab<br />
Connection“ von Anno Saul, „Sommersturm“ von Marco Kreuzpaintner und die verleihgeförderte<br />
WDR-Produktion „Alles auf Zucker“ von Dani Levy, die im Januar am Startwochenende<br />
einen hervorragenden Kopienschnitt von über 1000 Besuchern erzielte.<br />
unterstützt hat. In Kirgisien merkt man, dass das<br />
Land im Aufbruch ist. Als wir vor fünf Jahren für<br />
den <strong>Dokument</strong>arfilm „Milch und Honig aus Rotfront“<br />
dort waren, mussten wir in schwarz-weiß<br />
drehen und viel improvisieren. Jetzt war es möglich,<br />
„Saratan“ in Farbe zu realisieren.<br />
Welche Rolle spielen Sie <strong>als</strong> hiesiger<br />
Produzent in einer west-östlichen Koproduktion?<br />
Von unserer Seite sollte man mehr darauf<br />
achten, wie ein Film auf internationale Festiv<strong>als</strong><br />
kommt und ihn so verkaufen, dass Geld zurückfließt.<br />
Wichtig ist, nicht von hier aus allein<br />
produzieren zu wollen, sondern gemeinsam Verantwortung<br />
zu übernehmen. Es geht ja nicht um<br />
Filme, die nur in Deutschland funktionieren.<br />
Gleichzeitig gilt, dass diese Filme nur entstanden<br />
sind, weil wir sie von hier aus angeschoben<br />
haben.<br />
Icon Film, Tel. (0221) 322053;<br />
info@icon-film.de<br />
Berlinale – newsletter@filmstiftung.de 5
Einen Film über Europa<br />
wollte Hannes Stöhr<br />
machen, über dieses Mosaik<br />
der vielfältigen Regionen,<br />
Kulturen und Mentalitäten<br />
und die Probleme der<br />
Menschen, sich einander<br />
mitzuteilen. Die zwischen-<br />
menschliche Verständigung<br />
war nicht nur Thema<br />
des Films „One Day in<br />
Europe“, sondern auch das<br />
der Produktion.<br />
enn Regisseur Hannes Stöhr an die<br />
Wvergangenen Neunziger zurückdenkt,<br />
beschleicht ihn sofort wieder „dieses<br />
europäische Gefühl“. Nach dem Fall<br />
des Eisernen Vorhangs lag überall Neugierde<br />
und Aufbruch in der Luft. Man traf<br />
Menschen aus vorm<strong>als</strong> fremden Ländern<br />
wie Polen oder Russland, kam mit ihnen<br />
ins Gespräch, ebenso wie mit den Engländern,<br />
Franzosen oder Skandinaviern,<br />
die schon früher mit dabei waren. Mit der<br />
neuen Offenheit stellte sich die Frage<br />
nach der Verständigung: „Intellektuelle<br />
sind natürlich im Vorteil, weil sie eine<br />
Fremdsprache meist einigermaßen beherrschen“,<br />
sagt Stöhr. „Aber auch sie reden<br />
häufig mit Händen und Füßen. Am<br />
Ende landet man meist bei diesem Basic<br />
English.“ Doch das hat ebenfalls seine<br />
Tücken, denn selbst wenn Deutsche und<br />
Russen die gleichen Vokabeln benutzen,<br />
müssen sie nicht immer das Gleiche meinen.<br />
Stöhr kennt diese Situationen aus eigener<br />
Erfahrung. Er war viel unterwegs,<br />
studierte in Santiago de Compostela in<br />
Spanien und lebte längere Zeit in Istanbul.<br />
Für seinen Film „Berlin is in Germany“<br />
war er häufiger in Moskau. Vier Sprachen<br />
spricht er fließend. Irgendwann kam<br />
dann die Idee, einen Film über Europa zu<br />
machen, über dieses Mosaik der vielfältigen<br />
Regionen, Kulturen und Mentalitäten<br />
und ihre alltäglichen Probleme, sich<br />
einander mitzuteilen.<br />
„One Day in Europe“ erzählt diese Ge-<br />
6<br />
Making of „One Day in Europe” von Hannes Stöhr<br />
Mit Händen und Füßen<br />
VON WOLFGANG HIPPE<br />
schichten, wobei die deutsche Übersetzung<br />
des Titels schon wieder die Vieldeutigkeit<br />
der sprachlichen Kommunikation<br />
signalisiert: Sie kann sowohl „Ein Tag<br />
in Europa“ wie „Eines Tages in Europa“<br />
heißen. In jedem Fall haben es eine englische<br />
Geschäftsfrau und eine Rentnerin<br />
in Moskau, ein deutscher Rucksacktourist<br />
und ein Taxifahrer in Istanbul, ein ungarischer<br />
Pilger in Santiago de Compostela<br />
und ein französisches Straßenkünstler-<br />
Pärchen in Berlin an diesem einen Tag und<br />
zur gleichen Zeit mit der Polizei zu tun: vier<br />
Städte, vier Diebstähle, vier Polizeiwachen<br />
und ein Großereignis, das den ganzen<br />
Kontinent in seinen Bann zieht und vor die<br />
Fernseher zwingt. „Man kann Fußball mögen<br />
oder nicht“, bekennt der Filmemacher,<br />
erklärter Fußballfan und aktiver Freizeitkicker,<br />
„aber wenn man ein kulturelles<br />
Event benennen soll, das von Moskau<br />
bis Istanbul und Lissabon, von Spanien<br />
über England bis Helsinki wahrgenommen<br />
wird, dann ist es das Finale der Champions<br />
League. Hier spürt man so etwas wie europäische<br />
Identität.“ Stöhr hat keinen Fußballfilm<br />
gemacht. Ihn interessiert die Faszination,<br />
die der Sport ausstrahlt. Die Momente,<br />
in denen die Spannung des Endspiels<br />
nicht nur die Fans im Stadion erfasst,<br />
nutzt er <strong>als</strong> roten Faden. Im Film ist das<br />
Spiel stets über den Fernseher präsent –<br />
und über die Fans, die sich, das Spiel und<br />
die Vereinsfarben immer wieder ins Bild<br />
schieben. Die Auswahl der beiden Mann-<br />
Szenen aus Europa. Istanbul: Florian (Florian Lukas) und Attila (Erdal<br />
Yildiz), Moskau: Elena (Luidmila Tsvetkova) und Kate (Megan<br />
Gay) und Santiago: Gabor (Peter Scherer) und Sarxento Barreda<br />
(Miguel de Lira). Foto: Moneypenny Film.<br />
newsletter@filmstiftung.de – Making of<br />
schaften des fiktiven Finales ist zugleich<br />
eine ironische Metapher auf den von dem<br />
amerikanischen Politologen Samuel<br />
Huntington schon vor einigen Jahren prophezeiten<br />
„Clash of Civilisation“ der Weltreligionen.<br />
An diesem Tag stehen sich Galatasaray<br />
Istanbul und Deportivo La Coruna<br />
gegenüber. Der vielfache türkische<br />
Meister spielt traditionell in Gelb-Rot (was<br />
auch die spanischen Nationalfarben sind),<br />
feiert 2005 sein hundertjähriges Bestehen<br />
und steht für die islamische Türkei, die in<br />
der Europäischen Fußballunion UEFA<br />
mitmacht und jetzt auch der „richtigen“<br />
Europäischen Union beitreten will. Der<br />
mehrfache spanische Meister Deportivo<br />
(traditionell in Blau-Weiß) führt seit seiner<br />
Gründung vor 99 Jahren ein blaues Kreuz<br />
im Vereinswappen. Die Stadt liegt nur ein<br />
paar Kilometer von Santiago de Compostela<br />
weg, dem „apostolischen Mekka“<br />
des katholischen Abendlandes. Moschee<br />
gegen Basilika <strong>als</strong>o. „Geht Europa vielleicht<br />
mit dem Eintritt der Türkei in die EU<br />
unter?“, fragt Stöhr eher rhetorisch und<br />
gibt sich gleich die Antwort: „Im Endeffekt<br />
werden alle Fußball gucken.“ Verständigungsprobleme<br />
gibt es ja selbst in<br />
Kerneuropa: Weil er aus Marseille und sie<br />
aus Paris stammt, redet das französische<br />
Pärchen in Berlin manchmal aneinander<br />
vorbei. Und der ostdeutsche Tourist kann<br />
in Istanbul seinem türkischen Taxifahrer<br />
auch deshalb nicht folgen, weil der astrein<br />
schwäbelt.
„Die zwischenmenschliche Verständigung<br />
war nicht nur Thema des Film,<br />
sondern auch das der Produktion“, sagt<br />
Produzentin Anna Leppin von der Berliner<br />
moneypenny filmproduktion im Rückblick<br />
– und mit einem kleinen Seufzer. Denn es<br />
galt, den Dreh in einem sehr engen Zeitplan<br />
und in vier Städten quer über den<br />
ganzen Kontinent zu organisieren. Das<br />
klappte nicht immer reibungslos. Die logistischen<br />
Schwierigkeiten mit dem Zoll<br />
zwischen Moskau und Istanbul etwa waren<br />
beträchtlich. Der Inhalt jedes der mitgeführten<br />
63 Behältnisse (Gesamtgewicht<br />
mehr <strong>als</strong> eine Tonne) musste auf einer beglaubigten<br />
Liste einzeln aufgeführt und<br />
vorab mitgeteilt werden. Die Kisten wurden<br />
ein- und ausgepackt, was dauert.<br />
Leppin: „Die großen amerikanischen Produktionsgesellschaften,<br />
die dam<strong>als</strong> gerade<br />
in Moskau gedreht haben, mussten<br />
zehn Tage auf ihre Technik warten. Wir<br />
hatten nur drei Tage angesetzt und haben<br />
ziemlich gezittert, dass es in dieser Zeit<br />
klappt.“ Es klappte dann irgendwie mit nur<br />
einem Tag Verzögerung.<br />
Insgesamt legte die zwölfköpfige<br />
Kern-Crew mit Regisseur, Produzentin und<br />
Heads of Departments knapp 10.000 Kilometer<br />
zurück. Vor Ort war jeweils zusätzliches<br />
lokales Personal engagiert, so<br />
dass insgesamt rund 150 Personen am<br />
Projekt beteiligt waren. „Die Zusammenarbeit<br />
im Team war wirklich gut“, lobt<br />
Stöhr seine Mitarbeiter, „Filmhandwerk<br />
hat eine universelle Sprache“. Die Schauspieler<br />
wurden nach der Muttersprache<br />
besetzt: So spielt eine Engländerin die Engländerin<br />
im Film, ein Ungar den Ungar<br />
und so fort. Der Ton wurde direkt am Set<br />
aufgezeichnet. Produzentin Leppin: „Es<br />
gibt im ganzen Film keinen nachsynchronisierten<br />
Satz.“ So sprechen die Darsteller<br />
ihre Sprache oder radebrechen je<br />
nach Bedarf – eben wie im richtigen Leben.<br />
Eine „saubere deutsche Übersetzung“<br />
hätte den Charme der Story zerstört.<br />
Auf gelegentliche Untertitel wollte<br />
man allerdings nicht verzichten. „Aber“,<br />
so Leppin, „ der Film funktioniert auch ohne<br />
sie. Man kann, aber braucht sie nicht<br />
zu lesen.“ Am Ende erwartet die Zuschauer<br />
ein furioses Finale. ZDF-Sportreporter<br />
Rolf Töpperwin kommentiert, die<br />
Fans bangen, und die Galatasaray-Kurve<br />
skandiert rhythmisch: „Europa, Europa –<br />
hörst Du unsere Rufe ?! Europa, Europa<br />
– hörst Du unsere Hufe ?!“ – europäischer<br />
Alltag.<br />
One Day in Europe (90 min. color, 35 mm, Cinemascope),<br />
Regie und Drehbuch: Hannes Stöhr<br />
Kamera: Florian Hoffmeister, Produzentin:<br />
Anna Leppin, Mit: Florian Lukas, Erdal Yildiz,<br />
Rachida Brakni, Miguel Deleda u.a. Eine Koproduktion<br />
von moneypenny filmproduktion<br />
mit Filmanova S.L, Filmanova Invest S.A,<br />
workshop, ZDF - Das kleine Fernsehspiel in<br />
Zusammenarbeit mit Arte und Televisión de<br />
Galicia S.A, www.pifflmedien.de<br />
Making of – newsletter@filmstiftung.de<br />
Pictorion Pictures präsentiert<br />
NOMINIERT FÜR DEN<br />
GOLDEN GLOBE BESTER SCHAUSPIELER:<br />
KEVIN SPACEY<br />
KEVIN SPACEY<br />
KATE BOSWORTH<br />
EIN KEVIN SPACEY FILM<br />
BEYOND<br />
THE<br />
SEA<br />
ER GIBT NICHT AUF,<br />
BIS DIE WELT ZU SEINER MUSIK TANZT.<br />
PICTORION PICTURES PRÄSENTIERT EINE ARCHER STREET/QI QUALITY INTERNATIONAL/TRIGGER STREET PRODUKTION IN ZUSAMMENARBEIT MIT VISIONVIEW, STUDIO BABELS-<br />
BERG MOTION PICTURES, ENDGAME ENTERTAINMENT, ELEMENT X, MEDIA 8 ENTERTAINMENT, MEDIENBOARD BERLIN-BRANDENBURG EINEN KEVIN SPACEY<br />
FILM KEVIN SPACEY KATE BOSWORTH ‘BEYOND THE SEA’ JOHN GOODMAN BOB HOSKINS BRENDA BLETHYN GRETA SCACCHI CAROLINE AARON PETER<br />
CINCOTTI UND WILLIAM ULLRICH ALS JUNGEN BOBBY CASTING JOANNA COLBERT CASTING EUROPA MARY SELWAY CDG FIONA WEIR RISA KES JIL GREEN CDG<br />
ASSOCIATE PRODUCER ANNA CAMPEAU CHRISTIAN FROHN JEREMY WHELEHAN HERSTELLUNGSLEITUNG GUY TANNAHILL EXECUTIVE PRODUCER MICHAEL BURNS PETER BLOCK<br />
JASON CONSTANTINE JIM REEVE STEVE ROBBINS THIERRY POTOK HENNING MOLFENTER JOANNE HOROWITZ DOUGLAS E. HANSEN MARK DAMON<br />
MUSIKLEITUNG JOHN WILSON MUSIKPRODUZENT PHIL RAMONE CHOREOGRAPHIE ROB ASHFORD MAKE UP & FRISUREN PETER SWORDS KING KOSTÜME RUTH MYERS SCHNITT TRE-<br />
VOR WAITE SZENENBILD ANDREW LAWS KAMERA EDUARDO SERRA ASC AFC PRODUZIERT VON ARTHUR E. FRIEDMAN PRODUZIERT VON ANDY PATERSON JAN FANTL KEVIN<br />
SPACEY BUCH KEVIN SPACEY UND LEWIS COLICK REGIE KEVIN SPACEY<br />
Soundtrack erhältlich bei<br />
Rhino/Warner Strategic Marketing<br />
www.beyondthesea-derfilm.de<br />
AB 17. FEBRUAR IM KINO!
Egoli Tossell:<br />
Tochter im Westen<br />
Das in der Medienregion vorhandene Knowhow<br />
bei internationalen Kino-Produktionen und<br />
die Nähe zu Frankreich und Benelux waren für<br />
die Berliner Egoli Tossell Film AG ausschlaggebend,<br />
in Köln die Tochterfirma Egoli<br />
Tossell Film Köln GmbH zu gründen<br />
(Neue Maastricher Str.12-14, 50672 Köln). Geschäftsführer<br />
der Firma sind Jens Meurer, Judy<br />
Tossell und Oliver Damian. Ihr erstes<br />
Spielfilmprojekt „Shooting Dogs“ ist derzeit in<br />
der Postproduktion. Das Drama, das den Genozid<br />
in Ruanda thematisiert, wurde an Origin<strong>als</strong>chauplätzen<br />
unter der Regie von Michael<br />
Caton-Jones („Rob Roy“) realisiert. Die Hauptrollen<br />
spielen Hugh Dancy und John Hurt.<br />
Als Produzenten zeichnen Meurer, David Belton<br />
(BBC Films) sowie Pippa Cross (Cross<br />
Day Productions) verantwortlich. ZDF/arte<br />
ist <strong>als</strong> deutsch-französischer Koproduzent beteiligt.<br />
Ebenfalls in der Postproduktion befindet<br />
sich das Feel-Good-Movie „Lively up Yourself“,<br />
das unter der Regie von Ed Herzog in Köln<br />
und auf Jamaika gedreht wurde – mit Heike<br />
Makatsch <strong>als</strong> Countrysängerin Helen, die es<br />
auf die Reggae-Insel verschlägt.<br />
Neben mehreren neuen Spielfilmprojekten<br />
haben die Kölner für 2005 auch ein internationales<br />
<strong>Dokument</strong>arfilmprojekt in Planung.<br />
„Menachmem und Fred“ erzählt die Geschichte<br />
von zwei in Deutschland geborenen jüdischen<br />
Brüdern, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
Richtung Amerika und Palästina trennten und<br />
nun nach 50 Jahren wieder begegnen. Die Regie<br />
führen Ofra Tevet und Ronit Kertsner.<br />
Egoli Tossell Film Köln,<br />
contact@egolitossell.com<br />
Gabriele Hübner-Voß und Christoph Hübner<br />
Orden für Hübner<br />
Die Wittener Filmemacher Gabriele Hübner-<br />
Voß und Christoph Hübner wurden am 21.<br />
Dezember von NRW-Ministerpräsident Peer<br />
Steinbrück für ihre „Verdienste um die Filmkultur<br />
in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> und ihre Filmarbeit<br />
im Ruhrgebiet“ mit dem Verdienstorden des<br />
Landes NRW ausgezeichnet. Ihr gemeinsames<br />
Werk fand jüngst in der von der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW geförderten Kinodoku „Die Champions“<br />
einen weiteren vorläufigen Höhepunkt, der im<br />
Frühjahr 2005 nicht nur im WDR ausgestrahlt<br />
wird, sondern zudem ab sofort auf DVD erhältlich<br />
ist. Darüber hinaus findet auch Christoph<br />
Hübners „<strong>Dokument</strong>arisch arbeiten“ mit den<br />
Teilen 15 und 16 ihre Fortsetzung. Im Februar<br />
und März strahlt 3sat zwei neue Folgen der Gesprächsreihe<br />
aus, dieses Mal mit den Regisseuren<br />
Harun Farocki (20.2.) und Nikolaus<br />
Geyrhalter (20.3.).<br />
Hübner Filmproduktion, Tel. (02302)<br />
25300; huebner-film@t-online.de<br />
8<br />
Technik-Oscar nach Bonn<br />
Mit ihrem Technik-Oscar würdigt die amerikanische<br />
Academy of Motion Picture Arts<br />
and Sciences in diesem Jahr bahnbrechende<br />
Erfindungen im Bereich der Kamera-Kran-<br />
Technologie. Neben einem französischen Erfindertrio<br />
wird 2005 auch der Bonner Horst<br />
Burbulla ausgezeichnet. Vor rund zwanzig Jahren<br />
entwickelte er in Eigenbau einen Teleskop-<br />
Kamera-Kran, der die Aufnahmemöglichkeiten<br />
revolutionierte: „Mit seinem elektronisch gesteuerten,<br />
ausfahrbaren, leichtgewichtigen und<br />
überaus präzisen Kopf erlaubte er der Kamera,<br />
während der Aufnahme zu schwenken“, so die<br />
Academy. Eine Voraussetzung für den Sci-Tech-<br />
Oscar ist, dass die prämierten Neuerungen „ihren<br />
Nutzen über Jahre bewiesen und der Filmindustrie<br />
zu Erfolg verholfen haben“.<br />
Burbulla freut sich über die Auszeichnung.<br />
Muy bien von<br />
Hebestreit<br />
Philipp Hebestreit war Schauspieler, schrieb<br />
Drehbücher und hat <strong>als</strong> Filmemacher Industrieund<br />
Werbefilme realisiert. Im letzten Oktober<br />
gründete er in Düsseldorf zusammen mit Partnern<br />
die Hebestreit Film Ltd. i.G. Das<br />
Unternehmen mit zwei festen und drei freien<br />
Mitarbeitern will sich auf die Herstellung von<br />
Spielfilmen konzentrieren. In Vorbereitung ist<br />
der Spielfilm „Muy bien“ über einen jungen Börsianer,<br />
der auf Mallorca ein Abenteuer erlebt<br />
und seine große Liebe findet. Weitere Projekte<br />
sind der Kinofilm „Visionary“ und die <strong>Dokument</strong>ation<br />
„Werte inbegriffen!?“.<br />
Hebestreit Film; Tel. (0211) 6218894;<br />
info@hebestreitfilm.com<br />
Schubert Film<br />
Die Firma des <strong>Dokument</strong>arfilmers Dietrich<br />
Schubert ist umgezogen. Die neue Adresse<br />
der Filmproduktion Dietrich Schubert:<br />
Weg 24, 53949 Dahlem-Kronenburg. Zu erreichen<br />
ist die Produktionsfirma unter der neuen<br />
Telefonnummer 06557-7258 oder per Mail<br />
unter DSchubertFilm@aol.com.<br />
Der erste Kran-Prototyp bei Dreharbeiten in Rom 1987 zu dem Kurzfilm<br />
„Im Exil der ertrunkenen Tiger“ von Gi Brenig. Foto: Horst Burbulla<br />
In den vergangenen zwei Jahrzehnten habe sich<br />
der Teleskop-Kran mehr <strong>als</strong> bewährt, aber „insgesamt<br />
war es nur ein kleiner Schritt im großen<br />
Filmgeschäft“. An der Erfindung war auch der<br />
Medienstandort NRW nicht ganz schuldlos. Gebaut<br />
hat Burbulla den Kran für seinen Spielfilm<br />
„Liebe und Tod“, der 1985 auf dem Filmfestival<br />
von Locarno uraufgeführt wurde. Weil es mit<br />
dem Filmemachen danach nicht mehr recht<br />
weiterging, spezialisierte er sich auf die entsprechende<br />
Technik. Heute arbeitet Burbulla in<br />
führender Position bei dem weltweit agierenden<br />
Unternehmen Technocrane. Am 12. Februar<br />
wird Burbulla die begehrte Trophäe in Beverly<br />
Hills entgegen nehmen.<br />
Horst Burbulla,<br />
Tel. (0171) 7101834;<br />
horst@supertechno.com<br />
Demo-DVD<br />
Die Agentur Ulrike Boldt in Meerbusch hält<br />
ab sofort eine neue Agentur-DVD mit Demobandausschnitten<br />
und Interviews mit 24 Schauspielern<br />
und sieben Nachwuchsdarstellern bereit.<br />
Außerdem ist der aktuelle Schauspiel-Katalog<br />
2005/2006 erschienen.<br />
Agentur Ulrike Boldt,<br />
Tel. (02150) 206562;<br />
office@agentur-ulrike-boldt.de<br />
ZBF: Neue Leitung<br />
Sybille Steinfartz ist seit Januar 2005 neue<br />
Leiterin der Stab- und Technik-Vermittlung der<br />
ZBF-Agentur in Köln (Zentrale Bühnen-, Fernseh-<br />
und Filmvermittlung). Die ZBF Stab/Technik<br />
vermittelt Produktionsleiter, Aufnahmeleiter,<br />
Kameraleute, Cutterinnen, Kostümbildnerinnen<br />
und anderes Fachpersonal für Fernsehsowie<br />
Filmproduktionen und ist in der Inneren<br />
Kan<strong>als</strong>traße 69 zu erreichen.<br />
ZBF, Tel. (0221) 55403306;<br />
sybille.steinfartz@arbeitsagentur.de<br />
newsletter@filmstiftung.de – Meldungen<br />
Update<br />
Gründerzentrum<br />
Möglichst bald soll ein audiovisuelles Gründerzentrum<br />
in Köln-Mülheim Absolventen von<br />
Film- und Medienhochschulen eine Chance zur<br />
Unternehmensgründung geben und sie so an<br />
den Medienplatz NRW binden. An der AV-<br />
Mediengründerzentrum GmbH, deren<br />
Gründung der Kölner Stadtrat unlängst beschlossen<br />
hat, beteiligt sich neben der Stadt<br />
Köln auch die <strong>Filmstiftung</strong> NRW. Geschäftsführer<br />
Michael Schmid-Ospach will<br />
„das Projekt mit allem erdenklichen Know-how<br />
unterstützen.“ Auch die IHK Köln will sich an<br />
der Gesellschaft beteiligen. Aktuell laufen Gespräche<br />
mit weiteren potenziellen Gesellschaftern.<br />
Wolfgang Fuchs <strong>als</strong> Leiter der<br />
stadtkölnischen Medienstabsstelle ist sich sicher,<br />
„dass wir im ersten Vierteljahr zum Notar gehen<br />
können“. Die Stadtsparkasse Köln hat<br />
für die nächsten Jahre finanzielle Unterstützung<br />
am Aufbau des ambitionierten Projektes zugesagt.<br />
Für „außerordentlich wichtig“ hält auch<br />
Norbert Schneider, Direktor der NRW-Landesanstalt<br />
für Medien (LfM) die Idee des<br />
Gründerzentrums. Auf Nachfrage sagte Schneider,<br />
die LfM werde sich zwar nicht <strong>als</strong> Gesellschafterin<br />
beteiligen, aber in Köln „von Fall zu<br />
Fall gezielt Projekte fördern.“ Vor Ort in Mülheim<br />
hält Investor Bernd Odenthal ein Gründerzeit-Gebäude<br />
mit rund 3000 qm Fläche bereit,<br />
in dem sich Gründer mit etablierten Firmen<br />
kombinieren können. Ankermieter wird die Colonia<br />
Media.<br />
Medienstabsstelle Köln,<br />
Tel. (0221) 22124571;<br />
josefine.woithe@stadt-koeln.de<br />
Cineworld<br />
Entertainment<br />
Die Bochumer Cineworld Entertainment,<br />
die bislang vor allem im Bereich des Lizenzhandels<br />
aktiv war, beschreitet 2005 neue Wege<br />
und wird auch <strong>als</strong> Filmanbieter aktiv. Mitte<br />
Februar 2005 erscheint bei Cineworld der Arthaus-Titel<br />
„Two Small Bodies – Zwei Körper“ auf<br />
DVD. Die New Yorker Kultregisseurin Beth B.<br />
hat die Koproduktion von Produzent Daniel<br />
Zuta mit dem ZDF in Szene gesetzt. Die<br />
Hauptrollen in dem Kammerspiel spielen Fred<br />
Ward und Suzy Amis. Fast zeitgleich veröffentlicht<br />
Cineworld in Zusammenarbeit mit der<br />
Münchner Eurovideo „Alles nur Tarnung“ von<br />
Peter Zingler. Die DVD wird neben einem<br />
Making Of, auch ein Interview mit dem Produzenten<br />
und dem Regisseur des Films, in dem<br />
Mario Adorf, Ben Becker, Muriel Baumeister<br />
und Heinz Hoenig die Hauptrollen<br />
spielen, enthalten. Cineworld sieht sich dabei<br />
nicht nur <strong>als</strong> kommerzieller Anbieter. „Die Verramschung<br />
des Films im Allgemeinen und der<br />
Big-Budget-Kommerz zerstören immer mehr die<br />
tatsächliche Absicht des Films. Film soll zum<br />
Nachdenken anregen und zur Bereicherung des<br />
Alltags beitragen“, so Cineworld Inhaber Oliver<br />
Bartkowski. Mehr Infos über das Programm<br />
unter www.cineworld-entertainment.com<br />
Cineworld, Tel. (0234) 300011;<br />
Cineworld1@aol.com
Pictorion mit Komplett-Programm<br />
Die Hürther Postproduzenten Pictorion das<br />
Werk melden den Erwerb ihres neuen Filmscanners<br />
Imager XE Advanced. Weltweit<br />
sind erst sieben solcher Geräte im Einsatz, davon<br />
nur eines in Europa. Die Kombination des<br />
Imagica Scanners mit dem Colour Grading System<br />
Baselight und dem bereits vorhandenen<br />
Arri-Laser ermöglicht ab sofort, ein komplettes<br />
Filmprojekt mit Spielfilmlänge ohne Qualitätsverlust<br />
in einem lückenlosen, datenbasierten<br />
Workflow zu bearbeiten. Dieses weit über<br />
HD-Standard hinaus gehende Niveau wird in<br />
Deutschland in dieser Form, so Pictorion, erstmalig<br />
realisiert. Nach Testläufen werden derzeit<br />
erste Aufträge bearbeitet.<br />
Pictorion das Werk, Tel. (2233)<br />
7934249; s.laux@das-werk.de<br />
Schwelmer Scoop<br />
Im Städtchen Schwelm bei Wuppertal gibt es<br />
kein First Class Hotel und kaum teure Büros in<br />
erstklassiger Lage – so ist das in der Provinz. Gerade<br />
deshalb hat die PR-Agentur Scoopcom!<br />
hier ihren Firmensitz genommen – man spart<br />
Kosten und kann deshalb, so der Firmenslogan,<br />
„erstklassige Leistungen für zweitklassige Preise“<br />
bieten. Firmeninhaber Philip Militz leistet<br />
sich mit Tina Wallert auch nur eine feste<br />
Mitarbeiterin. Die Referenzliste umfasst von<br />
RTL über VIVA, ZDF bis zum WDR alle möglichen<br />
Sender sowie Show-Größen wie Reinhold<br />
Beckmann, Bärbel Schäfer, Barbara<br />
Schöneberger und Dieter Gorny. Für<br />
ProSieben begleitet Scoopcom! im Februar<br />
eine Woche lang die Oscar-Verleihung. Täglich<br />
werden für interessierte Redaktionen der<br />
Print- und Radio-Partner in Deutschland kostenlos<br />
exklusive Oscar-News, Beiträge und<br />
Interviews mit ProSieben-Moderatorin Miriam<br />
Pielhau „direkt aus Hollywood“ produziert.<br />
Kürzlich übernahmen die Schwelmer auch die<br />
Print-, Funk- und Online-PR für den Film „Status<br />
yo“ – einen Monat vor der Premiere.<br />
Scoopcom!, Tel.( 02336)<br />
870750;mail@scoopcom.de<br />
Trauer um<br />
Werner Possardt<br />
Über 225.000 Menschen starben bei der Flutkatastrophe<br />
in Asien. In der unvorstellbaren Höhe<br />
bleiben die Toten abstrakt, konkret erfahrbar<br />
wird die Katastrophe erst durch das Einzelschicksal.<br />
Eines der Tsunami-Opfer ist der Kölner<br />
Regisseur und Produzent Werner Possardt,<br />
der im thailändischen Khao Lak seinen<br />
Urlaub verbrachte.<br />
1980 drehte Possardt gemeinsam mit<br />
Frank Döhmann seinen ersten Film „Fünf Flaschen<br />
für Angelika“ und sechs Jahre später seinen<br />
Kultfilm „Xaver“, für den er selbst das Drehbuch<br />
schrieb. Danach verlegte er sich aufs Produzieren<br />
und realisierte mit seiner 1980 gegründeten<br />
Produktionsfirma Calypso, mit der<br />
er 2002 auf Grund der Branchenkrise Insolvenz<br />
anmelden musste, u.a. Produktionen wie „Fandango“,<br />
„Schnapper“, „Swimming Pool“ und<br />
„Am Ende die Wahrheit“.<br />
Digitales Konzept<br />
aus Düsseldorf<br />
Ein neues Finanzierungs- und Logistikmodell für<br />
das digitale Kino steht in den Startlöchern. Der<br />
Düsseldorfer Kinoausstatter Filmtontechnik<br />
Rüttgers (FTT) stellt es gemeinsam mit dem<br />
Lütticher Dienstleister XD Cinema vor. Es könnte<br />
den Durchbruch zum digitalen Kino bringen.<br />
Das Konzept richtet sich sowohl an Verleiher<br />
<strong>als</strong> auch an Kinos. Filmverleiher können über<br />
das XDC-Netzwerk alle Dienstleistungen von der<br />
Digitalisierung bis zur Distribution der Filme über<br />
Festplatte, Satellit oder Glasfaser in Anspruch<br />
nehmen. Für sie rechne sich das Angebot ab<br />
Starts von etwa zehn digitalen Kopien. Das Einsparpotenzial<br />
liege zwischen 20 und 35 Prozent,<br />
so Egon Gräfen von FTT. Besonderes Augenmerk<br />
richten die Anbieter auf die sichere Verschlüsselung<br />
der Daten.<br />
Filmtheaterbetreibern bietet das Modell eine<br />
hochwertige technische Ausstattung an. Hierin<br />
sind Satellitenschüssel, Server und Projektor<br />
enthalten, je nach Leinwandgröße eines Sa<strong>als</strong><br />
Lucky Luke reitet<br />
wieder<br />
Für die Deutschen ist Lucky Luke der Held, die<br />
Franzosen drücken den Daltons die Daumen.<br />
Kulturelle Unterschiede lassen sich oft an Kleinigkeiten<br />
festmachen. Nur gut, dass Phillippe<br />
Haims von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW geförderte<br />
Comicverfilmung „Die Daltons vs. Lukky<br />
Luke“ für die Fans beider Lager etwas zu bieten<br />
hat. Seit dem Kinostart in Frankreich am 8.<br />
Dezember haben sich schon über 1,7 Millionen<br />
Besucher über die räuberischen Brüder und Til<br />
Schweiger <strong>als</strong> einsamen Cowboy amüsiert.<br />
Der Film schaffte es in der ersten Woche sogar<br />
auf Platz zwei der Kinocharts, geschlagen nur<br />
von „Bridget Jones – Am Rande des Wahnsinns“.<br />
Für die deutschen Kinos plant die Falcom<br />
Media Group einen Kinostart des erfolgreichen<br />
Comic-Helden noch in diesem Frühjahr.<br />
Mehr Infos über den Film unter www.<br />
falcom.ch.<br />
Indien-Infos<br />
Kassenschlager in Frankreich,<br />
Deutschlandstart im Frühjahr:<br />
„Die Daltons vs. Lucky Luke“.<br />
Foto: Falcom Media Group AG<br />
Die Indien-Reise der NRW-Filmdelegation Ende<br />
2004 (siehe Newsletter Nov./Dez.) hat großes<br />
Interesse für den Subkontinent erregt. Mehr<br />
Infos über Land und Film bietet eine Broschüre,<br />
die das DGB-Bildungswerk herausgeben<br />
hat. Unter dem Titel „Realität und Illusion – Der<br />
indische Film im Globalisierungsstrudel“ liefert<br />
die <strong>Dokument</strong>ation Artikel und Daten über den<br />
indischen Film. Das Heft kann für eine Schutzgebühr<br />
von 3,50 Euro bestellt werden.<br />
DGB Bildungswerk,<br />
Tel. (0211) 4301258;<br />
nord-sued-netz@dgb-bildungswerk.de<br />
