"Tagebuch" (von Steffen Winkler)
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"Tagebuch" (von Steffen Winkler)
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Der Tag begann mit dem letzten Wettbewerbe, dem Buhurt. Einer Art Massenschlacht zu Pferde, bei<br />
der es darum geht dem Gegner den Helmschmucke mit dem Schwerte herunter zu schlagen. Besonders pikant<br />
war, dass sowohl der Schwarze Ritter, als auch Lothar <strong>von</strong> Nattersquell fast gleich viele Punkte vorweisen<br />
konnten und für beide der Gesamt-Sieg zum Greifen nah lag.<br />
Lange wogte die „Schlacht“, dann waren nur noch wenige Kämpen übrig, auf Seite <strong>von</strong> Lothar waren noch<br />
Rondrigan Paligan und Oberst Alrik <strong>von</strong> Blautann übrig, auf der Gegenseite war noch der Schwarze<br />
Ritter nebst einigen Gesellen übrig.<br />
Mit einem mutigen Angriff stürzte sich Lothar auf den Schwarzen Ritter und mit wilden Schlägen konnte er<br />
ihm die Helmzier zerschlagen – und gewann damit auch den Gesamt-Sieg!<br />
Frohgemut freuten wir uns auf das abschließende Bankett am Abend, bei dem nicht nur die Sieger der<br />
Wettbewerbe gekürt werden sollten, sondern auch die Verleihung unserer Titel auf dem Programm standen.<br />
Doch bereits auf dem Weg zur neuen Residenz ereignete sich ein unerwarteter Vorfall:<br />
Der Greif, den wir unterwegs trafen, hatte einen Schwächeanfall und sein Leib begann sich im wahrsten Sinne<br />
vor unseren Augen aufzulösen! Gerade gelang es uns, ihn noch in die Stadt des Lichts zu bringen, wo sich die<br />
Praios-Geweihten um in kümmern konnten. Seine letzten Worte waren: „Kraft, zu wenig Kraft … muss<br />
erreichen … Schwärze, nur Schwärze … Keranvor, die Grotte … Federn fallen golden … mein Leib, sie<br />
wollen ... ich muss … bald alle verschwunden … in den Wolken … sie kämpfen darum … Irrhalken … die<br />
Schwarze Sichel … oh Alveran, hab' Erbarmen…“<br />
Betroffen und nachdenklich begaben wir uns danach zum Fest. Zuerst fand die Siegerehrung statt, bei der<br />
Lothar für den Gewinn der meisten Wettbewerbe ausgezeichnet wurde und auch für den Gesamt-Sieg. Doch<br />
da der Schwarze Ritter der Siegerehrung fern blieb wurden seine Preise weitergegeben und so kam es, dass<br />
sogar Arwed einen Preis für den 4. Platz im Schützenwettbewerb überreicht bekam.<br />
Gleich im Anschluss zur Siegerehrung wurden wir vor gerufen und vor den Augen der Versammelten für<br />
unseren Einsatz um Brin’s Totenzug zu Rittern des Reiches geschlagen – und dazu zu Ehrenrittern des<br />
Hauses Gareth. – Diesen ergreifenden Moment werde ich hoffentlich nie vergessen. Zu schade, dass ich den<br />
Memorans-Cantus in all den Jahren nicht gut genug gemeistert habe, um mir dies für immer ins Gedächtnis zu<br />
brennen.<br />
Danach trat Laurom, Sohn des Arom, vor die Reichsregentin und überreichte mit stolzgeschwellter Brust<br />
„Finsterfang“ die Drachenlanze die sein Vater in 7 Jahren für Brin gefertigt hatte. Frau Emer umfasste<br />
die Lanze und ihre Augen glühten wie niemals zuvor!<br />
Im Anschluss erfreute uns Magister Melwyn mit einem meisterhaften Feuerwerk, dessen krönender<br />
Abschluss ein goldener Greif am Himmel war, der langsam verging. Hm… die Prophezeiung des Jahres-<br />
Orakels sagte:<br />
"Siehe den Tag! Er endet, wenn die Nacht anbricht!<br />
Siehe die Gier! Sie fällt den Becher, wenn Steine schreien und Vögel weichen!<br />
Siehe die Angst! Sie lacht, wenn der Himmel das Trauergewand näht!<br />
Siehe das Siegel! Es bricht, wenn die Federn golden fallen!<br />
(…)"<br />
Meine Götter… die Vögel sind bereits tot vom Himmel gefallen. Welches Siegel könnte zerbrochen sein?