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Land unter in Dresden

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Erster Kontakt zu Überlebenden <strong>in</strong> den Trümmern.<br />

nommen wurde, konnte über die<br />

Wechselspreche<strong>in</strong>richtung des<br />

Ortungsgerätes wichtige Informationen<br />

für die SEEBA-Helfer<br />

erhalten. Nach Auskunft der Türk<strong>in</strong><br />

mußten sowohl ihre Mutter als<br />

auch der Vater <strong>unter</strong> den Trümmern<br />

des Hauses verschüttet se<strong>in</strong>.<br />

Nach cirka vier Stunden waren<br />

die Bergungshelfer zum ehemaligen<br />

Schlafzimmer durchgedrungen.<br />

Der Arzt, Dr. Wranze-Bielefeld,<br />

konnte die Erstversorgung<br />

der Schwerverletzten vornehmen.<br />

Für den Ehemann, der auch<br />

auf dem Bett e<strong>in</strong>geklemmt war,<br />

kam jedoch jede Hilfe zu spät. Fieberhaft<br />

wurde mit Aufbruchhammer<br />

und hydraulischer Schere<br />

e<strong>in</strong> Tunnel <strong>in</strong>s Freie geschaffen.<br />

Mit Schleifkorb und Bergeschleppe<br />

wurde die Person aus den<br />

Trümmern gerettet. Knapp 36<br />

Stunden nach dem Beben konnte<br />

die Frau zur weiteren Versorgung<br />

an die örtlichen Sanitätsstellen<br />

weitergegeben werden. Viele<br />

umstehende Personen brachen<br />

beim Anblick der Frau <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />

tosenden Jubel aus - e<strong>in</strong> Moment,<br />

bei dem jedem Mitglied der<br />

SEEBA Schauer über den Rücken<br />

liefen, war es doch die erste Lebendrettung<br />

<strong>in</strong> der E<strong>in</strong>satzgeschichte<br />

der SEEBA.<br />

Die Ortungs- und Bergungshelfer<br />

der SEEBA konnten diesen<br />

Augenblick aber nicht lange genießen,<br />

es mußte umgehend die<br />

Arbeit an der nächsten Schadensstelle<br />

aufgenommen werden.<br />

Abgelöst wurde die erste<br />

Mannschaft erst <strong>in</strong> der Nacht, als<br />

nachalarmierte SEEBA-Kräfte <strong>in</strong><br />

Izmit e<strong>in</strong>trafen. Das vorläufige<br />

Camp am Marktplatz wurde verlegt,<br />

die SEEBA "residierte" nun<br />

auf e<strong>in</strong>em Gelände direkt neben<br />

der Feuerwehr Izmit. Dies hatte<br />

den Vorteil, daß hier sanitäte Anlagen<br />

mitbenutzt und Wasser zur<br />

Tr<strong>in</strong>kwasseraufbereitung gezogen<br />

werden konnte.<br />

Szenen der<br />

Dankbarkeit<br />

Inzwischen waren aus Deutschland<br />

e<strong>in</strong>e dritte SEEBA-Mannschaft<br />

und fünf Logistikhelfer auf<br />

dem Weg <strong>in</strong> die Türkei. Mit der Logistikausstattung,<br />

die mit Lufthansa-Cargo<br />

aus Köln/Bonn kommend<br />

<strong>in</strong> Istanbullandete, wurde<br />

nun e<strong>in</strong> richtiger Camp-Betrieb<br />

aufgenommen, das erste Mal<br />

standen den E<strong>in</strong>satzkräften nun<br />

Feldbetten und warm.e Verpflegung<br />

zur Verfügung.<br />

Die Lage im Erdbebengebiet<br />

hatte sich gegen Ende der Woche<br />

verschlechtert, denn e<strong>in</strong>setzender<br />

Regen machte Chancen auf<br />

weitere Lebendrettungen immer<br />

unwahrsche<strong>in</strong>licher, nach<br />

menschlichem Ermessen konnte<br />

aber auch davon ausgegangen<br />

werden, daß sich so lange nach<br />

dem Beben ke<strong>in</strong>e Lebenden<br />

mehr <strong>unter</strong> den Trümmern der<br />

vielen zerstörten Häuser bef<strong>in</strong>den<br />

würden.<br />

Es wurde damit begonnen, alles<br />

für die Rückkehr nach<br />

Deutschland vorzubereiten. Aufgrund<br />

des großen Andrangs auf<br />

dem Flughafen Istanbul konnten<br />

die Heller nicht zusammen nach<br />

Deutschland zurückkehren, die<br />

letzten trafen e<strong>in</strong>e Woche nach<br />

dem verheerenden Beben wieder<br />

wohlbehalten auf dem Frankfurter<br />

Flughafen e<strong>in</strong>, wo sich immer<br />

wieder rührende Szenen der<br />

Dankbarkeit von türkischen<br />

Staatsangehörigen gegenüber<br />

den E<strong>in</strong>satzkräften abspielten.<br />

Die Helfer<strong>in</strong>nen und Helfer wurden<br />

von Vertretern der Politik und<br />

der THW-Leitung auf Rhe<strong>in</strong>IMa<strong>in</strong><br />

empfangen, selbst Bundes<strong>in</strong>nenm<strong>in</strong>ister<br />

Otto Schily kam extra<br />

aus Berl<strong>in</strong>, um zusammen mit<br />

THW-Direktor Gerd-Jürgen Henkel<br />

e<strong>in</strong> Team der erschöpften Helfer<br />

<strong>in</strong> Deutschland zu begrüßen.<br />

Über das Willkommensgeschenk<br />

des M<strong>in</strong>isters haben sich die Helfer<br />

sehr gefreut: Statt des bisher<br />

üblichen Erholungstages wurden<br />

den E<strong>in</strong>satzkräften nun zwei freie<br />

Tage nach dem schweren E<strong>in</strong>satz<br />

zugesprochen.<br />

Der E<strong>in</strong>satz der SEEBA <strong>in</strong> Izmit<br />

hat sich gelohnt, konnten die <strong>in</strong>sgesamt<br />

76 e<strong>in</strong>gesetzten Helfer<strong>in</strong>nen<br />

und Helfer doch fünf Personen<br />

lebend aus den Trümmern<br />

retten. Leider mußten auch über<br />

30 Tote geborgen werden.<br />

Andreas Bachtler<br />

Medienberichte<br />

In der Filmstelle der THW-Leitung<br />

wurden <strong>in</strong>sgesamt 80<br />

Stunden Fernsehbilder zum<br />

Erdbeben <strong>in</strong> der Türkei mitgeschnitten.<br />

Anfragen an Frau<br />

Dung, Te1.0228-940l830, E-Mail:<br />

referat.f5@thw.de<br />

Technisches Hilfswerk 3/99<br />

5

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