mit 6.000 bis 12.000 Lumen Lichtstärke und einer<br />
Bildauflösung bis zu 2 K im Wert von 70.000<br />
bis 150.000 Euro enthalten. Dafür sind einschließlich<br />
Installation und Wartung Monatsgebühren<br />
zwischen 500 und 1.500 Euro fällig.<br />
Der Einbau der ersten Hardwareanlagen könnte<br />
schon im Frühjahr 2005 beginnen, wenn der<br />
Markt Interesse zeigt. Die Verträge haben nur<br />
zwölfmonatige Laufzeiten, Kinos können mit<br />
überschaubaren Kosten wieder aus dem Netzwerk<br />
aussteigen. Wird die Projektionstechnik für<br />
Vorführungen von Filmen genutzt, die nicht von<br />
XDC geliefert werden, fallen zusätzliche Nutzungsgebühren<br />
zwischen 35 Cent und einem Euro<br />
pro Minute an. „Ein fairer Preis“, so Gräfen.<br />
In die Vertragsbeziehungen zwischen Kino<br />
und Verleih greift das Konzept bewusst nicht ein.<br />
Ob und welcher Höhe Verleihe ihre Einsparungen<br />
an die Filmtheater weitergeben, dürfte das<br />
Ergebnis noch zu führender Verhandlungen werden.<br />
FilmTonTechnik Rüttgers,<br />
Tel. (0211) 373047;<br />
office@ftt-online.de<br />
Wenders <strong>als</strong><br />
NRW-Botschafter<br />
Wim Wenders, in Düsseldorf geborene und<br />
in Oberhausen aufgewachsene Filmgröße, wurde<br />
der Verdienstorden des Landes NRW verliehen.<br />
Ministerpräsident Peer Steinbrück<br />
würdigte in seiner Laudatio nicht nur Wenders’<br />
Leistungen <strong>als</strong> Regisseur von Filmklassikern, sondern<br />
auch seine Verdienste <strong>als</strong> „inoffizieller Kulturbotschafter“<br />
des Bundeslandes. Hervorzuheben<br />
sei darüber hinaus Wenders’ Einsatz für<br />
die Nachwuchsförderung und sein Engagement<br />
für den Europäischen Film in der European<br />
Film Academy.<br />
Neu: Broadcast<br />
Magazine<br />
Am 21. Januar erschien die erste Ausgabe einer<br />
neuen Medienzeitschrift. Das Broadcast<br />
Magazine wird von Düsseldorf aus jeden Monat<br />
<strong>als</strong> „Fachzeitschrift für TV und Radio“ Interviews,<br />
Analysen, Trends und Kommentare zum<br />
Thema liefern. Im ersten Heft widmet sich die Redaktion<br />
um Chefredakteurin Sabine Schlosser<br />
den weltweiten Bestsellern der deutschen Fernsehsender<br />
und beschäftigt sich mit der neuen Rolle<br />
der Telefondienstleister im Produktionsgeschäft.<br />
Schlosser möchte das Magazin „zur Diskussionsplattform<br />
der TV- und Radiobranche“<br />
machen. Zuvor war die Diplom-Kauffrau bei der<br />
Fachzeitung Horizont für die Ressortleitung<br />
Medien und Media verantwortlich. Die Zeitschrift<br />
erscheint im neu gegründeten Verlag<br />
Broadcast Press, einer Tochter von T&F Informa.<br />
In Holland erscheint ein Broadcast Magazine<br />
bereits seit 15 Jahren.<br />
Broadcast, Tel. (0211) 96863182;<br />
wibke.greeven@broadcastpress.de<br />
Catering mit<br />
eigener Kantine<br />
Hermann Koenens 1990 gegründeter Cateringservice,<br />
der u.a. die Teams von „Der bewegte<br />
Mann“, „Speer und Er“ und „Papa und<br />
Mama“ verpflegte, vermietet in Köln-Nippes<br />
nun auch Räume. Im Angebot sind eine circa<br />
460 qm große, helle, renovierte Werkskantine<br />
und Büros mit großem Parkplatz sowie Strom,<br />
Wasser und Telefonanschluss, die für Abschlussfeste,<br />
Produktionsbüros und <strong>als</strong> Studio<br />
gemietet werden können.<br />
Catering, Tel. (0221) 7787070;<br />
cateringhermann@gmx.de<br />
Meldungen – newsletter@filmstiftung.de 9
Olga Benario um 1925. Foto: Neue Visionen<br />
NRW trifft Belgien<br />
Es war <strong>als</strong> Kennenlern-Treffen gedacht: Auf Einladung<br />
der <strong>Filmstiftung</strong> NRW und des<br />
Wirtschafts- und Handelsattachés für<br />
die Region Brüssel-Hauptstadt trafen sich<br />
am 17. Januar in Düsseldorf 12 belgische und<br />
24 Produzenten aus NRW. An Fallbeispielen wie<br />
der geplanten Tradewind-Produktion „Mr.<br />
Average“ und der bereits abgedrehten Koproduktion<br />
von typhoon und Fanes „Die Hochzeitsfeier“<br />
wurden erfolgreiche Kooperationen<br />
erläutert und das belgische Steuersystem vorgestellt,<br />
das Filmproduktionen durch ein Tax-<br />
Shelter-Modell fördert. Durch einen Steuerkredit<br />
können dabei 30 bis 50 Prozent des Budgets<br />
finanziert werden, wenn 90 Prozent der Gesamtinvestitionen<br />
in Belgien ausgegeben werden.<br />
Als Anreiz für belgische Investoren gilt, dass<br />
sie bis zu 50 Prozent ihres Vorsteuergewinnes<br />
in Filmproduktionen investieren und diese zu<br />
150 Prozent abschreiben können. Bedingung<br />
ist, dass der Produzent belgischer Steuerzahler<br />
oder <strong>als</strong> belgischer Koproduzent an den Erlösen<br />
beteiligt ist.<br />
Talking Heads<br />
Mit dem Thema „Mehr Rechtssicherheit für die<br />
Filmbranche? – Der 2. Korb der Urheberrechtsreform“<br />
beschäftigt sich Rechtsanwalt<br />
Dieter Frey am 14. Februar im Rahmen der<br />
Reihe Talking Heads. Der nächste Gast von<br />
VFFVmedia Verband der Fernseh-,<br />
Film-, Multimedia- und Videowirtschaft<br />
e. V. ist WDR-Unterhaltungschef Axel Beyer,<br />
der am 7. März die Unterhaltungsstrategie<br />
des Senders vorstellt. Die Veranstaltungen<br />
finden jeweils um 19 Uhr im Hilton Cologne<br />
statt.<br />
VFFVmedia e.V., Tel. (0221) 577750;<br />
info@vffv.de<br />
10<br />
Revolutionär:<br />
Olga Benario<br />
In der DDR wurden Kindergärten nach ihr benannt,<br />
in Brasilien ist sie eine der bekanntesten<br />
Deutschen, ihm Westen kennt sie kaum jemand:<br />
Olga Benario trat 1923 im Alter von<br />
15 Jahren in München der Kommunistischen<br />
Jugend bei und lebte fortan für die Revolution.<br />
Nach einer bewaffneten Gefangenenbefreiung<br />
musste sie nach Moskau fliehen und wurde kurze<br />
Zeit später von der Kommunistischen Internationale<br />
zusammen mit Louis Carlos Prestes<br />
nach Brasilien geschickt, um dort den<br />
Volksaufstand vorzubereiten. Die Revolte scheiterte,<br />
sie wurde verhaftet und 1936 hochschwanger<br />
an Nazi-Deutschland ausgeliefert.<br />
Im April 1942 wurde sie in den Gaskammern<br />
des KZ Bernburg ermordet.<br />
Nun hat der in Ankara geborene und seit<br />
1973 in Deutschland lebenden Cutter und Regisseur<br />
Galip Iyitanir einen Film über sie gedreht.<br />
Der Verleih Neue Visionen wird die geförderte<br />
Semidokumentation „Olga Benario –<br />
Ein Leben für die Revolution“, an der auch<br />
ZDF/arte beteiligt ist, in den nächsten Monaten<br />
in ausgewählten Programmkinos in NRW<br />
zeigen. Die DVD ist für das laufende Jahr geplant.<br />
Elias Film, Tel. (02236) 381172;<br />
eliasfilm@t-online.de<br />
Filme für KFOR<br />
Gemeinsam mit dem deutschen Verbindungsbüro,<br />
das die Deutsche Botschaft von Serbien-Montenegro<br />
im Kosovo vertritt, organisiert<br />
netzwerkfilm aus Münster eine Deutsche<br />
Filmwoche in Pristina. Noch bis zum 30. Januar<br />
werden insgesamt 20 Langfilme sowie ein<br />
Kurzfilmprogramm mit neun Filmen gezeigt. Neben<br />
großen Publikumserfolgen wie „Good Bye,<br />
Lenin!“ oder „Das Wunder von Bern“ stehen<br />
auch kleinere Produktionen wie „Fremder<br />
Freund“ und „Ghetto Kids“ auf dem Programm.<br />
Das Goethe Institut leistet finanzielle Hilfe<br />
und stellt Filmkopien bereit. Ein Teil des Zielpublikums<br />
sind die 3200 im Kosovo stationierten<br />
deutschen Soldaten des KFOR-Kontingents.<br />
Netzwerkfilm, Tel. (0251) 16254 50;<br />
info@netzwerkfilm.de<br />
Marktforschung<br />
fürs Kino<br />
Von Köln aus bietet die 1986 in Los Angeles gegründete<br />
und international tätige Theatrical<br />
Entertainment Services (TES) Marktforschung<br />
und Überprüfungsdienste für Kinos, Verleiher<br />
und Produktionsfirmen an. Projektleiter<br />
und Ansprechpartner im deutschen Büro der<br />
TES ist Rüdiger Schmidt-Sodingen. TES<br />
führt deutschlandweit Trailer- und Lobbychekks<br />
durch und bietet für Kinobesitzer verdeckt<br />
Servicekontrollen und offene Teamcoachings an.<br />
Für Produktionsfirmen führt TES außerdem Zuschauerbefragungen<br />
durch, die Hinweise zur<br />
Akzeptanz und Wirksamkeit von Marketingmaßnahmen<br />
geben.<br />
TES, Tel. (0221) 9697667;<br />
ruedigerdirk@web.de<br />
IFS: Drei neue<br />
Professoren<br />
Zum Abschluss des Jahres 2004 präsentierte Geschäftsführerin<br />
Simone Stewens die sechs<br />
neuen Teilzeitprofessoren, die in Zukunft an der<br />
ifs internationale filmschule köln (ifs) lehren<br />
werden. Neben den bereits gemeldeten Professoren<br />
Dominik Graf (Spielfilmregie), Gerd<br />
Haag (Kreativ Produzieren) und Peter Henning<br />
(Drehbuch/Dramaturgie) wurden auch<br />
Dietmar Hochmuth (<strong>Dokument</strong>arfilmregie),<br />
Oksana Bulgakowa (Filmgeschichte/Filmanalyse)<br />
und Gundolf S. Freyermuth (Ästhetik<br />
und Kommunikation) berufen. Ihre eher<br />
theoretisch ausgerichteten Bereiche komplettieren<br />
das Lehrangebot und erweitern seine<br />
Qualität insgesamt. Daneben setzt die ifs wie<br />
bisher auf das Engagement von Branchenprofis.<br />
Seit 1996 wurden rund 220 Experten mit<br />
Praxiserfahrung an die Schule berufen, die rund<br />
50 Vollzeitstudenten und etwa 150 Teilnehmer<br />
von Weiterbildungsveranstaltungen unterrichten.<br />
Eine Erhöhung der Studienplätze ist jedoch<br />
nicht geplant. NRW-Staatssekretärin Miriam<br />
Meckel bei der Vorstellung der neuen Professoren:<br />
„Wir wollen klein bleiben und setzen<br />
auf Qualität.“ Die Zahl der Bewerbungen auf die<br />
Studienplätze der bundesdeutschen Filmhochschulen<br />
ist etwas zurück-gegangen. Früher<br />
seien auf einen Studienplatz rund 20 Bewerber<br />
entfallen, mittlerweile sind es nur noch<br />
acht. Allerdings habe sich die individuelle Qualität<br />
der Bewerber erheblich erhöht, so ifs-Kuratoriumsmitglied<br />
Georg Feil (Colonia Media).<br />
ifs, Tel. (0221) 9201880;<br />
info@filmschule.de<br />
„Schultze“: reif für den Psychiater.<br />
Foto: filmkombinat Nordost<br />
Analyse im Kino<br />
„Kinosessel statt Couch“ heißt es von nun an<br />
jeden zweiten Sonntagnachmittag im Monat<br />
im Kölner Off Broadway. Die Psychoanalytische<br />
Arbeitsgemeinschaft Köln-<br />
Düsseldorf lädt dann zu ihren Filmpsychologischen<br />
Betrachtungen, bei denen<br />
nach der Filmvorführung nach dem Film hinter<br />
dem Film geforscht wird. Die nächste „Filmtherapie“<br />
widmet sich am 13. Februar, schon<br />
vom Titel her passend, dem Film „Schultze gets<br />
the blues“, der von Dr. med. Sabine Wollnik<br />
analysiert wird. Alle weiteren Termine unter<br />
www.psa-kd.de.<br />
PSA, Tel. (0221) 135901;<br />
psa.k-d@t-online.de<br />
newsletter@filmstiftung.de – Meldungen<br />
Location<br />
Ostbelgien<br />
Burgen, Schlösser, Kathedralen, alte Mühlen und<br />
Bauernhöfe – in den belgischen Ostkantonen<br />
gibt es viele Sehenswürdigkeiten und damit viele<br />
Motive. „Historische Gebäude sind eine unserer<br />
Stärken“ sagt André Sommerlatte, Location-Manager<br />
im Auftrag des belgischen Ministeriums<br />
der deutsprachigen Gemeinschaft.<br />
Sommerlatte, im Hauptberuf TV-<br />
Producer beim deutschsprachigen Belgischen<br />
Rundfunk in Eupen, will dafür sorgen, dass<br />
das Nachbarland <strong>als</strong> Drehort für deutsche Filmund<br />
TV-Firmen kein Geheimtipp bleibt. Die<br />
Hürther Action Concept und ihre neu gegründete<br />
Tochter Action Concept Cinema<br />
kennen sich in Ostbelgien bereits bestens aus.<br />
So wurden unlängst auf einem Gleis im Bahnhof<br />
von Verviers Teile des Spielfilms „Lasko“ gedreht.<br />
Für Außenaufnahmen stand sogar die Kathedrale<br />
von Lüttich zur Verfügung. Sommerlatte:<br />
„Wenn nötig, würden wir auch das Atomium<br />
in Brüssel besorgen.“ Die Drehgenehmigungen<br />
beantragt Sommerlatte, der die Drehs<br />
auch vor Ort unterstützt – und das auch in französisch-<br />
und flämisch-sprachigen Landesteilen.<br />
André Sommerlatte,<br />
Tel. (0032) 87591900;<br />
a.sommerlatte@brf.be<br />
medienforum.nrw:<br />
Türkei <strong>als</strong> Partner<br />
Die Türkei ist Partnerland des 17. medienforum.nrw,<br />
das vom 3. bis 5. Juli in Köln stattfindet.<br />
Deshalb bemüht sich die Staatskanzlei<br />
NRW derzeit intensiv um prominente<br />
Gäste vom Bosporus. In Vorbereitung sind auch<br />
der Internationale Filmkongress der<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW und das Internationale<br />
Film- und Fernsehfestival Cologne<br />
Conference – beide herausragende Veranstaltungen<br />
des Branchentreffs. Veranstalter<br />
des medienforum.nrw sind das Land NRW,<br />
die NRW-Landesanstalt für Medien und<br />
die Stadt Köln. Die Projekt-Koordination übernimmt<br />
erneut die Kölner Agentur HMR International.<br />
HMR International, Tel. (0221)<br />
4543510; info@hmr-international.de<br />
Int. Filmkongress, Tel. (0211) 930500;<br />
filmkongress@filmstiftung.de<br />
Doku-Reihe in<br />
Düsseldorf<br />
„Bilder aus der Wirklichkeit“ heißt eine neue <strong>Dokument</strong>arfilm-Reihe<br />
der Filmwerkstatt Düsseldorf.<br />
Sie beginnt am 25. Februar mit einer<br />
intellektuellen Achterbahnfahrt, auf die Lutz<br />
Dammbeck die Zuschauer seines Films „Das<br />
Netz“ mitnimmt. Am 1. April steht „Traumgewalten“<br />
auf dem Programm. Die von der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW geförderte Produktion von Erwin<br />
Michelberger und Oleg Tcherny wird<br />
im HD-Format aufgeführt. Veranstaltungsort ist<br />
jeweils die Black Box - Kino im Filmmuseum<br />
Düsseldorf.<br />
Filmwerkstatt, Tel. (0211) 4080701;<br />
mail@filmwerkd.de
warm up im K21<br />
Die Freude über den Kinoerfolg von Dani Levys<br />
WDR-Produktion „Alles auf Zucker“ war eines<br />
der Themen auf dem „warm up“, zu dem<br />
die <strong>Filmstiftung</strong> NRW Mitte Januar ins Düsseldorfer<br />
Museum K 21 einlud. „Die <strong>Filmstiftung</strong><br />
war die erste, die an einen Kinoerfolg geglaubt<br />
und uns unterstützt hat“, betonte X Filme-Produzentin<br />
Manuela Stehr. Auch <strong>Filmstiftung</strong>s-<br />
Chef Michael Schmid-Ospach freute sich über<br />
den hervorragenden Kopienschnitt, blickte aber<br />
auch nach vorne und kündigte einige viel versprechende<br />
Produktionen des neuen Jahres an,<br />
wie z.B. „Schneeland“ von Hans W. Geissendörfer,<br />
Til Schweigers neuen Film „Barfuss“ oder<br />
Heinrich Breloers „Speer und Er“. Sein Dank galt<br />
dem WDR und der Landesregierung für die kontinuierliche<br />
Unterstützung der Filmförderung in<br />
NRW. Heinrich Breloer war eigens aus der Postproduktion<br />
angereist und erzählte gemeinsam<br />
mit seinem Hauptdarsteller Sebastian Koch von<br />
den Dreharbeiten zu seinem Mehrteiler.<br />
450 Gäste waren der Einladung gefolgt und<br />
nutzen die Gelegenheit, alte Branchenkontakte<br />
aufzufrischen und neue zu knüpfen. Maria<br />
Schrader holte sich dabei Regietipps von dem<br />
neuen ifs-Professor Dominik Graf, denn die<br />
Schauspielerin wird - wie sie an dem Abend bekannt<br />
gab - bei der Verfilmung des Romans „Liebesleben“<br />
erstm<strong>als</strong> Regie führen. Weitere Gäste<br />
waren die NRW-Minister Axel Horstmann,<br />
Ute Schäfer und Wolfram Kuschke, sowie Marc<br />
Conrad, Wolfgang Hahn-Cremer, Joachim Król,<br />
Wolfgang Becker, Gruschenka Stewens, Stefan<br />
Arndt, Miriam Meckel, Kadir Sözen, Bettina Böttinger<br />
und viele andere mehr. Darunter auch<br />
zwölf Produzenten aus Belgien, die sich vor dem<br />
„warm up“ in Düsseldorf mit ihren NRW-Kollegen<br />
zu einem ersten Erfahrungsaustausch getroffen<br />
hatten (siehe auch S. 10).<br />
Alle Fotos: <strong>Filmstiftung</strong> NRW/Heike Herbertz<br />
Minister Horstmann, Ministerin Ute Schäfer und<br />
Michael Schmid-Ospach<br />
Dominik Graf und Joachim Król<br />
Das K21 in Düsseldorf:<br />
Festlich<br />
beleuchtet für den<br />
warm up der<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
Die X Filmer Stefan Arndt, Wolfgang Becker,<br />
Maria Schrader, Manuela Stehr überreichen<br />
Michael Schmid-Ospach einen „Billardhocker“<br />
<strong>als</strong> Dankeschön für die „Zucker“ Förderung.<br />
Tom Spieß, Christoph Ott und Claus Boje<br />
Sebastian Koch und Heinrich Breloer berichteten<br />
von ihrem Projekt „Speer und Er“<br />
Michael Schmid-Ospach, Bettina Brokemper (Neue<br />
Impuls/Heimatfilm) und RTL-Chef Marc Conrad<br />
Meldungen – newsletter@filmstiftung.de 11
Abschied von<br />
der KHM<br />
„Nichts soll vergessen werden, so dass sich nichts<br />
wiederholt.“ Was Liv Ullmann 1988 <strong>als</strong> argentinische<br />
Maria, eine der Mütter der Plaza de<br />
Mayo, im Spielfilm „La Amiga“ sagt, hat ihr Jeanine<br />
Meerapfel in den Mund gelegt. Die Regisseurin,<br />
Drehbuchautorin und Professorin wurde<br />
am 20. Januar nach 15 Jahren Lehre an der<br />
Kunsthochschule für Medien Köln (KHM)<br />
von ihren Kollegen in den Ruhestand verabschiedet.<br />
Die Erinnerung, das Angehen gegen<br />
das Vergessen und die Suche nach der eigenen<br />
Identität sind zentrale Themen der neun Spielund<br />
<strong>Dokument</strong>arfilme, die die gebürtige Argentinierin<br />
seit 1981 realisiert hat – im (kultur-)<br />
politischen Spagat zwischen Südamerika, wohin<br />
ihre Eltern vor den Nazis geflüchtet waren,<br />
und Deutschland, wo sie „Im Land meiner Eltern“<br />
1981 cineastisch auf Spurensuche ging.<br />
In ihrem letzten Film „Annas Sommer“ (2001)<br />
geht Ángela Molina <strong>als</strong> Anna einen Sommer<br />
lang im griechischen Haus ihrer Eltern auf eine<br />
Reise in die Vergangenheit. Meerapfel sei damit<br />
„ein köstlich leichter Film über Abschied und<br />
Tod“ gelungen, urteilte ihr Regie-Kollege Horst<br />
Königstein.<br />
Die Regisseurin, die seit 1964 in Deutschland<br />
lebt, studierte am Institut für Filmgestaltung<br />
an der Hochschule für Gestaltung, Ulm.<br />
Gleich für ihren ersten Spielfilm „Malou“ erhielt<br />
sie 1981 in Cannes den Internationalen Kritikerpreis.<br />
Neben vielen weiteren Preisen wurde<br />
12<br />
Meerapfel mit dem Künstlerinnenpreis des<br />
Landes NRW 2000 im Bereich Filmregie ausgezeichnet.<br />
Seit 1990 war die Filmfrau Professorin<br />
an der KHM mit dem Schwerpunkt Regie<br />
von <strong>Dokument</strong>ar- und Spielfilmen. Als eine der<br />
Gründungsrektorinnen hat sie die Ausbildung<br />
im Bereich Fernsehen/Film maßgeblich aufgebaut.<br />
Seitdem hat Meerapfel praktisch eine Generation<br />
deutscher Filmemacher mit ausgebildet<br />
und geprägt – <strong>als</strong> Betreuerin der Arbeiten<br />
etwa von Susanne Ofteringer, Hans<br />
Weingartner, Bernd Lichtenberg, Ruth<br />
Olshan und Züli Aladag. Der Newsletter begleitete<br />
den KHM-Abschied mit drei Fragen an<br />
Jeanine Meerapfel.<br />
In vielen Ihrer Filme geht es um Identitätskonflikte,<br />
deren Ursachen nicht nur<br />
in der familiären, sondern vor allem auch<br />
in der politischen Vergangenheit liegen.<br />
Welche Bedeutung kann einem Film bei<br />
der Aufarbeitung von Vergangenheit im<br />
besten Fall zukommen?<br />
Ich glaube nicht, dass es so etwas wie<br />
„Aufarbeiten“ gibt. In Filmen kann man Geschichten<br />
erzählen, die die Vergangenheit aufheben.<br />
Filme können Erinnerung erhalten, können<br />
dazu anregen, das eigene Schicksal wie das<br />
von Fremden besser zu verstehen. Im besten Fall<br />
ist Film Aufklärung, die auch gute Unterhaltung<br />
ist.<br />
Gibt es für den filmischen Umgang<br />
mit Vergangenheit allgemein gültige Vor-<br />
Die <strong>Filmstiftung</strong> <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> GmbH<br />
sucht zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine/n<br />
überdurschnittliche/n engagierte/n und flexible/n<br />
Referent/in für den<br />
Geschäftsführer<br />
Das Aufgabengebiet des/der Referenten/in des<br />
Geschäftsführers umfasst u.a. die Bearbeitung<br />
der den Geschäftsführer betreffenden aktuellen<br />
Themen, die inhaltliche Vorbereitung und Begleitung<br />
seiner Termine sowie die Bearbeitung filmpolitisch<br />
relevanter Themen.<br />
Er/Sie sollte möglichst über ein abgeschl. Hochschulstudium<br />
oder hinreichende Erfahrungen<br />
im Film/Fernseh- bzw. Kulturbereich verfügen.<br />
Wir bieten einen modernen Arbeitsplatz mit<br />
angemessener Vergütung und einem hohen Maß<br />
an Selbständigkeit und Eigenverantwortung in<br />
einem engagierten Team.<br />
Ihre schriftliche Bewerbung richten Sie bitte an :<br />
<strong>Filmstiftung</strong> <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> GmbH<br />
z.H. Herrn Martin Schneider,<br />
Kaistraße 14,<br />
40221 Düsseldorf<br />
www.filmstiftung.de<br />
gaben, oder muss jede Generation von<br />
Filmschaffenden auf neue Art ihren Blickwinkel<br />
finden?<br />
Die einzige Vorgabe ist Authentizität –<br />
beim Drehbuch, bei der Regie, bei der Wahl der<br />
filmischen Erzählmittel, beim Spiel der Schauspieler.<br />
Selbstverständlich gilt das nicht nur für<br />
den filmischen Umgang mit Vergangenheit, sondern<br />
eigentlich für alle Themen. Auf jeden Fall<br />
muss man gegen die Angst, gegen Vorurteile,<br />
gegen f<strong>als</strong>che Schuldgefühle arbeiten, wenn<br />
man sich im Film mit der Vergangenheit beschäftigt.<br />
Und sicher ist, dass jede Generation<br />
andere Formen des Erzählens und neue Perspektiven<br />
suchen wird.<br />
Jeanine Meerapfel<br />
Haben Sie weitere Filme geplant?<br />
Ich werde mich wieder verstärkt der Filmarbeit<br />
widmen. Gerade entsteht ein Drehbuch<br />
für meinen neuen Spielfilm. „Topos“ spielt heute<br />
in Berlin Mitte und handelt von Menschen auf<br />
der Suche nach „ihrem“ Ort.<br />
ZDF: Agenda 2020<br />
Wie werden wir in 15 Jahren leben, fragt man<br />
sich bei ZDF/Das kleine Fernsehspiel und<br />
bittet junge Filmemacher um Antworten. Unter<br />
dem Titel „Agenda 2020“ sollen sie einen<br />
Blick in die Zukunft werfen und Ideen entwikkeln,<br />
die sich <strong>als</strong> 60-Minüter mit einem Budget<br />
von 100.000 Euro realisieren lassen. Die Exposés<br />
(bis zu fünf Seiten) sowie Angaben über die<br />
persönliche Motivation und eine Filmografie gehen<br />
an: ZDF/Das kleine Fernsehspiel, Stichwort<br />
Agenda 2020, 5510 Mainz. Weitere Infos unter<br />
www.daskleinefernsehspiel.de.<br />
Kurze Schnitte in Köln<br />
Rainer Komers erhielt für seinen <strong>Dokument</strong>arfilm<br />
„Nome Road System“ Anfang Dezember<br />
den ersten Jurypreis des Kurzfilmfestiv<strong>als</strong><br />
Short Cuts Cologne. Gestiftet wurde der<br />
mit 1500 Euro dotierte Preis von der Kölner<br />
Geißendörfer Film- und Fernsehproduktion<br />
GmbH. Zweite Preisträger sind Eugen<br />
Schlegel und Sebastian Heinzel. Sie<br />
überzeugten die Jury mit dem zwölf Minuten<br />
langen <strong>Dokument</strong>arfilm „Samagon – Moonshine“.<br />
Das Preisgeld in Höhe von 750 Euro stiftete<br />
das Label 131 der Colonia Media<br />
Filmproduktions GmbH. Den dritten, vom<br />
Amt des Oberbürgermeisters der Stadt Köln<br />
gestifteten Jurypreis (300 Euro) erhielt Gregor<br />
Maria Schubert für seinen dokumentarischen<br />
Elf-Minüter „Ball of Fame“. Der WDR stiftete<br />
1000 Euro für den Publikumspreis im internationalen<br />
Wettbewerb, mit dem Gil Alkabetz<br />
für „Morir de Amor – Dying of Love“ ausgezeichnet<br />
wurde. Der Publikumspreis Cologne<br />
newsletter@filmstiftung.de – Meldungen<br />
<strong>Filmstiftung</strong> intern<br />
Katharina Blum wird in der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW den Bereich Kongresse und Internationale<br />
Kontakte übernehmen. Zu ihren Hauptaufgaben<br />
gehören nun die Leitung des Internationalen<br />
Filmkongresses, der mit Paneldiskussionen,<br />
dem Koproduktionstreffen und<br />
Filmpremieren im Rahmen des Medienforums<br />
(03. – 05.07.) stattfindet sowie von der <strong>Filmstiftung</strong><br />
initiierte oder unterstützte filmpolitische<br />
Veranstaltungen. Außerdem betreut sie für die<br />
<strong>Filmstiftung</strong> weiterhin Projekte wie den Kamerapreis<br />
und Film+. Dem Redaktionsteam<br />
des Newsletter bleibt Katharina Blum erhalten.<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW, Tel. (0211) 930500;<br />
info@filmstiftung.de<br />
Stadt der Engel<br />
Anfang März kommt das Los Angeles Philharmonic,<br />
das sich unter Leitung seines Chefdirigenten<br />
Esa-Pekka Salonen in die erste<br />
Reihe der amerikanischen Orchester gespielt<br />
hat, für eine Woche nach Köln. Das Kölner<br />
Filmhaus begleitet das einzige Europa-Gastspiel<br />
der kalifornischen Musiker in der Philharmonie<br />
Köln mit einer Filmreihe im Filmhaus<br />
Kino. Das Programm eröffnet am 26. Februar<br />
Thom Andersens filmisches Essay „Los<br />
Angels plays itself“. Eine Vertiefung dieser Eindrücke<br />
ermöglichen Filme wie „Blade Runner“,<br />
„Sunset Boulevard“ und „L. A. Confidential“<br />
(Programm unter www.koelner-filmhaus<br />
.de).<br />
Für die IHK-zertifizierte Weiterbildung „Regieassistent/in“<br />
des Kölner Filmhauses, die<br />
am 7.März beginnt, werden noch Nachrücker<br />
gesucht. Die Weiterbildung wendet sich insbesondere<br />
an Mitarbeiter von Sendern und Produktionsfirmen,<br />
die ihre Kenntnisse erweitern<br />
und sich im Bereich Regieassistenz qualifizieren<br />
wollen, sowie an Seiteneinsteiger aus anderen<br />
Berufsgruppen mit Erfahrungen in der Medienbranche.<br />
Weitere Infos ebenfalls unter<br />
www.koelner-filmhaus.de.<br />
Kölner Filmhaus, Tel. (0221) 2227100;<br />
info@koelner-filmhaus.de<br />
Shorts der Filmzeitschrift choices (700 Euro)<br />
ging an „Goodbye“ von Steve Hudson. Den<br />
mit 500 Euro dotierten Publikumspreis Studentenfilme<br />
NRW, den Regina Wahle für<br />
„Eins zu eins” erhielt, stiftete die Dortmunder<br />
Winkelmann Filmproduktion GmbH.<br />
Zuvor hatte die Jury aus Karola Gramann,<br />
Corinna Schnitt, Thomas Palmen<br />
und Jan Harlan ihre Auswahl aus 2.200 Einreichungen<br />
aus 69 Ländern getroffen. Das Kölner<br />
Filmhaus <strong>als</strong> Veranstalter registrierte durch<br />
die Verlegung des Festiv<strong>als</strong> vom Spätsommer in<br />
den Dezember einen „deutlich gesteigerten Besucherandrang“,<br />
so Festival-Leiterin Marita Lenze.<br />
Weil sich Filmemacher und Friseure mit Short<br />
Cuts auskennen, wurde die Veranstaltung nicht<br />
nur von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW unterstützt,<br />
sondern auch von der Friseurinnung Köln.<br />
Short Cuts Cologne,<br />
Tel. (0221) 2227100;<br />
info@koelner-filmhaus.de
Film+ 04: Die Sieger<br />
Der von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW mit 7.500 Euro<br />
dotierte Schnitt-Preis Spielfilm ging Ende<br />
November an Editor Andrew Bird für „Gegen<br />
die Wand“, während Inge Schneider den<br />
erstm<strong>als</strong> verliehenen und vom Kulturwerk<br />
der VG Bild-Kunst gleichwertig dotierten<br />
Schnitt-Preis <strong>Dokument</strong>arfilm für „Die Spielwütigen“<br />
erhielt. Die gemeinsame Verleihung<br />
von Schnitt-Preis und Jahresfilmprogramm-Prämie<br />
der <strong>Filmstiftung</strong> stellte den Abschluss der<br />
vierten Ausgabe von Film+ dar. Das vom Filmmagazin<br />
Schnitt in Zusammenarbeit mit der<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW und der Stadt Köln durchgeführte<br />
dreitägige Forum für Filmschnitt und<br />
Montagekunst bot zahlreiche Gespräche und<br />
NRW<br />
Frauenfilmfestival<br />
Kurz vor Redaktionsschluss bekundete NRW-<br />
Kulturminister Michael Vesper seine Zuversicht,<br />
dass es im Jahre 2006 ein gemeinsames<br />
