Friedrich-Wilhelm Eickhoff Versuch über die Lüge aus ...
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<strong>Versuch</strong> <strong>über</strong> <strong>die</strong> <strong>Lüge</strong><br />
rie nach Art eines Aperçus, etwa durch Chrobak, der das häusliche Mißgeschick<br />
einer achtzehnjährigen nicht vollzogenen Ehe mit der ärztlichen Reputation zu<br />
decken empfahl, statt <strong>die</strong> sexuelle Ätiologie aufzudecken, und der Schwierigkeit<br />
betont, <strong>die</strong>ser Idee, nämlich der sexuellen Ätiologie der Hysterie, »ihre Stellung<br />
unter den anerkannten Wahrheiten zu erobern« (Freud, S., 1914 d, S. 52), und er<br />
schließlich mit großer Selbstverständlichkeit annahm, daß »wer sich in <strong>die</strong> analytische<br />
Technik eingelebt« habe, »das dem Arzt sonst unentbehrliche <strong>Lüge</strong>n und<br />
Vorspiegeln <strong>über</strong>haupt nicht mehr« treffe (Freud, S., 1915 a, S. 312), bleibt doch<br />
<strong>die</strong> <strong>Lüge</strong> unter den von der Psychoanalyse behandelten Gegenständen an einem<br />
eher verborgenen Platz. Die Verborgenheit hat, worauf Michael Schröter als<br />
Her<strong>aus</strong>geber der deutschen Fassung der ungekürzten Ausgabe der Briefe Sigmund<br />
Freuds an <strong>Wilhelm</strong> Fließ in einer Marginalie der Zeitschrift Merkur<br />
(Merkur 462) unter dem Titel Freuds Anfänge, unverstellt <strong>über</strong>zeugend hingewiesen<br />
hat, ihre Begründung vermutlich darin, daß es soziologisch widersinnig ist,<br />
ein Problem der forensischen Medizin, als das sich <strong>die</strong> <strong>Lüge</strong> in prononciertester<br />
Weise in Gestalt der Frage darstellt, ob Hysterikerinnen lügen oder nicht, ob sie<br />
glaubwürdig sind oder nicht, in <strong>die</strong> therapeutische Situation hineinzuziehen.<br />
Folgerichtig ist aber auch, daß <strong>die</strong>ser Platz vor der Verwerfung der Verführungstheorie<br />
in der frühen Hysterielehre Freuds ein systematischer ist. In Anlehnung<br />
an Aristoteles – ich folge dem hervorragenden Anmerkungsapparat der<br />
ungekürzten Ausgabe der Briefe an Fließ (Freud, S., 1985 c, S. 482) –, der als erste<br />
<strong>Lüge</strong> <strong>die</strong> erste falsche Prämisse eines Syllogismus charakterisiert hatte, durch<br />
<strong>die</strong> der ganze Schluß oder <strong>die</strong> Schlußkette falsch wird, behandelt Freud in dem<br />
nunmehr im Nachtragsband in neuer Transkription vorliegenden Entwurf einer<br />
Psychologie (Freud, S., 1987, S. 444 ff.) das Thema unter dem Titel »Das hysterische<br />
Proton pseudos«. Hintergründigerweise nähert sich Freud an <strong>die</strong>ser Stelle<br />
im Herbst 1895 der Kategorie der »psychischen Realität«, das heißt der <strong>aus</strong> Bedeutungen<br />
erschließbaren im Gegensatz zur materiell beobachtbaren Realität am<br />
klinischen Beispiel der Emma Eckstein, deren eines beinahe tödlichen Kunstfehlers<br />
verdächtige Nasenoperation durch <strong>Wilhelm</strong> Fließ infolge zu später Entfernung<br />
eines Gazestreifens <strong>aus</strong> einer Wunde im Februar des gleichen Jahres<br />
Anlaß einer extensiven absurden Spekulation wurde (Masson, J. M., 1984), der ein<br />
bares Nichtverstehen der ganz unopportunistischen Revision der Verführungs-<br />
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