Anthropozentrisches Weltbild? - Katholische-theologie.ph-gmuend.de
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21<br />
(b) Zu Beginn unseres Jahrhun<strong>de</strong>rts ging man noch immer davon aus, daß<br />
unsere Sonne wenigstens im Zentrum <strong>de</strong>r Milchstraße o<strong>de</strong>r doch in seiner Nähe<br />
liege. Erst <strong>de</strong>m amerikanischen Astronomen Harlow Shapley gelang es, sich ein<br />
halbwegs zutreffen<strong>de</strong>s Bild von unserer Galaxie zu machen: Unser Sonnensystem<br />
liegt <strong>de</strong>mnach vom Rand <strong>de</strong>r Milchstraße aus etwa auf einem Drittel <strong>de</strong>s<br />
Weges zum Zentrum. "Nun hatte die Er<strong>de</strong> jegliche Option verloren, doch noch<br />
eine zentralere Rolle zu spielen, und so wur<strong>de</strong> die letzte Spur <strong>de</strong>s Geozentrismus<br />
aus <strong>de</strong>r Wissenschaft getilgt" 29 , bemerkt <strong>de</strong>r Physiker James Trefil dazu.<br />
(c) 1923 wies <strong>de</strong>r amerikanische Astronom Edwin Hubble schließlich noch<br />
weitere Galaxien nach - heute weiß man, daß es Milliar<strong>de</strong>n solcher Galaxien<br />
gibt, daß sie Gruppen bil<strong>de</strong>n -, aber we<strong>de</strong>r unserer Galaxie, <strong>de</strong>r Milchstraße,<br />
noch <strong>de</strong>r Gruppe, <strong>de</strong>r die Milchstraße angehört, kommt eine beson<strong>de</strong>re Position<br />
zu.<br />
Der Atom<strong>ph</strong>ysiker J. Robert Oppenheimer zieht das Fazit dieser Relativierung<br />
<strong>de</strong>r Position <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>, wenn er feststellt: "Wir können uns nie wie<strong>de</strong>r über die<br />
Mittelpunktposition und die Wichtigkeit <strong>de</strong>s von uns bewohnten Planeten<br />
täuschen, da wir jetzt wissen, wo die Er<strong>de</strong> im Sonnensystem ihre Bahn hat, daß<br />
es Hun<strong>de</strong>rte von Milliar<strong>de</strong>n Sonnen in unserem Milchstraßensystem gibt und<br />
daß Hun<strong>de</strong>rte von Milliar<strong>de</strong>n Galaxien mit <strong>de</strong>n großen Fernrohren <strong>de</strong>r Welt<br />
erreichbar sind. Wir können nie wie<strong>de</strong>r die Wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>s menschlichen Lebens aus<br />
<strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>ren Beschaffenheit <strong>de</strong>s Ortes in Raum und Zeit herleiten, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />
Mensch zufälligerweise bewohnt." 30<br />
Aber wenn nicht aus seiner Position im Kosmos, woraus dann können wir die<br />
Wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Menschen noch herleiten? Eine Antwort, die <strong>de</strong>r damaligen<br />
29<br />
James Trefil, Fünf Grün<strong>de</strong>, warum es die Welt nicht geben kann, 44.<br />
30<br />
J. Robert Oppenheimer, Über Wissenschaft und Kultur, in: Charles P. Snow, Die zwei<br />
Kulturen: Literarische und naturwissenschaftliche Intelligenz. C. P. Snows These in <strong>de</strong>r<br />
Diskussion, hrsg. von Helmut Kreuzer, München 1987, 155.