Frauenfilmfestival in NRW geben werde. Bei Gesprächen<br />
mit der femme totale, der Feminale<br />
sowie den Städten Köln und Dortmund<br />
sei verabredet worden, aus beiden Vereinen<br />
einen neuen Trägerverein zu gründen, der<br />
– unter gemeinsamer künstlerischer Leitung –<br />
ab 2006 das Internationale Frauenfilmfestival<br />
<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> im Wechsel in Köln und<br />
Dortmund durchführen soll. Die Vertreter beider<br />
Städte seien gewillt, die Mittel auch in den<br />
Folgejahren kontinuierlich zur Verfügung zu stellen.<br />
Vesper will für die Feminale in Köln im Jahr<br />
2005 einen Sonderzuschuss gewähren, damit<br />
sichergestellt wird, dass auch in der Domstadt<br />
die Arbeit im festivalfreien Jahr 2005 weitergehen<br />
kann.<br />
Mehr Infos im Festival-Schwerpunkt<br />
der März-Ausgabe<br />
Inge Schneider erhielt den Schnitt-Preis für<br />
„Die Spielwütigen“. Foto: timebandits<br />
Screenings im Kölner Off Broadway zum Thema.<br />
Höhepunkte bildeten u.a. die Hommage an<br />
die Fassbinder-Editorin Thea Eymèsz und eine<br />
Diskussion zwischen den Regisseuren Dominik<br />
Graf und Christian Petzold über<br />
Filmmontage. Als gelungenes Experiment entpuppte<br />
sich zudem das Nachwuchsforum, in<br />
dem Studenten der ifs internationale filmschule<br />
köln, der KHM Köln, der Filmakademie<br />
Baden-Württemberg und der<br />
HFF Potsdam-Babelsberg unabhängig<br />
voneinander gleiches Material schnitten und<br />
über das verblüffende Ergebnis diskutierten.<br />
Film+, Tel. (0221) 2858703;<br />
info@filmpluskoeln.de<br />
Zinnober Film<br />
Die Aachener Zinnober Film- und Fernsehproduktion<br />
GmbH hat unnötigen Ballast<br />
abgeworfen: Ab sofort firmiert die Firma von<br />
Dieter Zeppenfeld unter dem Namen Zinnober<br />
Film GmbH.<br />
Zinnober, Tel. (0241) 970180;<br />
mail@zinnober.de<br />
Growing up<br />
in Münster<br />
Ab sofort können Filmemacher und Produktionsfirmen<br />
aus Deutschland, Österreich und der<br />
Schweiz ihre neuen Kurzfilme für das 11. Filmfestival<br />
Münster (19.-23.10.) einreichen. Unter<br />
www.filmfestival.muenster.de ist das<br />
Anmeldeformular abrufbar, Einsendeschluss ist<br />
der 1.Juli.<br />
Bis zum 1. August sind auch Langfilme willkommen,<br />
denn das Festival wird um einen europäischen<br />
Langspielfilm-Wettbewerb erweitert,<br />
für den ein mit 10.000 Euro dotierter Regiepreis<br />
ausgesetzt ist. Unter dem Motto „Growing up“<br />
werden Produktionen vorgestellt, die Kindheit<br />
und Jugend in Europa thematisieren.<br />
Filmwerkstatt Münster, Tel. (0251)<br />
230 36 21; film@muenster.de<br />
New Sound<br />
Cologne<br />
Der Dialog zwischen Geschichtenerzählern, Bildermachern,<br />
Klangschöpfern, Publikum und Kritik,<br />
den die Bonner Filmmusik Biennale an<br />
den Rhein brachte, wurde einige Kilometer flussabwärts<br />
fortgeführt, vertieft und auf den gesamten<br />
Bereich der Musik und der Tongestaltung<br />
in den Medien ausgeweitet. Sound-<br />
Track_Cologne 1.0 (19.-21.11.04) zieht eine<br />
erfolgreiche Bilanz: Über 300 Dauerakkreditierte<br />
und zusätzliche 570 (Fach-)Besucher der<br />
öffentlichen Veranstaltungen kamen zu insgesamt<br />
19 Diskussionen, Workshops und Werkstattgesprächen<br />
ins Museum Ludwig in<br />
Köln. Gekrönt wurde der erste Kongress zum<br />
Thema Film- und Medienmusik mit der feierlichen<br />
Verleihung des „New Sound in European<br />
Film - Europäischer Filmmusikpreis 2004“.<br />
Den Nachwuchspreis Filmscore erhielt Juhan<br />
Vihterpal aus Estland für seine Komposition<br />
zu dem Kurzfilm „Grau“ von Wolfgang Fischer.<br />
Der Nachwuchspreis Sounddesign ging<br />
an Tom Werner, Michael Schlappa und<br />
Ralf Herrmann aus Düsseldorf für ihre Arbeit<br />
an dem Kurzfilm „Fenster mit Aussicht“ von<br />
Vera Lalyko. SoundTrack_Cologne 2.0 findet<br />
im Rahmen des Musikfestiv<strong>als</strong> c/o Pop vom 26.<br />
bis 28. August in Köln statt.<br />
Televisor GmbH, Tel. (0221) 9318440;<br />
info@soundtrackcologne.de<br />
Bewerben für den<br />
Kamerapreis<br />
Noch bis zum 1. April läuft die Bewerbungsfrist<br />
für den 15. Deutschen Kamerapreis, der<br />
am 5. Juli während des medienforum.nrw<br />
verliehen wird. Der Preis gilt <strong>als</strong> bedeutendste<br />
deutsche Auszeichnung für Kameraleute und<br />
Cutter und wird in den Kategorien Kinospielfilm,<br />
Fernsehfilm, Kurzfilm, Bericht/Magazinbeitrag,<br />
Reportage, <strong>Dokument</strong>arfilm/Feature und<br />
Fernsehserie verliehen. Teilnahmeberechtigt sind<br />
deutsche und in Deutschland lebende Bildgestalter<br />
und Cutter sowie ausländische Kollegen,<br />
die für deutsche TV-Sender tätig waren.<br />
Träger des Preises ist das Kuratorium des<br />
Vereins Deutscher Kamerapreis Köln e.V.,<br />
dem nun auch der Bayerische Rundfunk<br />
beigetreten ist. „Für uns ist es ein großer Erfolg,<br />
dass wir eine weitere ARD-Anstalt gewonnen<br />
haben, denn es beweist, dass der Deutsche Kamerapreis<br />
nach der Pionierarbeit der ersten Jahre<br />
in der Medienbranche mehr und mehr an Bedeutung<br />
gewinnt“, freut sich Heinz-Joachim<br />
Weber, Geschäftsführer des Vereins, dem u.a.<br />
auch die Stadt Köln, der WDR, das ZDF, die<br />
Landesanstalt für Medien und die <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW angehören.<br />
Bewerbungen: Organisationsbüro Deutscher<br />
Kamerapreis Köln e.V., Maybachstraße<br />
111, 50670 Köln. Alle Infos auch unter www.<br />
deutscher-kamerapreis.de.<br />
Meldungen – newsletter@filmstiftung.de 13
femme totale: Kopf oder Zahl?<br />
Vom 12. bis 17. April 2005 findet in Dortmund<br />
zum 10. Mal das internationale Filmfestival femme<br />
totale statt. Gezeigt werden insgesamt 90<br />
Filme aus 20 Ländern. Im internationalen Spielfilmwettbewerb<br />
für Regisseurinnen konkurrieren<br />
acht aktuelle Filme um den von der RWE<br />
<strong>Westfalen</strong>-Weser-Ems AG gestifteten und<br />
mit 25.000 Euro dotierten Preis – darunter der<br />
Eröffnungsfilm „Dear Frankie“ von Shona Auerbach<br />
und Cate Shortlands „Sommersault“,<br />
der bereits den Australian Film<br />
Award 2004 bekam. Beim Schwerpunkt des<br />
Festivalprogramms dreht sich alles ums Geld:<br />
Woher kommt es, wer verdient es (nicht) und<br />
wer zahlt die Rechnung, auch im übertragenen<br />
Sinne? Das mit Mythen besetzte Thema ist gerade<br />
in Zeiten leerer Kassen von ungebrochener<br />
Aktualität. In Dortmund bieten mehrere Filmreihen<br />
vielschichtige Zugänge. So hat Daniella<br />
Marxer für ihren Film „Die Kinder des Geldes“<br />
Treuhänder, Steuerberater und -fahnder<br />
nach ihrem ganz persönlichen Verhältnis zum<br />
Geld befragt. Marilyn Gaunt schildert in ihrer<br />
<strong>Dokument</strong>ation „Kelly and her Sisters“ aus<br />
der Sicht der 10-jährigen Kelly, was passiert,<br />
wenn eine Familie durch alle sozialen Raster fällt.<br />
Naomi Klein, bekannte Autorin und Globalisierungsgegnerin,<br />
und Avi Lewis berichten<br />
in „The Take“, wie Arbeiter nach Jahren der Resignation<br />
leer stehende Firmen übernehmen.<br />
Klein wird ihren Film persönlich zur Diskussion<br />
stellen. Auch die Filmhistorie hat einiges zum<br />
Oberhausen, das<br />
Ich und das Andere<br />
„Der gefallene Vorhang - Das Ich und das Andere<br />
nach 1989“ lautet der Titel des Sonderprogramms<br />
der diesjährigen Internationalen<br />
Kurzfilmtage Oberhausen (05.-10.05). In<br />
dem Programm beschäftigt sich das Festival mit<br />
der Frage, wie die Menschen ihre Identität und<br />
ihr Verhältnis zur Gesellschaft seit 1989 neu gestaltet<br />
haben – und wie Kurzfilme im ehemaligen<br />
Osten und Westen diese Suche spiegeln.<br />
„;Das Ich und das Andere nach 1989‘ versteht<br />
sich <strong>als</strong> eine Bestandsaufnahme grundsätzlicher<br />
Fragen, die die Kunst an die Gesellschaft seit<br />
1989 stellt”, so Kurator Marcel Schwierin.<br />
Die verlorene Utopie einer anderen Gesellschaft,<br />
der fallende Vorhang, Versuche, das<br />
andere zu begreifen, Beziehungen, die Familie<br />
<strong>als</strong> „Keimzelle der Gesellschaft”, Individuum und<br />
Politik lauten die Themen, die aufgegriffen werden<br />
sollen. Andere Programme beleuchten den<br />
Materialismus <strong>als</strong> Grundlage von Sozialismus<br />
und Kapitalismus, Science Fiction <strong>als</strong> weltumspannende<br />
Utopie der 60er-Jahre und Verschwörungstheorien.<br />
Kuratiert hat sie Christiane<br />
Buechner.<br />
Bis zum April sind die Kurzfilmtage noch mit<br />
verschiedenen Kurzfilmprogrammen auf Tour:<br />
Die Stationen der Tournee: Amsterdam, Antwerpen,<br />
Berlin, Bern, Bochum, Bremen, Dortmund,<br />
Eindhoven, Frankfurt, Freiburg, Glasgow,<br />
Göttingen, Hamburg, Hannover, Karlsruhe, Kiel,<br />
Köln, Leipzig, Paris, Tourcoing/Lille, Villingen-<br />
Schwenningen und Weimar.<br />
Kurzfilmtage, Tel. (0208) 8252652,<br />
info@kurzfilmtage.de<br />
14<br />
Thema zu bieten. Im restaurierten Stummfilm<br />
„Fräulein Else“ (D 1928/29) von Paul Czinner<br />
etwa setzt Elisabeth Berger ihren Körper <strong>als</strong><br />
Gegenleistung für die Forderungen eines Gläubigers<br />
ein, um die Familie nach dem Konkurs der<br />
väterlichen Firma zu retten – eine der gefeierten<br />
Wiederentdeckungen auf dem Archiv<br />
Filmfestival in Bologna 2004. In einer Sondervorstellung<br />
wird „Iron Jawed Angels“ von Katja<br />
von Garnier gezeigt: Der für den US-Sender<br />
HBO realisierte Spielfilm mit Starbesetzung<br />
schildert den Kampf für das Frauenwahlrecht in<br />
den Vereinigten Staaten und wurde eben für drei<br />
Golden Globes 2005 nominiert.<br />
Begleitend zeigt das Festival die Fotoausstellung<br />
„Sitzungszimmer in Liechtenstein“ von<br />
Barbara Bühler. Sie fotografiert Räume, in<br />
denen die großen Geldtransaktionen verhandelt<br />
werden – vorher und nachher, zurück bleiben<br />
nur banale Alltagsspuren, die Tragweite der getroffenen<br />
Entscheidungen bleibt unsichtbar.<br />
Vom 13. bis 15. April bietet femme totale<br />
außerdem drei praxisnahe Workshops an, die<br />
sich mit Produktionsbedingungen, Fördermöglichkeiten<br />
und Filmrecht befassen. Auch in<br />
diesem Jahr ist der Kamerapreis der e-ms<br />
new media AG ausgeschrieben. Der mit<br />
5.000 Euro dotierte Wettbewerb richtet sich an<br />
junge Bildgestalterinnen aus Deutschland. Alles<br />
weitere unter www.femmetotale.de.<br />
Femme totale, Tel. (0231) 5025162;<br />
info@femmetotale.de<br />
Schmitt/Teigler:<br />
Beyond Lünen<br />
Vor über 800 Zuschauern präsentierte Elfriede<br />
Schmitt, neben Ute Teigler bislang Leiterin<br />
des Kinofestes Lünen, am 8. Januar im<br />
Castro-Kino in San Francisco „Bin ich sexy?“<br />
von Katinka Feistl, den Gewinnerfilm des 15.<br />
Kinofestes im November 04. Zu dem 2004 verdoppelten<br />
und nun mit 10.000 Euro dotierten<br />
Filmpreis der Stadt Lünen („Lüdia“) gehört<br />
auch, den Siegerfilm zu untertiteln und ihn beim<br />
Partnerfestival „Berlin & Beyond“ einem USamerikanischen<br />
Publikum vorzustellen. Dem gefiel<br />
„Bin ich sexy?“ so gut, dass es den Film mit<br />
dem Publikumspreis auszeichnete.<br />
Zuvor hatten Schmitt und Teigler nach 15<br />
Jahren die künstlerische Leitung und Organisation<br />
des Festiv<strong>als</strong> niedergelegt, um sich neuen<br />
Projekten zu widmen. Beim Auftritt des Kinofestes<br />
im Rahmen der Berlinale wird am<br />
15. Februar voraussichtlich ein neuer Festivalleiter<br />
vorgestellt. Dem Vernehmen nach soll<br />
künftig die künstlerische von der organisatorischen<br />
Leitung getrennt werden. Die Organisation<br />
soll eine NRW-weit tätige Agentur übernehmen.<br />
Dass das Festival auf einer soliden konzeptionellen<br />
und finanziellen Grundlage steht,<br />
bestätigten Friedhelm Deuter und Erik<br />
Pamp, Pressesprecher des Vereins Pro Lünen,<br />
der das Event zusammen mit der Kommune<br />
veranstaltet. Das 16. Kinofest Lünen findet vom<br />
10. bis 13. November im Cineworld statt.<br />
Pro Lünen, Tel. (02306) 202220;<br />
www.kinofest-luenen.de<br />
Zu Gast in Sundance<br />
Noch immer gilt das Sundance International<br />
Film Festival (20. – 30.01.) <strong>als</strong> eines der<br />
spannendsten Festiv<strong>als</strong> überhaupt. Umso erfreulicher<br />
ist, dass in diesem Jahr gleich drei von<br />
der <strong>Filmstiftung</strong> NRW geförderte Filme eine<br />
Einladung nach Park City erhielten.<br />
Der dänische Regisseur Thomas Vinterberg<br />
reiste mit seinem neuen Film „Dear Wendy“<br />
nach Utah. Das Drehbuch zu der internationalen<br />
Koproduktion, die zu großen Teilen in<br />
NRW gedreht wurde, stammt von Lars von<br />
Trier. Produziert wurde der Film über die Liebe<br />
eines Pazifisten zu seiner Pistole von der dänischen<br />
Lucky Punch mit der ausführenden<br />
Zentropa-Tochter Pain Unlimited aus Köln<br />
und ZDF/Arte.<br />
In seiner Romanverfilmung „Schneeland“ er-<br />
Kino macht Schule<br />
Nach den Erfolgen der letzten Schulfilmwochen<br />
steht nun der Termin für die nächste Ausgabe<br />
von „Lernort Kino“ in NRW fest: Vom 6. bis<br />
10. Juni heißt es in vielen Schulen in NRW wieder<br />
„Film ab“. Ziel des Projekts, das von der<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW unterstützt und vom Kölner<br />
Institut für Kino- und Filmkultur (ikf)<br />
durchgeführt wird, ist es, die Medienkompetenz<br />
zu fördern, und den Schülern somit zu ermöglichen,<br />
Filme nicht nur zu konsumieren,<br />
sondern auch nach Inhalt und Form beurteilen<br />
zu können. Nach der „Initialzündung“, der ersten<br />
Schulfilmwoche 2002 in NRW, folgten viele<br />
weitere Bundesländer dem Beispiel und veranstalteten<br />
eigene Aktionen.<br />
Mehr über die Schulfilmwoche 2005 und<br />
die Arbeit des ikf unter www.film-kultur.de.<br />
ikf, Tel. (221) 3974850;<br />
info@film-kultur.de<br />
newsletter@filmstiftung.de – Meldungen<br />
Zu Gast in Sundance: Thomas Vinterbergs<br />
neuer Film „Dear Wendy“. Foto: trust film<br />
zählt der Kölner Regisseur Hans W. Geißendörfer<br />
eine Geschichte über Trauer und<br />
Liebe im verschneiten Lappland. Julia Jentsch,<br />
Thomas Kretschmann, Joachim Król<br />
und Maria Schrader spielen die Hauptrollen<br />
in dem Kinofilm, den die Geißendörfer Filmund<br />
Fernsehproduktion gemeinsam mit<br />
dem WDR realisiert hat. In Deutschland ist<br />
„Schneeland“ seit dem 20. Januar in den Kinos<br />
zu sehen. In Sundance lief er zusammen mit<br />
„Dear Wendy“ in der Sektion Sundance Film<br />
Festival 2005 Premiere.<br />
In der Reihe World Cinema Dramatic<br />
startete die deutsch-polnische Koproduktion<br />
„Stranger“ von Malgorzata Szumowska,<br />
die auch im Panorama der Berlinale zu sehen ist<br />
(siehe Seite 5).<br />
Begegnungen<br />
mit der Akademie<br />
Die Deutsche Filmakademie lädt auch in<br />
Köln zu ihrer Reihe „Begegnungen“ ein. Im Januar<br />
stand Uli Hanisch, der für das Szenenbild<br />
des gezeigten Films „Der Krieger und die<br />
Kaiserin“ verantwortlich zeichnete, im Kölner<br />
Odeon Kino Rede und Antwort. Der nächste<br />
Kölner „Begegnungs“-Termin ist der 21.Febuar<br />
um 20.15 Uhr. Gast und Thema stehen noch<br />
nicht fest, werden aber demnächst unter<br />
www.deutsche-filmakademie.de bekannt<br />
gegeben.<br />
Dt. Filmakademie,<br />
Tel. (030) 88708350;<br />
info@deutsche-filmakademie.de
<strong>Filmstiftung</strong> bilanziert 2004<br />
„2004 war ein sehr gutes Kinojahr“, bilanzierte<br />
Michael Schmid-Ospach auf der Bilanzpressekonferenz<br />
der <strong>Filmstiftung</strong> NRW im Dezember<br />
in Düsseldorf. Und damit meinte er nicht<br />
nur die herausragenden Filme des vergangenen<br />
Jahres, sondern auch die erfreulichen Zahlen an<br />
der Kinokasse. „Der Einbruch von 2003 hat sich<br />
nicht wiederholt und das war wichtig, denn nur<br />
wenn es den Kinos gut geht, haben auch unsere<br />
Filme eine Chance“, betonte der Geschäftsführer<br />
der <strong>Filmstiftung</strong>, der sich besonders darüber<br />
freute, dass der deutsche Film mittlerweile<br />
konstant mit guten Produktionen überzeugen<br />
kann. Der Lohn: Ein Marktanteil von 24 Prozent.<br />
Die Zahlen, die Schmid-Ospach präsentierte,<br />
sprechen für sich: Insgesamt förderte die<br />
<strong>Filmstiftung</strong> 2004 101 Filme mit fast 30 Millionen<br />
Euro und löste damit ein Gesamtproduktionsvolumen<br />
von 170 Millionen aus. Besonders<br />
berücksichtigt wurde dabei im letzten<br />
Jahr wieder der Nachwuchs: Die <strong>Filmstiftung</strong><br />
unterstützte 22 Abschlussfilme und Debütfilme<br />
von Hochschulabsolventen aus NRW mit insgesamt<br />
288.000 Euro und erhöhte damit den<br />
so genannten Studententopf im Vergleich zu<br />
2003 um noch einmal 70.000 Euro. Auch die<br />
Zahl der Drehtage in NRW stieg 2004 weiter an:<br />
Max Ophüls: Wahrheit oder Pflicht<br />
Auch in diesem Jahr war Jugend wieder Trumpf<br />
beim Filmfestival Max Ophüls Preis (17.-<br />
23.01.). Das Festival in Saarbrücken ist zu dem<br />
Treffpunkt junger Regietalente geworden. Dass<br />
die <strong>Filmstiftung</strong> NRW in diesem Jahr mit sieben<br />
geförderten Filmen vertreten war, bestätigt die<br />
gute Nachwuchsarbeit der Düsseldorfer. .<br />
Im Wettbewerb liefen „Wahrheit oder<br />
Pflicht“ von Jan Martin Scharf und Arne<br />
Nolting (Produktion: Two Pilots und WDR),<br />
„Allein“ von Thomas Durchschlag (Produktion:<br />
Lichtblick und WDR), „Das Lächeln<br />
der Tiefseefische“ von Till Endemann (Produktion:<br />
Zieglerfilm Köln und WDR/arte),<br />
„Crash Test Dummies“ von Jörg Kalt (Pro-<br />
An 671 Drehtagen fiel irgendwo an Rhein und<br />
Ruhe eine Filmklappe – darunter spektakuläre<br />
Drehs wie Til Schweigers „Barfuss“, Heinrich<br />
Breloers „Speer und er“, Dieter Wedels<br />
„Papa und Mama“, Robert Glinskis<br />
„Unkenrufe“ oder Rolf Schübels Zweiteiler<br />
„Zeit der Wünsche“, der bereits Mitte Januar in<br />
der ARD zu sehen war.<br />
Einige dieser und viele andere geförderte<br />
Produktionen haben das Potenzial, an die Ergebnisse<br />
der erfolgreichsten Filme des letzten<br />
Jahres anzuknüpfen. Die <strong>Filmstiftung</strong>s-Charts<br />
2004 führen unangefochten die „7 Zwerge“ mit<br />
weit über 6,5 Millionen Besuchern an, gefolgt<br />
von „Lauras Stern“ (1,2 Mio.) und „Sommersturm“<br />
(257.000). Das erlaubt die Hoffnung auf<br />
weitere Rückflüsse, denn bei Erfolg fließt das<br />
Geld an die Förderer zurück: So zahlten 2004<br />
„Das Wunder von Bern“ und „Good Bye, Lenin!“<br />
ihre Förderung ebenso zurück, wie der Bonner<br />
schwarz-weiß Filmverleih seine Verleihförderung<br />
für „Balzac und die kleine chinesische<br />
Schneiderin“.<br />
Alle Zahlen, Festivalerfolge, Dreharbeiten<br />
und was sonst noch wichtig war im Filmjahr<br />
2004 in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> unter www.<br />
filmstiftung.de.<br />
„Crash Test Dummies“: Härtetest in Saarbrücken. Foto: Icon Film<br />
duktion: Icon Film, Amour Fou und WDR)<br />
sowie „Hotel“ von Jessica Hausner (Produktion:<br />
Essential Filmproduktion,<br />
Coop99 Film, WDR und ZDF/arte). Im<br />
Spektrum des Festiv<strong>als</strong> war die Screwball-Komödie<br />
„Kebab Connection“ von Anno Saul<br />
(Produktion: Wüste Film und WDR/arte)<br />
und im Kurzfilmwettbewerb „Goodbye“ des<br />
Kölners Steve Hudson dabei.<br />
Außerdem in Saarbrücken zu sehen: „Willkommen<br />
im Club“ von Holger Borggrefe,<br />
der an der ifs internationale filmschule<br />
köln <strong>als</strong> Referent für Filmregie und Schauspiel<br />
tätig ist. Die Preisträger standen bei Redaktionsschluss<br />
noch nicht fest.<br />
2004 gedreht und 2005 bereits erfolgreich im Ersten ausgestrahlt:<br />
„Zeit der Wünsche“ von Rolf Schübel. Foto: WDR<br />
Drehbuchpreis<br />
Münster.Land<br />
Bereits zum dritten Mal schreibt der Filmservice<br />
Münster.Land seinen mit 3.000 Euro dotierten<br />
Drehbuchförderpreis Münster.Land für<br />
Autoren aus, die sich in herausragender Weise<br />
mit Münster oder dem Münsterland beschäftigen.<br />
Eingereicht werden müssen (in vierfacher<br />
Ausfertigung) ein Drehbuchentwurf (deutsch<br />
oder englisch) von maximal 30 Seiten, eine ausgearbeitete<br />
Dialogszene, eine Kurzbiographie des<br />
Autors und eine einseitige Inhaltsangabe des Projektes.<br />
Über den Sieger, der zum Preisgeld eine<br />
fachliche Begleitung bei der Drehbuchausarbeitung<br />
durch einen erfahrenen Autoren sowie<br />
die Kosten für einen zweiwöchigen Recherche-<br />
Aufenthalt in Münster oder dem Münsterland<br />
erhält, entscheidet eine Jury mit Christoph<br />
Busch, Ellis Driessen und Michael<br />
Schmid-Ospach. Einsendeschluss ist der 31.<br />
August 2005. Der Preis wird im Rahmen des<br />
Filmfestiv<strong>als</strong> Münster (19.-23.10.) verliehen.<br />
Filmservice, Tel. (0251) 4921380;<br />
ebeln@stadt-muenster.de<br />
Silver Star im Woki<br />
Mit einer neuen Filmreihe will das Bonner Woki<br />
ältere Filmfreunde locken. Unter dem Titel<br />
Silver Star werden im Kino am Bertha-von-<br />
Suttner Platz jeden Donnerstag um 15 Uhr Filme<br />
gezeigt, über die im Anschluss bei einer Tasse<br />
Kaffee oder Tee diskutiert werden soll. „Mit<br />
dem Angebot wollen wir gerade dem älteren<br />
Publikum das moderne Kino mit aktuellen, aber<br />
auch Repertoire-Filmen wieder näher bringen“,<br />
so Stephanie Hoffmann. Zum Auftakt der<br />
Reihe zeigte des Woki „Mein Name ist Bach“.<br />
Woki, Tel. (0228) 9768202;<br />
woki@woki.de<br />
Cinema Francais<br />
in Herdecke<br />
Vom 20. bis 23. Februar veranstaltet die Filminitiative<br />
Herdecke im Onikon Kino ihre<br />
Französischen Filmtage, die sie gemeinsam<br />
mit der Deutsch-Französischen<br />
Gesellschaft Hagen und der Auslandgesellschaft<br />
NRW Dortmund organisiert.<br />
Die Filme, u.a. „5 x 2“ von Francois Ozon,<br />
werden im Original mit Untertiteln gezeigt.<br />
Seit über 25 Jahren versorgt die Filminitiative<br />
Herdecke mit anspruchsvoller Kinokost und<br />
lädt einmal im Jahr einen Regisseur zu einem<br />
Filmwochenende ein: Gast im November war<br />
Andres Veiel. Infos: www.onikon.de.<br />
Filminitiative, Tel. (02330) 3398<br />
Beratung für<br />
Bürgschaften<br />
Seit Anfang des Jahres hilft Christine Radtke-Schramm<br />
in der <strong>Filmstiftung</strong> NRW <strong>als</strong><br />
freiberufliche Beraterin bei der Bearbeitung der<br />
„Filmbürgschaften“. Als Scharnier zwischen den<br />
Hausbanken und der vom Land mit der Prüfung<br />
der Anträge beauftragten PwC soll sie den Produzenten<br />
helfen, das Verfahren zügig und störungsfrei<br />
zu durchlaufen.<br />
Zuvor war Christine Radtke-Schramm in leitender<br />
Funktion bei der Treuarbeit AG mit<br />
der Prüfung von Landesbürgschaftsverfahren<br />
betraut und ist somit ausgewiesene Expertin auf<br />
diesem Gebiet.<br />
Anträge finden Sie unter www.filmstiftung.de/Download/infomaterial.php<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW, Tel. (0211) 930500;<br />
info@filmstiftung.de<br />
Meldungen – newsletter@filmstiftung.de 15
<strong>Filmstiftung</strong> NRW vergab ihre Jahresfilmprogramm-Prämien<br />
Ausgezeichnete Kinos<br />
ine tolle Idee, endlich mal einen Filmpreis<br />
Enach einem Kinobetreiber zu benennen“,<br />
freute sich Sönke Wortmann, der <strong>als</strong> erster den<br />
neuen „Strate Preis“ aus den Händen von NRW-<br />
Ministerpräsident Peer Steinbrück in Empfang<br />
nehmen durfte. Gestiftet wurde der mit 20.000<br />
Euro dotierte Preis, der an Herbert Strate erinnern<br />
soll, von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW und der FFA.<br />
Vergeben wurde er bei der Verleihung der Jahresfilmprogramm-Prämien,<br />
die am 29. November<br />
im Cinenova-Kino stattfand.<br />
Die Kino- und Regiestars Veronica Ferres,<br />
Til Schweiger, Heino Ferch, Oskar Roehler, Martin<br />
Weiss, Clelia Sarto und Catherine Flemming<br />
hatten es sich nehmen lassen, persönlich nach<br />
Köln zu reisen, um gemeinsam mit Ministerpräsident<br />
Steinbrück und <strong>Filmstiftung</strong>s-Geschäftsführer<br />
Michael Schmid-Ospach die Jahresfilmprogramm-Prämien<br />
der <strong>Filmstiftung</strong> an<br />
die Kinobetreiber zu übergeben. Die Betreiber<br />
der 46 ausgezeichneten Kinos konnten sich dabei<br />
über Prämien in einer Gesamthöhe von<br />
413.000 Euro freuen. Die höchsten Prämiensummen<br />
für ihr herausragendes Programm erzielten<br />
dabei das Metropolis in Köln und das Cinema<br />
in Münster.<br />
Anlass zum Feiern gaben nicht nur die Prämien,<br />
sondern auch die guten Kinobesucherzahlen<br />
2004. Dass auch 2005 ein besonderer<br />
Kinojahrgang werden kann, bewiesen die Trailer<br />
zu „Die syrische Braut“ (Kinostart: 17.03.) und<br />
die zwölf Minuten, die Til Schweiger aus seinem<br />
neuen Film „Barfuss“ präsentierte<br />
Bei den vielen Auszeichnungen kamen<br />
schließlich auch die nicht zu kurz, die nicht dabei<br />
sein konnten: Karin Clement warb vor Ort<br />
um Spenden für die Elterninitiative herzkranker<br />
Kinder und Jugendlicher Bonn e.V. sowie <strong>als</strong><br />
Schirmherrin für den Selbsthilfeverein „Lupus<br />
Erythematodes“.<br />
16<br />
Alle Fotos: <strong>Filmstiftung</strong>/Heike Herbertz<br />
Ehrung für gutes Programm: NRW-Kinobetreiber<br />
bei der Verleihung der Prämien<br />
Veronica Ferres und Oskar Roehler mit den prämierten Düsseldorfer<br />
Kinobetreibern Udo Heimansberg und Kalle Somnitz<br />
Jochen Manderbach (Viktoria, Hilchenbach),<br />
Til Schweiger,<br />
Michael Meyer (Casablanca und<br />
Metropolis in Bochum,<br />
Schauburg in Gelsenkirchen)<br />
Ministerpräsident Peer Steinbrück, Karin Clement und Michael Schmid-Ospach<br />
Claudia Droste-Deselaers (<strong>Filmstiftung</strong>)<br />
und RTL-Chef Marc Conrad<br />
Britta Lengowski<br />
(<strong>Filmstiftung</strong> NRW, Kinoförderung)<br />
mit Andreas<br />
Kramer (HDF)<br />
Sönke Wortmann mit<br />
Margarete Papenhoff<br />
(links) und Gabriele<br />
Rosslenbroich, die Kinos<br />
in Mettmann (Studio)<br />
und Ratingen (Kinocenter)<br />
betreiben<br />
Veronica Ferres bei ihrer Laudatio<br />
auf Strate-Preisträger<br />
Sönke Wortmann<br />
Veronica Ferres meets Münster: Thomas Behm und<br />
Jens Schneiderheinze (Cinema Münster) erhielten<br />
die Spitzenprämie für ihr Kinoprogramm<br />
Helga Juchmann (Babylon, Hagen), Veronica<br />
Ferres, Oskar Roehler, Joachim Kühn (Kino im Filmhaus,<br />
Köln), Jürgen Breuer (Babylon, Hagen)<br />
newsletter@filmstiftung.de – Jahresfilmprogramm-Prämie<br />
Bei der „Jafi“ dabei: Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma, Til Schweiger,<br />
Sönke Wortmann, Veronica Ferres, MP Steinbrück und Karin Clement<br />
Michael Schmid-Ospach erhält 120.000 Euro, die Rückzahlung des Verleihdarlehens<br />
für „Balzac und die kleine chinesische Schneiderin“ vom Schwarz-Weiss<br />
Filmverleih aus Bonn, von links: Dieter Hertel, Matthias Keuthen, Jürgen Lütz<br />
Oskar Roehler und<br />
Catherine Laakmann,<br />
Metropolis in Köln<br />
FFA-Besuch: Peter Dinges, Eberhard Junkersdorf<br />
und Rolf Bähr (von links)<br />
Ministerpräsident Steinbrück gratuliert Kinobetreibern<br />
zu ihrer Prämie<br />
Til Schweiger, Strate-Preisträger Sönke Wortmann,<br />
Karl-Heinz Meier (Elite Kino, Espelkamp) und<br />
Veronica Ferres<br />
Paten für die Kinobetreiber: Heino Ferch und<br />
Wendy Crewson. Beide kamen direkt vom Set<br />
„Endspiel im Kosovo“ ins Cinenova.
