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mars und die terrestrischen planeten - LAMPSACUS.COM

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Antrag Schwerpunktprogramm ”Mars <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>terrestrischen</strong> Planeten”<br />

hat. Die Beobachtung, dass das Hellasbecken keine Magnetisierung aufweist, ist als Hinweis darauf<br />

interpretiert worden, dass das magnetisierende Feld zum Zeitpunkt der Bildung des Hellasbeckens<br />

(vor etwa 4 Ga) schon abgestorben war (Acuna et al., 1999). Tatsächlich lässt sich eine solche Interpretation<br />

mit thermodynamischen Modellrechnungen gut vereinbaren (Schubert <strong>und</strong> Spohn 1990;<br />

Breuer <strong>und</strong> Spohn, 1999) unter der Voraussetzung, dass der Kern völlig aufgeschmolzen ist. Überlegungen<br />

zur Thermodynamik des Dynamos lassen den Schluss zu, dass ein ausfrierender Kern bis<br />

heute ein relativ starkes Feld erzeugen sollte. Allerdings hat Glassmeier (pers. Mitteilung, 1999) davor<br />

gewarnt, das offenbare Fehlen eines heutigen Feldes kritiklos auf einen abgestorbenen Dynamo zurückzuführen.<br />

Völlig zu recht verweist Glassmeier darauf, dass das planetare Feld während eines<br />

Polwechsels sehr klein werden kann. Aus <strong>die</strong>sem Gr<strong>und</strong>e wäre es ausgesprochen wichtig herauszufinden,<br />

ob der Mars einen inneren Kern besitzt.<br />

Die offenen Fragestellungen bezüglich des Marsmagnetfeldes lassen sich in zwei Felder gliedern:<br />

Zunächst muss festgehalten werden, dass der planetare Dynamo wenig gut verstanden ist. Dies ist<br />

ein Problem, mit dem auch <strong>die</strong> Geophysik zu kämpfen hat. Der prinzipielle Vorteil der Planetenphysik<br />

in <strong>die</strong>ser Fragestellung ergibt sich aus der Vielfalt planetarer Körper <strong>und</strong> Magnetfelder. Dabei zeigt<br />

sich, dass auch simple Beobachtungstatsachen nicht leicht einleuchtend erklärt werden können. So<br />

besitzen überaschenderweise Merkur <strong>und</strong> Ganymed Magnetfelder, während sicherlich genauso überraschend<br />

Venus, Mars, Io <strong>und</strong> Kallisto keine im Innern erzeugte Felder aufweisen. Numerische Modellierungen<br />

des Dynamoprozesses stecken noch in den Kinderschuhen. Ein <strong>planeten</strong>wissenschaftlicher<br />

Schwerpunkt könnte einen wichtigen Beitrag zur Beantwortung der offenen Fragen durch <strong>die</strong> Phänomenologie<br />

planetarer Magnetfelder <strong>und</strong> durch Modellierungen leisten.<br />

Darüber hinaus ist <strong>die</strong> beobachtete Krustenmagnetisierung des Mars ebenfalls nicht gut verstanden.<br />

Modelle sollen <strong>die</strong> resultierenden Magnetfelder komplexer Magnetisierungsmuster klären, sollen <strong>die</strong><br />

geologische Geschichte, soweit sie ablesbar ist, in Verbindung zur magnetischen setzen <strong>und</strong> klären,<br />

inwieweit <strong>die</strong> beobachteten starken Magnetisierungen überhaupt verständlich sind. Die kürzlich erfolgte<br />

Freigabe der Daten wird ihre kritische Analyse ermöglichen.<br />

Der Zustand des Plasmas in der Umgebung des Planeten wird entscheidend durch <strong>die</strong> Wechselwirkung<br />

der Magnetosphäre mit dem Sonnenwind bestimmt. Planeten mit starkem Magnetfeld (wie <strong>die</strong><br />

