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Rainer Proch Karl Liebknechts Positionen Sein Kampf gegen die ...

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hofsruhe“ gebracht und <strong>die</strong> „Masse des Volkes“ werde nach dem Krieg „rechtlos bleiben wie<br />

sie es vor dem Krieg war, wenn sie sich ihr Recht nicht selber sucht“. 98<br />

Dass <strong>die</strong> bisher scheinbar einhellige Front der Kreditbefürworter durch <strong>Liebknechts</strong> Abstimmung<br />

am 2. Dezember 1914 gelitten hatte, zeigte sich auf einer Besprechung der Fraktionsminderheit<br />

kurz vor der Reichstagsabstimmung zur dritten Kriegskreditvorlage. An <strong>die</strong>ser<br />

nahmen auch vermeintlich vormalige Kriegskreditbewilliger 99 teil und es wurde über <strong>die</strong><br />

mögliche Verweigerung der Zustimmung debattiert. Dabei wurde Liebknecht „kategorisch“<br />

aufgefordert sich dem Verfahren, sich bei der Budgetabstimmung aus dem Saale zu entfernen,<br />

anzuschließen und damit der in der SPD üblichen Praxis genüge zu tun. Liebknecht lehnte<br />

<strong>die</strong>se Taktik ab und sah in dem Hinausgehen nur eine “Demonstration der Halbheit und Fadheit“.<br />

100 Weiteres Motiv für <strong>die</strong>se Forderung an Liebknecht, sich in <strong>die</strong> Oppositionsgruppe zu<br />

integrieren, dürfte auch der Versuch gewesen sein, <strong>Liebknechts</strong> persönliche Totalopposition<br />

und <strong>die</strong> damit verbundene Symbolhaftigkeit seiner Aktionen, aus dem Licht der Öffentlichkeit<br />

zu drängen.<br />

Wie ernst es den Süddeutschen mit ihrem Bekenntnis <strong>gegen</strong> <strong>die</strong> Kriegskredite dann war zeigte<br />

sich als <strong>die</strong>se für das Budget stimmten, nur weil Liebknecht da<strong>gegen</strong> stimmte. Trotzdem verließen<br />

zur Reichstagsabstimmung am 20. März 1915, 30 sozialdemokratische Abgeordnete<br />

aus Protest den Plenarsaal und Otto Rühle stimmte, neben <strong>Karl</strong> Liebknecht, <strong>gegen</strong> <strong>die</strong> Kriegskredite.<br />

101 Als am 21. März 1915 <strong>die</strong> Namen der Kreditgegner im „Vorwärts“ veröffentlich<br />

wurden, dürfte spätestens <strong>die</strong> Meinungsspaltung der Sozialdemokratie, auch für eine breite<br />

Öffentlichkeit, offensichtlich geworden sein.<br />

8. Der <strong>Kampf</strong> <strong>gegen</strong> <strong>die</strong> offiziellen Parteiinstanzen wird eröffnet<br />

Neben dem Widerstand der Opposition innerhalb der Reichstagsfraktion, verstärkte sich auch<br />

der <strong>Kampf</strong> <strong>gegen</strong> <strong>die</strong> Parteiführung von der Basis aus. Auf einer Versammlung oppositioneller<br />

Sozialdemokraten am 9. Juni 1915 in <strong>Liebknechts</strong> Wohnung, wurde als Reaktion auf <strong>die</strong><br />

Kanzlerrede vom 28. Mai 1915 und <strong>die</strong> allgemeinen Annexionsproklamationen, ein Protestschreiben<br />

in Form einer „Eingabe“ an den Vorstand der Sozialdemokratischen Partei und den<br />

Vorstand ihrer Reichstagsfraktion entworfen, 102 welches zur Breitseite <strong>gegen</strong> <strong>die</strong><br />

98<br />

Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED: <strong>Karl</strong> Liebknecht gesammelte Reden und Schriften, Band VIII, Dietz Verlag,<br />

Berlin, 1966, S. 208.<br />

99<br />

„süddeutsche Radikale [...] z.B. Hoffman - Kaiserslautern, Hierl“ s. dazu Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED:<br />

<strong>Karl</strong> Liebknecht gesammelte Reden und Schriften, Band IX, Dietz Verlag, Berlin, 1968, S. 271<br />

100<br />

“ (Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED: <strong>Karl</strong> Liebknecht gesammelte Reden und Schriften, Band VIII, Dietz<br />

Verlag, Berlin, 1966, S. 268<br />

101<br />

<strong>die</strong>ses Verhalten wurde sicherlich dadurch erleichtert, dass <strong>die</strong> Abstimmung über <strong>die</strong> Kriegskredite in <strong>die</strong> Budgetabstimmung<br />

eingebettet war und, bis auf einige Süddeutsche Landtage, bis dato keine sozialdemokratische Fraktion ein Budget mitgetragen<br />

hatte. Auch Otto Rühle begründet sein „nein“ auf der Fraktionssitzung der SPD am 20.März 1915 mit <strong>die</strong>ser Tatsache. s. dazu<br />

Matthias, Erich und Pikart, Eberhard: Die Reichstagsfraktion der deutschen Sozialdemokratie 1914 bis 1918, Hrsg. Von der Kom-<br />

mission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, erste Reihe 3/II, Droste, Düsseldorf, 1966, S. 48)<br />

102<br />

beteiligt waren Liebknecht, Meyer, Ströbel, Marchlewski, H. Duncker, Mehring, Laukant, Laufenberg und Ledebour s. dazu<br />

Autorenkollektiv: Dokumente und Materialien zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Reihe 2, Band 1, 1914 - 1917, 2.<br />

Auflage, Dietz Verlag, Berlin 1958, S. 169<br />

www.leistungsschein.de 24

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