Produzentennetzwerk<br />
ACE - Ateliers du<br />
Cinéma Européen<br />
ie Idee eines europäischen Netzwerks<br />
Dfür Produzenten, gekoppelt mit einer<br />
Weiterbildung anhand eines konkreten Projektes,<br />
empfand sie <strong>als</strong> „sehr sinnvoll“. Deshalb<br />
entschied sich Produzentin Bettina<br />
Brokemper der Kölner Firma Heimatfilm zur<br />
Teilnahme an ACE, einer der renommiertesten<br />
MEDIA-Fortbildungsinitiativen für unabhängige<br />
Spielfilmproduzenten und zugleich<br />
eines der wichtigsten Produzenten-<br />
Netzwerke Europas. Über 140 Produzenten<br />
aus zwanzig europäischen Ländern gehören<br />
mittlerweile dem Netzwerk an, elf<br />
aus Deutschland, unter ihnen Jens Meurer<br />
(Egoli Tossell), Ralph Schwingel (Wüste Filmproduktion),<br />
Martin Hagemann (Zero Film)<br />
und Annette Pisacane (Cameo Film- und<br />
Fernsehproduktion).<br />
ACE richtet sich an Produzenten, die bereits<br />
einen Kinospielfilm produziert haben<br />
und nun ein weiteres internationales Kinoprojekt<br />
voranbringen wollen. Brokemper<br />
bewarb sich mit dem Spielfilmprojekt „MS<br />
Constanze“: „Seit einiger Zeit entwickeln die<br />
Autorin und Regisseurin Almut Getto und<br />
ich gemeinsam die Geschichte der Binnenschifffahrts-Familie<br />
Pellman, die auf dem<br />
Rhein zwischen Basel und Rotterdam spielt.<br />
Die zweite Drehbuchfassung war gerade fertig<br />
und der Zeitpunkt günstig, diese Fassung<br />
von den Dramaturgen analysieren zu lassen<br />
und ein Feedback von potenziellen Finanziers<br />
und Koproduzenten zu bekommen.“<br />
Dem zweitägigen Pre-Workshop im November<br />
in Paris (Schwerpunkt Drehbuchanalyse)<br />
folgte ein einwöchiges Intensivseminar<br />
in Cognac, das internationale Finanzierungs-<br />
und Koproduktionsstrategien,<br />
sowie Vertriebs- und Verleihstrukturen behandelte.<br />
30 erfahrenen Experten betreuten<br />
die Teilnehmer – Verleiher, Weltvertriebe,<br />
Förderer, Medienanwälte, Produzenten<br />
und Autoren. Case-Studies, Diskussionen,<br />
Vorträge und Einzelgespräche<br />
vermittelten die Inhalte besonders praxisnah.<br />
„Unser Projekt hat bereits jetzt von ACE<br />
profitiert. Zum einen haben wir in die neue<br />
Drehbuchfassung die Kommentare der Dramaturgen<br />
einbauen können. Und ich habe<br />
wertvolle Informationen über Finanzierungsmöglichkeiten<br />
in den gewünschten<br />
Koproduktionsländern erhalten“, resümiert<br />
Brokemper.<br />
Auch während des restlichen Jahres<br />
werden die Teilnehmer weiter vom ACE-<br />
Team und Experten unterstützt. Außerdem<br />
bieten viele Veranstaltungen die Möglichkeit,<br />
die internationalen Kontakte zu intensivieren:<br />
Für seine Mitglieder organisiert<br />
ACE verschiedene Kurzseminare, eine jährlich<br />
stattfindende Mitgliederversammlung<br />
und „Networking Events“ auf Festiv<strong>als</strong> und<br />
Märkten.<br />
Ab Mai gibt es die neuen Anmeldeformulare<br />
für den 15. ACE Workshop. Anmeldeschluss<br />
ist Anfang Juli 2005. Weitere<br />
Infos: www.ace-producers.com.<br />
Der reelport der Kurzfilmtage Oberhausen<br />
Europas erste digitale<br />
Auswertungskette für<br />
Filmfestiv<strong>als</strong><br />
ereits zum zweiten Mal unterstützte das<br />
BMEDIA-Plus-Programm im August<br />
2004 das Pilotprojekt reelport der Kurzfilmtage<br />
Oberhausen. Zur Zeit wird die digitale<br />
Plattform für Filmfestiv<strong>als</strong> in der Praxis<br />
erprobt. Seit September letzten Jahres<br />
werden Filmemacher dazu aufgerufen, ihre<br />
digital produzierten Filme über die Internetplattform<br />
reelport (www.reelport.com)<br />
online einzureichen. Nach diesem Probelauf<br />
will Oberhausen die digitale Einreichung<br />
<strong>als</strong> Standard anbieten. Langfristig soll<br />
die Festivalarbeit bis zur Projektion auf die<br />
Kinoleinwand komplett digital abgewikkelt<br />
werden.<br />
Der Newsletter sprach mit Projektleiter<br />
Tilman Scheel über die jüngsten Entwikklungen.<br />
Seit letztem September können<br />
Filmemacher ihre Arbeiten über die<br />
Internetplattform reelport bei den Festiv<strong>als</strong><br />
Oberhausen, Göteburg, Tampere<br />
und Vila do Conde einreichen.<br />
Wie ist die neue Plattform bislang genutzt<br />
worden?<br />
Für Oberhausen sind bisher rund 500<br />
Filme über reelport eingereicht worden, das<br />
sind zehn Prozent der gesamten Einreichungen<br />
und fünf Prozent mehr <strong>als</strong> wir erwartet<br />
haben. Bemerkenswert ist auch, dass<br />
mehr <strong>als</strong> ein Drittel aller Filme über das Internet<br />
hoch geladen werden. Dabei kommen<br />
die Filme aus der ganzen Welt, selbst aus<br />
Schwellenländern wie Indien und Brasilien.<br />
Besonders überraschend ist die technische<br />
Qualität der Filme. Nahmen wir an, dass nur<br />
etwa 60 Prozent der digital eingereichten<br />
Filme für die Sichtung geeignet sein würden,<br />
sind es tatsächlich über 90.<br />
Welche Vorteile hat die Anmeldung<br />
per Mausklick?<br />
Pro Jahr erhalten die Kurzfilmtage<br />
Oberhausen rund 5000 Filme <strong>als</strong> Video-Kassetten.<br />
Die Umstellung auf ein digitales Einreichsystem<br />
bietet entscheidende Vorteile:<br />
Die Lagerung der Filme wird erheblich billiger<br />
und deren spätere Vernichtung kostet<br />
nichts mehr. Zusätzlich verringert sich der<br />
Zeitaufwand bei der Einreichung, da die Ein-<br />
gabe der Daten von den Einreichenden selber<br />
vorgenommen wird.<br />
Außerdem wünschen sich die Filmemachern<br />
selbst immer mehr, auch digitale<br />
Formate einreichen zu dürfen. Grund ist,<br />
dass viele Filme schon digital hergestellt werden<br />
und bisher für die Einreichung auf VHS<br />
kopiert werden mussten. Mit reelport können<br />
die Filme nun direkt vom Rechner<br />
hochgeladen werden. Ein weiterer Vorteil<br />
ergibt sich aus der Tatsache, dass für mehrere<br />
Festiv<strong>als</strong> gleichzeitig eingereicht werden<br />
kann: Damit fällt der Verwaltungsaufwand<br />
nur einmal an. Zudem ermöglicht<br />
reelport eine effektivere Sichtung: Kommissionsmitglieder<br />
und Filmmarktbesucher<br />
können die Filme direkt über ein Bildschirmmenü<br />
aufrufen, ohne sich mit einer<br />
Vielzahl von Videokassetten abzumühen.<br />
Wie reiche ich ein? Muss eine Gebühr<br />
bezahlt werden, und was passiert<br />
mit den Filmrechten?<br />
Eine Einreichgebühr wird es auf absehbare<br />
Zeit nicht geben, da sich reelport<br />
derzeit aus Förderungen und Folgegeschäften<br />
finanziert. Bei den Filmrechten ändert<br />
sich zunächst nichts im Vergleich zum<br />
analogen Ablauf; der Filmemacher gibt zu-<br />
nächst nur die Freigabe für die Nutzung<br />
durch die Festiv<strong>als</strong>. Nur wenn der Filmemacher<br />
es wünscht, wird der Film in einen<br />
Online-Katalog aufgenommen, der Filmrechtekäufern<br />
das internetbasierte Recherchieren<br />
von Filmen ermöglicht. Für die<br />
Einreichungen gilt weiter die Regel, dass alle<br />
Filme, die direkt in Oberhausen eingereicht<br />
werden, den Formatvorgaben von<br />
Oberhausen entsprechen – <strong>als</strong>o weiter auf<br />
VHS eingereicht werden müssen. Nur wenn<br />
die Filme über reelport eingereicht werden,<br />
werden auch digitale Formate akzeptiert.<br />
Wie sind die Filme vor Missbrauch<br />
geschützt?<br />
Soweit die Filme nur für den Festivalbetrieb<br />
genutzt werden, ist ein Missbrauch<br />
praktisch ausgeschlossen, da nur Festivalmitarbeiter<br />
Zugriff auf die Filme haben. Die<br />
Frage nach Missbrauch stellt sich daher erst<br />
bei der Nutzung im Online-Katalog. Dieser<br />
ist nur für Film-Profession<strong>als</strong> zugänglich, ein<br />
Missbrauch <strong>als</strong>o unwahrscheinlich. Darüber<br />
hinaus lässt die Qualität der Filme eine Nutzung<br />
praktisch nicht zu. Schließlich kann der<br />
Filmemacher, gegen Aufpreis, eine Verschlüsselung<br />
veranlassen, die nur er selbst<br />
kennt.<br />
Was ist die langfristige Zielsetzung<br />
von reelport?<br />
Kleineren Europäischen Filmen – <strong>als</strong>o<br />
Kurzfilmen, <strong>Dokument</strong>arfilmen und kleineren<br />
Spielfilmen – durch die Verringerung<br />
der Verleihkosten und die Erschließung zusätzlicher<br />
Nutzergruppen neue Vermarktungsmöglichkeiten<br />
und neue Verleihchancen<br />
zu öffnen.<br />
MEDIA NEWS<br />
Informationen über Fördermaßnahmen<br />
und Einreichtermine erhalten<br />
Sie bei der MEDIA Antenne Düsseldorf,<br />
Tel. (0211) 9305014; media@filmstiftung.de<br />
und auf der MEDIA-<br />
Website www.mediadesk.de.<br />
MEDIA – newsletter@filmstiftung.de 17
Ein Land und seine Bilder<br />
oder die Frage<br />
nach dem Warum<br />
Wir haben deutsche Filmemacher gefragt, ob sie dieses Land<br />
im Umbruch auf der Leinwand wieder finden? Ob die deutschen<br />
Filme deutsche Befindlichkeiten widerspiegeln? Kurz, ob<br />
die einheimischen Produktionen ausreichend gesellschaftliche<br />
Relevanz haben. Unser Thema war Deutschland 2005,<br />
und damit lagen wir eindeutig zu eng. Denn wenn man den<br />
Gedanken weiterdenkt, gelangt man in wenigen Schritten<br />
zu einer ganz anderen, viel wesentlicheren Frage:<br />
Ist Relevanz überhaupt ein filmisches bzw. künstlerisches<br />
Kriterium? Und noch einen kleinen Schritt weiter gedacht:<br />
Warum macht man überhaupt Filme? Um die Realität<br />
abzubilden, zu belehren, zu unterhalten, sich selbst zu<br />
therapieren, reich und berühmt zu werden?<br />
Viele der Filmemacher, die wir fragten, behandeln in ihren<br />
Antworten genau diese persönliche Frage nach dem<br />
Warum. Gestartet im relevant Politischen, landeten wir<br />
im intim Persönlichen – und das verrät vielleicht mehr<br />
über Deutschland 2005 <strong>als</strong> jedes gesellschaftspolitische<br />
Statement. Lassen Sie sich überraschen.<br />
18<br />
newsletter@filmstiftung.de – Deutschland 2005<br />
Filme wie Schneewitt<br />
EIN E-MAIL-INTERVIEW MIT<br />
DOMINIK GRAF, REGISSEUR<br />
Am 14.12.04 um 13:30 Uhr<br />
schrieb Oliver Baumgarten:<br />
Deutschland steckt mitten in einem<br />
Umbruch. Die Sozi<strong>als</strong>ysteme werden<br />
umgebaut mit Folgen für die Menschen.<br />
Die Kluft zwischen reich und<br />
arm wird größer, und selbst die<br />
Mittelschicht fühlt sich vom Abstieg<br />
bedroht. Finden Sie, dass man dieses<br />
Land im aktuellen deutschen Film<br />
wieder findet?<br />
Am 15.12.04 um 09:19 Uhr antwortete<br />
Dominik Graf:<br />
ie politische, die mentale Situation ei-<br />
Dnes Landes oder einer Zeit findet sich<br />
von allen Kunstgattungen doch am deutlichsten<br />
in den Filmen wieder, finde ich. Und<br />
zwar seltsamerweise ganz egal, ob in sorgenfreien<br />
Komödien oder in sozialrealistischen<br />
Filmen. Kinohits von gestern kann<br />
man sehr gut <strong>als</strong> Objekte zur Gesellschaftsforschung<br />
verwenden, auch wenn ihr<br />
Charme schon längst verblüht ist. Demnach<br />
müsste man <strong>als</strong>o im etwas groben Historismus<br />
des deutschen Kinos zur Zeit vielleicht<br />
mehr von unserer aktuellen Gesellschaft spüren<br />
können, <strong>als</strong> in den Filmen, die sich mit<br />
konkreten Sozi<strong>als</strong>ituationen beschäftigen?<br />
Denn im Zuckerguss, den das Publikumskino<br />
über seine Filmen gießt, ist doch oft mehr<br />
Wahrheit über die Verdrängungssehnsüchte<br />
einer Gesellschaft verborgen <strong>als</strong> in einem Kino<br />
der Sozialanalysen.<br />
Am 15.12.04 um 20:56 Uhr<br />
schrieb Oliver Baumgarten:
„One Day in Europe“, Berlinale Int. Wettbewerb „Die kleine Monsterin“, Berlinale Kinderfilm-Wettbewerb<br />
chensärge<br />
Von den in erfolgreichen Filmen verborgenen<br />
Sehnsüchten ist ja auch<br />
Siegfried Kracauer in seinem Analyseansatz<br />
von Kino ausgegangen. Wie<br />
würden Sie den Kassenerfolg von Filmen<br />
dieses neuen Historismus einerseits<br />
und andererseits des Kalauer-<br />
Kinos im Stile von Bully, „Der Wixxer“<br />
oder „7 Zwerge“ interpretieren?<br />
Flucht ins Lachen zum einen und<br />
Rückbesinnung auf Wurzeln zum anderen?<br />
Am 18.12.04 um 07:43 Uhr antwortete<br />
Dominik Graf:<br />
ch glaube, das ist nicht so schwer, diese<br />
IHits einzuordnen. Irgendwie scheint es,<br />
<strong>als</strong> ob die deutschen Nachkriegs-Mythologien<br />
sich gerade verselbstständigen. Ob<br />
Ost oder West. Fußball WM, Wiedervereinigung,<br />
Willy Brandt, Rosinenbomber, der<br />
Tunnel unter der Mauer, Edgar Wallace-Filme<br />
... alles sozusagen leuchtende vergangene<br />
Traumschiffe, die sich jetzt von ihrer<br />
eigentlichen Realität abgelöst haben und<br />
am ansonsten etwas düsteren gesamtdeutschen<br />
Himmel mythologisch dahinsegeln.<br />
Was Hitler betrifft, so bleibt halt das<br />
filmische Problem ungelöst. Vielleicht ist es<br />
auch nicht zu lösen? Aber das Schwierigste<br />
an all dem ist doch eigentlich nur, dass<br />
uns im Umgang mit diesen Mythen etwas<br />
Frisches, Radikales, Freches fehlt, so wie etwa<br />
die Amerikaner in den 70ern mit ihren<br />
Western umgegangen sind. Was wir gerade<br />
betreiben – ob Guido Knopp oder<br />
„Der Untergang“ – ist sozusagen eine Mythologisierung<br />
der Mythen. Das heißt anstatt<br />
diese teilweise absurden neudeutschen<br />
Heldensagen ein wenig in den zugehörigen<br />
Alltag, in ihre zugehörige Soziologie<br />
herunterzuholen, stilisieren wir sie<br />
noch mehr. Das ist halt ein bisschen klein-<br />
geistig, aber es ist wohl erfolgreich.<br />
Am 18.12.04 um 22:49 Uhr<br />
schrieb Oliver Baumgarten:<br />
Sie sprachen – im Gegensatz zu diesen<br />
Mythologisierungen – vom „Kino<br />
der Sozialanalysen“, <strong>als</strong>o Filmen, die<br />
gesellschaftliche Um- und Missstände<br />
direkt zum Thema machen. Hat<br />
dieser deutsche Sozialrealismus, wie<br />
er zur Zeit floriert, für Sie eher etwas<br />
Pädagogisches, <strong>als</strong>o etwas vom Filmemacher<br />
aus nach außen Gerichtetes,<br />
oder letztlich bloß etwas<br />
Selbstreflexives, <strong>als</strong>o auf den Filmemacher<br />
selbst Bezogenes? Provokant<br />
gefragt: Wem nützt ein solches Kino?<br />
Am 19.12.04 um 09:12 Uhr antwortete<br />
Dominik Graf:<br />
as kann man so, glaube ich, nicht fra-<br />
Dgen. Beim Kino ist es doch egal, wem<br />
es letztlich nutzt. Irgendwann zählt nur<br />
noch, ob ein Film gut ist, ob er Substanz<br />
hat und ob er sich vor der Filmgeschichte<br />
bewährt oder ob er verschwindet, oder?<br />
Vielleicht drückt dieses andere, dieses ärmere,<br />
„kleine“ deutsche Kino, das die Realität<br />
erkunden will, eher eine Sehnsucht<br />
der Autoren und Regisseure nach irgendeiner<br />
nicht definierten Art von deutschem<br />
„Independent“-Kino aus, während das teure<br />
Mythen-Kino sich mehr am Zuschauer<br />
zu orientieren versucht – dabei aber von<br />
Idee und Ideologie her das amerikanische<br />
Kino imitiert. Was uns teuer zu stehen<br />
kommt. Und sozialrealistisches Kino ist ja<br />
auch gewissermaßen billiger, was eher zu<br />
uns zu passen scheint, denn wir haben ja<br />
auch nicht viel Geld zur Verfügung. Schwierig<br />
finde ich daran nur, dass es, seit ich denken<br />
kann, diesen Gegensatz gibt, dass es<br />
bei uns verschiedene Schubladen in den<br />
Köpfen gibt; d. h. der einen Art von deutschem<br />
Kino fehlt vorsätzlich ein gewisser<br />
erzählerischer Glanz, dem anderen, dem<br />
teureren deutschen Kino – wenn es denn<br />
überhaupt Glanz hat – fehlt es komplett an<br />
Analyse, an einer notwendigen Härte und<br />
Kälte des Blicks und an Wahrhaftigkeitswillen.<br />
Gemeinsam würde da vielleicht<br />
irgendwann ein Schuh draus. Aber darauf<br />
können wir lange warten in Deutschland,<br />
glaube ich. Die jeweiligen Kommerz- und<br />
Kunst-Schubladen sind weltanschaulich beiderseits<br />
fest vernagelt in den Köpfen.<br />
Am 22.12.04 um 15:45 Uhr<br />
schrieb Oliver Baumgarten:<br />
Das Schubladendenken ist sicher problematisch,<br />
aber eint nicht alle Filmemacher<br />
im Grunde der tiefe<br />
Wunsch, dass sein Werk von möglichst<br />
vielen Menschen gesehen wird,<br />
woraus sich dann unter Umständen<br />
konzeptionelle Schwierigkeiten der<br />
Erwartungserfüllung entwickeln?<br />
Dahingehend auch meine Frage von<br />
neulich nach dem Nutzen: Ist nicht ein<br />
stimmiger, konsequenter und gelungener<br />
Film einer, den der Filmemacher<br />
auch zu einem gewissen Teil für<br />
sich selbst gemacht hat?<br />
Am 23.12.04 um 09:27 Uhr antwortete<br />
Dominik Graf:<br />
ch habe für mich und meine eigenen Fil-<br />
Ime eher das Gefühl, dass ich sowieso nur<br />
durch die Arbeit und die Leistung meiner<br />
Autoren bislang in der Lage war, Filme zu<br />
machen, von denen ich jetzt im Nachhinein<br />
sagen kann, dass ich stolz auf sie bin;<br />
dass ich einige dieser Filme auch für mich<br />
<strong>als</strong> Zuschauer halbwegs erträglich finde.<br />
Man möchte ja auch von seinen eigenen<br />
Filmen möglichst fasziniert werden, nicht?<br />
Man will ja die erfreulichen Dialoge, die<br />
widersprüchlichen, spannenden Figuren,<br />
die interessanten Konflikte, die man selbst<br />
im Leben, im Kino und in der Literatur liebt,<br />
im eigenen Film wieder finden ... Und dass<br />
diese Art Freude an der eigenen Arbeit<br />
überhaupt nur dann aufkommen kann,<br />
wenn man die Chance hat, mit Autoren<br />
wirklich konsequent zu arbeiten, das<br />
stimmt sicher. Aber allein diese schrekklichen<br />
Etiketten in Deutschland, dauernd<br />
suchen sie den „neuen Fassbinder“! Ich<br />
probier’s vielleicht mit den Schubladen auch<br />
noch mal anders: Ein paar der – wie ich finde<br />
– zur Zeit besten deutschen Regisseure,<br />
Frauen wie Männer, machen doch fast<br />
nur noch kleinere Filme. Ich vermute von<br />
meinen eigenen Erfahrungen her: aus Bedenken,<br />
dass ihnen bei uns gleichzeitig mit<br />
den größeren Budgets die Filme sofort verwässert,<br />
zerstört oder ganz und gar unmöglich<br />
gemacht werden. Es ist schon ein<br />
ökonomisches und psychologisches Problem,<br />
glaube ich, dass die Art von deutschem<br />
Kino, die offensiv auf das Publikum<br />
zugeht, die „größer” daherkommt, dass<br />
diese Art Kino fast immer auch erzählerisch,<br />
inhaltlich und im Detail herbe Kompromisse<br />
zu beinhalten scheint. Bei „Heimat 3“ dagegen<br />
kann man sehen, finde ich, dass allein<br />
schon die Art wie Reitz da die Tankstellenflaggen<br />
im Hunsrück 1995 wehen<br />
lässt, dass einem da um die Zukunft des dam<strong>als</strong><br />
so satten, neuen Großkohldeutschland<br />
noch mal nachträglich Angst und Bange<br />
wird ... Ich meine damit, im scheinbar<br />
kleineren Erzählen, in solchen Bildern heben<br />
sich die Schubladen und die Widersprüche<br />
unseres Kinos plötzlich für Momente<br />
auf.<br />
Deutschland 2005 – newsletter@filmstiftung.de 19
„Weisse Raben - Alptraum Tschetschenien“, Berlinale Panorama „Massaker“, Berlinale Panorama<br />
Am 28.12.04 um 16:39 Uhr<br />
schrieb Oliver Baumgarten:<br />
Ist es Ihnen selbst nicht ähnlich gegangen<br />
mit „Der Felsen“, der angeeckt<br />
ist? Mussten Sie dort auch den<br />
Weg gehen: entweder Kompromisse<br />
und höheres Budget oder konsequent<br />
Ihren stilistischen und inhaltlichen<br />
Weg gehen, dafür allerdings unterfinanziert?<br />
Am 29.12.04 um 10:40 Uhr antwortete<br />
Dominik Graf:<br />
ch habe beim „Felsen” von Anfang an ei-<br />
Igentlich sehr wenige inhaltliche Kompromisse<br />
machen müssen. Ganz im Gegensatz<br />
übrigens zu allen meinen anderen Kinofilmen<br />
bislang. Dass so ein Stoff kein teures<br />
Budget zugestanden bekommt, das war<br />
uns ja klar. Dass es dann letztendlich aber<br />
so knapp wurde mit dem Geld, das hat zu<br />
den Entscheidungen geführt, die den Film<br />
eben formal noch mal unbequemer werden<br />
ließen <strong>als</strong> er ohnehin in der Erzählung<br />
und in den Figuren schon geplant war. Ich<br />
glaube, dass sehr oft die Ökonomie die treibende<br />
Kraft hinter formalen Entscheidungen<br />
im Kino ist. In „Spieler“ beispielsweise<br />
habe ich dam<strong>als</strong> die Figuren meistens nur<br />
an Häuserwänden von rechts nach links<br />
entlang gehen lassen, weil wir nicht genug<br />
Zeit und Geld hatten, die Tiefen der Münchner<br />
Strassen unter Kontrolle zu halten. Der<br />
Film wurde dadurch viel abstrakter <strong>als</strong> geplant.<br />
War das richtig? War das f<strong>als</strong>ch? Keine<br />
Ahnung. Publikumsfreundlich war es sicher<br />
nicht, aber dafür budgetfreundlich. Time<br />
will tell, welche Entscheidungen richtig<br />
sind oder f<strong>als</strong>ch, über die momentanen<br />
Aufregungen über einen Film hinaus. Vielleicht<br />
zeigt sich irgendwann, dass der „Felsen”<br />
auch das Problem der meisten eher<br />
20<br />
avantgardistisch gemeinten Filme hat, dass<br />
sie nämlich vor allem permanent damit beschäftigt<br />
sind, möglichst avantgardistisch<br />
zu sein, und dass sie dabei in den Menschenbildern<br />
manchmal letzten Endes dann<br />
doch genauso langweilig und kompromisslerisch<br />
daherkommen wie eben das<br />
meiste andere bei uns auch? Aber das sieht<br />
man oft erst, wenn der Lack des formal<br />
Neuen an solchen Filmen mal abgeblättert<br />
ist. Mal sehen, was dann vom „Felsen“<br />
noch übrig bleibt.<br />
Am 02.01.05 um 15:49 Uhr<br />
schrieb Oliver Baumgarten:<br />
Vielleicht ja die Poesie, mit der im<br />
„Felsen“ die Welt betrachtet wird –<br />
das ist ja auch nicht gerade gängig<br />
im aktuellen Film. Sie werden künftig<br />
an der ifs junge Filmemacher ausbilden.<br />
Sehen Sie, wenn Sie ganz generell<br />
zur Zeit Debüts anschauen, eine<br />
zu bestimmende Generation heranwachsen?<br />
Eine, die die Zeichen der<br />
Ökonomie erkennt oder gar eine, die<br />
sich davon befreien möchte?<br />
Am 03.01.05 um 10:34 Uhr antwortete<br />
schrieb Dominik Graf:<br />
ch habe das Gefühl, dass die momenta-<br />
Ine Regie-Generation sich stark an den<br />
eher künstlerischen deutschen Regisseuren<br />
und Regisseusen orientiert, und dass sie sich<br />
– wie gesagt – dort dann eher erst mal an<br />
den minimalistischen Erzählformen des ärmeren<br />
deutschen Films entlang hangeln.<br />
Thema Nummer eins ist dabei nach wie vor<br />
das Familienleben in jeder Form. Man erlebt<br />
nach wie vor – wie auch im Fernsehfilm<br />
bei uns – unendlich viele Figuren, die<br />
in ihren Leben wie in gläsernen Gefängnissen<br />
aufbewahrt sind, die gleichsam hin-<br />
ter den Glasscheiben ihres Zuhauses stehen<br />
und die unhörbar um Hilfe schreien. Kommunikationsunfähigkeiten<br />
ohne Ende. Figuren,<br />
die rein wollen oder raus wollen aus<br />
dem, worin sie gerade stecken – je nachdem.<br />
Filme wie Schneewittchensärge, das<br />
meiste zwischen den Personen irgendwie<br />
seltsam in Watte gepackt. Formale Bundeskanzleramtsästhetik<br />
sozusagen. Und auf<br />
der anderen Seite gibt’s dann auch einen<br />
Realismus-Begriff, der einen zwar nicht<br />
brandneu vom Hocker haut, der aber ganz<br />
sympathisch bescheiden daherkommt. Positiv<br />
finde ich auf jeden Fall, dass – auch<br />
durch die junge Producergeneration, die<br />
ausgebildet wird – eine sichtbare Chance<br />
besteht, diese Schubladen von Kommerz<br />
und Kunst, von E und U bei uns doch vielleicht<br />
mal gründlich durcheinander zu wirbeln.<br />
Die jüngeren Produzenten haben<br />
möglicherweise andere Kriterien bei der Beurteilung<br />
eines Stoffs, glaube ich.<br />
Am 03.01.05 um 18:21 Uhr<br />
schrieb Oliver Baumgarten:<br />
„Filme wie Schneewittchensärge“ -<br />
treffender habe ich das noch nicht<br />
gehört. Aber wer küsst uns rechtzeitig<br />
wach, bevor wieder alles ungeschehen<br />
ausgesessen ist?<br />
Am 04.01.05 um 09:57 Uhr antwortete<br />
Dominik Graf:<br />
ommt drauf an, was man unter Wach-<br />
Kheit versteht. Gemessen an den internationalen<br />
Preisen und auch an der Publikumsresonanz<br />
ist der deutsche Film zur Zeit<br />
ja hellwach. Es gibt objektiv doch wenig zu<br />
meckern. Die Filme erfüllen inzwischen fast<br />
alle Disziplinen, lustig bis spannend bis poetisch,<br />
sie werden handwerklich immer besser,<br />
finde ich, sie beschreiben unser Land,<br />
newsletter@filmstiftung.de – Deutschland 2005<br />
manche davon werden zu Hits usw. Aber<br />
die Frage der Filmakademie vor einem Jahr,<br />
was man hasst am deutschen Film, die war<br />
trotzdem richtig gestellt, finde ich. Es gibt<br />
zweifellos einen tiefen Riss bei uns. In der<br />
Branche wird hinter dem Rücken auf die<br />
jeweils anderen geschimpft, dass sich die<br />
Balken biegen. Es gibt da Fronten, deren<br />
Kampflinien eben ganz anders verlaufen,<br />
glaube ich, <strong>als</strong> das die Schubladen von E<br />
und U an der Oberfläche zunächst vermuten<br />
lassen. Viel Hass und Neid untereinander<br />
ist dauernd spürbar. Nicht, dass<br />
es wirklich soviel Hassenswertes an unseren<br />
Filmen gäbe, aber ich finde ja auch an<br />
der Filmkultur, in der ich lebe, nach wie vor<br />
recht wenig, was ich lieben kann. Also<br />
wach küssen klar – aber zu welchem Leben?<br />
Da haben hundert Leute hier hundert<br />
verschiedene Meinungen dazu.
