Kovo SoSe 04 (PDF - 3,7mb) - Institutsgruppe Philosophie
Kovo SoSe 04 (PDF - 3,7mb) - Institutsgruppe Philosophie
Kovo SoSe 04 (PDF - 3,7mb) - Institutsgruppe Philosophie
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Montag 16:15<br />
16:15-17:45,Walter Gartler<br />
Zwischen Tragödie und Ideologie. Zur Geschichte der<br />
<strong>Philosophie</strong> des 19. Jahrhunderts. (Kierkegaard,<br />
Nietzsche, Marx)<br />
Beginn: 8.3.20<strong>04</strong>, Hs. 2H<br />
601343 UE, 2 Std.<br />
Fächer: (2) (§ 3/2/10)<br />
Kommentar: Nachdem wir als Resultat des WS Friedrich Engels messianische Hoffnung<br />
in eine mystische Unerschöpflichkeit der humanen, d.i. der Enteignungslogik eines praktischen<br />
Atheismus folgenden Ressourcen der Gabe ins Reine geschrieben hatten, dürfte<br />
einer Fortsetzung bzw. einer Auslotung des Zwischen im Sinne eines Changierens zwischen<br />
Tragödie und Ideologie nicht mehr im Wege stehen. Schreiben wir also als Programmanschrift<br />
für das kommende SS 20<strong>04</strong> folgende These vorweg: Niemand hat wohl<br />
mehr als Kierkegaard unter der Evidenz zu leiden verstanden, bis zu welchem menschlichen<br />
Grad nämlich Hegels Logozentrismus das Recht jeder Ethik im allgemeinen vertritt.<br />
Und kein anderer Zeitgenosse hat sich der Verzweiflung mehr überantwortet gesehen als<br />
der Bewunderer der Geschichte Abrahams, der ja noch im Maskierungszwang eines<br />
pseudonymen Autor-Ichs das Ausmaß der zivilisatorischen Gewalt der Hegelschen<br />
Rechtsphilosophie anerkennen musste. Der Preis für diesen dissidenten Bezeugungs-Mut<br />
aber wird in einer Suspendierung der öffentlichen Sprache eines philosophischen Diskurses<br />
zugunsten einer Entfesselung der dissoziativen Gewalt von eruptiven Sprechgebärden<br />
bestehen. In der pseudonymen Maske eines Johannes de Silentio hat Kierkegaard<br />
also der diskriminierenden Gewalt von Hegels 'göttlicher' Sprach-Vernunft zu trotzen versucht.<br />
Die Gabe haben Marx und Engels als das das Andere der Ware genannt, aber der<br />
Tausch ist die Normalität, die Regularität, die von der Gabe vorausgesetzt werden muß,<br />
um sie zu durchbrechen, d.h. sie kann sich selbst bloß in der Überschreitung des Tauschprinzips<br />
als Gabe erweisen, indem sie in der Tat gar nichts anderes zu geben hat, als daß<br />
sie als ein Zeichen der Überschreitung gelesen zu werden begehrt. In Wahrheit dürfte sie<br />
als Gabe gar nicht als solche identifiziert werden, um nicht als bloße Ostentation, Eitelkeit<br />
sich im Augenblick ihres Vollzugs als ihre eigne bloße Simulation zu dementieren.<br />
Man kann nur das geben, was man nicht hat, damit das Dargebotene, die Gabe als ein<br />
Zeichen der Liebe empfunden, angenommen werden könnte<br />
Literatur:<br />
Kierkegaard: Furcht und Zittern<br />
Nietzsche: Jenseits von Gut und Böse<br />
Marx: Das kommunistische Manifest<br />
Derrida: Falschgeld<br />
22<br />
gefährdet