10. mai 2011 - Filmstiftung Nordrhein-Westfalen
10. mai 2011 - Filmstiftung Nordrhein-Westfalen
10. mai 2011 - Filmstiftung Nordrhein-Westfalen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Die „Soul Boy“-Produzenten Marie<br />
Steinmann und Tom Tykwer am Set in<br />
Kenia, Foto: X Verleih<br />
dung Szenenbild, die im November <strong>2011</strong> beginnt.<br />
Eine gesonderte Infoveranstaltung dazu<br />
bietet am 28. Mai um 15 Uhr der Tag der offenen<br />
Tür (11-18 Uhr) in der Filmschule.<br />
Bereits abgeschlossen haben jüngst elf Teilnehmer<br />
die einjährige Masterclass Non-Fiction:<br />
Auf einem organisierten Pitch an der ifs gelang<br />
es sogleich, einige der während der Masterclass<br />
entwickelten Projekte an Sender und Produzenten<br />
zu verkaufen.<br />
www.filmschule.de.<br />
„Giant Buddhas“: Kameramann Peter<br />
Indergand kommt in die KHM.<br />
Foto: Christian Frei Filmproduktionen<br />
an Frei) gezeigt wird und er von Professor Sebastian<br />
Richter auf der Bühne befragt wird.<br />
Im Mai findet die Reihe Best of KHM Movies<br />
ihre Fortführung mit „Chi l’ha visto“ von<br />
Claudia Rorarius und einem anschließendem<br />
Gespräch mit Professor Didi Danquart<br />
(4. Mai). Eine Woche später, am 11. Mai, präsentiert<br />
Jasin Challah nicht nur seinen Berlinale-Film<br />
„Kamakia – Die Helden der Insel“,<br />
sondern auch eine Live-Performance sowie ein<br />
anschließendes Gespräch mit Professor Thomas<br />
Schmitt. Am 25. Mai schließlich zeigt<br />
Absolvent Gregor Theus seinen Dokumentarfilm<br />
„Schattenzeit“ und diskutiert im Anschluss<br />
mit Dozentin Sabine Rollberg.<br />
Zwei KHM-Studierenden stehen unterdessen<br />
ganz besondere Präsentationen ihrer Filme<br />
bevor: So wurde der Diplomfilm der Absolventin<br />
Marianna Christofides, die Videoarbeit<br />
„dies solis“, für die Gestaltung des zyprischen<br />
Pavillons auf der 54. Biennale in Venedig ausgewählt.<br />
Der Film wird am 3. Juni im Konservatorium<br />
Benedetto Marcello in einer Sonderveranstaltung<br />
aufgeführt. Und die gebürtige<br />
Französin Pauline Flory darf sich auf eine Reise<br />
in ihr Heimatland Frankreich freuen: In Cannes<br />
läuft ihr Film „L’affranchie“ als Teil der German-Films-Nachwuchsrolle<br />
„Next Generation“.<br />
www.khm.de<br />
„L’affranchie“ läuft in Cannes als Teil der<br />
German-Films-Nachwuchsrolle. Foto: KHM<br />
ilmmakers positioning themselves“, laute-<br />
Fte das Motto auf dem Talent Campus der<br />
Berlinale <strong>2011</strong>. Die angehenden Filmkünstler<br />
sollten sich selbst möglichst treu sein, und genau<br />
das hat Felix Rösch beherzigt. Der gebürtige<br />
Düsseldorfer, der in Kaarst aufwuchs und<br />
gerade sein letztes Studienjahr an der Robert-<br />
Schumann-Hochschule und der FH in Düsseldorf<br />
bestreitet, hatte es in einer weltweiten Vorauswertung<br />
unter die letzten drei Kandidaten<br />
geschafft und war in den Wettbewerb Filmmusik<br />
nach Berlin eingeladen worden. Er gewann<br />
und wurde von der Jury und dem diesjährigen<br />
Mentor Michael Nyman gelobt für seine „Originalität<br />
und den unkonventionellen Zugang zur<br />
Orchesterarbeit“.<br />
Viele Wege führen zu Erfolg. Felix Rösch hat<br />
schon als Grundschüler am Klavier gesessen und<br />
komponiert, und deshalb nutzte er sein Studium<br />
der Ton- und Bildtechnik, um dort seit dem ersten<br />
Semester Musik für Filme zu schreiben.<br />
„Das ist sicher nicht der klassische Weg dahin“,<br />
gibt der 25-Jährige zu, „aber es gibt dort klasse<br />
Produktionsmöglichkeiten; die Studios sind<br />
da und Leute, die sich mit der Technik auskennen.“<br />
Musiklehre, Kompositionsklassen, Studiotechnik,<br />
Seminare für Orchesterleitung, das ist<br />
solides Rüstzeug. Ursprünglich sollte das Studium<br />
jedoch anderen Ambitionen dienen: „Ich<br />
wollte meine Band produzieren, cooler Gitarrist<br />
sein und als Musiker reich und berühmt werden.“<br />
Der Plan könnte aufgehen, der Zug rollt<br />
nur eben nicht mehr in Richtung Sex & Drugs<br />
& Rock’n’Roll.<br />
Kommt da jetzt ein neuer Morricone oder<br />
Hans Zimmer? Bei der Frage nach Vorbildern gerät<br />
