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Friedrich-Wilhelm Eickhoff Versuch über die Lüge aus ...

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Bei Platon heißt es zum Urproblem der <strong>Lüge</strong>: »Du weißt nicht, sprach ich, daß<br />

<strong>die</strong> wahre <strong>Lüge</strong>, wenn es anders möglich ist so zu reden, alle Götter und Menschen<br />

hassen?« (Platon, Sämtliche Werke 3, 382 a, S. 118).<br />

Es ist notwendig, an <strong>die</strong>ser Stelle W. R. Bions zu gedenken, der unter dem Titel<br />

Lies and the thinker (Bion, W. R., 1970, S. 104) schrieb:<br />

The link between one mind and another that leads to destruction of both<br />

is the lie. The term ›link‹ gives an inadequate idea of the realization it is<br />

intended to represent. The lie is not restricted, as the word ›lie‹ would ordinarily<br />

imply, to the domain of thought, but has its counterpart in the<br />

domain of being; it is possible to be a lie and being so precludes at-onement<br />

in O.<br />

Zum Verständnis und zur Bedeutung von O füge ich <strong>die</strong> Definition <strong>aus</strong> dem Glossary<br />

of Signs an, das Grinberg et al. (Grinberg et al., 1975) zusammengestellt<br />

haben: »Unknowable psychic reality, which can only be known through its transformations«.<br />

Die Relation zu Vergessenem und Verdrängtem erscheint hier ergänzt<br />

durch <strong>die</strong> Schicht der psychisch noch Zukünftigen, bzw. das Bedenken der<br />

– im Fall der <strong>Lüge</strong> – »verhinderten Zukunft« (Bloch, E., persönliche Mitteilung).<br />

Für Bion gilt: »By definition and by tradition of all scientific discipline, the<br />

psychoanalytic movement is commited to the truth as the central aim« (Bion,<br />

1970, S. 99).<br />

Die politische Benutzung der <strong>Lüge</strong> durch charismatische Führer ist in einem<br />

»mysteriösen Sprung vom Individuum zur Gruppe« durch Leo Rangell (Rangell,<br />

L., 1980) am Beispiel des Watergate-Skandals als Ausdruck einer »Kompromittierung<br />

der Integrität« dargestellt worden. Rafael Moses (Moses, R., 1986) ist<br />

einen Schritt weiter gegangen und hat »Watergate« als universelles Phänomen erörtert,<br />

das dadurch zustandekommt, daß ein politischer Führer <strong>über</strong>zeugt ist, daß<br />

er besser als jeder andere weiß, was für sein Land oder seine Gruppe gut ist, und<br />

seine Ziele für so erhaben hält, daß sie nach und nach fast jedes, später <strong>über</strong>haupt<br />

jedes Mittel zu ihrer Erreichung rechtfertigen; <strong>die</strong> erhabenen Ziele bestechen das<br />

Über-Ich und korrumpieren das Ich-Ideal.<br />

309<br />

<strong>Friedrich</strong>-<strong>Wilhelm</strong> <strong>Eickhoff</strong>

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