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Projekt Baden Württemberg /Hans Böcklerstiftung

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ganzen ERA-<strong>Projekt</strong>es war es somit, „den Betrieben überhaupt wieder eine verlässliche<br />

Grundstruktur für die betriebliche Entgeltdifferenzierung zu liefern. Tarifverträge müssen eine<br />

Grundlage für die betriebliche Entgeltdifferenzierung liefern, sonst funktionieren sie nämlich<br />

nicht.“(SWM)<br />

7) Dazu passen die Äußerungen des ERA-Experten von Südwestmetall, wonach durch den ERA jene<br />

Tätigkeiten aufgewertet werden sollen, die „die Konkurrenzfähigkeit der M+E-Industrie<br />

bestimmen“. Tätigkeiten, die von strategisch herausgehobener Bedeutung für die M+E-Industrie<br />

sind, müssen besser bewertet, andere, die keinen spezifischen Branchenbezug haben, relativ hierzu<br />

abgewertet werden. Letzteres gelte etwa für kaufmännische Sachbearbeiter oder Sekretärinnen,<br />

die keinen spezifischen Beitrag zur Profilbildung der M+E-Industrie leisteten. „Die müssen wir auch<br />

nicht besser bezahlen als in anderen Industrien.“ Genau dies sei jedoch der Fall, „und das ist auch<br />

durchaus ein Problem: Wir zahlen einfache kaufmännische Tätigkeiten in der Metallindustrie<br />

traditionell höher als in allen anderen Branchen, obwohl die nicht metallspezifisch sind.“ Bei<br />

qualifizierten technischen Aufgaben sei das anders. „Die unterscheiden uns von anderen Industrien.<br />

Da müssen wir uns auch differenzieren, da müssen wir attraktive Arbeitsbedingungen bieten. Wir<br />

müssen Sekretärinnen nicht besser bezahlen als anderswo, das macht keinen Sinn. Aber für<br />

spezifischen Aufgaben, die für unsere Wettbewerbsfähigkeit wichtig sind.“ Hinter den<br />

Wertigkeitsentscheidungen, die in den ERA eingeflossen sind, stehen demnach arbeitgeberseitig<br />

(und möglicherweise auch gewerkschaftsseitig) strategische industriepolitische Überlegungen.<br />

Daraus ergeben sich aus Sicht der Arbeitgeber Konsequenzen für Tätigkeiten, die es quer zu allen<br />

Branchen gibt. Sie sollen aus der Branchenlogik der Flächentarifverträge herausdefiniert werden.<br />

Im Visier ist ein branchenübergreifendes Bewertungslevel für Funktionen, die sich überall finden<br />

und denen kein spezifischer Beitrag zur Verbesserung der Wettbewerbsposition zugeschrieben wird.<br />

8) Selbst wenn sie aus dem Arbeitgeberverband aus- oder erst gar nicht eintreten, bleiben sie in<br />

der Ausgestaltung der betrieblichen Arbeitsbedingungen in hohem Maße auf das Tarifsystems<br />

bezogen. Sie sind die free rider des Tarifsystems. Es ist und bleibt ihr Bezugssystem, weil sie ein<br />

eigenes nicht entwickeln können. Als Alternative ihnen lediglich zur Verfügung, „to do what others<br />

do“, also ein mimetisches Verhalten ( vgl. hierzu ausführlich Schmidt /Dworschak 2006)<br />

9) Dass sie dennoch bisher nicht aus den Verbänden ausgetreten sind, dürfte einerseits damit zu<br />

tun haben, dass die Flächentarifverträge bei ihnen bisher eher dämpfend auf aus das materielle<br />

Niveau gewirkt haben. Zudem verhindert der hohe Organisationsgrad und Einfluss der IG Metall in<br />

diesen Betrieben bis heute ein Ausscheren. Ganz generell ergibt sich das Festhalten am<br />

Flächentarifvertrag nicht nur durch das Interesse der Arbeitgeber an dieser Institution. Genauso<br />

wichtig ist der Druck, der von der Gewerkschaft und den Betriebsräten ausgeht.<br />

10) „Will ein Betrieb seinen Beschäftigten mehr bezahlen, so muss dies durch übertarifliche<br />

Entgeltbestandteile erfolgen. Dies kann in vielen Fällen sinnvoll und auch notwendig sein. Z.B. in<br />

Form von Erfolgsbeteiligungen in Abhängigkeit von der betrieblichen Leistungsfähigkeit oder<br />

persönlichen Zulagen für aktuelle Knappheiten am Arbeitsmarkt.“ (ERA Infobrief Nr. 1., S. 3)<br />

11) Zu verhindern, dass die Entwicklung wieder in die gleiche Richtung läuft wie ehedem beim<br />

Akkord und gleichzeitig die 15% nicht so zu zementieren, dass Leistungssteigerungen des einen<br />

nicht durch Minderung des Leistungsanteils des anderen kompensiert werden müssen, war nach<br />

Darstellung des ERA-Experten von Südwestmetall, das Kunstwerk, das zu vollbringen war. „Weil<br />

auch wir haben kein Interesse daran, dass jemand nur besser werden kann, wenn jemand anderes<br />

schlechter werden muss. Das ist nicht wahnsinnig motivierend. Aber was eben auch nicht stimmt<br />

ist, dass die Leute immer nur besser werden in ihrer Leistung.“ Tarifvertraglich wurde versucht<br />

dem Problem durch eine Verpflichtung zur Nachsteuerung angegangen, die dann greift, wenn von<br />

dem Soll-Punkt 15% 1% nach oben oder unten abgewichen wird.

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