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Krieg und Frieden

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XIII<br />

Als Natascha den Salon so eilig verlassen hatte, war sie nur bis in das<br />

Blumenzimmer gelaufen. Hier blieb sie stehen, horchte auf das Gespräch im<br />

Salon <strong>und</strong> wartete darauf, daß Boris herauskommen werde. Sie begann schon<br />

ungeduldig zu werden, stampfte mit dem Füßchen <strong>und</strong> war schon nahe daran,<br />

in Tränen darüber auszubrechen, daß er nicht sofort kam, als sie die<br />

wohlanständigen, weder zu langsamen noch zu schnellen Schritte des jungen<br />

Mannes hörte. Schnell sprang Natascha zwischen die Blumenkübel <strong>und</strong><br />

versteckte sich.<br />

Boris blieb mitten im Zimmer stehen, sah sich um, entfernte mit der Hand<br />

einige Stäubchen vom Ärmel seiner Uniform, trat dann an den Spiegel <strong>und</strong><br />

betrachtete sein hübsches Gesicht. Natascha, die sich mäuschenstill verhielt,<br />

lugte aus ihrem Versteck hervor, in Erwartung, was er nun wohl tun werde. Er<br />

stand ein Weilchen vor dem Spiegel, lächelte <strong>und</strong> schritt dann zur Ausgangstür<br />

hin. Natascha wollte ihn zuerst anrufen, besann sich aber dann eines anderen.<br />

»Mag er mich suchen«, sagte sie sich. Kaum war Boris fort, als durch die<br />

andere Tür Sonja hereintrat; ihr Gesicht war dunkelrot, die Tränen standen ihr<br />

in den Augen, <strong>und</strong> sie flüsterte zornig etwas vor sich hin. Nataschas erste<br />

Bewegung war, hervorzustürzen <strong>und</strong> zu ihr hinzueilen; aber sie beherrschte<br />

sich noch, blieb in ihrem Versteck <strong>und</strong> sah nun wie unter einer Tarnkappe zu,<br />

was da im Zimmer vorging. Sie empfand dabei ein ganz neues, eigenartiges<br />

Vergnügen. Sonja murmelte etwas Unverständliches <strong>und</strong> sah dabei nach der<br />

Tür, die zum Salon führte. Durch diese Tür kam jetzt Nikolai in das<br />

Blumenzimmer.<br />

»Sonja, was hast du? Wie kannst du nur so sein?« rief Nikolai <strong>und</strong> eilte zu<br />

ihr hin.<br />

»Nichts, nichts, lassen Sie mich!« schluchzte Sonja.<br />

»Nein, ich weiß, was du hast.«<br />

»Nun, wenn Sie das wissen, dann ist es ja schön! Dann gehen Sie nur zu<br />

ihr!« »So-o-onja! Hör nur ein Wort! Wie kannst du nur mich <strong>und</strong> dich um eines<br />

solchen Hirngespinstes willen quälen?« sagte Nikolai <strong>und</strong> ergriff sie bei der<br />

Hand. Sonja entriß ihm ihre Hand nicht <strong>und</strong> hörte auf zu weinen.<br />

Ohne sich zu rühren, mit angehaltenem Atem <strong>und</strong> leuchtenden Augen<br />

verfolgte Natascha aus ihrem Versteck diesen Vorgang. »Was wird nun weiter<br />

geschehen?« dachte sie.<br />

»Sonja, ich frage nichts nach der ganzen Welt! Du bist mein ein <strong>und</strong> alles!«<br />

sagte Nikolai. »Ich will es dir beweisen.«<br />

»Ich kann es nicht ertragen, wenn du mit einer andern so redest wie<br />

vorhin.«<br />

»Nun, ich werde es nicht wieder tun; aber nun verzeih mir auch, Sonja!« Er<br />

zog sie an sich <strong>und</strong> küßte sie.<br />

»Ach, wie schön!« dachte Natascha, <strong>und</strong> als Sonja <strong>und</strong> Nikolai aus dem<br />

Zimmer hinausgegangen waren, ging sie ihnen nach <strong>und</strong> rief Boris zu sich.<br />

»Boris, kommen Sie doch mal hierher!« sagte sie mit wichtiger schlauer

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