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Rainer Proch Karl Liebknechts Positionen Sein Kampf gegen die ...

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Luxemburgs, von der integrativen Politik Ludwig Franks bis zur Fundamentalopposition <strong>Karl</strong><br />

<strong>Liebknechts</strong> in der Partei zusammen zu halten.<br />

So ist es sicherlich auch nicht verwunderlich, dass unter dem Eindruck <strong>die</strong>ser extremen politischen<br />

Ereignisse, unter dem Dach der SPD <strong>die</strong> unterschiedlichsten Reaktionen zu Tage traten.<br />

So hatte bereits 1913 der zweite Vorsitzende der Generalkommission der Freien Gewerkschaften<br />

und Mitglied der SPD Reichstagsfraktion, Gustav Bauer, eine eher „praktische“<br />

Haltung zu möglichen Kriegen. Zwar löste seine im Konjunktiv formulierte These, es könnte<br />

auch „eine bestimmte Sorte [...] von Kriegen“ geben „<strong>die</strong> im Interesse des Proletariats liegen“<br />

2 auf der SPD Fraktionssitzung, neun Monate vor Kriegsbeginn, noch starken Widerspruch<br />

aus. Trotzdem wurden erste Ansätze einer versöhnlicheren, kompromissbereiteren und<br />

nach innenpolitischer Integration suchenden Politik <strong>gegen</strong>über der „Welt von Feinden“ 3 deutlich,<br />

<strong>die</strong> schließlich am 2. August 1914, auf der Tagung der Verbandsvorstände der Gewerkschaften,<br />

zur ersten formellen Etablierung der Burgfriedenspolitik führte, indem <strong>die</strong> Gewerkschaften<br />

zusagten, „alle schwebenden Lohnkämpfe einzustellen und jede Streikunterstützung<br />

zu sistieren“ 4 . Auch bei den sozialdemokratischen Vertretern der süddeutschen Länder war<br />

schon in den Vorjahren ein Abdriften von der bebelschen Maxime: „<strong>die</strong>sem System keinen<br />

Mann und keinen Groschen“ zu beobachten, hatten <strong>die</strong>se doch schon <strong>die</strong> Budgets ihrer Länderparlamente<br />

mitgetragen. Und so erscheint folgerichtig, dass der süddeutsche Abgeordnete,<br />

Ludwig Frank, auch unter möglichem Bruch der Fraktionsdisziplin, „unter allen Umständen<br />

durchzusetzen“ suchte „dass <strong>die</strong> Fraktion für <strong>die</strong> Kriegskredite stimmt. Im Notfall <strong>die</strong> Süddeutschen<br />

allein.“ 5 .<br />

Eine weitere große Gruppe innerhalb der SPD waren <strong>die</strong> Unentschlossenen, <strong>die</strong> zwischen Patriotismus<br />

und Parteiprinzipien wankten, <strong>die</strong> sich dem nationalistischen Taumel der Strasse<br />

nicht entziehen konnten oder wollten. Da, wo von sozialdemokratischer Seite ein Wille, ja<br />

eine Sehnsucht zur Integration vorhanden war, fand sie auf bürgerlicher Seite ihr Pendant,<br />

nämlich ein Bestreben, <strong>die</strong> Sozialdemokratie „mitzukriegen“, wie es der deutsche Reichskanzler<br />

Bethmann Hollweg so treffen formulierte. Diesem Sog, mit dem Ziel <strong>die</strong> Sozialdemokraten<br />

in ein kleinbürgerliches Denken, aber nicht in bürgerliche Lebensverhältnisse einzubetten<br />

und damit politisch zu paralysieren, konnten sich viele Genossen nicht verschließen.<br />

Versprach er doch scheinbar <strong>die</strong> seit dem Sozialistengesetz gemachten Fortschritte in Bezug<br />

auf gesellschaftliche Mitbestimmung und ökonomischen Lebensstandart festzuschreiben und<br />

nach dem Krieg weiter auszubauen.<br />

Als weitere Gruppe innerhalb der Sozialdemokratie ist <strong>die</strong> Linke der Partei zu nennen, deren<br />

Vertreter auch in <strong>die</strong>ser Situation ihre Position der konsequenten Fundamentalopposition ge-<br />

2 Protokoll komplett abgedruckt in: <strong>Karl</strong>ludwig Rintelen: Links blinken und rechts abbiegen, in: Zwecklegenden. Die SPD und das<br />

Scheitern der Arbeiterbewegung, Verlag 1900, Berlin, 1996, S. 63-67<br />

3 Bauer 1911 zitiert nach <strong>Karl</strong>ludwig Rintelen: Links blinken und rechts abbiegen, in: Zwecklegenden. Die SPD und das Scheitern<br />

der Arbeiterbewegung, Verlag 1900, Berlin, 1996, S. 59<br />

4 s. Miller Susanne, Burgfrieden und Klassenkampf, Droste, Bonn-Bad Godesberg, 1974, S. 49<br />

5<br />

Grünebaum, „Ludwig Frank – Ein Beitrag zur Entwicklung der deutschen Sozialdemokratie“, Bd. I, Stuttgart 1947, S. 299<br />

www.leistungsschein.de 6

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