AUFHEBUNGEN - Fachgebiet
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en noch lange im Stadtbild ablesbar sind. Gleiches gilt für die ausschließlich<br />
an der Rendite orientierten Planungen, die der Stadt und Peripherie ebenso ihr<br />
besonderes Gepräge gibt. Das in Berlin momentan herrschende ‘Einheitsdenken’<br />
einer „Kritische Rekonstruktion“, die bereits den gedanklichen Hintergrund zur<br />
Internationalen Bauausstellung 1987 (IBA) geliefert hat, geht ebenso von einem<br />
über geordneten Bezug – einer Meta‐Ebene– aus: Ein einheitli ches, das städtebauliche<br />
Chaos ordnendes Bild wird angestrebt. Kritiker werfen den Vertretern<br />
dieser Herangehenswei se vor, daß der historische Bezugspunkt sich nur einseitig<br />
auf den Beginn und die Mitte des vorangegangenen Jahrhunderts bezieht und<br />
somit andere, nicht unwesentlichere Epochen nahezu ausblendet.<br />
Wo wäre der historische Orientierungs‐ und Bezugspunkt und wer könnte<br />
sich anmaßen diesen festzulegen? Und was wären die Kriterien dazu? Etwa formale,<br />
wie ‘Schönheit’ und ‘Ausgewogenheit’ im klassizistischen Sinne? Oder<br />
müßten es nicht ge sellschaftliche Werte wie Toleranz und Pluralismus sein?<br />
Ein Verdienst der kritischen Rekonstruktion“ ist, daß überhaupt wieder<br />
in historischen Zusammenhängen innerhalb der Stadtbaukunst gedacht und<br />
gehandelt wird, was eine Hauptforderung einlöst, die Aldo Rossi mit seinem<br />
Buch „L’Archittetura della Citta“ schon 1966 (deutsch 1973), also auf dem<br />
Höhepunkt des städtebaulichen Kahlschlags der Nachkriegszeit, gestellt hat.<br />
Seit geraumer Zeit wird nun nach Umgangsweisen des eingangs beschriebenen<br />
Phänomens permanenter Überlagerungen von Schichten und Stilen gesucht,<br />
bei denen nicht das Ausradieren der vorangegangenen Periode im Mittelpunkt<br />
steht, sondern das Sich‐deutlich-abgrenzen. Dieses Abgrenzen kann aber nur<br />
wahrgenommen werden, wenn das Alte kontrastbildend bestehen bleibt und<br />
man sich darauf einläßt Relikte einer vergangenen Zeitschicht in die Planung<br />
miteinzubeziehen. Gerade Berlin zeichnet sich durch seine heterogene Struktur<br />
aus. Man sollte sie zum Thema machen und inszenieren (‘in Szene setzen’), statt<br />
sie durch Vereinheitlichung zu verdrängen.<br />
Auf der theoretischen Ebene war in diesem Zusammenhang das Buch „Collage<br />
City“ von C. Rowe und F. Koetter ein wesentlicher Beitrag. Er stellte sowohl<br />
dem postmodernen ‘any thing goes’ der 80er Jahren, als auch der rückwärts orientierten,<br />
vereinheitlichenden „Kritischen Rekonstruktion“ etwas ent gegen.<br />
Nach einer gründlichen Analyse und Einschätzung der Architek turtheorie<br />
der Moderne, sowie der These ihres Scheiterns in der Praxis, versuchen die Autoren<br />
in der „Collage“ eine Metho de für die Architektur und Stadtplanung zu<br />
entwickeln.<br />
Den beiden darin herausgearbeiteten Strängen, dem Utopischen – ein allgemein<br />
gültiges Ziel verfolgenden – auf der einen Seite, sowie dem ausschließlich<br />
der Tradition verpflichteten Strang auf der anderen, stellen sie den die Collage‐Technik<br />
beherrschenden „Künstler“ als Ausweg aus diesem Di lemma entgegen.<br />
Dieser kann sowohl wissenschaftlich Arbeiten, als auch spontane Ideen, die<br />
beim Zusammenprall verschiedener Auffassungen entstehen, umsetzen. Er ist<br />
also mehr als nur bloßer Ingenieur und auch mehr als nur „Bricoleur“ (= Bastler;<br />
einer der nur mit dem auskommt was er gera de zur Verfügung hat und die geforderte<br />
Aufgabe dementsprechend meistert). Sogesehen wäre er dann ‘Architekt’<br />
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