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mars und die terrestrischen planeten - LAMPSACUS.COM

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ANTRAG AUF EINRICHTUNG EINES<br />

SCHWERPUNKTPROGRAMMS MIT DEM THEMA<br />

MARS UND DIE<br />

TERRESTRISCHEN PLANETEN<br />

Prof. Dr. T Spohn (federführend)<br />

Institut für Planetologie<br />

Westf. Wilhelms-Universität<br />

W. Klemmstrasse 10, 48149 Münster<br />

0251-83-33566 (Sekretariat) 0251-83-33496<br />

Fax: 0251-83-36301<br />

email: spohn@uni-muenster.de<br />

Prof. Dr. A. Bischoff, Institut für Planetologie, Westf. Wilhelms-Universität Münster<br />

Dr. G. Horneck, DLR, Institut für Luft- <strong>und</strong> Raumfahrtmedizin, Abt. Strahlenbiologie, Köln<br />

Dr. R. Jaumann, DLR, Institut für Weltraumsensorik <strong>und</strong> Planetenerk<strong>und</strong>ung, Berlin<br />

Prof. Dr. E.K. Jessberger, Institut für Planetologie, Westf. Wilhelms-Universität Münster<br />

Prof. Dr. D. Möhlmann, DLR, Institut für Raumsimulation, Köln<br />

Prof. Dr. H. Palme, Institut für Mineralogie <strong>und</strong> Geochemie, Universität zu Köln<br />

Münster, 28. 2. 2000


Zusammenfassung<br />

Antrag Schwerpunktprogramm ”Mars <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>terrestrischen</strong> Planeten”<br />

Die <strong>terrestrischen</strong> Planeten stellen für <strong>die</strong> Planetenwissenschaften eine besondere Herausforderung<br />

dar, da sie durch ihre Nachbarschaft zur Erde zu unserer erweiterten Umwelt gehören. Im strengen<br />

Sinne handelt es sich dabei um Merkur, Venus <strong>und</strong> Mars. Sinnvollerweise wird aber der Begriff der<br />

erdähnlichen Planeten erweitert, so dass er <strong>die</strong> festen Körper des Sonnensystems einschließt, <strong>die</strong> der<br />

geowissenschaftlichen Forschung zugänglich sind. Dazu gehören dann Silikat/Eisenkörper wie unser<br />

Mond <strong>und</strong> Io <strong>und</strong> auch <strong>die</strong> Körper, <strong>die</strong> zusätzlich eine Eishülle tragen. Im weiteren Sinn kann man<br />

auch <strong>die</strong> Asteroiden hinzurechnen. Obwohl <strong>die</strong>se Körper jeweils Forschungsobjekte mit eigener Bedeutung<br />

sind, besteht der wissenschaftliche Reiz ihrer Erforschung auch darin, durch Vergleich untereinander<br />

<strong>und</strong> mit der Erde <strong>die</strong> Entstehung <strong>und</strong> Entwicklung unseres Heimat<strong>planeten</strong> selbst besser zu<br />

verstehen. Nicht zuletzt deshalb sind <strong>die</strong> <strong>terrestrischen</strong> Planeten Objekte der Geo- <strong>und</strong> neuerdings<br />

auch der Biowissenschaften <strong>und</strong> werden zunehmend mit deren Methoden erforscht. Es läßt sich sogar<br />

feststellen, daß zur Erforschung der erdähnlichen Planeten – in-situ oder remote – neue Technologien<br />

entwickelt wurden, <strong>die</strong> dann später der Erforschung der Erde <strong>die</strong>nten.<br />

Die vergleichende Planetologie arbeitet <strong>die</strong> Unterschiede <strong>und</strong> Gemeinsamkeiten der Körper heraus<br />

<strong>und</strong> sucht nach den Gründen ähnlicher <strong>und</strong> verschiedener Entwicklungslinien. Der Planet Mars gilt in<br />

vieler Hinsicht als der erdähnlichste der <strong>terrestrischen</strong> Planeten <strong>und</strong> ist u.a. deshalb ins Zentrum der<br />

internationalen <strong>planeten</strong>wissenschaftlichen Forschung <strong>und</strong> der Aktivitäten der Raumfahrtorganisationen<br />

gerückt. Darüber hinaus ist der Mars nach dem Mond am leichtesten zugänglich. Im nächsten<br />

Jahrzehnt wird eine Vielzahl von Missionen – mit deutscher Beteiligung – den Mars in außergewöhnlichem<br />

Umfang untersuchen. Die Einordnung der bisherigen <strong>und</strong> zukünftigen Marsforschung in einen<br />

<strong>planeten</strong>wissenschaftlichen Gesamtkontext erfordert einen gr<strong>und</strong>lagenorientierten <strong>und</strong> disziplinübergreifenden<br />

Forschungsansatz. Hierzu wird <strong>die</strong> Einrichtung eines Schwerpunktprogramms vorgeschlagen.<br />

Ziel der Schwerpunktforschung soll sein, <strong>die</strong> räumlichen <strong>und</strong> zeitlichen Zusammenhänge der Planetenentstehung,<br />

der Entwicklung planetarer Körper, ihrer Oberflächen <strong>und</strong> Atmosphären sowie mögliche<br />

biologische Prozesse auch außerhalb der Erde am Beispiel des Mars zu verstehen. Methodisch<br />

soll <strong>die</strong>s durch <strong>die</strong> interdisziplinäre Zusammenarbeit von Forschern geowissenschaftlicher, fernerk<strong>und</strong>licher,<br />

chemischer, physikalischer <strong>und</strong> biologischer Fachrichtungen geleistet werden. Die Palette<br />

der einzusetzenden Techniken bildet <strong>die</strong> ganze Breite <strong>die</strong>ser Fachrichtungen ab, soweit sie in Bezug<br />

zur Planetologie stehen.<br />

Es werden Anträge u.a. zu folgenden Fragestellungen erwartet:<br />

• Globale Charakterisierung des Mars <strong>und</strong> seiner Stellung zu den <strong>terrestrischen</strong> Planeten <strong>und</strong> den<br />

anderen festen Körpern des Sonnensystems<br />

• Bestimmung seines inneren Aufbaus, dessen zeitlicher Entwicklung <strong>und</strong> seines Zusammenhangs<br />

mit planetologischen Prozessen (Differentiation, Vulkanismus, Tektonik, Magnetismus, Atmosphärenentwicklung)<br />

• Umfassende Interpretation der Detailinformation von SNC-Meteoriten mit globalen geophysikalische<br />

Bef<strong>und</strong>en<br />

• Kartierung der Oberfläche des Mars in verschiedenen Spektralbereichen <strong>und</strong> Erarbeitung der<br />

geologischen Stellung der Oberflächeneinheiten unter Einbeziehung ihrer geochemischen, mineralogischen<br />

<strong>und</strong> physikalischen Eigenschaften<br />

• Modellierung der Entwicklung der Atmosphäre <strong>und</strong> des Klimas<br />

• Bestimmung der Wechselwirkung der Oberflächengesteine <strong>und</strong> der oberflächenahen Schichten<br />

mit der Atmosphäre in Raum <strong>und</strong> Zeit<br />

• Erarbeitung der Bedingungen für <strong>die</strong> Möglichkeit von Leben auf dem Mars<br />

• Modellierung der Entstehung des Mars im Zuge der Bildung der <strong>terrestrischen</strong> Planeten<br />

Der zeitliche Ablauf des Schwerpunktprogramms sollte mit den gegenwärtigen <strong>und</strong> zukünftigen Missionen<br />

zum Mars koordiniert werden, auch wenn es nicht direkt missionsabhängig sondern gr<strong>und</strong>lagenorientiert<br />

angelegt ist. Sein Beginn im Jahre 2001 erscheint deshalb sinnvoll. Die Erfolgsaussichten<br />

der geplanten Forschungen sind wegen der Vielzahl geplanter internationaler Missionen –<br />

mindestens 10 bis zum Jahre 2010 – weitgehend unabhängig von möglichen Fehlschlägen. Neben<br />

der Interpretation neuer Informationen sollen im Schwerpunkt methodische Entwicklungen <strong>und</strong> integrative<br />

Modellierungen vorangetrieben sowie <strong>die</strong> kommenden Missionen wissenschaftlich vorbereitet<br />

werden. Er soll ebenfalls <strong>die</strong> Beteiligung an der Untersuchung der im Jahr 2008 erwarteten Mars-<br />

Proben ermöglichen. Schließlich soll der Schwerpunkt auf Gr<strong>und</strong> neuer, in interdisziplinärer Zusammenarbeit<br />

gewonnener wissenschaftlicher Expertise das Gewicht der BRD bei den Planungen künftiger<br />

Weltraummissionen zu den erdähnlichen Körpern des Sonnensystems stärken.<br />

2


Antrag Schwerpunktprogramm ”Mars <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>terrestrischen</strong> Planeten”<br />

1. WISSENSCHAFTLICHES PROGRAMM<br />

1.1 Stand der Forschung <strong>und</strong> wissenschaftliche Problemstellung<br />

Der Mars ist von der Sonne aus gesehen der vierte Planet <strong>und</strong> der unmittelbare Nachbar der Erde.<br />

Die Gravitationswirkung seines weiteren Nachbarn Jupiter hatte möglicherweise zur Folge, dass Mars<br />

mit einem Radius von 3390 km nur etwa halb so groß wie <strong>die</strong> Erde wurde. Seine mittlere Dichte von<br />

3940 kg/m³ weist ihn als <strong>terrestrischen</strong> Planeten aus, dessen Hauptbestandteile Silikatgestein <strong>und</strong><br />

Eisen sind. Der Chemismus seiner Oberflächengesteine, in-situ während der MARS PATHFINDER<br />

MISSION bestimmt, <strong>und</strong> der Chemismus der SNC-Meteorite, <strong>die</strong> höchstwahrscheinlich vom Mars<br />

stammen, lassen einen hoch differenzierten Körper vermuten, der im Laufe seiner Entwicklung einen<br />

metallischen Kern <strong>und</strong> eine Kruste aus basaltischem, aber auch aus saurerem Gestein gebildet hat.<br />

Im Kern wurde in seiner Frühgeschichte ein globales Magnetfeld erzeugt, welches vermutlich nach<br />

500–1000 Ma erlosch. Die Tektonik des Mars unterscheidet sich in bemerkenswerter Weise von der<br />

Plattentektonik der Erde <strong>und</strong> ähnelt eher der Hot-Spot-Tektonik der anderen <strong>terrestrischen</strong> Planeten.<br />

Spuren von Fließbewegungen auf der Oberfläche sowie <strong>die</strong> klimatische Geschichte des Mars, soweit<br />

sie als bekannt angesehen werden kann, lassen vermuten, dass auf dem Mars in seiner frühen Geschichte<br />

ein feucht-warmes Klima herrschte, welches <strong>die</strong> Entstehung von Leben ermöglicht haben<br />

könnte. Die starken klimatischen Veränderungen könnten mit Rotationsschwankungen im Zusammenhang<br />

stehen, aber auch durch das Verschwinden des Magnetfeldes (mit)verursacht worden sein.<br />

Neuere Übersichtsdarstellungen des Planeten finden sich in Kieffer et al. (1992) <strong>und</strong> Spohn et al.<br />

(1998).<br />

Merkur Venus Erde Mars Ganymed<br />

Radius 0.38 0.95 ≡1.0 0.54 0.41<br />

Masse 0.055 0.815 ≡1.0 0.107 0.025<br />

Dichte [kg/m 3 ] 5430. 5250. 5515. 3940. 1940.<br />

Dichte bei<br />

Standardbedingungen [kg/m 3 ]<br />

5300. 4000. 4100. 3800. 2000.<br />

MoI - - 0.3335 0.3662 0.3105<br />

Kern/Planetenra<strong>die</strong>nverhältnis 0.75 0.55 0.546 0.42 – 0.53 0.3<br />

Dipolmoment [10 20 A m 2 ] 0.49


Mars unter den <strong>terrestrischen</strong> Planeten <strong>die</strong> erdähnlichste.<br />

Der Dichotomie von nördlicher <strong>und</strong><br />

südlicher Hemisphäre entspricht <strong>die</strong> Verteilung<br />

morphologischer Provinzen: Im Süden trifft man<br />

auf kraterreiche Hochländer, während der Norden<br />

von ausgedehnten kraterarmen Tiefebenen<br />

geprägt ist. Den jungen Tiefebenen sitzen <strong>die</strong><br />

vulkanischen Erhebungen der Tharsis <strong>und</strong> Elysium<br />

Regionen auf. Nord- <strong>und</strong> Südpol haben<br />

permanente Eiskappen, <strong>die</strong> mit den Jahreszeiten<br />

zu- <strong>und</strong> abnehmen. Im Sommer erkennt<br />

man im Randbereich der Polkappen Schichtstufenlandschaften,<br />

eine Wechselfolge heller<br />

<strong>und</strong> dunkler Schichten, <strong>die</strong> sich z.T. über H<strong>und</strong>erte<br />

von Kilometern verfolgen lassen. Inzwischen<br />

wurden über 90 geologische Oberflächeneinheiten<br />

auf dem Mars definiert, <strong>die</strong> stratigraphisch<br />

in das Noachian, Hesperian <strong>und</strong><br />

Amazonian gegliedert werden.<br />

Die Becken Hellas, Argyre <strong>und</strong> Isidis sind drei<br />

große Multi-Ring-Strukturen, <strong>die</strong> auf Impaktereignisse<br />

zurückgeführt werden. Die Kraterformen<br />

auf dem Mars gleichen denen auf dem<br />

Mond. Deutlich unterschiedlich dagegen ist <strong>die</strong><br />

Ausbildung von Auswurfablagerungen. Krater<br />

mit Durchmessern von 5–100 km besitzen<br />

Ejektadecken mit gelapptem Rand <strong>und</strong> Fließstrukturen<br />

(Rampartkrater). Sie können als Hinweise<br />

auf eine Permafrostschicht im Untergr<strong>und</strong><br />

gedeutet werden. Mit zunehmender geographi-<br />

Antrag Schwerpunktprogramm ”Mars <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>terrestrischen</strong> Planeten”<br />

scher Breite treten <strong>die</strong>se Fließstrukturen mit kleinerem Kraterdurchmesser auf. Dies ist ein deutlicher<br />

Hinweis darauf, dass <strong>die</strong> Grenze zum Permafrost zum Äquator hin an Tiefe zunimmt (Abb. 2). Die<br />

Kratergrößenverteilungen sind ähnlich wie generell im inneren Planetensystem <strong>und</strong> auf dem Mond<br />

(Ivanov <strong>und</strong> Neukum, 1994). Mit einer geeigneten Skalierung lassen sich daraus <strong>die</strong> Bildungsalter der<br />

Oberflächen <strong>und</strong> eine chronologische Abfolge der Ereignisse auf dem Mars ableiten (Neukum <strong>und</strong><br />

Hiller, 1981).<br />

Die weite Verbreitung vulkanischer Formationen läßt auf eine lange <strong>und</strong> abwechslungsreiche vulkanische<br />

Aktivität schließen. Besonders auffällig sind <strong>die</strong> zahlreichen Schildvulkane Elysium Montes <strong>und</strong><br />

Tharsis Montes sowie der 27 km hohe Olympus Mons (Abb. 1). Die Vulkane bestehen aus Tausenden<br />

einzelner Lavaflüsse, <strong>und</strong> in Analogie zur Erde nimmt man für ihre Bildung <strong>die</strong> Eruption flüssiger, basaltischer<br />

Laven an. Im Unterschied zur Erde jedoch sind <strong>die</strong> Dimensionen der Schildvulkane auf dem<br />

Mars immens. Vermutlich ist dafür neben der geringeren Schwerkraft ein über lange Zeit stationärer<br />

Hotspot-Vulkanismus verantwortlich. So begann z.B. der Vulkanismus der Tharsis-Vulkane <strong>und</strong> des<br />

Olympus Mons vor über 3 Ga <strong>und</strong> hielt bis in <strong>die</strong> jüngere Vergangenheit an. Neben den Zentralvulkanen<br />

gibt es ausgedehnte Lavaebenen, <strong>die</strong> vermutlich durch aus Spalten austretende Flutbasalte<br />

gebildet wurden. Anzeichen für Vulkanismus mit stärker explosivem Charakter finden sich z.B. bei<br />

Tyrrhena Patera, einem alten Vulkan des südlichen Hochlandes, <strong>und</strong> an den Flanken von Elysium<br />

Mons. Die Tektonik des Mars wird dominiert von Bruchstrukturen in Verbindung mit der ausgedehnten<br />

Tharsis-Aufwölbung. Sie sind radial zu ihr angeordnet <strong>und</strong> bilden auf Dehnung zurückgeführte Grabenbrüche.<br />

Im weiteren Umfeld der Aufwölbung dagegen gibt es durch Kompression erzeugte Runzelrücken<br />

ähnlich denen, <strong>die</strong> auf dem Mond auftreten. Eindeutige plattentektonische Strukturen sind nicht<br />

zu erkennen, allerdings wird über eine plattentektonische Phase in der frühen Geschichte des Mars<br />

spekuliert (z.B. Sleep 1994)<br />

Eine wesentliche Rolle bei der Gestaltung der Marsoberfläche kommt dem Wasser zu. Zwar kann es<br />

unter heutigen Bedingungen nicht mehr an der Oberfläche des Mars vorkommen, doch muss das<br />

Paläoklima seine Präsenz an der Oberfläche ermöglicht haben. Das gewaltige Cañon-System der<br />

Valles Marineris wurde intensiv unter dem Einfluss von Wasser modifiziert. Nach Osten zu gehen <strong>die</strong><br />

Cañons in chaotisches Terrain über, dem Ursprungsgebiet vieler Ausflusstäler, <strong>die</strong> sich über Tausende<br />

von Kilometern bis in <strong>die</strong> nördlichen Tiefebenen erstrecken. Sie setzen völlig abrupt in voller Breite<br />

ein <strong>und</strong> besitzen kein Zuflusssystem. Es wird vermutet, dass sie durch große Flutereignisse entstan-<br />

4<br />

Abb. 1 Mola Höhenaufnahme der Oberfläche<br />

des Mars. Deutlich sind <strong>die</strong> Tharsisaufwölbung,<br />

<strong>die</strong> Tharsis Vulkane, das Valles Marineris, <strong>die</strong><br />

Dichotomiegrenze zwischen nördlichem Tiefland<br />

<strong>und</strong> südlichem Hochland, <strong>die</strong> Elysium Vulkane<br />

<strong>und</strong> das Hellas Becken zu erkennen.


den sind, wenn Eis im Untergr<strong>und</strong><br />

durch Impaktereignisse, Vulkanismus<br />

oder Erdbeben schlagartig aufgetaut<br />

wurde. Die größten Flutereignisse<br />

fanden vor ca. 4 bis 3 Ga statt, doch<br />

traten kleinere Ereignisse noch vor<br />

etwas mehr als 1 Ga auf (Neukum <strong>und</strong><br />

Hiller, 1981; Marchenko et al., 1998).<br />

Im alten südlichen Hochland treten<br />

vernetzte Talsysteme auf. Neben den<br />

verschiedenen Talsystemen wurden<br />

zahlreiche lakustrine Ablagerungen<br />

wie im Krater Gusev beschrieben, <strong>und</strong><br />

man nimmt an, dass <strong>die</strong> nördlichen<br />

Tiefebenen zeitweilig von einem Ozean<br />

bedeckt waren (z.B. Jöns, 1990).<br />

Wo sich <strong>die</strong>ses Wasser heute befin-<br />

Antrag Schwerpunktprogramm ”Mars <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>terrestrischen</strong> Planeten”<br />

det, bzw. welches Schicksal <strong>die</strong> Hydrosphäre erlitten hat, ist eine der großen offenen Fragen. Ein beträchtlicher<br />

Teil der früheren Hydrosphäre könnte als Permafrost im Regolith stecken. Man darf davon<br />

ausgehen, dass <strong>die</strong> Oberfläche mit Regolith bedeckt ist, der ähnlich dem des Monds aufgebaut ist.<br />

Eingehende Untersuchung vermutlicher Permafrostgebiete, <strong>und</strong> insbesondere solcher, <strong>die</strong> auch gegenwärtig<br />

noch durch oberflächennahen Permafrost gekennzeichnet sind, können eine realistische<br />

Abschätzung der gespeicherten Wassermenge ergeben. Die Frage nach dem Schicksal der Hydrosphäre<br />

steht im engen Zusammenhang mit der Frage nach der Entstehung von Leben auf dem Mars.<br />

Die Wechselwirkung des Permafrostes mit der Marsatmosphäre hängt stark von der Porosität des<br />

Regoliths <strong>und</strong> der Porengröße ab. In mittleren Breiten kann <strong>die</strong> Tiefenlage des Permafrosts je nach<br />

lokalen Gegebenheiten <strong>und</strong> Eigenschaften des abdeckenden Regoliths mehrere Meter betragen (Abb.<br />

2).<br />

Heute spielt Wind <strong>die</strong> entscheidende Rolle für <strong>die</strong> Veränderung der Oberfläche durch Erosion <strong>und</strong><br />

Sedimentation. Auf Gr<strong>und</strong> der geringen Dichte der Marsatmosphäre transportiert der Wind vor allem<br />

feinkörnigen Staub. Ausgedehnte Dünenfelder finden sich vor allem im zirkumpolaren Bereich <strong>und</strong><br />

innerhalb von Kratern. Neue hochaufgelöste Bilder zeigen, dass Dünen auch am Boden der Talsysteme<br />

auftreten. Diese Bilder deuten darauf hin, dass auch heute noch Dünen bewegt werden. Der<br />

feinkörnige rötliche Staub ist über den gesamten Mars verbreitet <strong>und</strong> erschwert <strong>die</strong> Identifikation der<br />

Gesteinsminerale mit multispektraler Beobachtung. Das Reflexionsverhalten der Marsoberfläche wird<br />

von Fe 3+ dominiert, welches für <strong>die</strong> rötliche Farbe verantwortlich <strong>und</strong> auf Verwitterung zurückzuführen<br />

ist. Das Trägermineral von Fe 3+ wird allerdings noch diskutiert. Mögliche Kandidaten sind Eisenoxide<br />

wie Hämatit, Hydroxid <strong>und</strong> Smektit. Unterschiedliche Fe 3+ -Gehalte können auf primär unterschiedliche<br />

Oberflächengesteine oder auf unterschiedliche Verwitterungsgrade hinweisen.<br />

1.1.3 Atmosphäre<br />

Abb. 2. Pol zu Pol Profil der Marsoberflächenschichten mit Angabe<br />

der 273 K Isotherme. Gr<strong>und</strong>eis <strong>und</strong> Permafrost können<br />

dort im Gleichgewicht mit der Atmosphäre existieren, wo <strong>die</strong><br />

Temperaturen unterhalb des Gefrierpunktes des atmosphärischen<br />

Wassers sind (ca. 198 K). In äquatornäheren Gebieten<br />

sind Gr<strong>und</strong>eis <strong>und</strong> Permafrost möglich, wenn eine ausreichende<br />

Regolithschicht den Verlust in <strong>die</strong> Atmosphäre stark begrenzt<br />

oder verhindert (nach Squyres et al., 1992).<br />

Die Atmosphäre des Mars besteht heute hauptsächlich aus Kohlendioxid. Als Nebenbestandteile treten<br />

