Anthropozentrisches Weltbild? - Katholische-theologie.ph-gmuend.de
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37<br />
Menschen willen geschaffen sind und <strong>de</strong>r Mensch 'die Krone <strong>de</strong>r Schöpfung' ist,<br />
wird zwar von ihren Vertretern wie von ihren Kritikern als 'biblische Tradition'<br />
ausgegeben. Sie ist aber unbiblisch, <strong>de</strong>nn nach biblischen, jüdischen und christlichen<br />
Traditionen hat Gott die Welt aus Liebe um seiner Herrlichkeit willen<br />
geschaffen, und die 'Krone seiner Schöpfung' ist nicht <strong>de</strong>r Mensch, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r<br />
Sabbat." 61<br />
Obwohl auch für Moltmann <strong>de</strong>r Mensch eine Son<strong>de</strong>rstellung im Kosmos<br />
einnimmt, ist das <strong>Weltbild</strong> <strong>de</strong>r Bibel theozentrisch. Dies gibt <strong>de</strong>m Menschen die<br />
Möglichkeit, "sich als Mitglied <strong>de</strong>r Schöpfungsgemeinschaft zu verstehen".<br />
"Die christliche Theologie muß also <strong>de</strong>n Schöpfungsglauben von je<strong>de</strong>r anthropozentrischen<br />
Weltanschauung befreien, wenn sie die ihm entsprechen<strong>de</strong><br />
Weisheit im Umgang mit <strong>de</strong>r Natur wie<strong>de</strong>rfin<strong>de</strong>n will." 62<br />
Der Mensch ist nach Moltmann nicht im Kontrast zu Tier und Natur zu <strong>de</strong>finieren,<br />
wie es in <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen anthropozentrischen Anthropologie geschieht,<br />
son<strong>de</strong>rn die Er<strong>de</strong> ist als Gesamtorganismus aufzufassen, in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Mensch als<br />
Partner in einer höchst <strong>de</strong>mokratischen Gemeinschaft auftreten sollte. 63 "Bislang<br />
aber gleicht die Ausbreitung menschlicher Zivilisation ... eher einem schädlichen<br />
Krebsgeschwür im Erdorganismus. Das Menschengeschlecht könnte<br />
aufgrund seiner kognitiven und kommunikativen Fähigkeiten aber vielleicht<br />
auch die Aufgabe eines Gehirns im Erdorganismus übernehmen und also neurologische<br />
Funktionen wahrnehmen. Das setzt freilich voraus, daß Menschen<br />
lernen, sich selbst richtig einzuschätzen und sich selbst <strong>de</strong>mokratisch in die<br />
Symbiose <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> einzuordnen." 64<br />
61<br />
Jürgen Moltmann, Gott in <strong>de</strong>r Schöpfung, 45.<br />
62<br />
A. a. O.<br />
63<br />
Moltmann bezieht sich hier auf die "Gaja-Hypothese" von James E. Lovelock, <strong>de</strong>r das<br />
Erdsystem als "universelles biokybernetisches System mit Ten<strong>de</strong>nz zur Homöostase"<br />
auffaßt, vgl. Jürgen Moltmann, Die Er<strong>de</strong> und die Menschen. Zum theologischen Verständnis<br />
<strong>de</strong>r Gaja-Hypothese, in: Evangelische Theologie 53 (1993), 427.<br />
64<br />
Jürgen Moltmann, Die Er<strong>de</strong> und die Menschen, 429.