Anthropozentrisches Weltbild? - Katholische-theologie.ph-gmuend.de
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24<br />
unanschaulichen Gesetzen. Damit setzte sich die Relativierung <strong>de</strong>r Welt <strong>de</strong>s<br />
Menschen, die mit <strong>de</strong>r neuzeitlichen Astronomie begonnen hatte, in <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen<br />
Physik fort.<br />
These 6:<br />
Zugleich rückt die neuzeitliche Philoso<strong>ph</strong>ie (Descartes, Kant) <strong>de</strong>n<br />
Menschen als erkennen<strong>de</strong>s Subjekt ins Zentrum <strong>de</strong>s Denkens.<br />
Fast parallel zu <strong>de</strong>n neuzeitlichen Naturwissenschaften, die <strong>de</strong>n Menschen aus<br />
<strong>de</strong>m Mittelpunkt <strong>de</strong>r Welt an <strong>de</strong>n Rand drängten (insofern kann man von einer<br />
Überwindung mittelalterlicher Anthropozentrik in <strong>de</strong>r Neuzeit sprechen), rückt<br />
in <strong>de</strong>r neuzeitlichen Philoso<strong>ph</strong>ie <strong>de</strong>r Mensch als erkennen<strong>de</strong>s Subjekt ins<br />
Zentrum (in dieser Hinsicht spricht man von <strong>de</strong>r "anthropozentrischen Wen<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>r Neuzeit").<br />
Das Neue, das insbeson<strong>de</strong>re Descartes in das <strong>ph</strong>iloso<strong>ph</strong>ische Denken einbringt,<br />
wird i. d. R. in seiner erkenntnistheoretischen Fragestellung und in seiner<br />
Neubegründung <strong>de</strong>r Meta<strong>ph</strong>ysik gesehen: Unbezweifelbarer und damit gewisser<br />
Ausgangspunkt <strong>de</strong>s Denkens ist das "ego cogito, ego sum", die Selbstgewißheit<br />
<strong>de</strong>s Ich, die als sichere Erkenntnis die neue Grundlage <strong>de</strong>r Meta<strong>ph</strong>ysik bil<strong>de</strong>t -<br />
die Gewißheit Gottes (auch Descartes legt noch einen Gottesbeweis vor) folgt<br />
<strong>de</strong>mgegenüber erst später. 33 In dieser Reihenfolge artikuliert sich ein neuzeitliches<br />
Selbstbewußtsein, das <strong>de</strong>r neuzeitlichen Philoso<strong>ph</strong>ie schon bald die<br />
Gegnerschaft von Theologie und Kirche einbrachte.<br />
33<br />
Vgl. René Descartes, Meditationen über die Grundlagen <strong>de</strong>r Philoso<strong>ph</strong>ie. Auf Grund <strong>de</strong>r<br />
Ausgabe von A. Buchenau neu hrsg. von Lü<strong>de</strong>r Gäbe, durchgesehen von Hans Günter<br />
Zekl, Hamburg 1960.