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AUFHEBUNGEN - Fachgebiet

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wie sie „ticken“, wohin sie gehören im kulturellen Feld der weltanschaulichen<br />

Angebote, die sich hinter den sogenannten Formsprachen der Baumeister verbergen.<br />

Ziel wäre der Aufbau eines weltanschaulichen Selbstverständnisses durch<br />

geeignete konkrete Verallgemeinerung an Fallbeispielen sowie die Möglichkeit,<br />

dieses Selbstverständnis rational politisch zu diskutieren. Allerdings müssten die<br />

Dozenten dann diese Formsprachen auch – notfalls gegen die eitlen Selbststilisierungen<br />

ihrer Schöpfer – gesellschaftstheoretisch lesen können.<br />

2. Die Landschaftsarchitektur braucht keine „eigenständige“ Theorie der<br />

Landschaftsarchitektur. Die Theorie der Architektur bildet eine ausreichende<br />

Basis. Unter Theorie der Architektur werden zwei grundsätzlich verschiedene<br />

Diskurse verstanden. Der eine ist eine Art von allgemeiner Theorie der Bedeutung<br />

erdräumlicher Konstellationen von gebauten Objekten in einem großen<br />

Maßstab. Das kann ganz verschieden ausformuliert sein: zum Beispiel wie bei<br />

Camillo Sitte oder bei Lynn, rekonstruktiv wie bei Boudon oder auf Basis der<br />

allgemeinen Zeichentheorie wie bei Umberto Eco. Das nützt der Landschaftsarchitektur<br />

jedoch nur dann, wenn sie mittels der Teilnahme an der allgemeinen<br />

Diskussion über Ausdruck und Wahrnehmung des Räumlichen endlich jenem<br />

Trauma der Landschaftsarchitekten entgegenzuwirken versucht, das auf einer realen<br />

Diskriminierung beruht: Für die Architekten sind sie nur Gärtner. Daher<br />

müssten sie den systematischen Einfluss thematisieren, den der Bedeutungshof<br />

des Natürlichen, Lebendigen, nicht von Menschhand Gemachten im („künstlichen“)<br />

städtischen Raumgefüge ausübt.<br />

Ganz anders ist die zweite Art der Architekturtheorie. In ihr wird von großen<br />

Baumeistern beschrieben, was Gebäude und ihre Ansammlung leisten sollen:<br />

nach innen für die Bewohner und nach außen als Ausdruck einer menschenwürdigen<br />

Weltsicht. Das sind also eigentlich Theorien über städtisches Leben.<br />

Auch diese Theorien sind nützlich für Landschaftsarchitekten. Wenn sie sich an<br />

diesem Diskurs beteiligen wollen, müssen sie dann aber „Natur“ (in der Stadt)<br />

und gebäudefreie Räume – unter Berücksichtigung des zuvor über die Differenz<br />

zwischen allgemeiner Theorie des gebauten Raumes und einer am Aspekt der<br />

Bedeutung „lebendiger“ Materialien orientierten Stadtraumtheorie Gesagten –<br />

als „Gebäude“ verstehen. Das schließt ökologisches Sendungsbewusstsein auf der<br />

konzeptionellen Ebene zunächst aus und macht einen großen Teil modischer<br />

Theorieangebote in der Landschaftsarchitektur aus diesem Bereich gegenstandslos.<br />

3. Die Landschaftsarchitekten brauchen keine Theorie der Ästhetik. Ästhetik<br />

ist ein Zweig der Erkenntnistheorie. Deren Fragen sind gewiss interessant,<br />

aber die Antworten enthalten keinerlei „Anweisung“ darüber, wie man schöne<br />

Entwürfe erstellt. Dafür sollen sie aber oft herhalten. Wie man das Schöne produziert,<br />

ist Sache der Kunst. Welchen objektiven Geltungsstatus Sätze haben, in<br />

denen schöne Kunst oder auch jedwedes andere Ding – wie z. B. auch die Natur<br />

– der Schönheit nach beurteilt wird, behandelt die Ästhetik.<br />

Natürlich spricht nichts dagegen, eine Einführung in die Ästhetiktheorie –<br />

entweder bei den Philosophen oder gar im eigenen Studienangebot – zu hören.<br />

Das hat aber nur Sinn, wenn diese Theorie 1. nicht mit völlig unangemessenen

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