AUFHEBUNGEN - Fachgebiet
AUFHEBUNGEN - Fachgebiet
AUFHEBUNGEN - Fachgebiet
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Jürgen Weidinger<br />
Landschaftsarchitektur als Stadtgestaltung<br />
Ist Landschaftsarchitektur Planung oder Ortsgestaltung<br />
Die Berufsgruppe der Landschaftsarchitekten bildet eine über schau bare Gruppe,<br />
die Akteure der Landschaftsarchitektur an der TU Berlin können sogar als<br />
eine Art Familie wahrgenommen werden. Auch die Familie der Landschaftsarchitekten<br />
an der TU Berlin besteht aus Clans und deren unterschiedlichen Auffassungen<br />
über Land schafts archi tektur.<br />
In den neunziger Jahren arbeitete ich als wissenschaftlicher Mit arbeiter bei<br />
Prof. Loidl. Damit war die Beziehung zu Prof. Wen zel determiniert. Die Kollegen<br />
Wenzel und Loidl pflegten ihre eigenen Wellenlängen. Der Planungswissenschaftler<br />
Wenzel und der Gestaltungswissenschaftler Loidl arbeiteten an zwei<br />
Polen der Landschaftsarchitektur. Der Pol Wenzel vertrat die Auffassung Landschaftsarchitektur<br />
bestehe aus Strukturplanung (Stadtplanung, Städtebau), der<br />
Pol Loidl setzte sich zumindest nicht besonders dafür ein, die Bedeutung der<br />
Ortsge staltung als städtebauliches Mittel anzuerkennen.<br />
Bei aller Hochachtung für die beiden Theorie-Positionen, muß ich darauf<br />
hinweisen, daß die Landschaftsarchitektur der öffentlichen Räume durch die<br />
Gleichzeitigkeit der Komponente Ort und der Komponente Zusammenhang<br />
(Struktur) ausgezeichnet ist.<br />
Nicht durch die Verwendung von Pflanzen unterscheidet sich die Landschaftsarchitektur<br />
von Architektur, Bildhauerei (Kunst am Bau) und Städtebau,<br />
sondern durch die beschriebene Gleich zeitigkeit. Darin liegen das Wesen, die<br />
Schwierigkeit und das Potential der Landschaftsarchitektur begründet.<br />
Die folgende Gedankenskizze soll auf Basis dieser Auffassung aktuelle Potentiale<br />
der Landschaftsarchitektur andeuten.<br />
Die Ohnmacht der Architektur<br />
Der unerfreuliche Zustand der Textur (Rowe, Koetter) der Stadt und die gestalterische<br />
Banalität seiner Bausteine ist aus reichend beschrieben.<br />
Ich möchte hier auf den Aspekt der Montage-Stadt hinweisen. Der Rückzug<br />
des öffentlichen Interesses der Städte aus der Kon zeption und Betreuung von<br />
Stadt-Weiterbau hat zu dem Phä nomen der Stadt-Montage geführt. Die Montage<br />
ISO-Norm-ge prüfter Baukastenlösungen und Materialien wird durch ISO-<br />
Norm-geprüfte Ingenieure überwacht. Die Haftungsfrage domi niert den gesamten<br />
Prozess und wird als Produkthaftung auf die Industrie übertragen. Dies gilt<br />
für Wohnungsbau, Brücken, Stra ßen, Ver- und Entsorgung, Einbauten im Park,<br />
etc. gleicher maßen.<br />
Die Ohnmacht der Architektur geht mit Machtgewinn der Ingenieure einher.<br />
Diese Montagementalität ist mittlerweile so weit fortgeschritten, daß wesentliche<br />
Bereiche der Städte bis hin zur Kernstadt ihre Charakteristik verloren<br />
haben.<br />
Beispiel Kernstadt: wer heute in kurzer Folge Städte, wie zum Bei spiel Frankfurt<br />
Main und Düsseldorf besucht, wird durch das Vorhandensein nahezu identischer<br />
Gebäude irritiert. Die Ge bäude sind an sich von guter Qualität, doch<br />
sind sie ohne Orts bezug konzipiert. Durch die wiederholte Verwendung in meh-<br />
213