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Allgemeiner Teil 3<br />
Auch wenn in den letzten Jahren viele neue Erkenntnisse gewonnen werden konnten,<br />
so stellt die kurative Therapie bis zum heutigen Tag eine enorme Herausforderung im<br />
klinischen Alltag dar. Therapeutisch stehen drei Möglichkeiten zur Verfügung, den<br />
Krebs zu bekämpfen. Primär wird, wenn möglich, eine Resektion des malignen<br />
Gewebes vorgenommen und anschließend eine Strahlen- und/oder Chemotherapie<br />
angeschlossen. Für letztere war lange Zeit Cisplatin der Status der chemo-<br />
therapeutischen Krebstherapie. Bisherige Ansätze zielen meist ausschließlich auf die<br />
Zellteilung. Allerdings zeichnen sich nicht nur Tumorzellen durch eine hohe<br />
Proliferationsrate aus, sondern auch gesundes Gewebe regeneriert sich stetig.<br />
Hierunter fallen vor allen Dingen das Knochenmark, der Magen-Darm-Trakt und die<br />
Haarfollikel. Somit geht die herkömmliche Chemotherapie meist mit schwerwiegen-<br />
den Nebenwirkungen (Störungen im Blutbild, Haarausfall, Erbrechen, Immun-<br />
schwäche, etc.) einher. Zentrales Forschungsziel ist die Entwicklung einer modernen<br />
Krebstherapie, die selektiv malignes Gewebe erkennt und hierdurch die<br />
Nebenwirkungen minimiert. Die Tumorpatienten gewinnen somit nicht nur an<br />
Überlebenschance, sondern vor allem an Lebensqualität, welche in der palliativen<br />
Therapie eine wichtige Bedeutung erlangt hat. Die innovativen Therapieansätze<br />
bedienen sich der geno- bzw. phänotypischen Besonderheiten und können dadurch<br />
stärker zwischen malignem und gesundem Gewebe unterscheiden. Die<br />
Beeinträchtigung des gesunden Gewebes wird hiermit deutlich reduziert.<br />
Im Arbeitskreis Tietze wird aus den oben genannten Gründen ein Konzept verfolgt, in<br />
dem Prodrugs zum Einsatz kommen. Dieses Prodrug-Konzept 2 basiert auf reversibel<br />
detoxifizierbaren Chemotherapeutika, die gezielt im Tumorgewebe zu zytotoxischen<br />
Wirkstoffen aktiviert werden. Um die Umwandlung zum aktiven, zytotoxischen Drug<br />
zielgerichtet sowie selektiv steuern zu können, werden Antikörper-Enzym-Konjugate<br />
verwendet, die sich spezifisch am Tumor akkumulieren. Nicht nur höhere Wirk-<br />
stoffkonzentrationen am Tumorort, sondern auch eine Minderung der Konzentration<br />
im übrigen Gewebe wird hierdurch realisiert. Folglich würden nunmehr<br />
Nebenwirkungen klassischer Zytostatika weitgehend reduziert.<br />
Die vorliegende Arbeit wurde im Rahmen der Entwicklung einer selektiven Krebs-<br />
therapie angefertigt. Sie beinhaltet die Synthese und biologische Evaluation von<br />
Antitumor-Wirkstoffen und Prodrugs, die sich von einer Klasse natürlicher hoch-<br />
zytotoxischer Antibiotika ableiten.