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Sarah F. überlebte mit 14 einen schweren Mofa ... - Fragile Suisse

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Fotolia<br />

Wenn man sich <strong>mit</strong> Borrelien infiziert hat,<br />

kann man auch erst Jahre später erkranken.<br />

Nicht selten beginnt dann aufgrund der<br />

vielfältigen Beschwerdesymptomatik ein<br />

Marathon zu Ärzten aller Fachrichtungen.<br />

Welche Erkrankungen können Zecken übertragen?<br />

Zecken können das Bakterium Borrelia<br />

burgdorferi übertragen. In der Schweiz<br />

geht man davon aus, dass fast jede Dritte<br />

aller Zecken <strong>mit</strong> diesem Bakterium in fi -<br />

ziert ist. Rund 5000 bis 10 000 Personen<br />

er kranken in der Schweiz jährlich an der<br />

so genannten Lyme-Borreliose, die man<br />

<strong>mit</strong> Antibiotika behandeln kann.<br />

Zecken können aber auch das FSME-<br />

Virus übertragen. Aber nur ungefähr<br />

1 Prozent der Zecken in der Schweiz ist <strong>mit</strong><br />

dem Virus infiziert. Die Frühsommer-<br />

Meningoenzephalitis ist eine Entzündung<br />

des Gehirns und der Hirnhäute. Dagegen<br />

gibt es keine spezifischen Medikamente,<br />

als Präventionsmassnahme wird allerdings<br />

eine Impfung empfohlen.<br />

Schutz vor Zecken<br />

Die wichtigsten Massnahmen:<br />

1. Geschlossene, körperbedeckende<br />

Kleidung tragen (Hosen in die Socken<br />

stecken)<br />

2. Eventuell zeckenabweisende Mittel<br />

einsprühen<br />

3. Nach Aufenthalt im Wald Körper<br />

systematisch nach Zecken absuchen!<br />

Buch «Zecken-Krankheiten» von<br />

Dr. med. Norbert Satz – den Ratgeber<br />

kann man im Hospitalis Buchverlag<br />

bestellen oder in der FRAGILE-Bibliothek<br />

ausleihen.<br />

E-Mail an biasio@fragile.ch oder<br />

Telefon 044 360 3060.<br />

Das nationale Referenzzentrum für<br />

zeckenübertragene Krankheiten ist an<br />

der Universität Neuchâtel angesiedelt:<br />

www2.unine.ch/cnrt<br />

Kleiner Stich, grosse Konsequenzen<br />

Text: Verena Paris<br />

Gemeiner Holzbock wird die Zecke in der Umgangssprache oft genannt – und fies kann<br />

sie auch sein! Heimlich lässt sie sich auf den potenziellen Wirt fallen und kann unbemerkt<br />

auf der Kleidung herumkrabbeln, bis sie eine geeignete Stichstelle am Körper<br />

gefunden hat. Fast 30 Prozent aller Zecken in der Schweiz sind <strong>mit</strong> dem Bakterium<br />

«Borrelia burgdorferi» infiziert, circa ein Prozent übertragen das Frühsommer-<br />

Meningo enzephalitis-Virus. So gemein die Zecke, so schwierig die Diagnose: Die<br />

Symptome sind einer Grippe ähnlich, und ein Bluttest gibt nicht immer eindeutig Auskunft.<br />

Dr. Norbert Satz erklärt, warum die Diagnose oft ein Ermessensentscheid ist.<br />

