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Anthropozentrisches Weltbild? - Katholische-theologie.ph-gmuend.de

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Andreas Benk<br />

<strong>Anthropozentrisches</strong> <strong>Weltbild</strong>?<br />

Bemerkungen zur Stellung <strong>de</strong>s Menschen im Kosmos<br />

aus <strong>de</strong>n Perspektiven von Physik, Philoso<strong>ph</strong>ie und Theologie<br />

Vortrag,<br />

gehalten am 1 1. Mai 1994 im Tübinger Theologicum<br />

im Rahmen <strong>de</strong>s öffentlichen Kolloquiums<br />

"Unser Kosmos - Naturwissenschaftliche und <strong>ph</strong>iloso<strong>ph</strong>isch-theologische Aspekte"<br />

gemeinsam veranstaltet vom<br />

Institut für Theoretische Physik (Prof. Dr. Amand Fäßler)<br />

und vom<br />

Institut für Ökumenische Forschung (Prof. Dr. Hans Küng)


Inhaltsübersicht und Thesenblatt<br />

I. Grundsätzliche Überlegungen:<br />

(1) Das jeweilige Bild <strong>de</strong>s Kosmos prägt das Selbstverständnis <strong>de</strong>s Menschen.<br />

(2) Unterschiedliche Be<strong>de</strong>utungen von Anthropozentrik in Theologie, Philoso<strong>ph</strong>ie und<br />

Physik verwirren die Diskussion um ein anthropozentrisches <strong>Weltbild</strong>.<br />

(3) Unsere Neigung zu Egozentrismus, Ethnozentrismus und naivem Anthropozentrismus<br />

begrün<strong>de</strong>t einen negativen Anfangsverdacht gegen ein anthropozentrisches <strong>Weltbild</strong>.<br />

II. Emanzipation <strong>de</strong>r Physik und Philoso<strong>ph</strong>ie von <strong>de</strong>r Theologie:<br />

(4) Bis zur Neuzeit lassen sich Kosmologie, Philoso<strong>ph</strong>ie und Theologie noch (mehr o<strong>de</strong>r<br />

weniger) zwanglos vereinbaren: ptolemäisches <strong>Weltbild</strong>, aristotelische Philoso<strong>ph</strong>ie und<br />

christliche Schöpfungs<strong>theologie</strong> können sich gegenseitig ergänzen, bestätigen und<br />

veranschaulichen.<br />

(5) Mit <strong>de</strong>m Aufkommen eines neuen Verständnisses von Naturwissenschaft beginnen sich<br />

Astronomie und Physik von <strong>de</strong>r Theologie zu emanzipieren. Astronomische Erkenntnisse<br />

nehmen <strong>de</strong>m Menschen seine bevorzugte Position im Kosmos. Diese Relativierung<br />

<strong>de</strong>s Menschen setzt sich in <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Physik fort.<br />

(6) Zugleich rückt die neuzeitliche Philoso<strong>ph</strong>ie (Descartes, Kant) <strong>de</strong>n Menschen als erkennen<strong>de</strong>s<br />

Subjekt ins Zentrum <strong>de</strong>s Denkens.<br />

III. Auswirkungen auf die Theologie und ihr Verhältnis zu <strong>de</strong>n Wissenschaften:<br />

(7) Nach langen und zähen Abwehrreaktionen von Theologie und Kirche gegen die neue<br />

Physik kommt es zur Entkoppelung von schöpfungstheologischem Denken und<br />

"weltbildhafter Einkleidung".<br />

(8) Als Abwehrreaktion auf die neuzeitliche Philoso<strong>ph</strong>ie wird <strong>de</strong>ren "Anthropozentrik", die<br />

als unvereinbarer Gegensatz zu "Theozentrik" interpretiert wird, zurückgewiesen und<br />

als eine Verkehrung <strong>de</strong>s eigentlichen Seins <strong>de</strong>s Menschen beurteilt.<br />

IV. Neuere theologische Bestimmungen <strong>de</strong>r Stellung <strong>de</strong>s Menschen im Kosmos:<br />

(9) In unserem Jahrhun<strong>de</strong>rt zeichnet sich in <strong>de</strong>r Theologie im Rahmen einer vorsichtigen<br />

Neubewertung <strong>de</strong>r neuzeitlichen Philoso<strong>ph</strong>ie zunächst eine positive Beurteilung einer<br />

"wahren Anthropozentrik" ab, die auf "Theozentrik" hingeordnet ist.<br />

(10) Für die gegenwärtige ökologische Krise wird die christliche Anthropozentrik<br />

(mit)verantwortlich gemacht und statt <strong>de</strong>ssen eine "Physiozentrik" o<strong>de</strong>r "Biozentrik"<br />

gefor<strong>de</strong>rt.<br />

(11) Einige Theologen rechtfertigen bis heute ein anthropozentrisches <strong>Weltbild</strong>, lehnen aber<br />

einen "schrankenlosen Anthropozentrismus" ab (A. Auer).<br />

(12) An<strong>de</strong>re Theologen lehnen heute eine anthropozentrische Weltanschauung ab; einige<br />

weisen sie sogar als unbiblisch zurück, verstehen <strong>de</strong>n Menschen als "Mitglied <strong>de</strong>r<br />

Schöpfungsgemeinschaft" und erhoffen sich von Naturwissenschaft und Theologie ein<br />

"ökologisches Weltbewußtsein" (J. Moltmann).<br />

V. Schlußbemerkungen zum Verhältnis von Theologie und Physik


3<br />

<strong>Anthropozentrisches</strong> <strong>Weltbild</strong>?<br />

Bemerkungen zur Stellung <strong>de</strong>s Menschen im Kosmos<br />

aus <strong>de</strong>n Perspektiven von Physik, Philoso<strong>ph</strong>ie und Theologie<br />

Obwohl ich heute als Theologe auf das Referat <strong>de</strong>s Physukiers Prof. Dr. Günter<br />

Staudt antworten soll, fühle ich mich in dieser Rolle nur bedingt "parteiisch".<br />

Ich kenne aus meiner Studienzeit in Tübingen sowohl einige <strong>de</strong>r Physiker als<br />

auch <strong>de</strong>r Theologen, die an diesem Kolloquium teilnehmen. Jahrelang pen<strong>de</strong>lte<br />

ich zwischen Morgenstelle und Kupferbau, zwischen <strong>de</strong>n Veranstaltungen von<br />

Küng und Müther, Moltmann und Staudt. Für mich war dies ein Eintauchen in<br />

zwei getrennte Welten mit <strong>de</strong>utlich unterschiedlichem Klima - auch außerhalb<br />

von Vorlesungen und Seminaren. Schon die Atmos<strong>ph</strong>äre in <strong>de</strong>n jeweiligen<br />

Vorlesungssälen (und Mensen!) war verschie<strong>de</strong>n, die Gesprächsthemen, die<br />

Denkweisen, <strong>de</strong>r Umgangston in <strong>de</strong>n Seminaren o<strong>de</strong>r Praktika. Es liegen<br />

tatsächlich Welten zwischen <strong>de</strong>m Theologicum und <strong>de</strong>n <strong>ph</strong>ysikalischen Instituten.<br />

Die Spaltung unserer Kultur in eine natur- und eine geisteswissenschaftliche<br />

Kultur, von <strong>de</strong>r Charles P. Snow spricht, 1 konnte ich so unmittelbar und mit<br />

geteilten Sympathien erleben.<br />

Mein Beitragt ist nicht als Vortrag mit hohem systematischen Anspruch<br />

gedacht, son<strong>de</strong>rn als Diskussionsanregung in einem Kolloquium. Ich lege keine<br />

fertigen Thesen vor, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n Versuch, durch Begriffsklärungen, historische<br />

Erinnerungen und <strong>de</strong>n Verweis auf Zusammenhänge unnötige Mißverständnisse<br />

1<br />

Vgl. C. P. Snow, Die zwei Kulturen. Re<strong>de</strong> Lecture (1959) in: Die zwei Kulturen: Literarische<br />

und naturwissenschaftliche Intelligenz. C. P. Snows These in <strong>de</strong>r Diskussion, hrsg.<br />

von Helmut Kreuzer, München 1987, 19-96.


4<br />

im Gespräch zwischen Theologen und Physikern zu verhin<strong>de</strong>rn. Am En<strong>de</strong> will<br />

ich mich <strong>de</strong>nnoch einer kurzen Stellungnahme nicht entziehen.<br />

I. Grundsätzliche Überlungen:<br />

These 1:<br />

Das jeweilige Bild <strong>de</strong>s Kosmos prägt das Selbstverständnis <strong>de</strong>s Menschen.<br />

Den Vorstellungen, die sich die Menschen im Verlauf <strong>de</strong>r Geschichte vom<br />

Kosmos gemacht haben, kam immer beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung zu. Sie beinhalten<br />

zumin<strong>de</strong>st implizit auch eine Vorstellung <strong>de</strong>s Menschen von sich selbst, über<br />

<strong>de</strong>n Ort und die Be<strong>de</strong>utung, die er sich in diesem Kosmos zuschreibt, und lassen<br />

oftmals Rückschlüsse zu über die jeweiligen Hoffnungen, Phantasien und<br />

Ängste <strong>de</strong>s Menschen. Dies gilt für das babylonische <strong>Weltbild</strong> und für <strong>de</strong>n<br />

griechischen Kosmos, für das <strong>Weltbild</strong> <strong>de</strong>s Mittelalters genauso wie für neuzeitliche<br />

Kosmologien. Das Bild vom Universum hatte stets Rückwirkungen auf<br />

das Bild vom Menschen. "Die Frage nach <strong>de</strong>r Welt im Ganzen, <strong>de</strong>m Kosmos,<br />

seinem Anfang, seinem Wer<strong>de</strong>n, seinem En<strong>de</strong>", schreibt Klaus Mainzer, "ist<br />

zugleich die Frage nach <strong>de</strong>r Stellung <strong>de</strong>s Menschen im Kosmos, seiner Vergangenheit<br />

und seiner Zukunft." 2<br />

Max Scheler, <strong>de</strong>r als Begrün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen <strong>ph</strong>iloso<strong>ph</strong>ischen Anthropologie<br />

gilt, verknüpft <strong>de</strong>mentsprechend die Frage nach <strong>de</strong>r Stellung <strong>de</strong>s Menschen im<br />

Sein mit <strong>de</strong>r Frage nach <strong>de</strong>m "Wesen", <strong>de</strong>r "Natur" <strong>de</strong>s Menschen. Seine kleine<br />

2<br />

Klaus Mainzer, Philoso<strong>ph</strong>ie und Geschichte <strong>de</strong>r Kosmologie, in: J. Audretsch und K.<br />

Mainzer (Hrsg.), Vom Anfang <strong>de</strong>r Welt: Wissenschaft, Philoso<strong>ph</strong>ie, Religion, Mythos,<br />

München 1989, 13.


5<br />

Schrift von 1928 mit <strong>de</strong>m Titel "Die Stellung <strong>de</strong>s Menschen im Kosmos" 3<br />

versucht auf diese Weise die Frage "Was ist <strong>de</strong>r Mensch?" zu beantworten.<br />

Fragen nach <strong>de</strong>r Stellung <strong>de</strong>s Menschen im Sein und d.h. nach <strong>de</strong>m Wesen, <strong>de</strong>r<br />

Natur <strong>de</strong>s Menschen, wer<strong>de</strong>n immer dann mit beson<strong>de</strong>rem Nachdruck gestellt,<br />

wenn das "Selbstbewußtsein" <strong>de</strong>s Menschen gestört ist. "Wir sind in <strong>de</strong>r<br />

ungefähr zehntausendjährigen Geschichte das erste Zeitalter", stellt schon<br />

Scheler fest, "in <strong>de</strong>m sich <strong>de</strong>r Mensch völlig und restlos 'problematisch' gewor<strong>de</strong>n<br />

ist; in <strong>de</strong>m er nicht mehr weiß, was er ist, zugleich aber auch weiß, daß er<br />

es nicht weiß." 4 Helmuth Plessner ergänzt dies, in<strong>de</strong>m er ebenfalls im Jahr 1928<br />

<strong>de</strong>n Menschen als "utopisches Wesen" charakterisiert: er ist konstitutiv wurzellos,<br />

heimatlos, er steht im Nirgendwo, es ist ihm nicht gegeben zu wissen, "wo"<br />

er steht - aber gera<strong>de</strong> darum sucht <strong>de</strong>r Mensch immer wie<strong>de</strong>r neu nach <strong>de</strong>m Ort,<br />

<strong>de</strong>r ihm zukommt und <strong>de</strong>n er einnehmen kann. 5<br />

Krisenzeiten provozieren anthropologische Fragen: wo alles fraglich gewor<strong>de</strong>n<br />

ist, versucht <strong>de</strong>r Mensch als erstes sich wie<strong>de</strong>r seiner selbst zu vergewissern.<br />

Die Frage nach <strong>de</strong>r Stellung <strong>de</strong>s Menschen im Kosmos und damit die Frage, ob<br />

<strong>de</strong>m Menschen in diesem Kosmos in irgen<strong>de</strong>iner Weise eine beson<strong>de</strong>re, eine<br />

hervorgehobene Stellung zukommt, dient <strong>de</strong>r Orientierung und Selbstvergewisserung<br />

<strong>de</strong>s Menschen.<br />

Daß im übrigen astro<strong>ph</strong>ysikalische Erkenntnisse, aber auch schon vage<br />

Hypothesen, das Selbstverständnis und das Lebensgefühl <strong>de</strong>s Menschen prägen<br />

können, läßt sich sehr anschaulich an <strong>de</strong>r Gegenwartsliteratur illustrieren. Ein<br />

Beispiel sind die "Reflexionen", die Botho Strauß 1992 veröffentlichte. Bis in<br />

<strong>de</strong>n Titel "Beginnlosigkeit" wirkt sich hier die - exotische - "Steady<br />

3<br />

Max Scheler, Die Stellung <strong>de</strong>s Menschen im Kosmos, Bern 1978 (7. Auflage).<br />

4<br />

Max Scheler, Mensch und Geschichte, in: Ders., Philoso<strong>ph</strong>ische Weltanschauung. Dritte,<br />

durchgesehene Auflage, hrsg. von Maria Scheler, Bern 1968, 62.<br />

5<br />

Vgl. Helmuth Plessner, Die Stufen <strong>de</strong>s Organischen und <strong>de</strong>r Mensch: Einleitung in die<br />

<strong>ph</strong>iloso<strong>ph</strong>ische Anthropologie, Berlin und New York 1975, 341-346.


