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mars und die terrestrischen planeten - LAMPSACUS.COM

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Antrag Schwerpunktprogramm ”Mars <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>terrestrischen</strong> Planeten”<br />

dem Boden bereits 20–30 K unterhalb der Bodentemperatur liegt (Sutton et al., 1978). Fein verteilter<br />

Staub in der Atmosphäre, der sich bis zu einer Höhe von 50 km erstrecken kann (Jacquin et al.,<br />

1986), hat einen wichtigen Einfluss auf <strong>die</strong> Oberflächen- <strong>und</strong> Atmosphärentemperaturen, in dem er <strong>die</strong><br />

Sonneneinstrahlung mindert. Diese Staubschleier ändern sich mit Wetter <strong>und</strong> Klima <strong>und</strong> beeinflussen<br />

nicht nur nachhaltig <strong>die</strong> Albedo der Atmosphäre, sondern tragen auch durch Absorption <strong>und</strong> Streuung<br />

zu einer verminderten Sonneneinstrahlung auf dem Boden bei.<br />

Das Wetter, <strong>die</strong> atmosphärische Zirkulation des Mars, wird hauptsächlich durch das Zusammenwirken<br />

der solaren Einstrahlung mit Corioliskräften bestimmt <strong>und</strong> durch Oberflächentopographie <strong>und</strong> Albedovariationen<br />

modifiziert. Die Abwesenheit ausgedehnter Wasserflächen vereinfacht im Vergleich zur<br />

Erde das Zirkulationsmuster. Der Austausch von Kohlendioxid zwischen Atmosphäre <strong>und</strong> Polkappen<br />

spielt eine wichtige Rolle für das Klima <strong>und</strong> hat vermutlich Einfluss auf das Auftreten von Staubstürmen<br />

globalen Ausmaßes. Lokal begrenzte Stürme mit Geschwindigkeiten um 25 m/s werden<br />

wahrscheinlich durch topographische Unterschiede <strong>und</strong> Albedovariationen verursacht. Im Vergleich zu<br />

Venus <strong>und</strong> Erde begünstigen <strong>die</strong> dünne Atmosphäre <strong>und</strong> <strong>die</strong> raschere Antwort auf lokale Variationen<br />

der Oberflächentemperatur <strong>die</strong> Entstehung kleinräumiger Stürme.<br />

Die frühe Geschichte der Marsatmosphäre kann in groben Zügen in ihrem wahrscheinlichen, aber<br />

nicht gesicherten Verlauf dargestellt werden. Wesentliche Fragen sind jedoch noch offen (Owen,<br />

1992). Nach Klimamodellen von McKay <strong>und</strong> Davis (1991) entwickelte sich das Klima in vier Sta<strong>die</strong>n:<br />

Bis vor etwa 3.8 Ga war das Klima warm <strong>und</strong> feucht. In <strong>die</strong>ser Zeit könnte es zur Ausbildung von Ökosystemen<br />

gekommen sein. Danach kühlte das Klima stark ab, so dass Gewässer von meterdicken<br />

Eispanzern bedeckt waren <strong>und</strong> das Leben zum Rückzug in besonders geschützte Nischen gezwungen<br />

war bzw. sich der veränderten Umwelt anpassen musste. Ab 3.1 Ga vor unserer Zeit führten <strong>die</strong><br />

weiter fallenden Temperaturen <strong>und</strong> Drücke zum Austrocknen der Seen. Danach fiel der Druck unter<br />

den Tripelpunkt des Wassers, so dass flüssiges Wasser nicht mehr stabil war.<br />

Offen ist auch, wie viel volatiles Material in welcher Zeitfolge durch Entgasung des Planeteninneren<br />

freigesetzt wurde, wie viel davon als Folge von welchen Prozessen in den Weltraum entwichen ist, wie<br />

viel in gefrorenem oder chemisch umgewandeltem Zustand verblieben ist <strong>und</strong> wo sich <strong>die</strong>se Reservoire<br />

heute befinden. Zur Erosion der Atmosphäre könnte das abnehmende <strong>und</strong> schließlich verschwindende<br />

Magnetfeld beigetragen haben, das ab etwa 4 Ga vor unserer Zeit (mit großen Unsicherheit)<br />

<strong>die</strong> Atmosphäre ohne schützende Magnetosphäre der zerstörerischen Wirkung des Sonnenwinds<br />

preisgegeben hat. Um <strong>die</strong> Atmosphäre wenigstens am Anfang der Entwicklung warm <strong>und</strong> feucht zu<br />

halten, muss man einen starken Treibhauseffekt postulieren (z.B. Walker 1978), nicht zuletzt, weil<br />

man <strong>die</strong> früher geringere Leuchtkraft der Sonne (faint-young-sun Problem) kompensieren muss. Als<br />

Treibhausgas kommt am ehesten CO2 in Frage, weil es zum einen heute noch vorhanden ist, <strong>und</strong> weil<br />

es andererseits nicht leicht durch Photodissoziation zerstört wird. Modellrechnungen zeigen allerdings,<br />

dass ein Partialdruck von 5×10 5 Pa CO2 (das fünffache des gegenwärtigen Atmosphärendrucks an der<br />

Erdoberfläche; man bedenke allerdings <strong>die</strong> geringere Sonneneinstrahlung) benötigt würde, um <strong>die</strong><br />

Oberfläche über den Tripelpunkt des Wassers zu erwärmen (Pollack et al., 1987). Der Atmosphärendruck<br />

<strong>und</strong> damit <strong>die</strong> Temperatur könnte im Laufe der Zeit durch Erosion der Atmosphäre oder/<strong>und</strong><br />

durch Absorption von CO2 <strong>und</strong> Wasser im Regolith <strong>und</strong> durch <strong>die</strong> irreversible Bildung von Karbonatgesteinen<br />

abgebaut worden sein. Das Porenvolumen des Regoliths ist nach heutigen Vorstellungen<br />

beträchtlich <strong>und</strong> könnte große Mengen CO2-Eis <strong>und</strong> Wasser gespeichert haben (Squyres et al., 1992).<br />

Diese Hypothese ist jedoch nicht unproblematisch, da ein starker Treibhauseffekt – <strong>und</strong> <strong>die</strong> damit<br />

verb<strong>und</strong>ene Temperaturzunahme – <strong>die</strong> Absorptionsrate erhöhen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Bildung von Karbonatgesteinen<br />

beschleunigen würde. Dadurch würde der Druck erniedrigt <strong>und</strong> der Treibhauseffekt gemindert<br />

werden. Da <strong>die</strong> genannten Speicherprozesse als sehr effizient angesehen werden, ist es wahrscheinlich<br />

schwierig, eine dichte CO2 Atmosphäre <strong>und</strong> ein feucht warmes Klima bis vor 3.8 Ga stabil zu halten.<br />

Es ist jedoch denkbar, dass CO2 <strong>und</strong> Wasser durch exogene <strong>und</strong> endogene geologische Prozesse<br />

mehr oder weniger episodisch aus dem Regolithreservoir freigesetzt werden. In <strong>die</strong>sem Szenario<br />

würde <strong>die</strong> Freisetzung durch Impakt- <strong>und</strong> vulkanische Ereignisse mit den Verlustprozessen auf interessante<br />

Weise verkoppelt sein <strong>und</strong> miteinander konkurrieren. Die Anwesenheit anderer Treibhausgase<br />

ist zwar hilfreich <strong>und</strong> durchaus wahrscheinlich, allerdings unterliegen <strong>die</strong>se höheren Photodissoziationsraten.<br />

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