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Rainer Proch Karl Liebknechts Positionen Sein Kampf gegen die ...

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position - führte, <strong>die</strong>, von Berlin ausgehend, sich in ganz Deutschland fortsetzte. Die Gruppe<br />

Internationale und <strong>Karl</strong> Liebknecht führten ihre Hauptagitation nun außerhalb der Parlamente<br />

über illegale Broschüren und Flugblätter. Innenpolitisch immer mit dem Ziel, ihren Einfluss<br />

auf <strong>die</strong> Basis der Arbeiterbewegung zu erhöhen und außenpolitisch <strong>die</strong> von Rosa Luxemburg<br />

geforderte neue Internationale zu errichten.<br />

Obwohl der innerparlamentarische Gegenwind für Liebknecht immer stärker wurde, einmal<br />

aus der sozialdemokratischen Fraktion heraus, <strong>die</strong> ihn aller Rechte eine Fraktionsmitgliedes<br />

enthoben hatte und andererseits von Seiten der anderen Parteien, <strong>die</strong> es durchsetzten, dass<br />

<strong>Karl</strong> Liebknecht im Reichstag das Anfragerecht entzogen wurde, stimmte er am 24. März<br />

1916 zusammen mit Otto Rühle und weiteren 18 sozialdemokratische Abgeordnete im<br />

Reichstag <strong>gegen</strong> den Notetat. Das führte zum umgehenden Ausschluss <strong>die</strong>ser 18 Abgeordneten<br />

134 aus der sozialdemokratischen Fraktion und in Folge zur Bildung der sozialdemokratischen<br />

Arbeitsgemeinschaft (SAG).<br />

Zwei Tage zuvor hatte Liebknecht in einer Reichstagsdebatte zum Kultusetat eine seiner<br />

emotionalsten Reden gehalten, <strong>die</strong> einen tiefen Einblick in seine Motivation zulässt. Ruhig<br />

und optimistisch formuliert er, fast poetisch: „wenn ich an das Proletariat denke, an <strong>die</strong> Millionen<br />

der ins Dunkel Verdammten, so sage ich allerdings: hier gilt das Wort des Dichters 135<br />

nicht; nur <strong>die</strong> eigene Kraft, kein Wunder und keine Segnungen von oben kann das Proletariat<br />

in das schöne Wunderland tragen“. 136 Liebknecht leitet sein Engagement für <strong>die</strong><br />

Arbeiterbewegung, im Unterschied zu Rosa Luxemburg, <strong>die</strong> ganz marxistische Theoretikerin<br />

ist, aus einem tiefen Humanismus her, der oft aus dem Bauch zu kommen scheint.<br />

Liebknecht war zu dem Symbol der Kriegsgegner in Deutschland geworden. <strong>Sein</strong> Auftreten<br />

im Reichstag führte zu <strong>die</strong>ser Zeit mindesten zu Zwischenrufen, <strong>die</strong> sich aber auch, wie am 8.<br />

April 1916 geschehen, zu tumultartigen Szenen ausweiten konnten. <strong>Liebknechts</strong> dortiges<br />

Referat, in dem er Kriegsanleihen als Betrug am Volk darstellte, führte neben stürmischen<br />

Rufen, <strong>die</strong> ihn persönlich angriffen und diffamierten, wie „Irrenhaus!“ und „Das ist kein<br />

Deutscher!“ auch zu körperlichen Angriffen, bei denen ihm <strong>die</strong> Redeprotokolle entrissen und<br />

in den Saal geworfen wurden. Um <strong>die</strong> Ausführungen <strong>Liebknechts</strong> zu beenden, blieb dem<br />

Reichstagspräsidenten keine andere Möglichkeit als, wie vom Abgeordneten Junck gefordert,<br />

„das Vaterland“ über <strong>die</strong> Geschäftsordnung zu stellen und Liebknecht das Wort zu entziehen.<br />

137<br />

Die grundsätzliche Trennung der Opposition in den linken Flügel (Gruppe Internationale) und<br />

<strong>die</strong> zentristische SAG war in der Öffentlichkeit nicht offensichtlich. Unter den einschränkenden<br />

Bedingungen des Belagerungszustandes drangen symbolhafte Aktionen wie das Separat-<br />

134<br />

Otto Rühle war aus Solidarität mit Liebknecht schon früher von selbst ausgetreten<br />

135<br />

Liebknecht hatte vorher Schiller: ´Nur ein Wunder kann dich tragen in das schöne Wunderland´ zitiert<br />

136<br />

Rede vollständig abgedruckt in: Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED: <strong>Karl</strong> Liebknecht gesammelte Reden und<br />

Schriften, Band VIII, Dietz Verlag, Berlin, 1966, S. 521-546, s. S. 543<br />

137<br />

s. dazu ´Aus dem elendsten der Parlamente´ in: Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED: <strong>Karl</strong> Liebknecht gesammelte<br />

Reden und Schriften, Band VIII, Dietz Verlag, Berlin, 1966, S. 600<br />

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