6<br />

state-Theory" von Fred Hoyle aus. Im Verlauf <strong>de</strong>r Schrift wird vorgeführt,<br />

welche Assoziationen und existentiellen Gedanken diese astro<strong>ph</strong>ysikalische<br />

Theorie bei einem poetisch veranlagten Menschen auslösen können:<br />

"Wie kann <strong>de</strong>r Mensch mit <strong>de</strong>r Erkenntnis <strong>de</strong>r absoluten Beginnlosigkeit, die<br />

eine Beginnlosigkeit nicht nur <strong>de</strong>r Schöpfung, son<strong>de</strong>rn, davon ausgestreut<br />

metastatisch ins Geä<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Bewußtseins, eine Beginnlosigkeit von allem und<br />

je<strong>de</strong>m sein muß - wie kann er in einem solchen Erkenntnisstand sich und die<br />

Welt erleben und welche Folgen hat dies unweigerlich für alles und je<strong>de</strong>s?" 6<br />

Und weiter schreibt Botho Strauß: "Unter <strong>de</strong>n astro<strong>ph</strong>ysikalischen Mo<strong>de</strong>llen <strong>de</strong>r<br />

Gegenwart war ihm vor allem jenes ungeheuerlich gewor<strong>de</strong>n, das eine konstante<br />

Dichte <strong>de</strong>s Raumes annahm, eine zeitlose Neubildung von Materie, welche die<br />

Leere zwischen <strong>de</strong>n auseinan<strong>de</strong>rdriften<strong>de</strong>n Galaxien stetig auffüllte. Hier fand<br />

sich kein Platz mehr, we<strong>de</strong>r für ein Nichts noch für ein aus <strong>de</strong>m Nichts Geschaffenes:<br />

<strong>de</strong>r Anfang sei so, nämlich "Im Anfang", nie geschaffen wor<strong>de</strong>n. So<br />

nicht? Wie <strong>de</strong>nn? Aus bewegtem Immerdar. In Tupfern und Hupfern, blobs und<br />

hops, in Fluktuationen und Schleifen... Er war unfähig, einen solch umstürzen<strong>de</strong>n<br />

Gedanken gleichgültig hinzunehmen. Vielleicht, wenn er <strong>de</strong>r Phantasmagorie<br />

eines ketzerischen Frühromantikers entsprungen wäre, aber so, wie er nun in<br />

<strong>de</strong>r kühlsten Erörterung <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Kosmologen auftauchte, schien es sich<br />

um ein neuartiges, hohes Kalkül <strong>de</strong>s Versuchers zu han<strong>de</strong>ln..." 7<br />

Den meisten Physikern erscheint die Theorie von Fred Hoyle reichlich abwegig.<br />

Aber kann nicht auch die Vorstellung, daß die Lebenszeit unserer Er<strong>de</strong> begrenzt<br />

ist, unmittelbare Rückwirkungen auf unserer "Lebensgefühl" haben? Dieses<br />

Faktum macht doch bewußt: das <strong>de</strong>finitive En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Veranstaltung auf Er<strong>de</strong>n ist<br />

schon ausgemacht, das Ganze bleibt eine Episo<strong>de</strong>, ein Zwischenspiel. Ob dabei<br />

6<br />

Botho Strauss, Beginnlosigkeit. Reflexionen über Fleck und Linie, München und Wien<br />

1992, 8.<br />

7<br />

A. a. O., 9.


7<br />

die Er<strong>de</strong> nach 100, einigen Millionen o<strong>de</strong>r fünf Milliar<strong>de</strong>n Jahren en<strong>de</strong>t, ist nur<br />

noch ein gradueller Unterschied. Kann von diesem Faktum nicht eine beruhigen<strong>de</strong><br />

o<strong>de</strong>r - je nach Temperament - beunruhigen<strong>de</strong> Relativierung ausgehen: ob<br />

Atomkrieg, Umweltchaos o<strong>de</strong>r nichts <strong>de</strong>rgleichen - schon jetzt steht fest (wenn<br />

<strong>de</strong>r Physik zu trauen ist): in etwa fünf Milliar<strong>de</strong>n Jahren ist Schluß. Frei nach<br />

Hei<strong>de</strong>gger eine neue Variation von "Sein zum To<strong>de</strong>"... je<strong>de</strong>nfalls aber ein<br />

Beispiel, daß uns astro<strong>ph</strong>ysikalische Theorien nicht unberührt lassen, son<strong>de</strong>rn<br />

zurückwirken können auf das Verständnis unserer Rolle im Theatrum mundi.<br />

Kosmologische Erkenntnisse können anthropologische Aussagen über "Wesen"<br />

und "Sinn" von Menschsein beeinflussen. Wo es um die Frage eines "anthropozentrischen<br />

<strong>Weltbild</strong>es" geht, ist entsprechend zu fragen, ob es dabei um<br />

kosmologische, anthropologische, theologische o<strong>de</strong>r <strong>ph</strong>iloso<strong>ph</strong>ische Fragen<br />

geht. Dies führt uns zur folgen<strong>de</strong>n These.<br />

These 2:<br />

Unterschiedliche Be<strong>de</strong>utungen von Anthropozentrik in Theologie, Philoso<strong>ph</strong>ie<br />

und Physik verwirren die Diskussion um ein anthropozentrisches<br />

<strong>Weltbild</strong>.<br />

Die einleiten<strong>de</strong>n Überlegungen zeigten bereits, daß dabei von <strong>de</strong>r "Stellung",<br />

<strong>de</strong>r "Position" und <strong>de</strong>m "Ort" <strong>de</strong>s Menschen in ganz unterschiedlichem Sinn die<br />

Re<strong>de</strong> war. Wer darum <strong>de</strong>m Menschen eine "zentrale Stellung" zuweist und<br />

entsprechend von einem anthropozentrischen <strong>Weltbild</strong> spricht, kann damit<br />

Verschie<strong>de</strong>nes aussagen wollen. Schon ein erster Blick in <strong>ph</strong>iloso<strong>ph</strong>ische,<br />

theologische o<strong>de</strong>r naturwissenschaftliche Handbücher und Lexika zeigt, daß <strong>de</strong>r


8<br />

Begriff „Anthropozentrik” in unterschiedlichen Zusammenhängen und <strong>de</strong>mentsprechend<br />

in verschie<strong>de</strong>nem Sinn gebraucht wird.<br />

So kann beispielsweise festgestellt wer<strong>de</strong>n, daß mit <strong>de</strong>r Heraufkunft <strong>de</strong>r Neuzeit<br />

"die anthropozentrische Weltvorstellung, die das Mittelalter beherrscht hatte,...<br />

aus <strong>de</strong>n Fugen (gegangen sei)" 8 - an<strong>de</strong>rerseits wird aber gera<strong>de</strong> im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>r Philoso<strong>ph</strong>ie und <strong>de</strong>r Theologie <strong>de</strong>r Neuzeit von "zunehmen<strong>de</strong>(r)<br />

Anthropozentrik" 9 o<strong>de</strong>r sogar von einer anthropozentrischen Wen<strong>de</strong> (im<br />

Hinblick auf Kant) gesprochen. Hier sind einige Begriffsklärungen notwendig.<br />

(1) Anthropozentrik in <strong>de</strong>r Theologie<br />

(a) Ein anthropozentrisches <strong>Weltbild</strong> kann als Gegensatz zu einem theozentrischen<br />

o<strong>de</strong>r christozentrischen <strong>Weltbild</strong> gesehen wer<strong>de</strong>n (z. B. in <strong>de</strong>r protestantischen<br />

Theologie bei K. Barth und E. Schae<strong>de</strong>r, aber auch bei J.<br />

Moltmann): Anthropozentrik und Theozentrik stehen in Konkurrenz zueinan<strong>de</strong>r<br />

und schließen sich gegenseitig aus. Entwe<strong>de</strong>r ist Gott das Maß aller Dinge o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>r Mensch - aber nicht bei<strong>de</strong> zugleich.<br />

(b) Anthropozentrik kann (v. a. in <strong>de</strong>r katholischen Theologie) im Unterschied<br />

dazu auch in durchaus positivem Bezug zu Theozentrik stehen. Derart<br />

verstan<strong>de</strong>ne Anthropozentrik erscheint dann als Voraussetzung für wahre<br />

Theozentrik: Der Mensch muß notwendig bei sich selbst sein, um sich Gott<br />

gegenüber öffnen zu können (K. Rahner). 10<br />

8<br />

Wilhelm Win<strong>de</strong>lband, Geschichte <strong>de</strong>r Philoso<strong>ph</strong>ie, 1957 (15. Auflage), 316.<br />

9<br />

Wolfhard Pannenberg, Anthropologie in theologischer Perspektive: religiöse Implikationen<br />

anthropologischer Theorie, Göttingen 1983, 12.<br />

10<br />

Vgl. dazu Karl Rahner, Art. Anthropozentrik , in. Lexikon für Theologie und Kirche. Bd.<br />

II, 1957 (2. Auflage), Sp. 632-634; sowie: J. B. Metz, Christliche Anthropozentrik. Über<br />

die Denkform <strong>de</strong>s Thomas von Aquin, München 1962, insbes. 42-52, vgl. dort auch <strong>de</strong>n<br />

einführen<strong>de</strong>n Essay von Karl Rahner.


9<br />

(c) Der Begriff "anthropozentrisch" kann darüber hinaus auch im Unterschied<br />

zu "kosmozentrisch" gebraucht wer<strong>de</strong>n. Während das griechische<br />

Denken "kosmozentrisch" sei, ist für <strong>de</strong>n Philoso<strong>ph</strong>iehistoriker Wilhelm<br />

Win<strong>de</strong>lband das typische Merkmal <strong>de</strong>r christlichen Weltansicht <strong>de</strong>ren "anthropozentrischer<br />

Charakter", da hier <strong>de</strong>r Mensch und seine (Heils-)Geschichte zum<br />

Mittelpunkt <strong>de</strong>s Universums wer<strong>de</strong>. 11<br />

(d) Mit Bezug auf die Schöpfungsberichte sprechen einige Theologen von<br />

"biblischer Anthropozentrik" (<strong>de</strong>r Mensch als Krone <strong>de</strong>r Schöpfung, als das<br />

große Ziel <strong>de</strong>s Schöpfungsprozesses und die Mitte <strong>de</strong>s Kosmos), es gibt aber<br />

auch Theologen, die gera<strong>de</strong> diese Auslegung als unbiblisch zurückweisen (s.<br />

u.).<br />

(2) Anthropozentrik in <strong>de</strong>r Philoso<strong>ph</strong>ie<br />

(a) Zunächst kann man hier von einer "erkenntnistheoretischen Anthropozentrik"<br />

(o<strong>de</strong>r auch "formalen Anthropozentrik") sprechen: Wir können nur<br />

nach Maßgabe unseres Erkenntnisvermögens erkennen, Wirklichkeit erschließt<br />

sich nicht unmittelbar, son<strong>de</strong>rn stets vermittelt und gebrochen durch die<br />

menschliche Subjektivität.<br />

(b) "Anthropozentrik" kann ferner als Aussage über <strong>de</strong>n Rang und <strong>de</strong>n Wert<br />

<strong>de</strong>s Menschen gegenüber an<strong>de</strong>rem Seien<strong>de</strong>m verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n (ontische Anthropozentrik).<br />

In diesem Fall wird das Sein <strong>de</strong>s Menschen als das "höchste"<br />

o<strong>de</strong>r "wertvollste" bezeichnet. Als Gegenbegriffe dazu wur<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n vergangenen<br />

Jahren unter <strong>de</strong>m Eindruck <strong>de</strong>r ökologischen Krise "Biozentrik" und<br />

"Physiozentrik" gebil<strong>de</strong>t: Dem Menschen wird damit eine Höchststellung<br />

abgesprochen, er wird in eine Reihe mit an<strong>de</strong>ren Organismen gestellt. 12<br />

11<br />

Vgl. Wilhelm Win<strong>de</strong>lband, Geschichte <strong>de</strong>r Philoso<strong>ph</strong>ie, 223f.<br />

12<br />

Vgl. dazu z. B. Gotthard M. Teutsch, Schöpfung ist mehr als Umwelt, in: Kurt Bayertz


10<br />

(3) Anthropozentrik in <strong>de</strong>r Physik<br />

(a) Unter "Anthropozentrik" in <strong>de</strong>r Physik kann man zunächst <strong>de</strong>n Versuch<br />

verstehen, <strong>de</strong>m Menschen und seiner Er<strong>de</strong> eine ausgezeichnete Position im<br />

Kosmos zuzuweisen. Entsprechen<strong>de</strong> Versuche gab es auch noch lange Zeit nach<br />

Überwindung <strong>de</strong>s geozentrischen <strong>Weltbild</strong>es (s. u.). Dagegen ist heute innerhalb<br />

<strong>de</strong>r Physik das "kosmologische Prinzip" allgemein anerkannt: <strong>de</strong>mnach sind<br />

alle Orte in Raum und Zeit gleichartig (Homogenität <strong>de</strong>s Universums: Im Mittel<br />

sind alle Orte im Raum gleichartig).<br />

(b) Seit etwa 1970 spricht man von einem "anthropischen Prinzip". Als "schwaches<br />

anthropische Prinzip" bezeichnet dies nichts weiter als ein methodisches<br />

Instrument <strong>de</strong>r Astro<strong>ph</strong>ysik: Die Naturgesetze in unserem Kosmos müssen so<br />

beschaffen sein, daß in ihm Beobachter (Menschen) entstehen können. Wäre<br />

diese Bedingung nicht erfüllt, wären wir nicht da. (Ein Beispiel, das Günter<br />

Staudt nannte: "Weil es Leben gibt und wir dazu Kohlenstoff benötigen, muß<br />

die Resonanz an <strong>de</strong>r von Fred Hoyle vorausgesagten Stelle liegen.")<br />

(c) Während das schwache anthropische Prinzip <strong>de</strong>m Menschen keine beson<strong>de</strong>re<br />

Be<strong>de</strong>utung zuspricht, geht das "starke anthropische Prinzip" einen<br />

entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Schritt weiter, <strong>de</strong>r freilich nur von sehr wenigen Physikern<br />

nachvollzogen wird: Die Naturgesetze in unserem Kosmos sind so, wie sie sind,<br />

damit Leben und schließlich menschliches Leben ermöglicht wird. 13 Der<br />

(Hrsg.), Ökologische Ethik (Schriftenreihe <strong>de</strong>r <strong>Katholische</strong>n Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r Erzdiözese<br />

Freiburg), München und Zürich 1988, insbes. 59-61.<br />

13<br />

Vgl. z. B. Breuer, Reinhard, Das anthropische Prinzip. Der Mensch im Fa<strong>de</strong>nkreuz <strong>de</strong>r<br />

Naturgesetze. Mit einem Vorwort von R. Kippenhahn, München 1981. Der Astro<strong>ph</strong>ysiker<br />

Kippenhahn geht in seinem Vorwort allerdings auf <strong>de</strong>utliche Distanz zu <strong>de</strong>r These, daß<br />

"die Naturgesetze unsretwegen geschaffen wor<strong>de</strong>n sind": "Der Zweifel drängt mir einen<br />

Vergleich auf: Gestern traf ich einen Freund. Er trug eine rote Krawatte. Ich weiß, er hat<br />

12 Schlipse. Die Wahrscheinlichkeit, daß er <strong>de</strong>n roten trug, ist ein Zwölftel. Er hatte seine<br />

Schuhe aus durchbrochenem Le<strong>de</strong>r an, macht bei seinen 8 Paar Schuhen die Wahrscheinlichkeit<br />

ein Achtel. Daß er diesen Schlips und diese Schuhe trug, gibt die Wahrscheinlichkeit<br />

1/12 x 1/8, also 1:96. Er hatte ein bestimmtes seiner 24 Hem<strong>de</strong>n an ... Als ich alles<br />

durchgerechnet hatte, stand fest, daß das gestrige Treffen so unwahrscheinlich war, daß


11<br />

Mensch war <strong>de</strong>mnach von Anfang an Zweck und Ziel <strong>de</strong>r Naturgesetze. Dahinter<br />

verbirgt sich ein teleologisches Denken, wonach das Naturgeschehen durch<br />

"Zwecke" bestimmt und geleitet wird. Demgegenüber hatte schon Max Planck<br />

festgestellt, daß die Physik ihre Erfolge seit Galilei gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r bewußten<br />

Abkehr je<strong>de</strong>r teleologischen Betrachtungsweise errungen habe. 14 Auch in <strong>de</strong>r<br />

Biologie ist teleologisches Denken - spätestens seit <strong>de</strong>m "Vitalismusstreit" zu<br />

Beginn unseres Jahrhun<strong>de</strong>rts - überholt: "Evolution ist ein steter Optimierungsprozeß,<br />

allerdings einer, <strong>de</strong>r nur die Maßstäbe <strong>de</strong>s Augenblicks kennt und für<br />

je<strong>de</strong> künftige Entwicklung total blind ist. Ein Prozeß, <strong>de</strong>r zwar gesetzmäßig<br />

arbeitet..., seine Auswahl aber immer nur auf <strong>de</strong>r Basis zufallsbedingter Variabilität<br />

treffen kann." 15<br />

(d) Während in <strong>de</strong>r klassischen Physik <strong>de</strong>m Menschen, genauer <strong>de</strong>m Beobachter<br />

eines Experiments, keine Be<strong>de</strong>utung zukommt, das Experiment also streng<br />