„Saratan“, Berlinale Panorama „Stranger“, Berlinale Panorama<br />
In der eigenen Welt nach Wahrheit graben<br />
VON RUTH TOMA,<br />
DREHBUCHAUTORIN<br />
ie den meisten Autoren fällt es mir<br />
Wsehr viel leichter, ein ganzes Drehbuch<br />
zu schreiben, <strong>als</strong> wenige Absätze über<br />
das Schreiben zu verfassen. Ich weiß nicht,<br />
warum ich so ungern darüber nachdenke,<br />
was mich zum Schreiben treibt. Vielleicht<br />
weil der Versuch, Worte dafür zu finden,<br />
das Ganze klein und banal machen könnte.<br />
Ähnlich wie mich oft eine Idee in Begeisterung<br />
versetzt, und wenn ich versuche,<br />
sie zu greifen, verliert sie ihren Glanz,<br />
und das Versprechen, das sie in sich getragen<br />
hat, löst sich in Luft auf.<br />
Natürlich möchte ein Autor Filme schreiben,<br />
die Bedeutung haben. Bedeutung für<br />
ihn selbst, für seine Zuschauer. Geschichten,<br />
die einen scharfen Blick auf die Zeit, die<br />
Gesellschaft, den Menschen werfen. Doch<br />
welche Filmerzählung taugt dafür? Geschichten<br />
können ihre Kraft in höchst überraschender,<br />
unvorhersehbarer Weise entfalten.<br />
In dem Film „Balzac und die kleine<br />
chinesische Schneiderin“ entwickeln Erzählungen<br />
französischer Romanciers, die<br />
von aufkeimender Liebe und Leidenschaft<br />
berichten, eine derartige Sprengkraft, dass<br />
sie von den Machthabern erbittert verfolgt<br />
werden. Dieselben Romane locken in der<br />
Deutschstunde keinen Gymnasiasten hinter<br />
dem Ofen vor.<br />
Als das Ende des Studiums näher rückte,<br />
brach in der Drehbuchklasse der ifs internationale<br />
filmschule köln große Ratlosigkeit<br />
aus. Die Studenten fragten sich, worüber<br />
sie um Himmels willen ihr Abschlussdrehbuch<br />
schreiben sollten. Bisher diente alles<br />
der Übung, doch nun sollte es ernst werden.<br />
Was war ihnen wichtig? Was lohnte<br />
sich? Und Panik angesichts der Erkenntnis,<br />
dass sie das selbst herausfinden mussten.<br />
Wer sonst?<br />
Der Rat ihrer wohlmeinenden Tutoren<br />
lautete, nahe bei sich selbst zu bleiben, in<br />
ihrer Welt, in ihrem Erfahrungsbereich und<br />
dort nach der Wahrheit zu graben. Bei ehrlichem<br />
Bemühen besteht dabei vielleicht die<br />
größte Chance, Originäres und Einmaliges<br />
zu finden. Geliehene Welten, vielleicht bedeutsame,<br />
aber ferne Probleme sind meist<br />
nicht in der Lage, uns zu inspirieren. Zumindest<br />
wenn man am Anfang des Schreibens<br />
steht, läuft man Gefahr bekannte Muster<br />
zu wiederholen, die andere vorgefertigt<br />
haben.<br />
Genauso wie sich oft heraus stellt, dass<br />
regional verhaftete Filme, die in einer ganz<br />
konkreten kleinen Welt spielen, oft universeller<br />
wirken <strong>als</strong> solche, die in einer verallgemeinerten<br />
Welt angelegt sind. Letzteres<br />
wirkt erfunden, während ersteres nach<br />
Wahrheit riecht. Wir genießen diese Filme<br />
zweifach. Wir erfahren etwas Neues über<br />
eine unbekannte Welt und finden in den Figuren<br />
Vertrautes – letztlich uns selbst.<br />
Jemand, der Filmgeschichten erfindet,<br />
kann nur aus sich selber schöpfen. Aus dem,<br />
was ihn selber umtreibt. Und er kann nur<br />
hoffen, dass das auch in anderen etwas in<br />
Gang setzt. Die Hoffnung ist nicht ganz abwegig.<br />
Immerhin ist der Autor, wie seine Zuschauer,<br />
ein Mensch und lebt wie sie in dieser<br />
Zeit.<br />
Aber auch wenn die Beziehung des Autors<br />
zu seiner Geschichte eine sehr persönliche<br />
ist, müssen wir uns darüber im Klaren<br />
sein, dass wir eine große Verantwortung<br />
tragen. Film prägt in unserer Zeit wie keine<br />
andere Kunst das Weltbild der Menschen.<br />
Das wird besonders deutlich bei historischen<br />
Filmen. Bei jedem, der den<br />
„Untergang“ gesehen hat, werden die Bilder,<br />
die Drehbuch, Ausstattung, Kamera<br />
und Regie vom Führerbunker geschaffen<br />
haben, jede andere Vorstellung davon überdecken.<br />
Im letzten Jahr gab es zwei Filme, die<br />
sich ganz ausdrücklich mit dem gegenwärtigen<br />
Zustand unserer Gesellschaft auseinandersetzen:<br />
„Die fetten Jahre sind vorbei“<br />
und „Muxmäuschenstill“. In beiden<br />
Filmen vertreten die jeweiligen Helden vehement<br />
politische Ideale – wenn auch mit<br />
fragwürdigen Methoden. Und interessanterweise<br />
scheitern die Helden beider Filme<br />
auf ihre Weise an der Liebe. Eine gute, alte<br />
Komplikation, die die Menschen schon<br />
immer und in jeder Gesellschaft bei ihren<br />
Plänen gestört hat. Die Natur des Menschen<br />
ist seit jeher Hindernis für jedes Ideal.<br />
Und Filme erzählen von Menschen,<br />
nicht von Missständen.<br />
Jemand hat Jan Schütte zu seinem Film<br />
„Drachenfutter“ mal ein fragwürdiges<br />
Kompliment gemacht: Es sei eine wunderbare<br />
Idee, die Asylantenproblematik auf<br />
diese Weise zu erzählen. Jan war nicht geschmeichelt.<br />
Denn es war ihm nicht eingefallen<br />
einen Film zum Thema Asyl zu machen.<br />
Es ging ihm natürlich um mehr.<br />
In der voran gestellten Themenstellung<br />
klang ein gewisser Gegensatz an zwischen<br />
der „Widerspiegelung gesellschaftlicher Realität“<br />
und „Unterhaltung“. Billy Wilder hat<br />
von einer Geschichte verlangt, sie solle nicht<br />
langweilen, und das ist alles, was zum Thema<br />
Unterhaltung zu sagen ist. Unterhaltung<br />
ist nicht festgelegt auf Seichtes oder auf<br />
wohlfeiles Gelächter oder was für schmutzige<br />
Attribute einen noch in den Sinn kommen<br />
mögen. Unterhaltung ist die Abwesenheit<br />
von Langeweile. In dem Film „Der<br />
neunte Tag“ macht der Held einen bewegenden<br />
und äußert schmerzvollen Prozess<br />
durch. Ihn quälen Zweifel, was richtig ist,<br />
Zweifel, was er imstande ist, zu ertragen.<br />
Und das ist so gut erzählt, dass wir gezwungen<br />
sind, all die unangenehmen Gefühle<br />
mit ihm zu durchleiden. Am Ende<br />
muss er seinen moralischen Sieg mit phy-<br />
sischem Leiden bezahlen, und wir sitzen mit<br />
nassen Augen in den Kinostühlen, haben<br />
etwas über das Leben erfahren – und fühlen<br />
uns unterhalten. Wer erschüttert ist,<br />
langweilt sich nicht.<br />
„Widerspiegeln gesellschaftlicher Zustände“<br />
hört sich so an, <strong>als</strong> schaffe man bloß<br />
ein neutrales Abbild. Das funktioniert nicht<br />
und ist auch gar nicht möglich. Jeder Autor<br />
hat eine Haltung. Seine zwei Augen, durch<br />
die er die Welt sieht. Diesen Blickwinkel können<br />
wir uns ebenso wenig aussuchen wie<br />
unsere Nase. Er hat damit zu tun, wer wir<br />
sind, was wir geworden sind durch Charakter<br />
und Erfahrung. Wir können uns unsere Sicht<br />
nur bewusst machen und durch unsere jeweilige<br />
Brille genauer gucken.<br />
Eine dieser Brillen ist Humor und das ist<br />
durchaus nicht immer lustig. Wenn man<br />
sich etwa die Geschichten des großen Karl<br />
Valentin anschaut, sieht man einen Menschen,<br />
der an den Absurditäten der Realität<br />
verzweifelt und die Welt solange verdreht,<br />
bis er sie aushalten kann. Humor kann ein<br />
lebensrettendes Element sein.<br />
Ein Autor fragt sich ständig, ob das, was<br />
er zu sagen hat, von Bedeutung ist. Er<br />
horcht voller Zweifel in sich hinein, gleicht<br />
außen und innen ab. Manchmal wissen wir<br />
nicht so richtig Bescheid über den wahren<br />
Gehalt unserer Geschichten. Es gibt etwas,<br />
das uns an einer Idee fasziniert, wir können<br />
aber nicht genau sagen, was. Die Versuchung<br />
ist groß, die Bedeutung unserer Geschichte<br />
im Vagen und Instinktiven zu lassen<br />
und darauf zu vertrauen, dass es schon<br />
heraus kommen wird, auch ohne unser Zutun.<br />
Leider funktioniert das nicht. Wir müssen<br />
uns der Mühe unterziehen und herausfinden,<br />
was in unseren Ideen steckt.<br />
Dann können wir vielleicht schaffen, was<br />
wir uns wünschen: Geschichten von Bedeutung.<br />
Wie sagte schon Karl Valentin?<br />
„Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit.“<br />
Deutschland 2005 – newsletter@filmstiftung.de 21
„Stranger“, Berlinale Panorama „Lost and Found“, Berlinale Int. Forum<br />
22<br />
Schnipsel<br />
der Realität<br />
VON VANESSA JOPP,<br />
REGISSEURIN<br />
ch mache Filme fürs Publikum. Unter-<br />
Ihaltsam müssen sie sein, sonst will sie keiner<br />
sehen. Ich will ja auch bei meinem Kinobesuch<br />
unterhalten werden, gerührt, gepackt,<br />
will mitfiebern, dranbleiben. Und<br />
dann gibt es Filme, die darüber hinausgehen,<br />
die außer, dass sie mich unterhalten,<br />
in mir etwas bewegen. Das habe ich gerade<br />
erst wieder bei dem tollen <strong>Dokument</strong>arfilm<br />
„Rhythm is it“ erlebt, der meinen<br />
Blick auf Jugendliche und auf mein eigenes<br />
Leben verändert hat. Diesen Anspruch<br />
stelle ich auch an die Filme, die ich<br />
mache.<br />
Filmemachen ist aber noch mehr für<br />
mich. Denn da tickt immer wieder eine Zeitbombe<br />
in mir, die explodieren will, eine<br />
Idee, die heraus will – Zuschauer hin oder<br />
her. Die Realität enthält für mich dabei ein<br />
unschätzbares Ideenpotential. In unterschiedlichen<br />
Ausprägungen beleuchten<br />
meine Filme dann einen Teil der Realität.<br />
Deshalb investiere ich in jeden Film sehr viel<br />
Recherchearbeit und führe intensive Gespräche.<br />
Klar, es bleibt mein Teil der Realität,<br />
mein Zeitausschnitt, meine Wahrnehmung.<br />
Deshalb maße ich mir auch nicht an, allgemeingültige<br />
Bilder zu entwerfen; es sind<br />
Schnipsel der Realität, das Ergebnis meiner<br />
Lust am Beobachten. Ich mache auch keine<br />
sozialkritischen Filme, sondern erzähle<br />
ohne zu werten. Ich beobachte zum Beispiel<br />
eine Putzfrau, ohne dabei zwangsläufig ihre<br />
Rolle <strong>als</strong> unterdrückte, unterbezahlte Frau<br />
an den Pranger zu stellen. Auch der provokative<br />
Realismus interessiert mich nicht<br />
über Maß. Ich muss nicht sehen und zeigen,<br />
was genau sich auf der Klobürste besagter<br />
Putzfrau befindet. Mich interessiert viel mehr<br />
die Frage: Was macht ihr Menschsein aus,<br />
was sind die Aspekte des Lebens?<br />
Mein aktuelles Projekt, „Im Licht der<br />
Nacht“ (Arbeitstitel!), beschäftigt sich mehr<br />
<strong>als</strong> jedes andere zuvor mit der gesellschaftlichen<br />
Realität in Deutschland. Es ist<br />
ein episodischer Film. Über allem steht das<br />
Thema Einsamkeit und Sexualität und damit<br />
die Einsicht, dass es in unserer Gesellschaft<br />
viele verlorene, verlassene Menschen<br />
gibt. Das ist aber nur der Ausgangspunkt,<br />
denn das Problem an sich zu zeigen, interessiert<br />
mich nicht, sondern wie Menschen<br />
damit umgehen. Meine Arbeitsweise bei<br />
„Im Licht der Nacht“ orientiert sich an der<br />
von Mike Leigh und Ken Loach: Ich suche<br />
mir Schauspieler, mit denen ich schon immer<br />
arbeiten wollte, und spreche mit ihnen<br />
intensiv über Menschen aus ihrer Umgebung,<br />
meist Verwandte und Freunde. Aus<br />
diesen Gesprächen über mehrere reale<br />
Menschen kreieren wir dann eine Figur. So<br />
sind sehr unterschiedliche Figuren mit unterschiedlichen<br />
Berufen entstanden. Mit Hilfe<br />
dieser Vorlage haben meine Autorin<br />
Adrienne Bortoli und ich die Geschichten<br />
entworfen. Die Schauspieler erfahren dann<br />
erst am Set die Situation in der sich ihre Figur<br />
befindet und müssen spontan reagieren.<br />
Die Dialoge innerhalb der ausgefeilten<br />
Dramaturgie entstehen <strong>als</strong>o durch Improvisation.<br />
Mich fasziniert das breite soziale<br />
Spektrum, das sich in der intensiven Arbeit<br />
mit den Schauspielern aufgetan hat. Die<br />
Herausforderung ist, trotz des schweren<br />
Themas humorvoll und eben unterhaltsam<br />
zu sein. Im Februar beginnen die Dreharbeiten<br />
in Berlin.<br />
newsletter@filmstiftung.de – Deutschland 2005<br />
Unterhaltung muss ni<br />
VON NINA HOGER,<br />
SCHAUSPIELERIN<br />
„Man muss die Realität in die<br />
Medienwelt zurückbringen“<br />
(Michael Haneke)<br />
arum berühren und begeistern uns<br />
Wenglische Filme? Oder dänische? Sie<br />
spiegeln sehr wohl die Realität des Landes<br />
wider, die soziale und multikulturelle Problematik<br />
und erzählen trotzdem zum Beispiel<br />
eine Liebesgeschichte, die aber eingebettet<br />
ist, und nicht plötzlich die Außenwelt<br />
außen vor lässt und im Privaten stekken<br />
bleibt oder in einer Gaunerkomödie endet.<br />
Als hätten wir Deutsche Angst, zuzugeben,<br />
dass auch unser Land nicht frei von<br />
Arbeitslosigkeit, Armut, sozialer Vereinsamung<br />
und Fremdenhass ist. Und erst die<br />
so genannte „Wiedervereinigung“ –<br />
immerhin auch schon 15 Jahre her – spiegelt<br />
sich in unserer Filmlandschaft meistens<br />
„nur“ <strong>als</strong> Komödie wider. Bloß nicht nachfragen!<br />
Warum eigentlich? Sind wir so<br />
hochmütig oder glauben wir, dass unser<br />
Publikum von der Realität nichts wissen<br />
will? Gerade der englische/dänische Film<br />
zeigt doch, dass er sein Publikum trotz –<br />
oder sollte man besser sagen gerade<br />
wegen – des genauen Blickes auf die Realitäten<br />
und die Menschen unterhält. Sicherlich<br />
gibt es die „kleinen“, wir nennen<br />
sie gerne Low-Budged-Filme wie „Kroko“<br />
von Sylke Enders oder „Berlin ist in Germany“<br />
von Hannes Stöhr, aber die werden<br />
verschämt in die kleinen Kinos verbannt,<br />
vom Feuilleton beachtet, vom Fachpublikum<br />
mit Wohlwollen bedacht und vom<br />
Großteil des Publikums verschmäht.<br />
Leider aber fehlt bei vielen Filmen die<br />
emotionale Genauigkeit der Figuren und<br />
Charaktere. Wir füttern unser Publikum mit<br />
Behauptungen und Informationen und zei-
cht dümmlich sein<br />
„Crash Test Dummies“, Berlinale Int. Forum „Durchfahrtsland“, Berlinale Int. Forum<br />
gen keine Zustände. Es geht doch darum,<br />
Emotionalität zu empfinden! Fatih Akin hat<br />
in „Gegen die Wand“ geschafft, mit der<br />
emotionalen Wucht seiner Geschichte und<br />
seiner wunderbaren Schauspieler dem Publikum<br />
eine Realität zu vermitteln, die berührt<br />
hat und unterhält! Ja, unterhält! Auch<br />
im Sinne von sich darüber unterhalten, verständigen,<br />
austauschen. Ich habe bestimmt<br />
noch zwei Stunden über den Film gesprochen,<br />
ihn mir nochm<strong>als</strong> vor Augen geführt,<br />
die Träne im Augenwinkel nochm<strong>als</strong> weggewischt.<br />
Nochm<strong>als</strong> mitgefühlt mit den Protagonisten.<br />
Nochm<strong>als</strong> mitgelitten über die<br />
„Ich gehe auch nicht ins<br />
Kino, um mich zu langweilen<br />
oder weil ich dort<br />
besser schlafen kann.“<br />
Unlebbarkeit der Liebe. Der Film ist hängen<br />
geblieben, hat sich in mir eingenistet so wie<br />
zum Beispiel auch „Halbe Treppe“ von Andreas<br />
Dresen.<br />
Es geht <strong>als</strong>o! Und natürlich muss ein<br />
Film unterhalten! Alles andere wäre an den<br />
Realitäten vorbei gedacht. Ich gehe auch<br />
nicht ins Kino, um mich zu langweilen oder<br />
weil ich dort besser schlafen kann. Aber was<br />
bedeutet „nur“ unterhalten? Als wäre<br />
Unterhaltung etwas Schlechtes, Undefinierbares,<br />
wofür man sich auch schon wieder<br />
schämen müsste.<br />
Ich habe manchmal den Eindruck, in<br />
Deutschland ist Unterhaltung gleichbedeutend<br />
mit einer plumpen Sprache, einfältig<br />
grölendem Humor, obendrein sexistisch<br />
und gespickt mit Klischees, was zwar<br />
den positiven Effekt hat, dass der Zuschauer<br />
einen hohen Wiedererkennungswert hat,<br />
aber das Gesehene auch schon oft gesehen<br />
hat. Diese Sichtweise bildet immer weniger<br />
genau unsere Welt ab, bleibt in einer Oberflächlichkeit<br />
stecken und führt zu einer kulturellen<br />
Aushöhlung. Aber Unterhaltung<br />
muss nicht dümmlich und vordergründig<br />
sein.<br />
Was macht einen erfolgreichen Film<br />
aus? „Das Drehbuch, das Drehbuch und<br />
nochm<strong>als</strong> das Drehbuch“. Alle kennen dieses<br />
Zitat von Billy Wilder, und es hat bis zum<br />
heutigen Tag – so schlicht es scheint – nicht<br />
an Wahrheit und Bedeutung verloren. Das<br />
Wichtigste für ein gelungenes Drehbuch ist<br />
doch die genaue Recherche.<br />
Wie oft wird in Filmen (im<br />
Fernsehen ist es noch extremer)<br />
das zitiert, was man<br />
irgendwo gesehen oder gelesen<br />
hat. Der Film zitiert sich<br />
selber und gibt dieses Zitat <strong>als</strong><br />
Wirklichkeit, <strong>als</strong> Wahrheit aus.<br />
Einzig durch die Genauigkeit<br />
des Blickes – man muss doch<br />
nur hingucken, die Geschichten sind doch<br />
da! – kann doch auch der Zuschauer erst<br />
sehen, was er möglicherweise so noch nicht<br />
gesehen hat, und sich begeistern und unterhalten<br />
lassen.<br />
Sowohl Film <strong>als</strong> auch Fernsehen sollte<br />
die Lebensrealität unseres Landes widerspiegeln<br />
und dadurch die kulturelle Vielfalt<br />
unserer Gesellschaft aufzeigen, die es gilt<br />
zu bewahren.<br />
Sieben Zwerge auf dem Traumschiff<br />
VON KADIR SÖZEN, REGISSEUR<br />
UND PRODUZENT<br />
ie letzte Klappe ist auch die erste Klap-<br />
Dpe. Der deutsche Film ist auf dem Vormarsch.<br />
Der deutsche Film boomt. Ein Erfolg<br />
jagt den anderen. Nach den schweren,<br />
bedrückenden vergangenen Jahren können<br />
wir doch richtig stolz sein?! Die Filmindustrie<br />
wetzt schon die Messer, rüstet sich für die<br />
kommenden, noch größeren Jahre. Doch<br />
die Realität relativiert so manches.<br />
Versuchen wir, die erfolgreichsten Filme<br />
des Jahres an der Kinokasse zu finden,<br />
wird sehr schnell klar, dass die sieben Zwerge<br />
auf dem Traumschiff die Reise gewonnen<br />
haben. In wieweit diese Filme den Geschmack<br />
des Kinozuschauers widerspiegeln<br />
ist bereits – genau von diesem – abschließend<br />
beantwortet worden.<br />
Doch die spannendere Frage<br />
ist, ob diese Filme die Realität<br />
unseres Landes widerspiegeln.<br />
Um die Antwort (die ich<br />
mir für den Schluss aufbewahren<br />
wollte) vorweg zu<br />
nehmen: Ja!! Spiegelt nicht jeder<br />
Film ein Stück weit die Realität<br />
des jeweiligen Landes wider? Anders<br />
ausgedrückt, wenn fast sieben Millionen Zuschauer<br />
„7 Zwerge“ und sogar nahezu zehn<br />
Millionen „(T)Raumschiff Surprise“ sahen,<br />
spiegelt das nicht ein Stück weit auch den<br />
Zeitgeist der Gesellschaft wider?<br />
Einige werden sicherlich jetzt sagen: Der<br />
Filmgott stehe uns bei! Recht haben sie! Nur<br />
oft meint man, dass genau dieser hier und<br />
da wichtigeres zu tun hatte. Filme wie „Der<br />
Wixxer“, aber auch einige andere, haben<br />
ihn so vermissen lassen, dass der Glaube an<br />
ihn nahezu erloschen ist.<br />
Nein, nein, damit die Gedanken erst gar<br />
nicht in die f<strong>als</strong>che Richtung gleiten: Ich bin<br />
der festen Überzeugung, dass diese Filme<br />
gemacht und gefördert werden müssen. Sie<br />
sind ein wesentlicher Bestandteil der Filmindustrie,<br />
und sie sind ein Bestandteil unserer<br />
Zuschauerphilosophie. Der Unterhaltungsanspruch<br />
des Zuschauers ohne den<br />
Zusatz des künstlerischen Tiefgangs ist<br />
durchaus legitim. Die Unterhaltung ist so<br />
weit gefächert wie die Seele des Zuschauers<br />
nahezu unergründlich ist! Die Form der<br />
Unterhaltung definiert jeder für sich selbst.<br />
Das ist die Realität. Kein Filmemacher/Künstler<br />
sollte sich seine eigenen Zuschauer zu<br />
backen versuchen.<br />
Sicher ist mein Traum und meine Vision<br />
die Kombination aus Unterhaltung und<br />
Kunst. Doch die Realität zeigt, dass dies die<br />
Ausnahme bleiben wird. Wenn Filme wie<br />
„Gegen die Wand“ bei 800.000 Zuschau-<br />
„Den Menschen in seinem<br />
Denken zu verändern,<br />
das hat natürlich mit der<br />
Kunst nicht funktioniert.“<br />
ern die Segel streichen müssen, fragen wir<br />
uns angesichts der oben genannten Zahlen<br />
schon, was der „gemeine“ Zuschauer<br />
im Schilde führt. Während für die meisten<br />
Zuschauer Kusturica mehr an einen griechischen<br />
Auflauf erinnert, <strong>als</strong> an einen der<br />
größten Geschichtenerzähler, sind für die<br />
anderen Zuschauer die sieben Zwerge der<br />
kulturelle Untergang unserer zivilisierten Gesellschaft.<br />
Und wenn wir ein wenig ehrlich sind,<br />
war das in der Vergangenheit so, und das<br />
wird auch in der Zukunft so bleiben. Ist das<br />
auch gut so? Ich weiß es nicht.<br />
Deutschland 2005 – newsletter@filmstiftung.de 23
„Durchfahrtsland“, Berlinale Int. Forum „Das Lächeln der Tiefseefische“, Berlinale Perspektive Deutsches Kino „Weltverbesserer“, Berlin<br />
Doch ich weiß, dass wir mit unseren Filmen<br />
die Gesellschaft nicht verändern werden<br />
(zumindest nicht im Großen). Endgültig<br />
vorbei die Hoffnungen der 60er, 70er<br />
und vielleicht der 80er Jahre.<br />
Die großen Ideale, die Gesellschaft revolutionieren<br />
zu können, den Menschen in<br />
seinem Denken zu verändern, das hat natürlich<br />
mit der Kunst nicht funktioniert. Ich<br />
für meinen Teil bin bescheiden geworden,<br />
aber sicherlich nicht hoffnungslos. Denn an<br />
eines glaube ich: den ein oder anderen Zuschauer<br />
erreichen zu können. Und an eines<br />
glaube ich ganz fest: dass es immer noch<br />
Geschichten gibt, die es wert sind, erzählt<br />
zu werden, die es wert sind, die Hoffnung<br />
nicht aufzugeben.<br />
Und genau das ist uns zu wünschen:<br />
Autoren, Regisseure, Sender und Filmförderer,<br />
deren Visionen und Herzen noch am<br />
Kino hängen und an den großen Geschichten,<br />
die uns bewegen, die uns (be-)<br />
rühren.<br />
Damit noch viele Filme „Gegen die<br />
Wand“ donnern, oder anders formuliert,<br />
damit dieses Jahr nicht ganz so viele gegen<br />
die Wand donnern! Daher hoffe ich, dass<br />
die letzte Klappe auch immer wieder die erste<br />
Klappe ist.<br />
24<br />
Die pure reine Liebe<br />
SAMSTAG, 8. JANUAR, 17.30<br />
UHR: EIN TELEFONGESPRÄCH<br />
MIT TIL SCHWEIGER,<br />
SCHAUSPIELER, REGISSEUR<br />
UND PRODUZENT<br />
Zwischen deinem Film „Knockin<br />
on Heaven´s door“ und deinem neuen<br />
Projekt „Barfuss“ hat sich viel verändert<br />
in Deutschland, die Sozi<strong>als</strong>ysteme<br />
werden umgebaut, viele Menschen<br />
fühlen sich bedroht. Findet sich<br />
dieses Land in den deutschen Filmen<br />
wieder?<br />
In vielen Produktionen findet es sich<br />
wieder, in meinen Filmen eher nicht, oder<br />
wenn, dann eher auf einer emotionalen<br />
Ebene. Vom Look her habe ich sogar versucht,<br />
Deutschland zu verstecken. Nicht weil<br />
Deutschland so hässlich ist, ganz im Gegenteil,<br />
Deutschland ist ein wunderschönes<br />
Land. Aber ich möchte eben versuchen,<br />
Deutschland neu zu erzählen, so wie man<br />
es nicht kennt. Köln beispielsweise so zu zeigen,<br />
dass es einen Kinolook hat, das finde<br />
ich eine Herausforderung und auch einen<br />
Anreiz, jemanden ins Kino zu locken. „Barfuss“<br />
könnte zum Beispiel in Frankreich oder<br />
Holland spielen, die Bilder sind universell.<br />
Und das Thema ist universell: Es<br />
geht um die Liebe, ein Thema, das jeden<br />
interessiert, das jeden angeht,<br />
egal ob reich oder arm, ob Mann<br />
oder Frau. Ein Thema aber auch, das<br />
viele Schwierigkeiten birgt…<br />
Klar, jeder kann bestätigen, dass es<br />
nichts Schöneres gibt, <strong>als</strong> verliebt zu sein,<br />
doch das hält nicht an. Manchmal stirbt so<br />
ein Verliebtsein ab, manchmal wandelt es<br />
sich aber auch in eine tiefe Liebe, die mit<br />
Vertrauen zu tun hat. Bei all dieser Schönheit<br />
fügt die Liebe dir aber auch den größten<br />
Schmerz zu. Niemand kann dich so ver-<br />
letzen, wie jemand, den du liebst, deswegen<br />
quälen sich viele Liebende so. In<br />
„Barfuss“ geht es um die pure, reine Liebe.<br />
Es hat fast etwas Märchenhaftes, denn die<br />
Hauptperson Leila, die Nick zu lieben lernt,<br />
ist total rein und hat eine Kinderseele. Meine<br />
Kinder können mich nicht wirklich verletzen,<br />
sie tun mir für einen kurzen Moment<br />
weh, aber da sehe ich sofort drüber hinweg,<br />
weil es nie bösartig ist – was man ja in der<br />
Partnerschaft dem Erwachsenen eher unterstellt,<br />
ob das jetzt gerechtfertigt ist oder<br />
nicht. Leila ist zwar eine Erwachsene, hat<br />
aber aufgrund ihrer Sozialisation den Charakter<br />
eines Kindes, sie kann dich nicht verletzen.<br />
Aber „Barfuss“ ist kein didaktischer<br />
Film darüber, wie man lernt, seinen Partner<br />
wieder zu lieben, es ist ein Kinofilm, der dir<br />
hilft zu träumen, denn das ist es, was Kino<br />
kann, wenn es richtig gut ist, es nimmt dich<br />
mit in eine andere Welt, gibt dir Mut, Spaß,<br />
oder es verändert den Blickwinkel.<br />
Wenn man sich <strong>als</strong> Zuschauer in<br />
„Barfuss“ daran erinnert, was die Liebe<br />
ist und wie viel Kraft sie hat, und<br />
dass dieses Gefühl etwas damit zu<br />
tun hat, offen auf einen anderen<br />
Menschen zuzugehen, ohne Vorurteile,<br />
mit einem wirklichen Interesse<br />
an dem anderen, dann kann einen<br />
das für einen Moment zu einem besseren<br />
Menschen machen ….<br />
… und im besten Fall noch eine ganze<br />
Weile danach, denn das ist es ja, was<br />
man sich von einem Film erhofft, dass er<br />
noch eine Weile nachwirkt. Es gibt ja viele<br />
Filme, da geht man hinein und sagt, okay,<br />
ich habe mich ganz gut unterhalten, jetzt<br />
gehen wir aber mal essen. Es gibt aber auch<br />
Filme, die berühren wirklich – gestern habe<br />
ich zum Beispiel mit meiner Frau den Film<br />
„Ray“ gesehen. Ich bin ganz sicher, davon<br />
wird was bleiben. Manchmal bewirken Fil-<br />
newsletter@filmstiftung.de – Deutschland 2005<br />
me auch etwas für das eigene Leben. Nach<br />
„Knockin´ on Heaven´s Door“ haben mir<br />
Leute gesagt, dass sie todkrank seien, und<br />
dass ihnen der Film Mut gemacht habe. Es<br />
ist schön, zu hören, dass ein Film so viel<br />
Kraft entwickeln kann.<br />
Gehört das zur Aufgabe eines<br />
Filmemachers, Mut zu machen? Oder<br />
sollen Filme unterhalten? Haben sie<br />
überhaupt eine Mission?<br />
Ich denke, das sollte in erster Linie jeder<br />
Filmemacher selbst entscheiden. Es gibt<br />
wunderbare Filme, die nichts mit der Realität<br />
zu tun haben, die einfach nur unterhalten.<br />
Es gibt aber auch ganz tolle starke<br />
Filme, die die Realität erzählen, und vor allen<br />
Dingen gibt es eine neue Akzeptanz für<br />
<strong>Dokument</strong>arfilme. Wir haben in Deutschland<br />
inzwischen sehr unterschiedliche Filme,<br />
mutige Geschichten, große Komödien,<br />
langsam setzen sich auch multikulturelle Filmemacher<br />
durch: Dieser bombastische, extrem<br />
verdiente Erfolg von Fatih Akins „Gegen<br />
die Wand“, das ist eine tolle Sache.<br />
Denkst du an den Erfolg eines<br />
Films, wenn du das Drehbuch liest,<br />
wenn du <strong>als</strong> Schauspieler mitarbeitest<br />
oder wenn du Regie führst?<br />
Wenn ich mich entscheide, einen Film<br />
<strong>als</strong> Produzent und oder Regisseur zu machen,<br />
denke ich schon daran, dass er beim<br />
