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Anthropozentrisches Weltbild? - Katholische-theologie.ph-gmuend.de

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5<br />

Schrift von 1928 mit <strong>de</strong>m Titel "Die Stellung <strong>de</strong>s Menschen im Kosmos" 3<br />

versucht auf diese Weise die Frage "Was ist <strong>de</strong>r Mensch?" zu beantworten.<br />

Fragen nach <strong>de</strong>r Stellung <strong>de</strong>s Menschen im Sein und d.h. nach <strong>de</strong>m Wesen, <strong>de</strong>r<br />

Natur <strong>de</strong>s Menschen, wer<strong>de</strong>n immer dann mit beson<strong>de</strong>rem Nachdruck gestellt,<br />

wenn das "Selbstbewußtsein" <strong>de</strong>s Menschen gestört ist. "Wir sind in <strong>de</strong>r<br />

ungefähr zehntausendjährigen Geschichte das erste Zeitalter", stellt schon<br />

Scheler fest, "in <strong>de</strong>m sich <strong>de</strong>r Mensch völlig und restlos 'problematisch' gewor<strong>de</strong>n<br />

ist; in <strong>de</strong>m er nicht mehr weiß, was er ist, zugleich aber auch weiß, daß er<br />

es nicht weiß." 4 Helmuth Plessner ergänzt dies, in<strong>de</strong>m er ebenfalls im Jahr 1928<br />

<strong>de</strong>n Menschen als "utopisches Wesen" charakterisiert: er ist konstitutiv wurzellos,<br />

heimatlos, er steht im Nirgendwo, es ist ihm nicht gegeben zu wissen, "wo"<br />

er steht - aber gera<strong>de</strong> darum sucht <strong>de</strong>r Mensch immer wie<strong>de</strong>r neu nach <strong>de</strong>m Ort,<br />

<strong>de</strong>r ihm zukommt und <strong>de</strong>n er einnehmen kann. 5<br />

Krisenzeiten provozieren anthropologische Fragen: wo alles fraglich gewor<strong>de</strong>n<br />

ist, versucht <strong>de</strong>r Mensch als erstes sich wie<strong>de</strong>r seiner selbst zu vergewissern.<br />

Die Frage nach <strong>de</strong>r Stellung <strong>de</strong>s Menschen im Kosmos und damit die Frage, ob<br />

<strong>de</strong>m Menschen in diesem Kosmos in irgen<strong>de</strong>iner Weise eine beson<strong>de</strong>re, eine<br />

hervorgehobene Stellung zukommt, dient <strong>de</strong>r Orientierung und Selbstvergewisserung<br />

<strong>de</strong>s Menschen.<br />

Daß im übrigen astro<strong>ph</strong>ysikalische Erkenntnisse, aber auch schon vage<br />

Hypothesen, das Selbstverständnis und das Lebensgefühl <strong>de</strong>s Menschen prägen<br />

können, läßt sich sehr anschaulich an <strong>de</strong>r Gegenwartsliteratur illustrieren. Ein<br />

Beispiel sind die "Reflexionen", die Botho Strauß 1992 veröffentlichte. Bis in<br />

<strong>de</strong>n Titel "Beginnlosigkeit" wirkt sich hier die - exotische - "Steady<br />

3<br />

Max Scheler, Die Stellung <strong>de</strong>s Menschen im Kosmos, Bern 1978 (7. Auflage).<br />

4<br />

Max Scheler, Mensch und Geschichte, in: Ders., Philoso<strong>ph</strong>ische Weltanschauung. Dritte,<br />

durchgesehene Auflage, hrsg. von Maria Scheler, Bern 1968, 62.<br />

5<br />

Vgl. Helmuth Plessner, Die Stufen <strong>de</strong>s Organischen und <strong>de</strong>r Mensch: Einleitung in die<br />

<strong>ph</strong>iloso<strong>ph</strong>ische Anthropologie, Berlin und New York 1975, 341-346.

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