Stickstoff, Edelgase, Sauerstoff, Kohlenmonoxid, Wasserdampf, Ozon <strong>und</strong> Wasserstoff auf<br />

(Owen, 1992). Der Druck an der Oberfläche beträgt im Mittel weniger als 1/100 des Luftdrucks an der<br />

Erdoberfläche, unterliegt aber beträchtlichen Schwankungen, <strong>die</strong> einerseits durch lokale Höhenunterschiede<br />

bedingt sind, andererseits durch den jahreszeitlichen Kondensations- <strong>und</strong> Sublimationszyklus<br />

von CO2 an den Polkappen hervorgerufen werden (Hess et al., 1980). Der Druckzyklus wird<br />

hauptsächlich durch <strong>die</strong> südliche Polkappe bestimmt, da <strong>die</strong> Winter in der Südhemisphäre länger <strong>und</strong><br />

kälter sind als in der Nordhemisphäre.<br />

Die jahreszeitlichen Bedingungen an den Polkappen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Oberflächentemperatur bestimmen den<br />

Wasserdampfgehalt der Atmosphäre. Flüssiges Wasser, das es aufgr<strong>und</strong> geologischer Hinweise gegeben<br />

haben muss, kann unter den gegenwärtigen Bedingungen nicht existieren. Eis wird unmittelbar<br />

durch Sublimation in <strong>die</strong> Dampfphase übergehen. Die ausgedehnten Wolkensysteme, <strong>die</strong> häufig in<br />

der Marsatmosphäre auftreten, bestehen vermutlich aus CO2- <strong>und</strong> H2O-Eiskristallen. Aufgr<strong>und</strong> des<br />

niedrigen Atmosphärendrucks <strong>und</strong> wegen des ariden Klimas schwanken <strong>die</strong> Oberflächentemperaturen<br />

um bis zu 100°C im Laufe eines Tag-Nacht Zyklus. Die niedrigsten Temperaturen an der Marsoberfläche<br />

treten am jeweiligen Winterpol auf <strong>und</strong> liegen nahe am CO2 Kondensationspunkt (148 K bei einem<br />

Druck von 600 Pa). Die höchsten Oberflächentemperaturen von etwa 300 K findet man dagegen während<br />

des südlichen Sommers auf dem südlichen Wendekreis (Zurek et al., 1992). Der bodennahe<br />

vertikale Temperaturgra<strong>die</strong>nt ist jedoch sehr steil, so dass <strong>die</strong> Lufttemperatur ein bis zwei Meter über<br />

5


Antrag Schwerpunktprogramm ”Mars <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>terrestrischen</strong> Planeten”<br />

dem Boden bereits 20–30 K unterhalb der Bodentemperatur liegt (Sutton et al., 1978). Fein verteilter<br />

Staub in der Atmosphäre, der sich bis zu einer Höhe von 50 km erstrecken kann (Jacquin et al.,<br />

1986), hat einen wichtigen Einfluss auf <strong>die</strong> Oberflächen- <strong>und</strong> Atmosphärentemperaturen, in dem er <strong>die</strong><br />

Sonneneinstrahlung mindert. Diese Staubschleier ändern sich mit Wetter <strong>und</strong> Klima <strong>und</strong> beeinflussen<br />

nicht nur nachhaltig <strong>die</strong> Albedo der Atmosphäre, sondern tragen auch durch Absorption <strong>und</strong> Streuung<br />

zu einer verminderten Sonneneinstrahlung auf dem Boden bei.<br />

Das Wetter, <strong>die</strong> atmosphärische Zirkulation des Mars, wird hauptsächlich durch das Zusammenwirken<br />

der solaren Einstrahlung mit Corioliskräften bestimmt <strong>und</strong> durch Oberflächentopographie <strong>und</strong> Albedovariationen<br />

modifiziert. Die Abwesenheit ausgedehnter Wasserflächen vereinfacht im Vergleich zur<br />

Erde das Zirkulationsmuster. Der Austausch von Kohlendioxid zwischen Atmosphäre <strong>und</strong> Polkappen<br />

spielt eine wichtige Rolle für das Klima <strong>und</strong> hat vermutlich Einfluss auf das Auftreten von Staubstürmen<br />

globalen Ausmaßes. Lokal begrenzte Stürme mit Geschwindigkeiten um 25 m/s werden<br />

wahrscheinlich durch topographische Unterschiede <strong>und</strong> Albedovariationen verursacht. Im Vergleich zu<br />

Venus <strong>und</strong> Erde begünstigen <strong>die</strong> dünne Atmosphäre <strong>und</strong> <strong>die</strong> raschere Antwort auf lokale Variationen<br />

der Oberflächentemperatur <strong>die</strong> Entstehung kleinräumiger Stürme.<br />

Die frühe Geschichte der Marsatmosphäre kann in groben Zügen in ihrem wahrscheinlichen, aber<br />

nicht gesicherten Verlauf dargestellt werden. Wesentliche Fragen sind jedoch noch offen (Owen,<br />

1992). Nach Klimamodellen von McKay <strong>und</strong> Davis (1991) entwickelte sich das Klima in vier Sta<strong>die</strong>n:<br />

Bis vor etwa 3.8 Ga war das Klima warm <strong>und</strong> feucht. In <strong>die</strong>ser Zeit könnte es zur Ausbildung von Ökosystemen<br />

gekommen sein. Danach kühlte das Klima stark ab, so dass Gewässer von meterdicken<br />

Eispanzern bedeckt waren <strong>und</strong> das Leben zum Rückzug in besonders geschützte Nischen gezwungen<br />

war bzw. sich der veränderten Umwelt anpassen musste. Ab 3.1 Ga vor unserer Zeit führten <strong>die</strong><br />

weiter fallenden Temperaturen <strong>und</strong> Drücke zum Austrocknen der Seen. Danach fiel der Druck unter<br />

den Tripelpunkt des Wassers, so dass flüssiges Wasser nicht mehr stabil war.<br />

Offen ist auch, wie viel volatiles Material in welcher Zeitfolge durch Entgasung des Planeteninneren<br />

freigesetzt wurde, wie viel davon als Folge von welchen Prozessen in den Weltraum entwichen ist, wie<br />

viel in gefrorenem oder chemisch umgewandeltem Zustand verblieben ist <strong>und</strong> wo sich <strong>die</strong>se Reservoire<br />

heute befinden. Zur Erosion der Atmosphäre könnte das abnehmende <strong>und</strong> schließlich verschwindende<br />

Magnetfeld beigetragen haben, das ab etwa 4 Ga vor unserer Zeit (mit großen Unsicherheit)<br />

<strong>die</strong> Atmosphäre ohne schützende Magnetosphäre der zerstörerischen Wirkung des Sonnenwinds<br />

preisgegeben hat. Um <strong>die</strong> Atmosphäre wenigstens am Anfang der Entwicklung warm <strong>und</strong> feucht zu<br />

halten, muss man einen starken Treibhauseffekt postulieren (z.B. Walker 1978), nicht zuletzt, weil<br />

man <strong>die</strong> früher geringere Leuchtkraft der Sonne (faint-young-sun Problem) kompensieren muss. Als<br />

Treibhausgas kommt am ehesten CO2 in Frage, weil es zum einen heute noch vorhanden ist, <strong>und</strong> weil<br />

es andererseits nicht leicht durch Photodissoziation zerstört wird. Modellrechnungen zeigen allerdings,<br />

dass ein Partialdruck von 5×10 5 Pa CO2 (das fünffache des gegenwärtigen Atmosphärendrucks an der<br />

Erdoberfläche; man bedenke allerdings <strong>die</strong> geringere Sonneneinstrahlung) benötigt würde, um <strong>die</strong><br />

Oberfläche über den Tripelpunkt des Wassers zu erwärmen (Pollack et al., 1987). Der Atmosphärendruck<br />

<strong>und</strong> damit <strong>die</strong> Temperatur könnte im Laufe der Zeit durch Erosion der Atmosphäre oder/<strong>und</strong><br />

durch Absorption von CO2 <strong>und</strong> Wasser im Regolith <strong>und</strong> durch <strong>die</strong> irreversible Bildung von Karbonatgesteinen<br />

abgebaut worden sein. Das Porenvolumen des Regoliths ist nach heutigen Vorstellungen<br />

beträchtlich <strong>und</strong> könnte große Mengen CO2-Eis <strong>und</strong> Wasser gespeichert haben (Squyres et al., 1992).<br />

Diese Hypothese ist jedoch nicht unproblematisch, da ein starker Treibhauseffekt – <strong>und</strong> <strong>die</strong> damit<br />

verb<strong>und</strong>ene Temperaturzunahme – <strong>die</strong> Absorptionsrate erhöhen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Bildung von Karbonatgesteinen<br />

beschleunigen würde. Dadurch würde der Druck erniedrigt <strong>und</strong> der Treibhauseffekt gemindert<br />

werden. Da <strong>die</strong> genannten Speicherprozesse als sehr effizient angesehen werden, ist es wahrscheinlich<br />

schwierig, eine dichte CO2 Atmosphäre <strong>und</strong> ein feucht warmes Klima bis vor 3.8 Ga stabil zu halten.<br />

Es ist jedoch denkbar, dass CO2 <strong>und</strong> Wasser durch exogene <strong>und</strong> endogene geologische Prozesse<br />

mehr oder weniger episodisch aus dem Regolithreservoir freigesetzt werden. In <strong>die</strong>sem Szenario<br />

würde <strong>die</strong> Freisetzung durch Impakt- <strong>und</strong> vulkanische Ereignisse mit den Verlustprozessen auf interessante<br />

Weise verkoppelt sein <strong>und</strong> miteinander konkurrieren. Die Anwesenheit anderer Treibhausgase<br />

ist zwar hilfreich <strong>und</strong> durchaus wahrscheinlich, allerdings unterliegen <strong>die</strong>se höheren Photodissoziationsraten.<br />

6


1.1.4 Aufbau <strong>und</strong> Entwicklung<br />

Ursprung <strong>und</strong> Geschichte eines Planeten<br />

prägen seinen gegenwärtigen inneren Aufbau.<br />

Die Bestimmung des inneren Aufbaus<br />

ist somit eine zentrale Aufgabe der Planetenphysik.<br />

Bislang ist der Aufbau des Mars,<br />

wie der der anderen Planeten mit Ausnahme<br />

der Erde, nur in Umrissen bekannt. Alle<br />

verfügbaren Modelle (z.B.Göttel, 1981;<br />

Sohl <strong>und</strong> Spohn, 1997; Spohn et al., 1998)<br />

beruhen auf Messungen des Schwerefeldes<br />

<strong>und</strong> der Präzessionsfrequenz der Rotationsachse,<br />

auf chemischen, isotopischen<br />

<strong>und</strong> mineralogischen Untersuchungen der<br />

SNC-Meteorite, der in-situ Analyse einiger<br />

Oberflächengesteine, sowie auf Laborexperimenten.<br />

Dies führte zu folgendem Bild<br />

des inneren Aufbaus des Mars (Abb. 4):<br />

Der Planet besitzt eine im Mittel 40 km<br />

mächtige Kruste (Esposito et al., 1992).<br />

Mächtigkeitsschwankungen um bis zu<br />

20km lassen sich aus Variationen des<br />

Schwerefelds abschätzen. Unterhalb der<br />

Kruste befindet sich der Mantel. Wegen der<br />

Druckzunahme mit der Tiefe gibt es, in<br />

Antrag Schwerpunktprogramm ”Mars <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>terrestrischen</strong> Planeten”<br />

Analogie zur Erde, im tieferen Mantel wahrscheinlich Phasengrenzen, an denen Olivin in β-Spinell <strong>und</strong><br />

der wiederum in γ-Spinell übergehen. Der geringere Druckgra<strong>die</strong>nt <strong>und</strong> der höhere Eisengehalt bewirken<br />

eine breitere Übergangszone im Mars als in der Erde. Abhängig vom Temperaturverlauf im<br />

Marsmantel kann es knapp über der Kern-Mantelgrenze noch zum Spinell-Perowskit Übergang kommen,<br />

der dann eine 100–200 km mächtige Perowskitschicht – mit bedeutenden Rückwirkungen auf<br />

<strong>die</strong> Manteldynamik <strong>und</strong> <strong>die</strong> Entwicklung von Kern <strong>und</strong> Mantel – zur Folge haben würde. Der Marskern<br />

hat einen Radius von 1450–1800 km. Die große Unsicherheit resultiert aus der Unterbestimmtheit<br />

selbst einfacher physikalischer Modelle für den inneren Aufbau. Der Kernradius kann prinzipiell genauer<br />

bestimmt werden, indem <strong>die</strong> aus der Zusammensetzung der SNC-Meteorite abgeleitete Kernmasse<br />

berücksichtigt wird. Allerdings ist auch <strong>die</strong>se Rechnung nicht annahmefrei, denn bei chondritischer<br />

Gesamtzusammensetzung des Mars, <strong>die</strong> gegenwärtig favorisiert wird (z.B. Wänke <strong>und</strong> Dreibus,<br />

1988), resultiert eine Kernmasse, <strong>die</strong> bisher<br />

nicht mit dem aus dem Schwerefeld <strong>und</strong><br />

der Präzessionsfrequenz abgeleiteten<br />

Trägheitsmoment in Einklang gebracht<br />

werden kann. Über den Zustand des Kerns<br />

<strong>und</strong> über eine eventuelle Schichtung in<br />

einen flüssigen äußeren <strong>und</strong> einen festen<br />

inneren Kern sind gegenwärtig keine sicheren<br />

Aussagen möglich. Allerdings weist das<br />

(beobachtete) Fehlen eines globalen Dipolfeldes<br />

auf einen geschmolzenen Kern<br />

hin (Spohn et al., 1998).<br />

Der Zerfall von 182 Hf mit 9 Ma Halbwertszeit<br />

zu 182 W lässt sich zur Datierung der Kernbildung<br />

verwenden (Lee <strong>und</strong> Halliday,<br />

1997; Lee et al., 1997). Im wesentlichen<br />

wird dabei auf den Zeitpunkt der letzten<br />

Metall-Silikat Equilibrierung geschlossen.<br />

Dabei scheint es eine Abhängigkeit der Zeit<br />

der Kernbildung bzw. der letzten Metall/Silikat<br />

Equilibrierung von der Größe der<br />

Planeten zu geben. Abgesehen vom Mond,<br />

Abb.3 Schwerekarte des Mars. Deutlich zu erkennen<br />

ist <strong>die</strong> Schwereanomalie der Tharsisregion<br />

Abb. 4. Modelle des inneren Aufbaus des Mars mit<br />

Kruste, Mantel <strong>und</strong> Kern. Außerdem sind <strong>die</strong> Tiefenlagen<br />

der Olivin-Spinell Phasenumwandlungen eingetragen.<br />

7


Antrag Schwerpunktprogramm ”Mars <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>terrestrischen</strong> Planeten”<br />

dessen Bildung vermutlich besondere Umstände erforderte, nehmen <strong>die</strong> Zeitpunkte der letzten Metall-<br />

Silikatequilibrierung mit der Größe der Planeten zu. Für den Mars ergibt sich ein Alter des Kerns von<br />

30 Ma. Die Kernbildung muss durch Akkretionsenergie initiiert worden sein. Dies gilt auch für <strong>die</strong> frühe<br />

Krustenbildung, wie aus 142 Nd Daten geschlossen werden kann.<br />

Ein terrestrischer Planet kann als Wärmekraftmaschine betrachtet werden, der aus seinem Vorrat an<br />

innerer Energie schöpfend Arbeit leistet. Dies hat in seiner Entwicklung <strong>die</strong> chemische Differentiation<br />

in Kern, Mantel <strong>und</strong> Kruste, endogene Veränderungen der Oberfläche <strong>und</strong> <strong>die</strong> Erzeugung eines Magnetfeldes<br />

zur Folge. Agens <strong>die</strong>ser Entwicklung ist <strong>die</strong> thermo-chemische Konvektion in Mantel <strong>und</strong><br />

Kern. In Modellrechungen wird der Zusammenhang von konvektivem Wärmetransport <strong>und</strong> Messgrößen<br />

hergestellt. Dies wird an einem Beispiel verdeutlicht: Die Oberfläche des Mars ist durch den<br />

gigantischen Dom der Tharsis-Aufwölbung gekennzeichnet. In Analogie zur Erde wird vermutet, dass<br />

sich unter Tharsis ein riesiger sog. Plume – ein Aufstrom der Mantelkonvektion – befindet, der für <strong>die</strong><br />

Aufwölbung <strong>und</strong> <strong>die</strong> vulkanische Aktivität sorgte. Dieser Plume sollte sehr stabil sein, da Krater-<br />

Datierungen der Oberfläche eine vulkanische Aktivität über den langen Zeitraum von 3 Ga nahelegen.<br />

Tatsächlich kann <strong>die</strong> mit Tharsis verb<strong>und</strong>ene weiträumige Schwereanomalie (Abb. 3) als Evidenz für<br />

eine großräumige positive Temperaturanomalie interpretiert werden. Allerdings ist dabei <strong>die</strong> Mehrdeutigkeit<br />

in der Interpretation von Schwerefeldern zu berücksichtigen. Modellrechungen der Mantelkonvektion<br />

zeigen, dass <strong>die</strong> im Mantel vermuteten Phasenumwandlungen einen großen Plume stabilisieren<br />

(Hader <strong>und</strong> Christensen, 1996, Breuer et al., 1996, 1998) würden. Ein solcher Plume müsste<br />

dann allerdings durch den Wärmefluss vom Kern energetisch gespeist <strong>und</strong> aufrechterhalten werden.<br />

Modelle, <strong>die</strong> nicht mit zeitllich konstanter Temperatur an der Kern/Mantelgrenze rechnen, sondern <strong>die</strong><br />

Abkühlung des Kerns berücksichtigen, lassen vermuten, dass der Plume nach nur etwa 1 Ga verschwand.<br />

In <strong>die</strong>sem Fall müsste <strong>die</strong> Ursache der weiter andauernden vulkanischen Aktivität andere<br />

Gründe haben, <strong>die</strong> bisher nicht bekannt sind. Ein Ausweg aus dem Dilemma böten (radiogene) Wärmequellen<br />

im Kern. Dazu sind aber gegenwärtig keine quantitativen Aussagen machbar.<br />

1.1.6 Chemische <strong>und</strong> mineralogische Zusammensetzung<br />

Analysen der Marsoberfläche Chemische<br />

<strong>und</strong> mit Einschränkungen auch<br />

mineralogische Informationen über <strong>die</strong><br />

Zusammensetzung der Marsoberfläche<br />

wurden 1976 von den zwei VIKING-<br />

Sonden sowie 1997 während der<br />

PATHFINDER Mission gewonnen. Als<br />

weitere Informationsquelle für <strong>die</strong> chemische<br />

Zusammensetzung des Mars<br />

steht eine Gruppe von Meteoriten zur<br />

Verfügung, <strong>die</strong> vermutlich vom Mars<br />

kommt, <strong>die</strong> SNC-Meteorite (kurz:<br />

SNCs).<br />

Die direkte Röntgenfluoreszenzanalyse<br />

von Marsboden durch <strong>die</strong> beiden<br />

VIKING-Sonden hat ergeben, dass <strong>die</strong><br />

chemische Zusammensetzung des<br />

Marsbodens an den etwa 1600 km voneinander<br />

entfernten VIKING Landestellen<br />

Abb. 5.. Der Mikrorover Sojourner bei der Aufnahme<br />

eines Spektrums mit Hilfe des APX-Spektrometers.<br />

mit auffallend hohen Gehalten an Eisenoxid <strong>und</strong> Schwefel (als Sulfat) fast identisch ist. Es überraschte<br />

deshalb nicht, dass auch der von der APX-Sonde des SOJOURNER (Abb. 5) analysierte Regolith<br />

(Staub) ganz ähnlich zusammengesetzt ist wie der von den VIKING-Sonden analysierte Staub. Die<br />

von der APX-Sonde analysierten Steine unterscheiden sich in ihrem Chemismus jedoch wesentlich<br />

vom Marsstaub. Überraschend sind dabei <strong>die</strong> höheren SiO2-Gehalte <strong>und</strong> <strong>die</strong> niedrigeren MgO-Gehalte<br />

der Marssteine verglichen mit Marsstaub. Mit der Annahme, dass <strong>die</strong> Steine im wesentlichen schwefelfrei<br />

sind, wurde der Einfluss der Staubschicht auf <strong>die</strong> Analyseergebnisse der Steine korrigiert. Die<br />

daraus errechnete Zusammensetzung für staubfreie Marssteine entspricht in etwa dem Chemismus<br />

terrestrischer Andesite, typischer Krustengesteine der Erde (Abb. 6). Die deutlichen Unterschiede in<br />

den Zusammensetzungen von Marssteinen <strong>und</strong> Marsstaub, unter Beachtung der einheitlichen Zusammensetzung<br />

des Marsstaubs, lassen vermuten, dass der Staub durch Staubstürme gleichmäßig<br />

über <strong>die</strong> Oberfläche verteilt wird. Die gleichmäßige Verteilung des Staubes über alle geologischen<br />

Provinzen des Mars hat eine wichtige Konsequenz für <strong>die</strong> Untersuchung der zukünftig zur Erde gebrachten<br />

Staubproben: Durch <strong>die</strong> Analyse der einzelnen Staubkörnchen – chemisch, strukturell <strong>und</strong><br />

8


Antrag Schwerpunktprogramm ”Mars <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>terrestrischen</strong> Planeten”<br />

insbesondere isotopisch – einer an beliebiger Stelle genommenen Probe kann das vollständige Spektrum<br />

der Oberflächenformationen des Mars stu<strong>die</strong>rt werden. Exemplarisch wurde <strong>die</strong>ses Verfahren an<br />

den ersten Regolithproben des Mondes demonstriert. Obwohl <strong>die</strong> Staubproben von Apollo 11 in typischen<br />

Maregebieten genommen wurden, konnten aus Untersuchungen kleinster Staubpartikel auf den<br />

anorthositischen Charakter der weit entfernten Hochländer geschlossen werden. Dabei ist der<br />

Mondstaub vermutlich wegen der fehlenden Staubstürme weit weniger gut durchmischt ist als der<br />

Marsstaub.<br />

SNC Meteorite. Die SNC-Meteorite oder Marsmeteorite (s.u.) unterscheiden sich in ihrer chemischen<br />

Zusammensetzung sowohl von den Marssteinen als auch vom Marsstaub. Es wurde deshalb vorgeschlagen,<br />

dass der makroskopisch homogene Marsstaub eine Mischung aus SiO2-reichen Marssteinen<br />

<strong>und</strong> einer Komponente darstellt, <strong>die</strong> durch <strong>die</strong> relativ mafischen (SiO2-armen) Marsmeteorite<br />

repräsentiert wird. Einige der Marsmeteorite könnten beispielsweise von der Tharsis-Region mit ihren<br />

mächtigen Schildvulkanen stammen (Rieder et al., 1997). Der Zusammenhang zwischen Marssteinen,<br />

Marsstaub <strong>und</strong> Marsmeteoriten ist ein wichtiger Schlüssel zum Verständnis der Entwicklung des Mars.<br />