Zuschauer funktionieren soll. Ich meine, es<br />
ist unglaublich arbeitsaufwendig, einen Film<br />
zu machen. Du arbeitest ein Jahr daran, und<br />
dann hast du vielleicht einen Verleiher, der<br />
den Film nicht ganz so gut findet wie du,<br />
oder du hast einen Kritiker, der den Film in<br />
fünf Minuten in die Tonne packt, oder du<br />
triffst gerade nicht den Nerv der Zeit. Wenn<br />
man vier Kinder hat und eine Familie, dann<br />
überlegt man sich das echt fünf Mal. Wenn<br />
ich mich <strong>als</strong>o entscheide, dann schon, weil
ale Perspektive Deutsches Kino „Edelweisspiraten“, Berlinale Perspektive Deutsches Kino<br />
ich glaube, dass der Film von vielen Leuten<br />
gesehen wird, den Anspruch habe ich.<br />
Und jetzt muss ich für die besagten vier<br />
Kinder etwas kochen…<br />
Okay, dann nur noch eine Frage:<br />
Gibt es etwas, das sich deiner Meinung<br />
nach am deutschen Film ändern<br />
muss?<br />
Ich glaube, der deutsche Film ist auf<br />
einem guten Weg, man könnte ihn noch<br />
ein bisschen stärker unterstützen. In NRW<br />
wird er unterstützt, in Hamburg haben sie<br />
die Förderung zusammen gestrichen, das<br />
war kein schönes Signal, gerade nach dem<br />
Erfolg von Fatih. Auch nicht, dass jahrelang<br />
die ganzen Gelder nach Hollywood fließen,<br />
anstatt sie in Deutschland zu halten. Aber<br />
hier tut sich in letzter Zeit was, da gibt es<br />
neue Ansätze.<br />
Mit Til Schweiger telefonierte Katharina Blum.<br />
Jeder Film hat sein eigenes Potenzial<br />
EIN INTERVIEW MIT<br />
TOM TYKWER, REGISSEUR<br />
Deutschland 2005 steht vor dem Umbruch.<br />
Die Sozi<strong>als</strong>ysteme werden umgebaut,<br />
die Kluft zwischen Arm und<br />
Reich wird immer größer, selbst die<br />
Mittelschicht fühlt sich vom Abstieg<br />
bedroht. Findet man dieses Land in<br />
den deutschen Filmen wieder?<br />
Aktuell findet man diese Probleme in<br />
den Filmen, die Popularität erringen, nicht<br />
wieder. Die Ausnahme sind solche, die präzise<br />
und überdurchschnittlich originell einen<br />
Ton treffen, in denen sich die Zuschauer<br />
wieder erkennen, mit allen Problemen, und<br />
die trotzdem unterhalten. „Die fetten Jahre<br />
sind vorbei“ und „Gegen die Wand“ liefern<br />
dafür Beispiele: Sie sind populär, ohne<br />
inhaltliche Kompromisse zu machen. Das<br />
finde ich sehr ermutigend, dass zwei Filme<br />
dieses Jahr über die Maßen etwas bewegt<br />
haben. Die Riesenhits dominieren zwar die<br />
deutsche Szene und sorgen für außerordentliche<br />
Zahlen, aber man merkt auch,<br />
dass die Leute sich dem deutschen Film<br />
gegenüber wieder geöffnet haben.<br />
Ist es überhaupt ein Kriterium für<br />
Filmemacher, Filme zu drehen, die die<br />
Menschen sehen wollen? Kann man<br />
Erfolg kalkulieren?<br />
Wenn man Filme macht, die keiner sehen<br />
will, hat man den f<strong>als</strong>chen Beruf gewählt.<br />
Aber nicht jeder Film kann mit dem<br />
gleichen Maß gemessen werden, jeder hat<br />
sein eigenes Potenzial. 700.000 Zuschauer<br />
sind für „Gegen die Wand“ eine enorme<br />
Zahl. Sieben Millionen erwartet da niemand.<br />
Es gibt aber auch kleinere Filme, die viel<br />
mehr auslösen könnten, wie etwa Michael<br />
Kliers „Farland“, Christoph Hochhäuslers<br />
„Milchwald“ oder Angela Schanelecs<br />
„Marseille“, der sogar in Cannes gelaufen<br />
ist. Das zeigt die Krise des deutschen Films:<br />
Der Kreis von Regisseuren, deren Filme ihr<br />
Publikum finden, ist unheimlich klein geworden.<br />
Man müsste schon im Mittelfeld<br />
viel größeres Interesse wecken. Das liegt natürlich<br />
auch daran, dass die Kinos mittlerweile<br />
gnadenlos von amerikanischen Verleihern<br />
dominiert sind. Und außer in Tageszeitungen<br />
– die würde ich da noch ausnehmen<br />
– geben die Medien kleineren Projekten<br />
keinen Raum.<br />
Welche Aufgaben haben Ihrer<br />
Meinung nach Filmemacher? Zu<br />
unterhalten, das Land, wie es ist,<br />
widerzuspiegeln, oder gar Utopien zu<br />
entwickeln?<br />
Weder noch. Man sollte einen Film<br />
machen, den man selbst gerne sehen würde.<br />
Er sollte eine individuelle Kraft besitzen<br />
und sich trotzdem mit der Gegenwart auseinander<br />
setzen. Ich glaube, wenn man einen<br />
Film dreht mit einem sozialen Vorsatz,<br />
kommt dabei eine pädagogische Schlaftablette<br />
heraus.<br />
Aber worum geht es: Den Zuschauer<br />
über seine desolate Lage<br />
aufzuklären oder ihm für 90 Minuten<br />
zu erlauben, seine desolate Lage zu<br />
vergessen?<br />
Ich kann mit der Polarisierung nichts<br />
anfangen. Jeder Film, der nur das eine oder<br />
nur das andere macht, liefert zu wenig. Es<br />
ist ja nichts dagegen einzuwenden, wenn<br />
ein Zuschauer im Kino gut unterhalten wird.<br />
Es geht ja keiner ins Kino, um schlechte<br />
Laune zu bekommen.<br />
Wann starten Sie mit Ihrem<br />
nächsten Projekt, der Verfilmung von<br />
„Das Parfüm“ nach Patrick Süßkind?<br />
Im Sommer 2005. Das ist alles ziemlich<br />
aufwändig, wild und sehr schön. Wir<br />
haben jetzt auch ein tolles Drehbuch, das<br />
ich mit Andrew Birkin und Bernd Eichinger<br />
zusammen geschrieben habe. Wir haben<br />
ein Jahr daran gesessen, aber jetzt beweist<br />
es, dass in dem Roman ein Film steckt, was<br />
viele nicht glauben wollten.<br />
Wieso lag zwischen Ihrem letzten<br />
Langfilmprojekt „Heaven“ (2002)<br />
und dem jetzigen so eine lange Pause?<br />
Das musste mal sein, um meine Gedanken<br />
in die Seele ziehen zu lassen. Man<br />
muss auch mal tief einatmen, man kann<br />
nicht immer nur ausatmen. Außerdem beschäftige<br />
ich mich jetzt bereits seit eineinhalb<br />
Jahren mit dem „Parfüm“.<br />
Sie drehen jetzt zum ersten Mal<br />
einen historischen Film. Welche Herausforderung<br />
bedeutet das für Sie?<br />
Jedes Bild im Film ist ja sowieso gestaltet<br />
und im Studio nachgebaut, egal welches<br />
Jahrhundert. Schön ist, dass hierbei natürlich<br />
die Erfindungskraft etwas mehr gefordert<br />
wird.<br />
Das Interview führte Anna Koskoda.<br />
Deutschland 2005 – newsletter@filmstiftung.de 25
„Allein“, Berlinale German Cinema „Aus der Tiefe des Raumes“, Berlinale German Cinema<br />
26<br />
Fragen, die einen bewegen<br />
VON HANNES STÖHR, REGISSEUR<br />
arum Filme machen?“, so einfach, so<br />
Wschwierig diese Frage. Ich habe erst<br />
drei lange Filme gemacht, bei jedem Film<br />
war der Ausgangspunkt ein anderer.<br />
Bei „Berlin is in Germany“ (2001) hörte<br />
ich von einer Bekannten, die im Brandenburger<br />
Knast <strong>als</strong> Sozialarbeiterin arbeitet,<br />
von Häftlingen, die noch vor der Wende<br />
<strong>als</strong> DDR-Bürger in den Knast gekommen<br />
waren und jetzt erst entlassen wurden. Da<br />
sitzt jemand irgendwo, kommt zurück, und<br />
alles ist anders <strong>als</strong> vorher. Diese absurde Vorstellung<br />
hat mich immer fasziniert. Ich besuchte<br />
die Häftlinge im Knast. Sie kannten<br />
die Welt zum Großteil nur noch über den<br />
Fernseher. Manche hatten einmal Freigang<br />
um die Ecke gehabt, mehr nicht. Einer von<br />
ihnen kam aus Ostberlin und kehrte elf Jahre<br />
nach der Wende zurück. Aus ihm wurde<br />
nach elf Drehbuchfassungen die Filmfigur<br />
Martin Schulz, die Jörg Schüttauf spielt.<br />
Der Weg dorthin war lang. Anfangs arbeitete<br />
ich wie ein Journalist, schrieb jedes Detail<br />
von jeder Biografie der verschiedenen<br />
Befragten auf. Zwischendrin erstickte ich in<br />
Material und war kurz vorm Aufgeben.<br />
Außerdem waren die Geschichten einfach<br />
auch oft sehr tragisch. Die Vorstellung, dass<br />
Martin Schulz wie ein Spiegel auf die Veränderungen<br />
der Wende in Ostberlin wirkt,<br />
und wahrscheinlich <strong>als</strong> Einziger die Wende<br />
noch mal wie im Zeitraffer erleben kann,<br />
brachte mich weiter. Er war wohl der Einzige,<br />
der mit naiven Augen sehen konnte,<br />
was sich alles verändert hatte. Waren das<br />
nun blühende Landschaften oder nicht ? So<br />
wurde „Berlin is in Germany“ auch ein Film<br />
über die Menschen vor meiner Haustür hier<br />
in Ostberlin. Aus den Gesprächen mit den<br />
Haftentlassenen aus Brandenburg bastelte<br />
ich mir die Kunstfigur Martin Schulz zusammen.<br />
Es gab einen Typen, der schon am<br />
Fahrscheinautomaten scheiterte. Ein anderer<br />
fand sein Haus nicht mehr und wollte<br />
Taxifahrer werden. Wiederum ein Anderer<br />
wollte um seine Frau und seinen Sohn<br />
kämpfen. Und viele landeten nach kurzer<br />
Zeit wieder im Knast, weil sie draußen einfach<br />
nicht klar kamen. Ein Film muss sowohl<br />
in seinem realistischen Umfeld, <strong>als</strong> auch <strong>als</strong><br />
Überhöhung funktionieren. Wenn man am<br />
Ende die Leinwand schwarz malt, muss<br />
man verstehen warum. Und wenn man einen<br />
Grund zur Hoffnung sieht, dann muss<br />
man auch verstehen können, warum. Mir<br />
fällt dazu immer der Satz von Erich Kästner<br />
ein: „ Wer immer nur das Schlechte sieht,<br />
wird böse, wer immer nur das Gute sieht,<br />
wird dumm.“ Jeder Film ist Ausdruck der<br />
Weltsicht seiner Macher. Für mich ist die<br />
Welt eine Tragödie, die ohne Humor gar<br />
nicht zu ertragen ist. Deshalb ist „Berlin is<br />
in Germany“ auch eine Tragikomödie geworden.<br />
Natürlich beschäftigte ich mich auch mit<br />
Alfred Döblins Franz Biberkopf aus „Berlin-<br />
Alexanderplatz“ oder dem Roman von Hans<br />
Fallada „Wer einmal aus dem Blechnapf<br />
fraß“ oder Reinhard Hauffs Film „Endstation<br />
Freiheit“. Es geht gar nicht um Kopieren<br />
oder kluges Zitieren, es geht darum, den<br />
Ausschnitt seiner Geschichte präzise zu<br />
wählen. Jeder Film sollte etwas aussagen<br />
über die Zeit, in der er spielt. Natürlich war<br />
„Berlin is in Germany“ auch ein Film des<br />
Schauspielers Jörg Schüttauf. Hätte er Martin<br />
Schulz nicht gespielt, alle Drehbuchversionen<br />
wären umsonst gewesen. Man<br />
muss vor allem auch eine Faszination für<br />
Menschen haben, um einen Film zu drehen.<br />
Mein zweiter Film, der WDR-Tatort<br />
„Odins Rache“ (2003), hat viel mit einem<br />
Ereignis aus dem Sommer 1997 zu tun. Ich<br />
lebte dam<strong>als</strong> in der Brunnenstrasse in einem<br />
Hausprojekt, welches eines Nachts von etwa<br />
100 gewaltbereiten Skinheads über-<br />
fallen wurde. Sie bewarfen das Haus mit<br />
Molotowcocktails und hatten den Arm erhoben<br />
zum Hitlergruß. Während es im ersten<br />
Stock schon brannte, öffneten wir die<br />
Dachluken und hoben die total verängstigten<br />
Kinder aufs Dach. Von dort aus<br />
konnten wir über die Dächer gehen und alle<br />
in Sicherheit bringen. Wir feuerten dann<br />
zurück mit Steinen von den Dächern. Wenn<br />
ich dam<strong>als</strong> eine Waffe gehabt hätte, ich<br />
glaube ich hätte geschossen. Meinen Hass<br />
und meine Ohnmacht in diesem Moment<br />
werde ich nie vergessen. Wer waren diese<br />
vom Hass geleiteten Menschen?<br />
Der WDR-Tatort hatte Interesse an einer<br />
Geschichte über die Neo-Nazis, und ich<br />
versuchte, die Gefühle von dam<strong>als</strong> in einen<br />
„Für mich ist die Welt eine<br />
Tragödie, die ohne Humor<br />
gar nicht zu ertragen ist.“<br />
Krimiplot bringen. Entscheidend war, einen<br />
Blickwinkel zu finden auf die rechtsradikale<br />
Szene. Außerdem sollten wir in Köln drehen.<br />
Köln ist nicht Berlin. Der Anfang war<br />
schwierig, und ich recherchierte über die<br />
Aussteigerorganisation „Exit“, ging zu bestimmten<br />
Fußballspielen oder durchforschte<br />
das Netz. Ich stieß auf den Brandanschlag<br />
von Solingen, und es gab seltsame Gerüchte,<br />
um die Beteiligung eines V-Mannes<br />
des Verfassungsschutzes an der Straftat. Ab<br />
da war der Krimi wie ein Schachspiel. Der<br />
V–Mann war der Zugang zu einem interessanten,<br />
aktuellen Blickwinkel. Bin ich dafür,<br />
dass man die rechtsradikale Szene mit<br />
V-Männern bekämpft? Die Antwort konnte<br />
für mich nur Ja heißen. Dann stellte sich<br />
die Frage: Was ist ein guter V-Mann? Die<br />
newsletter@filmstiftung.de – Deutschland 2005<br />
Recherche führte zu einer bitteren Erkenntnis.<br />
Je tiefer ein V-Mann im Sumpf<br />
steckt, desto besser sind seine Infos. Um die<br />
Figur des V- Mannes strickte ich den Krimi-<br />
Plot. Zwei Skinheads der militanten rechten<br />
Szene werden umgebracht. Beide waren<br />
angeklagt, bei einem Brandanschlag auf ein<br />
türkisches Lokal vor Jahren beteiligt gewesen<br />
zu sein. Rächen sich die Opfer von früher?<br />
Die zunächst im Verdacht stehende Familie<br />
Aydin hat ein wasserdichtes Alibi. Die<br />
beiden Kölner WDR-Kommissare Ballauf<br />
(Klaus Behrendt) und Schenk (Dietnar Bär)<br />
müssen im rechtsradikalen Milieu ermitteln,<br />
müssen die Strukturen des rechten Terrornetzwerkes<br />
verstehen. Sie arbeiten mit einem<br />
V–Mann des Verfassungsschutzes zusammen,<br />
der einerseits Informationen<br />
gibt, andererseits<br />
auch Infos zurückhält. Zum Erzählen<br />
dieses Plots kehrte ich immer<br />
wieder zurück zu meiner<br />
Ausgangsfrage. Wer sind diese<br />
Neonazis eigentlich? Und wie<br />
kann man sie wirksam bekämpfen?<br />
Ich denke, man sollte<br />
Filme machen über die Fragen, die einen<br />
bewegen.<br />
Der Ausgangspunkt von „One Day in<br />
Europe“ (2005) steckt schon in der deutschen<br />
Übersetzung des Titels. „Ein Tag in Europa“<br />
ist Gegenwart, oder man übersetzt<br />
„Eines Tages in Europa“, das ist Zukunft und<br />
könnte auch eine Utopie sein. Zu den spannendsten<br />
Seiten Berlins der letzten Jahre gehörte,<br />
dass man Menschen aus ganz Europa<br />
hier treffen konnte. Ich erinnere mich<br />
an Situationen, da stand man mit Russen,<br />
Franzosen, Ungarn, Polen, Türken, Spaniern,<br />
Norwegern, Tschechen, Engländern, Deutschen<br />
oder Italienern an der Bar und versuchte<br />
krampfhaft, ein vernünftiges Gespräch<br />
zu führen, meist auf Basic English<br />
oder Basic German, wenn einem die Wor-
„Sommersturm“, Berlinale German Cinema „Männer wie wir“, Berlinale German Cinema<br />
te in der jeweiligen Landessprache fehlten.<br />
Ich war ich in den letzten Jahren viel in Europa<br />
unterwegs, zuerst mit dem Rucksack<br />
dann mit dem Film „Berlin is in Germany“<br />
bei Kinostarts und Festiv<strong>als</strong>. Egal, ob Moskau,<br />
Budapest oder Warschau, Paris, London,<br />
Göteborg, Istanbul oder Barcelona,<br />
überall waren die „United States of Europe“<br />
Thema. Und überall stellte man sich dieselbe<br />
Frage: Europa schön und gut, aber<br />
wie reden wir miteinander ? Denglisch oder<br />
Spanglish, Franglais oder Frallemand?<br />
Und wie sollte ich einen Film machen<br />
über die unterschiedlichen Mentalitäten in<br />
Europa – was doch der Ausgangspunkt der<br />
Idee war? Mir fiel ein Satz ein, den ich auf<br />
meiner Filmschule, der DFFB, gelernt habe.<br />
Wenn du einen Film über die Post machen<br />
möchtest, dann mach´ einen Film über eine<br />
Briefmarke. Man kann unmöglich einen<br />
Film über ganz Europa machen und den Anspruch<br />
haben, allem gerecht zu werden.<br />
Welche Städte würde man nehmen? Die<br />
Städte sollten etwas aussagen über Europa.<br />
Außerdem sollten die Städte praktisch<br />
sein. Papier ist geduldig, aber ich wollte den<br />
Film ja auch noch drehen. In Berlin wohne<br />
ich, in Santiago de Compostela habe ich gewohnt,<br />
in Istanbul habe ich Freunde und<br />
kenne mich aus. Und Moskau ? Auch dort<br />
war ich schon paar Mal, habe Bekannte,<br />
aber kann man da drehen ? Egal Moskau<br />
muss dabei sein, denn über Europa nachzudenken<br />
und Moskau zu vergessen, das<br />
geht nicht. Aber was verbindet diese Städte<br />
? Jeder amerikanische Film, ob Scorcese,<br />
Jarmush oder Spielberg, verkauft uns en<br />
passant den American way of life. Aber was<br />
ist der European way of life ? Okay, alle Länder<br />
haben sich gegenseitig irgendwann Mal<br />
oder in naher Vergangenheit ganz heftig,<br />
barbarisch auf die Mütze gehauen. Nicht<br />
ausreichend, wenn man eine kulturelle Gemeinsamkeit<br />
sucht im Zeitalter 2000. Was<br />
sagt die Realität? Fußball, die Champions<br />
League, das ist doch der größte, gemeinsame,<br />
kulturelle Nenner. Fußball ist einfach,<br />
und Film muss auch einfach bleiben. Und<br />
Fußball schaut man überall, Religion hin<br />
oder her. Also fragte ich mich: Was wäre,<br />
wenn Galatasaray Istanbul gegen Deportivo<br />
La Coruna in Moskau im Champions-League-Finale<br />
spielen würde? In Moskau ginge<br />
es ab, in Istanbul sowieso, in Santiago<br />
de Compostela und in Berlin auch. Fußball<br />
<strong>als</strong> erzählerische Klammer, das hat Poesie,<br />
fand ich. Fußball <strong>als</strong> Leitmotiv. So, aber was<br />
„Der Film erzählt vom hier<br />
und jetzt, gleichzeitig<br />
berichtet er von einer Utopie.“<br />
passiert? Um Sprache sollte es gehen. Wie<br />
wäre es mir persönlicher Erfahrung? Reisen,<br />
Reisende in Europa. Jeder kennt das: Man<br />
kommt irgendwo an, wird bestohlen oder<br />
man verstrickt sich in eine blöde Situation,<br />
schon muss man reden, kann die Landessprache<br />
nicht, und schon wird es schwierig<br />
oder komisch. Vier einfache Geschichten<br />
sind daraus geworden. Eine Engländerin<br />
in Moskau, zwei Deutsche (Florian Lukas<br />
und Erdal Yildiz) in Istanbul, ein Ungar<br />
in Santiago de Compostela und zwei Franzosen<br />
in Berlin werden in Diebstähle verwickelt.<br />
Es ist der Tag des Champions-League-Finales<br />
zwischen Galatasaray und Deportivo,<br />
welches jede Stadt auf seine Art<br />
wahrnimmt. Es ist ein Film der kleinen Momente<br />
geworden, Momente die ich so oder<br />
ähnlich erlebt habe. Immer ging es mir um<br />
den europäischen Moment, das Aufeinandertreffen<br />
der verschiedenen europäischen<br />
Mentalitäten. Der Film erzählt vom<br />
hier und jetzt, gleichzeitig berichtet er von<br />
einer Utopie. Die United States of Europe<br />
wird es geben – irgendwann auch mit Istanbul,<br />
viel später mit Moskau. Die Frage ist,<br />
wie wir uns unterhalten. Ich tippe auf European<br />
English – mit den europaweit bekannten<br />
Wörtern Leitmotiv und kaputt, mit<br />
mise en scene und siesta, mit ciao und chill<br />
out area, mit wodka und mit merhaba.<br />
Warum Filme machen? Ich empfinde<br />
die Welt <strong>als</strong> eine große Tragödie, ohne Humor<br />
wäre sie nicht zu ertragen. Im Kino<br />
können wir lachen, über was man sonst<br />
nicht lacht. Wir können Leben<br />
leben, die wir nicht gelebt haben<br />
und nie leben werden.<br />
Wir können durch die Lupe<br />
des Films Dinge verstehen, die<br />
wir sonst nicht verstehen würden.<br />
Und wir können Utopien<br />
bauen, uns eine bessere Welt<br />
vorstellen. Was man sich nicht<br />
vorstellen kann, wird auch nie passieren.<br />
And last but not least ist Filmemachen ein<br />
Handwerk. Der Mensch lebt nicht vom Brot<br />
allein, Geschichten sind doch wie ein<br />
Grundnahrungsmittel, zumindest für den<br />
Kopf, das Herz und die Seele. Die einen<br />
backen Brötchen, andere machen Filme...<br />
Geist der<br />
Gegenwart<br />
VON ANDREAS DRESEN,<br />
REGISSEUR<br />
ohlstand ist tödlich – für die Kreati-<br />
Wvität jedenfalls. Das hat die Geschichte<br />
immer wieder gezeigt. Meist blühte<br />
die kulturelle Szene eher dann, wenn es<br />
gesellschaftlich oder politisch kriselte. In<br />
Phasen großer sozialer und politischer<br />
Spannungen, von Orientierungssuche und<br />
gesellschaftlicher Polarisierung ist es natürlich<br />
anregender, in Auseinandersetzung<br />
und Kommunikation einzutreten, <strong>als</strong> wenn<br />
man satt und zufrieden ist und es allen gut<br />
geht. Und uns ging es lange sehr, sehr gut!<br />
Hinzu kommt aber auch, dass es immer<br />
leichter ist, sich gegen Dinge zu wehren,<br />
wenn sie sich eindeutig zeigen. Hierzulande<br />
hingegen erscheinen die Strukturen oft eher<br />
schwammig, wie im Nebel. Ein wirklicher<br />
„Feind“, den man bekämpfen möchte, der<br />
emotionalisiert oder auch Hass weckt, ist<br />
sehr schwer auszumachen. Der demokratische<br />
Konsens verhindert in gewisser Weise<br />
zugespitzte Haltungen. Dabei gehören Liebe<br />
und Hass doch zu den Grundpfeilern<br />
dramatischen Erzählens! Das Problem einer<br />
Filmkultur kann werden, wenn es keine<br />
wirklichen Probleme gibt.<br />
Das hat sich in den letzten Jahren allerdings<br />
zum Teil verändert. Mitte der 90er Jahre<br />
gab es so gut wie keine radikal erzählten<br />
Filme. Das deutsche Kino war am Boden.<br />
Heute hingegen arbeitet es, und ich<br />
bin im Großen und Ganzen sehr erfreut<br />
über das, was sich auf den Leinwänden tut.<br />
Es gibt eine Menge verschiedener Handschriften<br />
und auch unterschiedliche Genres,<br />
die bedient werden. Unsere Kinoszene<br />
ist sehr viel farbiger geworden, und es gibt<br />
eine Reihe von Filmen, die sich mehr und<br />
mehr der Realität stellen. Manchmal würde<br />
ich mir das zwar noch radikaler wünschen,<br />
aber nichtsdestotrotz ist eine Ent-<br />
Deutschland 2005 – newsletter@filmstiftung.de 27
„Männer wie wir“, Berlinale German Cinema „Agnes und seine Brüder“, Berlinale German Cinema<br />
wicklung in diese Richtung zu sehen, gerade<br />
bei jungen Filmemachern. Die neuen Techniken<br />
erlauben es, mit kleineren Budgets zu<br />
arbeiten und rotzigere Geschichten dicht<br />
am Alltag zu produzieren. Diese Filme sind<br />
oft auch deshalb die radikaleren, weil man<br />
bei kleinen Budgets von weniger Ängsten<br />
getrieben wird, und die Chance dadurch<br />
größer ist, es „aus sich sprechen zu lassen“,<br />
Dinge zuzulassen, die vielleicht jenseits des<br />
Bewussten liegen. Das nimmt den Produktionen<br />
die Bravheit.<br />
Im Idealfall setzt dann in der Filmlandschaft<br />
ein Prozess ein wie beim Billardspielen:<br />
Eine Kugel stößt gegen die andere,<br />
und es entstehen Bewegungen, geistige,<br />
ästhetische Bewegungen. Einer macht<br />
etwas, und andere fühlen sich angeregt.<br />
Man spielt sich Bälle zu. Ein Film wie „Gegen<br />
die Wand“ etwa wird weiter zu Radikalität<br />
anregen. Und die Filmlandschaft ist<br />
darüber hinaus in einen weltweiten Prozess<br />
eingebunden, der beispielsweise Ende der<br />
90er auch auf Deutschland wirkte. Als ich<br />
„Nachtgestalten“ gemacht habe, hatten<br />
mich die Filme von Ken Loach oder Mike<br />
Leigh schon lange interessiert, sie haben<br />
mich inspiriert. Und kurz zuvor hatten Wolfgang<br />
Becker „Das Leben ist eine Baustelle“<br />
und Jan Schütte „Fette Welt“ herausgebracht<br />
– ein Anfang in Richtung eines radikaleren<br />
Realismus war <strong>als</strong>o gemacht, von<br />
dem dam<strong>als</strong> keiner gedacht hätte, dass er<br />
in Deutschland möglich wäre. An „Nacht-<br />
28<br />
„Mitte der 90er Jahre gab<br />
es so gut wie keine radikal<br />
erzählten Filme.“<br />
gestalten“ hatte vor der Berlinale 1999 keiner<br />
geglaubt, der Film war über Jahre hinweg<br />
hart erkämpft.<br />
Aber so ist das immer: Plötzlich entsteht<br />
ein neuer Geist, und das hat wohl etwas mit<br />
einem gemeinsamen Empfinden für die<br />
Welt zu tun. Wer sich dafür öffnet, dessen<br />
Filme spiegeln das in irgendeiner Form. Dies<br />
geschieht in letzter Zeit auf sehr wohl tuende<br />
Art. Und auch, wenn es<br />
manchmal bitter erscheint,<br />
dass sich das Publikum aus<br />
den deutschen Produktionen<br />
noch eher die mainstreamorientierten<br />
Komödien aussucht,<br />
so muss man doch<br />
festhalten, dass letztlich jeder<br />
erfolgreiche deutsche Film<br />
auch einem alternativen, anderen<br />
Kino hilft. Insofern sollte man froh<br />
darüber sein, das Publikum in der gegenwärtigen<br />
gesellschaftlichen Situation ein<br />
Stück weit zurück erobern zu können. Und<br />
wir müssen dieses Vertrauen rechtfertigen,<br />
in dem wir immer wieder Mut zu neuen<br />
Wegen beweisen.<br />
Das Publikum sucht Ablenkung<br />
VON JAKOB CLAUSSEN<br />
piegeln die in Deutschland gedrehten<br />
SFilme die Realität des Landes wider? Die<br />
fünf erfolgreichsten deutschen Filme im<br />
Jahre 2004 sind „(T)Raumschiff Surprise“,<br />
„7 Zwerger“, „Der Untergang“, „Der Wixxer“<br />
„Lauras Stern“. Mit „Bibi Blocksberg 2“,<br />
der auf Platz 6 folgt, ist der Club der deutschen<br />
Zuschauermillionäre in 2004 komplett.<br />
Drei Viertel aller deutschen Zuschauer,<br />
die sich 2004 deutsche Filme angesehen<br />
haben, waren in diesen sechs Filmen. Das<br />
vierte Viertel verteilt sich auf über siebzig<br />
weitere deutsche Filme.<br />
„(T)Raumschiff Surprise“, „7 Zwerge“<br />
und „Der Wixxer“ spielen in der Vergangenheit,<br />
der Zukunft oder einer fiktiven,<br />
nicht näher erklärten Zeit. Die drei Filme<br />
wurden zu wesentlichen Teilen im Studio<br />
gedreht. Ebenso wie „Bibi<br />
Blocksberg 2“, der zwar im<br />
Jetzt angesiedelt ist, aber <strong>als</strong><br />
Kinderfilm von seinen Fantasy-Elementen<br />
lebt. „Lauras<br />
Stern“ ist ein Kinder-Zeichentrickfilm.<br />
„Der Untergang“<br />
hat es sich zum Ziel gesetzt,<br />
akribisch genau zu zeigen,<br />
wie es dam<strong>als</strong> im Führerbunker zugegangen<br />
ist.<br />
Keiner dieser Filme hat wirklich und dezidiert<br />
mit dem heutigen Deutschland zu<br />
tun. Interpretiert man den Umstand, dass<br />
diese Filme so überaus erfolgreich sind,<br />
muss man wohl erkennen, dass die meisten<br />
Zuschauer im Kino von der Realität unseres<br />
Landes abgelenkt werden wollen.<br />
Aber wie ist dies mit dem Umstand in<br />
Einklang zu bringen, dass „... eine Wiederkehr<br />
des Politischen unter den stilbildenden<br />
Gruppen in Deutschland zu beobachten ist.<br />
Nicht <strong>als</strong> Durchschnittsphänomen, aber unter<br />
denen, die den Takt vorgeben. Die Fra-<br />
newsletter@filmstiftung.de – Deutschland 2005<br />
ge der Politik, die die jungen Leute wieder<br />
umtreibt, betrifft weder das Erlebnis von<br />
Handlungsfähigkeit noch das Wissen um eine<br />
bessere Welt, sondern die Frage, wie wir<br />
leben wollen“? (Zitat: „Glück in der Politik“<br />
von Heinz Bude, DIE ZEIT vom 5. Januar<br />
2005)<br />
Ist es nicht auch eine der wesentlichen<br />
Aufgaben des Kinos, sich zumindest gesellschaftspolitisch<br />
einzumischen, zu beteiligen,<br />
Stellung zu beziehen und mitzugestalten?<br />
Oder kann man im Kino in<br />
Deutschland nur Erfolg haben, wenn man<br />
genau das nicht tut?<br />
Die erste Frage kann nur mit einem eindeutigen<br />
JA beantwortet werden. Und für<br />
die zweite gibt es ein klares NEIN. Neben<br />
einigen, im Kino teilweise außerordentlich<br />
erfolgreichen <strong>Dokument</strong>arfilmen haben<br />
Spielfilme wie „Gegen die Wand“ oder<br />
„Die meisten Zuschauer<br />
wollen im Kino von der<br />
Realität unseres Landes<br />
abgelenkt werden.“<br />
„Kroko“ das im letzten Jahr eindrucksvoll<br />
und äußerst unterhaltsam bewiesen. Und<br />
mit „Zucker“ sowie „Sophie Scholl – Die<br />
letzten Tage“ hat das neue Jahr bereits sehr<br />
viel versprechend begonnen!
