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AUFHEBUNGEN - Fachgebiet

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delnden Verhältnisse in der Gesellschaft zu verstehen, erweisen sich klassische<br />

Kategorien, wie Klasse und Schicht beruhend auf Unterschieden von Bildung<br />

und Einkommen, als untauglich. Neue gesellschaftliche Strukturen werden anhand<br />

von Gemeinsamkeiten bestimmt, Milieus als Gruppen mit gemeinsamem<br />

Lebensstil, ‚alltagsästhetischen Schemata’ bzw. ‚erhöhter Binnenkommunikation’<br />

definiert. 6 Diese qualitativen unter schei den sich in ihrer Zielsetzung und Arbeitsweise<br />

wesentlich von den quantitativen Verfahren.<br />

In quantitativen Verfahren werden vorweg ein abgeschlossener Untersuchungsgegenstand<br />

und feststehende Untersuchungskriterien definiert. Als Beispiel<br />

lässt sich hier im erwähnten Landesentwicklungsplan der Begriff Lebensraum<br />

nennen, der aus dem Berliner Landschaftsprogramm übernommen wird<br />

und der ein Modell der Ökologie zum Vorbild nimmt. Ebenso vorfestgelegt wird<br />

eine abschließende Liste sozialer, ökonomischer, ökologischer und ästhetischer<br />

Verhältnisse: Stadt sei gleich Belastung, Landschaft gleich Entlastung, Siedlung<br />

gleich Freiraumzerstörung, Erholung gleich Naturnähe. Innerhalb dieser Verhältnisse<br />

werden die zur Verfügung stehenden Daten geprüft. Im Falle des Landesentwicklungsplanes<br />

sind das die Flächennutzung im Bestand, die einzelnen<br />

Medien des Naturhaushalts, die vorhandene Bauleitplanung etc. Durch Ableitungen<br />

bzw. Messungen aus diesem Datenbestand werden zwei Flächenkategorien<br />

unterschieden: einerseits der Entwicklungsraum Regionalpark, andererseits<br />

die Siedlungsbereiche. Entsprechend der Logik eines quantitativen Verfahrens<br />

dürfen sich diese Räume nicht über schneiden. Indem die Unterscheidungskategorien<br />

die zugrundegelegten Verhältnisse bestätigen, scheint ein Beweis geführt.<br />

Anders die qualitativen Verfahren: Ihr Ziel ist nicht ein Beweis, sondern ein<br />

Entwurf, der schlüssig darlegt: ‚Es ist so.’ aber ebenso offen lässt: ‚Es kann auch<br />

anders sein.’ (was nichts anderes bedeutet als und). Daher beginnen qualitative<br />

Verfahren mit einer offenen Definition des Untersuchungsgegenstandes und der<br />

Untersuchungsperspektiven. Die hieraus gewonnenen Untersuchungsdaten werden<br />

in qualitativen Verfahren als ‚Texte’ bezeichnet und können sowohl Dokumente<br />

als auch Artefakte (wie gebaute oder geplante Landschaftsarchitektur etc.)<br />

umfassen. Die Daten werden nach Relationen untersucht mit dem Ziel, bislang<br />

unbekannte Verhältnisse aufzufinden, die sich zu Clustern verbinden lassen, zu<br />

Kategorien aufgrund von Gemeinsamkeiten. Dieses Auffinden von Verhältnissen<br />

geschieht nicht durch induktive Messung oder deduktive Ableitung, sondern<br />

durch ein Interpretationsverfahren, das Abduktion genannt wird. Es bedeutet,<br />

anhand bestimmter Techniken gezielt nach dem Neuen, Unbekannten zu suchen,<br />

also Vermutungen anzu stellen, einen Entwurf zu fertigen, der sich allerdings<br />

direkt auf die untersuchten Gegebenheiten bezieht. Eine solche qualitative<br />

Methode wurde vom Autor im Bereich der kommunalen Freiraumplanung exemplarisch<br />

angewandt, um ein zeitgemäßes Strukturkonzept für die städtischen<br />

Grün- und Freiräume Berlins zu entwickeln. 7<br />

Landschaft als Gegenstand und Perspektive<br />

Bis hierher wurde gesagt: Wenn der gesellschaftliche und räumliche Wandel<br />

in einem Nicht-Stadt-Land-Raumtypus, ästhetische, soziale, ökologische und<br />

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