Im folgenden soll etwas detaillierter auf <strong>die</strong> Marsmeteorite (SNCs) eingegangen werden. Die Gruppe<br />

der SNC-Meteorite, <strong>die</strong> nach den Meteoriten Shergotty, Nakhla <strong>und</strong> Chassigny benannt ist, besteht<br />

aus vierzehn Meteoriten. Gemeinsam ist allen eine charakteristische Isotopenzusammensetzung des<br />

Sauerstoffs, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se Meteorite von allen anderen Meteoritentypen <strong>und</strong> von irdischem Gestein unterscheidet<br />

(Clayton <strong>und</strong> Mayeda, 1996). Ferner gibt es sowie gewisse geochemische Ähnlichkeiten, <strong>die</strong><br />

sich in bestimmten Elementverhältnisse manifestieren (Dreibus <strong>und</strong> Wänke, 1987; Wänke <strong>und</strong> Dreibus,<br />

1988). Zudem haben alle „Marsmeteorite“, mit Ausnahme des Meteoriten ALH84001, relative<br />

junge Kristallisationsalter von weniger als 1.5 Ma (McSween, 1994). Die Bedeutung <strong>die</strong>ser Alter ist<br />

allerdings noch unklar, wie unten näher ausgeführt wird. Wichtigstes Indiz für <strong>die</strong> Herkunft <strong>die</strong>ser Meteorite<br />

vom Mars ist <strong>die</strong> Ähnlichkeit der Häufigkeiten <strong>und</strong> Isotopenzusammensetzungen der Edelgase,<br />

CO2 <strong>und</strong> Stickstoff mit der heutigen Mars-Atmosphäre in Schmelzeinschlüssen des Shergottiten EE-<br />

TA79001 (Bogard <strong>und</strong> Johnson, 1983). Die Schmelzeinschlüsse haben gewissermaßen Marsatmosphäre<br />

"eingefangen", vielleicht bei ihrer Exkavation durch einen Meteoriteneinschlag.<br />

Die Meteorite Shergotty, Zagami sowie einige antarktische <strong>und</strong> Wüstenmeteorite haben basaltischen<br />

Charakter <strong>und</strong> können als Schmelzen aus dem Inneren des Mars angesehen werden. Sie sind in<br />

Chemie <strong>und</strong> Mineralogie <strong>terrestrischen</strong> Basalten vergleichbar. Einige in der Antarktis gef<strong>und</strong>ene Marsmeteorite<br />

wie ALH77005 werden als Lherzolite bezeichnet. Sie repräsentieren, in Analogie zu <strong>terrestrischen</strong><br />

Mantelgesteinen, den Marsmantel. Eine dritte Gruppe von Marsmeteoriten umfaßt im wesentlichen<br />

monomineralische Gesteine, vermutlich Kumulate, <strong>die</strong> durch Absinken von Kristallen in Magmakammern<br />

entstehen. Die Nakhlite sind Klinopyroxenite, während <strong>die</strong> Chassignite zum größten Teil aus<br />

Olivin bestehen <strong>und</strong> – abgesehen von einem wesentlich höheren Fayalitgehalt – <strong>terrestrischen</strong> Duniten<br />

entsprechen. Nur durch einen Vertreter repräsentiert sind Orthopyroxenite (ALH84001).<br />

Geht man davon aus, dass <strong>die</strong> SNC Meteorite tatsächlich Marsmeteorite sind, so können durch<br />

detailliertes Studium <strong>die</strong>ser Meteorite, Aussagen über Zusammensetzung <strong>und</strong> Entwicklungsgeschichte<br />

des Planeten Mars gewonnen werden. Eine besonders wichtige Frage ist beispielsweise<br />

<strong>die</strong> Frage nach der Häufigkeit <strong>und</strong> dem Ursprung des Wassers im Mars. Die Marsmeteorite selbst<br />

enthalten zwar nur ca. 200 ppm Wasser, doch gibt es in Schmelzeinschlüssen der SNC Meteorite<br />

Anzeichen für ursprünglich wesentlich höhere Wassergehalte, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Kristallisation des Minerals Kaersutit,<br />

ein Amphibol, ermöglichte. Wenn das zutrifft, müssten <strong>die</strong> Marsschmelzen bei ihrem Aufstieg<br />

entwässert worden sein. Auf der anderen Seite zeigen Sauerstoffisotopenmessungen von Marsmeteoriten<br />

<strong>und</strong> von aus <strong>die</strong>sen Meteoriten extrahiertem Wasser isotopisches Ungleichgewicht an. Das<br />

bedeutet, dass <strong>die</strong> Lithosphäre <strong>und</strong> <strong>die</strong> Hydrosphäre des Mars nicht im Gleichgewicht stehen. Dies<br />

stellt einen bedeutsamen Unterschied zur Erde dar, wo es zwischen dem Sauerstoff des Meerwassers<br />

<strong>und</strong> dem Sauerstoff ozeanischer Basalte keine isotopischen Unterschiede gibt (McSween, 1994). Die<br />

Frage nach der Menge <strong>und</strong> dem Ursprung des Wassers im Mars ist eine zentrale Frage für <strong>die</strong> Entwicklungsgeschichte<br />

<strong>die</strong>ses Planeten.<br />

Die große Vielfalt, <strong>und</strong> geochemische Breite der Zusammensetzungen ermöglicht es, globale Modelle<br />

für <strong>die</strong> chemische Zusammensetzung <strong>und</strong> <strong>die</strong> Differentiation des Planeten Mars zu erstellen. So kann<br />

mit Hilfe der experimentellen Petrologie aus dem Mineralbestand der Marsmeteorite <strong>die</strong> Mineralogie<br />

der Quellregion <strong>und</strong> eventuell <strong>die</strong> Tiefe der Magmenentstehung im Mars ermittelt werden. Die im Vergleich<br />

zu <strong>terrestrischen</strong> Basalten niedrigen Al2O3 Gehalte der Marsschmelzen könnten eine ursprünglich<br />

mit Granat im Gleichgewicht stehende Schmelze andeuten. Das würde wiederum auf eine größere<br />

Tiefe der Schmelzentstehung im Inneren des Mars schließen lassen. Aus Korrelationen<br />

geochemisch ähnlicher Elemente können Abschätzungen über Elementhäufigkeiten im Gesamt<strong>planeten</strong><br />

gemacht werden (Wänke et al., 1992).<br />

9


Wie auf der Erde sind aus dem Chemismus der Marsmeteorite<br />

zwei gr<strong>und</strong>legende Differentiationsprozesse<br />

abzulesen: Zum einen eine frühe Kernbildung <strong>und</strong> zum<br />

zweiten <strong>die</strong> Entstehung einer Kruste durch partielles<br />

Aufschmelzen des Mantelgesteins, ein Prozess, der<br />

zwar im Mars abgeschlossen ist, auf der Erde aber<br />

noch andauert.<br />

Es gibt eine Reihe von Hinweisen darauf, dass <strong>die</strong><br />

Kernbildung im Mars früher <strong>und</strong> unter stärker oxi<strong>die</strong>renden<br />

Bedingungen als auf der Erde stattgef<strong>und</strong>en<br />

hat. So sind <strong>die</strong> FeO-Gehalte in allen Marsgesteinen<br />

höher als in entsprechendem <strong>terrestrischen</strong> Gestein.<br />

Das gilt auch für eine Reihe weiterer Elemente mit teilweise<br />

metallischem Charakter. Dazu gehören W <strong>und</strong><br />

P. Beide Elemente wurden wesentlich effektiver in den<br />

Erdkern extrahiert als in den Marskern. Besondere<br />

Bedeutung hat hier das Element W. Das bei der Entstehung<br />

des Mars noch vorhandene 182 Hf zerfällt mit<br />

einer Halbwertszeit von 9 Ma in 182 W, wodurch je nach<br />

Zeit der Kernbildung, Unterschiede in der W-Isotopenzusammensetzung<br />

in den SNCs auftreten können. Aus<br />

ihr wird nun auf eine frühe Differenzierung des Mars<br />

Antrag Schwerpunktprogramm ”Mars <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>terrestrischen</strong> Planeten”<br />

geschlossen, etwa 10 bis 30 Ma nach Entstehung des Sonnensystems, während <strong>die</strong> Kernbildung der<br />

Erde erst nach mehr als 50 Millionen Jahren abgeschlossen war (Lee <strong>und</strong> Halliday, 1997). Die oben<br />

erwähnten hohen W-Gehalte weisen auf eine Kernbildung unter niedrigem Druck hin (Kong et al.,<br />

1999). Aus den vergleichsweise niedrigen Gehalten chalkophiler Elemente (Ni, Cu, In <strong>und</strong> Tl) in Marsmeteoriten<br />

schließen Wänke <strong>und</strong> Dreibus (1994) auf einen schwefelreichen Kern, bei dessen Bildung<br />

<strong>die</strong>se Elemente aus dem Marsmantel extrahiert wurden. Abgesehen von ALH84001 sind alle SNCs<br />

vergleichsweise reich an Edelmetallen (Ir, Os, Pt etc.). Da <strong>die</strong>se Elemente extrem siderophil sind, d.h.<br />

<strong>die</strong> Metallphase extrem bevorzugen, müssen <strong>die</strong> heute beobachteten Konzentrationen eine Folge der<br />

Zufuhr einer späten, nach der Kernbildung gelieferten Komponente sein (Kong et al., 1999). Auf eine<br />

ähnliche, späte Akkretionskomponente werden <strong>die</strong> vergleichbar hohen Edelmetallgehalte im Erdmantel<br />

zurückgeführt.<br />

Ein besseres Verständnis der Entstehung eines Metall-bzw. Metall/Sulfidkerns im Mars kann nur<br />

durch eine verbesserte experimentelle Datenbasis über Metall/Silikat Verteilungskoeffizienten erhalten<br />

werden. Insbesondere ist hier eine genauere Bestimmung der Abhängigkeit der Verteilungskoeffizienten<br />

von Druck, Temperatur <strong>und</strong> Zusammensetzung nötig. Es könnten dann genauere Aussagen<br />

über <strong>die</strong> Zusammensetzung des Marskerns <strong>und</strong> den Bedingungen, unter denen <strong>die</strong> Kernbildung<br />

stattgef<strong>und</strong>en hat, bestimmt werden.<br />

Die Silikatdifferenzierung, d.h. <strong>die</strong> Entstehung von Kruste <strong>und</strong> Mantel, muss im Mars sehr früh stattgef<strong>und</strong>en<br />

haben, wie insbesondere aus der Korrelation von 182 W/ 184 W <strong>und</strong> 142 Nd/ 144 Nd hervorgeht (Lee<br />

<strong>und</strong> Halliday, 1997). Rb-Sr- <strong>und</strong> Sm-Nd-Gesamtgesteinsisochronen deuten ebenfalls auf eine Differenzierung<br />

vor 4.5 Ga hin. Rb/Sr- <strong>und</strong> Sm/Nd-Altersbestimmungen von ALH84001 von separierten<br />

Pyroxenen ergaben übereinstimmend ein (Differentiations-)Alter von 4.56 Ga (Jagoutz et al., 1994;<br />

Nyquist et al., 1995). Die wesentlich jüngeren Kristallisationsalter der anderen Marsmeteorite reflektieren<br />

vermutlich nicht globale, sondern lokale Prozesse. Hier gibt es große Unterschiede zur Entwicklung<br />

der Erde. Reste einer Differentiation vor 4.5 Ga sind auf der Erde nicht zu erkennen. Es haben<br />

sich keine separaten Reservoire erhalten. Die Plattentektonik führt auf der Erde zu einer ständigen<br />

Durchmischung des Erdmantels. Das Fehlen der Plattentektonik im Mars ermöglicht <strong>die</strong> Identifizierung<br />

früher geochemischer Reservoire. Solche Reservoire können sich auch im Edelgashaushalt des Mars<br />

manifestieren, wie <strong>die</strong>s bei der Erde der Fall ist. Seiner geochemischen Interpretation <strong>die</strong>nt deshalb<br />

<strong>die</strong> weitere Untersuchung der bisher entdeckten vier Edelgaskomponenten (Ott et al., 1996). So werden<br />

auch beim Mars durch Edelganalysen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Ermittlung ihrer Trägerphasen wichtige geochemische<br />

Parameter erwartet.<br />

Die Natur eines zweiten Ereignisses (oder mehrerer Ereignisse), das sich in den sogenannten Kristallisationsaltern<br />

widerspiegelt, ist noch unklar. So wurden <strong>die</strong> niedrigen 40 Ar- 39 Ar-Alter einiger SNC-<br />

Meteorite von ca. 1.3 Ga bisher allgemein als Hinweis gedeutet, dass <strong>die</strong> SNCs von einem größeren<br />

Planeten stammen, da <strong>die</strong> zur Aufschmelzung nötige Wärme nur in einem so großen Objekt wie dem<br />

Mars für so lange Zeit gespeichert bzw. erzeugt werden kann. Der wesentlich kleinere Mond hat seine<br />

Aktivität spätestens vor 2 Ga eingestellt, während <strong>die</strong> größere Erde noch heute aktive Vulkane besitzt.<br />

10<br />

Abb. 6. Einordnung der APX Daten <strong>und</strong><br />

der SNC Meteorite in ein terrestrisches<br />

Klassifikationsschema


Antrag Schwerpunktprogramm ”Mars <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>terrestrischen</strong> Planeten”<br />

In der Zwischenzeit liegt ein einigermaßen ausführliches Datentableau auch der anderen Chronometer<br />

vor, über dessen Interpretation jedoch keine Einmütigkeit herrscht. Ob es sich dabei um wirkliche<br />

Kristallisationsalter oder um <strong>die</strong> Alter anderer Überprägungsereignisse (z.B. Impakt induziertes Aufschmelzen)<br />

handelt, ist umstritten.<br />

Zusammenfassend wird festgehalten, daß auf Gr<strong>und</strong> des Mineralbestands, der Kristallisationsabfolge<br />

<strong>und</strong> der chemischen Zusammensetzung <strong>die</strong> SNC-Meteorite von verschiedenen magmatischen Provinzen<br />

stammen (Stöffler, 1999). Außer von der Erde <strong>und</strong> von unserem Mond liegen von keinem anderen<br />

planetaren Körper so detaillierte Informationen aus Laboranalysen vor. Allerdings sind <strong>die</strong> hier<br />

zusammengefaßten Bef<strong>und</strong>e entgegen dem Anschein lückenhaft <strong>und</strong> bedürfen in Anbetracht der immensen<br />

planetologischen Bedeutung der SNCs der Komplettierung. Es wird eine wesentliche Aufgabe<br />

des Schwerpunktes sein, <strong>die</strong> vorhandenen Resultate <strong>und</strong> <strong>die</strong> aus den geplanten Laboruntersuchungen<br />

der SNC-Meteorite erwarteten Ergebnisse zusammen mit globalen geophysikalischen<br />

Bef<strong>und</strong>en zu interpretieren, um so ein geschlossenen Bild von der Entwicklung des Planeten Mars zu<br />

entwerfen.<br />

1.1.7 Magnetfeld<br />

Die magnetischen Eigenschaften des Mars waren lange Zeit umstritten. Ausgehend von der Analogie<br />

zur Erde wurde vermutet, dass der Mars ein eigenes, im tiefen Innern erzeugtes Magnetfeld besitzt.<br />

Die ersten Ergebnisse der Raumfahrtmissionen zum Mars konnten <strong>die</strong>se Frage nicht entscheiden,<br />

zeigten aber, dass ein heutiges globales Feld, wenn es denn vorhanden wäre, ein im Vergleich zur<br />

Erde schwaches Dipolmoment besitzen müsste. Die erste magnetische Kartierung des Mars (Abb.7)<br />

durch <strong>die</strong> MARS GLOBAL SURVEYOR Mission (MGS) zeigte ein überraschendes Bild (Acuna et al.,<br />

1999): Weite Bereiche der Marskruste sind remanent magnetisiert! Die Dichotomie der Marskruste<br />

zeigt sich nicht nur im Alter <strong>und</strong> in der Morphologie, sondern auch in der Magnetisierung, da <strong>die</strong> Anomalien<br />

fast ausschließlich<br />

in der Südhemisphäre<br />

zu finden sind. Die<br />

Anomalien folgen einerseits<br />

wie ein Gürtel der<br />

Dichotomiegrenze, andererseits<br />

finden sich<br />

Streifenmuster, <strong>die</strong> zu<br />

Spekulationen über Relikte<br />

einer frühen Plattentektonik<br />

angeregt<br />

haben. Diese Interpretation<br />

ist weitgehend, aber<br />

nicht ausschließlich auf<br />

Widerstand gestoßen.<br />

Einige Anomalien sind<br />

mit 1600 nT erstaunlich<br />

stark. Diese deutet darauf<br />

hin, dass entweder das<br />

Marsgestein eine außergewöhnlich<br />

hohe Suszeptibilität<br />

hat, oder dass<br />

das magnetisierende<br />

Feld außergewöhnlich<br />

stark gewesen ist.<br />

Die remanente Magnetisierung<br />

der Marskruste<br />

ist an sich nicht ungewöhnlich.<br />

Spekulationen<br />

über eine mögliche remanente<br />

Magnetisierung<br />

Abb. 7.. Karte der magnetischen Krustenanomalien des Mars. Die<br />

Nordhemisphäre des Mars ist weitgehend frei von Anomalien ist. Die<br />

Anomalien folgen einerseits der Dichotomiegrenze, andererseits findet<br />

sich eine räumlich ausgedehnte Anomalie mitt Streifenmustern zwischen<br />

130° <strong>und</strong> 210° West.<br />

der Kruste sind zum Teil schon lange vor der MGS Mission publiziert worden (z.B. Srnkar, 1976). Auf<br />

eine mögliche Dichotomie der Magnetisierung haben Leweling <strong>und</strong> Spohn (1998) im Vorfeld der Mission<br />

hingewiesen. Die zeitliche Stellung der remanenten Magnetisierung ist weitgehend unumstritten.<br />

Die Tatsache, dass <strong>die</strong> südliche (alte) im Gegensatz zur nördlichen (jungen) Hemisphäre magnetisiert<br />

ist, zeigt, dass das Ereignis früh, d.h. vor der Bildung der heutigen nördlichen Kruste, stattgef<strong>und</strong>en<br />

11


Antrag Schwerpunktprogramm ”Mars <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>terrestrischen</strong> Planeten”<br />

hat. Die Beobachtung, dass das Hellasbecken keine Magnetisierung aufweist, ist als Hinweis darauf<br />

interpretiert worden, dass das magnetisierende Feld zum Zeitpunkt der Bildung des Hellasbeckens<br />

(vor etwa 4 Ga) schon abgestorben war (Acuna et al., 1999). Tatsächlich lässt sich eine solche Interpretation<br />

mit thermodynamischen Modellrechnungen gut vereinbaren (Schubert <strong>und</strong> Spohn 1990;<br />

Breuer <strong>und</strong> Spohn, 1999) unter der Voraussetzung, dass der Kern völlig aufgeschmolzen ist. Überlegungen<br />

zur Thermodynamik des Dynamos lassen den Schluss zu, dass ein ausfrierender Kern bis<br />

heute ein relativ starkes Feld erzeugen sollte. Allerdings hat Glassmeier (pers. Mitteilung, 1999) davor<br />

gewarnt, das offenbare Fehlen eines heutigen Feldes kritiklos auf einen abgestorbenen Dynamo zurückzuführen.<br />

Völlig zu recht verweist Glassmeier darauf, dass das planetare Feld während eines<br />

Polwechsels sehr klein werden kann. Aus <strong>die</strong>sem Gr<strong>und</strong>e wäre es ausgesprochen wichtig herauszufinden,<br />

ob der Mars einen inneren Kern besitzt.<br />

Die offenen Fragestellungen bezüglich des Marsmagnetfeldes lassen sich in zwei Felder gliedern:<br />

Zunächst muss festgehalten werden, dass der planetare Dynamo wenig gut verstanden ist. Dies ist<br />

ein Problem, mit dem auch <strong>die</strong> Geophysik zu kämpfen hat. Der prinzipielle Vorteil der Planetenphysik<br />

in <strong>die</strong>ser Fragestellung ergibt sich aus der Vielfalt planetarer Körper <strong>und</strong> Magnetfelder. Dabei zeigt<br />

sich, dass auch simple Beobachtungstatsachen nicht leicht einleuchtend erklärt werden können. So<br />

besitzen überaschenderweise Merkur <strong>und</strong> Ganymed Magnetfelder, während sicherlich genauso überraschend<br />

Venus, Mars, Io <strong>und</strong> Kallisto keine im Innern erzeugte Felder aufweisen. Numerische Modellierungen<br />

des Dynamoprozesses stecken noch in den Kinderschuhen. Ein <strong>planeten</strong>wissenschaftlicher<br />

Schwerpunkt könnte einen wichtigen Beitrag zur Beantwortung der offenen Fragen durch <strong>die</strong> Phänomenologie<br />

planetarer Magnetfelder <strong>und</strong> durch Modellierungen leisten.<br />

Darüber hinaus ist <strong>die</strong> beobachtete Krustenmagnetisierung des Mars ebenfalls nicht gut verstanden.<br />

Modelle sollen <strong>die</strong> resultierenden Magnetfelder komplexer Magnetisierungsmuster klären, sollen <strong>die</strong><br />

geologische Geschichte, soweit sie ablesbar ist, in Verbindung zur magnetischen setzen <strong>und</strong> klären,<br />

inwieweit <strong>die</strong> beobachteten starken Magnetisierungen überhaupt verständlich sind. Die kürzlich erfolgte<br />

Freigabe der Daten wird ihre kritische Analyse ermöglichen.<br />

Der Zustand des Plasmas in der Umgebung des Planeten wird entscheidend durch <strong>die</strong> Wechselwirkung<br />

der Magnetosphäre mit dem Sonnenwind bestimmt. Planeten mit starkem Magnetfeld (wie <strong>die</strong><br />

Erde) sind in der Lage, den Planeten weiträumig vom Sonnenwind abzuschirmen, so daß nur in sehr<br />

eingeschränktem Maße ein Abtransport ionosphärischer Materie stattfindet. Beim Mars müsssen wir<br />

davon ausgehen, dass das schwache Feld den Planeten nur wenig schützt, <strong>und</strong> dass somit der Sonnenwind<br />

unmittelbar auf <strong>die</strong> Exosphäre/lonosphäre einwirken kann. Wegen des dabei auftretenden<br />

Massenverlustes der Atmosphäre sind Untersuchungen zur Wechselwirkung des Sonnenwindes mit<br />

dem Mars über den interessanten plasmaphysikalischen Aspekt hinaus von weitreichender planetologischer<br />

Bedeutung.<br />

Die Struktur der Magnetosphäre des Mars unterscheidet sich von der der Erde. Zur Erklärung der<br />

beobachteten Strukturen der Plasmawechselwirkungen musste das klassische magneto-hydrodynamische<br />

Modell aufgegeben <strong>und</strong> ein neues Konzept der plasmatheoretischen Beschreibung entwickelt<br />

werden (Sauer et al., 1999). Dieses Modell betrachtet ein zwei-Ionen-Flüssigkeitsmodell, in<br />

dem <strong>die</strong> unterschiedliche Dynamik der Sonnenwind-Protonen <strong>und</strong> (schweren) planetaren Ionen <strong>und</strong><br />

ihre elektromagnetische Verkopplung berücksichtigt werden. Dabei konnte vorausgesagt (Sauer et al<br />