"objektiv" bleibt, gilt dies für die mo<strong>de</strong>rne Physik nicht mehr in gleicher Weise.<br />

Nach <strong>de</strong>r Kopenhagener Deutung <strong>de</strong>r Quantentheorie nehmen meßbare <strong>ph</strong>ysikalische<br />

Größen erst dann einen Wert an, wenn wir sie einem Meßakt unterwerfen.<br />

Nach Werner Heisenberg "beginnt die Quantenbahn erst dann zu existieren,<br />

wenn wir sie kennen" 16 . Beispielsweise existieren Ort und Impuls eines<br />

Elektrons nicht "an sich", "wirklich" o<strong>de</strong>r "objektiv" und unabhängig von<br />

unserer subjektiven Beobachtung, son<strong>de</strong>rn sie wer<strong>de</strong>n erst durch <strong>de</strong>n Akt<br />

unserer (subjektiven) Beobachtung - d. h. im Meßprozeß - existent. Für Carl<br />

Friedrich von Weizsäcker ist damit "die absolute Trennung von Subjekt und<br />

ich zu zweifeln begann, ob ich ihm überhaupt begegnet bin. Geht es uns nicht genauso mit<br />

<strong>de</strong>m Leben im Weltall? Nach<strong>de</strong>m wir nun einmal da sind, lernen wir, wie unwahrscheinlich<br />

es ist, daß wir jemals zustan<strong>de</strong> gekommen sind. Aber wir sind nun einmal da (14)."<br />

14<br />

Vgl. Max Planck, Vorträge und Erinnerungen, Stuttgart 1949, 99.<br />

15<br />

Karl Eduard Linsenmair, Die Selbstorganisation <strong>de</strong>s Lebens: Von <strong>de</strong>r Lebensentstehung<br />

zum Ökosystem, in: Woher, Wozu, Wohin? Fragen nach <strong>de</strong>m menschlichen Leben, hrsg.<br />

von Winfried Böhm und Martin Lindauer mit Beiträgen von A. Benk, Th. Berchem, W.<br />

Böhm u. a., Stuttgart 1990, 60.<br />

16<br />

Zit. in: Wilfried Kuhn, Physik, Bd. 2, Braunschweig 1979, 302.


12<br />

Objekt, auf <strong>de</strong>r die klassische Physik beruht, nicht aufrecht (zu) erhalten." 17 .<br />

Schon zuvor hatte Niels Bohr unter Bezug auf die Quanten<strong>ph</strong>ysik festgestellt,<br />

daß "wir sowohl Zuschauer als auch Teilnehmer in <strong>de</strong>m großen Schauspiel <strong>de</strong>s<br />

Daseins (seien)" 18 - Obwohl man in diesem Zusammenhang nicht ausdrücklich<br />

von "Anthropozentrik" spricht, wird hier in <strong>de</strong>r Quantentheorie <strong>de</strong>m Menschen<br />

als Beobachter (als Subjekt?) eine hervorgehobene Be<strong>de</strong>utung zuteil.<br />

Im Blick auf die Komplexität und die Geschichte <strong>de</strong>r Problematik, die mit <strong>de</strong>m<br />

Begriff "Anthropozentrik" in Physik, Theologie und Philoso<strong>ph</strong>ie nur sehr vage<br />

ange<strong>de</strong>utet ist, verbietet sich je<strong>de</strong>nfalls eine pauschale Befürwortung o<strong>de</strong>r<br />

Ablehnung einer anthropozentrischen Weltsicht. Zunächst ist stets zu fragen,<br />

was mit "Anthropozentrik" jeweils gemeint ist, in welchem Kontext <strong>de</strong>r Begriff<br />

auftaucht und wie gegebenenfalls die entsprechen<strong>de</strong>n Gegenbegriffe lauten. So<br />

kann im Einzelfall unterschiedliche Terminologie durchaus mit einer Übereinstimmung<br />

in <strong>de</strong>r Sache zusammengehen.<br />

These 3:<br />

Unsere Neigung zu Egozentrismus, Ethnozentrismus und naivem<br />

Anthropozentrismus begrün<strong>de</strong>t einen negativen Anfangsverdacht gegen ein<br />

anthropozentrisches <strong>Weltbild</strong>.<br />

(1) Egozentrismus: Kindliches Erleben bezieht zunächst Reize und Umweltereignisse<br />

auf sich, erfährt sich als Zentrum seiner Umgebung, als Mittelpunkt,<br />

17<br />

Carl Friedrich von Weizsäcker, Zum <strong>Weltbild</strong> <strong>de</strong>r Physik, Mit neuem Vorwort: Rückblick<br />

nach 46 Jahren, Stuttgart 1990 (13. Aufl.), 209.<br />

18<br />

Zit. a. a. O. 255. Vgl. dazu auch Erhard Scheibe, Die Kopenhagener Schule, in: Gernot<br />

Böhme (Hrsg.), Klassiker <strong>de</strong>r Natur<strong>ph</strong>iloso<strong>ph</strong>ie: Von <strong>de</strong>n Vorsokratikern bis zur Kopenhagener<br />

Schule, München 1989, 374-392.


13<br />

auf <strong>de</strong>n alles Übrige hingeordnet ist (o<strong>de</strong>r sein sollte). Es be<strong>de</strong>utet eine schmerzliche<br />

Erfahrung in <strong>de</strong>r psychischen Entwicklung <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s, daß es neben <strong>de</strong>m<br />

eigenen Zentrum, <strong>de</strong>m Ich, noch an<strong>de</strong>re, sehr eigenwillige Zentren gibt, die die<br />

eigene Stellung relativieren und in Frage stellen. Diese Erfahrung be<strong>de</strong>utet eine<br />

schwere Krise in <strong>de</strong>m notwendigen "Selbstwerdungsprozeß" <strong>de</strong>s Menschen, und<br />

immer wie<strong>de</strong>r sieht sich auch <strong>de</strong>r erwachsene Mensch zu einer Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

mit <strong>de</strong>r natürlichen Neigung zum "Egozentrismus" herausgefor<strong>de</strong>rt.<br />

(2) Ethnozentrismus: 19 Eine auffällige Eigentümlichkeit früher menschlicher<br />

Selbst<strong>de</strong>utung ist <strong>de</strong>r Ethnozentrismus: Menschsein wird <strong>de</strong>mnach von <strong>de</strong>r<br />

Zugehörigkeit zum eigenen Volk abhängig gemacht. Die Angehörigen <strong>de</strong>r<br />

eigenen Gruppe wer<strong>de</strong>n absolut gesetzt, das Eigene ist eo ipso das Wertvollere<br />

und Bessere - die Frem<strong>de</strong>n hingegen sind die "Barbaren", und es ist zunächst für<br />

<strong>de</strong>n "Ethnozentrismus" zumin<strong>de</strong>st fraglich, ob ihnen überhaupt <strong>de</strong>r Begriff<br />

"Mensch" zukommt. Sind Nicht-Griechen Menschen? Sind Nicht-Christen<br />

Menschen? - Mensch im vollen Sinne war für das Mittelalter nur <strong>de</strong>r Christenmensch...<br />

Der Begriff <strong>de</strong>r "Einheit <strong>de</strong>s Menschengeschlechts" war keine Selbstverständlichkeit,<br />

son<strong>de</strong>rn eine kulturelle Errungenschaft. Antisemitismus, Frem<strong>de</strong>nfeindlichkeit<br />

usw. zeigen, daß nach wie vor die Verführung besteht, die eigene<br />

Gruppe höher zu schätzen und in <strong>de</strong>n Mittelpunkt zu rücken, um damit zugleich<br />

die Diskriminierung an<strong>de</strong>rer Menschengruppen zu rechtfertigen.<br />

(3) Naive Anthropozentrik: Eine uns heute reichlich naiv (o<strong>de</strong>r fast schon<br />

wie<strong>de</strong>r ironisch) anmuten<strong>de</strong> Anthropozentrik fin<strong>de</strong>t sich bei Marcus Tullius<br />

Cicero:<br />

"Vom Anfang ab ist die Welt <strong>de</strong>r Götter und Menschen wegen gemacht, und<br />

alles in ihr Befindliche ist zum Genuß <strong>de</strong>r Menschen bereitet und ausgedacht<br />

19<br />

Vgl. dazu Michael Landmann, Philoso<strong>ph</strong>ische Anthropologie. Menschliche Selbst<strong>de</strong>utung<br />

in Geschichte und Gegenwart, Berlin und New York 1976, 16-29.


14<br />

wor<strong>de</strong>n... Die Umläufe <strong>de</strong>r Sonne, <strong>de</strong>s Mon<strong>de</strong>s und <strong>de</strong>r übrigen Gestirne<br />

gehören zwar zu <strong>de</strong>m Ganzen <strong>de</strong>r Welt, aber sie gewähren auch ein Schauspiel<br />

für die Menschen; <strong>de</strong>nn keine Gattung von Dingen bietet so unerschöpflichen<br />

Genuß, ist so schön und in vernünftiger und kunstvoller Einrichtung ihnen<br />

gleich zu stellen; ihr abgemessener Lauf zeigt <strong>de</strong>n Wechsel, die Verän<strong>de</strong>rung<br />

und die Reife <strong>de</strong>r Zeit: da aber nur die Menschen dies verstehen, so kann es<br />

auch nur für die Menschen gemacht sein. Wenn dann die Er<strong>de</strong> mit Früchten und<br />

allerlei Arten Gemüse be<strong>de</strong>ckt, und dies mit größter Freigebigkeit ausgeschüttet<br />

ist, sollte man da glauben, es sei für die wil<strong>de</strong>n Thiere und nicht für die<br />

Menschen geschehen?"<br />

Gleiches gilt bei Cicero für die Weinstöcke und Oliven, für die Schafe, die<br />

Hun<strong>de</strong>, die Ochsen - ihr Nacken ist für das Joch gebil<strong>de</strong>t -, für Maulesel und<br />

Esel... und schließlich auch für das Schwein, "<strong>de</strong>nn wozu an<strong>de</strong>rs als zur Speise<br />

könnte es dienen? Chrysipp selbst sagt von ihm, daß es eine Seele nur <strong>de</strong>shalb<br />

erhalten habe, damit es nicht faule." 20 Das Schwein erscheint Cicero <strong>de</strong>mnach<br />

nur als leben<strong>de</strong> Konserve.<br />

Menschliche Entwicklung und Geschichte zeigen, daß <strong>de</strong>r Mensch die Ten<strong>de</strong>nz<br />

hat, sich selbst, seine Gruppe o<strong>de</strong>r die Menschheit als Ganze in <strong>de</strong>n Mittelpunkt<br />

zu setzen. Die Relativierung bzw. Zurücknahme dieser Setzung ist notwendig,<br />

kann aber unter Umstän<strong>de</strong>n für das eigene Selbstwertgefühl auch schmerzlich<br />

sein. Allein dies sollte uns schon skeptisch machen gegen jedwe<strong>de</strong> Behauptung<br />

eines "Anthropozentrismus": Sie steht unter einem negativen Anfangsverdacht,<br />

da man davon auszugehen hat, daß es in <strong>de</strong>r "Natur" <strong>de</strong>s Menschen liegt, sich<br />

eine be<strong>de</strong>utsamere Rolle im Weltgeschehen zuzuschreiben, als es ihm tatsächlich<br />

zukommt.<br />

20<br />

Marcus Tullius Cicero, Drei Bücher über die Natur <strong>de</strong>r Götter. Übersetzt und erläutert von<br />

J. H. v. Kirchmann, Leipzig 1874, 169-171 (2. Buch, Kap. 62).


15<br />

Überdies stützte man sich bei <strong>de</strong>r Begründung für eine "Spitzenstellung" <strong>de</strong>s<br />

Menschen in <strong>de</strong>r Natur immer wie<strong>de</strong>r auf Zirkelschlüsse. So scheint <strong>de</strong>r<br />

menschliche Geist daran Gefallen zu fin<strong>de</strong>n, eben diesen Geist als das Höchste<br />

und Wertvollste in <strong>de</strong>r Natur zu beurteilen. Die <strong>ph</strong>iloso<strong>ph</strong>ische Anthropologie<br />

ist darum zwischenzeitlich davon abgekommen, von einer Höchststellung <strong>de</strong>s<br />

Menschen zu sprechen, sie hält aber weiter an einer Son<strong>de</strong>rstellung <strong>de</strong>s<br />

Menschen in <strong>de</strong>r Natur fest. Unter biologischer Perspektive kann freilich je<strong>de</strong>r<br />

Organismus für sich betrachtet als beson<strong>de</strong>rs gelten: "Organische Baupläne sind<br />

gleichberechtigte Funktionsstile, in keiner Stufenordnung unterzubringen. Ein<br />

Infusor ist nicht weniger als ein Seestern o<strong>de</strong>r ein Elefant, weil es kleiner und<br />

unkomplizierter auf <strong>de</strong>n Beschauer wirkt. Je<strong>de</strong>r Organismus hat diejenige<br />

Komplikation, die er verdient und die ihm zukommt." 21<br />

21<br />

Helmuth Plessner, Die Frage nach <strong>de</strong>r Conditio humana. Aufsätze zur <strong>ph</strong>iloso<strong>ph</strong>ischen<br />

Anthropologie, Ba<strong>de</strong>n-Ba<strong>de</strong>n 1976, 32.


16<br />

II. Emanzipation <strong>de</strong>r Physik und Philoso<strong>ph</strong>ie von <strong>de</strong>r Theologie<br />

These 4:<br />

Bis zur Neuzeit lassen sich Kosmologie, Philoso<strong>ph</strong>ie und Theologie noch<br />

(mehr o<strong>de</strong>r weniger) zwanglos vereinbaren: ptolemäisches <strong>Weltbild</strong>,<br />

aristotelische Philoso<strong>ph</strong>ie und christliche Schöpfungs<strong>theologie</strong> können sich<br />

gegenseitig ergänzen, bestätigen und veranschaulichen.<br />

Die Beschreibung einer Bewegung hängt in <strong>de</strong>r Physik vom jeweils gewählten<br />

Bezugssystem ab. Dieselbe Bewegung kann in verschie<strong>de</strong>nen Bezugssystemen<br />

dargestellt wer<strong>de</strong>n. Man entschei<strong>de</strong>t sich heute in <strong>de</strong>r Regel für das Bezugssystem,<br />

in <strong>de</strong>m sich die Bewegung am "einfachsten" darstellen läßt. Bezüglich <strong>de</strong>r<br />

Bewegungen von Er<strong>de</strong>, Mond, Sonne und Planeten führte dies jahrhun<strong>de</strong>rtelang<br />

zur fast ausnahmslosen Verwendung <strong>de</strong>s geozentrischen <strong>Weltbild</strong>es, das insbeson<strong>de</strong>re<br />

von Ptolemäus (2. Jhd. nach Chr.) ausgearbeitet wur<strong>de</strong>. Allerdings war<br />

es nicht vor allem die anfänglich einfach erscheinen<strong>de</strong> Darstellung, die dieses<br />

<strong>Weltbild</strong> so resistent gegen Alternativen machte, son<strong>de</strong>rn die Tatsache, daß es<br />

sich zumin<strong>de</strong>st in <strong>de</strong>n wesentlichen Aussagen mit <strong>de</strong>r aristotelischen Philoso<strong>ph</strong>ie,<br />

<strong>de</strong>r christlichen Schöpfungs<strong>theologie</strong> und - nicht zu vergessen - <strong>de</strong>r alltäglichen<br />

Anschauung vereinbaren ließ.<br />

Dies läßt sich sehr gut an einem Holzschnitt aus <strong>de</strong>r Lutherbibel von 1534<br />

veranschaulichen, <strong>de</strong>r das damalige <strong>Weltbild</strong> in simplifizierter Form wie<strong>de</strong>rgibt<br />

(vgl. Abbildung auf <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Seite) 22 : Im Zentrum <strong>de</strong>s Universums steht<br />

die Er<strong>de</strong> und im Zentrum <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> das Paradies mit <strong>de</strong>n ersten Menschen. Um<br />

die Er<strong>de</strong> kreisen die Planeten, jenseits <strong>de</strong>r Fixsterne, <strong>de</strong>s himmlischen Ozeans<br />

22<br />

Der Holzschnitt ist abgedruckt z. B. in: James Trefil, Fünf Grün<strong>de</strong>, warum es die Welt<br />

nicht geben kann. Die Astro<strong>ph</strong>ysik <strong>de</strong>r Dunklen Materie, Hamburg 1992, 25.