„Kammerflimmern“, Berlinale German Cinema „Kebab Connection“, Berlinale German Cinema<br />
Unterhaltung plus Poesie<br />
VON OSKAR ROEHLER, REGISSEUR<br />
ch bin mit den Entwürfen, wie unsere Ge-<br />
Isellschaft dargestellt wird, <strong>als</strong>o auch in<br />
den neueren deutschen Filmen, nicht immer<br />
einverstanden. Sie nehmen sich selber<br />
zu ernst (das ist ein Vorwurf, den ich mir für<br />
meine früheren Filme in gewissem Sinne<br />
vielleicht auch machen kann) und sind dann<br />
zum Teil auch zu pathetisch. Der Film, der<br />
für mich ein Highlight darstellt, das war<br />
„Muxmäuschenstill“. Der war was Neues.<br />
Der verkörperte wirklich ein anarchisches<br />
Prinzip, gemischt mit einer ganz kalkulierten,<br />
witzigen Intelligenz auf hohem Niveau.<br />
Ich habe gegen die anderen Filme natürlich<br />
nichts und bin auch froh, dass es sie<br />
gibt. Weil daraus dann auch etwas entsteht,<br />
man lernt ja mit jedem Schritt, der<br />
unternommen wird. Da baut sich dann<br />
auch eine Industrie auf. Das sind vielleicht<br />
die Anfänge von so einer intelligenten<br />
Selbstreflexion.<br />
Dass Künstler gesellschaftliche Utopien<br />
entwickeln, wäre natürlich am allerbesten.<br />
Aber so weit sind wir noch nicht. Das wäre<br />
dann der nächste Schritt, dass du wirklich<br />
so Parabeln entwirfst, die die Gesellschaft<br />
reflektieren. Ich denke an Filme wie<br />
„American Beauty“ beispielsweise. Der<br />
Mann, der das geschrieben hat, hat sich<br />
zwanzig Jahre von Fernsehserie ernährt. Da<br />
steckt eine Menge Routine und dramaturgisches<br />
Wissen dahinter. Und das ist halt<br />
das, was uns allen am meisten fehlt, was<br />
vielleicht <strong>als</strong> einziger jemand wie Bernd Eichinger<br />
in Deutschland hat. Was man lernen<br />
muss:<br />
Es gibt tausend Tricks, wie man einen<br />
Film machen muss und kann. Es gibt tausend<br />
Regeln für eine Komödie, und die<br />
muss man verinnerlichen. Es nützt ja nichts,<br />
wenn man da in einen Kurs geht und die<br />
zwei Wochen lernt. Das lernst Du nur, wenn<br />
Du im Kino sitzt und mitkriegst, wo sie wirklich<br />
lachen.<br />
Man macht Filme auch aus einer bestimmten<br />
Persönlichkeitsstruktur heraus, die<br />
einem vielleicht auch vorgibt, dass man mit<br />
Menschen anders, eben über Kunst kommuniziert.<br />
Sonst hätte man ja auch Manager<br />
oder so werden können. Ich brauche<br />
das Medium auch zur Auseinandersetzung<br />
mit anderen Leuten, oder ich schiebe das<br />
vor, weil ich sonst nicht weiß, was ich mit<br />
anderen Menschen anfangen kann. Ich bin<br />
kein kommunikativer Mensch. Ich bin im<br />
„Ich glaube, dass kulturell in<br />
Deutschland in den nächsten<br />
zwanzig Jahren eine unheimliche<br />
Blütezeit entstehen kann.“<br />
Prinzip jemand, der wochenlang nicht vor<br />
die Tür gehen muss. Ich fange in dem Moment<br />
an zu kommunizieren, in dem ich meine<br />
Idee vermitteln muss. Ich mag auch diesen<br />
Lebensrhythmus, den Wechsel zwischen<br />
den Phasen des Schreibens und des<br />
Drehens, das ist ein gutes Gegengewicht.<br />
Ich glaube, die Leute hier in Deutschland<br />
sind unglaublich themenorientiert. Die<br />
haben keinen Riecher für irgendwas, was<br />
poetisch wäre. Die gucken sich eben „Stauffenberg“<br />
im Fernsehen an oder rennen in<br />
den Hitlerfilm, weil sie glauben, dass sie da<br />
jetzt Bildung nachholen müssen. Es gibt ja<br />
so eine Wunschvorstellung, was Filme erreichen<br />
können: Die Menschen zwei Stunden<br />
in eine andere Welt entführen und ihnen<br />
etwas mitgeben, was für sie selber, für<br />
ihren Umgang mit anderen Menschen vielleicht<br />
auch entscheidend ist. Wobei das letztere<br />
dann auch wieder so ein moralischer<br />
Zeigefinger ist, das gefällt mir eigentlich gar<br />
nicht. Ich glaube, es genügt vollkommen,<br />
wenn du es schaffst, jemanden in eine andere<br />
Welt zu versetzen. Aber dann ist wieder<br />
die Frage, in was für eine Welt? Die reinen<br />
Unterhaltungsfilme, wenn sie halbwegs<br />
gut gemacht sind, schaffen das ja auch,<br />
hinterlassen aber nichts. Für mich ist die Poesie<br />
bei einem Film entscheidend, Unterhaltung<br />
plus Poesie. Jemand muss aus dem<br />
Kino kommen und fasziniert sein von der<br />
Welt, die er gesehen hat, muss die mitnehmen<br />
können, sie für eine Weile in seinem<br />
Herzen bewahren können.<br />
Ich habe das Gefühl,<br />
dass wir uns heute wieder<br />
da befinden, wo wir uns in<br />
den 60ern schon mal befunden<br />
haben. Es gibt heute<br />
wieder so eine gewisse<br />
Awareness, auch international.<br />
Wir reflektieren heute<br />
unser Land mehr oder<br />
minder gut, die Stimmungslage, stehen da<br />
auch so ein bisschen drüber und sind auch<br />
unterhaltend. Für mich waren die 90er ein<br />
absoluter Rückschritt, im Prinzip eine<br />
Wiederholung der 50er. Das war so eine absolut<br />
restaurative, dümmliche, reaktionäre<br />
Welle. Diese ganzen Beziehungskomödien,<br />
die Versuche, Starkomödien zu machen und<br />
dabei wieder auf die primitivsten Bestandteile<br />
deutscher Unterhaltung zurückzugreifen,<br />
die du eigentlich schon aus Lieselotte-Pulver-<br />
und Heinz-Rühmann-Filmen<br />
kennst. Da war auch nichts Subversives dabei.<br />
Ich habe dam<strong>als</strong> ja angefangen und<br />
echt so ein bisschen Pionierarbeit geleistet<br />
mit „Silvester Countdown“ und diesen Filmen.<br />
Die gab es ja dam<strong>als</strong> überhaupt nicht.<br />
Wenn man sich den Zustand unserer<br />
Gesellschaft jetzt anguckt, dann kann man<br />
wirklich nur auf diese aufgeklärte Generation<br />
hoffen, die jetzt zwischen zwanzig und<br />
dreißig ist. Die wieder anfängt nach Berlin<br />
zu ziehen, sich für Kultur zu interessieren<br />
und so ein waches Bewusstsein hat. Ich persönlich<br />
habe vieles in diesem Land abgeschrieben,<br />
die Hoffnung komplett aufgegeben,<br />
dass sich das jem<strong>als</strong> noch mal zum<br />
Besseren wendet. Ich habe das Gefühl, dass<br />
wir langsam, aber stetig in so eine Grauzone<br />
abtauchen. Das kann man am Bewusstsein<br />
der Leute festmachen und an der Unfähigkeit<br />
der Politik. Kulturell sieht das anders<br />
aus. Ich glaube, dass kulturell in Deutschland<br />
in den nächsten zwanzig Jahren eine<br />
unheimliche Blütezeit entstehen kann. Ich<br />
bin überzeugt, dass sich da viel bewegt in<br />
den Köpfen, die haben sich alle unheimlich<br />
emanzipiert und können jetzt auch loslegen.<br />
Das ist alles sehr demokratisch geworden,<br />
du brauchst die großen Majors nicht mehr.<br />
Wenn du Billy Wilder bist und so intelligente<br />
Dialoge schreiben kannst, kannst du zwei<br />
Leute auf eine Wohnzimmercouch setzen<br />
und die Videokamera einschalten, das kostet<br />
dann zwanzig Euro. Du kannst einen<br />
Film machen, mit dem du fünf Millionen<br />
reinkriegen kannst, wenn du wirklich gut<br />
bist. No Problem. Die ganzen erfolgreichen<br />
Filme, auch „Halbe Treppe“ etwa, haben ja<br />
nichts gekostet. Auf diesem Independent-<br />
Level, da wird unheimlich viel passieren.<br />
Aufgezeichnet von Christian Seebaum.<br />
Deutschland 2005 – newsletter@filmstiftung.de 29
Das Ende des ironischen Zeitalters<br />
VON MICHAEL SCHMID-OSPACH<br />
indet dieses Land mit seinen großen Brü-<br />
Fchen und Themen auf der Leinwand<br />
statt? Eine Frage, die Filmförderer weit weniger<br />
angeht <strong>als</strong> Filmemacher? Sollte Filmförderung<br />
nicht in erster Linie daran interessiert<br />
sein, Finanzierungsstrukturen zu<br />
durchleuchten, Vertriebe zu aktivieren, Produzenten<br />
zu stärken? Ja, das sollte sie, sie<br />
sollte sich darum kümmern, dass Gelder in<br />
deutsche Filme fließen, dass die unterschiedlichsten<br />
Ideen und Projekte eine<br />
Chance bekommen, realisiert zu werden,<br />
dass eine gut funktionierende Filmlandschaft<br />
im Land existiert und die regionale<br />
Branche stabilisiert wird, dass der Nachwuchs<br />
eine dauerhafte Chance bekommt.<br />
Nur, und man kann es nicht oft genug<br />
betonen, Filmförderung hat zwei Ziele: den<br />
wirtschaftlichen Erfolg voran zu bringen und<br />
die Kultur zu befördern oder umgekehrt. Erfolg<br />
und Anspruch müssen sich nicht ausschließen,<br />
das zeigen nicht nur Erfolge wie<br />
„Good bye, Lenin!“ oder die <strong>Dokument</strong>ation<br />
„Tour d`Enfer“! Es gilt auch jene Filme<br />
zu stärken, die von ihrer Erzählstruktur her<br />
schwierig sind, kantiger, weniger gefällig,<br />
die nicht auf Anhieb das große Publikum erreichen,<br />
aber ein kleines, und das mit Wucht<br />
und Nachhaltigkeit. Niemand hat so recht<br />
geglaubt, dass „Alles auf Zucker“ ein großes<br />
Publikum findet, wo er doch schon bald<br />
nach dem Filmstart seine Fernsehausstrahlung<br />
hat. Niemand? Doch, vor allem<br />
die Produzentin, der Verleih und der Sender<br />
haben daran geglaubt, und wir haben<br />
diesen Glauben unterstützt. Es sahen den<br />
Film über 70.000 Besucher am ersten Wochenende<br />
mit einem überragenden Kopienschnitt<br />
von über 1000.<br />
Film greift auf die ein oder andere Art<br />
gesellschaftliche Fakten auf, entweder indem<br />
er die Befindlichkeit der Menschen<br />
„Alles auf Zucker“, Berlinale German Cinema<br />
schlicht darstellt, geheime Wünsche zu entdecken<br />
sucht oder bewusst zum Nachdenken<br />
auffordert, Stachel setzt, wo man<br />
sich sicher glaubte. In wenigen, nicht sehr<br />
glücklichen Momenten der Geschichte ist<br />
der Film zum Mittel zum Zweck gemacht<br />
worden, missbraucht, um Menschen für eine<br />
niederträchtige Idee zu begeistern. Doch<br />
genau dort kann man ansetzen, an jenem<br />
Verdummungsprozess, den Film andererseits<br />
auf die wunderbarste Weise mit zu verhindern<br />
weiß. Dann nämlich, wenn er eingebettet<br />
ist in eine Kultur des Films, wenn<br />
man frühzeitig lernt, Bilder zu interpretie-<br />
„Genau dort kann man<br />
ansetzen, an jenem<br />
Verdummungsprozess,<br />
den Film andererseits auf<br />
die wunderbarste Weise<br />
mit zu verhindern weiß.“<br />
ren, ganz so wie man lernt literarische Texte<br />
zu verstehen. Wenn er gehegt wird und gepflegt,<br />
wenn Politiker die Branche ernst nehmen.<br />
Und das tun sie immer mehr, und das<br />
ist erfreulich! Der französische Filmhistoriker<br />
André Bazin hat es auf den Punkt gebracht,<br />
wenn er schreibt: „Filmkultur ist<br />
nicht nur notwendig, damit wir die Filme<br />
besser verstehen lernen … sie hilft uns auch,<br />
die Ideen zu erkennen, die der Film unter<br />
dem betrügerischen Deckmantel der Realität<br />
in unser Unterbewusstsein einschmuggeln<br />
will“.<br />
Gleichsam gibt es eine kulturelle Aufgabe,<br />
und es gibt die gesellschaftliche Realität,<br />
die da heißt: Deutschland verändert<br />
sich stark und das nicht nur in der Organisation<br />
der Sozi<strong>als</strong>ysteme. Die Wirtschaft ver-<br />
ändert sich, Stellenabbau wird zur alltäglichen<br />
Sorge, Hartz IV zum neuen deutschen<br />
Alarmwort und die Situation an Schulen<br />
und in den Krankenhäusern ist ebenfalls<br />
nicht viel besser.<br />
Die Frage ist, wie der Film auf diese Veränderung<br />
reagiert. Noch vor wenigen Jahren<br />
wäre die Frage nach der gesellschaftlichen<br />
Relevanz eines Films ein garantierter<br />
Partykiller gewesen. Doch die Party ist vorbei,<br />
es gibt eine neue Ernsthaftigkeit, das<br />
ironische Zeitalter neigt sich dem Ende zu.<br />
Aber ist es überhaupt die Aufgabe von Film,<br />
auf gesellschaftliche Veränderungen zu reagieren?<br />
Oder anders gefragt:<br />
Warum macht man überhaupt<br />
Filme? Um Geld zu verdienen?<br />
Weil es einem zu peinlich ist,<br />
zum Psychiater zu gehen? Um<br />
die Welt zu verbessern? Zu<br />
unterhalten? Die Antworten<br />
darauf sind vielfältig, verlieren<br />
sich in einem konsequenzlosen<br />
Sowohl-<strong>als</strong>-auch: Film soll sowohl<br />
unterhalten <strong>als</strong> auch anspruchsvolle<br />
Geschichten erzählen,<br />
er soll sowohl weltverbessernd wirken<br />
<strong>als</strong> auch nicht langweilen, er soll tiefgründig<br />
sein und gleichsam so allgemeingültig,<br />
dass er Millionen von Zuschauern in<br />
die Kinos lockt, und so weiter.<br />
Interessanter scheint da die Frage nach<br />
den Einzelwerken, nach den vielen starken<br />
Geschichten, mit denen wir das ganze Jahr<br />
konfrontiert sind. Da gibt es jene, die „nur“<br />
die gesellschaftliche Realität widerspiegeln,<br />
die sozusagen <strong>als</strong> Indikator für das menschliche<br />
Zusammenleben unserer Zeit dienen,<br />
da gibt es jene, die uns innehalten lassen<br />
im hektischen Alltag, und da gibt es Filme,<br />
die sich in den politischen und sozialen Diskurs<br />
einmischen, die Stellung beziehen und<br />
uns direkt oder indirekt auffordern, eine Haltung<br />
einzunehmen.<br />
30 newsletter@filmstiftung.de – Deutschland 2005<br />
Wenn zum Beispiel ein viel zitierter Film<br />
wie „Die fetten Jahre sind vorbei“ vor Augen<br />
führt, dass man der wirtschaftlichen<br />
Veränderung mit der simplen Frage nach<br />
gerechter Verteilung der Mittel begegnen<br />
darf ohne <strong>als</strong> „Retro“ zu gelten, so ist das<br />
eine radikale Form des Filmemachens, die<br />
für die Diskussion wohltuend ist.<br />
Oder wenn Filme wie „Yugotrip“ von<br />
Menschen erzählen, die aus einem kriegsverwüsteten<br />
Land zu uns gekommen sind,<br />
um in Frieden zu leben, die jedoch den Krieg<br />
in den Seelen nicht auslöschen können.<br />
Oder wenn „Die syrische Braut“ (Kinostart:<br />
17. März!) in eindrucksvollen Bildern darstellt,<br />
was der Konflikt in Israel/Palästina für<br />
eine einzelne Familie bedeutet, dann helfen<br />
diese Geschichten, hinter den Schlagzeilen<br />
in der Tagesschau und der Vermarktung<br />
in Krimis, persönliche Schicksale<br />
zu sehen. Sicher, Film macht die Menschen<br />
nicht zwingend besser, aber er kann<br />
helfen, die eigenen Erlebnisse in einem gesamtgesellschaftlichen<br />
Rahmen einzuordnen<br />
oder emotionale Sorgen zu teilen.<br />
Im Fernsehen wie im Kino gibt es den<br />
Strom der Unterhaltungswellen, von den<br />
Zehnerstaffeln „Lauter tolle Mädels“ bis zu<br />
dem großen Heer der Kommissare und<br />
Kommissarinnen, deren Gesellschaftsbilder<br />
wir oft gar nicht mehr analysieren. Im Kino<br />
kommen die meisten Filme dieser Art<br />
über den Teich. Gerade das deutsche Kino,<br />
auf dem Weg nach Europa, darf sich – weder<br />
von quicken TV-Managern noch von<br />
den eigenen Ängsten – seine großen Chancen<br />
abkaufen lassen. So viel Geld und so viel<br />
guter Wille für ein Kino dieser Art war noch<br />
nie da.
Ein verwunschener Park, in dem<br />
eine Leiche gefunden wird,<br />
ein alter Baum, in dessen Wipfel<br />
eine zusammen gezimmerte<br />
Hütte Zuflucht bietet, ein träg<br />
dahin fließender Fluss, an<br />
dessen Promenade der finale<br />
Kuss romantisch in Szene<br />
gesetzt werden kann: Urbane<br />
Natur-Oasen lassen sich drama-<br />
turgisch vielfältig einsetzen.<br />
Inspirierende Vorlagen dafür<br />
haben die Location-Scouts aus<br />
NRW für unsere Location-Seite<br />
des Berlinale-Newsletter aus-<br />
gewählt. Die vorgestellten Bilder<br />
und viele mehr präsentiert die<br />
Filmcommission NRW auch auf<br />
den Seiten ihrer Motivdatenbank<br />
www.locationnrw.de.<br />
Grüne Lungen<br />
LocoMotiv<br />
Tel. (0221) 1207821;<br />
info@locomotiv.de<br />
ZeitRaumRechercheLocation<br />
Te.: (0221) 132527<br />
stefanmoeller@goldmail.de<br />
Location – newsletter@filmstiftung.de 31
Der vierte König<br />
Eine Weihnachtsgeschichte vom vierten König,<br />
der ein bisschen zu spät nach Bethlehem kam<br />
– erzählt von seinem Kamel: Viel versprechend<br />
hört sich die Story des animierten Weihnachtsfilms<br />
„Der vierte König“ an, den die<br />
Alexandra Schatz Filmproduktion ab<br />
Anfang April realisiert. Der Film von Produzentin<br />
Alexandra Schatz und den Koproduzenten<br />
Ted Sieger (Schweiz), Michael Ekbladh<br />
(Schweden) und John Bullivant (Großbritannien)<br />
entsteht im Kölner TrickStudio Lutterbeck<br />
für den WDR (Redaktion: Manuela<br />
Lumb), Channel 4 (Jan Younghusband)<br />
und SF DRS (Susann Wach). Das<br />
Buch stammt von John Chambers, Ted Sieger<br />
und Michael Ekbladh, der bei dieser Kinoproduktion<br />
gemeinsam mit Ted Sieger auch<br />
Regie führt.<br />
Alexandra Schatz Filmproduktion,<br />
Tel. (0511) 393315;<br />
alexandra.schatz@t-online.de<br />
Endspiel im Kosovo<br />
Während der Kriegsgerichtshof in Den Haag<br />
noch über die Verbrechen von Slobodan Milosevic<br />
verhandelt, entsteht dazu ein TV-Drama:<br />
Charles Binamés „Enspiel im Kosovo”,<br />
eine Koproduktion der kanadischen Galafilm<br />
Productions und der Kölner Tatfilm in Zusammenarbeit<br />
mit WDR/arte und dem kanadischen<br />
Sender CTV. Binamé hat die Dreharbeiten<br />
in Montreal, Düsseldorf, Köln, Troisdorf,<br />
Rheinbach und Mönchengladbach am 9.<br />
Dezember abgeschlossen. Der Polit-Thriller, den<br />
Christine Ruppert und Arnie Gelbart produzieren,<br />
erzählt von der Kanadierin Louise Arbour,<br />
die <strong>als</strong> Chefanklägerin in Den Haag gegen<br />
massive Widerstände aus allen Lagern ihren<br />
Kampf gegen die Kriegsverbrecher in Ex-Jugoslawien<br />
führt. Voraussichtlich läuft der Film<br />
im Sommer 2005 auf arte.<br />
Tatfilm, Tel. (0221) 33000;<br />
info@tatfilm.de<br />
32<br />
Heino Ferch und Wendy Crewson in „ Endspiel<br />
im Kosovo“. Foto: Galafilm Inc. / Bertrand Calmeau<br />
„Der vierte König“ hat Weihnachten verpennt. Foto: Schatz Filmproduktion<br />
Papa und Mama<br />
Dieter Wedel hat die Dreharbeiten für seinen<br />
neuen Film „Papa und Mama“, der in<br />
Bonn, Köln, Düsseldorf und Mallorca entstanden<br />
ist, Mitte Dezember beendet. Die Geschichte<br />
nach einem Buch von Wedel selbst<br />
dreht sich um das Thema Scheidung, allerdings<br />
auch mit einem Augenzwinkern. Jürgen Kriwitz<br />
und die Berliner MedienKontor Movie<br />
GmbH produzieren den Film für das ZDF<br />
(Redaktion: Caroline von Senden und Pit<br />
Rampelt). Ein Ausstrahlungstermin steht noch<br />
nicht fest.<br />
Medienkontor, Tel. (030) 254320;<br />
info@medienkontor.de<br />
Emmas Glück<br />
Vor der Nachricht seines baldigen Krebstodes<br />
will Max (Jürgen Vogel) an den schönsten<br />
Platz der Welt flüchten: Mexiko. Als er auf dem<br />
Hof der wackeren Schweinezüchterin Emma<br />
(Jördis Triebel) landet, erkennt er jedoch,<br />
dass wahres Glück viel näher liegt. Wüste Film<br />
West realisiert in Zusammenarbeit mit dem<br />
SWR (Redaktion: Sabine Holtgreve) das<br />
Melodram „Emmas Glück“ im kommenden<br />
Mai an Drehorten in NRW. Regie führt Sven<br />
Taddicken nach einem Buch von Ruth Toma.<br />
An der Kamera steht Daniela Knapp.<br />
Für das Casting haben die Produzenten Hejo<br />
Emons, Stefan Schubert und Ralph<br />
Schwingel Casterin Simone Bär beauftragt.<br />
Als weiterer Darsteller konnte bereits Hinnerk<br />
Schönemann für das Projekt gewonnen werden,<br />
das timebandits Filmverleih in die Kinos<br />
bringen will.<br />
Wüste Film West,<br />
Tel. (0221) 5105067;<br />
wueste@wueste-film-west.de<br />
Der letzte Zug<br />
Zwischen April und Juni plant Artur Brauners<br />
Berliner CCC Filmkunst die Dreharbeiten für<br />
die Kinoproduktion „Der letzte Zug“. Nach<br />
einer Idee von Art Bernd erzählt Stephen<br />
Glantz in seinem Drehbuch vom Schicksal der<br />
letzten Juden, die im Zug aus Berlin nach Auschwitz<br />
deportiert wurden. Für die Hauptrollen<br />
konnte Produzent Brauner bereits Sibel Kekili<br />
und Gedeon Burkhard verpflichten. Außer<br />
NRW steht auch Litauen auf dem vorläufigen<br />
Drehplan des 4,5 Millionen Euro teuren Kinodramas,<br />
an dem auch die ARD beteiligt ist.<br />
CCC Filmkunst, Tel. (030) 3230620;<br />
info@ccc-film.de<br />
Downloading<br />
Nancy<br />
Auf den Sommer haben sich die Dreharbeiten<br />
der Münchner MagicWorx für ihr Psychodrama<br />
„Downloading Nancy” verschoben.<br />
Nach einem Drehbuch von Pamela Cumming,<br />
Lee Ross und ihm selbst erzählt Musikvideo-Regisseur<br />
Johan Renck, der schon mit<br />
Madonna und Kylie Minogue gearbeitet<br />
hat, die Geschichte einer Frau, die sich auf ein<br />
Internet-Abenteuer mit fatalen Folgen einlässt.<br />
„Leaving Las Vegas goes Internet” werben die<br />
Produzenten Christian Arnold Beutel, Jan<br />
Vocke und David Moore für ihre 6,5 Millionen<br />
Euro teure internationale Kinoproduktion,<br />
die in London und Köln gedreht werden soll.<br />
MagicWorx, Tel. (089) 64981126;<br />
info@magicworx.com<br />
Für den<br />
unbekannten Hund<br />
Das Leben nimmt nicht gerade eine bessere<br />
Wendung, <strong>als</strong> der 22-jährige Betonbauergeselle<br />
Lukas aus dem Gefängnis entlassen wird: Ein<br />
Zeuge erpresst ihn wegen eines ungesühnten<br />
Mordes. Lukas flüchtet und schließt sich einer<br />
Gruppe von Wanderhandwerkern an. Die Erfahrungen<br />
auf der Walz verändern ihn. Aus dem<br />
Mörder wird ein Mensch – und das bezahlt er<br />
schließlich mit dem Leben. Ihren neuen Kinofilm<br />
„Für den unbekannten Hund“ (AT)<br />
realisieren die Brüder Dominik und Benjamin<br />
Reding mit ihrer Berliner Eye!Warning<br />
Filmproduktion. Erste Drehtage sind für Februar<br />
im Sauerland geplant, danach geht es voraussichtlich<br />
wieder ab Juli bis September in Essen,<br />
Köln, Mayen, Recklinghausen und Meschede<br />
weiter. Das Casting, für das die Brüder<br />
Reding selbst verantwortlich zeichnen, ist noch<br />
nicht abgeschlossen. Fest steht die weibliche<br />
Hauptdarstellerin: Sara Löwenthal spielt Angie.<br />
Die Bilder für das Drama soll Kameramann<br />
Axel Henschel liefern, die Filmkopien für die<br />
Kinos der Berliner Verleih Rekord Film.<br />
Eye!Warning, Tel. (030) 69001108;<br />
office@eye-warning.de<br />
newsletter@filmstiftung.de – Dreharbeiten<br />
porno!melo!drama!<br />
Sex, Liebe, Single-Dasein oder feste Bindung,<br />
Heirat oder Emanzipation: Das sind die Fragen,<br />
um die die drei Freundinnen Nico (31), Ayse (30)<br />
und Minju (31) auf der Suche nach dem richtigen<br />
Mann kreisen. In einer wilden Kölner<br />
Sommernacht überschlagen sich die Ereignisse:<br />
Auf einmal sprechen die Sterne, und ein Wunder<br />
geschieht. Franziska Petri, Jale Arikan<br />
und Young Mi Park spielen die Hauptrollen<br />
in dem Debütfilm „porno!melo!drama!“ von Regisseurin<br />
Heesook Sohn nach dem Buch von<br />
Dagmar Gabler. Die Produktion von<br />
Dreamtool Entertainment im Auftrag des<br />
WDR (Redaktion: Andrea Hanke) entsteht<br />
im April/Mai 2005 in Köln. Für die Bilder sorgt<br />
Kameramann Stefan Ditner. Für das Casting<br />
haben die Produzenten Felix Zackor, Stefan<br />
Raiser und Tina Böckenhauer verpflichtet.<br />
Dreamtool, Tel. (089) 64981424;<br />
wenzel@dreamtool.de<br />
Pandora Film<br />
Ist Francis verrückt? Oder ein Idealist? Als er mitbekommt,<br />
wie ein angesehener Galerist ein Altarbild<br />
aus einer Kirche entwendet, erpresst er<br />
ihn. Doch er will kein Geld, er besteht nur darauf,<br />
dass der Galerist das Bild zurückbringt. Noch<br />
in der Planung befindet sich „Hope“, der neue<br />
Kinofilm von Stanislaw Mucha, der die Geschichte<br />
einer ungewöhnlichen Erpressung nach<br />
einem Buch von Krzysztof Piesiewicz erzählt.<br />
Gedreht werden soll das Drama in Polen<br />
und in NRW. Für die Produktion von Pandora<br />
Film und den Produzenten Reinhard<br />
Brundig und Raimond Goebel wurde<br />
Krzysztof Pakulski <strong>als</strong> Kameramann verpflichtet.<br />
Nach Drehtagen im Himalaya, in Japan und<br />
Köln ist „Valley of Flowers“ von Regisseur<br />
Pan Nalin, eine Produktion der Pandora<br />
Film mit Elzevir Film, nun abgedreht.<br />
Pandora Film, Tel. (0221) 973320;<br />
info@pandorafilm.com
Klimt<br />
John Malkovich spielt Klimt: Für seine Verfilmung<br />
der letzten 20 Lebensjahre des österreichischen<br />
Malers konnte Raoúl Ruiz („Die<br />
verlorene Zeit“) den amerikanischen Schauspieler<br />
gewinnen. An der Seite von Malkovich ist u.a.<br />
Veronica Ferres <strong>als</strong> dessen Lebensgefährtin<br />
Emilie Flöge zu sehen. Nach seinem eigenen<br />
Buch dreht der französisch-chilenische Regisseur<br />
„Klimt“ seit 4. Januar in Wien, danach vom 29.<br />
Januar bis etwa 13. Februar in den Warner Studios<br />
in Bottrop und anschließend in Paris. Kameramann<br />
Ricardo Aronovich sorgt für die<br />
passenden Bilder dieser um den Wechsel vom<br />
19. ins 20. Jahrhunderts angesiedelten Geschichte.<br />
Im Mittelpunkt steht Klimts ewige Suche<br />
nach Vollkommenheit, Erotik und Liebe, die<br />
sich in seinen Werken, die <strong>als</strong> Inbegriff des Wiener<br />
Jugendstils gelten, wie auch in seinem leidenschaftlichen<br />
Verhältnis zu der französischen<br />
Tänzerin Cleo de Mérode (Saffron Burrows)<br />
widerspiegeln. In weiteren Rollen sind Stephen<br />
Dillane und Nicolai Kinski zu sehen. Pro-<br />
Foto: Steinmetz Trick<br />