1994) <strong>und</strong> durch MARS GLOBAL SURVEYOR bestätigt werden (Acuna et al., 1999) daß innerhalb der<br />

Bugstoßfront des Mars (<strong>und</strong> vermutlich auch der Venus <strong>und</strong> der Kometen`) eine neuartige Plasmagrenzfläche,<br />

<strong>die</strong> Protonopause, existiert, <strong>die</strong> für <strong>die</strong> Protonen des Sonnenwindes weitgehend <strong>und</strong>urchdringlich<br />

ist. Sie blockt aber nicht wie eine Magnetopause das Sonnenwind-Magnetteld ab. Dieses ist<br />

über <strong>die</strong> Elektronen an <strong>die</strong> Bewegung planetarer Ionen gekoppelt <strong>und</strong> kann weiter in <strong>die</strong> dichtere Ionosphäre<br />

eindringen. Da <strong>die</strong>ser Prozeß mit einem abrupten Ansteigen des Magnetfeldes verb<strong>und</strong>en<br />

ist, wird auch der Begriff ’magnetic pile-up bo<strong>und</strong>ary’ verwendet (Acuna et al., 1999). Weiter innen<br />

befindet sich als letzte Grenzfläche oberhalb der Planetenoberfläche <strong>die</strong> Ionopause. Besonders interessant<br />

könnten <strong>die</strong> Wechselwirkungen der Ionopause mit den Krustenanomalien sein.<br />

1.1.8 Leben auf <strong>terrestrischen</strong> Planeten<br />

Die Erde ist der einzige uns bekannte Planet mit einer Biosphäre. Seit dem Auftreten der ersten Lebewesen<br />

vor 3.5 oder gar 4 Ga (Schopf, 1993; Schidlowski, 1993) hat sich das Leben von einfachen<br />

Mikroorganismen zur heutigen Vielfalt <strong>und</strong> Komplexität entwickelt <strong>und</strong> dabei seine Umwelt, insbesondere<br />

<strong>die</strong> Atmosphäre <strong>und</strong> Lithosphäre, entscheidend verändert. Es erhebt sich <strong>die</strong> Frage, ob unsere<br />

Erde als Träger einer Biosphäre ein Unikat im Universum ist, oder ob Leben zwangsläufig entsteht<br />

<strong>und</strong> sich weiterentwickelt, wenn <strong>die</strong> geeigneten Voraussetzungen gegeben sind. Neuere Erkenntnisse,<br />

wie <strong>die</strong> enorme Anpassungsfähigkeit von Mikroorganismen an Extremhabitate (Stetter, 1996;<br />

12


Antrag Schwerpunktprogramm ”Mars <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>terrestrischen</strong> Planeten”<br />

Gorbushina <strong>und</strong> Krumbein, 2000), <strong>die</strong> Entdeckung extrasolarer Planeten, das Vorkommen komplexer<br />

organischer Verbindungen im interstellaren Medium (Williams, 1993), in Meteoriten, in Kometen<br />

(Krueger et al. 1991) sowie in den Atmosphären der Riesen<strong>planeten</strong> unterstützen <strong>die</strong> Annahme, dass<br />

Leben ein kosmisches Phänomen ist (Eigen, 1971; de Duwe, 1994).<br />

Die Schwierigkeit bei der Suche nach Leben außerhalb der Erde liegt darin, dass wir keine allgemeinen<br />

Kriterien für Leben definieren können, solange uns <strong>die</strong> irdische Biosphäre als einziges Beispiel<br />

zur Verfügung steht. Da jedoch alle Lebewesen der Erde trotz ihrer Vielfalt in Art, Form <strong>und</strong> Organisation<br />

nach dem gleichen Gr<strong>und</strong>prinzip funktionieren (z.B. Zelle als kleinste Baueinheit; Kohlenstoffchemie;<br />

DNA zur Informationsspeicherung <strong>und</strong> –weitergabe; Proteine als Enzyme des Stoffwechsels;<br />

Wasser als Lösungsmittel, Reaktionspartner <strong>und</strong> Strukturstabilisator), kann <strong>die</strong>s Gr<strong>und</strong>prinzip<br />

zunächst bei der Suche nach Leben herangezogen werden. Demnach werden das Vorhandensein der<br />

biogenen Elemente (C, H, O, N, S, P), ihre Verbindung zu komplexen organischen Molekülen, eine<br />

Energiequelle für den Stoffwechsel, sowie das Vorkommen von flüssigem Wasser als notwendige<br />

Voraussetzungen für Leben angesehen (Horneck, 1995). De Duve (1994) beschreibt als <strong>die</strong> sieben<br />

Pfeiler des Lebens (1) Synthese der Bestandteile aus dem Material der Umgebung, (2) Umwandlung<br />

der Energie aus der Umgebung in Arbeit, (3) Katalysation der chemischen Reaktionen, (4) getreue<br />

Reproduktion der Information, (5) Isolation zur Kontrolle des Stoffaustausches mit der Umgebung, (6)<br />

Regulation <strong>und</strong> (7) Vermehrung. In der ESA-Stu<strong>die</strong>, <strong>die</strong> sich mit der Suche nach Leben auf dem Mars<br />

befasst, wird als Arbeitsgr<strong>und</strong>lage eine recht weite Definition von Leben verwendet als ein chemisches<br />

System, das in der Lage ist, seine molekulare Information durch identische Replikation weiterzugeben<br />

<strong>und</strong> dabei zu evolvieren (Brack et al., 1999).<br />

Wählt man das Vorkommen flüssigen Wassers<br />

als eine Gr<strong>und</strong>voraussetzung für das Auftreten<br />

des Lebens, so ergeben Klimamodelle für unser<br />

Sonnensystem einen sog. "Grüngürtel" zwischen<br />

0.7 <strong>und</strong> 2.0 AU (Goldsmith <strong>und</strong> Owen,<br />

1984), bzw. 0.95 bis 1.37 AU (Kasting, et al.<br />

1993), in dem zumindest zeitweise Wasser in<br />

flüssigem Zustand auf der Oberfläche möglich<br />

war. Im ersten Fall liegen Venus, Erde <strong>und</strong> Mars<br />

in <strong>die</strong>ser lebensfre<strong>und</strong>lichen Zone. Venus mit<br />

einer mittleren Temperatur von 737 K kommt zur<br />

Zeit als Träger von Leben kaum in Betracht.<br />

Weitere Missionen zur Venus können vielleicht<br />

klären, ob <strong>die</strong> Bedingungen in der Frühgeschichte<br />

dort möglicherweise lebensfre<strong>und</strong>licher<br />

waren.<br />

Auch der Mars zeigt sich gegenwärtig als recht<br />

unwirtlich. Dies haben auch <strong>die</strong> beiden VIKING-<br />

Missionen belegt, <strong>die</strong> 1976 im Marsboden zwar<br />

chemische Aktivitäten, jedoch keine Hinweise<br />

auf Stoffwechselprozesse einheimischer Mikrobengesellschaften<br />

fanden (Klein, 1992). Allerdings<br />

sprechen geologische <strong>und</strong> geochemische<br />

Beobachtungen dafür, dass der Mars in seiner<br />

Frühzeit ein warmes <strong>und</strong> feuchtes Klima besaß,<br />

das dem der frühen Erde ähnelte. Demnach ist<br />

nicht auszuschließen, dass es auf dem Mars –<br />

wie auf der Erde – günstige Voraussetzungen<br />

für <strong>die</strong> Entstehung des Lebens <strong>und</strong> seiner Evolution<br />

zu mikrobiellen Ökosystemen gegeben<br />

hat. Daher erklärt sich das Interesse der NASA <strong>und</strong> der ESA an Landemissionen zum Mars mit exobiologischen<br />

Fragestellungen, um an geeigneten Stellen (z.B. im Sedimentgestein) nach Hinweisen<br />

auf vergangene Mikrobenaktivitäten in Form von Biomarkern, charakteritischen Isotopenverhältnissen<br />

<strong>und</strong> Fossilien zu suchen.<br />

Die Suche nach extra<strong>terrestrischen</strong> Lebensformen hat 1996 durch <strong>die</strong> aufsehenerregenden Berichte<br />

(McKay et al., 1996) von fossilen Lebensformen im Marsmeteoriten ALH84001 insbesondere in den<br />

USA einen gewaltigen Schub erhalten. [Hier soll nicht <strong>die</strong> Stichhaltigkeit der angeführten Bef<strong>und</strong>e<br />

diskutiert werden, aber es wird dennoch darauf hingewiesen, daß TOF-SIMS-Untersuchungen von<br />

ALH84001 in Münster ein wichtiges Argument von McKay et al. (1996) nicht bestätigten (Stephan et<br />

13<br />

Abb. 8. Schnitt durch einen Sandstein aus der<br />

Antarktis, der im Innern von einer endolithischen<br />

Mikrobengemeinschaft besiedelt ist. Die grünen<br />

Schichten stellen Algen <strong>und</strong> Cyanobakterien als<br />

Primärproduzenten dar, <strong>die</strong> wenige mm unter der<br />

Oberfläche in einem geschützten Mikroklima leben,<br />

darunter berfinden sich Pilze als Konsumenten<br />

(Foto E.I. Friedmann).


Antrag Schwerpunktprogramm ”Mars <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>terrestrischen</strong> Planeten”<br />

al., 1998).] So haben <strong>die</strong> exobiologischen Aspekte der Marsforschung derart an Bedeutung gewonnen,<br />

daß sowohl NASA als auch ESA bei (nahezu) allen künftigen Marslandemissionen entsprechende<br />

Experimente durchführen. Allerdings gab es auch vorher schon gewichtige Überlegungen zu Leben<br />

auf dem Mars (<strong>die</strong> canali sind hier nicht angesprochen).<br />

Klimamodelle beschreiben für den Mars Szenarien, <strong>die</strong> eine frühe Feuchtperiode mit darauffolgender<br />

Erkaltung <strong>und</strong> zunehmender Austrocknung enthalten (McKay <strong>und</strong> Davis, 1991). Allerdings werden<br />

sporadisch auftretende Feuchtperioden auch in jüngerer Zeit für möglich gehalten (Baker, et al.,<br />

1991). Es stellt sich daher <strong>die</strong> Frage, in wieweit das Leben über geeignete Adaptationsstrategien verfügt,<br />

um sich den wandelnden Umweltbedingungen anzupassen oder Rückzugsgebiete (endolithische<br />

<strong>und</strong> unterirdische Zonen, hydrothermale Quellen) zu erobern. Terrestrische Beispiele für <strong>die</strong> hohe<br />

Anpassungsfähigkeit der Mikroorganismen an extreme Umweltbedingungen gibt es in großer Zahl:<br />

Tiefbohrungen haben mehrere h<strong>und</strong>ert Meter unter der Oberfläche eine bisher unbekannte Mikrobenwelt<br />

aufgespürt, <strong>die</strong> als sog. Steinfresser allein von chemischer Energie zehren; in Eisbohrkernen der<br />

Antarktis sowie im Permafrost Sibiriens wurden bis zu Tiefen von mehreren Kilometern aktive Mikrobengesellschaften<br />

entdeckt (Friedmann, 1993); in den Felsen kalter <strong>und</strong> heißer Wüsten findet man<br />

endolithische Mikrobengemeinschaften (Siebert <strong>und</strong> Hirsch, 1988; Friedmann, 1993; Wynn-Williams<br />

<strong>und</strong> Edwards, 2000), <strong>die</strong> sich so vor der rauen Umwelt schützen; heiße Quellen (black smokers) sowie<br />

geothermal erhitzte Erdöllagerstätten werden von hyperthermophilen Mikroorganismen besiedelt<br />

(Stetter, 1996). Solche unterirdischen Extrembiotope können als Modellsysteme für mögliche Mars-<br />

Ökosysteme <strong>die</strong>nen <strong>und</strong> wertvolle Hinweise bei der Suche nach Leben auf dem Mars liefern (Horneck,<br />

2000).<br />

Die SNC Meteorite legen den Schluss nahe, dass Material zwischen den <strong>terrestrischen</strong> Planeten ausgetauscht<br />

werden kann (Jagoutz <strong>und</strong> Wänke, 1986). Beim Einschlag eines Meteoriten können Gesteinsbrocken<br />

Fluchtgeschwindigkeit erreichen, wobei vor allem in den Randzonen des Gesteins <strong>die</strong><br />

Temperatur nicht über 100°C steigt (Vickery <strong>und</strong> Melosh, 1987). Bodenbakterien oder endolithische<br />

Mikroben könnten auf <strong>die</strong>se Weise in den Weltraum gelangen. Experimente im Weltraum (Horneck,<br />

1993, Horneck et al., 1994), in Weltraumsimulationsanlagen (Horneck, 2000) sowie darauf basierende<br />

Berechnungen (Mileikowski et al., 2000) haben gezeigt, dass resistente Mikroorganismen in Sporenform<br />

durchaus einen längeren Weltraumaufenthalt überleben können, wenn sie vor der schädlichen<br />

extra<strong>terrestrischen</strong> UV-Strahlung der Sonne geschützt sind (Horneck, et al., 1996).<br />

1.1.9 Entstehung der Planeten<br />

Das Ausgangsmaterial für <strong>die</strong> Sternentstehung sind interstellare Molekülwolken, <strong>die</strong> gravitationsinstabil<br />

werden <strong>und</strong> kollabieren. Zunächst bildet sich durch Gravitationskollaps ein Protostern, der von<br />

einer Scheibe aus Staub <strong>und</strong> Gas umgeben ist. Fast <strong>die</strong> gesamte Materie <strong>die</strong>ser rotierenden Akkretionsscheibe<br />

endet schließlich unter Abgabe von Drehimpuls im Zentralstern, der Sonne. Der kleine<br />

Teil an Materie, der zurück bleibt, in unserem Sonnensystem ca. 0.13 % der Gesamtmasse, bildet das<br />

Ausgangsmaterial für <strong>die</strong> Planeten <strong>und</strong> für kleinere Körper wie <strong>die</strong> Asteroiden, <strong>die</strong> Lieferanten von<br />

Meteoriten.<br />

Während <strong>die</strong> anfängliche Kollapsphase des Sternentstehungsprozesses etwa 1 Ma dauert, werden für<br />

<strong>die</strong> Dauer des solaren Nebels bis zu 10 Ma angenommen. Der solare Nebel ist ein quasistationärer<br />

Zustand der Akkretionsscheibe, wobei dem solaren Nebel bzw. der Akkretionsscheibe von außen <strong>die</strong><br />

gleiche Menge an Materie zugeführt, <strong>die</strong> nach innen an <strong>die</strong> wachsende Sonne abgegeben wird. Der<br />

solare Nebel, <strong>die</strong>se um <strong>die</strong> Sonne rotierende Mischung aus Gas <strong>und</strong> Staub, spielt eine Schlüsselrolle<br />

bei der Entstehung der festen Materie des inneren <strong>und</strong> äußeren Sonnensystems. Aus dem solaren<br />

Nebel sind <strong>die</strong> Planeten <strong>und</strong> <strong>die</strong> anderen kleinen Körper des Sonnensystem entstanden. Unterschiede<br />

in der Struktur <strong>und</strong> der chemischen Zusammensetzung der inneren Planeten sind direkt auf Vorgänge<br />

im frühen solaren Nebel zurückzuführen.<br />

Mikrometer große Teilchen, entweder Kondensationsprodukte des sich abkühlenden solaren Nebels<br />

oder interstellare Staubkörner, sammeln sich bzw. sedimentieren in der Zentralebene der Akkretionsscheibe<br />

<strong>und</strong> wachsen dort durch Zusammenstöße zu Zentimeter großen Objekten, <strong>die</strong> sich dann<br />

durch weitere Kollisionen zu Meter- bzw. Kilometer großen Körpern entwickeln. Haben <strong>die</strong> Gesteinsbrocken<br />

einmal Dimensionen von Kilometern erreicht, so bestimmt <strong>die</strong> Gravitation das weitere<br />

Wachstum. Planeten mit Massen von etwa 10 23 kg (ca. 2% der Erdmasse) entstehen durch rasche<br />

Akkretion lokalen Materials. Es konzentrieren sich also das Gas <strong>und</strong> <strong>die</strong> Teilchen der Akkretionsscheibe,<br />

das ursprünglich gleichmäßig in einer dünnen Scheibe ringförmig um <strong>die</strong> Sonne verteilt war,<br />

zu vergleichsweise wenigen Planetesimalen, <strong>die</strong> "Embryos" genannt werden. Die Entstehung <strong>die</strong>ser<br />

Embryos geschieht sehr rasch, da größere Körper auf Kosten von kleineren wachsen <strong>und</strong> sich so das<br />

Wachstum ständig beschleunigt, bis <strong>die</strong> gesamte zur Verfügung stehende Materie aufgebraucht ist.<br />

14


Antrag Schwerpunktprogramm ”Mars <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>terrestrischen</strong> Planeten”<br />

Man nennt <strong>die</strong>se Art von Wachstum "run away accretion". Die so gebildeten Embryos sind <strong>die</strong> Bausteine<br />

der inneren Planeten. Wichtig ist dabei, dass <strong>die</strong> Materie jedes <strong>die</strong>ser Embryos charakteristisch<br />

ist für einen gewissen heliozentrischen Abstand. Embryos charakterisieren sozusagen das lokal in<br />

einem gewissen Abstand von der Sonne entstandene Material. Wechselseitige gravitative Störungen<br />

der Umlaufbahnen der Embryos führen zu Bahnüberlappungen, <strong>die</strong> dann weitere Kollisionen zur Folge<br />

haben, <strong>die</strong> schließlich zur Bildung der inneren Planeten des Sonnensystems führen. In <strong>die</strong>ser<br />

zweiten Stufe, <strong>die</strong> wesentlich länger dauert, etwa 10 7 bis 10 8 Jahre, mischt sich Material aus unterschiedlichen<br />

heliozentrischen Entfernungen. So können nach <strong>die</strong>sem Modell zum Bau der Erde<br />

durchaus Komponenten (Embryos) beitragen, <strong>die</strong> beispielsweise im Asteroidengürtel entstanden sind.<br />

Die hier geschilderten Vorstellungen gehen im wesentlichen auf Modelle von Wetherill (1990) zurück.<br />

Für <strong>die</strong> Entstehung der Erde <strong>und</strong> der anderen Planeten bedeutet <strong>die</strong>s, dass Wachstum nicht durch<br />

einfaches “Herabrieseln“ von Staub geschieht, sondern durch Einschläge großer Körper auf <strong>die</strong> wachsenden<br />

Planeten. Aus unbekannten Gründen haben sich <strong>die</strong> Asteroide <strong>und</strong> somit <strong>die</strong> Mutterkörper der<br />

Meteorite nicht zu größeren Körpern akkumuliert. Vielleicht hat <strong>die</strong> starke Gravitation des früh entstandenen<br />

Jupiters <strong>die</strong>s verhindert.<br />

1.1.10 Vergleichende Planetologie<br />

Die vergleichende Planetologie ist eine relativ junge geowissenschaftliche Disziplin, deren Gr<strong>und</strong>lagen<br />

insbesondere <strong>die</strong> seit den 60er Jahren mit Raumsonden gewonnenen Informationen sind. Sie betrachtet<br />

<strong>die</strong> Ähnlichkeiten – <strong>und</strong> <strong>die</strong> Unterschiede – der Körper des Sonnensystems <strong>und</strong> versucht,<br />

daraus Einblicke in ihre Entstehung <strong>und</strong> Entwicklung zu gewinnen. Die verschiedenen planetaren<br />

Körper werden dabei zu Klassen zusammengefaßt, <strong>die</strong> im Zusammenhang untersucht werden. Die<br />

Klassen – <strong>die</strong> <strong>terrestrischen</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> großen Planeten - zu verstehen, so der gr<strong>und</strong>legende Gedanke<br />

der vergleichenden Planetologie, ist unmöglich, solange <strong>die</strong> Körper isoliert betrachtet werden. Die<br />

signifikanten Unterschiede, vor allem ihre heliozentrische Distanz, Größe, Zusammensetzung <strong>und</strong><br />

geologische Entwicklung, ermöglichen es, <strong>die</strong> Auswirkungen verschiedener Anfangsbedingungen auf<br />

<strong>die</strong> Entwicklung eines planetaren Körpers zu untersuchen. Beschränkt sich <strong>die</strong> Untersuchung auf jene<br />

Körper, deren Hauptbestandteil Gestein ist bzw. <strong>die</strong> eine feste Oberfläche haben (im wesentlichen <strong>die</strong><br />

<strong>terrestrischen</strong> Planeten <strong>und</strong> <strong>die</strong> Asteroiden), so spricht man genauer von vergleichender Planetengeologie<br />

(oder im Englischen von Astrogeology) (Short, 1975)). Soweit ausschließlich <strong>die</strong> Oberfläche<br />

Gegenstand der Untersuchungen ist, wird auch der Ausdruck vergleichende planetare Geomorphologie<br />

verwendet (Summerfield, 1991).<br />

Die Bildungsprozesse geologischer Strukturen spiegeln sich in ihrer Morphologie wider. Die vergleichende<br />

Planetologie geht gr<strong>und</strong>sätzlich davon aus, dass ähnliche Prozesse zu ähnlichen Formen<br />

führen. Charakteristische Merkmale auf Planeten <strong>und</strong> Monden werden mit analogen Strukturen auf<br />

der Erde (<strong>und</strong> zunehmend auch auf anderen Planeten <strong>und</strong> Monden) verglichen, deren<br />

Bildungsprozesse bekannt sind. Allerdings ist zu beachten, dass bestimmte Planeten <strong>und</strong> Monde zahlreiche,<br />

jeweils nur ihnen eigene Merkmale aufweisen, für <strong>die</strong> es weder auf der Erde noch auf anderen<br />

Himmelskörpern vergleichbare Muster gibt. Drei f<strong>und</strong>amentale Prozesse formen <strong>die</strong> feste Oberfläche<br />

aller <strong>terrestrischen</strong> Planeten: Meteoriteneinschläge , Tektonik <strong>und</strong> Vulkanismus. Gibt es eine Atmosphäre<br />

wie bei Mars oder Erde, kommen noch exogene Prozesse wie Erosion <strong>und</strong> Sedimentation<br />

hinzu.<br />

Die Ergebnisse derartiger Stu<strong>die</strong>n wirken in zweierlei Richtung: Erstens erweitern sie unmittelbar das<br />

Wissen über <strong>die</strong> Entwicklung der jeweils betrachteten Planeten <strong>und</strong> Monde. Zweitens ermöglichen <strong>die</strong><br />

oft sehr alten Oberflächen terrestrischer Planeten, allgemeine Prozesse in der Frühzeit des Sonnensystems<br />

zu stu<strong>die</strong>ren. Auf der Erde sind dagegen deren Spuren längst durch <strong>die</strong> endogene <strong>und</strong> exogene<br />

Aktivität (Plattentektonik, intensive Erosion) ausgelöscht. So ist das intensive Bombardement<br />

durch Meteorite, das bis vor etwa 3.8 Mrd. Jahren <strong>die</strong> Entwicklung aller terrestrischer Planeten entscheidend<br />

beeinflusst hat, auf der Erde nicht mehr wahrnehmbar. Die Himmelskörper jedoch, <strong>die</strong> infolge<br />

fehlender Atmosphäre <strong>und</strong>/oder geringer Größe keine spätere Überprägung erfuhren, deren<br />

