Umschau - Europäische Sicherheit & Technik
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ES&T Spezial: das neue BAAINBw <br />
ES&T: Haben sich durch die Zusammenführung<br />
der personellen und materiellen<br />
Ressourcen von BWB und IT-Amt neue Zuständigkeiten<br />
in den Projekten ergeben?<br />
Wardecki: Die Zuständigkeiten in den Projekten<br />
des BWB und des IT-Amtes waren<br />
in der Vergangenheit klar geregelt und<br />
wurden entsprechend in die neue Struktur<br />
überführt. So hat sich auf Projektleiterebene<br />
eigentlich nichts geändert. Was neu geregelt<br />
wurde, ist die fachliche Zuständigkeit<br />
der beiden Vizepräsidenten hinsichtlich der<br />
Abteilungen und somit auch der Dienststellen.<br />
Brigadegeneral Veit ist fachlich<br />
zuständig für die Abteilungen Informationstechnik<br />
(I), IT-Unterstützung (G), Einkauf<br />
(E), Land-Unterstützung (U) sowie die<br />
Sonderorganisation Herkules (H), während<br />
die Abteilungen Ausrüstungsmanagement<br />
und Strategie (P), Kampf (K), See (S), Luft<br />
(L), Qualität/Logistik (Q) und Zentrale Angelegenheiten<br />
(Z) in meiner Zuständigkeit<br />
liegen. Damit sind die Verantwortlichkeiten<br />
im BAAINBw klar geregelt.<br />
ES&T: Welche Erwartungen verbinden Sie<br />
mit dem novellierten CPM?<br />
Wardecki: Ich bin davon überzeugt, dass<br />
der novellierte CPM einen wesentlichen<br />
Beitrag dazu leisten wird, ein durchgängiges<br />
Fähigkeitsmanagement im Verantwortungsbereich<br />
der Streitkräfte und ein<br />
durchgehendes Risikomanagement über<br />
den gesamten Beschaffungs- und Nutzungsprozess<br />
im Verantwortungsbereich<br />
AIN zu ermöglichen. Der Verzicht auf langwierige<br />
konsensuale Abstimmungs- und<br />
Entscheidungsprozesse im Rahmen von<br />
Mitzeichnungen wird zu einem spürbaren<br />
Zeitgewinn im Prozessablauf führen. In der<br />
Analysephase erwarte ich die Erarbeitung<br />
„echter“ Lösungsalternativen, die dem<br />
Generalinspekteur den Handlungsspielraum<br />
eröffnet, die beste Lösung für die<br />
strategischen Ziele der Bundeswehr auszuwählen.<br />
Der neue Prozess schafft zudem<br />
eindeutige Verantwortlichkeiten und klare<br />
Strukturen. Insgesamt stellen die Maßnahmen<br />
und Verfahren des novellierten CPM<br />
im Verbund mit der neuen Rüstungs- und<br />
Nutzungsorganisation eine deutliche Optimierung<br />
des aktuellen Prozesses dar. Wir<br />
sind erst am Anfang eines langen Weges,<br />
aber die Grundlagen sind hiermit gelegt.<br />
Sie müssen nun mit Leben gefüllt werden.<br />
Dies erfordert auch ein Umdenken<br />
in den Köpfen bei allen Prozessbeteiligten<br />
hin zu Übernahme von Verantwortung<br />
und gegenseitigem Vertrauen. Insofern<br />
ist der Erfolg des neuen Prozesses eng<br />
mit einer „Kultur der Verantwortung und<br />
des Vertrauens“ verknüpft. Durch die Zusammenführung<br />
der Verantwortung für<br />
Ausrüstung, IT und Nutzung in einer Hand<br />
im BAAINBw und den novellierten CPM<br />
beschleunigen und verbessern wir das Projektmanagement<br />
und erhöhen damit den<br />
Nutzen für die Truppe.<br />
ES&T: Welche Auswirkungen hat das neue<br />
(europäische) Vergaberecht für die Bereiche<br />
<strong>Sicherheit</strong> und Verteidigung auf die<br />
praktische Arbeit des BAAINBw?<br />
Wardecki: Die größte Änderung liegt darin,<br />
dass die Ausnahmen von der Anwendung<br />
des europäischen Vergaberechts<br />
wegen Berührung von „wesentlichen<br />
<strong>Sicherheit</strong>sinteressen“ weit weniger zur<br />
Anwendung kommen. Die betroffenen<br />
Vergabeverfahren werden<br />
damit nicht mehr nach nationalem<br />
Haushaltsvergaberecht<br />
geführt, sondern europaweit<br />
ausgeschrieben.<br />
Unverändert können aber<br />
technische Besonderheiten<br />
(z.B. bei erforderlicher Systemintegration)<br />
oder bestehende<br />
Schutzrechte dazu<br />
führen, dass ein Auftrag<br />
nur von einem bestimmten<br />
Unternehmen durchgeführt<br />
werden kann. Dies kommt<br />
im Bereich des BAAINBw,<br />
auch bei volumenstarken<br />
Aufträgen, vor. Bei insgesamt<br />
über 8.000 Vergabeverfahren,<br />
die das BWB<br />
seit dem Inkrafttreten des<br />
