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Friedrich-Wilhelm Eickhoff Versuch über die Lüge aus ...

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kömmlinge derselben. Man könnte meinen, <strong>die</strong> Zensur habe sich im Laufe der<br />

individuellen Entwicklung um ein Stück vorgeschoben« (a. a.O., S. 292). Als sich<br />

der Über-Ich-Begriff entwickelt, bringt Freud ihn mit dem, was er vorher als<br />

Zensur beschrieb, in Zusammenhang:<br />

Die selbstbeobachtende Instanz kennen wir als den Ichzensor, das Gewissen;<br />

sie ist <strong>die</strong>selbe, <strong>die</strong> nächtlicherweise <strong>die</strong> Traumzensur <strong>aus</strong>übt, von der<br />

<strong>die</strong> Verdrängungen gegen unzulässige Wunschregungen <strong>aus</strong>gehen (Freud,<br />

S., 1916 – 17, S. 444).<br />

Richtet sich <strong>die</strong> Verdrängung als historisch an zentraler Stelle von Freud untersuchte<br />

Abwehrform gegen Wünsche – nach einer Definition der Urverdrängung<br />

(Freud, S., 1915 d, S. 250) wird »der psychischen (Vorstellungs-) Repräsentanz des<br />

Triebes [...] <strong>die</strong> Übernahme ins Bewußte versagt« – und gegen <strong>die</strong> Erinnerung,<br />

so sucht <strong>die</strong> Verleugnung störende Wahrnehmung zu beseitigen, sei es des Geschlechtsunterschiedes,<br />

der Vergänglichkeit, der unentrinnbaren Schuldigkeit,<br />

der inneren Konflikthaftigkeit, der Tiefendimension des Seelischen, des Tragischen<br />

(Wurmser, L., 1987), und gewinnt eine noch tiefere Beziehung zur Selbsttäuschung<br />

als <strong>die</strong> Verdrängung. Freuds Hinweise auf <strong>die</strong>sen, schmerzhafte, »traumatisierende«<br />

Wirklichkeit in Worten, Handlung und in der Phantasie negierenden,<br />

im Sinne einer »halben Maßregel« (Freud, S., 1940 a, S. 134) nicht erfolgreichen<br />

Vorläufer von Abwehr zwischen 1923 und 1938 sind zahlreich, ohne daß<br />

sich eine scharfe Abgrenzung von benachbarten Vorgängen erkennen läßt. Vorbild,<br />

vielleicht sogar Ursprung anderer Verleugnungen ist <strong>die</strong>jenige der Kastration,<br />

des Penismangels der Frau, der dank einer »infantilen Sexualtheorie« für <strong>die</strong><br />

Folge einer Strafe gehalten wird (Freud, S., 1923 e, S. 297). Von 1927 ab bearbeitet<br />

Freud den Begriff Verleugnung bevorzugt am Beispiel der zwiespältigen Einstellung<br />

des Fetischisten (Freud, S., 1927 e, S. 316), der <strong>die</strong> Kastration zugleich<br />

verleugnet und behauptet, eine Koexistenz zweier gegensätzlicher, voneinander<br />

unabhängiger Einstellungen, <strong>die</strong> Freud im Abriß der Psychoanalyse eine »Ich-Spaltung«<br />

nennt (Freud, S., 1940 a, S. 135). Verleugnung fungiert als intrasystemische,<br />

nach Bash (Bash, M. E., 1981) vom zweiten Zensor abhängige Abwehr ohne<br />

Gegenbesetzung, <strong>die</strong> der »alleinige Mechanismus der Urverdrängung« (Freud, S.,<br />

301<br />

<strong>Friedrich</strong>-<strong>Wilhelm</strong> <strong>Eickhoff</strong>

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