Oberflächen also seit <strong>die</strong>ser Zeit quasi "eingefroren" sind, sind <strong>die</strong> Auswirkung <strong>die</strong>ses Bombardements<br />

in Form von Einschlagskratern gut erhalten <strong>und</strong> lassen sich untersuchen. Das Verständnis der<br />

Bedeutung katastrophaler Kollisionen für <strong>die</strong> Entwicklung des Sonnensystems <strong>und</strong> für <strong>die</strong> Entstehung<br />

des Lebens (Taylor, 1992; siehe auch Kap. 1.1.8) ist nur vor dem Hintergr<strong>und</strong> der intensiven Erforschung<br />

extraterrestrischer Objekte möglich.<br />

Auf dem Mars sind neben Strukturen, <strong>die</strong> auf Einschlägen, auf Tektonik oder Vulkanismus beruhen,<br />

besonders solche Oberflächen Gegenstand der vergleichenden Planetologie, <strong>die</strong> Aufschlüsse über <strong>die</strong><br />

Atmosphären- <strong>und</strong> Klimageschichte liefern. Hierzu zählen Erosionsmuster wie <strong>die</strong> verschiedenen Talsysteme<br />

(Carr, 1996), <strong>die</strong> Hinweise auf Menge <strong>und</strong> Zustand des Wassers (flüssiges Wasser, Eis)<br />

15


Antrag Schwerpunktprogramm ”Mars <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>terrestrischen</strong> Planeten”<br />

liefern, <strong>und</strong> solche Strukturen, deren Untersuchung <strong>die</strong> Frage nach dem Verbleib des Wassers klären<br />

kann (Sedimente, Permafroststrukturen). Im Mittelpunkt der Forschung wird hier in den nächsten Jahren<br />

(bis zum Start des ESA Mission MARS EXPRESS im Jahr 2003) <strong>die</strong> riesige Datensammlung des<br />

MARS GLOBAL SURVEYOR (MGS) stehen. Während <strong>die</strong> Bilder der VIKING Sonden, deren Auflösung ca.<br />

50–100m/Bildpunkt beträgt, einen globalen Blick auf <strong>die</strong> Oberfläche des Mars ermöglichen, liefert<br />

MGS seit 1997 extrem hochauflösende Bilder (bis zu 1.5m/Bildpunkt). Sie zeigen u.a. vollkommen<br />

unerwartete Details, deren vergleichende Untersuchung mit <strong>terrestrischen</strong> Strukturen erst jetzt beginnt<br />

<strong>und</strong> in den nächsten Jahren intensiviert wird. Die exakte dreidimensionale Topographie bzw. Reliefs<br />

vieler geologischer Formen, <strong>die</strong> das MGS-Instrument Mars Orbiter Laser Altimeter (MOLA) liefert,<br />

lassen erstmals quantitative geomorphologische Stu<strong>die</strong>n relativ kleinräumiger Objekte im Vergleich zu<br />

entsprechenden irdischen Strukturen zu.<br />

1.2 WISSENSCHAFTLICHE ZIELE<br />

Die im folgenden dargelegten Ziele <strong>und</strong> das Arbeitsprogramm des geplanten Schwerpunkts orientieren<br />

sich einerseits an den in der Erforschung des Mars <strong>und</strong> der <strong>terrestrischen</strong> Planeten offenen<br />

wissenschaftlichen Fragestellungen <strong>und</strong> andererseits an den für <strong>die</strong> Koordinatoren ersichtlichen Interessen<br />

der Wissenschaftler, <strong>die</strong> sich voraussichtlich am Schwerpunkt beteiligen werden. Den Einzelanträgen<br />

soll allerdings in keiner Weise vorgegriffen werden. Schwerpunkte der Mars- <strong>und</strong> Planetenforschung<br />

in der B<strong>und</strong>esrepublik bestehen in der Erk<strong>und</strong>ung der Oberflächen <strong>und</strong> der oberflächennahen<br />

Schichten, in der Modellierung des Aufbaus <strong>und</strong> der Prozesse, <strong>die</strong> zu endogenen <strong>und</strong> exogenen<br />

Veränderungen der Oberfläche führen, in der Modellierung des Magnetfeldes, seiner Entstehung<br />

<strong>und</strong> Wechselwirkung mit dem Sonnenwind, in der analytischen Erforschung der SNC Meteorite, nicht<br />

zuletzt in Vorbereitung auf <strong>die</strong> Analyse eventuell von Mars zurückgebrachter Proben, in der Erforschung<br />

der Wechselwirkung zwischen der Atmosphäre <strong>und</strong> der Planetosphäre sowie in der Exobiologie.<br />

Zusammengenommen definiert <strong>die</strong>se wissenschaftliche Interessenslage ein eindrucksvolles,<br />

integriertes <strong>und</strong> fächerübergreifendes Forschungsprogramm, welches den Mars <strong>und</strong> <strong>die</strong> Wechselwirkungen<br />

der dort ablaufenden Prozesse zum Inhalt hat <strong>und</strong> den Planeten in den Kontext der <strong>terrestrischen</strong><br />

Planeten stellen wird. Dieses Programm soll <strong>die</strong> zukünftigen Marsmissionen begleiten <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> zu erwartenden Informationen integrieren, ohne von dem Erfolg der Missionen in fataler Weise<br />

abhängig zu sein. Es kann einen beachtenswerten Beitrag zum internationalen Marsprogramm liefern.<br />

Die fächerübergreifenden Ziele des vorgeschlagenen Schwerpunktprogramms werden wie folgt zusammengefasst:<br />

• Globale Charakterisierung des Mars <strong>und</strong> seiner Stellung zu den <strong>terrestrischen</strong> Planeten <strong>und</strong> den<br />

anderen festen Körpern des Sonnensystems<br />

• Bestimmung seines inneren Aufbaus, dessen zeitlicher Entwicklung <strong>und</strong> der Zusammenhang mit<br />

planetologischen Prozessen (Differentiation, Vulkanismus, Tektonik, Magnetismus, Atmosphärenentwicklung)<br />

• Umfassende Interpretation der Detailinformation von SNC-Meteoriten mit globalen geophysikalische<br />

Bef<strong>und</strong>en<br />

• Kartierung der Oberfläche des Mars in verschiedenen Spektralbereichen <strong>und</strong> Erarbeitung der<br />

geologischen Stellung der Oberflächeneinheiten unter Einbeziehung ihrer geochemischen, mineralogischen<br />

<strong>und</strong> physikalischen Eigenschaften<br />

• Modellierung der Entwicklung der Atmosphäre <strong>und</strong> des Klimas<br />

• Bestimmung der Wechselwirkung der Oberflächengesteine <strong>und</strong> der oberflächenahen Schichten<br />

mit der Atmosphäre in Raum <strong>und</strong> Zeit<br />

• Erarbeitung der Bedingungen für <strong>die</strong> Möglichkeit von Leben auf dem Mars<br />

• Modellierung der Entstehung des Mars im Zuge der Bildung der <strong>terrestrischen</strong> Planeten<br />

Diese globalen Ziele sollen erreicht werden durch interdisziplinäre Forschung mit geowissenschaftlichen,<br />

chemischen, physikalischen <strong>und</strong> biologischen Methoden. Im Einzelnen stellen sich für <strong>die</strong> verschiedenen<br />

Forschungsgebieten folgende Ziele:<br />

Atmosphäre <strong>und</strong> Wechselwirkungen mit der Oberfläche<br />

• Bestimmung des Verlaufs der Zustandsvariablen, der optischen <strong>und</strong> weiterer physikalischer Eigenschaften<br />

der Atmosphäre<br />

• Erarbeitung von Hinweisen auf Klimaveränderungen <strong>und</strong> klimatische Schwankungen aus den<br />

beobachtbaren Eigenschaften der Oberfläche, der Oberflächengesteine <strong>und</strong> der oberflächennahen<br />

Schichten<br />

• Modellierung von Klimaschwankungen aufgr<strong>und</strong> von Rotationsschwankungen<br />

16


Antrag Schwerpunktprogramm ”Mars <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>terrestrischen</strong> Planeten”<br />

• Empirische Evidenzen aus Edelgasmessungen für <strong>die</strong> Entstehung <strong>und</strong> frühe Geschichte der Marsatmosphäre<br />

• Modellierung der Entstehung der Marsatmosphäre durch Ausgasungsprozesse im Zusammenhang<br />

mit der thermischen Geschichte des Mars<br />

• Modellierung der Entwicklung der Marsatmosphäre <strong>und</strong> der möglichen frühen Hydrosphäre<br />

Oberflächen<br />

• Kartierung der Oberfläche in verschiedenen Spektralbereichen<br />

• Erarbeitung eines digitalen Geländemodells des Mars<br />

• Verbesserung der Datierung der Oberfläche mit genaueren Bilddaten<br />

• Bestimmung der tektonischen Einheiten, ihrer Stellung zueinander <strong>und</strong> Ableitung der oberflächenverändernden<br />

exogenen <strong>und</strong> endogenen Prozesse<br />

• Ermittlung der Ejektionsgeschichte der Marsmeteorite <strong>und</strong> ihrer Herkunft<br />

• Untersuchung der damit verb<strong>und</strong>enen Impaktprozesse: Druck, Temperatur, Kratergröße, Zeitpunkt,<br />

Anzahl<br />

• Ableitung der vulkanischen Geschichte des Mars <strong>und</strong> der Krustenbildung sowie deren Überprägung<br />

• Bestimmung der thermischen <strong>und</strong> mechanisch-strukturellen Eigenschaften der Marsoberfläche<br />

Oberflächennahe Schichten<br />

• Bestimmung der physikalischen <strong>und</strong> chemischen Eigenschaften der oberflächennahen Schichten<br />

des Mars<br />

• Modellierung von Transportprozessen im Regolith<br />

• Suche nach oberflächennahen Eisschichten<br />

• Modellierung der Mechanismen der Bildung von Eis-Reservoiren im Regolith.<br />

Chemische <strong>und</strong> mineralogische Zusammensetzung; Differentiation<br />

• Ermittlung der Gesamtzusammensetzung des Mars <strong>und</strong> seiner chemisch-mineralogischen<br />

Schichtung<br />

• Bestimmung der mineralogischen <strong>und</strong> physikalischen Eigenschaften von Marsgestein als Funktion<br />

von Druck <strong>und</strong> Temperatur<br />

• Chemisch-isotopische Charakterisierung der Ausgangsmagmen der Marsmeteorite<br />

• Ermittlung der Chronologie der Marsentwicklung mit Hilfe der Marsmeteorite, Bedeutung ihrer<br />

Kristallisationsalter<br />

• Bestimmung der Trägerphasen der verschiedenen Edelgaskomponenten, <strong>die</strong> das Marsinnere<br />

sowie <strong>die</strong> thermische Geschichte des Mars charakterisieren<br />

• Verständnis der Verwitterungsprozesse<br />

• Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Staubteilchen in der Umgebung des Mars <strong>und</strong> der<br />

Zusammensetzung der Planetenoberfläche<br />

Innerer Aufbau <strong>und</strong> Dynamik<br />

• Erarbeitung von Modellen des inneren Aufbaus des Mars aufgr<strong>und</strong> vorliegender Schweredaten,<br />

von mineralogischen, chemischen <strong>und</strong> isotopischen Informationen sowie von zu erwartenden<br />

seismischen Daten<br />

• Modellierung <strong>und</strong> Bestimmung der elastischen <strong>und</strong> inelastischen Eigenschaften des Mars<br />

• Erarbeitung von Modellen der zu erwartenden Wellenausbreitung im Mars als Gr<strong>und</strong>lage der Interpretation<br />

seismischer Daten<br />

• Entwicklung <strong>mars</strong>seismischer Methoden mit Hilfe der mondseismischen Daten<br />

• Erarbeitung <strong>und</strong> Interpretation von Modellen der Manteldynamik im Hinblick auf <strong>die</strong> chemische<br />

Differentiation in Kruste, Mantel <strong>und</strong> Kern <strong>und</strong> auf <strong>die</strong> nachfolgende vulkano-tektonische Entwicklung<br />

der Oberfläche<br />

• Modellierung der Wechselwirkung zwischen Kern <strong>und</strong> Mantel <strong>und</strong> der Magnetfelderzeugung im<br />

Kern zum Verständnis der magnetischen Geschichte des Mars<br />

• Modellierung des Einflusses des Planeteninneren auf <strong>die</strong> Entwicklung der Rotationsachse<br />

17


Leben auf dem Mars<br />

Antrag Schwerpunktprogramm ”Mars <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>terrestrischen</strong> Planeten”<br />

• Erweiterung des Spektrums mikrobieller Extrembiotope als Modellsysteme für potentielle extraterrestrische<br />

Habitate<br />

• Erweiterung des Spektrums metabolischer Leistungsfähigkeit <strong>und</strong> Anpassungsfähigkeit über bisher<br />

untersuchte Extrembiotope hinaus<br />

• Abschätzung der Chancen für <strong>die</strong> Entstehung des Lebens, allgemein <strong>und</strong> speziell für den Nachweis<br />

möglicher Lebenspuren auf dem Mars. Wonach sollte man suchen? Vorstufen, aktive Formen<br />

oder Fossilien?<br />

• Ermittlung von Rückzugsgebieten für Lebensformen nach der Verschlechterung der Umweltbedingungen.<br />

Könnten noch „Oasen“ existieren?<br />

• Ursachen für <strong>die</strong> hohe Toxizität der heutigen Marsoberfläche<br />

• Suche nach Hinweisen auf mögliche fossile Lebensspuren in Marsmeteoriten<br />

• Untersuchung der möglichen Beiträge organischer Substanzen <strong>und</strong> evtl. Lebensformen auf Verwitterungsprozesse<br />

(Biodegradation)<br />

• Entwicklung von Nachweismethoden für chemische, strukturelle <strong>und</strong> funktionelle Biomarker für<br />

<strong>die</strong> in-situ-Analyse bei künftigen Marsmissionen<br />

• Definition der Anforderung an zukünftige unbemannte Missionen zum Mars <strong>und</strong> zu anderen planetaren<br />

Körpern für exobiologische Fragestellungen<br />

Entstehung<br />

• Modellierung der Bildung <strong>und</strong> frühen Geschichte des Mars aus der Untersuchung der Marsmeteorite<br />

<strong>und</strong> aus vom Mars auf <strong>die</strong> Erde zu bringenden Gesteinen <strong>und</strong> Regolithproben<br />

Vergleichende Planetologie<br />

• Einordnung des Mars in eine Systematik der <strong>terrestrischen</strong> Planeten<br />

• Vergleich Plattentektonik – Ein-Plattenplanet<br />

• Entstehungsbedingungen für Leben<br />

1.3 Arbeitsprogramm<br />

Das Arbeitsprogramm des vorgeschlagenen Schwerpunkts wird empirische <strong>und</strong> modellbildende<br />

Aspekte interdisziplinär <strong>und</strong> in etwa ausgewogenem Umfang verbinden.<br />

Empirische Untersuchungen<br />

• Kartierung<br />

• Topographie<br />

• Geologische Kartierung<br />

• Alterskartierung<br />

• Geodätische <strong>und</strong> Geophysikalische<br />

Daten (Topographie, Schwere-, Magnetfeld,<br />

Rotationsparameter, seismische<br />

Daten)<br />

• Eigenschaften der Atmosphäre<br />

• Analytische Untersuchungen an SNC<br />

Meteoriten <strong>und</strong> in-situ<br />

• Physikalisch-chemische Laboruntersuchungen<br />

an Marsgestein bzw. Mars<br />

• Exobiologische Feld- <strong>und</strong> Laboruntersuchungen<br />

18<br />

Modellbildung<br />

• Aufbaumodelle<br />

• Thermische Entwicklungsrechnungen<br />

• Randbedingungen für den Dynamo<br />

• Tektonik <strong>und</strong> Vulkanismus<br />

• Atmosphäre<br />

• Kraterbildung<br />

• Transport im Regolith<br />

• Wechselwirkung zwischen Atmosphäre<br />

<strong>und</strong> Planetosphäre<br />

• Magnetfeldentstehung<br />

• Wechselwirkung zwischen Magnetosphäre<br />

<strong>und</strong> Sonnenwind


1.3.1 Empirische Untersuchungen<br />

Antrag Schwerpunktprogramm ”Mars <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>terrestrischen</strong> Planeten”<br />

Kartierung, Bildverarbeitung <strong>und</strong> Datenbankerstellung. Die missionsspezifische Auswertung der<br />

Messungen, <strong>die</strong> in den bisherigen Mars-Missionen durchgeführt wurden, ist weitgehend abgeschlossen,<br />

jedoch steht <strong>die</strong> kohärente Analyse der geologischen Daten sowie deren missionsübergreifende<br />

Interpretation erst am Anfang. Eine erhebliche Erweiterung der Datenbasis ist von gegenwärtig<br />

laufenden <strong>und</strong> geplanten Missionen (z.B. MARS GLOBAL SURVEYOR, MARS EXPRESS, MARS<br />

SURVEYOR 2001 <strong>und</strong> 2003, MARS NETLANDER, MARS SURVEYOR 2005 SAMPLE RETURN) zu erwarten.<br />

Voraussetzung für <strong>die</strong> Interpretation <strong>die</strong>ser Daten ist neben der Schaffung einer einheitlichen kartographischen<br />

Basis (z.B. Bilddaten, spektrale Daten, Altimeter-Daten, gravimetrische <strong>und</strong> magnetische<br />

Daten) vor allem der Aufbau einer konsistenten geologischen, geophysikalischen <strong>und</strong> mineralogischen<br />

Datenbank. Letztere erfordert <strong>die</strong> Kenntnis der spektralen Eigenschaften relevanter Minerale im VIS-<br />

NIR-Wellenlängenbereich, <strong>die</strong> experimentell untersucht werden sollen (R. Wäsch, DLR, Berlin). Kartographische<br />

Projekte mit methodischen <strong>und</strong> auswertenden Fragestellungen werden von J. Albertz<br />

(Berlin), H. Ebner <strong>und</strong> A. Baumgartner (München), C. Heipke (Hannover), M. Soffel (Dresden) <strong>und</strong><br />

vom DLR-Institut für Weltraumsensorik <strong>und</strong> Planetenerk<strong>und</strong>ung Berlin erwartet. Als Ergebnis <strong>die</strong>ser<br />

Arbeiten darf ein digitales Geländemodell erwartet werden, das insbesondere mit Hilfe der Daten der<br />

HRSC-Kamera auf MARSEXPRESS gewonnen werden soll. Die Daten sind Gr<strong>und</strong>lage sowohl für <strong>die</strong><br />

Bewertung geologischer Entwicklungen auf einem einzelnen Planeten/Mond als auch für den Vergleich<br />

<strong>die</strong>ser Körper. Projektvorschläge hierzu sind vom DLR-Institut für Weltraumerk<strong>und</strong>ung <strong>und</strong> Planetenerk<strong>und</strong>ung<br />

Berlin (G. Neukum, R. Jaumann, G. Arnold) zu erwarten. Die bisher weitgehend aus<br />

regionalen <strong>und</strong> lokalen (Landestellen) Untersuchungen des Mars abgeleiteten geologischen Ergebnisse<br />

(R. Jaumann <strong>und</strong> E. Hauber, Berlin H.P. Jöns, Würzburg; P. Kronberg, Clausthal-Zellerfeld, L. Bischoff,<br />

Geologie Münster) sollen in einen <strong>planeten</strong>weiten Kontext gestellt <strong>und</strong> <strong>die</strong> zugr<strong>und</strong>e liegenden<br />

Prozesse der Oberflächengestaltung auch in Bezug auf <strong>die</strong> Erde vergleichend bewertet werden. Dies<br />

erlaubt <strong>die</strong> Untersuchung des Einflusses von Wasser <strong>und</strong> Wind auf <strong>die</strong> Oberflächengestaltung des<br />

Mars, der Wechselwirkung der Hydrosphäre mit dem Vulkanismus <strong>und</strong> <strong>die</strong> Ableitung geologischer<br />

Modelle zur Entwicklungsgeschichte der Marsoberfläche.<br />

Geodätische <strong>und</strong> Geophysikalische Daten. Die MARS GLOBAL SURVEYOR <strong>und</strong> MARS PATHFINDER<br />

Missionen haben eine Fülle neuer geophysikalischer Daten erbracht, <strong>die</strong> Wissenschaftler im Rahmen<br />

des geplanten Schwerpunktes auswerten wollen. Zu <strong>die</strong>sen Daten gehören <strong>die</strong> Daten des Laser Altimeters<br />

MOLA, Schwerefelddaten, Magnetfelddaten <strong>und</strong> Daten über den Rotationszustand. Diese<br />

Daten sind frei zugänglich. Interessiert an der Auswertung sind M. Pätzold <strong>und</strong> F. Neubauer (Köln), P.<br />

Janle (Kiel), K. H. Glassmeier (Braunschweig) <strong>und</strong> T. Spohn (Münster). Weitere <strong>und</strong> zum Teil genauere<br />

geodätische <strong>und</strong> geophysikalische Daten werden von der MARSEXPRESS Mission erwartet, für <strong>die</strong><br />

Herr Pätzold (Köln) für das Radio Science Experiment (Rotationsparameter <strong>und</strong> Schwerefeld) zuständig<br />

ist. Ein Höhepunkt der geophysikalischen Erforschung des Mars wird sicher <strong>die</strong> NETLANDER Mission<br />

darstellen, mit ihrem Netzwerk geowissenschaftlicher Stationen mit Seimometern, Magnetometern,<br />

Atmosphärenerk<strong>und</strong>ungsinstrumenten, Radio Science Paket <strong>und</strong> Kameras. Das Radio Science Paket<br />

erlaubt eine genaue Peilung der Stationen <strong>und</strong> damit eine Ermittlung des Rotationszustands <strong>und</strong> eine<br />

Messung der Lovezahlen, d.h. Gezeitenparameter, <strong>die</strong> Aussagen über den inneren Aufbau <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Rheologie des Mantels erlauben. Eine Reihe der am Schwerpunkt interessierten Wissenschaftler sind<br />

Mitglieder der Wissenschaftlerteams (sog. Co-Investigatoren, CO-Is) einzelner Experimente. Hauptverantwortliche<br />

Experimentatoren (PIs) sind für <strong>die</strong> Kameras R. Jaumann (Berlin) <strong>und</strong> für das Magnetometer<br />

K. H. Glassmeier (Braunschweig). Weitere Instrumente, <strong>die</strong> gegenwärtig das erweiterte<br />

Auswahlverfahren durchlaufen, sind ein Regolithso<strong>und</strong>er (MAUS, D. Möhlmann) <strong>und</strong> ein Sensorenpaket<br />

für thermische <strong>und</strong> mechanische Regolitheigenschaften (SPICE, T. Spohn). Die NETLANDER Daten<br />

werden unmittelbar zur Verfügung gestellt. Vorbereitende wissenschaftliche Arbeiten für <strong>die</strong> Mission<br />

sollten im Rahmen des Schwerpunkts erledigt werden. Dazu gehören z. B. methodische Arbeiten zur<br />

Seismologie (J. Oberst, Berlin). Die ausgewerteten Daten sind Eingabegrößen für Modelle des inneren<br />

Aufbaus, der Dynamik des Planeten, <strong>und</strong> der Entwicklung seines Magnetfeldes.<br />