Manuela N.* war 36-jährig, berufs tätig<br />

und lebte in einer Partnerschaft, als sie<br />

von einer Zecke gestochen wurde. Sie<br />

bemerkte das Tier relativ bald nach dem<br />

Spaziergang, entfernte es und notierte<br />

sich das Datum und die Uhrzeit. Sie beobachtete<br />

die Stelle, ob eine so genannte<br />

Wanderröte auftrat, achtete auf mögliche<br />

Grippesymptome. Nichts dergleichen<br />

geschah – also hakte sie das Ganze nach<br />

ein paar Monaten ab und vergass den<br />

Zecken stich.<br />

Symptome viele Monate später<br />

Eineinhalb Jahre später wurde sie plötzlich<br />

sehr müde. Sie schrieb es den Lebensumständen<br />

zu, schliesslich hatte<br />

sie <strong>einen</strong> Umzug hinter sich. Die Müdigkeit<br />

liess sich aber trotz Kürzertreten<br />

nicht abschütteln. Im Gegenteil: Es kamen<br />

in immer kürzeren Abständen intensive<br />

Kopfschmerzen hinzu. Sie suchte<br />

<strong>einen</strong> Migräne-Spezialisten auf, der sie<br />

<strong>mit</strong> Schmerz<strong>mit</strong>teln therapierte. Nichts<br />

half. Plötzlich traten kognitive Störungen<br />

auf – Manuela N. vergass vieles, hatte<br />

fast demente Zustände. Sie verwechselte<br />

Wörter, konnte die Zeit nicht mehr richtig<br />

abschätzen. Sie ging wieder zum Arzt,<br />

zu einem anderen dieses Mal. Aber auch<br />

bei ihm zeigte das Blutbild nichts Auffälliges.<br />

«Mir ist es dermassen schlecht gegangen,<br />

aber niemand hat mich ernst<br />

genommen», erinnert sich Manuela N.<br />

«Mein Umfeld verlor die Geduld <strong>mit</strong> mir,<br />

am Arbeitsplatz brachte ich die gewohnte<br />

Leistung nicht mehr, ich hatte Mühe,<br />

den Haushalt zu erledigen», für Manuela<br />

N. war es eine schwierige Zeit, denn<br />

sie wusste ja, dass es kein psychosomatischer<br />

Grund war. Heute ist sie 46 Jahre<br />

alt, inzwischen ist ihre Partnerschaft in<br />

die Brüche gegangen, die Karriere musste<br />

sie aufgeben – und seit ein paar Monaten<br />

weiss sie, dass sie eine chronische<br />

Neuroborreliose hat.<br />

40 Ärzte konsultiert<br />

«Ich hatte Entzündungen im Rückenmark<br />

und im Gehirn, begleitet von Lähmungserscheinungen<br />

», fasst Manuela N. ihre<br />

Leidensgeschichte zusammen. Insgesamt<br />

hat die junge Frau 40 verschiedene Mediziner<br />

aufgesucht, der 41. hat ihr geholfen.<br />

Nach einer zehnjährigen Odyssee hat<br />

sie endlich eine Diagnose erhalten. «Die<br />

Therapie kommt viel zu spät, trotzdem<br />

mache ich jetzt eine Antibiotika-Kur», erzählt<br />

sie, «da<strong>mit</strong> konnten wir die Entzündungen<br />

stoppen und ich brauche weniger<br />

Schmerzmedikamente. Der Arzt hat<br />

mich quasi in letzter Sekunde vor dem<br />

Rollstuhl gerettet.» Rückblickend fasst sie<br />

zusammen: «Heute würde ich die Zecke<br />

einschicken oder in der Apotheke <strong>einen</strong><br />

Test kaufen und die Zecke auf Borreliose<br />

untersuchen lassen.»<br />

Hirnleistungsschwäche wegen<br />

Borreliose<br />

Ingeborg Z.* konnte sich nicht an <strong>einen</strong><br />

Zeckenstich erinnern. Trotzdem wurde<br />

sie eines Tages von einer lähmenden<br />

Müdigkeit gequält, hatte Gelenkschmerzen,<br />

geschwollene Hände und Füsse und<br />

<strong>mit</strong> der Zeit kam eine auffällige Hirnleistungsschwäche<br />

hinzu. Sie verwechselte<br />

Wörter, konnte nicht mehr Rechnen, begrüsste<br />

Herrn Huber <strong>mit</strong> Frau Meier und<br />

notierte Telefonnummern falsch. Die gewohnt<br />

geduldige Arztsekretärin verlor<br />

schnell die Beherrschung und wurde laut.<br />

Dafür schämte sie sich und zog sich deshalb<br />

immer mehr zurück. Nach zwei Jahren<br />

hatte der Hausarzt genug von ihrem<br />

Gejammer und schickte sie zum Gefäss-<br />

Spezialisten. Dieser stellte die Lyme-Borreliose<br />

fest. «Heilen kann man die Borreliose<br />

nicht mehr, sie ist nach den vielen<br />

Jahren chronisch geworden», erzählt die<br />

inzwischen 78-Jährige. Die immer wieder<br />

auftretenden Hirnleistungsschwächen<br />

habe sie akzeptiert, da<strong>mit</strong> leben<br />

FrAgile <strong>Suisse</strong> 01 | 2012

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