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No 9-10, Sept,/0ct. 1971

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Den Fischern - volr einem Nichtfischer<br />

Von Peter Pee<br />

Fischen ist für mich ungefähr dies,<br />

Man nimmt eine lange Rute, bindet daran eine Schnur und an sie einen<br />

gebogenen Draht und steckt an diesen einen Wurm. Der Wurm wird darau{<br />

(anr Drah1, an der Schnur, an der Rute) ins Wasser geworfen, ein wenig geschwemmt<br />

und wieder hochgezogen. N{eistens ist er dann nicht mehr arn Draht,<br />

sondern verschwttnden. Sei es, daß er sich selbst freiuracl-rte und auf eieene<br />

Rechnung und Gefahr herumschwimmt. sei cs, daß er von hungrigen Fisöhen<br />

abgeknabbert wurde.<br />

Es kann freilich - in ganz seltenen und ausgesprochenen Glücltsfällen<br />

vorkommen, daß am Draht statt des Wurms ein Fisch baumelt. fn diesen Fällen<br />

ist der Wtrrm im Magen des Fisches zu finden, vorausgesetzt,'daß der Fischcr<br />

noch nach ihm sucht. Der Fischer wird dies aber nicht tun. denn seine iFreude<br />

über den vollkommen unerwarteten Fang wird so groß sein, daß er sple'ndid<br />

einen neuen Wurm aus der Konservenbüchse, die neben ihm im Gras steht,<br />

zupft trnd an den Draht spießt.<br />

Ich bin mir vollkommen bewul3t, dalJ das alles erundfalsch ist. Weil ich<br />

aber ein totaler Fischlaie bin, kann mir niemand einen Vorwurf machen, wenn<br />

ich nicht dic raffinierten Details der Fischkunst erfaßt habe.<br />

Zwei Faktoren sind rnir {reilich bekannt, Wer Rheumatismus hat und wer<br />

nicht über eine geradezu unheimliche Geduld ver{ügt, lasse gescheiter die Hände<br />

von einer Fischangel weg. Lieber ohne Fische im Kessel herumlaufen. als gebeugt,<br />

rnit ekligen Schmerzen im Rücken oder am Hals.<br />

Man nnterscheidet zlvischen Berufsfischern und Amateuren. Die Berufsfischer<br />

haben es in sich. Wie unsereiner manchmal hintereinander die richtieen<br />

Schreibmaschinentasten trifft, ohne auf die Tastatur der Schreibmaschine -zu<br />

sehen, ziehen die Berufs{ischer ihre zappelnde Beute aus dem Wasser. Herz und<br />

wenn sie sie hätten, wäre das<br />

sportliche l3egeisterung gehen ihnen dabei ab -<br />

Fischen schon gar nicht als ihr Beruf zu bewerten.<br />

Intcressanter sind die Amateure. Ihnen ist das Fischen mehr als uns die<br />

Lekiüre eines guten Buches. Sie schmeißen mit Fachausdrücken um sich. sie<br />

beschweren das Vorfach mit Blei und befestigen ein verstellbares aus Kork, Federspule<br />

oder Rohr hergestelltes FlolJ, das den Köder in bestimmter Wassertierfe<br />

hält und zur Beobachluns des Anbeißens dient, wenn sie Grundfischerei treiben.<br />

Sie wissen haargenau, daß für Karpfen, Schleien und Barben der Köder am<br />

Grund, für Barsche und Weißfische in miltlerer Wasserhöhe liegen muß.<br />

Das Lieblingsmenü der einzelnen Fische ist ihnen bekannt. Weißfische schätzen<br />

Körner und Maden, die meisten andern Fische den (mir ebenfalls nicht unbekannten)<br />

Regenwurm, und die größeren Raubfische. wie zum Beispiel der<br />

Hecht, werden mit Fischfleisch oder aber niederträchtigerweise mit einem nachgebildeten<br />

Fischchen gefangen. <strong>No</strong>ch lieber als die Grundfischerei betreiben die<br />

Anetenre die Fliegenfischerei, bei der nicht etwa Fliegen gefischt. sondern mit<br />

Fliegen gefischt wird. Dabei handelt es sich nun nicht etwa um einen doppelten<br />

Spori, bei dem zuerst die Fliegen gefangen und dann die Fische gefischt rverden.<br />

sondern es werden vorzuqsweise künstliche Insekten, die mit dem Haken verbunden<br />

au{ die Oberfläche des Wassers gewor{en lverden, verwendet.<br />

Die Amateure erklären jederzeit und ohne zu stottern den Unterschied<br />

zwischen Senk-, Wurf-, Grund-, Stand- und Legeangeln; sie können stundenlang<br />

darüber diskutieren, ob es besser sei, eine Angelschnur aus farbigem oder durchsichtigem<br />

Nylon zu verwenden, wieviel Bleikügelchen am Vorfach befestigt werden<br />

müssen und wie die durch den Wasserknoten oder durch das Anwindbn<br />

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