Eigenschaften der Atmosphäre. Die optischen Eigenschaften der Atmosphäre werden H. U. Keller<br />

<strong>und</strong> N. Thomas (Lindau) mit Hilfe von Daten eigener Kameras auf MARS PATHFINDER <strong>und</strong> anderen<br />

Landemissionen untersucht. Zwar ist <strong>die</strong> unmittelbare Datenauswertung Teil des DLR geförderten<br />

Porekts, <strong>die</strong> wissenschaftliche Weiterverarbeitung der Daten könnte im Rahmen des Schwerpunkts<br />

erfolgen. Auf <strong>die</strong> Beziehungen zwischen Max-Planck-Instituten, Grossforschungseinrichtungen <strong>und</strong><br />

DLR Förderung der Extraterestrik wird weiter unten eingegangen werden.<br />

SNC-Meteorite <strong>und</strong> in-situ geochemische Analyse: Die chemische Zusammensetzung des Mars<br />

soll vergleichend aus Marsmeteoriten (SNCs), den VIKING <strong>und</strong> SOJOURNER Ergebnissen, den zu erwartenden<br />

Daten von MARS SURVEYOR 2001 <strong>und</strong> 2003 <strong>und</strong> schließlich mit der Probennahme <strong>und</strong> -<br />

19


Antrag Schwerpunktprogramm ”Mars <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>terrestrischen</strong> Planeten”<br />

rückführung durch MARS SURVEYOR 2005 bestimmt werden. Dabei sollen <strong>die</strong> geophysikalischen Ergebnisse<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> Ergebnisse von Staubmessungen in der Umgebung des Mars (E. Grün, Heidelberg)<br />

in <strong>die</strong> Interpretation einbezogen werden. Dies führt zu einem besseren Verständnis der Mineralogie<br />

des Marsinneren, seiner chemischen <strong>und</strong> petrologischen Entwicklung sowie der Differentiation durch<br />

Bildung von Kern, Mantel <strong>und</strong> Kruste. Unerlässlich sind hier Experimente zur Spurenelementfraktionierung<br />

(H. Palme, Köln). Damit sollen <strong>die</strong> Gemeinsamkeiten <strong>und</strong> Unterschiede in der<br />

chemischen Entwicklung der <strong>terrestrischen</strong> Planeten <strong>und</strong> eine Systematik ihrer Differentiationsgeschichte<br />

erarbeitet werden (Spohn et al., Münster).<br />

Seit Frühjahr 2000 fördert <strong>die</strong> DFG ein gemeinsames Projekt des Instituts für Planetologie, Münster<br />

(T. Stephan [Sprecher], E. K. Jessberger), des Max-Planck-Instituts für Chemie, Mainz (K. P. Jochum,<br />

U. Ott), des Museums für Naturk<strong>und</strong>e, Berlin (A. Greshake, D. Stöffler), der Universität zu Köln (U.<br />

Herpers) <strong>und</strong> des Zentrums für Strahlenschutz <strong>und</strong> Radioökologie, Hannover (R. Michel). Dies Projekt<br />

kann im Falle der Einrichtung des beantragten Schwerpunkts in <strong>die</strong>sem aufgehen. In ihm wird erstmals<br />

eine systematische <strong>und</strong> umfassende interdisziplinäre Analyse aller Marsmeteorite durchgeführt.<br />

Mit ihren geochemischen, strukturellen <strong>und</strong> isotopischen Besonderheiten enthalten sie Informationen<br />

zur Alterstellung, zum Differentiationsgeschehen <strong>und</strong> zum inneren Aufbau, zur Stoßwellenmetamorphose<br />

sowie zur Entwicklung der Atmosphäre des Mars. Das Projekt will <strong>die</strong> Art <strong>und</strong> Abfolge der<br />

Prozesse klären, <strong>die</strong> zur Bildung, zu sek<strong>und</strong>ären Veränderungen <strong>und</strong> zum Transfer der Gesteine auf<br />

<strong>die</strong> Erde führten. Die Ergebnisse werden im Kontext der aus Fernerk<strong>und</strong>ung <strong>und</strong> Altersbestimmungen<br />

bekannten geologischen Geschichte des Mars interpretiert. Darüber hinaus werden sie Beiträge zur<br />

Verfeinerung der Modelle des globalen stofflichen Aufbaus des Mars (Kern-Mantel-Kruste; Hydrosphäre,<br />

Atmosphäre), seiner magmatischen Entwicklung <strong>und</strong> der primären Akkretion leisten.<br />

Die unterschiedlichen Untersuchungen werden möglichst an identischen Proben erfolgen, was eine<br />

enge Koordinierung der Arbeiten erfordert. Zunächst erfolgt <strong>die</strong> licht- <strong>und</strong> elektronenmikroskopische<br />

Charakterisierung aller SNCs. Mit TOF-SIMS (Flugzeit-Sek<strong>und</strong>ärionenmassenspektrometrie) werden<br />

dann <strong>die</strong> räumlichen Verteilungen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Gehalte der Haupt-, Neben- <strong>und</strong> Spurenelemente sowie der<br />

organischen Verbindungen untersucht. Abschließend werden Stoßwelleneffekte, Gitterdefekte <strong>und</strong><br />

Hochdruckphasen mit dem TEM (Transmissionselektronenmikroskop) analysiert, <strong>die</strong> u.a. Randbedingungen<br />

für <strong>die</strong> thermische Entwicklung der Meteorite liefern.<br />

Mit der Funkenmassenspektrometrie werden an Gesamtgestein verlässliche Spurenelementgehalte<br />

mit hoher Empfindlichkeit (ppb) zur besseren geochemischen Charakterisierung der SNCs ermittelt.<br />

Weiterhin werden Radionuklide mit AMS (Beschleuniger-Massenspektrometrie) gemessen, <strong>die</strong> in Verbindung<br />

mit den vorgesehenen Edelgasuntersuchungen Informationen über <strong>die</strong> Bestrahlungsgeschichte<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>terrestrischen</strong> Alter der SNCs liefern. Außerdem werden <strong>die</strong> isotopische Zusammensetzung<br />

der Edelgase <strong>und</strong> des Stickstoffs sowie <strong>die</strong> Identifikation ihrer Trägerphasen Randbedingungen<br />

sowohl für <strong>die</strong> thermische Geschichte des Mars als auch für <strong>die</strong> Entwicklung seiner Atmosphäre<br />

liefern. Schließlich werden TOF-SIMS Untersuchungen organischer Komponenten in SNCs Rückschlüsse<br />

auf vermutete biologische Aktivitäten auf dem Mars erlauben.<br />

Neben der bisher einmaligen Chance, Gestein vom Mars im Labor zu untersuchen, <strong>die</strong>nen <strong>die</strong> in <strong>die</strong>sem<br />

Projekt durchzuführenden interdisziplinären Analysen der SNCs in idealer Weise der Vorbereitung<br />

künftiger Mars-Sample-Return-Missionen, in denen Marsgestein <strong>und</strong> Regolith zur Erde gebracht<br />

werden. Dann wird sich <strong>die</strong> deutsche Marsforschung bei ihrer Verteilung zur Analyse in scharfer internationaler<br />

Konkurrenz durchsetzen müssen. Forschergruppen werden dann bei der Zuteilung von<br />

Proben sicher nur berücksichtigt, wenn sie vorher ihre Kompetenz zweifelsfrei bewiesen haben, was<br />

u.a. durch <strong>die</strong> Untersuchung der SNCs geschehen soll. Aber auch nach dem Sample Return liegt mit<br />

den SNCs Gestein von sehr unterschiedlichen Marsregionen vor, <strong>die</strong> nur in einer Vielzahl von Marsmissionen<br />

<strong>und</strong> daher in absehbarer Zeit nicht zugänglich sein werden.<br />

Zusätzlich zu Arbeiten in dem eben beschriebenen Projekt sind weiterführende Altersbestimmungen<br />

mit den Rb-Sr- <strong>und</strong> Sm-Nd-Methoden (E. Jagoutz) sowie mit der 40 Ar- 39 Ar-Methode (M. Trieloff) erforderlich,<br />

um <strong>die</strong> Diskrepanzen in der Deutung der bisher vorliegenden Ergebnisse zu beseitigen.<br />

Für ein besseres Verständnis des Kernbildungsprozesses im Mars sind neue <strong>und</strong> genauere Daten<br />

über das Verhalten der Spurenelemente bei Metall- bzw. Metall-Sulfidabtrennung notwendig. Hier soll<br />

besondere Bedeutung auf <strong>die</strong> Abhängigkeit der entsprechenden Verteilungskoeffizienten von Druck,<br />

Temperatur <strong>und</strong> Zusammensetzung gelegt werden, um <strong>die</strong> Bedingungen der Kernbildung im Mars<br />

besser reproduzieren zu können (H. Palme, Köln).<br />

Die zukünftigen Marsmissionen lassen erwarten, dass <strong>die</strong> geochemisch-mineralogische Datenbasis<br />

erheblich erweitert wird. So sind für MARS SURVEYOR 2001 Mission neue APX Messungen (J. Brückner,<br />

G. Dreibus, G. Lugmair, R. Rieder, Mainz) <strong>und</strong> Messungen mit einem Mössbauer Spektrometer<br />

20


Antrag Schwerpunktprogramm ”Mars <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>terrestrischen</strong> Planeten”<br />

(G. Klingelhöfer, Mainz) geplant. Die Mössbauer Daten <strong>die</strong>nen insbesondere dem Studium der Verwitterungsprozesse<br />

<strong>und</strong> der Wechselwirkung zwischen Atmosphäre <strong>und</strong> Oberflächengestein. Diese<br />

Wechselwirkung kann schon heute an SNC-Meteoriten untersucht werden (A. Bischoff, Münster).<br />

Physikalisch-Chemische Laboruntersuchungen. Physikalisch-chemische Laboruntersuchungen<br />

von Marsgestein <strong>und</strong> typischer Minerale bieten eine wichtige Gr<strong>und</strong>lage für <strong>die</strong> Modellierung des Aufbaus<br />

des Planeten <strong>und</strong> der in seinem Inneren ablaufenden Prozesse. Hier wird insbesondere an<br />

Hochdruck <strong>und</strong> –temperaturuntersuchungen in der Diamantzelle gedacht (R. Böhler, V. Hillgren,<br />

Mainz). Wichtige Themenstellungen neben der Bestimmung der Schmelztemperaturen sind insbesondere<br />

<strong>die</strong> möglichen Phasengrenzen im Marsmantel. So sind beispielsweise <strong>die</strong> Temperatur- <strong>und</strong><br />

Druckbedingungen für <strong>die</strong> Spinell-Perowskitumwandlung nach wie vor umstritten. Darüber hinaus sind<br />

<strong>die</strong> elastischen <strong>und</strong> inelastischen Eigenschaften des Marsinnern von besonderem Interesse auch im<br />

Hinblick auf <strong>die</strong> Auswertung der von NETLANDER erwarteten seismischen Daten.<br />

Exobiologische Labor- <strong>und</strong> Felduntersuchungen. Besonders aktuell ist <strong>die</strong> Erforschung der Entstehung<br />

des Lebens, seiner Evolution <strong>und</strong> Ausbreitung vor dem Hintergr<strong>und</strong> der kosmischen Evolution.<br />

Gegenwärtig steht hier der Mars im Mittelpunkt des Interesses, da er wesentliche Voraussetzungen<br />

für das Auftreten von Leben (Vorstufen, fossile oder aktive Formen) erfüllen könnte. Die<br />

Überlebenschancen <strong>und</strong> Anpassungsstrategien extremophiler Mikroorganismen an eine sich wandelnde<br />

Umwelt sollen in <strong>terrestrischen</strong> Modellsystemen unter simulierten Marsbedingungen (klimatische<br />

Verhältnisse, Bodenkomponenten, Strahlenbelastung) bzw. in Feldversuchen (z.B. in der Antarktis)<br />

untersucht werden. Simulationskammern für <strong>die</strong> Oberflächenbedingungen des Mars einschließlich<br />

des UV-Strahlenklimas können von D. Möhlmann <strong>und</strong> G. Horneck (Köln) <strong>und</strong> H. Seidlitz (Oberschleissheim)<br />

zur Verfügung gestellt werden. Für <strong>die</strong> Untersuchungen bieten sich vor allem solche<br />

Ökosysteme an, <strong>die</strong> als Modelle für mögliche Habitate bzw. Rückzugsgebiete auf dem Mars gelten<br />

könnten. Geeignete Untersuchungsobjekte sind endo- <strong>und</strong> epilithische Mikrobengemeinschaften der<br />

Antarktis, Mikroorganismen in Permafrost (H.-W. Hubberten, Potsdam), Meereis (G. Dieckmann, Bremerhaven)<br />

<strong>und</strong> aus tieferen Bodenzonen, evaporitische Gemeinschaften, Mikroorganismen-<br />

Gemeinschaften unter wechselnden Umweltbedingungen (W. Krumbein, Oldenburg) <strong>und</strong> solche in<br />

hydrothermalen Quellen (K.O. Stetter, Regensburg) sowie Bakteriensporen als resistente Dauerformen.<br />

Umgekehrt soll auch der Einfluß der Mikroorganismen auf Gesteinsoberflächen bzw. Minerale<br />

<strong>und</strong> Gläser untersucht werden (A. Bischoff, Münster)<br />

Weiterhin sollen geeignete Nachweismethoden für Lebensspuren (z.B. chemische, strukturelle <strong>und</strong><br />

funktionale Biomarker) entwickelt werden, <strong>die</strong> auch unter extra<strong>terrestrischen</strong> Bedingungen eindeutige<br />

Information liefern, wie z. B. <strong>die</strong> Entwicklung von Methoden zum Nachweis bisher nicht-kultivierbarer<br />

Mikroorganismen (E. Stackebrandt, Braunschweig). Sie sind gr<strong>und</strong>legend für <strong>die</strong> Planung von Landemissionen<br />

mit der Suche nach Leben auf dem Mars (fossilen oder aktiven Formen) <strong>und</strong> <strong>die</strong>nen gleichzeitig<br />

dem tieferen Verständnis der Wechselwirkungen zwischen Leben <strong>und</strong> Umwelt. Diese Entwicklung<br />

geeigneter Nachweisverfahren für <strong>die</strong> in-situ-Analyse ist ein wichtiger <strong>und</strong> notwendiger Schritt.<br />

Die so gewonnenen Informationen sollten bereits in das Exobiologische Paket der ESA mit einfließen,<br />

das für <strong>die</strong> MARS-2005-Mission geplant ist. Projekte mit exobiologischen Fragestellungen werden erwartet<br />

von A. Gorbushina <strong>und</strong> W. Krummbein (Oldenburg), G. Horneck (Köln), H. W. Hubberten<br />

(Potsdam), G. Dieckmann (Bremerhaven), E. Stackebrandt (Braunschweig) <strong>und</strong> K. O. Stetter (Regensburg).<br />

Ein Projekt, welches <strong>die</strong> möglichen Spuren von Leben in SNC Meteoriten untersuchen will,<br />

wird bereits gefördert (T. Stephan, E. K. Jessberger, Münster) <strong>und</strong> sollte in den Schwerpunkt integriert<br />

werden.<br />

1.3.2 Modellbildung<br />

Aufbaumodelle Die gegenwärtigen Aufbaumodelle nutzen den vorhandenen Datenbestand aus, zeigen<br />

aber Inkonsistenzien auf, <strong>die</strong> untersucht werden sollten. Ein Beispiel ist <strong>die</strong> Diskrepanz zwischen<br />

Aufbaumodellen (vgl. Sohl <strong>und</strong> Spohn 1997) <strong>und</strong> thermischen Entwicklungsmodellen (z.B. Spohn<br />

1991) auf der einen Seite <strong>und</strong> der Interpretationen des Schwerefeldes (Esposito et al., 1992) bezüglich<br />

der zu erwartenden Krustenmächtigkeit auf der anderen Seite. Aus Aufbaumodellen werden Krustenmächtigkeiten<br />

von 100–120 km berechnet. Sie stehen mit den aus thermischen Entwicklungsrechnungen<br />

vorhergesagten Schmelzvolumina in Einklang. Werden <strong>die</strong> Schwerefeldanomalien ausschließlich<br />

auf Krustenmächtigkeitsschwankungen zurückgeführt, erhält man eine mittlere Krustenmächtigkeit<br />

von lediglich 40 km. Diese Diskrepanz kann nur aufgehoben werden, wenn laterale Dichtevariationen<br />

eingeführt werden, <strong>die</strong> beispielsweise durch einen Mantelplume unter Tharsis oder durch<br />

Mascons hervorgerufen würden, oder wenn <strong>die</strong> Aufbaumodelle revi<strong>die</strong>rt werden.<br />

Eine weitere Fragestellung betrifft <strong>die</strong> Gesamtzusammensetzung des Mars. Geochemische Modelle,<br />

<strong>die</strong> eine chondritische Zusammensetzung annehmen <strong>und</strong> <strong>die</strong> auf der chemischen Zusammensetzung<br />

21


Antrag Schwerpunktprogramm ”Mars <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>terrestrischen</strong> Planeten”<br />

der SNC-Meteorite beruhen, ergeben eine Kernmasse, <strong>die</strong> erheblich größer als <strong>die</strong> ist, <strong>die</strong> man aus<br />

dem geophysikalisch bestimmten Trägheitsmoment berechnet. Die Lösung <strong>die</strong>ser Diskrepanz ist von<br />

weitreichender kosmochemischer <strong>und</strong> <strong>planeten</strong>physikalischer Bedeutung.<br />

Die Aufbaumodelle werden mit Hilfe von Informationen verbessert, <strong>die</strong> im Rahmen des Schwerpunkts<br />

gewonnen werden sollen (physikalisch-chemische Laboruntersuchungen, SNC-Meteorite <strong>und</strong> in-situ<br />

Untersuchungen) <strong>und</strong> natürlich mit den Ergebnissen zukünftiger Missionen insbesondere der seismischen<br />

Experimente von NETLANDER. Anträge zu <strong>die</strong>sem Themenfeld werden von F. Sohl <strong>und</strong> T.<br />

Spohn (Münster) <strong>und</strong> P. Janle (Kiel) erwartet.<br />

Thermische Entwicklungsrechnungen <strong>und</strong> Modelle zur Manteldynamik. Thermische Entwicklungsrechnungen<br />

<strong>und</strong> Modelle der Manteldynamik verknüpfen <strong>die</strong> unterschiedlichen Prozesse, <strong>die</strong> aus<br />

dem Vorrat an innerer Energie des Planeten schöpfen. Zu <strong>die</strong>sen Prozessen gehören Vulkanismus,<br />

Tektonik, Ausgasung des Planeteninneren, Differentiation durch Kern- <strong>und</strong> Krustenbildung <strong>und</strong> Erzeugung<br />

des Magnetfeldes. Sie sind deshalb in besonderer <strong>und</strong> komplexer Art von einer Vielfalt empirischer<br />

Ergebnisse abhängig, auch von solchen, <strong>die</strong> im Rahmen des Schwerpunkts gewonnen werden<br />

sollen. Sie werden aus geologischen Arbeiten resultieren, aus Analysen der SNC-Meteorite <strong>und</strong> aus<br />

in-situ Untersuchungen, aus physikalisch-chemischen Laboruntersuchungen <strong>und</strong> nicht zuletzt aus<br />

Aufbaumodellen, <strong>die</strong> eine wesentliche Gr<strong>und</strong>lage für <strong>die</strong> Entwicklungsrechnungen darstellen. So wurde<br />

z.B. <strong>die</strong> Temperaturverteilung nach Akkretion <strong>und</strong> Kernbildung bisher wenig untersucht <strong>und</strong> ist<br />

kaum verstanden. Die weitere thermische Entwicklung <strong>und</strong> <strong>die</strong> des Magnetfelds hängen jedoch stark<br />

von <strong>die</strong>ser Temperaturverteilung ab. Durch eine genauere Untersuchung der entscheidenden physikalischen<br />

Prozesse ist eine bessere Bestimmung des Temperaturverlaufs zu Beginn der Evolution<br />

möglich, <strong>die</strong> für weitere thermische Modellrechnungen hilfreich ist.<br />

Eine weiter ungelöste Frage ist <strong>die</strong> Entstehung der Tharsis-Region. Der bisher angenommene große<br />

<strong>und</strong> stabile Mantelplume unterhalb <strong>die</strong>ser Region folgt nicht aus einfacher thermischer Konvektion,<br />

wenn Kernkühlung berücksichtigt wird. Dies gilt selbst bei Berücksichtigung der Phasengrenzen. Es<br />

müssen neue Mechanismen oder Prozesse gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> untersucht werden, <strong>die</strong> zu jenem stabilen<br />

Vulkanismus führen konnten, welcher <strong>die</strong> riesige vulkanische Aufwölbung erzeugte. Eine mögliche<br />

Schlüsselrolle könnte dabei eine globale Schmelzzone einnehmen, <strong>die</strong> wahrscheinlich während einer<br />

langen Zeit der Evolution unter der Lithosphäre vorhanden war. Eine andere Möglichkeit wäre eine<br />

chemische Schichtung des Mantels.<br />

Die Manteldynamik beeinflusst stark <strong>die</strong> Magnetfeldbildung, insbesondere dann, wenn ausschließlich<br />

thermische Konvektion im Kern stattfindet. Hier sind jedoch weitere <strong>und</strong> detailliertere Untersuchungen<br />

der Modelle nötig, um <strong>die</strong> Geschichte des Magnetfeldes des Mars besser zu verstehen. Weiterhin sind<br />

Gemeinsamkeiten oder Unterschiede in der thermischen Entwicklung <strong>und</strong> der Magnetfeldentwicklung<br />

der <strong>terrestrischen</strong> Planeten herauszuarbeiten.<br />

Zweidimensionale <strong>und</strong> dreidimensionale Modelle der Manteldynamik mit tiefenabhängigen Materialparametern<br />

stellen zur Zeit keine unüberwindbaren Herausforderungen dar. Thermische Entwicklungsrechnungen<br />

können einerseits mit zweidimensionalen <strong>und</strong> dreidimensionalen Konvektionsmodellen<br />

berechnet werden. Diese sollten aber wegen der höheren Rechenkapazitätsanforderungen<br />

auch mit parametrisierten Modellen berechnet werden. Der Vergleich mit vollen Konvektionsmodellen<br />

zeigt durchaus hoffnungsvolle Ansätze, wenn neue Parametrisierungen für Konvektion in Fluiden mit<br />

temperaturabhängiger Viskosität verwendet werden. Die Manteldynamik kann mit Modellen zur Berechnung<br />

der Wechselwirkung zwischen Atmosphäre <strong>und</strong> Planetosphäre, der Schmelzbildung <strong>und</strong><br />

damit der vulkanischen Aktivität <strong>und</strong> des Krustenwachstums, der Tektonik <strong>und</strong> mit Modellen der<br />

Thermodynamik des Kerndynamos verknüpft werden. Anträge in <strong>die</strong>sen Feldern werden von D. Breuer<br />

<strong>und</strong> T. Spohn (Planetologie Münster); U. Hansen (Geophysik, Münster) <strong>und</strong> U. Walzer (Geophysik<br />

Jena) erwartet.<br />

Kraterbildung. Zum Verständnis der exogene Dynamik sind Modelle zur Kraterentstehung bedeutsam.<br />

