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Anthropozentrisches Weltbild? - Katholische-theologie.ph-gmuend.de

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16<br />

II. Emanzipation <strong>de</strong>r Physik und Philoso<strong>ph</strong>ie von <strong>de</strong>r Theologie<br />

These 4:<br />

Bis zur Neuzeit lassen sich Kosmologie, Philoso<strong>ph</strong>ie und Theologie noch<br />

(mehr o<strong>de</strong>r weniger) zwanglos vereinbaren: ptolemäisches <strong>Weltbild</strong>,<br />

aristotelische Philoso<strong>ph</strong>ie und christliche Schöpfungs<strong>theologie</strong> können sich<br />

gegenseitig ergänzen, bestätigen und veranschaulichen.<br />

Die Beschreibung einer Bewegung hängt in <strong>de</strong>r Physik vom jeweils gewählten<br />

Bezugssystem ab. Dieselbe Bewegung kann in verschie<strong>de</strong>nen Bezugssystemen<br />

dargestellt wer<strong>de</strong>n. Man entschei<strong>de</strong>t sich heute in <strong>de</strong>r Regel für das Bezugssystem,<br />

in <strong>de</strong>m sich die Bewegung am "einfachsten" darstellen läßt. Bezüglich <strong>de</strong>r<br />

Bewegungen von Er<strong>de</strong>, Mond, Sonne und Planeten führte dies jahrhun<strong>de</strong>rtelang<br />

zur fast ausnahmslosen Verwendung <strong>de</strong>s geozentrischen <strong>Weltbild</strong>es, das insbeson<strong>de</strong>re<br />

von Ptolemäus (2. Jhd. nach Chr.) ausgearbeitet wur<strong>de</strong>. Allerdings war<br />

es nicht vor allem die anfänglich einfach erscheinen<strong>de</strong> Darstellung, die dieses<br />

<strong>Weltbild</strong> so resistent gegen Alternativen machte, son<strong>de</strong>rn die Tatsache, daß es<br />

sich zumin<strong>de</strong>st in <strong>de</strong>n wesentlichen Aussagen mit <strong>de</strong>r aristotelischen Philoso<strong>ph</strong>ie,<br />

<strong>de</strong>r christlichen Schöpfungs<strong>theologie</strong> und - nicht zu vergessen - <strong>de</strong>r alltäglichen<br />

Anschauung vereinbaren ließ.<br />

Dies läßt sich sehr gut an einem Holzschnitt aus <strong>de</strong>r Lutherbibel von 1534<br />

veranschaulichen, <strong>de</strong>r das damalige <strong>Weltbild</strong> in simplifizierter Form wie<strong>de</strong>rgibt<br />

(vgl. Abbildung auf <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Seite) 22 : Im Zentrum <strong>de</strong>s Universums steht<br />

die Er<strong>de</strong> und im Zentrum <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong> das Paradies mit <strong>de</strong>n ersten Menschen. Um<br />

die Er<strong>de</strong> kreisen die Planeten, jenseits <strong>de</strong>r Fixsterne, <strong>de</strong>s himmlischen Ozeans<br />

22<br />

Der Holzschnitt ist abgedruckt z. B. in: James Trefil, Fünf Grün<strong>de</strong>, warum es die Welt<br />

nicht geben kann. Die Astro<strong>ph</strong>ysik <strong>de</strong>r Dunklen Materie, Hamburg 1992, 25.

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