Anthropozentrisches Weltbild? - Katholische-theologie.ph-gmuend.de

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Anthropozentrisches Weltbild?
Bemerkungen zur Stellung des Menschen im Kosmos
aus den Perspektiven von Physik, Philosophie und Theologie
Obwohl ich heute als Theologe auf das Referat des Physukiers Prof. Dr. Günter
Staudt antworten soll, fühle ich mich in dieser Rolle nur bedingt "parteiisch".
Ich kenne aus meiner Studienzeit in Tübingen sowohl einige der Physiker als
auch der Theologen, die an diesem Kolloquium teilnehmen. Jahrelang pendelte
ich zwischen Morgenstelle und Kupferbau, zwischen den Veranstaltungen von
Küng und Müther, Moltmann und Staudt. Für mich war dies ein Eintauchen in
zwei getrennte Welten mit deutlich unterschiedlichem Klima - auch außerhalb
von Vorlesungen und Seminaren. Schon die Atmosphäre in den jeweiligen
Vorlesungssälen (und Mensen!) war verschieden, die Gesprächsthemen, die
Denkweisen, der Umgangston in den Seminaren oder Praktika. Es liegen
tatsächlich Welten zwischen dem Theologicum und den physikalischen Instituten.
Die Spaltung unserer Kultur in eine natur- und eine geisteswissenschaftliche
Kultur, von der Charles P. Snow spricht, 1 konnte ich so unmittelbar und mit
geteilten Sympathien erleben.
Mein Beitragt ist nicht als Vortrag mit hohem systematischen Anspruch
gedacht, sondern als Diskussionsanregung in einem Kolloquium. Ich lege keine
fertigen Thesen vor, sondern den Versuch, durch Begriffsklärungen, historische
Erinnerungen und den Verweis auf Zusammenhänge unnötige Mißverständnisse
1
Vgl. C. P. Snow, Die zwei Kulturen. Rede Lecture (1959) in: Die zwei Kulturen: Literarische
und naturwissenschaftliche Intelligenz. C. P. Snows These in der Diskussion, hrsg.
von Helmut Kreuzer, München 1987, 19-96.