18<br />

und <strong>de</strong>s Feuerhimmels thront <strong>de</strong>r ewige, allmächtige Gott. Dieser Gott hat am<br />

Anfang die Welt geschaffen und bereitet ihr am Tage <strong>de</strong>s Gerichts ihr En<strong>de</strong>.<br />

Alles, was ist und geschieht, steht in Beziehung zu Gott, aus <strong>de</strong>m es hervorgegangen<br />

ist. Alles hat seinen festgefügten, gottgewollten Platz in einer ewigen,<br />

universalen Ordnung, die seit <strong>de</strong>r Schöpfung unverän<strong>de</strong>rt ist. 23<br />

Trotz zunehmen<strong>de</strong>r Unzulänglichkeiten (die Beschreibung <strong>de</strong>r Planetenbewegung<br />

wur<strong>de</strong> immer komplizierter und verworrener) und alternativen Mo<strong>de</strong>llen<br />

(schon 300 v. Chr. z. B. vertrat Aristarch von Samos die These einer täglichen<br />

und jährlichen Erdrotation) konnte sich das ptolemäische <strong>Weltbild</strong> durchsetzen<br />

und lange Zeit behaupten: 24<br />

(1) Es war durch die Schriften <strong>de</strong>s Aristoteles zumin<strong>de</strong>st in wichtigen Grundsätzen<br />

abgesichert: auch Aristoteles zählte S<strong>ph</strong>ären, unterschied eine "Erd<strong>ph</strong>ysik"<br />

(mit <strong>de</strong>m natürlichen Ort <strong>de</strong>r Dinge, auf <strong>de</strong>n sie zustreben) von einer<br />

"Himmels<strong>ph</strong>ysik", bei <strong>de</strong>r er die "vollkommene, ewige und göttliche" Kreisbewegung<br />

zugrun<strong>de</strong>legte.<br />

(2) Es stellte ein geschlossenes System dar, das ausführlich quantitativ durchgeführt<br />

war und erstaunlich genaue Vorhersagen erlaubte.<br />

(3) Es paßte - vor allem in <strong>de</strong>r Vereinfachung <strong>de</strong>s aristotelischen Mo<strong>de</strong>lls, das<br />

eine scharfe Trennlinie mit <strong>de</strong>r S<strong>ph</strong>äre <strong>de</strong>s Mon<strong>de</strong>s zog und nur unterhalb ihrer<br />

Wer<strong>de</strong>n und Vergehen zuließ - zu <strong>de</strong>n christlichen Glaubensüberzeugungen. 25<br />

So konnte z. B. <strong>de</strong>r aristotelische Gott als "erste Ursache" o<strong>de</strong>r "unbewegter<br />

Beweger" in <strong>de</strong>r Scholastik leicht mit <strong>de</strong>m christlichen Gott i<strong>de</strong>ntifiziert wer<strong>de</strong>n.<br />

23<br />

Vgl. Hartmut Rupp, Uwe Schott u. a., Wege zur Wirklichkeit - Glaube und Naturwissenschaft,<br />

i. d. R. Oberstufe Religion, hrsg. von Eckhart Marggraf und Eberhard Röhm, Stuttgart<br />

1979, 6.<br />

24<br />

Vgl. Jürgen Teichmann, Wan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>s <strong>Weltbild</strong>es. Astronomie, Physik und Meßtechnik in<br />

<strong>de</strong>r Kulturgeschichte, Hamburg 1985, 69.<br />

25<br />

Vgl. dazu: Klaus Mainzer, Philoso<strong>ph</strong>ie und Geschichte <strong>de</strong>r Kosmologie, 18f.


19<br />

(4) Schließlich stand es auch im Einklang mit <strong>de</strong>m, was je<strong>de</strong>r Tag für Tag und<br />

Nacht für Nacht selbst sehen und erleben konnte, wenn er die Sonne auf- und<br />

untergehen sah, wenn er <strong>de</strong>n Bewegungen <strong>de</strong>r Fixsterne und <strong>de</strong>r Planeten folgte.<br />

In dieser Hinsicht war das ptolemäische <strong>Weltbild</strong> unmittelbar anschaulich.<br />

Angesichts eines "holistischen" o<strong>de</strong>r "hologra<strong>ph</strong>ischen" <strong>Weltbild</strong>es" 26 o<strong>de</strong>r vor<br />

allem <strong>de</strong>r Versuche, christliche Glaubensinhalte <strong>ph</strong>ysikalisch beweisen zu<br />

wollen, scheint es angebracht, darauf hinzuweisen, daß die Zeit <strong>de</strong>rart "vereinheitlichter"<br />

und "perspektivloser" <strong>Weltbild</strong>er unwie<strong>de</strong>rbringlich vorbei ist.<br />

These 5:<br />

Mit <strong>de</strong>m Aufkommen eines neuen Verständnisses von Naturwissenschaft<br />

beginnen sich Astronomie und Physik von <strong>de</strong>r Theologie zu emanzipieren.<br />

Astronomische Erkenntnisse nehmen <strong>de</strong>m Menschen seine bevorzugte<br />

Position im Kosmos. Diese Relativierung <strong>de</strong>s Menschen setzt sich in <strong>de</strong>r<br />

mo<strong>de</strong>rnen Physik fort.<br />

"In <strong>de</strong>r Theologie", schreibt Kepler, "gilt das Gewicht <strong>de</strong>r Autoritäten, in <strong>de</strong>r<br />

Philoso<strong>ph</strong>ie (und er meint damit auch die neue Astronomie) aber das <strong>de</strong>r<br />

Vernunftgrün<strong>de</strong>. Heilig ist nun zwar Laktanz, <strong>de</strong>r die Kugelgestalt <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong><br />

leugnete, heilig Augustinus, <strong>de</strong>r die Kugelgestalt zugab, ... heilig das Offizium<br />

unserer Tage, das die Kleinheit <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> zugibt, aber ihre Bewegung leugnet.<br />

Aber heiliger ist mir die Wahrheit, wenn ich, bei aller Ehrfurcht vor <strong>de</strong>n<br />

Kirchenlehrern, aus <strong>de</strong>r Philoso<strong>ph</strong>ie beweise, daß die Er<strong>de</strong> rund, ... ganz<br />

26<br />

Vgl. z. B. die Beiträge von D. Bohm, F. Capra und M. Ferguson in: Ken Wilber (Hrsg.),<br />

Das hologra<strong>ph</strong>ische <strong>Weltbild</strong>. Wissenschaft und Forschung auf <strong>de</strong>m Weg zu einem<br />

ganzheitlichen Weltverständnis - Erkenntnisse <strong>de</strong>r Avantgar<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Naturwissenschaften.<br />

Mit Beiträgen von J. R. Battista, D. Bohm, F. Capra, M. Ferguson u. a., Bern u. a. 1986.


20<br />

unbe<strong>de</strong>utend und klein ist und auch durch die Gestirne hin eilt." 27 Weiter<br />

schreibt Kepler: "Mein Ziel ist es zu zeigen, daß die himmlische Maschine nicht<br />

eine Art göttliches Lebewesen ist, son<strong>de</strong>rn gleichsam ein Uhrwerk." 28 Mit dieser<br />

Aufgabenstellung war <strong>de</strong>r Emanzipation <strong>de</strong>r neuzeitlichen Naturwissenschaft<br />

von <strong>de</strong>r Bevormundung durch die Theologie <strong>de</strong>r Weg gewiesen.<br />

Damit verbun<strong>de</strong>n war auch die Preisgabe einer ausgezeichneten Position <strong>de</strong>s<br />

Menschen und seiner Er<strong>de</strong> im Universum. Einerseits wur<strong>de</strong> dabei die Er<strong>de</strong> in<br />

Relation zum Universum immer kleiner, an<strong>de</strong>rerseits nahm sie einen immer<br />

beliebigeren Ort im Universum ein. Die Relativierung <strong>de</strong>r Stellung <strong>de</strong>s<br />

Menschen im Kosmos erfolgte dabei in mehreren Schritten und in unterschiedlicher<br />

Hinsicht:<br />

(1) Relativierung <strong>de</strong>r Position <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>:<br />

(a) Der erste Schritt vollzog sich in <strong>de</strong>r sogenannten kopernikanischen Wen<strong>de</strong><br />

vom geozentrischen zum heliozentrischen Kosmos. Genau genommen hatte<br />

allerdings schon das ptolemäische System <strong>de</strong>n aristotelischen Zentrismus aufgegeben,<br />

in<strong>de</strong>m es Exzenter- und Ausgleichspunkte annahm und damit die Er<strong>de</strong><br />

etwas aus <strong>de</strong>m Kosmosmittelpunkt gerückt hatte. Ein entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Einwand<br />

gegen das als Alternative angebotene neue heliozentrische System blieb lange<br />

Zeit, daß es einerseits keine besseren Prognosen <strong>de</strong>r Planetenbewegungen<br />

erlaubte und an<strong>de</strong>rerseits ein unwi<strong>de</strong>rlegbarer Beweis <strong>de</strong>r Erdbewegung um die<br />

Sonne noch fehlte (erst 1838 gelang es <strong>de</strong>m Astronomen Bessel, dies mit <strong>de</strong>r<br />

Messung einer Fixsternparallaxe zu beweisen, und erst 1851 zeigte Foucault<br />

mit Hilfe eines Pen<strong>de</strong>ls, daß die Er<strong>de</strong> eine tägliche Rotationsbewegung<br />

vollführt).<br />

27<br />

Zit. in: Jürgen Teichmann, Wan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>s <strong>Weltbild</strong>es, 97.<br />

28<br />

Zit. a. a. O.


21<br />

(b) Zu Beginn unseres Jahrhun<strong>de</strong>rts ging man noch immer davon aus, daß<br />

unsere Sonne wenigstens im Zentrum <strong>de</strong>r Milchstraße o<strong>de</strong>r doch in seiner Nähe<br />

liege. Erst <strong>de</strong>m amerikanischen Astronomen Harlow Shapley gelang es, sich ein<br />

halbwegs zutreffen<strong>de</strong>s Bild von unserer Galaxie zu machen: Unser Sonnensystem<br />

liegt <strong>de</strong>mnach vom Rand <strong>de</strong>r Milchstraße aus etwa auf einem Drittel <strong>de</strong>s<br />

Weges zum Zentrum. "Nun hatte die Er<strong>de</strong> jegliche Option verloren, doch noch<br />

eine zentralere Rolle zu spielen, und so wur<strong>de</strong> die letzte Spur <strong>de</strong>s Geozentrismus<br />

aus <strong>de</strong>r Wissenschaft getilgt" 29 , bemerkt <strong>de</strong>r Physiker James Trefil dazu.<br />

(c) 1923 wies <strong>de</strong>r amerikanische Astronom Edwin Hubble schließlich noch<br />

weitere Galaxien nach - heute weiß man, daß es Milliar<strong>de</strong>n solcher Galaxien<br />

gibt, daß sie Gruppen bil<strong>de</strong>n -, aber we<strong>de</strong>r unserer Galaxie, <strong>de</strong>r Milchstraße,<br />

noch <strong>de</strong>r Gruppe, <strong>de</strong>r die Milchstraße angehört, kommt eine beson<strong>de</strong>re Position<br />

zu.<br />

Der Atom<strong>ph</strong>ysiker J. Robert Oppenheimer zieht das Fazit dieser Relativierung<br />

<strong>de</strong>r Position <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>, wenn er feststellt: "Wir können uns nie wie<strong>de</strong>r über die<br />

Mittelpunktposition und die Wichtigkeit <strong>de</strong>s von uns bewohnten Planeten<br />

täuschen, da wir jetzt wissen, wo die Er<strong>de</strong> im Sonnensystem ihre Bahn hat, daß<br />

es Hun<strong>de</strong>rte von Milliar<strong>de</strong>n Sonnen in unserem Milchstraßensystem gibt und<br />

daß Hun<strong>de</strong>rte von Milliar<strong>de</strong>n Galaxien mit <strong>de</strong>n großen Fernrohren <strong>de</strong>r Welt<br />

erreichbar sind. Wir können nie wie<strong>de</strong>r die Wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>s menschlichen Lebens aus<br />

<strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>ren Beschaffenheit <strong>de</strong>s Ortes in Raum und Zeit herleiten, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

Mensch zufälligerweise bewohnt." 30<br />

Aber wenn nicht aus seiner Position im Kosmos, woraus dann können wir die<br />

Wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Menschen noch herleiten? Eine Antwort, die <strong>de</strong>r damaligen<br />

29<br />

James Trefil, Fünf Grün<strong>de</strong>, warum es die Welt nicht geben kann, 44.<br />

30<br />

J. Robert Oppenheimer, Über Wissenschaft und Kultur, in: Charles P. Snow, Die zwei<br />

Kulturen: Literarische und naturwissenschaftliche Intelligenz. C. P. Snows These in <strong>de</strong>r<br />

Diskussion, hrsg. von Helmut Kreuzer, München 1987, 155.


