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Rainer Proch Karl Liebknechts Positionen Sein Kampf gegen die ...

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festen Kern herauszuschälen, den wir um unsere Plattform gruppieren können“ 125 . Die Situation<br />

Deutschlands im Krieg schien für einen solchen Versuch der verstärkten Agitation, günstig<br />

zu sein, war es doch Deutschland nicht gelungen wesentliche strategische Siege zu erreichen.<br />

Die riesigen Verluste an Menschen und Material hatten gravierende Auswirkungen auf<br />

das Leben innerhalb Deutschlands. So ging beispielsweise <strong>die</strong> landwirtschaftliche Produktion,<br />

auf Grund des Mangels an Arbeitskräften und Düngemittel, kontinuierlich zurück, womit sich<br />

auch <strong>die</strong> Ernährungslage der Bevölkerung permanent verschlechterte. Die hoffnungslose Lage<br />

beförderte <strong>die</strong> Kriegsmüdigkeit der Massen und <strong>die</strong> Gruppierungen der Kriegsgegner gewannen<br />

an Einfluss.<br />

<strong>Liebknechts</strong> Status als Armierungssoldat ließ nur geheime Treffen zu, so dass <strong>die</strong> später, als<br />

1. Reichskonferenz der Gruppe Internationale, bekannt gewordene Versammlung unter streng<br />

konspirativen Bedingungen am 1. Januar 1916 in <strong>Liebknechts</strong> Berliner Rechtsanwaltskanzlei<br />

stattfand. Über den Ablauf ist in den Quellen wenig zu finden, als sicher gilt aber, dass<br />

Liebknecht mit einem Referat zur innenpolitischen Situation im allgemeinen und zur Situation<br />

innerhalb der SPD im besonderen begann, gefolgt von einer Bestandsaufnahme der außerparlamentarischen<br />

Oppositionsarbeit 126 . Zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt wurde auch <strong>die</strong> Herausgabe<br />

„Politischer Briefe“ 127 beschlossen. Deren erste Nummer erschien am 27. Januar 1916 und<br />

war mit „Spartakus“ unterzeichnet. Mit <strong>die</strong>ser Publikationsschrift schuf sich <strong>die</strong>, in der Spartakusgruppe<br />

vereinigte Linke, ein eigenständiges von der offiziellen Parteipresse unabhängiges<br />

Kommunikationsmittel zur Parteibasis.<br />

Einen bedeutenden Platz dürfte <strong>die</strong> Diskussion über Rosa Luxemburgs „Leitsätze“ innegehabt<br />

haben, denen Liebknecht zwar nicht unbedingt in ganzem Umfang zustimmte, hinter <strong>die</strong> er<br />

sich aber stellte. Aber andere Oppositionelle, wie <strong>die</strong> Vertreter aus Bremen, Chemnitz und<br />

Hamburg, verweigerten <strong>die</strong> Zustimmung zu den Leitsätzen. So wurden <strong>die</strong> luxemburgschen<br />

Leitsätze zwar programmatischer Grundstock der Gruppe Internationale, aber gleichzeitig<br />

auch Abgrenzungsinstrument zur weiteren Opposition. Liebknecht unterstützte <strong>die</strong>se Distanzierung<br />

und behielt trotzdem seine eigenen taktischen und theoretischen Grundsätze bei, auch<br />

wenn sie nicht der Mehrheitsmeinung der Gruppe Internationale entsprachen. Dies wird besonders<br />

im Eröffnungsreferat zur zweiten Reichskonferenz der Spartakusgruppe, <strong>die</strong> am 19.<br />

März 1916 in Berlin stattfand, deutlich. Mit keiner Silbe vertrat er <strong>die</strong> These Luxemburgs, <strong>die</strong><br />

proletarischen Massen in Autoritätsglauben zu versetzen, um sie von oben zu führen. <strong>Sein</strong>e<br />

Maxime war es, dass „jeder einzelne selbst denkt, selbst überlegt und selbst handelt aus eigenem<br />

Entschluss“. 128 Für ihn waren <strong>die</strong> Massen immer Subjekt der Handlung, <strong>die</strong> man nur zu<br />

emanzipieren, also aufzuklären brauche, um sie zum bewussten Klassenkampf zu bewegen,<br />

125<br />

Rosa Luxemburg zitiert aus Wohlgemuth, Heinz: Burgkrieg, nicht Burgfriede! Der <strong>Kampf</strong> <strong>Karl</strong> <strong>Liebknechts</strong>, Rosa Luxemburgs und<br />

ihrer Anhänger um <strong>die</strong> Rettung der deutschen Nation in den Jahren 1914-1916. Berlin, Dietz, 1963, S. 168<br />

126<br />

anwesend waren Vertreter aus ganz Deutschland: u.a. Franz Mehring, Ernst Meyer, Käte Duncker, Hugo Eberlein, Wilhelm Pieck<br />

[alle Berlin],Johann Knief [Bremen], Rudolf Lindau[Hamburg], <strong>Karl</strong> Minster [Duisburg], Fritz Rück [Stuttgart], Otto Rühle<br />

[Dresden], Georg Schumann [Leipzig], August Thalheimer [Braunschweig], Berta Thalheimer [Stuttgart-Bad Canstatt], Heinrich<br />

Brandler [Chemnitz]<br />

127<br />

s. dazu Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED, Spartakusbriefe, Dietz Verlag, Berlin, 1958 S. XVII<br />

128<br />

Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED: <strong>Karl</strong> Liebknecht gesammelte Reden und Schriften, Band VIII, Dietz Verlag,<br />

Berlin, 1966,S. 548<br />

www.leistungsschein.de 32

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