Erde) sind in der Lage, den Planeten weiträumig vom Sonnenwind abzuschirmen, so daß nur in sehr<br />

eingeschränktem Maße ein Abtransport ionosphärischer Materie stattfindet. Beim Mars müsssen wir<br />

davon ausgehen, dass das schwache Feld den Planeten nur wenig schützt, <strong>und</strong> dass somit der Sonnenwind<br />

unmittelbar auf <strong>die</strong> Exosphäre/lonosphäre einwirken kann. Wegen des dabei auftretenden<br />

Massenverlustes der Atmosphäre sind Untersuchungen zur Wechselwirkung des Sonnenwindes mit<br />

dem Mars über den interessanten plasmaphysikalischen Aspekt hinaus von weitreichender planetologischer<br />

Bedeutung.<br />

Die Struktur der Magnetosphäre des Mars unterscheidet sich von der der Erde. Zur Erklärung der<br />

beobachteten Strukturen der Plasmawechselwirkungen musste das klassische magneto-hydrodynamische<br />

Modell aufgegeben <strong>und</strong> ein neues Konzept der plasmatheoretischen Beschreibung entwickelt<br />

werden (Sauer et al., 1999). Dieses Modell betrachtet ein zwei-Ionen-Flüssigkeitsmodell, in<br />

dem <strong>die</strong> unterschiedliche Dynamik der Sonnenwind-Protonen <strong>und</strong> (schweren) planetaren Ionen <strong>und</strong><br />

ihre elektromagnetische Verkopplung berücksichtigt werden. Dabei konnte vorausgesagt (Sauer et al<br />

1994) <strong>und</strong> durch MARS GLOBAL SURVEYOR bestätigt werden (Acuna et al., 1999) daß innerhalb der<br />

Bugstoßfront des Mars (<strong>und</strong> vermutlich auch der Venus <strong>und</strong> der Kometen`) eine neuartige Plasmagrenzfläche,<br />

<strong>die</strong> Protonopause, existiert, <strong>die</strong> für <strong>die</strong> Protonen des Sonnenwindes weitgehend <strong>und</strong>urchdringlich<br />

ist. Sie blockt aber nicht wie eine Magnetopause das Sonnenwind-Magnetteld ab. Dieses ist<br />

über <strong>die</strong> Elektronen an <strong>die</strong> Bewegung planetarer Ionen gekoppelt <strong>und</strong> kann weiter in <strong>die</strong> dichtere Ionosphäre<br />

eindringen. Da <strong>die</strong>ser Prozeß mit einem abrupten Ansteigen des Magnetfeldes verb<strong>und</strong>en<br />

ist, wird auch der Begriff ’magnetic pile-up bo<strong>und</strong>ary’ verwendet (Acuna et al., 1999). Weiter innen<br />

befindet sich als letzte Grenzfläche oberhalb der Planetenoberfläche <strong>die</strong> Ionopause. Besonders interessant<br />

könnten <strong>die</strong> Wechselwirkungen der Ionopause mit den Krustenanomalien sein.<br />

1.1.8 Leben auf <strong>terrestrischen</strong> Planeten<br />

Die Erde ist der einzige uns bekannte Planet mit einer Biosphäre. Seit dem Auftreten der ersten Lebewesen<br />

vor 3.5 oder gar 4 Ga (Schopf, 1993; Schidlowski, 1993) hat sich das Leben von einfachen<br />

Mikroorganismen zur heutigen Vielfalt <strong>und</strong> Komplexität entwickelt <strong>und</strong> dabei seine Umwelt, insbesondere<br />

<strong>die</strong> Atmosphäre <strong>und</strong> Lithosphäre, entscheidend verändert. Es erhebt sich <strong>die</strong> Frage, ob unsere<br />

Erde als Träger einer Biosphäre ein Unikat im Universum ist, oder ob Leben zwangsläufig entsteht<br />

<strong>und</strong> sich weiterentwickelt, wenn <strong>die</strong> geeigneten Voraussetzungen gegeben sind. Neuere Erkenntnisse,<br />

wie <strong>die</strong> enorme Anpassungsfähigkeit von Mikroorganismen an Extremhabitate (Stetter, 1996;<br />

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