Diese Modelle werden einerseits empirische Daten von Kratern integrieren <strong>und</strong> andererseits<br />

voraussagen, wie der Materialtransport während <strong>und</strong> nach dem Einschlag, <strong>die</strong> Bildung der Kraterhohlform,<br />

<strong>die</strong> Relaxation des Kraters <strong>und</strong> <strong>die</strong> Bildung von Auswurfdecken verläuft. Darüber hinaus ist der<br />

Zusammenhang zwischen Objekt- <strong>und</strong> Kratergröße bedeutsam. Kratermodelle werden von G. Neukum<br />

(Berlin) <strong>und</strong> M. Lange (Geophysik Münster) berechnet. Diese Modelle sind auch bedeutsam für<br />

Fragen im Zusammenhang mit der Herkunft der SNC-Meteorite, <strong>die</strong> ja wahrscheinlich in der Folge von<br />

Impaktereignissen von Mars ausgeworfen wurden. Diese Prozesse sind bis heute nicht gut verstanden.<br />

Darüber hinaus sollten <strong>die</strong> Schockbelastungen der Meteorite <strong>und</strong> der Zusammenhang zur Kraterdynamik<br />

untersucht werden.<br />

22


Antrag Schwerpunktprogramm ”Mars <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>terrestrischen</strong> Planeten”<br />

Transporteigenschaften des Regoliths. Die zukünftigen Mars-Missionen MARS-EXPRESS, NET-<br />

LANDER <strong>und</strong> SAMPLE RETURN werden ab 2003 bis 2006 neue Informationen über den Aufbau <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Beschaffenheit der oberflächenahen Schichten des Mars (Regolith <strong>und</strong> Permafrost-Schicht) liefern.<br />

Die MARS-EXPRESS Mission mit dem Lander BEAGLE 2 soll im Jahre 2003 starten <strong>und</strong> ab 2004 Daten<br />

liefern. Mit den vor allem exobiologisch motivierten Landerexperimenten ist erstmals eine Probennahme<br />

aus tieferen Schichten (1–2 m) <strong>und</strong> deren in-situ Untersuchung vorgesehen. Bis dahin sollen<br />

vorbereitend Modelle der lokalen Energie- <strong>und</strong> Stoffbilanz zur Einordnung <strong>und</strong> Interpretation der erwarteten<br />

Ergebnisse erarbeitet werden (D. Möhlmann, Köln). Sie betreffen den täglichen Temperaturverlauf<br />

in der Tiefe, Sublimations- <strong>und</strong> Rekondensationszyklen, Wechselwirkungen mit der Atmosphäre<br />

wie Sublimation <strong>und</strong> Rekondensation sowie mechanische <strong>und</strong> strukturelle Eigenschaften des Oberflächenmaterials.<br />

Modelle der Magnetfeldentstehung <strong>und</strong> der Wechselwirkung der Magnetosphäre mit dem Sonnenwind.<br />

Der planetare Dynamo ist bis heute weitgehend unverstanden. Dies liegt einerseits an der<br />

komplexen Struktur der den Dynamo beschreibenden Gleichungen, <strong>die</strong> analytische Lösungen unmöglich<br />

machen, <strong>und</strong> andererseits an den erst in jüngster Zeit sich ergebenden Möglichkeiten, <strong>die</strong>se Gleichungen<br />

numerisch zu lösen. Letztere werden z.Zt. hauptsächlich in der theoretischen Geophysik<br />

genutzt. Die Planetenforschung bietet Fallbeispiele an, <strong>die</strong> für <strong>die</strong> gegenwärtigen numerischen Möglichkeiten<br />

eher zugänglich sind. Dies liegt hauptsächlich an der geringeren Masse des Mars <strong>und</strong> der<br />

anderen <strong>terrestrischen</strong> Planeten. Daher wird erwartet, dass Projekte zur Entstehung des frühen Magnetfelds<br />

<strong>und</strong> seiner Geschichte vorgeschlagen werden (U. Hansen, Geophysik Münster; K. H. Rädler,<br />

Potsdam).<br />

Die Dynamowirkung im Kern hängt in entscheidender Weise vom Wärmetransport im Mantel ab.<br />

Thermische Entwicklungsrechnungen (Breuer, Planetologie Münster) können <strong>die</strong> Entwicklungen der<br />

für den Dynamo notwendigen Bedingungen modellieren <strong>und</strong> beispielsweise erklären, unter welchen<br />

Umständen <strong>die</strong> Dynamowirkung zum erliegen kommt, weil <strong>die</strong> Mantelkonvektion für den notwendigen<br />

Energietransport vom Kern nicht mehr ausreicht. Ein solcher Energietransport ist notwendig, weil nur<br />

bei genügender Wärmeabfuhrrate der Kern konvektiv kühlt bzw. ein innerer Kern ausfriert.<br />

Schließlich wird <strong>die</strong> Wechselwirkung des Magnetfeldes mit dem Sonnenwind von besonderem Interesse<br />

sein. Hier ergeben sich plasmaphysikalische Fragestellungen, Fragestellungen der Wechselwirkung<br />

mit der Atmosphäre mit Bedeutung für <strong>die</strong> Interpretation den bisherigen <strong>und</strong> zukünftig zu messenden<br />

Magnetfelddaten sowohl im Orbit (z.B. MARSEXPRESS) als auch am Boden (NETLANDER). Beiträge<br />

in <strong>die</strong>sem Feld werden von K. Sauer (Katlenburg-Lindau) K. H. Glassmeier <strong>und</strong> U. Motschmann<br />

(Braunschweig), G. Haerendel (Garching) <strong>und</strong> F. Neubauer ( Köln) erwartet.<br />

23


Antrag Schwerpunktprogramm ”Mars <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>terrestrischen</strong> Planeten”<br />

2. Verhältnis zu anderen laufenden Programmen<br />

Der Schwerpunkt wird in vielfältigen Beziehungen zu anderen Programmen in der Planetenforschung<br />

stehen (Abb. 9). Insbesondere sind hier <strong>die</strong> Missionen zu nennen, <strong>die</strong> unter Federführung der NASA,<br />

der ESA <strong>und</strong> der CNES gegenwärtig durchgeführt werden bzw. geplant sind. Auf <strong>die</strong>se Programme<br />

wird weiter unten eingegangen werden. In Deutschland bestehen zunächst naturgemäß Verbindungen<br />

zu Projekten, <strong>die</strong> vom DLR als Beiträge zu einzelnen Missionen gefördert werden. Bei <strong>die</strong>sen Projekten<br />

handelt es sich um Experimente auf in der Regel internationalen Missionen, für <strong>die</strong> das DLR<br />

Hardwareentwicklung <strong>und</strong> gegebenenfalls <strong>die</strong> unmittelbare Datenauswertung fördert. Die Förderung<br />

der Gr<strong>und</strong>lagenforschung im Sinne des vorgeschlagenen Schwerpunkts sieht das DLR nicht als seine<br />

Aufgabe an. Dennoch wird der Schwerpunkt in vielfältiger Weise von den Weltraumprojekten profitieren,<br />

da <strong>die</strong> Planetenforschung als empirische Wissenschaft auf Datenmaterial angewiesen ist. Umgekehrt<br />

wird der Schwerpunkt auf <strong>die</strong> Weltraumprojekte zurückwirken, da <strong>die</strong> Ergebnisse <strong>und</strong> Fragestellungen<br />

der Gr<strong>und</strong>lagenforschung letztlich <strong>die</strong> Basis der Entwicklung neuer Experimente <strong>und</strong> Instrumente<br />

ist. Zu den Experimenten, <strong>die</strong> an <strong>die</strong>ser Stelle herausgehoben werden sollen, zählen solche,<br />

an denen Wissenschaftler aus dem Kreis der am Schwerpunkt Interessierten beteiligt sind. Ohne<br />

Experimente <strong>und</strong> Missionen im Einzelnen darstellen zu wollen, was den Rahmen des Antrags sprengen<br />

würde, verweisen wir auf <strong>die</strong> hochauflösende Stereokamera HRSC vom Institut für Weltraumsensorik<br />

<strong>und</strong> planetare Erk<strong>und</strong>ung, auf das Radio Science Experiment aus Köln, auf das Probenahmegerät<br />

PLUTO für den Beagle 2 Lander aus Köln, Kameras aus Lindau für Beagle 2 (alle<br />

MARSEXPRESS), Magnetometer aus Braunschweig auf NETLANDER <strong>und</strong> APX <strong>und</strong> Mössbauer Spektrometer<br />

aus Mainz. Auf eine Aufzählung der vielfältigen Co-Investigatorenbeteiligungen von Wissenschaftlern<br />

aus dem Kreis der Interessierten wollen wir verzichten.<br />

Der Schwerpunkt wird außerdem in Verbindung stehen mit einem Projekt mit dem Thema ”Wechselwirkung<br />

der physikalischen Umwelt mit Lebensprozessen unter extremen Bedingungen” (Leben im<br />

Permafrost), welches unter der Leitung von D. Möhlmann (DLR, Köln) beim Strategiefonds der Hermann<br />

von Helmholtz Gesellschaft deutscher Forschungszentren eingereicht wurde. Dieses Projekt<br />

soll, falls es bewilligt wird, im Juli 2000 beginnen <strong>und</strong> eine Laufzeit von drei Jahren haben. Es wird<br />

somit noch in den Beginn der Laufzeit des Schwerpunktes hineinragen <strong>und</strong> dafür erste Vorarbeiten<br />

leisten können. An <strong>die</strong>sem Projekt können nach Massgabe der Helmholtz Gesellschaft unmittelbar nur<br />

Mitglieder beteiligter Großforschungseinrichtungen teilnehmen. Hauptpartner neben DLR-Instituten ist<br />

das Alfred Wegener Institut (AWI) für Polar- <strong>und</strong> Meeresforschung, Bremerhaven. Die Begutachtung<br />

des Projektvorschlages im HGF-Rahmen verlief sehr positiv. Die abschließende Bewertung ist für Mai<br />

2000 in Aussicht gestellt.<br />

Ziel des vorgeschlagenen HGF-Projektes ist es, mit der Schaffung eines ersten physikalisch-biologischen<br />

Permafrost-Modells Wissen <strong>und</strong> Erfahrungen aus der Erforschung des <strong>terrestrischen</strong> Permafrostes<br />

<strong>und</strong> Meereises mit der Marsforschung interdisziplinär als gemeinsame Aufgabenstellung von<br />

Geowissenschaften (Permafrost <strong>und</strong> Eis, Stoffkreisläufe zwischen Geo- <strong>und</strong> Biosphäre, extreme Habitate),<br />

Biowissenschaften (Mikrobiologie, Strahlenbiologie, Exobiologie, Grenzen <strong>und</strong> Möglichkeiten<br />

der Adaptation <strong>und</strong> Evolution) <strong>und</strong> Weltraumforschung (laufende Mars-Programme von NASA <strong>und</strong><br />

ESA) zusammenzuführen, um <strong>die</strong> Wechselwirkungen zwischen der physikalischen Umwelt <strong>und</strong> Lebensprozessen<br />

unter extremen Bedingungen zu untersuchen. Damit soll <strong>die</strong> Gr<strong>und</strong>lage für ein längerfristiges<br />

Forschungsprogramm zur Untersuchung von Lebensprozessen unter extremen Bedingungen<br />

geschaffen werden.<br />

Wie der hier vorgeschlagene Schwerpunkt ist das HGF-Projekt ebenfalls stark experimentell-methodisch<br />

ausgerichtet, besitzt daneben aber ingenieurwissenschaftliche Schwerpunkte. So soll vom DLR-<br />

Institut für Raumsimulation in Köln unter Mitwirkung des Instituts für Planetologie Münster eine Probennahmesonde<br />

entwickelt werden. In der vorgesehenen Dreijahresetappe sollen physikalische <strong>und</strong><br />

biologische Feld-, Labor- <strong>und</strong> Modellierungsarbeiten <strong>und</strong> zugehörige technische Entwicklungen zur<br />

experimentellen Untersuchung <strong>terrestrischen</strong> Permafrostes <strong>und</strong> Meereises durchgeführt werden. Die<br />

Aufgabenstellung besteht darin, ein physikalisches <strong>und</strong> biologisches Modell des Permafrostes zu entwickeln.<br />

Die Erfahrungen <strong>und</strong> Ergebnisse können <strong>und</strong> sollen in den Schwerpunkt eingebracht werden.<br />

Als zweite Initiative in Deutschland, <strong>die</strong> zu einer Zusammenarbeit mit dem geplanten Schwerpunkt<br />

führen könnte, nennen wir <strong>die</strong> Bestrebungen, an der RWTH Aachen einen Sonderforschungsbereich<br />

der DFG zum Thema "Leben <strong>und</strong> Arbeiten auf Mond <strong>und</strong> Mars" einzurichten. Hierbei handelt es sich<br />

um ein ingenieurwissenschaftliches Projekts, bei dem es um Fragen des Flugs <strong>und</strong> des mittel- bis<br />

langfristigen Aufenthaltes von Astronauten auf <strong>die</strong>sen Körpern geht. Zu den Arbeitsbereichen gehören<br />

Lagerstättenforschung <strong>und</strong> Rohstoffgewinnung, Prozess- <strong>und</strong> Werkstofftechnik, Umweltadaption <strong>und</strong><br />

Lebenserhaltungssysteme, Bautechnik <strong>und</strong> Transportsysteme sowie Stationsmanagement <strong>und</strong> Leit-<br />

24


Antrag Schwerpunktprogramm ”Mars <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>terrestrischen</strong> Planeten”<br />

technik. Aus <strong>die</strong>ser Themenliste ergibt sich, dass der verwertbare Wissensfluss eher vom Schwerpunkt<br />

zum SFB gerichtet wäre. Dennoch erwarten <strong>die</strong> Initiatoren interessante Wechselwirkungen,<br />

nicht zuletzt auch in den Feldern Umwelt <strong>und</strong> Lebenserhaltung.<br />

Schließlich sollte noch angemerkt werden, dass es wechselseitige Bezüge zu anderen Schwerpunktprogrammen<br />

in den Geowissenschaften geben wird. Zu nennen sind hier "Bildung, Transport <strong>und</strong><br />

Differenzierung von Silikatschmelzen" <strong>und</strong> "Erdmagnetische Variationen: Raumzeitliche Struktur, Prozesse<br />

<strong>und</strong> Wirkungen auf das System Erde".<br />

Auf <strong>die</strong> Verbindung mit dem von der DFG bewilligten Projekt „Systematische <strong>und</strong> umfassende interdisziplinäre<br />

Analyse aller Marsmeteorite“ von Forschergruppen in Münster, Mainz, Berlin, Köln <strong>und</strong> Hannover<br />

ist bereits an anderer Stelle hingewiesen worden.<br />

DLR geförderteInstrumentenprojekte<br />

<strong>und</strong><br />

Missionsbeteiligungen<br />

HGF-Projekt<br />

Leben im<br />

Permafrost<br />

Schwerpunkt<br />

Abb. 9. Beziehungen des vorgeschlagenen Schwerpunkts zu nationalen <strong>und</strong> internationalen<br />

Programmen <strong>und</strong> zu zwei geplanten bzw. beantragten großen (nationalen) Projekten.<br />

25<br />

Internationale<br />

Missionen<br />

IMWEG (ESA,<br />

NASA, CNES,<br />

FMI, IKI...)<br />

SFB-Initiative<br />

Leben <strong>und</strong><br />

Arbeiten auf<br />

Mond <strong>und</strong><br />

Mars


3. Internationale Zusammenarbeit<br />

Antrag Schwerpunktprogramm ”Mars <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>terrestrischen</strong> Planeten”<br />

Als empirische Wissenschaft lebt <strong>die</strong> Planetenforschung von erdgeb<strong>und</strong>ener Beobachtung einschlißelich<br />

der Untersuchung von Meteoriten sowie in erheblichem Maß von Daten, <strong>die</strong> durch Raummissionen<br />

gewonnen werden. Gegenwärtig erleben wir insbesondere in der Marsforschung eine äußerst<br />

fruchtbare Periode mit einer Vielzahl von Missionen (Tab. 1), deren Höhepunkte voraussichtlich<br />

<strong>die</strong> in-situ Erforschung des Planeten <strong>und</strong> <strong>die</strong> Rückführung von Proben zur Erde sein werden. Einer<br />

Empfehlung der INTERNATIONAL MARS WORKING GROUP (IMEWG) folgend, haben <strong>die</strong> internationalen<br />

Raumfahrtbehörden ein breit angelegtes, großes Forschungsprogramm für den Mars begonnen. Das<br />

Programm beinhaltet außer der Erk<strong>und</strong>ung vom Orbit mehrere Landemissionen, Fahrzeuge <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Probennahme. Einige Proben sollen in-situ analysiert werden, andere – einige 100g – sollen 2003 <strong>und</strong><br />

2005 aufgenommen <strong>und</strong> 2008 zur Erde gebracht werden. Die wissenschaftlichen Methoden umfassen<br />

<strong>die</strong> Fernerk<strong>und</strong>ung in verschiedenen Spektralbereichen (optisch, infrarot, Radar), <strong>die</strong> Messung geophysikalischer<br />

Felder, <strong>die</strong> Seismologie, <strong>die</strong> in-situ Atmosphärenforschung <strong>und</strong> alle Methoden der Probenanalyse.<br />

Neben einer Vielzahl amerikanischer Missionen (alle zwei Jahre je zwei Missionen bis<br />

2005) stellen <strong>die</strong> europäischen Missionen MARS EXPRESS <strong>und</strong> NETLANDER sowie <strong>die</strong> amerikanischeuropäische<br />

MARS SURVEYOR 2005 SAMPLE RETURN Mission besondere Schwerpunkte der Marsforschung<br />

dar. MARS EXPRESS wird u.a. eine hochauflösende Stereokamera aus Deutschland an Bord<br />

haben. Darüber hinaus wird MARS EXPRESS den Lander BEAGLE-2 absetzen, der, wiederum mit deutscher<br />

Beteiligung, <strong>die</strong> Lebensbedingungen auf dem Mars erforschen <strong>und</strong> nach eventuellen Spuren<br />

gegenwärtigen oder fossilen Lebens suchen soll. NETLANDER, eine Mission der CNES (Frankreich),<br />

des FMI (Finnland) <strong>und</strong> des DLR (Deutschland) wird ein Netzwerk vier geowissenschaftlicher Oberflächenstationen<br />

auf dem Mars installieren. Ihre wissenschaftlichen Ziele liegen vornehmlich in der Erforschung<br />

des inneren Aufbaus, der Atmosphäre <strong>und</strong> der Veränderung der Oberfläche durch geologische<br />

Prozesse. Dabei sollen insbesondere <strong>die</strong> Methoden der Seismologie, der in-situ Atmosphärenforschung<br />

<strong>und</strong> der stereoskopischen Vermessung der Oberfläche zum Einsatz kommen. Zur Zeit wird<br />

unter der Schirmherrschaft der ESF <strong>und</strong> ESA ein Europäisches exo/astrobiologisches Netzwerk etabliert,<br />

in dem auch <strong>die</strong> europäischen Marsaktivitäten erfaßt sind, soweit sie zur Suche nach Leben auf<br />

dem Mars beitragen. Zur Organisation der deutschen Aktivitäten findet im März ein exo/astrobiologisches<br />

Symposium während der Jahrestagung der DPG statt.<br />

Neben dem Mars sind eine Reihe anderer terrestrischer Planeten <strong>und</strong> Trabanten Ziele geplanter Missionen<br />

bzw. in jüngster Zeit durchgeführter Missionen. Dazu gehören Missionen zum Mond (CLE-<br />

MENTINE, LUNAR PROSPECTOR, LUNAR A, SELENE, SMART-1), zur Venus (VESPER) <strong>und</strong> zum Merkur<br />

(MESSENGER, BEPICOLOMBO) Die Erforschung der Trabanten des Jupiter (Io, Europa, Ganymed <strong>und</strong><br />

Kallisto) erlebt mit GALILEO gegenwärtig ihren Höhepunkt. Diese Mission wird Ende <strong>die</strong>sen Jahres<br />

abgeschlossen sein. Im Jahre 2004 werden CASSINI <strong>und</strong> HUYGENS mit der Erforschung des Saturn <strong>und</strong><br />

seines Mondes Titan beginnen. An allen <strong>die</strong>sen Missionen sind deutsche Institute beteiligt. Zusätzlich<br />

zu den Missionen zu den erdähnlichen Planeten wird es einige Missionen zu Kometen <strong>und</strong> Asteroiden<br />

geben. Diese zielen letztlich auf <strong>die</strong> Erforschung der Entstehung des Sonnensystems <strong>und</strong> ergänzen<br />

so <strong>die</strong> Missionen zu den planetaren Körpern.<br />

An <strong>die</strong>ser Stelle muss <strong>die</strong> Frage nach dem Zugang zu den Daten angesprochen werden. Zunächst<br />

soll wiederholt werden, dass eine Vielzahl der am Schwerpunkt engagierten Wissenschaftler an den<br />

relevanten Missionen beteiligt sind <strong>und</strong> damit ein Anrecht auf <strong>die</strong> Daten besitzen. Darüber hinaus wird<br />

aber das früher übliche Zurückhalten der Daten während einer etwa einjährigen „Schonfrist“ zunehmend<br />

aufgegeben, wie durchweg während der jüngsten Missionen zu beobachten war. Ganz dezi<strong>die</strong>rt<br />

wird NetLander <strong>die</strong> Daten unmittelbar zugänglich machen.<br />

Die Vielfalt der zur Zeit durchgeführten bzw. bald bevorstehenden Missionen zeigt, dass wir gegenwärtig<br />

den Beginn eines Jahrzehnts der intensiven Erforschung des Mars <strong>und</strong> der <strong>terrestrischen</strong> Planeten<br />

erleben. International wird <strong>die</strong>ses Programm eingebettet sein in ein breit angelegtes Gr<strong>und</strong>lagenforschungsprogramm,<br />

auch wenn der exploratorische Charakter einiger Missionen, zumindest<br />

soweit es <strong>die</strong> US-amerikanischen Aktivitäten, betrifft nicht verborgen bleibt – nicht zuletzt stehen über<br />

dem amerikanischen Mars Surveyor Programm <strong>die</strong> Stichworte „Life“ <strong>und</strong> „Resources“. Auf europäischer<br />

Seite gehen Unternehmungen hauptsächlich, aber nicht nur, von Frankreich <strong>und</strong> England aus.<br />

Den deutschen Wissenschaftlern, insbesondere auch denen, <strong>die</strong> nicht direkt an <strong>die</strong>sen Weltraumprojekten<br />

beteiligt sind, <strong>die</strong> Chance zu eröffnen, daran teilzunehmen, ist einer der Beweggründe für<br />

<strong>die</strong> Initiative der Antragsteller, <strong>die</strong> von einer großen Zahl von Kollegen mitgetragen wird.<br />

26


Antrag Schwerpunktprogramm ”Mars <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>terrestrischen</strong> Planeten”<br />

Tab. 1: CALENDAR OF EVENTS IN PLANETARY RESEARCH<br />

Year Month Day MISSION Event<br />

1999 July 28 Flyby Near-Earth Asteroid 1992 KD<br />

2000 Februar NEAR Begins orbit of Near Earth Asteroid 433 Eros<br />

2001 Januar GENESIS Launch of NASA Solar Wind Sample Return Mission<br />

March 7 MARS SURVEYOR 2001 ORBITER Launch of NASA Orbiter Mission to Mars<br />

April 5 MARS SURVEYOR 2001 LANDER Launch of NASA Lander/Rover Mission to Mars<br />

