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Anthropozentrisches Weltbild? - Katholische-theologie.ph-gmuend.de

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11<br />

Mensch war <strong>de</strong>mnach von Anfang an Zweck und Ziel <strong>de</strong>r Naturgesetze. Dahinter<br />

verbirgt sich ein teleologisches Denken, wonach das Naturgeschehen durch<br />

"Zwecke" bestimmt und geleitet wird. Demgegenüber hatte schon Max Planck<br />

festgestellt, daß die Physik ihre Erfolge seit Galilei gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r bewußten<br />

Abkehr je<strong>de</strong>r teleologischen Betrachtungsweise errungen habe. 14 Auch in <strong>de</strong>r<br />

Biologie ist teleologisches Denken - spätestens seit <strong>de</strong>m "Vitalismusstreit" zu<br />

Beginn unseres Jahrhun<strong>de</strong>rts - überholt: "Evolution ist ein steter Optimierungsprozeß,<br />

allerdings einer, <strong>de</strong>r nur die Maßstäbe <strong>de</strong>s Augenblicks kennt und für<br />

je<strong>de</strong> künftige Entwicklung total blind ist. Ein Prozeß, <strong>de</strong>r zwar gesetzmäßig<br />

arbeitet..., seine Auswahl aber immer nur auf <strong>de</strong>r Basis zufallsbedingter Variabilität<br />

treffen kann." 15<br />

(d) Während in <strong>de</strong>r klassischen Physik <strong>de</strong>m Menschen, genauer <strong>de</strong>m Beobachter<br />

eines Experiments, keine Be<strong>de</strong>utung zukommt, das Experiment also streng<br />

"objektiv" bleibt, gilt dies für die mo<strong>de</strong>rne Physik nicht mehr in gleicher Weise.<br />

Nach <strong>de</strong>r Kopenhagener Deutung <strong>de</strong>r Quantentheorie nehmen meßbare <strong>ph</strong>ysikalische<br />

Größen erst dann einen Wert an, wenn wir sie einem Meßakt unterwerfen.<br />

Nach Werner Heisenberg "beginnt die Quantenbahn erst dann zu existieren,<br />

wenn wir sie kennen" 16 . Beispielsweise existieren Ort und Impuls eines<br />

Elektrons nicht "an sich", "wirklich" o<strong>de</strong>r "objektiv" und unabhängig von<br />

unserer subjektiven Beobachtung, son<strong>de</strong>rn sie wer<strong>de</strong>n erst durch <strong>de</strong>n Akt<br />

unserer (subjektiven) Beobachtung - d. h. im Meßprozeß - existent. Für Carl<br />

Friedrich von Weizsäcker ist damit "die absolute Trennung von Subjekt und<br />

ich zu zweifeln begann, ob ich ihm überhaupt begegnet bin. Geht es uns nicht genauso mit<br />

<strong>de</strong>m Leben im Weltall? Nach<strong>de</strong>m wir nun einmal da sind, lernen wir, wie unwahrscheinlich<br />

es ist, daß wir jemals zustan<strong>de</strong> gekommen sind. Aber wir sind nun einmal da (14)."<br />

14<br />

Vgl. Max Planck, Vorträge und Erinnerungen, Stuttgart 1949, 99.<br />

15<br />

Karl Eduard Linsenmair, Die Selbstorganisation <strong>de</strong>s Lebens: Von <strong>de</strong>r Lebensentstehung<br />

zum Ökosystem, in: Woher, Wozu, Wohin? Fragen nach <strong>de</strong>m menschlichen Leben, hrsg.<br />

von Winfried Böhm und Martin Lindauer mit Beiträgen von A. Benk, Th. Berchem, W.<br />

Böhm u. a., Stuttgart 1990, 60.<br />

16<br />

Zit. in: Wilfried Kuhn, Physik, Bd. 2, Braunschweig 1979, 302.

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