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Friedrich-Wilhelm Eickhoff Versuch über die Lüge aus ...

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<strong>Versuch</strong> <strong>über</strong> <strong>die</strong> <strong>Lüge</strong><br />

und sie folgert, daß <strong>die</strong> Kommis sie wegen ihrer Kleider <strong>aus</strong>gelacht und daß einer<br />

von ihnen ihr Gefallen erregt habe.<br />

Dieser Fall ist nun typisch für <strong>die</strong> Verdrängung bei der Hysterie. Überall<br />

findet sich, daß eine Erinnerung verdrängt wird, <strong>die</strong> nur nachträglich zum<br />

Trauma geworden ist. Ursache <strong>die</strong>ses Sachverhaltes ist <strong>die</strong> Verspätung der<br />

Pubertät gegen <strong>die</strong> sonstige Entwicklung des Individuums.<br />

Nebst der Pubertätsverzögerung hält Freud <strong>die</strong> Vorzeitigkeit der Sexualentbindung<br />

für eine der Bedingungen der nachträglichen Schöpfung des Traumas. Und<br />

er formuliert in <strong>die</strong>sem Zusammenhang: »Jede adoleszente Person hat Erinnerungsspuren,<br />

welche erst mit dem Auftreten von sexuellen Eigenempfindungen<br />

verstanden werden können, jeder sollte also den Keim zur Hysterie in sich tragen«.<br />

Die durch ein »Proton pseudos« charakterisierte Chronologie der hysterischen<br />

Symptome hat Freud wiederholt beschrieben. So heißt es, noch im Banne<br />

des Glaubens an <strong>die</strong> Auffindung des »Caput Nili der Neuropathologie« vor der<br />

Revision in der Arbeit Zur Ätiologie der Hysterie (Freud, S., 1896 c, S. 449):<br />

Wenn wir daran festhalten, infantile Sexualerlebnisse seien <strong>die</strong> Grundbedingung,<br />

sozusagen <strong>die</strong> Disposition der Hysterie, sie erzeugen <strong>die</strong> hysterischen<br />

Symptome aber nicht unmittelbar, sondern bleiben zunächst<br />

wirkungslos und wirken pathogen erst später, wenn sie im Alter nach der<br />

Pubertät als unbewußte Erinnerungen geweckt werden [...] und daß <strong>die</strong><br />

Sexualerlebnisse, <strong>die</strong> keine unmittelbare Wirkung äußern, jedesmal weiter<br />

zurückreichen, ins dritte, vierte, selbst ins zweite Lebensjahr.<br />

Der »tragische« Charakter der sexuellen Beziehungen eines »schlecht zueinander<br />

passenden Paares« (Freud, S., 1896 c, S. 452) und <strong>die</strong> Annahme des perversen<br />

Charakters des »Vaters der Hysterischen« machen wesentliche Elemente dessen<br />

<strong>aus</strong>, was Jean Laplanche (Laplanche, J., 1988) <strong>die</strong> »eingeschränkte Verführungstheorie«<br />

nennt, an deren Ende <strong>die</strong> universell notwendige »Verführung« steht,<br />

<strong>die</strong> <strong>über</strong> <strong>die</strong> körperliche Pflege des Kindes durch <strong>die</strong> Mutter vermittelt wird, von<br />

der es in einem »kanonischen Satz« (Laplanche, J., 1988, S. 217) <strong>aus</strong> der Neuen<br />

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