Anthropozentrisches Weltbild? - Katholische-theologie.ph-gmuend.de
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34<br />
besiegen. Drewermann for<strong>de</strong>rt <strong>de</strong>mgegenüber eine grundlegen<strong>de</strong> religiöse<br />
Neubesinnung, "die mit <strong>de</strong>m bisherigen jüdisch-christlichen Anthropozentrismus<br />
bricht und zu einem Einheits<strong>de</strong>nken, zu einem religiösen Welterleben<br />
zurückfin<strong>de</strong>t, das in <strong>de</strong>r abendländischen Geistesgeschichte stets als<br />
unchristlich, ja als quasi-pantheistisch und gottlos bekämpft wur<strong>de</strong>." 49<br />
In ähnlichem Sinn wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n vergangenen Jahren unter an<strong>de</strong>ren von K. M.<br />
Meyer-Abich gefor<strong>de</strong>rt, Anthropozentrik durch eine "Biozentrik" o<strong>de</strong>r "Physiozentrik"<br />
zu ersetzen. "Unsere Erfahrung ist", so Meyer-Abich, "nicht mehr<br />
absolutistisch: Die Natur - das sind wir, son<strong>de</strong>rn: Wir sind Natur." Wenn wir<br />
darum "<strong>de</strong>r Überheblichkeit absagen, uns als das Zentrum <strong>de</strong>r Welt zu fühlen,<br />
wer<strong>de</strong>n wir ... frei dafür, umgekehrt das Zentrum <strong>de</strong>r Welt in uns zu fühlen und<br />
so <strong>de</strong>m Ganzen verbun<strong>de</strong>n zu sein." 50<br />
Dies führt zu <strong>de</strong>r Frage, ob die hier so scharf attackierte "Anthropozentrik"<br />
einen (unverzichtbaren) Bestandteil <strong>de</strong>s christlichen Glaubens ausmacht. 51<br />
These 11:<br />
Einige Theologen rechtfertigen bis heute ein anthropozentrisches <strong>Weltbild</strong>,<br />
lehnen aber einen "schrankenlosen Anthropozentrismus" ab (A. Auer).<br />
Trotz dieser massiven Kritik verteidigt ein großer Teil <strong>de</strong>r Theologen aber nach<br />
wie vor eine "richtig verstan<strong>de</strong>ne Anthropozentrik". Nachdrücklich betont <strong>de</strong>r<br />
49<br />
Eugen Drewermann, Mit <strong>de</strong>m alten Geist brechen, in: Publik Forum, Son<strong>de</strong>rdruck<br />
"Umwelt" vom 31.5.1985; vgl. <strong>de</strong>rs., Der tödliche Fortschritt, Regensburg 1981.<br />
50<br />
K.-M. Meyer-Abich, Wege zum Frie<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r Natur. Praktische Natur<strong>ph</strong>iloso<strong>ph</strong>ie für<br />
die Umweltpolitik, München und Wien 1984, 100.<br />
51<br />
Vgl. dazu auch Bernhard Irrgang, Zur Problemgeschichte <strong>de</strong>s Topos "christliche Anthropozentrik"<br />
und seine Be<strong>de</strong>utung für eine Umweltethik, in: Münchener Theologische<br />
Zeitschrift 37 (1986), 185-203.