Anthropozentrisches Weltbild? - Katholische-theologie.ph-gmuend.de

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Mittel- und Höhepunkt hinzuordnen ist". 45 So wundert es nicht, daß in einer
"Bilanz der Theologie im 20. Jahrhundert" (1969) der Anthropozentrismus
wieder als "vorherrschende(r) Gedanke" 46 der heutigen Theologie bezeichnet
werden kann.
Damit ergab sich um 1970 ungefähr folgende Situation:
1. Gegenüber den Naturwissenschaften konnte festgestellt werden: der
Schöpfungsglaube ist auch mit dem heutigen naturwissenschaftlichen Weltbild
verträglich, und aus theologischer Perspektive kann der Mensch nach wie vor
als Mitte und Höhepunkt der Schöpfung geglaubt werden.
2. Gegenüber dem Anspruch der neuzeitlichen Philosophie konnte zugegeben
werden: es gibt eine rechtmäßige "Anthropozentrik" und auch eine berechtigte
Autonomie des Menschen, die allerdings auf Gott hin ausgerichtet bleiben
müssen. Anthropozentrisches Weltbild und autonome Moral stehen nicht im
Gegensatz, sondern sind vereinbar mit theozentrischem Weltbild und
Theonomie.
Falls die Theologie freilich gehofft hatte, sich auf diese Weise endgültig der
Kritik entzogen zu haben, sah sie sich bald schon getäuscht.
45
Pastoralkonstitution "Gaudium et spes" (12), in: Karl Rahner und Herbert Vorgrimmler,
Kleines Konzilskompendium, Sämtliche Texte des Zweiten Vatikanums, Freiburg i. Br.
1966, 459.
46
Joseph Comblin, Die katholische Theologie seit Ende des Pontifikats Pius XII., in: Herbert
Vorgrimmler u. a. (Hrsg.), Bilanz der Theologie im 20. Jahrhundert, Bd. II, Jahrgang?
(nach 1968), 84f.