22<br />

Theologie nicht weniger suspekt erschien als die Erkenntnisse <strong>de</strong>r Astronomie,<br />

gab die neuzeitliche Philoso<strong>ph</strong>ie (s.u.).<br />

(2) Relativierung <strong>de</strong>r "Erd<strong>ph</strong>ysik"<br />

Newtons Gravitationsgesetz liefert die Grundlage für eine neue Physik, die auf<br />

<strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> keine beson<strong>de</strong>ren Gesetze mehr gelten läßt: Am Himmel gelten dieselben<br />

Gesetze wie auf Er<strong>de</strong>n, die aristotelische Trennung von Erd- und Himmels<strong>ph</strong>ysik<br />

ist damit endgültig aufgehoben. Dies führte zugleich auch zu einer<br />

"Entgöttlichung" <strong>de</strong>s Universums (nebenbei ist dies eine Analogie zur Entmythologisierung<br />

<strong>de</strong>r babylonischen Vorstellung <strong>de</strong>r Gestirne als göttliche Wesen:<br />

<strong>de</strong>r erste biblische Schöpfungsbericht spricht von <strong>de</strong>n Sternen nur noch als<br />

"Leuchten").<br />

(3) Relativierung <strong>de</strong>r alltäglichen Erfahrungswelt<br />

Schon das heliozentrische <strong>Weltbild</strong> zeigte, daß die alltägliche Erfahrung in die<br />

Irre führen kann. Die Relativierung <strong>de</strong>ssen, was doch so offensichtlich als<br />

unbezweifelbar wahr erscheint, wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Physik fortgesetzt.<br />

Selbst die Gesetze <strong>de</strong>r klassischen Physik, die jahrhun<strong>de</strong>rtelang als exakt akzeptiert<br />

wor<strong>de</strong>n waren, erweisen sich in <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Physik an "menschliche<br />

Größenordnungen" von Meter und Sekun<strong>de</strong> gebun<strong>de</strong>n. Bei Geschwindigkeiten,<br />

die groß gegenüber "menschlichen" Geschwindigkeiten sind (die gegen die<br />

Lichtgeschwindigkeit gehen) und im atomaren Bereich darf man die klassischen<br />

Gesetze, <strong>de</strong>ren Anschaulichkeit so überzeugend wirkt, im allgemeinen nicht<br />

mehr anwen<strong>de</strong>n.<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Physik wird beispielsweise auch Kant wi<strong>de</strong>rlegt, <strong>de</strong>r<br />

behauptet, <strong>de</strong>r geometrische Satz, "daß in einem Triangel zwei Seiten zusammen<br />

größer sind als die dritte ... (wer<strong>de</strong>) aus <strong>de</strong>r Anschauung und zwar a priori


23<br />

mit apodiktischer Gewißheit abgeleitet" 31 . Bei <strong>de</strong>r in unserem Alltag bewährten<br />

Euklidischen Geometrie ist die Winkelsumme im Dreieck 180 Grad. Aber schon<br />

im 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt stand eben nicht mehr "a priori mit apodiktischer Gewißheit"<br />

fest, ob <strong>de</strong>m <strong>ph</strong>ysikalischen Raum im allgemeinen am zweckmäßigsten die<br />

Euklidsche o<strong>de</strong>r eine unanschauliche gekrümmte Struktur zugrun<strong>de</strong>gelegt<br />

wer<strong>de</strong>n soll. Anschaulichkeit kommt später we<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r speziellen noch <strong>de</strong>r allgemeinen<br />

Relativitätstheorie mehr zu. Konstanz <strong>de</strong>r Lichtgeschwindigkeit<br />

unabhängig vom Bezugssystem, Relativierung <strong>de</strong>r Gleichzeitigkeit, Bezugssystemabhängigkeit<br />

von Längenverhältnissen und Zeitintervallen, relativistische<br />

Massenverän<strong>de</strong>rlichkeit und erst recht gekrümmte Räume wi<strong>de</strong>rsprechen<br />

unserer tagtäglichen Erfahrung und sind anschaulich nicht vorstellbar. Heutige<br />

Physiker haben sich zwar längst an diese Konsequenzen z. B. <strong>de</strong>r Relativitätstheorie<br />

gewöhnt, es ist ihnen gera<strong>de</strong>zu selbstverständlich gewor<strong>de</strong>n, damit<br />

umzugehen, aber genauso selbstverständlich verzichten sie in diesem Zusammenhang<br />

in <strong>de</strong>r Regel auf anschauliche Vorstellungen. Physikalische Erscheinungen<br />

können einsichtig sein, ohne anschaulich zu sein, und umgekehrt kann<br />

Anschaulichkeit sehr wohl trügen. 32<br />

Es ist festzuhalten: Im Rahmen <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Physik hat zunächst mit <strong>de</strong>r<br />

Relativitätstheorie und etwas später mit <strong>de</strong>r Quantentheorie eine auf unmittelbarer<br />

Anschauung beruhen<strong>de</strong> Gewißheit ihre Überzeugungskraft verloren und<br />

damit die alltäglich erfahrbare Welt <strong>de</strong>s Menschen relativiert. Was bezogen auf<br />

menschliche Größenordnungen gilt, ist nur ein Grenzfall von allgemeineren und<br />

31<br />

Immanuel Kant, Kritik <strong>de</strong>r reinen Vernunft. Nach <strong>de</strong>r ersten und zweiten Original-Ausgabe<br />

neu hrsg. v. Raymund Schmidt, Hamburg 1956, 68 (B 39).<br />

32<br />

Zum Begriff <strong>de</strong>r "Anschaulichkeit" in <strong>de</strong>r Physik vgl. Günter Kröber, Art.<br />

Anschaulichkeit, in: Philoso<strong>ph</strong>isches Wörterbuch, hrsg. v. G. Klaus und M. Buhr, Leipzig<br />

1975, Bd. 1, 77-80; Bertrand Russell, Das ABC <strong>de</strong>r Relativitätstheorie. Neu herausgegeben<br />

von Felix Pirani, Hamburg 1972 (Die Originalausgabe erschien 1925), 170f; Hans<br />

Reichenbach, Axiomatik <strong>de</strong>r relativistischen Raum-Zeit-Lehre, Braunschweig 1965<br />

(Nachdruck von 1924),156; Carl Friedrich von Weizsäcker, Zum <strong>Weltbild</strong> <strong>de</strong>r Physik. Mit<br />

neuem Vorwort: Rückblick nach 46 Jahren, Stuttgart 1990 (13. Aufl.), 27-32 und 81-85.


24<br />

unanschaulichen Gesetzen. Damit setzte sich die Relativierung <strong>de</strong>r Welt <strong>de</strong>s<br />

Menschen, die mit <strong>de</strong>r neuzeitlichen Astronomie begonnen hatte, in <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen<br />

Physik fort.<br />

These 6:<br />

Zugleich rückt die neuzeitliche Philoso<strong>ph</strong>ie (Descartes, Kant) <strong>de</strong>n<br />

Menschen als erkennen<strong>de</strong>s Subjekt ins Zentrum <strong>de</strong>s Denkens.<br />

Fast parallel zu <strong>de</strong>n neuzeitlichen Naturwissenschaften, die <strong>de</strong>n Menschen aus<br />

<strong>de</strong>m Mittelpunkt <strong>de</strong>r Welt an <strong>de</strong>n Rand drängten (insofern kann man von einer<br />

Überwindung mittelalterlicher Anthropozentrik in <strong>de</strong>r Neuzeit sprechen), rückt<br />

in <strong>de</strong>r neuzeitlichen Philoso<strong>ph</strong>ie <strong>de</strong>r Mensch als erkennen<strong>de</strong>s Subjekt ins<br />

Zentrum (in dieser Hinsicht spricht man von <strong>de</strong>r "anthropozentrischen Wen<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Neuzeit").<br />

Das Neue, das insbeson<strong>de</strong>re Descartes in das <strong>ph</strong>iloso<strong>ph</strong>ische Denken einbringt,<br />

wird i. d. R. in seiner erkenntnistheoretischen Fragestellung und in seiner<br />

Neubegründung <strong>de</strong>r Meta<strong>ph</strong>ysik gesehen: Unbezweifelbarer und damit gewisser<br />

Ausgangspunkt <strong>de</strong>s Denkens ist das "ego cogito, ego sum", die Selbstgewißheit<br />

<strong>de</strong>s Ich, die als sichere Erkenntnis die neue Grundlage <strong>de</strong>r Meta<strong>ph</strong>ysik bil<strong>de</strong>t -<br />

die Gewißheit Gottes (auch Descartes legt noch einen Gottesbeweis vor) folgt<br />

<strong>de</strong>mgegenüber erst später. 33 In dieser Reihenfolge artikuliert sich ein neuzeitliches<br />

Selbstbewußtsein, das <strong>de</strong>r neuzeitlichen Philoso<strong>ph</strong>ie schon bald die<br />

Gegnerschaft von Theologie und Kirche einbrachte.<br />

33<br />

Vgl. René Descartes, Meditationen über die Grundlagen <strong>de</strong>r Philoso<strong>ph</strong>ie. Auf Grund <strong>de</strong>r<br />

Ausgabe von A. Buchenau neu hrsg. von Lü<strong>de</strong>r Gäbe, durchgesehen von Hans Günter<br />

Zekl, Hamburg 1960.


25<br />

Der erkenntnistheoretische Umbruch, <strong>de</strong>r das erkennen<strong>de</strong> Subjekt ins Zentrum<br />

stellt, wird beson<strong>de</strong>rs greifbar in Kants "Kritik <strong>de</strong>r reinen Vernunft", wo dieser<br />

Umbruch ausdrücklich mit <strong>de</strong>r kopernikanischen Wen<strong>de</strong> verglichen wird - nun<br />

freilich mit umgekehrten Vorzeichen. Nach <strong>de</strong>m alten <strong>Weltbild</strong> drehen sich die<br />

Gestirne um die Er<strong>de</strong> und <strong>de</strong>n Menschen. Kopernikus versuchte es<br />

an<strong>de</strong>rsherum, in<strong>de</strong>m er die Er<strong>de</strong> sich bewegen ließ. Kant: "In <strong>de</strong>r Meta<strong>ph</strong>ysik<br />

kann man nun, was die Anschauung <strong>de</strong>r Gegenstän<strong>de</strong> betrifft, es auf ähnliche<br />

Weise (wie Kopernikus) versuchen. Wenn die Anschauung sich nach <strong>de</strong>r<br />

Beschaffenheit <strong>de</strong>r Gegenstän<strong>de</strong> richten müßte, so sehe ich nicht ein, wie man a<br />

priori von ihr etwas wissen könne; richtet sich aber <strong>de</strong>r Gegenstand (als Objekt<br />

<strong>de</strong>r Sinne) nach <strong>de</strong>r Beschaffenheit unseres Anschauungsvermögens, so kann<br />

ich mir diese Möglichkeit ganz wohl vorstellen." 34<br />

Ich will mir nicht anmaßen, hier in zwei Sätzen Kants "Kritik <strong>de</strong>r reinen<br />

Vernunft" zu referieren. Nur soviel: Das neuzeitliche Prinzip <strong>de</strong>r Subjektivität<br />

erwies sich in <strong>de</strong>r Folge im Kern als unüberholbare Erkenntnis. Wir haben die<br />

Wahrheit nie "an sich", son<strong>de</strong>rn stets nur so, wie sie uns im Medium menschlicher<br />

Sinnlichkeit und Geistigkeit erscheint.<br />

Man kann Kants Vorgehen als Versuch einer "Immunisierung <strong>de</strong>r Subjektivität<br />

gegenüber <strong>de</strong>m Zugriff <strong>de</strong>r vergegenständlichen<strong>de</strong>n Wissenschaft" 35 , z. B. <strong>de</strong>r<br />

Physik, interpretieren. Wer die menschliche Subjektivität als Bedingung <strong>de</strong>r<br />

Vergegenständlichung <strong>de</strong>r Welt begreift, kann auch <strong>de</strong>n Menschen <strong>de</strong>n Gesetzen<br />

<strong>de</strong>r gegenständlichen Welt nur dann als unterworfen betrachten, wenn<br />

dieser sich zum Gegenstand theoretischer Betrachtung macht. Aber als Subjekt<br />

dieser Betrachtung bleibt er <strong>de</strong>n Gesetzen <strong>de</strong>r gegenständlichen Welt entzogen,<br />

und er steht als Subjekt willentlicher Handlungen unter einem ganz<br />

34<br />

Immanuel Kant, Kritik <strong>de</strong>r reinen Vernunft, 20 (B XVIf).<br />

35<br />

Robert Spaemann, Das Natürliche und das Vernünftige, Essays zur Anthropologie,<br />

München 1987, 51.


26<br />

an<strong>de</strong>rsartigen Gesetz freier Selbstbestimmung. An<strong>de</strong>rs ausgedrückt: als Bürger<br />

zweier Welten (<strong>de</strong>m Reich <strong>de</strong>r Freiheit und <strong>de</strong>m Reich <strong>de</strong>r Natur) ist <strong>de</strong>r<br />

Mensch im Reich <strong>de</strong>r Freiheit <strong>de</strong>n Gesetzen <strong>de</strong>r Naturwissenschaften entzogen.<br />

Diese "erkenntnistheoretische Anthropozentrik" im Kantschen Sinn besagt<br />

nicht, daß das gesamte Universum auf <strong>de</strong>n Menschen hin ausgerichtet sei.<br />

Gera<strong>de</strong> Kant wen<strong>de</strong>t sich energisch gegen einen <strong>de</strong>rartigen naiven Anthropozentrismus<br />

á la Cicero: "Der Mensch ist von sich selbst so eingenommen, daß er<br />

sich lediglich als das einzige Ziel <strong>de</strong>r Anstalten Gottes ansieht, gleich als wenn<br />

diese kein an<strong>de</strong>r Augenmerk hätten als ihn allein, um die Maßregeln in <strong>de</strong>r<br />

Regierung <strong>de</strong>r Welt darnach einzurichten... Die Regeln <strong>de</strong>r Vollkommenheit <strong>de</strong>r<br />

Natur im Großen sollen in keine Betrachtung kommen, und es soll sich alles<br />

bloß in richtiger Beziehung auf uns anschicken. Was in <strong>de</strong>r Welt zur Bequemlichkeit<br />

und <strong>de</strong>m Vergnügen gereicht, das, stellt man sich vor, sei bloß um<br />

unsertwillen da, und die Natur beginne keine Verän<strong>de</strong>rungen, die irgend eine<br />

Ursache <strong>de</strong>r Ungemächlichkeit für <strong>de</strong>n Menschen wer<strong>de</strong>n, als um sie zu züchtigen,<br />

zu drohen o<strong>de</strong>r Rache an ihnen zu nehmen." 36<br />

In unserem Zusammenhang ist noch auf die Wie<strong>de</strong>rbelebung <strong>de</strong>s "Mikrokosmosgedankens"<br />

hinzuweisen, da auch dies als ein Versuch gesehen wer<strong>de</strong>n<br />

kann, <strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Astronomie an <strong>de</strong>n Rand gedrängten Menschen wie<strong>de</strong>r aufzuwerten.<br />

Im Menschen, <strong>de</strong>m Mikrokosmos, kehrt <strong>de</strong>mnach in verkleinertem<br />

Maßstab wie<strong>de</strong>r, was <strong>de</strong>n ganzen Kosmos, <strong>de</strong>n "Makrokosmos", durchwaltet.<br />

Der Mensch ist Abbild, Spiegel und Sinnmittelpunkt <strong>de</strong>r Welt, in je<strong>de</strong>m einzelnen<br />

Menschen ist die ganze Welt gewissermaßen schon enthalten. Der Mikrokosmosgedanke,<br />

<strong>de</strong>r alten orientalischen Ursprungs ist, wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r<br />

Philoso<strong>ph</strong>ie insbeson<strong>de</strong>re seit Paracelsus (16. Jhd.) weiter vertieft.<br />

36<br />

Immanuel Kant, Geschichte und Naturbeschreibung <strong>de</strong>r merkwürdigsten Vorfälle <strong>de</strong>s<br />

Erdbebens, welches an <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 1755sten Jahres einen großen Theil <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong><br />

erschüttert hat, in: Aka<strong>de</strong>mie-Textausgabe Bd. I (vorkritische Schriften 1747-1756), 460.