Felix Rösch ins Stocken. Nein, er habe sich<br />
nicht so sonderlich mit der Geschichte der Filmmusik<br />
auseinandergesetzt. Natürlich kennt er<br />
die klassischen Orchester-Scores von John Williams,<br />
„Star Wars“ oder „Jurassic Park“, interessanter<br />
aber sind für ihn die Arbeiten von Thomas<br />
Newman („American Beauty“), Clint Mansell<br />
(„The Wrestler“), der Folksinger Jon Brion<br />
oder die Band Radiohead. Und weil er sich für<br />
die elektronischen Möglichkeiten der Verfremdung<br />
und Manipulation von Klängen interessiert<br />
und Musik auch gern in Richtung Sound<br />
Design einsetzt, ist er schon auf einem ganz eigenen<br />
Pfad unterwegs: „Ich mag nicht die Musik,<br />
die man ohne Film hört und dann sagt: Das<br />
klingt nach Filmmusik.“ Interessanter sind Dinge,<br />
„bei denen man aus sich heraus schöpft,<br />
über sich etwas erzählt, statt die Arbeit anderer<br />
zu imitieren.“<br />
Möglichkeiten dazu nutzte er bei zwei Kurzfilmen,<br />
die von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW gefördert<br />
wurden: „Nullustex“ (Regie: B.C. Kleppe), synthetisiert<br />
aus den Kafka-Kurzgeschichten „Das<br />
Ehepaar“ und „Der Nachbar“, und die experimentelle<br />
Produktion „Galileos Monde“ luden ein<br />
zur Auseinandersetzung mit denkbar verschiedenen<br />
erzählerischen und gestalterischen Konzepten.<br />
Vor allem letzterer, ein experimenteller<br />
Kunstfilm des Katalanen Quimu Casalprim i Suárez,<br />
brachte es mit sich, dass die Musik vor den<br />
Filmarbeiten fertig sein sollte. Rösch bekam das<br />
Drehbuch zu lesen. Die ersten musikalischen<br />
Skizzen entstanden aus der reinen Vorstellung<br />
heraus, was da später auf der Leinwand sein<br />
könnte. Rösch ging die Sache von zu Hause aus<br />
an: „Mein Arbeitsplatz besteht im Wesentlichen<br />
aus einem Klavier und einem Laptop.“ Dazu<br />
kommt Software für Notenschreiben, Arrangements<br />
und Klangbearbeitung. Das reicht dann<br />
schon. Inspiration lässt sich eben nicht einkau-<br />
Laptop und Software: Noch nie war es so kostengünstig, ins<br />
Musikgeschäft einzusteigen. Aber alle Technik kann nicht das<br />
Gespür für Musik ersetzen, das man erwirbt, wenn man selbst ein<br />
Instrument spielt. Es ist die Summe, die zum Erfolg führt.<br />
Porträt Felix Rösch<br />
Keine Angst<br />
vor Elektronik<br />
VON UWE MIES<br />
Talent Campus-Sieger Felix Rösch in Berlin: „Originalität und ein unkonventioneller Zugang<br />
zur Orchesterarbeit“, Foto: Peter Himsel<br />
fen. Außerdem bot „Galileos Monde“ die Chance,<br />
die Musik mit dem Orchester des Westdeutschen<br />
Rundfunks aufzunehmen: „Das war ziemlich<br />
experimentell, was wir aber ganz gut gemeistert<br />
haben.“<br />
Felix Rösch erlebte also kein Vakuum, als er<br />
in Berlin auf dem Talent Campus einen fünfminütigen<br />
Film zu vertonen hatte, bei dem die Tonspur<br />
gelöscht worden war. Die gleiche Aufgabe<br />
hatte sich schon 2009 im internationalen<br />
Wettbewerb von SoundTrack_Cologne gestellt,<br />
und auch da hatte er schon gewonnen. In beiden<br />
Fällen hatte er seine Vorstellungen durchgesetzt,<br />
in Berlin sogar aufwändige Orchesteraufnahmen<br />
mit dem Filmorchester Babelsberg<br />
in den Computer geladen und dann im Mixer<br />
wieder verfremdet. Aber genau das kam an.<br />
Und weil auch Klappern zum Handwerk gehört,<br />
ging Rösch in die Offensive, nutzte das Internet,<br />
schrieb wieder Filmschulen und Produktionsbüros<br />
an.<br />
Allein in diesem Jahr bestreitet er nun die<br />
Musiken zur Theateraufführung von Kristo Šagor<br />
„Die nächste Unschuld“ und eine deutschungarische<br />
Kurzfilmproduktion. Film und Theater,<br />
das könnte ein veritabler Lebensplan werden.<br />
Aber: „Man muss immer abwägen zwischen<br />
Kunst und Kommerz. Generell würde ich<br />
auch mal eine Daily Soap oder einen Werbespot<br />
machen.“ Festlegen will er sich nicht, und vieles<br />
wird sich erst entscheiden, wenn das Studium<br />
abgeschlossen ist. „Aber pauschal etwas<br />
abzulehnen, das kann ich mir für mich vorerst<br />
nicht vorstellen.“<br />
Auf dem Sprung – die Seite für den Filmnachwuchs – newsletter 2/<strong>2011</strong> 21