Geld allein macht nicht reich - neue Wege zu Wachstum & Wohlstand ...
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„<strong>Geld</strong> <strong>allein</strong> <strong>macht</strong> <strong>nicht</strong> <strong>reich</strong>“ – <strong>neue</strong> <strong>Wege</strong> <strong>zu</strong> <strong>Wachstum</strong> & <strong>Wohlstand</strong><br />
messen ist, sind oben durchaus erhebbare Daten als Grundlage für eine Bewertung der Gerechtigkeit<br />
vorgeschlagen worden.<br />
12<br />
Weiterhin bleibt der Aspekt des "Glücks", den die Autoren allerdings lieber unter dem Stichwort<br />
"subjektives Wohlbefinden" gewürdigt sehen, beim BIP‐Konzept komplett außer Acht: Nach dessen<br />
Kriterien währe eine Gesellschaft, die auf einem Berg materiellen <strong>Wohlstand</strong>s sitzt und dennoch –<br />
<strong>zu</strong>m Beispiel wegen eines verkümmerten sozialen Zusammenhalts o.ä. – kreu<strong>zu</strong>nglücklich ist,<br />
wohlhabend.<br />
Im Be<strong>reich</strong> der ökologischen Nachhaltigkeit erscheint einem das BIP‐Konzept als völlig<br />
un<strong>zu</strong><strong>reich</strong>end, da gerade Bemühungen <strong>zu</strong>r Nachhaltigkeit im Hinblick auf das <strong>Wachstum</strong> des BIP<br />
negative Auswirkungen haben können. Beispielsweise kann eine umweltschädliche, aber äußerst<br />
lukrative Produktion durch Umweltauflagen gebremst und somit das <strong>Wachstum</strong> des BIP verlangsamt<br />
werden. Natürlich aber ist die Relevanz der ökologischen Nachhaltigkeit für eine Gesellschaft <strong>nicht</strong><br />
von der Hand <strong>zu</strong> weisen: Allein der Begriff ,,<strong>Wohlstand</strong>“ impliziert, dass sich die Individuen wohl<br />
fühlen (s. Punkt 4). Dies wird u. a. maßgeblich durch das ökologische Umfeld in dem sie sich<br />
befinden, bestimmt. Da dies durch das BIP‐Konzept aber keinerlei Beachtung findet, sondern u. U.<br />
Sogar eher hinderlich für das BIP‐Konzept ist, ist das BIP nach der Meinung der Autoren auch in<br />
diesem Be<strong>reich</strong> kein adäquater <strong>Wohlstand</strong>skoeffizient.<br />
Auf den Aspekt der Mobilität in einer Gesellschaft geht das bisherige BIP‐Konzept auch <strong>nicht</strong><br />
weiter ein. Zwar werden beispielsweise Absätze des Automobilsektors, jedoch weder anderweitige<br />
Mobilitätsbedingungen noch ‐möglichkeiten erfasst oder gar bewertet.<br />
Im Be<strong>reich</strong> der Messung von Gesundheit und Lebensqualität hat das BIP‐Konzept beinahe nur<br />
perverse Effekte <strong>zu</strong>r Folge: Bereits grundlegend ist es schließlich so, dass die Versorgung von Kranken<br />
zwar ein gesellschaftlicher Fortschritt ist – aber die vorausgehende Verlet<strong>zu</strong>ng oder Erkrankung für<br />
sich selbst genommen <strong>nicht</strong> wirklich „<strong>Wohlstand</strong>“. Jeder Knochenbruch, jede alkoholbedingte<br />
Leberschädigung, jede Raucherlunge, die behandelt werden, steigern das BIP – und damit nach<br />
bisheriger Definition den <strong>Wohlstand</strong>.<br />
Aber auch auf der Marktseite sieht das <strong>nicht</strong> besser aus: Die Herstellung und der Verkauf von<br />
Alkohol, Zigaretten und Waffen (!), all das steigert das BIP, wohl kaum aber den <strong>Wohlstand</strong> im<br />
Be<strong>reich</strong> der Gesundheitsversorgung! Eben gerade die aus dem BIP‐Konzept folgende<br />
Vermarktlichung des Gesundheitssektors hat da<strong>zu</strong> geführt, dass in unseren Krankenhäusern<br />
heut<strong>zu</strong>tage betriebswirtschaftliche Maßstäbe den Ton angeben; absurd! Unser Vorschlag würde<br />
dagegen <strong>zu</strong> einem Trade‐off zwischen einer Verbesserung der Gesundheitsversorgung einerseits und<br />
Aspekten der betriebswirtschaftlichen Effizienz andererseits führen.<br />
Alexander Hobusch, Daniel Todorović und Jakob Steffen