27<br />

Von einigen Naturwissenschaftlern, darunter auch <strong>de</strong>m Quanten<strong>ph</strong>ysiker David<br />

Bohm, wer<strong>de</strong>n diese I<strong>de</strong>en heute wie<strong>de</strong>r aufgegriffen, wenn sie ein "hologra<strong>ph</strong>isches<br />

<strong>Weltbild</strong>", einen "dynamischen Holismus" o<strong>de</strong>r ein "ganzheitliches<br />

Weltverständnis" propagieren. Mo<strong>de</strong>ll ihres Denkens ist dabei das Hologramm.<br />

An<strong>de</strong>rs als bei einer herkömmlichen Photogra<strong>ph</strong>ie sind hier in je<strong>de</strong>m Punkt <strong>de</strong>s<br />

hologra<strong>ph</strong>ischen Bil<strong>de</strong>s Informationen von allen Teilen <strong>de</strong>s Gegenstan<strong>de</strong>s<br />

gespeichert. Für Bohm ist <strong>de</strong>r Kosmos nach <strong>de</strong>mselben Prinzip gestaltet: das<br />

<strong>ph</strong>ysikalische Universum scheint <strong>de</strong>mnach ein gigantische Hologramm zu sein,<br />

bei <strong>de</strong>m je<strong>de</strong>r Teil im Ganzen und das Ganze in je<strong>de</strong>m seiner Teile ist. 37 Nur<br />

eine kleine Gruppe von Physikern vertritt <strong>de</strong>rart spekulative Gedanken.<br />

Während sie aber von ihren Kollegen kaum ernst genommen wer<strong>de</strong>n, ist ihre<br />

Wirkung in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit - und auch bei Theologen - um so größer.<br />

III.<br />

Auswirkungen auf die Theologie und ihr Verhältnis zu <strong>de</strong>n<br />

Wissenschaften:<br />

These 7:<br />

Nach langen und zähen Abwehrreaktionen von Theologie und Kirche<br />

gegen die neue Physik kommt es zur Entkoppelung von schöpfungstheologischem<br />

Denken und "weltbildhafter Einkleidung".<br />

Theologie und Kirche empfan<strong>de</strong>n die Erkenntnisse <strong>de</strong>r neuzeitlichen Astronomie<br />

als tiefe Kränkung. Die Be<strong>de</strong>utung, die <strong>de</strong>r Mensch gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r<br />

37<br />

Vgl. dazu das Interview mit David Bohm in: Paul Davies und Julian R. Brown (Hrsg.),<br />

Der Geist im Atom. Eine Diskussion <strong>de</strong>r Geheimnisse <strong>de</strong>r Quanten<strong>ph</strong>ysik, Frankfurt a. M.<br />

und Leipzig 1993, 143-161 (insbes. 148); sowie Ken Wilber, Das hologra<strong>ph</strong>ische<br />

<strong>Weltbild</strong>. Wissenschaft und Forschung auf <strong>de</strong>m Weg zu einem ganzheitlichen Weltverständnis<br />

- Erkenntnisse <strong>de</strong>r Avantgar<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Naturwissenschaften. Mit Beiträgen von J. R.<br />

Battista, D. Bohm, F. Capra, M. Ferguson u. a., Bern u. a. 1986, insbes. 9 und 48-114;


28<br />

christlichen Tradition gewonnen hatte, fin<strong>de</strong>t in <strong>de</strong>r neuen räumlichen Gestalt<br />

<strong>de</strong>s Universums keine anschauliche Entsprechung mehr. "Der Ort <strong>de</strong>r Menschwerdung<br />

Gottes ist ein peri<strong>ph</strong>erer Ort im Sonnensystem, das Sonnensystem ein<br />

peri<strong>ph</strong>erer Ort im Ganzen <strong>de</strong>s Kosmos." 38<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rtelang sah die katholische Kirche durch die neue Physik die Glaubwürdigkeit<br />

<strong>de</strong>r Offenbarung und damit auch ihre eigene Autorität und Macht in<br />

Frage gestellt, und sie versuchte darum, die neuen Lehren mit allen Mitteln<br />

zurückzudrängen. Nach<strong>de</strong>m Galilei zum Wi<strong>de</strong>rruf gezwungen, das beanstan<strong>de</strong>te<br />

Buch "Dialogo" verboten und bis 1835 auf <strong>de</strong>n In<strong>de</strong>x verbotener Bücher gesetzt<br />

wor<strong>de</strong>n war, dauerte es bis zum Jahr 1992, ehe Papst Johannes Paul II. in einer<br />

Ansprache einen Schlußstrich unter <strong>de</strong>n Fall Galilei zu ziehen versuchte, in<strong>de</strong>m<br />

er von einem "schmerzlichen Mißverständnis" und "gegenseitigem (sic!) Unverständnis"<br />

sprach, Verständnis für das "pastorale Urteil angesichts <strong>de</strong>r Theorie<br />

<strong>de</strong>s Kopernikus" suchte und feststellte, daß keiner <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n damals diskutierten<br />

Bezugspunkte Sonne bzw. Er<strong>de</strong> "angesichts <strong>de</strong>r heutigen Kenntnis <strong>de</strong>s<br />

Kosmos und nach Einstein mehr die Be<strong>de</strong>utung von damals" habe. 39 Es ist<br />

schon erstaunlich, daß sich Johannes Paul II. in seiner Ansprache sogar auf<br />

Einstein und die mo<strong>de</strong>rne Kosmologie beruft, um für das skandalöse Fehlurteil<br />

noch Verständnis zu fin<strong>de</strong>n.<br />

Schon zuvor hatte die Trennung von schöpfungstheologischem Denken und<br />

naturwissenschaftlichem <strong>Weltbild</strong> in die Theologie Einzug gehalten. Die<br />

Theologie verzichtete fortan auf kosmologische Aussagen und beschränkte sich<br />

auf einen Schöpfungsglauben, <strong>de</strong>r mit je<strong>de</strong>m naturwissenschaftlichen <strong>Weltbild</strong><br />

kompatibel ist. Jürgen Moltmann: "So blieb nur die Reduktion <strong>de</strong>r<br />

38<br />

Robert Spaemann, Das Natürliche und das Vernünftige, 47<br />

39<br />

Johannes Paul II., Schmerzliches Mißverständnis im "Fall Galilei" überwun<strong>de</strong>n. Ansprache<br />

von Johannes Paul II. an die Päpstliche Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r Wissenschaften am 31. Oktober<br />

1992, in: L' Osservatore Romano (<strong>de</strong>utschsprachige Ausgabe) 22, Nr. 46 (Beilage<br />

XXXVIII) vom 13.11.1992.


29<br />

Schöpfungslehre auf jenen persönlichen Glauben übrig, nach <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Mensch<br />

sein Vertrauen auf Gott, <strong>de</strong>n Schöpfer, und nicht auf seine Geschöpfe setzen<br />

soll. Um ihn wissenschaftlich unangreifbar zu machen, erklärte die protestantische<br />

Theologie <strong>de</strong>r Neuzeit <strong>de</strong>n Schöpfungsglauben gern zum Ausdruck <strong>de</strong>s<br />

Gefühls schlechthiniger Abhängigkeit .... In diesem Stadium waren Theologie<br />

und Naturwissenschaft um ihre gegenseitige Abgrenzung bemüht." 40<br />

Die strikte Trennung von naturwissenschaftlichem <strong>Weltbild</strong> und Schöpfungsglaube<br />

ermöglichte <strong>de</strong>r (protestantischen) Theologie eine "Freigabe <strong>de</strong>r Naturwissenschaft"<br />

(Gerhard Ebeling). Für Karl Barth hat "die Naturwissenschaft ...<br />

freien Raum jenseits <strong>de</strong>ssen, was die Theologie als Werk <strong>de</strong>s Schöpfers zu<br />

beschreiben hat". Umgekehrt darf und muß sich die Theologie "da frei bewegen,<br />

wo eine Naturwissenschaft, die nur das und nicht heimlich eine heidnische<br />

Gnosis und Religionslehre ist, ihre gegebene Grenze hat." 41<br />

Den dadurch erreichten Zustand charakterisiert und kritisiert Jürgen Moltmann<br />

als "eine friedliche Koexistenz auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>r gegenseitigen Irrelevanz" 42 .<br />

These 8:<br />

Als Abwehrreaktion auf die neuzeitliche Philoso<strong>ph</strong>ie wird <strong>de</strong>ren "Anthropozentrik",<br />

die als unvereinbarer Gegensatz zu "Theozentrik" interpretiert<br />

wird, zurückgewiesen und als eine Verkehrung <strong>de</strong>s eigentlichen Seins<br />

<strong>de</strong>s Menschen beurteilt.<br />

40<br />

Jürgen Moltmann, Gott in <strong>de</strong>r Schöpfung. Ökologische Schöpfungslehre, Gütersloh 1985<br />

(4. Auflage 1993), 48.<br />

41<br />

Zit. in: Jürgen Moltmann, a. a. O., 50.<br />

42<br />

A. a. O., 48.


30<br />

Noch 1930 wird im "Lexikon für Theologie und Kirche" Anthropozentrik nur<br />

negativ als "Gegensatz zu Kosmozentrismus o<strong>de</strong>r Theozentrismus" 43 beurteilt.<br />

Es wird darunter die Denkweise verstan<strong>de</strong>n, die <strong>de</strong>n Menschen und sein<br />

Bewußtsein zum Ausgangs- und Mittelpunkt <strong>de</strong>r Weltanschauung macht, und<br />

die darum (?) keinen Platz für Gott läßt. Als "Prototyp" für diese anthropozentrische<br />

Denkweise gilt dabei eine (umstrittene) Interpretation <strong>de</strong>s griechischen<br />

Natur<strong>ph</strong>iloso<strong>ph</strong>en und So<strong>ph</strong>isten Protagoras, <strong>de</strong>ssen "homo-mensura-Satz"<br />

("Der Mensch ist das Maß aller Dinge") als anti- und atheistisch ge<strong>de</strong>utet wird.<br />

Am Anfang <strong>de</strong>r Erkenntnis steht <strong>de</strong>mnach nicht die menschliche Subjektivität,<br />

son<strong>de</strong>rn Gott, "als Maß aller Dinge".<br />

Die Ablehnung <strong>de</strong>s so verstan<strong>de</strong>nen "Anthropozentrismus" verbin<strong>de</strong>t sich dabei<br />

mit einer Ablehnung sittlicher Autonomie. Nicht <strong>de</strong>r Mensch muß im vernünftigen<br />

Diskurs darüber entschei<strong>de</strong>n, was sittlich geboten o<strong>de</strong>r untersagt, was<br />

ethisch richtig o<strong>de</strong>r falsch ist, son<strong>de</strong>rn das Gebotene ist ihm durch göttliche<br />

Weisung - wie auch immer diese erkennbar sein soll - immer schon vorgegeben.<br />

Dem theozentrischen <strong>Weltbild</strong>, das keine "Anthropozentrik" dul<strong>de</strong>t, entspricht<br />

auf dieser Ebene eine theonome Moral, die je<strong>de</strong> ethische Autonomie <strong>de</strong>s<br />

Menschen als Anmaßung beurteilt und ablehnt.<br />

43<br />

J. Adrian, Art. Anthropozentrisch, in: Lexikon für Theologie und Kirche, 1930, Bd. I, Sp.<br />

482.


31<br />

IV._Neuere theologische Bestimmungen <strong>de</strong>r Stellung <strong>de</strong>s Menschen im<br />

Kosmos:<br />

These 9:<br />

In unserem Jahrhun<strong>de</strong>rt zeichnete sich in <strong>de</strong>r Theologie im Rahmen einer<br />

vorsichtigen Neubewertung <strong>de</strong>r neuzeitlichen Philoso<strong>ph</strong>ie zunächst eine<br />

positive Beurteilung einer "wahren Anthropozentrik" (K. Rahner), die auf<br />

"Theozentrik" hingeordnet ist, ab.<br />

1957 fällt das Urteil über Anthropozentrik im "Lexikon für Theologie und<br />

Kirche" - jetzt ist Karl Rahner <strong>de</strong>r Autor - <strong>de</strong>utlich differenzierter aus. Rahner<br />

unterschei<strong>de</strong>t zwischen einer Anthropozentrik, die "falsch, häretisch und unsittlich<br />

ist" und einer "wahren Anthropozentrik" 44 . Erstere sei gegeben im Atheismus,<br />

im Unglauben und in einer angemaßten Autonomie, die <strong>de</strong>n Menschen<br />

Gott gegenüber verschließt. "Richtige und wahre Anthropozentrik" steht hingegen<br />

für Rahner nicht im Gegensatz zu Theozentrik. Der Mensch muß Subjekt<br />

sein, "bei sich" sein, um sich Gott gegenüber öffnen zu können. Rahner macht<br />

so zwischen Anthropozentrik und Theozentrik ein gegenseitiges Bedingungsverhältnis<br />

aus.<br />

Dies gestattete es insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>r katholischen Theologie, wie<strong>de</strong>r von einer<br />

"christlichen Anthropozentrik" zu sprechen. Ohne die Erkenntnisse <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen<br />

Astro<strong>ph</strong>ysik zu leugnen, erklärte das Zweite Vatikanum in <strong>de</strong>r Pastoralkonstitution<br />

"Gaudium et spes": "Es ist fast einmütige Auffassung <strong>de</strong>r Gläubigen<br />

und Nichtgläubigen (sic!), daß alles auf Er<strong>de</strong>n auf <strong>de</strong>n Menschen als seinen<br />

44<br />

Karl Rahner, Art. Anthropozentrik, Lexikon für Theologie und Kirche, 1957 (2. Auflage),<br />

Bd. II, Spalte 632f.


32<br />

Mittel- und Höhepunkt hinzuordnen ist". 45 So wun<strong>de</strong>rt es nicht, daß in einer<br />

"Bilanz <strong>de</strong>r Theologie im 20. Jahrhun<strong>de</strong>rt" (1969) <strong>de</strong>r Anthropozentrismus<br />

wie<strong>de</strong>r als "vorherrschen<strong>de</strong>(r) Gedanke" 46 <strong>de</strong>r heutigen Theologie bezeichnet<br />

wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Damit ergab sich um 1970 ungefähr folgen<strong>de</strong> Situation:<br />

1. Gegenüber <strong>de</strong>n Naturwissenschaften konnte festgestellt wer<strong>de</strong>n: <strong>de</strong>r<br />

Schöpfungsglaube ist auch mit <strong>de</strong>m heutigen naturwissenschaftlichen <strong>Weltbild</strong><br />

verträglich, und aus theologischer Perspektive kann <strong>de</strong>r Mensch nach wie vor<br />

als Mitte und Höhepunkt <strong>de</strong>r Schöpfung geglaubt wer<strong>de</strong>n.<br />

2. Gegenüber <strong>de</strong>m Anspruch <strong>de</strong>r neuzeitlichen Philoso<strong>ph</strong>ie konnte zugegeben<br />

wer<strong>de</strong>n: es gibt eine rechtmäßige "Anthropozentrik" und auch eine berechtigte<br />

Autonomie <strong>de</strong>s Menschen, die allerdings auf Gott hin ausgerichtet bleiben<br />

müssen. <strong>Anthropozentrisches</strong> <strong>Weltbild</strong> und autonome Moral stehen nicht im<br />

Gegensatz, son<strong>de</strong>rn sind vereinbar mit theozentrischem <strong>Weltbild</strong> und<br />

Theonomie.<br />

Falls die Theologie freilich gehofft hatte, sich auf diese Weise endgültig <strong>de</strong>r<br />

Kritik entzogen zu haben, sah sie sich bald schon getäuscht.<br />

45<br />

Pastoralkonstitution "Gaudium et spes" (12), in: Karl Rahner und Herbert Vorgrimmler,<br />

Kleines Konzilskompendium, Sämtliche Texte <strong>de</strong>s Zweiten Vatikanums, Freiburg i. Br.<br />

1966, 459.<br />

46<br />

Jose<strong>ph</strong> Comblin, Die katholische Theologie seit En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Pontifikats Pius XII., in: Herbert<br />

Vorgrimmler u. a. (Hrsg.), Bilanz <strong>de</strong>r Theologie im 20. Jahrhun<strong>de</strong>rt, Bd. II, Jahrgang?<br />

(nach 1968), 84f.


