Öffnen - eDiss - Georg-August-Universität Göttingen
Öffnen - eDiss - Georg-August-Universität Göttingen
Öffnen - eDiss - Georg-August-Universität Göttingen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Allgemeiner Teil 23<br />
Allerdings widersprechen neuere DFT-Berechnungen 101 der Annahme, dass die Auf-<br />
hebung der vinylogen Amidstabilisierung der entscheidende Faktor für die hohe Reak-<br />
tivität der Wirkstoffe gegenüber Duplex-DNA sei. Dies begründet sich in der<br />
Tatsache, dass verschiedene Verbindungen mit sehr unterschiedlicher Reaktivität eine<br />
ähnliche Verdrillung der Amidbindung verursachen. Vermutlich beruht die<br />
Wechselwirkung der Wirkstoffe hingegen auf nicht-kovalente Bindungen, verursacht<br />
durch Proximitätseffekte, mit den funktionellen Gruppen in der kleinen Furche der<br />
DNA. Durch Änderung der Konformation und elektronischen Struktur wird vermutlich<br />
die Aktivierungsenergie im Vergleich zu einer nucleophilen Reaktion in Lösung<br />
vermindert und die Reaktivität somit erhöht. 102<br />
4.1 Analoga von CC-1065 und der Duocarmycine<br />
Obwohl CC-1065 (22) und die Duocarmycine eine außerordentlich hohe Zytotoxizität<br />
im unteren picomolaren Bereich aufweisen (Abbildung 11), kommen sie aufgrund<br />
schwerwiegender Nebenwirkungen nicht für eine klinische Anwendung in Frage. Bei<br />
in vivo Sudien in Mäusen zeigte CC-1065 (22) eine verzögerte letale<br />
Hepatotoxizität, 103 wohingegen die Duocarmycine in therapeutisch wirksamen Dosen<br />
eine hohe Myelotoxizität verursachten. Weitere natürlich vorkommende oder<br />
synthetisch hergestellte Analoga der Verbindungen erzielten vergleichbar hohe<br />
Zytotoxizitäten. Einige Substrate zeigten ebenso eine Knochenmarkdepression, jedoch<br />
wies kein anderes Molekül Hepatotoxizitäten auf. 104 Diese scheint lediglich ein<br />
Problem des CC-1065 (22) darzustellen und muss nicht als charakteristisch für den<br />
Wirkmechanismus betrachtet werden. 105<br />
Die Spirocyclopropyl-cyclohexadienon-Struktur des CI-Grundgerüsts (Abbil-<br />
dung 14) 106 ist ein unverzichtbarer Baustein dieser Zytostatika und alle natürlich<br />
vorkommenden (CPI, DA, DSA) sowie synthetisierten (z.B. CI, CBI, CBIQ, CPyI,<br />
MCBI, MCCPI) Vertreter enthalten diese pharmakophore Einheit der<br />
CC-1065-Familie. In Toxizitätsuntersuchungen wurden die Struktur-Wirkungs-<br />
beziehungen evaluiert und eine parabolische Beziehung zwischen der<br />
Solvolysestabilität der pharmakophoren Einheit und der Zytotoxizität gefunden.<br />
Sowohl Duocarmycin SA (20) als auch Yatakemycin (21) liegen auf dem Gipfel der<br />
Parabel (Abbildung 15). 100,107 Bei größerer chemischer Stabilität der Verbindungen<br />
wurde auch eine höhere Zytotoxizität gefunden. Vermutlich ist ein effizienter<br />
Transport zum Wirkort des Drugs ein Grund für diesen Zusammenhang.