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Rainer Proch Karl Liebknechts Positionen Sein Kampf gegen die ...

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1915 brieflich „dringend und nachdrücklichst“ aufgefordert „von der Stellung einer „kleinen<br />

Anfrage“ Abstand zu nehmen“, 114 um <strong>die</strong>se Aktion nicht zu gefährden.<br />

Liebknecht hatte zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt das Vertrauen in <strong>die</strong> Aktionskraft der Fraktionsminderheit<br />

weitestgehend verloren, so dass er schon, wie vor dem 20. August 1915, nicht darauf einging<br />

und erklärte, dass „keine Anfrage einer Interpellation im Weg(e)“ 115 stehe und er sich<br />

nicht durch <strong>die</strong> unsichere Hoffnung auf eine Interpellation hemmen lassen würde.<br />

In der entscheidenden Fraktionssitzung vom 30. November 1915 wurde dann auch der von<br />

Ledebour 116 eingebrachter Entwurf durch einen überaus devoten Gegenentwurf von<br />

Scheidemann, Ebert, David, Fischer und Molkenbuhr ersetzt, in dem der Reichskanzler gefragt<br />

werden soll, ob er bereit wäre „Auskunft darüber zu geben, unter welchen Bedingungen<br />

er zu Friedensverhandlungen bereit“ 117 sei.<br />

Dass <strong>die</strong>ser Entwurf dann trotzdem, teilweise auch von der Minderheit, unterstütz wurde, beruht<br />

auf der Hoffnung, bei der Plenumsdiskussion im Reichstag auch Minderheitsstandpunkte<br />

vertreten zu können.<br />

Das wurde allerdings am 9. Dezember 1915 von der Fraktionsmehrheit im Reichstag erfolgreich<br />

verhindert.<br />

Als dann noch der Abgeordnete Landsberg, dem Reichskanzler „Bereitschaft zum Abschluss<br />

eines ehrenvollen Friedens“ attestierte, wurde <strong>die</strong>ses Vorgehen von der Fraktionsminderheit<br />

wie ein „Messerstich in den Rücken der Fraktion“ 118 empfunden. In der, auf Grund <strong>die</strong>ses<br />

Eklats von der Parteiminderheit verfassten und als Flugblatt verbreitetet Erklärung, findet sich<br />

dann auch der Beginn eines eigenständigen Auftretens der Parteiminderheit.<br />

Nächste Gelegenheit bot <strong>die</strong> Reichstagssitzung zur Kriegskreditvorlage am 21. Dezember<br />

1915. Eine einheitliche Abstimmung der Fraktion war nicht mehr möglich. Neben der von<br />

Ebert begründeten Bewilligung der Kredite, erklärte Friedrich Geyer für zwanzig Abgeordnete<br />

deren Ablehnung. 119 Parallel dazu erklärten Haase und Hoch ihr Ausscheiden aus dem<br />

Fraktionsvorstand. Nun war der Durchbruch, der gleichzeitig <strong>die</strong> Dichotomie der deutschen<br />

114<br />

Brief vollständig abgedruckt in: Wohlgemuth, Heinz: Burgkrieg, nicht Burgfriede! Der <strong>Kampf</strong> <strong>Karl</strong> <strong>Liebknechts</strong>, Rosa Luxemburgs<br />

und ihrer Anhänger um <strong>die</strong> Rettung der deutschen Nation in den Jahren 1914-1916. Berlin, Dietz, 1963, S. 273<br />

115<br />

Brief <strong>Liebknechts</strong> an Wilhelm Dittmann vom 11.November 1914 abgedruckt in Wohlgemuth, Heinz: Burgkrieg, nicht Burgfriede!<br />

Der <strong>Kampf</strong> <strong>Karl</strong> <strong>Liebknechts</strong>, Rosa Luxemburgs und ihrer Anhänger um <strong>die</strong> Rettung der deutschen Nation in den Jahren 1914-<br />

1916. Berlin, Dietz, 1963, S.275<br />

116<br />

im Inhalt mit der kleinen Anfrage von Liebknecht am 20. August 1915 fast identisch: „Ist der Herr Reichskanzler zu sofortigen<br />

Friedensverhandlungen, auf Grundlage des Verzichts auf Annexionen jeder Art, durch alle kriegführenden Staaten bereit?“ s. dazu<br />

Matthias, Erich und Pikart, Eberhard: Die Reichstagsfraktion der deutschen Sozialdemokratie 1914 bis 1918, erste Reihe 3/II, Hrsg.<br />

Von der Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Droste, Düsseldorf, 1966, S. 87<br />

117<br />

s. dazu Matthias, Erich und Pikart, Eberhard: Die Reichstagsfraktion der deutschen Sozialdemokratie 1914 bis 1918, erste Reihe<br />

3/II, Hrsg. Von der Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Droste, Düsseldorf, 1966, S. 87<br />

118<br />

zitiert aus Miller, Susanne: Burgfrieden und Klassenkampf. Die deutsche Sozialdemokratie im Ersten Weltkrieg. Hrsg. Von der<br />

Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Droste 1974, S. 122<br />

119<br />

<strong>die</strong>se Erklärung wurde gemeinsam von Haase, Ledebour und Liebknecht ausgearbeitet<br />

www.leistungsschein.de 28

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