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Rainer Proch Karl Liebknechts Positionen Sein Kampf gegen die ...

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„dass <strong>die</strong> Regierung nicht beabsichtige, <strong>die</strong>se Versammlungen zu unterdrücken“. 13 Im Gegenzug<br />

versicherte Albert Südekum am 29. Juli 1914 anlässlich einer Unterredung mit dem deutschen<br />

Reichskanzler, Bethmann Hollweg, für <strong>die</strong> SPD, „dass – gerade aus dem Wunsch heraus,<br />

dem Frieden zu <strong>die</strong>nen- keinerlei wie immer gearteten Aktionen (General- oder partieller<br />

Streik, Sabotage u. dgl.) geplant oder auch nur zu befürchten seien“ 14 und nahm damit <strong>die</strong> von<br />

der Reichsregierung zum Burgfrieden ausgestreckte Hand. Mit der Gewissheit des deutschen<br />

Reichskanzlers Bethmann Hollweg, dass „von der Sozialdemokratie und dem sozialdemokratischen<br />

Parteivorstand [...] nichts besonderes zu befürchten“ sei, beendet der am 31. Juli 1914<br />

verhängte Kriegszustand ein diffuses Bündel von sozialdemokratischen Aktionen, <strong>die</strong> sich<br />

zwar pauschal <strong>gegen</strong> Krieg und Militarismus gerichtet haben, sich in ihrer Kritik an der deutsche<br />

Politik aber eher zurück hielten. Nun wurde scheinbar offiziell <strong>die</strong> Integration der „vaterlandslosen<br />

Gesellen“ eingeleitet.<br />

Ein Vorgang, der 15 auf eine schon länger währende Transformation von revolutionär<br />

internationalistischen Parteizielen zu reformistisch, staatssozialistischen und integrativen 16<br />

Zielen zurück geht. 17 Trotzdem macht es den Eindruck, <strong>die</strong> Konsequenz <strong>die</strong>ser<br />

Richtungsänderung, nämlich <strong>die</strong> daraus zwangsläufig folgende Bewilligung der Kriegskredite<br />

und <strong>die</strong> uneingeschränkte Solidarität mit der Reichsregierung, war der Fraktionsmehrheit<br />

Ende Juli 1914 noch nicht klar und <strong>gegen</strong>wärtig. 18 Dominierendes Motiv war es, endlich das<br />

Stigma der Reichsfeinde und „vaterlandslosen Gesellen“ einzutauschen <strong>gegen</strong> eine gleichberechtigte<br />

Position innerhalb der gesellschaftlichen Entscheidungsebene. Dass <strong>die</strong>ses Ziel nur<br />

durch „sozialdemokratischen Substanzverlust“ 19 zu erreichen war und sich <strong>die</strong> Fraktion zu<br />

<strong>die</strong>sem Zeitpunkt damit nicht unbedingt in Meinungsübereinstimmung mit der Parteibasis<br />

befand, ist bewusst von der Fraktionsmehrheit aus politischem Kalkül in Kauf genommen<br />

worden.<br />

Nun sollte <strong>die</strong> geschickte Taktik Bethmann Hollwegs Früchte tragen. Vor <strong>die</strong> Wahl gestellt,<br />

<strong>die</strong> Zerschlagung ihrer Organisation zu riskieren, was auch bedeutete, möglicher kriegsbedingter<br />

Massenarbeitslosigkeit und Hungersnot unorganisiert ausgeliefert zu sein, folgten <strong>die</strong><br />

meisten Mitglieder der deutschen Sozialdemokratie der argumentativen Linie, Europa vor<br />

dem Zarismus zu bewahren. Als dann am 1. August <strong>die</strong> Ermordung von Jaurés bekannt<br />

wurde, war es der Ruf „´Rache für Jaurés!´ [...], der es vielen deutschen Sozialdemokraten<br />

13<br />

zitiert aus: Miller, Susanne: Burgfrieden und Klassenkampf. Die deutsche Sozialdemokratie im Ersten Weltkrieg. Hrsg. Von der<br />

Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Droste S. 41<br />

14<br />

zitiert aus: Miller, Susanne: Burgfrieden und Klassenkampf. Die deutsche Sozialdemokratie im Ersten Weltkrieg. Hrsg. Von der<br />

Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Droste S. 42<br />

15<br />

wie oben aufgezeigt<br />

16<br />

s. dazu Kruse, Wolfgang. Krieg und nationale Integration. Eine Neuinterpretation des sozialdemokratischen Burgfriedensschlusses<br />

1914/15. Klartext, Essen 1993 S. 224<br />

17<br />

„ the vote for the war credits on 4. August 1914 is but the logical end of a clear line of development“ Carl E. Schorske, German<br />

Social Democracy 1905-1917. The Development of the Great Schism in Harvard Historical Stu<strong>die</strong>s, Harvard 1955, S. 285<br />

18<br />

s. dazu Miller, Susanne: Zum 3. August 1914, in: Friedrich-Ebert-Stiftung(Hrsg.), Archiv für Sozialgeschichte IV. Band, Verlag für<br />

Literatur und Zeitgeschehen, Hannover, 1964 S.518<br />

19<br />

s. dazu Kruse, Wolfgang. Krieg und nationale Integration. Eine Neuinterpretation des sozialdemokratischen Burgfriedensschlusses<br />

1914/15. Klartext, Essen 1993 S. 224<br />

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