33<br />

These 10:<br />

Für die gegenwärtige ökologische Krise wird gera<strong>de</strong> die christliche Anthropozentrik<br />

(mit)verantwortlich gemacht und statt <strong>de</strong>ssen eine "Physiozentrik"<br />

o<strong>de</strong>r "Biozentrik" gefor<strong>de</strong>rt.<br />

Bei <strong>de</strong>r Suche nach historischen und geistesgeschichtlichen Ursachen für die<br />

gegenwärtige ökologische Krise wur<strong>de</strong>n viele Wissenschaftler bei <strong>de</strong>m christlichen<br />

Schöpfungsverständnis und insbeson<strong>de</strong>re beim ersten biblischen Schöpfungsbericht<br />

(1 Mose/Gen 1,27f. "Macht euch die Er<strong>de</strong> untertan") fündig. Dem<br />

amerikanischen Historiker Lynn White zufolge zog das Christentum daraus <strong>de</strong>n<br />

Schluß, "es sei Gottes Wille, daß <strong>de</strong>r Mensch die Natur für seine eigenen<br />

Zwecke ausbeuten soll". White spricht weiter von einer "orthodoxe(n) christliche(n)<br />

Arroganz gegenüber <strong>de</strong>r Natur", die damit zusammenhänge, daß es "in<br />

<strong>de</strong>r ganzen Welt keine einzige Religion (gibt), die in solchem Maß anthropozentrisch<br />

ist wie das Christentum - beson<strong>de</strong>rs in seiner westlichen Ausprägung". 47<br />

Für Carl Amery sind es ebenfalls jüdisch-christliche Leitvorstellungen, mit<br />

<strong>de</strong>ren Hilfe eine trium<strong>ph</strong>alistische Einstellung gegenüber <strong>de</strong>r Natur theologisch<br />

legitimiert wer<strong>de</strong>n soll. So habe die Vorstellung, daß <strong>de</strong>r Mensch nach <strong>de</strong>m Bild<br />

Gottes geschaffen wor<strong>de</strong>n sei, einen göttlichen Auftrag zur totalen Herrschaft<br />

über die Natur begrün<strong>de</strong>t. 48<br />

Auch <strong>de</strong>r Theologe E. Drewermann <strong>de</strong>utet das "fatale Gebot" in Mose/Gen<br />

1,27f als Auffor<strong>de</strong>rung an <strong>de</strong>n Menschen, die Schöpfung wie einen Feind zu<br />

47<br />

Lynn White, Die historischen Wurzeln unserer ökologischen Krise, in: F. A. Schaeffer,<br />

Das programmierte En<strong>de</strong>. Umweltschutz aus christlicher Sicht, Wuppertal 1973, 81.88.<br />

48<br />

Vgl. Carl Amery, Das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Vorsehung. Die gna<strong>de</strong>nlosen Folgen <strong>de</strong>s Christentums,<br />

Hamburg 1974, 16f.


34<br />

besiegen. Drewermann for<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>mgegenüber eine grundlegen<strong>de</strong> religiöse<br />

Neubesinnung, "die mit <strong>de</strong>m bisherigen jüdisch-christlichen Anthropozentrismus<br />

bricht und zu einem Einheits<strong>de</strong>nken, zu einem religiösen Welterleben<br />

zurückfin<strong>de</strong>t, das in <strong>de</strong>r abendländischen Geistesgeschichte stets als<br />

unchristlich, ja als quasi-pantheistisch und gottlos bekämpft wur<strong>de</strong>." 49<br />

In ähnlichem Sinn wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren unter an<strong>de</strong>ren von K. M.<br />

Meyer-Abich gefor<strong>de</strong>rt, Anthropozentrik durch eine "Biozentrik" o<strong>de</strong>r "Physiozentrik"<br />

zu ersetzen. "Unsere Erfahrung ist", so Meyer-Abich, "nicht mehr<br />

absolutistisch: Die Natur - das sind wir, son<strong>de</strong>rn: Wir sind Natur." Wenn wir<br />

darum "<strong>de</strong>r Überheblichkeit absagen, uns als das Zentrum <strong>de</strong>r Welt zu fühlen,<br />

wer<strong>de</strong>n wir ... frei dafür, umgekehrt das Zentrum <strong>de</strong>r Welt in uns zu fühlen und<br />

so <strong>de</strong>m Ganzen verbun<strong>de</strong>n zu sein." 50<br />

Dies führt zu <strong>de</strong>r Frage, ob die hier so scharf attackierte "Anthropozentrik"<br />

einen (unverzichtbaren) Bestandteil <strong>de</strong>s christlichen Glaubens ausmacht. 51<br />

These 11:<br />

Einige Theologen rechtfertigen bis heute ein anthropozentrisches <strong>Weltbild</strong>,<br />

lehnen aber einen "schrankenlosen Anthropozentrismus" ab (A. Auer).<br />

Trotz dieser massiven Kritik verteidigt ein großer Teil <strong>de</strong>r Theologen aber nach<br />

wie vor eine "richtig verstan<strong>de</strong>ne Anthropozentrik". Nachdrücklich betont <strong>de</strong>r<br />

49<br />

Eugen Drewermann, Mit <strong>de</strong>m alten Geist brechen, in: Publik Forum, Son<strong>de</strong>rdruck<br />

"Umwelt" vom 31.5.1985; vgl. <strong>de</strong>rs., Der tödliche Fortschritt, Regensburg 1981.<br />

50<br />

K.-M. Meyer-Abich, Wege zum Frie<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r Natur. Praktische Natur<strong>ph</strong>iloso<strong>ph</strong>ie für<br />

die Umweltpolitik, München und Wien 1984, 100.<br />

51<br />

Vgl. dazu auch Bernhard Irrgang, Zur Problemgeschichte <strong>de</strong>s Topos "christliche Anthropozentrik"<br />

und seine Be<strong>de</strong>utung für eine Umweltethik, in: Münchener Theologische<br />

Zeitschrift 37 (1986), 185-203.


35<br />

Tübinger Theologe Alfons Auer in seiner "Umweltethik": "Nach <strong>de</strong>r teleologischen<br />

Betrachtungsweise ist <strong>de</strong>r Mensch nicht einfach Glied <strong>de</strong>r Natur, vielmehr<br />

ist diese in je<strong>de</strong>r Hinsicht auf ihn zugeordnet und kommt nur in ihm zur Erfüllung.<br />

Es klingt sehr unmo<strong>de</strong>rn, ist aber nicht zu bestreiten: Die Ordnung <strong>de</strong>r<br />

Welt ist teleologisch strukturiert... Letztlich ... dient alles <strong>de</strong>m Menschen und<br />

seiner Existenz und kommt darin zu seinem Daseinssinn." 52 Weiter schreibt<br />

Auer: "Die Natur kommt zu sich selbst nur im Menschen, nur in ihm erfüllt sich<br />

ihr Sinn." 53<br />

Damit ist die Natur für <strong>de</strong>n Menschen aber nicht zur rücksichtslosen Ausbeutung<br />

freigegeben, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>ren Verantwortung <strong>de</strong>s Menschen<br />

übertragen. Anthropozentrik ist für Auer nicht schrankenlos o<strong>de</strong>r totalitär,<br />

son<strong>de</strong>rn "die ganze außermenschliche Natur muß in <strong>de</strong>n Sinnkreis <strong>de</strong>s Humanen<br />

einbezogen wer<strong>de</strong>n" 54 , <strong>de</strong>m Menschen ist "die Verantwortung für alles Lebendige<br />

aufgegeben" 55 . Auer hält aber zugleich ausdrücklich an einer Äußerung in<br />

<strong>de</strong>r Pastoralkonstitution <strong>de</strong>s Zweiten Vaticanums fest, <strong>de</strong>rzufolge <strong>de</strong>r Mensch<br />

"auf Er<strong>de</strong>n die einzige von Gott um ihrer selbst willen gewollte Kreatur ist" 56 .<br />

Alle Aussagen, die Auer über Anthropozentrik macht, wer<strong>de</strong>n von ihm als<br />

theologische Aussagen verstan<strong>de</strong>n. Es ist für ihn selbstverständlich, daß "kaum<br />

noch ein Theologe o<strong>de</strong>r Philoso<strong>ph</strong> die Formel 'Anthropozentrik' als naturwissenschaftlich<br />

begründbare Position (ansieht)" 57 . Wie bei Rahner impliziert dabei<br />

auch bei Auer die starke Betonung <strong>de</strong>r Anthropozentrik kein Wi<strong>de</strong>rspruch zur<br />

Theozentrik <strong>de</strong>r Natur. "Im Gegenteil: Je entschie<strong>de</strong>ner die Theozentrik <strong>de</strong>r<br />

52<br />

Alfons Auer, Umweltethik. Ein theologischer Beitrag zur ökologischen Diskussion,<br />

Düsseldorf 1984, 57.<br />

53<br />

A. a. O., 55.<br />

54<br />

A. a. O., 55f.<br />

55<br />

A. a. O., 55.<br />

56<br />

Zit. a. a. O., 221 (GS 24).<br />

57<br />

Alfons Auer, Anthropozentrik o<strong>de</strong>r Physiozentrik? Vom Wert eines Interpretaments, in:<br />

Kurt Bayertz (Hrsg.), Ökologische Ethik, Freiburg 1988, 37.


36<br />

Schöpfung herausgestellt wird, <strong>de</strong>sto klarer treten auch ihre Zuordnung auf <strong>de</strong>n<br />

Menschen und damit ihre Weltlichkeit hervor." 58<br />

These 12:<br />

Immer mehr Theologen lehnen heute eine anthropozentrische Weltanschauung<br />

ab; einige weisen sie sogar als unbiblisch zurück, verstehen <strong>de</strong>n<br />

Menschen als "Mitglied <strong>de</strong>r Schöpfungsgemeinschaft" und erhoffen sich<br />

von Naturwissenschaft und Theologie ein "ökologisches Weltbewußtsein"<br />

(J. Moltmann).<br />

Unter <strong>de</strong>m Eindruck <strong>de</strong>r ökologischen Krise ist unbestritten eine "fortschreiten<strong>de</strong><br />

negative Besetzung <strong>de</strong>s Begriffs Anthropozentrik" 59 feststellbar. Vor<br />

zwanzig, dreißig Jahren war dies noch an<strong>de</strong>rs. "Anthropozentrik" klang emanzipatorisch,<br />

selbstbewußt und fortschrittlich. Die Vorstellung <strong>de</strong>r Menschen als<br />

"mâitres et possesseurs <strong>de</strong> la nature" 60 begleitete die technischen Erfolge.<br />

Ambivalente Erfahrungen mit zweifelhaft gewor<strong>de</strong>nen "Errungenschaften" von<br />

Naturwissenschaft und Technik haben diese Zuversicht merklich gedämpft o<strong>de</strong>r<br />

genommen.<br />

Einige Theologen (Copp, Drewermann) sind zwar <strong>de</strong>r Meinung, daß die biblischen<br />

Schöpfungsberichte anthropozentrisch auszulegen sind, lehnen aber<br />

<strong>de</strong>nnoch eine anthropozentrische Sicht <strong>de</strong>s Kosmos ab. Dagegen weist J.<br />

Moltmann eine anthropozentrische Weltanschauung auch als unbiblisch zurück:<br />

"Die anthropozentrische Weltanschauung, nach <strong>de</strong>r Himmel und Er<strong>de</strong> um <strong>de</strong>s<br />

58<br />

Alfons Auer, Umweltethik, 221.<br />

59<br />

Alfons Auer, Anthropozentrik o<strong>de</strong>r Physiozentrik?, 43.<br />

60<br />

René Descartes, Discours <strong>de</strong> la métho<strong>de</strong> pour bien conduire sa raison et chercher la vérité<br />

dans la sciences. Übersetzt und hrsg. von Lü<strong>de</strong>r Gäbe, Hamburg 1960, 100.


37<br />

Menschen willen geschaffen sind und <strong>de</strong>r Mensch 'die Krone <strong>de</strong>r Schöpfung' ist,<br />

wird zwar von ihren Vertretern wie von ihren Kritikern als 'biblische Tradition'<br />

ausgegeben. Sie ist aber unbiblisch, <strong>de</strong>nn nach biblischen, jüdischen und christlichen<br />

Traditionen hat Gott die Welt aus Liebe um seiner Herrlichkeit willen<br />

geschaffen, und die 'Krone seiner Schöpfung' ist nicht <strong>de</strong>r Mensch, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r<br />

Sabbat." 61<br />

Obwohl auch für Moltmann <strong>de</strong>r Mensch eine Son<strong>de</strong>rstellung im Kosmos<br />

einnimmt, ist das <strong>Weltbild</strong> <strong>de</strong>r Bibel theozentrisch. Dies gibt <strong>de</strong>m Menschen die<br />

Möglichkeit, "sich als Mitglied <strong>de</strong>r Schöpfungsgemeinschaft zu verstehen".<br />

"Die christliche Theologie muß also <strong>de</strong>n Schöpfungsglauben von je<strong>de</strong>r anthropozentrischen<br />

Weltanschauung befreien, wenn sie die ihm entsprechen<strong>de</strong><br />

Weisheit im Umgang mit <strong>de</strong>r Natur wie<strong>de</strong>rfin<strong>de</strong>n will." 62<br />

Der Mensch ist nach Moltmann nicht im Kontrast zu Tier und Natur zu <strong>de</strong>finieren,<br />

wie es in <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen anthropozentrischen Anthropologie geschieht,<br />

son<strong>de</strong>rn die Er<strong>de</strong> ist als Gesamtorganismus aufzufassen, in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Mensch als<br />

Partner in einer höchst <strong>de</strong>mokratischen Gemeinschaft auftreten sollte. 63 "Bislang<br />

aber gleicht die Ausbreitung menschlicher Zivilisation ... eher einem schädlichen<br />

Krebsgeschwür im Erdorganismus. Das Menschengeschlecht könnte<br />

aufgrund seiner kognitiven und kommunikativen Fähigkeiten aber vielleicht<br />

auch die Aufgabe eines Gehirns im Erdorganismus übernehmen und also neurologische<br />

Funktionen wahrnehmen. Das setzt freilich voraus, daß Menschen<br />

lernen, sich selbst richtig einzuschätzen und sich selbst <strong>de</strong>mokratisch in die<br />

Symbiose <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> einzuordnen." 64<br />

61<br />

Jürgen Moltmann, Gott in <strong>de</strong>r Schöpfung, 45.<br />

62<br />

A. a. O.<br />

63<br />

Moltmann bezieht sich hier auf die "Gaja-Hypothese" von James E. Lovelock, <strong>de</strong>r das<br />

Erdsystem als "universelles biokybernetisches System mit Ten<strong>de</strong>nz zur Homöostase"<br />

auffaßt, vgl. Jürgen Moltmann, Die Er<strong>de</strong> und die Menschen. Zum theologischen Verständnis<br />

<strong>de</strong>r Gaja-Hypothese, in: Evangelische Theologie 53 (1993), 427.<br />

64<br />

Jürgen Moltmann, Die Er<strong>de</strong> und die Menschen, 429.


