Anthropozentrisches Weltbild? - Katholische-theologie.ph-gmuend.de

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These 10:
Für die gegenwärtige ökologische Krise wird gerade die christliche Anthropozentrik
(mit)verantwortlich gemacht und statt dessen eine "Physiozentrik"
oder "Biozentrik" gefordert.
Bei der Suche nach historischen und geistesgeschichtlichen Ursachen für die
gegenwärtige ökologische Krise wurden viele Wissenschaftler bei dem christlichen
Schöpfungsverständnis und insbesondere beim ersten biblischen Schöpfungsbericht
(1 Mose/Gen 1,27f. "Macht euch die Erde untertan") fündig. Dem
amerikanischen Historiker Lynn White zufolge zog das Christentum daraus den
Schluß, "es sei Gottes Wille, daß der Mensch die Natur für seine eigenen
Zwecke ausbeuten soll". White spricht weiter von einer "orthodoxe(n) christliche(n)
Arroganz gegenüber der Natur", die damit zusammenhänge, daß es "in
der ganzen Welt keine einzige Religion (gibt), die in solchem Maß anthropozentrisch
ist wie das Christentum - besonders in seiner westlichen Ausprägung". 47
Für Carl Amery sind es ebenfalls jüdisch-christliche Leitvorstellungen, mit
deren Hilfe eine triumphalistische Einstellung gegenüber der Natur theologisch
legitimiert werden soll. So habe die Vorstellung, daß der Mensch nach dem Bild
Gottes geschaffen worden sei, einen göttlichen Auftrag zur totalen Herrschaft
über die Natur begründet. 48
Auch der Theologe E. Drewermann deutet das "fatale Gebot" in Mose/Gen
1,27f als Aufforderung an den Menschen, die Schöpfung wie einen Feind zu
47
Lynn White, Die historischen Wurzeln unserer ökologischen Krise, in: F. A. Schaeffer,
Das programmierte Ende. Umweltschutz aus christlicher Sicht, Wuppertal 1973, 81.88.
48
Vgl. Carl Amery, Das Ende der Vorsehung. Die gnadenlosen Folgen des Christentums,
Hamburg 1974, 16f.