neuen europäischen Vergaberechts<br />
für die Bereiche<br />
<strong>Sicherheit</strong> und Verteidigung am 21. August<br />
2011 bis Ende September 2012 durchgeführt<br />
hat, war die beobachtete Beteiligung<br />
ausländischer Bieter etwa auf dem<br />
Niveau der Zeit vor dem 21. August 2011.<br />
Bei Auftragswerten unter dem Schwellenwert<br />
von 400.000 € zeichnet sich sogar<br />
eine abnehmende Tendenz ab. Insgesamt<br />
lässt sich feststellen, dass Vergaben zu bereits<br />
eingeführten Waffensystemen in der<br />
Regel ein ausgeprägtes Know-how und<br />
Systemkenntnisse der Auftragnehmer erfordern.<br />
Für bisher nicht etablierte Bieter,<br />
auch solche aus dem Ausland, besteht daher<br />
oft nur ein geringes Interesse an den<br />
Ausschreibungen. Eine deutlich stärkere<br />
Beteiligung ausländischer Bieter als bisher<br />
könnte sich dagegen bei Vergaben zu neuen,<br />
eigenständigen Systemen einstellen.<br />
ES&T: Welche Wege in der Personalgewinnung<br />
wird das BAAINBw gehen, um weiterhin<br />
hoch qualifizierte Nachwuchskräfte<br />
für sich zu interessieren?<br />
Wardecki: Ab dem 1. Dezember 2012 ist<br />
das Bundesamt für Personalmanagement<br />
der Bundeswehr (BAPersBw) für die Perso-<br />
nalgewinnung der Bundeswehr zuständig.<br />
Das BAAINBw wird sich in enger Abstimmung<br />
mit dem BAPersBw weiterhin intensiv<br />
um hoch qualifizierte Nachwuchskräfte<br />
bemühen. Insbesondere wird die<br />
Nachwuchsgewinnung für die technischen<br />
Laufbahnen, die für das BAAINBw als größter<br />
technischer Oberbehörde Deutschlands<br />
von grundlegender Bedeutung ist, vor dem<br />
Hintergrund der starken Nachfrage nach<br />
Ingenieuren, Wissenschaftlern und Technischen<br />
Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt<br />
sowie dem gleichzeitig stattfindenden<br />
demografischen Wandel eine große Herausforderung<br />
bleiben. Es gilt, die äußerst<br />
vielfältigen Arbeits-<br />
„Durch die Zusammenführung<br />
der<br />
Verantwortung für<br />
Ausrüstung, IT und<br />
Nutzung in einer<br />
Hand im BAAINBw<br />
und den novellierten<br />
CPM beschleunigen<br />
und verbessern wir<br />
das Projektmanagement<br />
und erhöhen<br />
damit den Nutzen<br />
für die Truppe.“<br />
und Einsatzmöglichkeiten<br />
in den technischen<br />
Verwendungen<br />
im BAAINBw und seinen<br />
Wehrtechnischen<br />
Dienststellen, die kaum<br />
ein anderer Arbeitgeber<br />
seinen Mitarbeitern<br />
bieten kann, einem<br />
breiten Interessentenkreis<br />
darzustellen<br />
und zu präsentieren.<br />
Absolventen einer geeigneten<br />
technischen<br />
Berufsausbildung oder<br />
eines technischen Fachhochschul-<br />
bzw. Hochschulstudiums<br />
werden<br />
im Rahmen eines Vorbereitungsdienstes<br />
–<br />
bereits im Beamtenstatus<br />
– vertiefte Spezialkenntnisse in sechs<br />
wehrtechnischen Fachgebieten aus den<br />
Bereichen Informationstechnik, Nachrichtentechnik,<br />
Luft- und Raumfahrttechnik,<br />
Maschinenbau, Schiffbau, Schiffsmaschinenbau,<br />
Energieversorgung und Waffen-<br />
bzw. Schutztechnologien vermittelt.<br />
Theoretisch erworbenes Wissen wird in<br />
sich unmittelbar anschließenden praktischen<br />
Ausbildungsphasen in Teamarbeit<br />
mit erfahrenen Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeitern direkt am wehrtechnischen<br />
Projekt vertieft. Zur Darstellung dieser interessanten<br />
Berufsbilder im BAAINBw und<br />
seinen Dienststellen wird der persönliche<br />
Kontakt von erfahrenen Ingenieuren und<br />
<strong>Technik</strong>ern mit Interessenten, die aufgrund<br />
der angehobenen Einstellungsaltershöchstgrenze<br />
von 50 Jahren vielfach<br />
über einen großen Erfahrungsschatz aus<br />
dem Projektmanagement verfügen, in<br />
den Vordergrund rücken. Die authentische<br />
Darstellung des Arbeitsplatzes in der<br />
Wehrtechnik mit seinen vielfältigen Tätigkeitsfeldern<br />
ist die Basis für das Interesse<br />
von hoch qualifizierten Bewerbern.<br />
Die Fragen stellte Peter Boßdorf<br />
Dezember 2012 · <strong>Europäische</strong> <strong>Sicherheit</strong> & <strong>Technik</strong><br />
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