38<br />

Anthropozentrismus ist darüber hinaus für Moltmann nicht nur naturfeindlich,<br />

son<strong>de</strong>rn auch körperunverträglich, <strong>de</strong>nn "Anthropozentrismus <strong>de</strong>finiert ... nicht<br />

nur die menschliche Mittelpunktexistenz für die Welt, son<strong>de</strong>rn auch im<br />

Menschen selbst die Herrschaft <strong>de</strong>r Seele über <strong>de</strong>n Körper und die Monarchie<br />

<strong>de</strong>s Ich in <strong>de</strong>r Seele" 65 .<br />

65<br />

A. a. O., 431.


39<br />

V. Abschließen<strong>de</strong> Bemerkungen zum Verhältnis von Theologie und Physik<br />

1. An die Theologie<br />

Für ein christliches Verständnis von "Anthropozentrik" (im Sinn von A. Auer),<br />

"Theozentrik" (im Sinn von J. Moltmann) o<strong>de</strong>r "Physiozentrik" ist keine naturwissenschaftliche<br />

Erklärung möglich - aber auch nicht erfor<strong>de</strong>rlich. Es geht hier<br />

in Bezug auf die biblischen Schöpfungsberichte um exegetische Fragen und<br />

darüber hinaus um theologische und meta<strong>ph</strong>ysische Fragen über die Deutung<br />

<strong>de</strong>r Welt im Ganzen.<br />

Insbeson<strong>de</strong>re sollten sich Theologen hüten, einzelne <strong>ph</strong>ysikalische (o<strong>de</strong>r biologische)<br />

Erkenntnisse herauszugreifen, um sie als Belege für ihr christliches<br />

<strong>Weltbild</strong> zu verwen<strong>de</strong>n. Wie<strong>de</strong>rholt wur<strong>de</strong> schon auf die <strong>ph</strong>ysikalisch erstaunliche<br />

"Feinabstimmung" <strong>de</strong>r fundamentalen Naturkonstanten hingewiesen.<br />

Theologen machen es sich aber zu einfach, wenn sie jeweils aus <strong>de</strong>m, was die<br />

Naturwissenschaften (noch) nicht erklären können, eine Art Gottesbeweis o<strong>de</strong>r<br />

auch nur Gotteshinweis konstruieren wollen.<br />

2. An die Physik<br />

Physiker müssen sich bewußt bleiben, daß <strong>ph</strong>ysikalische Forschungsergebnisse<br />

nur von einer sehr kleinen Min<strong>de</strong>rheit angemessen verstan<strong>de</strong>n und beurteilt<br />

wer<strong>de</strong>n können. Dies gilt selbst für sogenannte populärwissenschaftliche<br />

Darstellungen, die in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren zu Themen <strong>de</strong>r Astro<strong>ph</strong>ysik<br />

veröffentlicht wur<strong>de</strong>n. Nicht wenige Theologen beispielsweise lesen mit<br />

großem Interesse die "allgemeinverständlichen" Darstellungen von Hawking,<br />

Davies, Weinberg usw. - doch trotz aller Bemühungen <strong>de</strong>r Autoren bleiben


40<br />

ihnen die mehr <strong>ph</strong>ysikalischen Teile weitgehend schleierhaft. Theologen<br />

merken aber auf, wenn in diesen Büchern plötzlich aus heiterem <strong>ph</strong>ysikalischem<br />

Himmel von "Gott", "Meta<strong>ph</strong>ysik" usw. die Re<strong>de</strong> ist. Als Nichtspezialisten fehlt<br />

ihnen hier <strong>de</strong>r Zusammenhang, <strong>de</strong>r es ermöglichen wür<strong>de</strong>, diese Aussagen<br />

angemessen einzuordnen und zu bewerten.<br />

Darum sind hier m. E. die Physiker selbst gefor<strong>de</strong>rt: Noch vor <strong>de</strong>m Gespräch<br />

einzelner Physiker mit Philoso<strong>ph</strong>en und Theologen wür<strong>de</strong> ich mir in diesen<br />

Fragen das öffentliche (und für die Öffentlichkeit verständliche) Gespräch<br />

zwischen Physikern wünschen. Eine Diskussion insbeson<strong>de</strong>re über die theologischen<br />

und meta<strong>ph</strong>ysischen Aussagen, die einzelne Physiker im Zusammenhang<br />

mit ihrer Forschungstätigkeit treffen: Ist das noch wissenschaftlich fundierte<br />

Physik? O<strong>de</strong>r reine, von redlicher Forschung längst abgehobene Spekulation?<br />

Manche spektakuläre Außenseiterposition, die gleichwohl von einigen Journalisten,<br />

Literaten und Theologen begierig aufgegriffen wird, könnte damit schon<br />

im Vorfeld relativiert wer<strong>de</strong>n.<br />

3. An Naturwissenschaften und Theologie<br />

Theologen und Philoso<strong>ph</strong>en haben davon gehört, daß Physiker versuchen, eine<br />

möglichst einheitliche Beschreibung <strong>de</strong>r fundamentalen Naturkräfte aufzufin<strong>de</strong>n.<br />

Die anspruchsvollen Namen, die dafür verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n ("Große vereinheitlichte<br />

Theorie", "Theorie für Alles" 66 , "Allumfassen<strong>de</strong> Theorie <strong>de</strong>r Natur" 67<br />

usw.) wirkten offensichtlich anregend, in dieser Richtung noch etwas weiterzuspekulieren<br />

und es einmal mit einem "Denken" zu versuchen, das naturwissenschaftlich<br />

fundiert tatsächlich "alles, was ist" umfassen wür<strong>de</strong>. Dieses neue<br />

66<br />

John D. Barrow, Theorien für Alles. Die <strong>ph</strong>iloso<strong>ph</strong>ischen Ansätze <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Physik,<br />

Hei<strong>de</strong>lberg u. a. 1992.<br />

67<br />

Paul Davies und Julian R. Brown, Superstrings. Eine allumfassen<strong>de</strong> Theorie <strong>de</strong>r Natur in<br />

<strong>de</strong>r Diskussion, München 1992 (engl. Originalausg. 1988).


41<br />

<strong>Weltbild</strong> wird dann unter Verwendung <strong>ph</strong>ysikalischer, biologischer, ökologischer<br />

und theologischer Versatzstücke als "holistisch" o<strong>de</strong>r "hologra<strong>ph</strong>isch",<br />

als "einheitlich" o<strong>de</strong>r "ganzheitlich-ökologisch" beschrieben.<br />

Ich plädiere nicht für ein Verhältnis von Theologie und Naturwissenschaft, das<br />

J. Moltmann zurecht als "friedliche Koexistenz auf <strong>de</strong>r Grundlage gegenseitiger<br />

Irrelevanz" kritisiert. Es gibt in <strong>de</strong>r Tat eine ganze Reihe <strong>ph</strong>iloso<strong>ph</strong>isch und<br />

theologisch relevanter Fragen, mit <strong>de</strong>nen <strong>ph</strong>ysikalische Forschung konfrontiert<br />

ist: erkenntnistheoretische Fragen im Umfeld <strong>de</strong>r Physik, wie sie beispielsweise<br />

(v. a. von Physikern) schon in <strong>de</strong>n 20er und 30er Jahren diskutiert wur<strong>de</strong>n<br />

(Wiener Kreis, Berliner Gesellschaft für empirische Philoso<strong>ph</strong>ie); o<strong>de</strong>r auch<br />

ethische Fragen, die im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r (technischen o<strong>de</strong>r militärischen)<br />

Anwendung <strong>ph</strong>ysikalischer Forschung auftreten.<br />

Aber ich warne - beson<strong>de</strong>rs angesichts astro<strong>ph</strong>ysikalischer Erkenntnisse - vor<br />

einer vorschnellen Vereinheitlichung und Vermischung <strong>de</strong>r Wissenschaften, vor<br />

einer spekulativen Verwischung und Aufhebung <strong>de</strong>r Grenzen zwischen Physik<br />

und Meta<strong>ph</strong>ysik.<br />

In einer Zeit, die zugleich wissenschaftsgläubig und leichtgläubig ist, die anfällig<br />

ist für je<strong>de</strong> neue weltanschauliche Mo<strong>de</strong>, in <strong>de</strong>r Heils- und Erlösungslehren<br />

fast beliebig konsumiert wer<strong>de</strong>n können, plädiere ich für spekulative Zurückhaltung,<br />

Selbstbegrenzung <strong>de</strong>r Wissenschaften und für eine skeptische und<br />

nüchterne Kritik <strong>de</strong>r "Vereinheitlichungen" je<strong>de</strong>r Art.<br />

Ich will meine Stellungnahme ver<strong>de</strong>utlichen, in<strong>de</strong>m ich noch einmal Bezug<br />

nehme auf <strong>de</strong>n Vortrag in <strong>de</strong>r vergangenen Woche. Auf die Frage, wie die<br />

Entwicklung zum Leben und zum Menschen in unserem Universum beurteilt<br />

wer<strong>de</strong>n kann, bot Prof. Staudt zwei ("min<strong>de</strong>stens zwei") Standpunkte an:


42<br />

{ <strong>de</strong>n positivistischen Standpunkt: <strong>de</strong>mzufolge haftet <strong>de</strong>r Entwicklung zum<br />

menschlichen Leben nichts Geheimnisvolles an. Weil die Naturgesetze<br />

sind, wie sie sind, wur<strong>de</strong> Leben möglich. Mit Hilfe <strong>de</strong>s schwachen anthropischen<br />

Prinzips kann aus <strong>de</strong>r Tatsache, daß Leben existiert, umgekehrt<br />

nur geschlossen wer<strong>de</strong>n, daß dazu bestimmte Bedingungen in <strong>de</strong>r Entwicklung<br />

<strong>de</strong>s Universums erfüllt sein müssen. Auf weitergehen<strong>de</strong> Aussagen<br />

muß ein Naturwissenschaftler (als Naturwissenschaftler, wie ich ergänzen<br />

will) verzichten. 68<br />

{ <strong>de</strong>n teleologischen Standpunkt: <strong>de</strong>mzufolge sind die Naturgesetze, so wie<br />

sie sind, damit menschliches Leben zustan<strong>de</strong> kommt (starkes anthropisches<br />

Prinzip). Sofern die Vertreter dieses Standpunktes damit behaupten<br />

wollen, daß diese Teleologie auf <strong>de</strong>n Menschen hin naturwissenschaftlich<br />

erweislich ist, sind sie bislang <strong>de</strong>n Beweis schuldig geblieben. Eine von<br />

Anfang an zielgerichtete und absichtsvolle Entwicklung <strong>de</strong>s Universums,<br />

die im Menschen ihr Ziel und ihren Höhepunkt fin<strong>de</strong>t, läßt sich aus <strong>de</strong>n<br />

Erkenntnissen von Physik und Biologie nicht ableiten.<br />

Vor die Wahl zwischen diese bei<strong>de</strong>n Standpunkte gestellt, kann ich nur <strong>de</strong>n<br />

ersten wählen. Aber eine Ergänzung scheint mir notwendig: Gegen <strong>de</strong>n ersten<br />

Standpunkt als methodisches Prinzip naturwissenschaftlicher<br />

68<br />

Vgl. dazu auch Ste<strong>ph</strong>en W. Hawking, Mein Standpunkt, in: ZEIT vom 20.8.1993 (Nr.<br />

34), 26; Hawking bekennt sich darin zu einem positivistischen Standpunkt, weil ihm "die<br />

positivistische Position ... die einzig mögliche Haltung für jeman<strong>de</strong>n zu sein (scheint), <strong>de</strong>r<br />

nach neuen Gesetzen und nach neuen Möglichkeiten sucht, das Universum zu<br />

beschreiben". Allerdings versteht Hawking unter "Positivismus" etwas an<strong>de</strong>res, als damit<br />

im Anschluß an A. Comte und G. Mach bislang gemeint war (s. u. Anm. 59). Hawking<br />

vertritt "die Auffassung, ... daß eine <strong>ph</strong>ysikalische Theorie nur ein mathematisches Mo<strong>de</strong>ll<br />

ist, mit <strong>de</strong>ssen Hilfe wir die Ergebnisse unserer Beobachtungen beschreiben. Eine Theorie<br />

ist eine gute Theorie, wenn sie ein elegantes Mo<strong>de</strong>ll ist, wenn sie eine umfassen<strong>de</strong> Klasse<br />

von Beobachtungen beschreibt und wenn sie die Ergebnisse neuer Beobachtungen vorhersagt.<br />

Darüber hinaus hat es keinen Sinn zu fragen, ob sie mit <strong>de</strong>r Wirklichkeit übereinstimmt,<br />

weil wir nicht wissen, welche Wirklichkeit gemeint ist. Vielleicht macht mich<br />

diese Auffassung von wissenschaftlicher Theorie zu einem Instrumentalisten o<strong>de</strong>r<br />

Positivisten..."


43<br />

Erkenntnisgewinnung ist von seiten <strong>de</strong>r Theologie nichts einzuwen<strong>de</strong>n. Wo<br />

dieser Standpunkt allerdings absolut gesetzt und unsere gesamte Wirklichkeit<br />

("alles, was ist") auf die <strong>ph</strong>ysikalisch beschreibbare Wirklichkeit reduziert wird,<br />

liegt eine Deutung <strong>de</strong>r Wirklichkeit vor, die sich <strong>ph</strong>ysikalischer Verifikation<br />

entzieht und die in Konkurrenz zu an<strong>de</strong>ren Deutungen tritt. Hier kann darum<br />

auch eine theologische Kritik einsetzen und die Reduktion allen Seins auf das<br />

<strong>ph</strong>ysikalisch Erfaßbare zurückweisen.<br />

Dies führt mich dazu, daß über die bei<strong>de</strong>n genannten Standpunkte hinaus noch<br />

ein dritter möglich sein muß:<br />

{ methodischer Positivismus 69 ist <strong>de</strong>mnach vereinbar mit teleologischer<br />

Deutung: auch als Physiker kann man eine teleologische Betrachtungsweise<br />

akzeptieren, sofern diese die <strong>ph</strong>ysikalische Erkenntnis nicht leitet,<br />

son<strong>de</strong>rn ihr <strong>de</strong>utend - d. h. jenseits naturwissenschaftlich verifizierbaren<br />

Anspruchs - nachfolgt. Was <strong>de</strong>m Physiker (als Physiker) Ausdruck <strong>de</strong>r<br />

Geltung <strong>de</strong>r Naturgesetze ist, kann ihm darüber hinaus zugleich als<br />

Ausdruck absichtsvollen göttlichen Wirkens erscheinen. Konsequente<br />

wissenschaftliche Einstellung und (schöpfungs)theologische Interpretation<br />

müssen sich nicht wi<strong>de</strong>rsprechen, son<strong>de</strong>rn können sich gegenseitig ergänzen.<br />

69<br />

Unter Positivismus versteht man im allgemeinen "eine Richtung <strong>de</strong>r Philoso<strong>ph</strong>ie und<br />

Wissenschaft, die vom 'Positiven', d. h. vom Gegebenen, Tatsächlichen, Sicheren, Zweifellosen<br />

ausgeht, ihre Forschung und Darstellung darauf beschränkt und meta<strong>ph</strong>ysische<br />

Erörterungen für theoretisch unmöglich, praktisch nutzlos ansieht" (Philoso<strong>ph</strong>isches<br />

Wörterbuch, begrün<strong>de</strong>t von H. Schmidt, neu bearbeitet von G. Schischkoff, Stuttgart 1974,<br />

520). In seinem Vortrag beschränkte Prof. Staudt die Physik zwar auf die Forschung und<br />

Darstellung <strong>de</strong>s 'Positiven', erklärte aber meta<strong>ph</strong>ysische Erörterungen we<strong>de</strong>r für theoretisch<br />

unmöglich noch für praktisch nutzlos. Die Bezeichnung "methodischer<br />

Positivismus" scheint mir darum auch seine Position angemessen auszudrücken: Die<br />

Physik hat sich methodisch ausschließlich auf das 'positiv' Gegebene zu beziehen und darf<br />

nur diesbezügliche Theorien aufstellen. Diese methodische Einstellung ist keinesfalls<br />

notwendig mit einer meta<strong>ph</strong>ysischen o<strong>de</strong>r antimeta<strong>ph</strong>ysischen Haltung verbun<strong>de</strong>n. Die<br />

Entscheidung über diese Haltung liegt jenseits <strong>ph</strong>ysikalischer Forschung.


44<br />

Vorläufig befin<strong>de</strong>t sich das Gespräch zwischen Theologie und Naturwissenschaften<br />

noch in einem Stadium, bei <strong>de</strong>m es darum geht, gegenseitiges<br />

Verständnis für die jeweiligen Fragen und Antworten zu fin<strong>de</strong>n. Davon<br />

sind <strong>de</strong>rzeit Theologen und Naturwissenschaftler nach <strong>de</strong>r Meinung <strong>de</strong>s Astro<strong>ph</strong>ysikers<br />

J. D. Barrow noch weit entfernt: "Die Theologen meinen, ihnen seien<br />

die Fragen vertraut; sie verstehen jedoch die Antworten nicht. Die Physiker<br />

meinen, sie hätten die Antworten, aber sie kennen die Fragen nicht. Ein<br />

Optimist wür<strong>de</strong> zur Klärung dieser Probleme ein Gespräch empfehlen; ein<br />

Pessimist jedoch wür<strong>de</strong> befürchten, dieses könne wohl nur in einem Zustand<br />

en<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>m wir zuletzt we<strong>de</strong>r die Fragen noch die Antworten kennen". 70<br />

70<br />

John D. Barrow, Theorien für Alles, 11.


45<br />

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