Rückblick 2009 - Franz Sales Haus

Justus Könemann –
Seelsorger
74 Rückblick 2009
Seelsorge
Wo wir auf Grenzen stoßen,
hat Gott noch Möglichkeiten
Die Jahreslosung 2009 lautet „Jesus Christus
spricht: Was bei den Menschen unmöglich
ist, das ist bei Gott möglich“ (Lk 18,27) . Sie
deutet eine Spannung an, der wir im Laufe des
Jahres mehrfach begegneten . So hatten die
Ärzte zwei an Krebs erkrankten Bewohnern in
unserem Haus nur ein Vierteljahr Lebensfrist
eingeräumt . Beide Männer lebten nach dieser
Diagnose aber noch jeweils eineinhalb Jahre .
Sie nahmen intensiv am Leben ihrer Wohngemeinschaften
teil und gingen beide einen Weg
des persönlichen Abschieds . Dabei profitierten
sie von den heutigen Möglichkeiten einer individuellen
Schmerzbehandlung und der liebevollen
Begleitung in ihren Gruppen . Für die
Beteiligten wurde spürbar, dass wir in solch extremen
Lebenssituationen vieles nicht selbst in
der Hand haben: Leben ist eine Gottesgabe .
Einschneidender Abschied
Ende September verstarb unser Vereinsmitglied
Pfarrer Wolfgang Lüthgen nach einer
schweren Erkrankung . In seinen letzten Lebensmonaten
setzte er alle Kraft dafür ein,
die Seelsorge in Huttrop aufrecht zu erhalten
. Dazu gehörte auch der evangelische
Gottesdienst in der Franz Sales Haus Kirche .
Er stand bis zuletzt vielen Bewohnern der
Einrichtung als Seelsorger zur Verfügung .
Entsprechend groß ist unsere Trauer . Seine
Verdienste um unser Haus und die Förderung
der ökumenischen Seelsorge sind außerordentlich
weitreichend .
Das Franz Sales Haus trauert um Pfarrer Wolfgang
Lüthgen.
Seine Mitbrüder, Pfarrer Michael Heering
und Pfarrer Götz-Otto Kreitz bemühen sich
nun, die ökumenische Seelsorge im Franz Sales
Haus weiterhin gut zu begleiten .
Gemeinsam nach
Lebensmöglichkeiten suchen
In der Seelsorge liegt für Lebensfragen kein
Köfferchen mit fertigen Antworten bereit, es
geht vielmehr um eine gemeinsame Suche .
Wenn Erlebnisse besprochen werden, kommen
häufig Antworten ans Licht, die unter der
Oberfläche schon erahnt wurden . Es zeigt sich
bei vielen Gesprächsangeboten und Gruppenbesuchen,
dass im Franz Sales Haus sehr viele
„Theologen“ leben, d . h . sehr viele Menschen
hier haben ein Wissen über Gott und sinnvolles
Leben, das sie nicht in einem Studium,
sondern mit wachem Herzen erworben haben .
Die Anlässe für Gesprächswünsche sind so
unterschiedlich und bunt wie das Leben . Es
geht häufig um Verlusterfahrungen im engeren
(familiären) Umfeld, aber auch um Konflikte
mit anderen Personen oder Freundschafts-
und Beziehungsthemen .
Horizonterweiterung durch
„Blicke über den Tellerrand“
Leben ist mehr als das, was wir schon kennen!
Das wird hautnah erfahren bei Begegnungen
mit neuen Bekannten und beim Besuch
bislang fremder Orte .
Die inzwischen fünfte Fahrradwallfahrt in
den Sommerferien galt einem Besuch am Grab
des Heiligen Gerebernus in Sonsbeck . Vielleicht
leben jetzt im Franz Sales Haus die einzigen
Essener, die diesen keltischen Heiligen
überhaupt kennen!
Acht Personen waren Anfang Mai bei einem
Besinnungswochenende mit Jean Vanier in
Trier . Der Gründer der internationalen Arche-
Bewegung gab geistliche Impulse . Gesprächsgruppen
der etwa 160 Teilnehmer und schöne
gemeinsame Erlebnisse brachten für alle neue
geistliche Erfahrungen .
Seit mehr als einem Jahr spendet die Hausgemeinschaft
bei den Kollekten der kirchlichen
Hilfswerke für eine Arche-Gemeinschaft in Simbabwe
. Von ihrem Besuch dort berichtete die
deutsche Arche-Verantwortliche Astrid Froeb am
18 . Oktober im Gottesdienst und in einem Bildervortrag
. Mit der Spendenadresse können wir
jetzt konkret Menschen in Verbindung bringen .
2009 war das 1200 . Todesjahr des Heiligen
Ludgerus . Mehrfach beteiligten sich Bewohner
an Pilgerfahrten nach Werden . Sie erlebten
gute Gemeinschaft mit anderen Gruppen und
Gemeinden aus unserem Bistum .
Die Kirche 1945 Die Hauskapelle im Schulhaus
Kardinal Hengsbach 1959 im Franz Sales Haus
Bewährte Angebote
Zum „Bewährten“ gehörten im Bereich
Seelsorge die Gottesdienste für verschiedene
Häuser und Gruppen im Wohnbereich, sowie
Gottesdienstbesuche in St . Bonifatius und
der Innenstadt . In allen Betrieben der Werkstätten
wurden, zumeist quartalsmäßig, Andachten
angeboten, insgesamt waren es 18
Gottesdienste . Bei der Veranstaltung „Lernen
macht Spaß“ in Haus St . Altfrid gab es wieder
meditative Morgenimpulse .
Mit der Schule wurden die Gottesdienste
ebenfalls fortgeführt . Zum zweiten Mal wurden
Besinnungstage für Schüler der Berufspraxisstufen
angeboten . Erstmals gab es
dazu auch für die Mittel- und Oberstufen ein
zweitägiges „Miniformat“ der Besinnungstage
. Im Bereich der Arbeitsmarktintegration
wurde die Unterrichtsreihe „Interreligiöser
Dialog“ mit Erfolg fortgesetzt .
Die Messdiener (es sind nach einem Messdienerkurs
mit fünf Absolventen mittlerweile 48
Personen) nahmen wieder an externen Veranstaltungen
teil und auch der Kirchenchor war bei
verschiedenen Anlässen ein guter „Botschafter“
des Franz Sales Hauses . Ein Höhepunkt war
das feierliche Pontifikalamt zum 125-jährigen
Bestehen der Einrichtung im April . Darüber hinaus
wurden zwei Feiern der Schwestern von
Mutter Teresa mit Männern und Frauen von der
Straße musikalisch begleitet .
Trägerverein – Seelsorge
Beim Besinnungswochenende
in Trier begegneten
sich Menschen
mit Behinderung aus
verschiedenen europäischen
Ländern.
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