Late SMART 1 Launch of ESA Lunar Orbiter and Possible NEO Flyby<br />

Mission<br />

2002 January MUSES-C Launch of ISAS Lander and Sample Return Mission to<br />

Asteroid 4660 Nereus<br />

July CONTOUR Launch of NASA Mission to fly by three comet nuclei<br />

VESPER Possible Launch of NASA Mission to Venus (Mission<br />

<strong>und</strong>er Study)<br />

2003 January ROSETTA Launch of ESA Rendezvous and Lander Mission to<br />

Comet P/Wirtanen<br />

May/June KITTY HAWK Launch of NASA Orbiter and Lander Mission to Mars/<br />

Aeroplane to fly down Valles Marineris<br />

June MARS EXPRESS/BEAGLE 2 Launch of ESA Orbiter and Lander to Mars<br />

November EUROPA ORBITER Launch of NASA Europa Orbiter<br />

December NOZOMI Arives at Mars<br />

SELENE Launch of ISAS Orbiter and Lander Mission to the<br />

Moon<br />

2004 January 2 STARDUST Encounters Comet P/Wild-2<br />

July 1 CASSINI/HUYGENS Arrive at Saturn<br />

December PLUTO-KUIPER-EXPRESS Launch of Proposed Flyby of Pluto and Kuiper Belt<br />

MESSENGER Launch of NASA Mission to Mercury<br />

2005 July/August MARS SURVEYOR 2005<br />

Launch of Orbiters, Rover, Sample Acquisition Modu-<br />

NETLANDER<br />

le, Network of Landers to Mars (NASA, CNES, FMI,<br />

DLR)<br />

August ISAS MERCURY ORBITER Launch of ISAS Orbiter Mission to Mercury<br />

2006 January 15 STARDUST Returns Samples to Earth<br />

2007 BEPICOLOMBO-1 Possible Launch of ESA MagOrbiter and Lander to<br />

Mercury (Mission <strong>und</strong>er study)<br />

2008 MARS SURVEYOR 2005 Returns Samples to Earth<br />

2009 BEPICOLOMBO-2 Possible Launch of ESA Orbiter to Mercury (Mission<br />

<strong>und</strong>er study)<br />

BEPICOLOMBO-1, MESSENGER Arrival at Mercury<br />

Note: CNES (France), DLR (Germany), ESA (Europe), FMI (Finland), ISAS (Japan), NASA (USA) are Space Agencies. This<br />

table was compiled by T. Spohn from various sources<br />

27


4. Programmausschuss<br />

Antrag Schwerpunktprogramm ”Mars <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>terrestrischen</strong> Planeten”<br />

Prof. Dr. T. Spohn (federführend), Institut für Planetologie, Westfälische Wilhelms-Universität, Wilhelm-Klemmstrasse<br />

10, 48149 Münster, 0251-83-33566 (Sekretariat) 0251-83-33496, Fax: 0251-83-<br />

36301, email: spohn@uni-muenster.de<br />

Prof. Dr. A. Bischoff, Institut für Planetologie, Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />

Dr. G. Horneck, DLR, Institut für Luft- <strong>und</strong> Raumfahrtmedizin, Abt. Strahlenbiologie, Köln<br />

Dr. R. Jaumann, DLR, Institut für Weltraumsensorik <strong>und</strong> Planetenerk<strong>und</strong>ung, Berlin<br />

Prof. Dr. E.K. Jessberger, Institut für Planetologie, Westfälische Wilhelms-Universität Münster<br />

Prof. Dr. D. Möhlmann, DLR, Institut für Raumsimulation, Köln<br />

Prof. Dr. H. Palme, Institut für Mineralogie <strong>und</strong> Geochemie, Universität zu Köln<br />

5. Teilnehmer<br />

Die Zahl der bek<strong>und</strong>eten Interessen am vorgeschlagenen Schwerpunktprogramm ist verhältnismäßig<br />

groß, wobei nicht von allen Interessenten zu erwarten ist, dass sie Anträge stellen werden. Mitglieder<br />

der Max-Planck-Institute haben ihr starkes Interesse an einer Mitarbeit bek<strong>und</strong>et, ohne in jedem Fall<br />

auf Sachbeihilfen angewiesen zu sein.<br />

Prof. Dr.-Ing. J. Albertz, Institut für Photogrammetrie <strong>und</strong> Kartographie, TU Berlin<br />

Dr. G. Arnold, DLR, Institut für Weltraumsensorik <strong>und</strong> Planetenerk<strong>und</strong>ung, Berlin<br />

Dr. A. Baumgartner, Lehrstuhl für Photogrammetrie <strong>und</strong> Fernerk<strong>und</strong>ung, TU München<br />

Dr. R. Boehler, MPI für Chemie, Mainz<br />

Prof. Dr. A. Bischoff, Institut für Planetologie, Westf. Wilhelms-Univ., Münster<br />

Prof. Dr. L. Bischoff, Geol.-Paläont. Institut, Westf. Wilhelms-Univ., Münster<br />

Dr. D. Breuer, Institut für Planetologie, Westf. Wilhelms-Univ., Münster<br />

Dr. G. Dieckmann, Alfred-Wegener-Institut für Polar- <strong>und</strong> Meeresforschung, Bremerhaven<br />

G. Dreibus , MPI für Chemie, Mainz<br />

Prof. Dr. H. Ebner, Lehrstuhl für Photogrammetrie <strong>und</strong> Fernerk<strong>und</strong>ung, TU München<br />

Prof. Dr. K.-H. Glassmeier, Institut für Geophysik <strong>und</strong> Meteorologie, TU Braunschweig<br />

Dr. A. Greshake, Museum für Naturk<strong>und</strong>e der Humboldt Univ., Berlin<br />

Dr. E. Grün, MPI für Kernphysik, Heidelberg<br />

Prof. Dr. U. Hansen, Institut für Geophysik, Westf. Wilhelms-Univ., Münster<br />

Prof. Dr. G. Haerendel, MPI für extraterrestrische Physik, Garching<br />

Dr. E. Hauber, DLR, Institut für Weltraumsensorik <strong>und</strong> Planetenerk<strong>und</strong>ung, Berlin<br />

Dr. U. Herpers, Abteilung Nuklearchemie am Institut für Biochemie, Univ. zu Köln<br />

Prof. Dr. C. Heipke, Institut für Photogrammetrie u. Ingenieurvermessungen, Univ. Hannover<br />

Dr. P. Hoppe, MPI für Chemie, Mainz<br />

Dr. G. Horneck, DLR, Institut für Luft- <strong>und</strong> Raumfahrtmedizin, Strahlenbiologie, Köln<br />

Prof. H. W. Hubberten, Alfred-Wegener-Institut für Polar- <strong>und</strong> Meeresforschung, Potsdam<br />

Dr. E. Jagoutz, MPI für Chemie, Mainz<br />

Prof. Dr. P. Janle, Institut für Geowissenschaften, Christian-Albrechts-Univ. zu Kiel<br />

Dr. R. Jaumann, DLR, Institut für Weltraumsensorik <strong>und</strong> Planetenerk<strong>und</strong>ung, Berlin<br />

Prof. Dr. E. K. Jessberger, Institut für Planetologie, Westf. Wilhelms-Univ., Münster<br />

Dr. H.-P. Jöns, Geographisches Institut, Univ. Würzburg<br />

Dr. K. P. Jochum, MPI für Chemie, MainzDr. H.-U. Keller, MPI für Aeronomie, Lindau<br />

Prof. Dr. G. Klingelhöfer, Institut für Anorg. u. Analyt. Chemie, J. Gutenberg-Univ., Mainz<br />

Prof. Dr. P. Kronberg, TU Clausthal<br />

Prof. Dr. W. Krumbein, AG Geomikrobiologie, ICBM, Carl v. Ossietzky Univ., Oldenburg<br />

Prof. Dr. M. Lange, Institut für Geophysik, Westf. Wilhelms-Univ., Münster<br />

Prof. Dr. G. Lugmair, MPI für Chemie, Mainz<br />

Dr. R. Michel, Zentrum für Strahlenschutz <strong>und</strong> Radioökologie der Univ. Hannover<br />

Prof. Dr. D. Möhlmann, DLR, Institut für Raumsimulation, Köln<br />

Prof. Dr. U. Motschmann, Institut für Theoretische Physik, TU Braunschweig<br />

Prof. Dr. F. M. Neubauer, Institut für Geophysik <strong>und</strong> Meteorologie, Univ. zu Köln<br />

Prof. Dr. G. Neukum, DLR, Institut für Weltraumsensorik <strong>und</strong> Planetenerk<strong>und</strong>ung, Berlin<br />

Dr. J. Oberst, DLR, Institut für Weltraumsensorik <strong>und</strong> Planetenerk<strong>und</strong>ung, Berlin<br />

Dr. U. Ott, MPI für Chemie, Mainz<br />

Dr. M. Pätzold, Institut für Geophysik <strong>und</strong> Meteorologie, Univ. zu Köln<br />

Prof. Dr. H. Palme, Institut für Mineralogie, Univ. zu Köln<br />

Prof. Dr. K. H. Rädler, Astrophysikalisches Institut der Universität Potsdam<br />

28


Antrag Schwerpunktprogramm ”Mars <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>terrestrischen</strong> Planeten”<br />

Dr. H. Rosenbauer, MPI für Aeronomie, Lindau<br />

Prof. Dr. K. Sauer, MPI für Aeronomie, Lindau<br />

Dr. H. Seidlitz, GSF Forschungszentrum, Oberschleißheim<br />

Prof. Dr. M. Soffel, Institut für Planetare Geodäsie, TU Dresden<br />

Dr. F. Sohl, Institut für Planetologie, Westf. Wilhelms-Univ., Münster<br />

Dr. F. Spahn, Institut für Physik, Univ. Potsdam<br />

Prof. Dr. E. Stackebrandt, DSM, Braunschweig<br />

Prof. Dr. T. Spohn, Institut für Planetologie, Westf. Wilhelms-Univ., Münster<br />

Dr. T. Stephan, Institut für Planetologie, Westf. Wilhelms-Univ., Münster<br />

Prof. K. O. Stetter, Lehrstuhl für Mikrobiologie <strong>und</strong> Archaeenzentrum, Univ. Regensburg<br />

Prof. Dr. D. Stöffler, Museum für Naturk<strong>und</strong>e der Humboldt Univ. zu Berlin<br />

Dr. N. Thomas, MPI für Aeronomie, Lindau<br />

Dr. M. Trieloff, MPI für Kernphysik, Heidelberg<br />

Prof. Dr. U. Walzer, Institut für Geowissenchaften, Friedrich Schiller-Univ., Jena<br />

Prof. Dr. R. Wäsch, DLR, Institut für Weltraumsensorik <strong>und</strong> Planetenerk<strong>und</strong>ung, Berlin<br />

Prof. Dr. S. Weinbruch, Abt. Materialwissenschaften, TH Darmstadt<br />

Verteilung der Interessenten auf Institutionen <strong>und</strong> Fachgebiete<br />

Die Interessenten am Schwerpunktprogramm kommen zu mehr als der Hälfte (ca. 60%) von Universitäten<br />

(vergl. unten links). Max-Planck-Institute stellen mit ca. einem Viertel der Teilnehmer das zweitstärkste<br />

Kontingent. Die Großforschungseinrichtungen DLR, Alfred-Wegener Institut für Polar- <strong>und</strong><br />

Meeresforschung (AWI) <strong>und</strong> <strong>die</strong> Gesellschaft für Strahlenforschung (GSF) stellen zusammengenommen<br />

etwas weniger als 20% der Interessenten. Schwerpunkte der Standorte (unten rechts) sind Berlin,<br />

Münster <strong>und</strong> Mainz. In Berlin sind <strong>die</strong>s das DLR Institut für Weltraumsensorik <strong>und</strong> Planetenerk<strong>und</strong>ung,<br />

aber auch Institute der Berliner Universitäten; in Münster das Institut für Planetologie, aber auch<br />

andere geowissenschaftliche Institute; in Mainz insbesondere, aber nicht ausschließlich, das Max-<br />

Planck Institut für Chemie. Die Fachgebiete (ganz unten links) Planetenphysik <strong>und</strong> Kosmochemie/Mineralogie<br />

sind in etwa gleich stark zu je einem Drittel vertreten. Das dritte Drittel teilen sich<br />

Fernerk<strong>und</strong>ung/Geologie <strong>und</strong> Exobiologie. (Natürlich ist <strong>die</strong> Zuordnung zu Untergebieten nicht immer<br />

eindeutig vorzunehmen.) Das Verhältnis zwischen Modellierern <strong>und</strong> Experimentatoren ist etwa 20/80.<br />

Damit wäre der Schwerpunkt vornehmlich empirisch, doch mit einem signifikanten modellbildenden<br />

Anteil ausgerichtet.<br />

Uni<br />

MPI<br />

DLR<br />

AWI<br />

GSF<br />

Planetenphysik<br />

Kosmochemie/<br />

Mineralogie<br />

Fernerk<strong>und</strong>ung/<br />

Geologie<br />

Exobiologie<br />

29<br />

Berlin<br />

Münster<br />

Mainz<br />

Köln<br />

Lindau<br />

Sonstige<br />

Modell<br />

Empirie


6. Schätzung des Mittelbedarfs<br />

Antrag Schwerpunktprogramm ”Mars <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>terrestrischen</strong> Planeten”<br />

Der jährlich Mittelbedarf wird auf ca. 3 Millionen DM geschätzt, wobei etwa 70% für Personalmittel<br />

angesetzt werden. Diese Schätzung basiert auf einer angenommenen Beteiligung mit Antragstellung<br />

von ca. 40 Arbeitsgruppen. Wie wir schon oben angemerkt haben, wollen einige Arbeitsgruppen mitarbeiten,<br />

ohne allerdings Finanzmittel zu benötigen.<br />

7. Gründe für <strong>die</strong> Förderung <strong>die</strong>ses Programms<br />

Das gegenwärtige internationale Programm zur Erforschung des Mars wurde 1996 begonnen. Koordiniert<br />

durch <strong>die</strong> INTERNATIONAL MARS EXPLORATION WORKING GROUP (IMEWG) 1996 wird es nach dem<br />

gegenwärtigen Stand zumindest bis zum Jahre 2008, bis zum Höhepunkt mit der Rückbringung von<br />

Gestein vom Mars, andauern. Im Rahmen <strong>die</strong>ses Programms wird erstmalig ein terrestrischer Planet<br />

mit einer Intensität erforscht, <strong>die</strong> mit der Erforschung der Erde durch <strong>die</strong> Geowissenschaften vergleichbar<br />

ist. Dies wird nicht nur <strong>die</strong> Planetenwissenschaften voranbringen, sondern auch größte Bedeutung<br />

für ein vertieftes Verständnis der Erde haben. Die Beteiligung deutscher Wissenschaftler an<br />

den internationalen Aktivitäten kann bisher nicht zufriedenstellen. Zwar fördert das DLR gemäß seiner<br />

Aufgabenstellung <strong>die</strong> direkte Beteiligung deutscher Wissenschaftler durch Hardware an den Missionen<br />

zum Mars. Diese vielfältigen deutschen Missionsbeteiligungen bleiben aber Stückwerk, wenn sie<br />

nicht durch ein breit angelegtes Forschungsprogramm, an dem auch Wissenschaftler teilnehmen, <strong>die</strong><br />

keine in-situ-Experimente durchführen, ergänzt <strong>und</strong> in einen Gesamtzusammenhang gestellt werden.<br />

Ein solches <strong>planeten</strong>wissenschaftlich integrierendes Programm, das den Mars im Kontext der Erde<br />

<strong>und</strong> der anderen erdähnlichen planetaren Körper sieht, kann nur <strong>die</strong> DFG fördern. Dieses Programm,<br />

für das ein Schwerpunkt <strong>die</strong> geeignetste Form ist, würde neben dem Extraterrestrik-Programm des<br />

DLR den zweite Eckpfeiler einer deutschen Beteiligung an der internationalen Marsforschung darstellen.<br />

Es würde mittelfristig <strong>die</strong> wissenschaftliche Leistungsfähigkeit der deutschen Gr<strong>und</strong>lagenforschung<br />

auf <strong>die</strong>sem Gebiet sichern. In den USA, in Frankreich, England <strong>und</strong> Italien wurden begleitende<br />

Wissenschaftsprogramme zur Unterstützung der laufenden <strong>und</strong> geplanten Missionen zum Mars bereits<br />

vor einiger Zeit begonnen.<br />

Der experimentellen Weltraumforschung wird gelegentlich vorgehalten, dass sie große <strong>und</strong> unüberschaubare<br />

Risiken eingehe. Risiken bestünden darin, dass Missionen lange Vorbereitungszeiten benötigten<br />

<strong>und</strong> während <strong>die</strong>ser intensiven Planungsphasen ihre technische <strong>und</strong> programmatische<br />

Durchführbarkeit nicht immer gesichert sei. Darüber hinaus bestehe natürlich das Risiko, dass eine<br />

Mission scheitere. Die gegenwärtige Situation zeichnet sich aber dadurch aus, dass das Gesamtrisiko<br />

gerade durch <strong>die</strong> Vielzahl der Missionen unterschiedlicher Partner – koordiniert durch IMEWG – stark<br />

gemindert wird. Heute, nach etwa vier Jahren internationalem Marsprogramm, nach zwei erfolgreichen<br />

<strong>und</strong> nach vier vorzeitig gescheiterten Missionen, können wir konstatieren, dass alleine <strong>die</strong> Datenfülle<br />

der MARS GLOBAL SURVEYOR <strong>und</strong> MARS PATHFINDER Missionen zusammen mit den vorhandenen<br />

SNC-Meteoriten ein Schwerpunktprogramm rechtfertigen würde. Darüber hinaus können wir nun<br />

aus Erfahrung glaubhaft versichern, dass verlorene Missionen nicht <strong>die</strong> Aufgabe der wissenschaftlichen<br />

Ziele implizieren: Die zur Zeit durchgeführte, sehr erfolgreiche MARS GLOBAL SURVEYOR Mission<br />

deckt weitgehend <strong>die</strong> Ziele der verlorenen MARS OBSERVER Mission ab <strong>und</strong> geht, dem Stand der<br />

Technik folgend, über MARS OBSERVER hinaus. MARS EXPRESS ist eine Mission, <strong>die</strong> den Verlust von<br />

MARS-96 mehr als wettmachen wird. Weiterhin können unter den gegenwärtigen Umständen neue<br />

Erkenntnisse wesentlich rascher als gewöhnlich umgesetzt <strong>und</strong> vertieft werden. Die Entdeckung der<br />

remanenten Magnetisierung der Marskruste durch MARS GLOBAL SURVEYOR kann schon bald durch<br />

den japanischen Satelliten NOZOMI <strong>und</strong> bald darauf durch <strong>die</strong> europäische Mission MARSEXPRESS vertieft<br />

untersucht werden.<br />

Ein Schwerpunkt kann erheblich mehr als <strong>die</strong> Förderung einzelner Anträge <strong>und</strong> <strong>die</strong> Koordination einzelner<br />

Projekte leisten. Im speziellen Fall des vorliegenden Vorschlags kann er durch <strong>die</strong> Einbindung<br />

von Wissenschaftlern ohne finanzielle Förderung (insbesondere von Max-Planck-Instituten <strong>und</strong><br />

Großforschungseinrichtungen) ein interdisziplinäres Forum für <strong>die</strong> Mars <strong>und</strong> Planetenwissenschaftler<br />

in der B<strong>und</strong>esrepublik darstellen. Man muss kritisch feststellen, dass ein solches Forum gegenwärtig<br />

fehlt. Aus ihm heraus sollten dann auch <strong>die</strong> Weltraumaktivitäten deutscher Institute besser koordiniert<br />

werden.<br />

Die noch überschaubaren Größe der Forschergemeinde <strong>und</strong> der breite interdisziplinäre Ansatz des<br />

Schwerpunkts, der <strong>planeten</strong>geologische, <strong>planeten</strong>physikalische, kosmochemisch–mineralogische <strong>und</strong><br />

biologischen Fragestelungen umfassen <strong>und</strong> integrieren will, erlaubt eine ausgesprochen ganzheitliche<br />

Sicht des Planeten Mars. Dies ist ein Vorteil gegenüber der Geowissenschaft, <strong>die</strong> weitgehend in sepa-<br />

30


Antrag Schwerpunktprogramm ”Mars <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>terrestrischen</strong> Planeten”<br />

rate Einzeldisziplinen zersplittert ist. Die ganzheitliche planetologische Sicht wirkt sicher auch befruchtend<br />

für Aspekte der Geowissenschaften.<br />

In Deutschland wurde zuletzt 1987 ein <strong>planeten</strong>wissenschaftliches Schwerpunktprogramm mit dem<br />

Thema ”Kleine Körper im Sonnensystem” eingerichtet. Dieses Schwerpunktprogramm ist als äußerst<br />

erfolgreich bewertet worden. Zu seinen Folgewirkungen gehören <strong>die</strong> Entwicklung <strong>und</strong> Einführung<br />

neuer, höchstempfindlicher Laborverfahren <strong>und</strong> <strong>die</strong> Entwicklung von in-situ Experimenten wie den<br />

ROSETTA-LANDER Experimenten ROLIS, SESAME <strong>und</strong> MUPUS sowie den ROSETTA-ORBITER Experimenten<br />

OSIRIS <strong>und</strong> VIRTIS. Die Untersuchungen von Eis unter Weltraumbedingungen im Rahmen des<br />

Schwerpunktprogramms haben letztlich auch dazu beigetragen, <strong>die</strong> Beteiligungen deutscher Wissenschaftler<br />

an den Missionen GALILEO <strong>und</strong> CASSINI an der Erforschung der Eismonde wissenschaftlich<br />

zu untermauern. Auf Gr<strong>und</strong> <strong>die</strong>ser Erfolge sollte das neue Schwerpunktprogramm zeitlich mit dem<br />

Ablauf gegenwärtiger <strong>und</strong> zukünftiger Missionen koordiniert werden. Da wir uns am internationalen<br />

Mars-Programm orientieren <strong>und</strong> einen deutlichen europäischen Akzent setzen wollen, der wegen der<br />

besonders zahlreichen Beteiligung deutscher Wissenschaftler naheliegt, geben MARSEXPRESS, MARS<br />

SURVEYOR 2005 SAMPLE RETURN <strong>und</strong> NETLANDER zeitliche Orientierungspunkte. Bei einem wünschenswerten<br />

Vorlauf von 2–3 Jahren <strong>und</strong> dem Start von MARS EXPRESS im Jahre 2003 wäre ein Beginn<br />

des Schwerpunktprogramms im Jahre 2001 sinnvoll. Sollte es zu dem Höhepunkt des internationalen<br />

Marsforschungsprogramms mit MARS SAMPLE RETURN <strong>und</strong> NETLANDER 2005 kommen,<br />

dann würde es sich anbieten, den Schwerpunkt zu verlängern.<br />

31


8. Literatur<br />

Antrag Schwerpunktprogramm ”Mars <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>terrestrischen</strong> Planeten”<br />

a) Jüngere Arbeiten der Antragsteller zum Thema<br />

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