duziert wird das 6,6 Millionen Euro teure Arthouse-Projekt<br />
<strong>als</strong> Koproduktion der Münchner<br />
Film-Line Productions mit der Wiener epofilm,<br />
der Londoner Lunar Films und der Pariser<br />
Gemini Films in Zusammenarbeit mit der<br />
Degeto. Für den Verleih konnten Produzent<br />
Arno Ortmair und seine Koproduzenten Dieter<br />
Pochlatko, Matthews Justice, Paolo<br />
Branco und Andreas Schmid bereits Arsenal<br />
Film begeistern. Der Filmstart ist für<br />
Herbst 2005 avisiert.<br />
Am 23. und 24. Februar ist Veronica Ferres<br />
in Roland Suso Richters Zweiteiler „Kein<br />
Himmel über Afrika“ zu sehen. Die von der<br />
<strong>Filmstiftung</strong> geförderte ARD-Produktion basiert<br />
auf der Lebensgeschichte von Kerstin Cameon,<br />
die nach dem Selbstmord ihres Mannes<br />
in Tansania unschuldig wegen Mordverdachtes<br />
eingesperrt wurde.<br />
Film-Line, Tel. (089) 6495640;<br />
info@filmline.de<br />
John Malkovich spielt Klimt. Foto: Bernhard Berger<br />
Nulli<br />
und Priesemut<br />
Der Hase Nulli und der Frosch Priesemut sind<br />
die dicksten Freunde. So fangen alle Folgen der<br />
Animationsserie in der „Sendung mit der<br />
Maus“ an. Immer wird die ungewöhnliche<br />
Freundschaft auf die Probe gestellt, doch am<br />
Ende nehmen sich die beiden wieder in den<br />
Arm. Sechs neue Folgen von „Nulli und Priesemut“<br />
entstehen für den WDR (Redaktion:<br />
Manuela Lumb) bis Mai 2005 bei Steinmetz<br />
Trick in Köln. Für die Animation der putzigen<br />
Freunde nach dem Buch von Matthias Sodtke<br />
sorgen Cornelia Nass, Jurica Saravanja<br />
und Gero Schlierkamp. Regie führt<br />
Udo Steinmetz.<br />
Steinmetz Trick, Tel. (0221) 517670;<br />
steinmetz-trick@t-online.de<br />
Colonia Media<br />
In einer gesichtslosen Vorstadt zwischen Industriegebieten<br />
und Wohnsilos hängen die Mitglieder<br />
einer Mädchengang ab. Die Russlanddeutsche<br />
Katharina (18) und ihre Freundinnen<br />
Yvonne und Jenny verbringen jeden Tag gemeinsam<br />
– ein fragiles Gefüge, das von Machtspielchen<br />
bestimmt wird. Einbrüche gehören zur<br />
Tagesordnung. Erst <strong>als</strong> Yvonne einen Hafttermin<br />
antreten soll, eskalieren die Ereignisse. Die Geschichte<br />
der „Prinzessin“ (AT), dem neuen Kinoprojekt<br />
der Colonia Media, ist in der tristen<br />
Zeit „zwischen den Jahren“ angesiedelt.<br />
Vom 29. Januar bis 3. März soll diese Produktion<br />
für den WDR (Redaktion: Andrea Hanke)<br />
in Köln und Umgebung realisiert werden.<br />
Regie führt Birgit Grosskopf nach einem<br />
Drehbuch, das sie selbst mit Daniela Hilchenbach<br />
geschrieben hat. Als Kameramann<br />
ist Kolja Raschke von Produzentin Anke<br />
Scheib, <strong>als</strong> Darstellerinnen sind Henriette<br />
Müller, Irina Pardapenko, Desirée Jaeger<br />
und Amina Schichterich verpflichtet<br />
worden.<br />
In Belgien, Berlin und an der Ostsee werden<br />
ab 5. Februar die Dreharbeiten zu dem Kinofilm<br />
„Der freie Wille“ fortgesetzt, die das Team<br />
im Auftrag der Label 131/Colonia Media<br />
Filmproduktion im vergangenen September<br />
und Oktober nach Mülheim an der Ruhr geführt<br />
hatten. Nun stehen wieder Jürgen Vogel, Sabine<br />
Timoteo, Manfred Zapatka und André<br />
Hennicke vor der Kamera von Matthias<br />
Glasner, der auch Regie führt und das Buch<br />
gemeinsam mit Jürgen Vogel und Judith<br />
Angerbauer verfasst hat. Die Produktion von<br />
Christian Granderath, Frank Döhmann,<br />
Matthias Glasner und Jürgen Vogel mit<br />
der Schwarzweiß Filmproduktion entsteht<br />
in Zusammenarbeit mit dem WDR (Redaktion:<br />
Andrea Hanke) und arte (Andreas<br />
Schreitmüller). Im Mittelpunkt des Dramas<br />
steht ein junger Mann, der mehrere Frauen<br />
vergewaltigt hat, und nach zwölf Jahren Haft<br />
Der Liebeswunsch<br />
Nach der Vorlage des Bestsellers „Der Liebeswunsch“<br />
von Dieter Wellershoff<br />
schrieb Thorsten C. Fischer ein Drehbuch,<br />
das er nun selbst in Szene setzt. Es erzählt von den<br />
Paaren Lars (Ulrich Thomsen) und Marlene<br />
(Barbara Auer) sowie Leonhard (Tobias Moretti)<br />
und Anja (Jessica Schwarz), vier Personen,<br />
die alle nicht aus ihrer Haut können, und<br />
dadurch blind sind für die wichtigen Dinge, die<br />
um sie herum geschehen. Bis Ende November<br />
wurde die Produktion der AllMedia Pictures<br />
und der Produzentin Heike Richter-Karst in<br />
Köln und Bonn gedreht, anschließend zog das<br />
Team mit Kameramann Teo Bierkens nach<br />
Hamburg weiter. Nach einer weiteren Drehwoche<br />
im Januar in Köln stehen noch Drehtage in<br />
Südafrika auf dem Plan. An der Kinoproduktion<br />
sind auch NDR (Redaktion: Barbara Beauvais),<br />
ORF (Redaktion: Katharina Schenk)<br />
und arte (Redaktion: Andreas Schreitmüller)<br />
beteiligt. Wann der Verleih Nighthawks<br />
Pictures den Film ins Kino bringt,<br />
steht noch nicht fest.<br />
AllMedia, Tel. (089) 2002710;<br />
office@allmedia-pictures.de<br />
Jürgen Vogel in „Der freie Wille“,<br />
Foto: Colonia Media<br />
wieder versucht, im normalen Leben Fuß zu fassen.<br />
Er verliebt sich in Nettie, die zunächst nichts<br />
von Theos Vergangenheit ahnt.<br />
Bis Mitte Dezember dauerten die Dreharbeiten<br />
für die neue Folge von „Schimanski“.<br />
Natürlich stand Götz George wieder <strong>als</strong> raubeiniger<br />
Ermittler im Zentrum dieser neuen Folge<br />
mit dem Arbeitstitel „Das Tier“, die der<br />
WDR (Redaktion: Wolf-Diedrich Brücker<br />
mit Regisseur Manfred Stelzer nach dem<br />
Drehbuch von Hansjörg Thurn einen Monat<br />
lang in Duisburg, Köln und Belgien gedreht hat.<br />
Mit von der Partie sind in dieser Produktion der<br />
Colonia Media und von Produzentin Sonja<br />
Goslicki die Darsteller Chiem van Houweninge,<br />
Julian Weigand, Denise Virieux,<br />
Sergej Moya, Christian Redl, Misel<br />
Maticevic und Hermann Lause.<br />
Ebenfalls abgedreht wurde in Köln und Umgebung<br />
die neue Folge des Köln-Tatort „Erfroren“<br />
(AT), den die Colonia Media ebenfalls<br />
für den WDR (Redaktion: Katja De Bock) realisiert<br />
hat. Diesmal müssen die Ermittler Dietmar<br />
Bär, Klaus J. Behrendt und Tessa<br />
Mittelstaedt den Mord an einem ehemaligen<br />
Eiskunstlaufrichter aufklären.<br />
Colonia Media, Tel. (0221) 9514040;<br />
coloniamedia@coloniamedia.de<br />
Maria an Callas<br />
Für den mit Götz George, Claudia Michelsen,<br />
Anna Thalbach, Esther<br />
Schweins, Elisabeth Trissenaar, Inga<br />
Busch und Model Eva Padberg hochkarätig<br />
besetzten Kinofilm „Maria an Callas“, den<br />
die Moonfilm Filmgesellschaft in Koproduktion<br />
mit dem NDR (Redaktion: Barbara<br />
Beauvais), BB Film und CH Media realisiert,<br />
fiel im Dezember die letzte Klappe in NRW.<br />
Nach den Drehtagen in Düsseldorf und Essen<br />
setzt die Crew im März ihre Arbeit in Heiligendamm<br />
fort. In dem Drama von Petra K.<br />
Wagner, das sie mit Kameramann Peter Polsak<br />
realisiert, geht es um den erfolgreichen Designer<br />
Jost, der nach dem Tod seiner Frau in ihrem<br />
Namen den Kontakt zu einer E-Mail-Freundin<br />
weiter pflegt. Als er sich in die Unbekannte<br />
verliebt, wird ein Treffen verabredet. Die Produzenten<br />
Erik Stappenbeck und Michael<br />
Braun konnten <strong>als</strong> Verleih bereits Nighthawks<br />
Pictures gewinnen. „Maria an Callas“<br />
soll voraussichtlich im Herbst in die Kinos<br />
kommen.<br />
Moonfilm, Tel. (030) 41107102;<br />
post@moonfilm.de<br />
Dreharbeiten – newsletter@filmstiftung.de 33
Auf einem abgesperrten,<br />
schnurgeraden Straßenstück an<br />
der Düsseldorfer Messe nehmen<br />
zwei Autos Startaufstellung.<br />
Kurzer Blickwechsel zwischen<br />
den Fahrern, dann heulen<br />
die Motoren auf und die Wagen<br />
rasen los. Doch der PS-Rausch<br />
endet nach wenigen Hundert<br />
Metern an einer Straßenveren-<br />
gung mit Warnlichtern und<br />
rot-weißen Baken. Nur ein<br />
Wagen passt hier durch, der<br />
andere muss im letzten Moment<br />
eine Vollbremsung hinlegen.<br />
m Steuer des einen Wagens sitzt Jürgen<br />
AVogel, im anderen Daniel Brühl. Wobei nur<br />
Vogel wirklich selbst lenkt, denn Brühls silberner<br />
Golf steht fest auf einem seltsamen Gefährt,<br />
dessen vordere Hälfte einmal zu einem Cadillac<br />
gehörte. Jetzt sind nur noch der 7,5 Liter-<br />
Motor und die Kühlerhaube übrig, alles weitere<br />
ist abgeschnitten bis zur Bodenplatte. Hinter<br />
dem offenen Fahrersitz des extrem flachen<br />
Trailers Marke Eigenbau ist so Platz für einen<br />
PKW, in dem während der Fahrt mit Rundumsicht<br />
gedreht werden kann, ohne dass ein<br />
Zugauto ins Bild gerät. Einer der kleinen Kinotricks,<br />
über die sich kaum ein Zuschauer Gedanken<br />
macht, die aber die perfekte Illusion erst<br />
ermöglichen.<br />
Es ist der 23. Drehtag von Sebastian Schippers<br />
„Ein Freund von mir“, es ist Dezember und<br />
es ist kalt. Immer wieder fahren die beiden<br />
Autos auf den künstlichen Engpass zu, immer<br />
wieder Vollbremsung, dann zurück auf Anfang.<br />
Hinter einem Tor zum Messegelände steht eine<br />
ganze Palette weiterer Autos bereit, die an<br />
diesem Tag noch zum Einsatz kommen werden.<br />
Denn es wird viel gefahren in Schippers Film,<br />
dessen Protagonisten sich <strong>als</strong> Angestellte einer<br />
Autovermietung kennen lernen, für die sie Wagen<br />
transferieren und am Flughafen für den erneuten<br />
Verleih auf Vordermann bringen. Karl<br />
(Daniel Brühl), begabter Mathematiker bei einer<br />
Versicherung und gelangweilt von seiner<br />
scheinbar so problemfreien Existenz, hilft hier<br />
aus und trifft dabei auf Hans (Jürgen Vogel), einen<br />
unbeschwerten „Was kostet die Welt?“-Typ.<br />
Von ihm lernt Karl, dass man das Leben erst mal<br />
wirklich spüren muss, um es richtig schätzen zu<br />
können, nackt Porsche fahren inklusive. Das<br />
Unterwegssein ist in „Ein Freund von mir“ kein<br />
romantischer Aufbruch, bei dem man irgendwo<br />
ankommt, wo man noch nicht war. Es sei<br />
nämlich „kein Roadmovie“, betont der Regisseur,<br />
allenfalls „Autobahnfilm“ lässt er gelten.<br />
Worum es ihm eigentlich geht, das sind die<br />
34<br />
Am Set von Sebastian Schippers „Ein Freund von mir“<br />
Eine schwere,<br />
mühevolle Reise<br />
VON CHRISTIAN SEEBAUM<br />
Transiträume des Daseins, die „Non-Places“, wie<br />
er sie auch nennt. Aber davon später.<br />
Inzwischen ist Mittagspause am Set, willkommen<br />
<strong>als</strong> Gelegenheit zum Aufwärmen im<br />
ausrangierten Linienbus, der <strong>als</strong> Aufenthaltsraum<br />
dient und aus dem große Heizstrahler mit<br />
Mühe die Kälte draußen halten. Seit Tagen grassiert<br />
im Team die Darmgrippe, und jetzt hat es<br />
auch Daniel Brühl erwischt. Blass wie sein eigener<br />
Geist schleicht er um das asiatische Büfett<br />
im Catering-LKW. Wenigstens Jürgen Vogel<br />
ist fit und sitzt bald darauf in seinem schikken<br />
privaten Jaguar XKR und raucht. Ein guter<br />
Ort für ein kurzes Gespräch, schon wegen der<br />
Sitzheizung. Entspricht denn dieser freakige<br />
Hans im Film in manchem dem privaten Jürgen?<br />
„Als Schauspieler sucht man gar nicht so sehr<br />
danach, was habe ich jetzt selber damit zu tun,<br />
sondern man versteht ja so viele Sachen.“<br />
Schauspielerei sei „eigentlich nicht so kompliziert“.<br />
Was den Beruf kompliziert mache, sei das<br />
Drumherum. Und ehe man sich versieht, legt<br />
Vogel los: über die fortgeschrittene Boulevardisierung<br />
des deutschen Filmjournalismus, die<br />
Ängstlichkeit der Fernsehsender, wenn es darum<br />
geht, auch mal ungewöhnlichere Filme mit<br />
zu finanzieren, den Druck der großen US-Verleiher<br />
auf die Kinos und die Vorteile, die eine<br />
Quote für den deutschen Film bringen könnte.<br />
Dann geht es zurück in die Kälte.<br />
Sebastian Schipper muss den Umbau des<br />
Trailers abwarten. Er wirkt sehr entspannt, aber<br />
die Drehwochen sind an dem 36-Jährigen auch<br />
nicht spurlos vorübergegangen. „Für das, was<br />
wir hier machen, sind wir locker 500.000 Euro<br />
unterfinanziert. Und das merkt man irgendwann“,<br />
stellt er nüchtern fest. 2,7 Millionen beträgt<br />
das Budget des Films. Die <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW stellt die Basisfinanzierung in Höhe von<br />
einer Million, außerdem sind Telepool, FFA, Förderung<br />
aus Berlin und Hamburg, das Bundesministerium<br />
für Kultur sowie X-Filme und X-Verleih<br />
mit im Boot. Wie bei Schippers Erstling „Ab-<br />
solute Giganten“ ist einer der Produzenten Tom<br />
Tykwer, den Schipper kennt, seit er bei dessen<br />
„Winterschläfer“ <strong>als</strong> Schauspieler dabei war.<br />
Schipper berichtet von langen Drehnächten und<br />
vielen unbezahlten Überstunden für das Team.<br />
Und von der Kraft, die es ihn <strong>als</strong> Regisseur koste,<br />
trotzdem bei allen die nötige Motivation<br />
aufrecht zu erhalten. „Man muss sich das so vorstellen<br />
wie eine schwere, mühevolle, langwierige<br />
Reise. Man stelle sich eine Reise vor, die 35<br />
Tage dauert, das ist das, was wir eigentlich machen.<br />
Und irgendwann ist man einfach müde<br />
vom Reisen und will einfach schlafen und seine<br />
Ruhe haben und will nichts davon erzählt bekommen,<br />
wie wahnsinnig faszinierend die Landschaft<br />
ist, durch die man gerade fährt.“<br />
Vier Jahre hat Schipper an dem Drehbuch<br />
gearbeitet, darum gerungen, seiner Vorstellung<br />
von einer sehr persönlichen „kleinen“ Geschichte<br />
– ohne Charaktere mit spektakulären<br />
Krankheiten oder tiefsten Lebenskrisen – treu<br />
zu bleiben und dennoch kinogerecht zu erzählen.<br />
Anders <strong>als</strong> in „Absolute Giganten“ gehe<br />
es hier eigentlich nicht um Freundschaft, sondern<br />
um Nähe und um Einsamkeit. „Es ist eine<br />
Geschichte, die an diesen Nicht-Orten, an<br />
diesen Un-Orten spielt: Autobahn, Autobahnraststätten,<br />
Flughafen, Flugzeug. Düsseldorf ist<br />
auch irgendwie eine Autostadt. Es gibt hier so<br />
ein paar absurde Brücken und viele solche Non-<br />
Places, die für mich sehr attraktiv sind, sehr fotogen<br />
auf eine ganz eigene Art. Ich finde das<br />
nüchterne Düsseldorf unter diesem zugezogenen<br />
Hochnebelhimmel sehr exemplarisch für<br />
ein Stück Deutschland.“ Jemand hupt, der Umbau<br />
ist beendet. Der Stuntfahrer mit Mütze und<br />
Fliegerbrille am Steuer des abgesägten Cadillacs<br />
hat seine gute Laune nicht verloren. Vorsichtig<br />
manövriert er das Gefährt mit gerade mal fünf<br />
Zentimetern Bodenfreiheit wieder raus aus dem<br />
Messetor auf die Straße. Der Drehtag am Nirgendort<br />
geht weiter.<br />
newsletter@filmstiftung.de – Setbericht<br />
Jürgen Vogel und Daniel Brühl: Die Hauptdarsteller<br />
von „Ein Freund von mir“. Foto: X-Verleih<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
Michael Schmid-Ospach;<br />
<strong>Filmstiftung</strong> <strong>Nordrhein</strong>-<br />
<strong>Westfalen</strong> GmbH<br />
Chefredakteur:<br />
Rüdiger Bertram<br />
CvD:<br />
Stefanie Hadding<br />
Redaktion:<br />
Oliver Baumgarten, Katharina Blum<br />
Tanja Güß, Peter Hanemann, A.R.T.<br />
Wolfgang Hippe, A.R.T.<br />
Heike Meyer-Döring (MEDIA)<br />
Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />
Michael Glugosch, Anna Koskoda,<br />
Uwe Mies, Christian Seebaum<br />
Redaktionsassistenz:<br />
Sonja Steinberg<br />
Gestaltung/Layout:<br />
inrhein, düsseldorf, alfred friese<br />
Titelfoto:<br />
„One Day in Europe“<br />
Foto: Piffl Medien<br />
Redaktionsschluss:<br />
17. Januar 2004<br />
Anzeigenbetreuung:<br />
Sonja Steinberg<br />
Tel. (0211) 9305024<br />
Anzeigenschluss<br />
für die nächste Ausgabe:<br />
25. Februar 2005<br />
Der newsletter ist kostenlos<br />
und kann bei der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
abonniert werden.<br />
Danke an alle Produzenten und<br />
Verleiher für die Bilder ihrer Filme.<br />
Tel.: (0211) 93 05 00<br />
Fax: (0211) 93 05 085<br />
Kaistraße 14<br />
D – 40221 Düsseldorf<br />
newsletter@filmstiftung.de
Geförderte Kinofilme der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
Mit besten Empfehlungen<br />
Kammerflimmern<br />
Kinostart: 3. Februar<br />
Verleih: Constantin Film<br />
in junger Rettungssanitäter, der von allen nur<br />
ECrash genannt wird, ist auf den Straßen<br />
Kölns im Einsatz. Die Eltern hat er einst bei einem<br />
Autounfall verloren und ist seitdem auf sich<br />
gestellt. Dem harten Alltag entzieht er sich in<br />
Träume, in denen ihm das Gesicht einer jungen<br />
Frau erscheint. Diese Frau glaubt er gefunden,<br />
<strong>als</strong> er die schwangere November nach einem<br />
Unglücksfall zu betreuen hat. Die beiden kommen<br />
sich in der Folge zärtlich näher, doch das<br />
Die syrische Braut<br />
Kinostart: 17. März<br />
Verleih: Timebandits Films GmbH<br />
ona wird heiraten. Als Bräutigam hat ihre<br />
MFamilie Tallel ausgesucht, einen entfernten<br />
Verwandten, der populärer Schauspieler im syrischen<br />
Fernsehen ist. Für Mona wird das Ja-Wort<br />
noch in anderer Hinsicht einen bedeutsamen Einschnitt<br />
beinhalten. Denn Mona (Clara Khoury, bekannt<br />
aus „Rana’s Wedding“) lebt mit ihrer Familie<br />
im von Israel besetzten Teil der Golan-Höhen.<br />
Für die Heirat wird sie über die Grenze müs-<br />
Schöne Frauen<br />
Kinostart: 27. Januar<br />
Verleih: Stardust Filmverleih<br />
ünf junge Schauspielerinnen treffen zu einem<br />
FCasting ein. Jede von ihnen bräuchte den<br />
Job. Jede von ihnen erkennt aber auch, dass der<br />
geplante Film nicht die ersehnte Traumrolle bietet.<br />
Da man sie sowieso warten lässt, ziehen die<br />
Zufallsbekannten kurzerhand gemeinsam los.<br />
Aus dem spontanen Trip wird eine Reise ans<br />
Meer. Dort tauschen sie sich eine ganze Nacht<br />
Schicksal hat noch nicht das letzte Wort gesprochen.<br />
Hendrik Hölzemann, der mit seinem Drehbuch<br />
zu „Nichts bereuen“ einen immens erfolgreichen<br />
Einstand <strong>als</strong> Autor feierte, gibt nun<br />
auch <strong>als</strong> Regisseur sein Debüt und legt eine eindringliche<br />
emotionale Achterbahnfahrt vor.<br />
Traum und Wirklichkeit schaffen dabei auch visuell<br />
extreme Gegensätze in diesem modernen<br />
Märchen um das Leben, die Liebe und den Tod.<br />
Die Innenaufnahmen entstanden in München,<br />
Außendrehs fanden an Origin<strong>als</strong>chauplätzen in<br />
Köln statt.<br />
Matthias Schweighöfer („Soloalbum“) und<br />
Jessica Schwarz („Verschwende deine Jugend“)<br />
Creep<br />
Kinostart: 10. März<br />
Verleih: X-Verleih<br />
ie Deutsche Kate hat sich <strong>als</strong> Modelagen-<br />
Dtin im Londoner Jet-Set etabliert. Entsprechend<br />
aufgeregt ist Kate, <strong>als</strong> sie an diesem<br />
Abend zu einem PR-Event mit George Clooney<br />
eingeladen ist. Noch größer ist ihre Wut, <strong>als</strong> sie<br />
merkt, dass sie von einer Freundin ausgebootet<br />
wurde. Kurz entschlossen und alkoholisiert<br />
begibt sich Kate zur U-Bahn, um eine andere<br />
Party aufzusuchen und schläft auf dem Bahn-<br />
sen, und wer einmal nach Syrien eingereist ist,<br />
kann nicht mehr israelisches Territorium betreten.<br />
Für Mona beginnt eine schmerzliche Zeit des Abschieds<br />
von der Familie, von Freunden und vom<br />
eigenen bisherigen Leben.<br />
Auch wenn die Nachrichten es undenkbar<br />
erscheinen lassen – es gibt ein Alltagsleben im<br />
Krisenherd Naher Osten. In seinem neuen, siebten<br />
Spielfilm lässt Eran Riklis keinen Zweifel an<br />
den bitteren Realitäten in den Grenzgebieten,<br />
weiß aber auch Hoffnung, Humor und Poesie<br />
zu schöpfen. Monas einsamer Gang im strahlend<br />
weißen Brautkleid entlang des Stacheldrahts<br />
zur Grenze ist ein Bild, das man nicht<br />
über ihre Träume und Hoffnungen aus.<br />
„Schöne Frauen“ sollte keine „Meditation<br />
über das Schauspielerdasein werden“, sagt Regisseur<br />
Sathyan Ramesh, „und auch nie ein so<br />
genannter Frauenfilm“. Ihm ging es vielmehr darum,<br />
einen ganzen Film über eine jener Nächte<br />
zu inszenieren, die das Leben für immer verändern.<br />
Nächte, die trotz ihrer Prägnanz zu selten<br />
auf der Leinwand zu sehen seien. „Nächte,<br />
die mit einem unschuldigen Bier beginnen und<br />
in einem Meer aus Alkohol, Schweiß und Tränen<br />
enden. Man schlendert ahnungslos rein und<br />
kriecht <strong>als</strong> anderer Mensch wieder ans Tages-<br />
stehen <strong>als</strong> tragisch umflortes Pärchen an der Spitze<br />
einer hochkarätigen Besetzung mit verdienten<br />
Charakterveteranen und inspirierten Nachwuchskräften.<br />
„Kammerflimmern“, das auf den Hofer Filmtagen<br />
2004 erfolgreich uraufgeführt wurde, ist<br />
Anfang Dezember auf dem Festival des deutschen<br />
Kinos (Filmz) in Mainz mit dem Langfilmpreis<br />
ausgezeichnet worden.<br />
Deutschland 2004, Regie und Drehbuch: Hendrik<br />
Hölzemann, Darsteller: Matthias Schweighöfer,<br />
Jessica Schwarz, Jan Gregor Kemp, Florian Lukas,<br />
Bibiana Beglau, Rosel Zech, Volker Spengler, Ulrich<br />
Noethen, Produktion: Bavaria Film/Produktion in<br />
Koproduktion mit Constantin Film Produktion in<br />
Zusammenarbeit mit BR und arte, www.kammer<br />
flimmern.film.de<br />
steig ein. Als sie nach einem Geräusch aufschreckt,<br />
ist sie allein. Sämtliche Ausgänge der<br />
Station sind für die Nacht verschlossen. Dann<br />
rollt doch noch ein Zug ein, der aber menschenleer<br />
ist. Plötzlich wird es dunkel und eine<br />
Nacht unbeschreiblichen Terrors beginnt.<br />
Vier Jahre nach dem Kassenerfolg „Anatomie“<br />
kehrt Franka Potente mit einer kraftvollen<br />
Charakterskizze zum Horrorgenre zurück und<br />
zeigt sich von einer bislang ungekannten aggressiven<br />
Seite. Ihre Kate ist eine knallharte Society-Zicke,<br />
eitel und selbstgefällig, aber flexibel<br />
und pragmatisch. Was bitter nötig ist, denn eine<br />
mörderische Bestie treibt im Londoner Unter-<br />
mehr vergisst. Binnen eines Monats gewann<br />
„Die syrische Braut“ im Spätsommer 2004 den<br />
Publikumspreis in Locarno und in Montreal, wo<br />
er auch von FIPRESCI und ökumenischer Filmkritik<br />
ausgezeichnet wurde. Den Triumph dort<br />
vervollständigte die Auszeichnung mit dem<br />
Grand Prix of the Americas.<br />
Frankreich/Deutschland/Israel 2004, Regie: Eran<br />
Riklis, Buch: Suha Arraf, Eran Riklis, Darsteller: Hiyam<br />
Abbas, Makram Khoury, Clara Khoury, Derar Sliman,<br />
Ashraf Barhoum, Evelyn Kaplun, Produktion:<br />
Neue Impuls Film GbR (Deutschland) und MACT<br />
Productions (Frankreich) in Koproduktion mit Eran<br />
Riklis Productions (Israel), www.syrianbride.com<br />
licht.“ Ramesh wurde 1968 in Berlin geboren.<br />
Er arbeitete zeitweilig <strong>als</strong> Filmkritiker und war Dozent<br />
für Filmkunde. Nach seinem Drehbuch zu<br />
„Das Jahr der ersten Küsse“ (2001) debütiert er<br />
mit „Schöne Frauen“ erfolgreich <strong>als</strong> Regisseur:<br />
Nachdem der Film bereits ins Repertoire mehrerer<br />
deutscher Filmfestiv<strong>als</strong> aufgenommen worden<br />
war, erhielt er beim Filmfest Emden im Juni<br />
2004 den Promotion-Film-Förderpreis.<br />
Deutschland 2003<br />
Regie und Drehbuch: Sathyan Ramesh<br />
Darsteller: Floriane Daniel, Julia Jäger, Caroline<br />
Peters, Ina Müller, Produktion: D & D Film, Roland<br />
Willaert, www.stardust-filmverleih.de<br />
grundsystem ihr Unwesen und zwingt Kate einen<br />
brutalen Kampf ums Überleben auf.<br />
Der Engländer Christopher Smith schrieb<br />
und inszenierte mit seinem Spielfilmdebüt<br />
„Creep“ nach eigenen Worten einen Treffpunkt<br />
zwischen Bridget Jones und Alien. Den Schwerpunkt<br />
aber legte er auf atmosphärisch dichten<br />
Horror und geschickt eskalierende Hysterie. Nach<br />
diesem Film steigt man nicht mehr ganz so unbefangen<br />
in die nächtliche U-Bahn hinab.<br />
Deutschland/GB 2004, Regie und Drehbuch: Christopher<br />
Smith, Darsteller: Franka Potente, Vas Blackwood,<br />
Ken Campbell, Jeremy Sheffield, Paul Rattray,<br />
Produktion: Dan Films (GB) in Koproduktion mit<br />
zero west Filmproduktion, www.creep-derfilm.de<br />
Demnächst im Kino – newsletter@filmstiftung.de 35
Matthias Komm Foto: Heike Steinweg<br />
Katharina Dalichau Foto: Alex Lipp<br />
Dan van Husen Foto: Thomas Kost<br />
Ulrike Tscharre Foto: Thomas Kost<br />
m a x m a n a g e m e n t<br />
Dominic Boeer Foto: Joachim Gern<br />
m a x m a n a g e m e n t<br />
Bianca Hein Foto: Nina Grützmacher<br />
Annett Mohamed<br />
m a x m a n a g e m e n t maxmanagement<br />
Marion Kracht Foto: Ralf Wilschewski, Agentur Wolfram<br />
Arved Birnbaum Foto: Thomas Kost<br />
Ursela Monn Foto: Janine Guldener<br />
Mathis Landwehr Foto: Martin Kurtenbach<br />
Thomas Gumpert Foto: Thomas Kost<br />
Constanze Wendel<br />
Ahornstraße 28-32<br />
14482 Potsdam<br />
telefon 0331-7048888<br />
fax 0331-7048889<br />
e-mail<br />
maxmanagement@aol.com<br />
internet<br />
maxmanagement.de<br />
Mirja Mahir Foto: Alex Lipp<br />
Michael Schwarzmaier Foto: Janine Guldener<br />
Toks Körner Foto: Christine Fenzl<br />
Entwurf: hausstætter. Berlin