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Anthropozentrisches Weltbild? - Katholische-theologie.ph-gmuend.de

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28<br />

christlichen Tradition gewonnen hatte, fin<strong>de</strong>t in <strong>de</strong>r neuen räumlichen Gestalt<br />

<strong>de</strong>s Universums keine anschauliche Entsprechung mehr. "Der Ort <strong>de</strong>r Menschwerdung<br />

Gottes ist ein peri<strong>ph</strong>erer Ort im Sonnensystem, das Sonnensystem ein<br />

peri<strong>ph</strong>erer Ort im Ganzen <strong>de</strong>s Kosmos." 38<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rtelang sah die katholische Kirche durch die neue Physik die Glaubwürdigkeit<br />

<strong>de</strong>r Offenbarung und damit auch ihre eigene Autorität und Macht in<br />

Frage gestellt, und sie versuchte darum, die neuen Lehren mit allen Mitteln<br />

zurückzudrängen. Nach<strong>de</strong>m Galilei zum Wi<strong>de</strong>rruf gezwungen, das beanstan<strong>de</strong>te<br />

Buch "Dialogo" verboten und bis 1835 auf <strong>de</strong>n In<strong>de</strong>x verbotener Bücher gesetzt<br />

wor<strong>de</strong>n war, dauerte es bis zum Jahr 1992, ehe Papst Johannes Paul II. in einer<br />

Ansprache einen Schlußstrich unter <strong>de</strong>n Fall Galilei zu ziehen versuchte, in<strong>de</strong>m<br />

er von einem "schmerzlichen Mißverständnis" und "gegenseitigem (sic!) Unverständnis"<br />

sprach, Verständnis für das "pastorale Urteil angesichts <strong>de</strong>r Theorie<br />

<strong>de</strong>s Kopernikus" suchte und feststellte, daß keiner <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n damals diskutierten<br />

Bezugspunkte Sonne bzw. Er<strong>de</strong> "angesichts <strong>de</strong>r heutigen Kenntnis <strong>de</strong>s<br />

Kosmos und nach Einstein mehr die Be<strong>de</strong>utung von damals" habe. 39 Es ist<br />

schon erstaunlich, daß sich Johannes Paul II. in seiner Ansprache sogar auf<br />

Einstein und die mo<strong>de</strong>rne Kosmologie beruft, um für das skandalöse Fehlurteil<br />

noch Verständnis zu fin<strong>de</strong>n.<br />

Schon zuvor hatte die Trennung von schöpfungstheologischem Denken und<br />

naturwissenschaftlichem <strong>Weltbild</strong> in die Theologie Einzug gehalten. Die<br />

Theologie verzichtete fortan auf kosmologische Aussagen und beschränkte sich<br />

auf einen Schöpfungsglauben, <strong>de</strong>r mit je<strong>de</strong>m naturwissenschaftlichen <strong>Weltbild</strong><br />

kompatibel ist. Jürgen Moltmann: "So blieb nur die Reduktion <strong>de</strong>r<br />

38<br />

Robert Spaemann, Das Natürliche und das Vernünftige, 47<br />

39<br />

Johannes Paul II., Schmerzliches Mißverständnis im "Fall Galilei" überwun<strong>de</strong>n. Ansprache<br />

von Johannes Paul II. an die Päpstliche Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r Wissenschaften am 31. Oktober<br />

1992, in: L' Osservatore Romano (<strong>de</strong>utschsprachige Ausgabe) 22, Nr. 46 (Beilage<br />

XXXVIII) vom 13.11.1992.

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