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Anthropozentrisches Weltbild? - Katholische-theologie.ph-gmuend.de

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26<br />

an<strong>de</strong>rsartigen Gesetz freier Selbstbestimmung. An<strong>de</strong>rs ausgedrückt: als Bürger<br />

zweier Welten (<strong>de</strong>m Reich <strong>de</strong>r Freiheit und <strong>de</strong>m Reich <strong>de</strong>r Natur) ist <strong>de</strong>r<br />

Mensch im Reich <strong>de</strong>r Freiheit <strong>de</strong>n Gesetzen <strong>de</strong>r Naturwissenschaften entzogen.<br />

Diese "erkenntnistheoretische Anthropozentrik" im Kantschen Sinn besagt<br />

nicht, daß das gesamte Universum auf <strong>de</strong>n Menschen hin ausgerichtet sei.<br />

Gera<strong>de</strong> Kant wen<strong>de</strong>t sich energisch gegen einen <strong>de</strong>rartigen naiven Anthropozentrismus<br />

á la Cicero: "Der Mensch ist von sich selbst so eingenommen, daß er<br />

sich lediglich als das einzige Ziel <strong>de</strong>r Anstalten Gottes ansieht, gleich als wenn<br />

diese kein an<strong>de</strong>r Augenmerk hätten als ihn allein, um die Maßregeln in <strong>de</strong>r<br />

Regierung <strong>de</strong>r Welt darnach einzurichten... Die Regeln <strong>de</strong>r Vollkommenheit <strong>de</strong>r<br />

Natur im Großen sollen in keine Betrachtung kommen, und es soll sich alles<br />

bloß in richtiger Beziehung auf uns anschicken. Was in <strong>de</strong>r Welt zur Bequemlichkeit<br />

und <strong>de</strong>m Vergnügen gereicht, das, stellt man sich vor, sei bloß um<br />

unsertwillen da, und die Natur beginne keine Verän<strong>de</strong>rungen, die irgend eine<br />

Ursache <strong>de</strong>r Ungemächlichkeit für <strong>de</strong>n Menschen wer<strong>de</strong>n, als um sie zu züchtigen,<br />

zu drohen o<strong>de</strong>r Rache an ihnen zu nehmen." 36<br />

In unserem Zusammenhang ist noch auf die Wie<strong>de</strong>rbelebung <strong>de</strong>s "Mikrokosmosgedankens"<br />

hinzuweisen, da auch dies als ein Versuch gesehen wer<strong>de</strong>n<br />

kann, <strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Astronomie an <strong>de</strong>n Rand gedrängten Menschen wie<strong>de</strong>r aufzuwerten.<br />

Im Menschen, <strong>de</strong>m Mikrokosmos, kehrt <strong>de</strong>mnach in verkleinertem<br />

Maßstab wie<strong>de</strong>r, was <strong>de</strong>n ganzen Kosmos, <strong>de</strong>n "Makrokosmos", durchwaltet.<br />

Der Mensch ist Abbild, Spiegel und Sinnmittelpunkt <strong>de</strong>r Welt, in je<strong>de</strong>m einzelnen<br />

Menschen ist die ganze Welt gewissermaßen schon enthalten. Der Mikrokosmosgedanke,<br />

<strong>de</strong>r alten orientalischen Ursprungs ist, wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r<br />

Philoso<strong>ph</strong>ie insbeson<strong>de</strong>re seit Paracelsus (16. Jhd.) weiter vertieft.<br />

36<br />

Immanuel Kant, Geschichte und Naturbeschreibung <strong>de</strong>r merkwürdigsten Vorfälle <strong>de</strong>s<br />

Erdbebens, welches an <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s 1755sten Jahres einen großen Theil <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong><br />

erschüttert hat, in: Aka<strong>de</strong>mie-Textausgabe Bd. I (vorkritische Schriften 1747-1756), 460.

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