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DIE VERÄNDERUNGEN IM FAMILIENLEBEN - EmScuola

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erscheinen. Bei Ausbruch des Ersten<br />

Weltkriegs waren es schon 149.” 2<br />

Auch die Stadt Bozen passt, was ihre<br />

Entwicklung und Modernisierung betrifft, in<br />

dieses Bild. Bis in die Neunzigerjahre des<br />

19. Jahrhunderts geht der Verstädterungsprozess<br />

äußerst langsam voran, und er<br />

entspricht “dem alles in allem niedrigen<br />

wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungsgrad<br />

der Stadt. Im Handel wie auf dem<br />

Bereich der handwerklichen und industriellen<br />

Produktion waren im Bozen des 19.<br />

Jahrhunderts überwiegend Kleinbetriebe<br />

sowie Familienbetriebe mit einem oder<br />

höchstens zwei Gehilfen anzutreffen” 3 .<br />

Das heutige Stadtgebiet war außerdem<br />

in drei Gemeinden unterteilt, Gries, Bozen<br />

und Zwölfmalgreien: “Während die Grenze<br />

zwischen Bozen und Gries von der Talfer<br />

gebildet wurde, verlief die zwischen Bozen<br />

und Zwölfmalgreien - wo sich Villen,<br />

Klöster, wenige Industriebetriebe, Weiler,<br />

Wohnhäuser und in höheren Lagen Bergbauernhöfe<br />

ausdehnten - in unmittelbarer<br />

Nähe der Bozner Altstadt, im Osten<br />

längs der Linie zwischen der Zollstange<br />

und dem heutigen Bahnhof und im Norden<br />

auf der Höhe von Schloss Maretsch.<br />

Das Gemeindegebiet umfasste lediglich 0,7<br />

Quadratkilometer, was den Verstädterungsprozess<br />

erheblich beeinträchtigte.<br />

[...] Dennoch stieg die Bevölkerung von der<br />

Jahrhundertmitte bis 1890 von etwa 8000<br />

auf 12.000 Einwohner an, wobei einerseits<br />

verfügbare Grundstücke bebaut wurden,<br />

während andererseits die Bevölkerungsdichte<br />

in den Wohnhäusern zunahm” 4 .<br />

Weniger als die Hälfte der etwa 600 im Jahr<br />

1894 bestehenden Gebäude verfügte über<br />

fließendes Wasser. Zur Beleuchtung wurde<br />

Gas verwendet.<br />

Zur Amtszeit von Julius Perathoner, der<br />

von 1895 bis 1922 Bozner Bürgermeister<br />

war, erfuhr die Stadt Modernisierungen,<br />

wie sie auch vielen anderen europäischen<br />

Städten entsprachen. “Sein erstes Grundsatzprogramm,<br />

das er bei seiner ersten<br />

Rede als Bürgermeister dem Stadtrat vorgelegt<br />

hatte, sah die schon seit langem<br />

erwägte Schaffung eines Konsortiums mit<br />

Meran zur Anlage eines Wasserkraftwerks<br />

vor, um - nach dem bevorstehenden Ablauf<br />

des Vertrags mit den Augsburger Gaswerken<br />

- die bisherige Gasbeleuchtung<br />

durch elektrische Beleuchtung zu ersetzen;<br />

denn ‘die Gemeinde darf die öffentliche<br />

Beleuchtung nicht mehr anderen überlassen,<br />

damit sie nicht mehr von einer<br />

auswärtigen Gesellschaft abhängt’, und ‘die<br />

Elektrizität, die uns das Licht liefert, kann<br />

auch das Handwerk und die Industrie mit<br />

preiswertem Strom versorgen’. Weitere<br />

Punkte seines Programms waren: die Verbesserung<br />

und Erweiterung der Straßen-,<br />

Bahn- und Seilbahnverbindungen usw. mit<br />

den umliegenden Ortschaften, Tälern und<br />

Bergen; die Einverleibung neuer Areale,<br />

besonders von Zwölfmalgreien, ins Gemeindegebiet;<br />

die Förderung des Wohnungsbaus;<br />

die Neugestaltung der Talferbrücke<br />

und anderer innerstädtischer Verkehrswege;<br />

die Schaffung von Grünanlagen;<br />

die Modernisierung der Wasserleitung;<br />

die Reorganisation der Ortspolizei;<br />

die Errichtung neuer Schulbauten und die<br />

Schaffung neuer Volks- und Mittelschulen;<br />

schließlich die Sanierung des Gemeindehaushalts<br />

durch Senkung der Zinsen auf<br />

ausgegebene Aktien sowie die Einführung<br />

beziehungsweise die Erhöhung einiger Gemeindesteuern,<br />

die “in erster Linie die Besitzer<br />

und die Fremden treffen sollten, die<br />

sich in unserer Stadt aufhalten. [...] Tatsächlich<br />

wurde sein ehrgeiziges Programm<br />

größtenteils verwirklicht” 5 .<br />

Wie spielte sich also um die Jahrhundertwende<br />

das Familienleben ab?<br />

In erster Linie müssen wir wohl von einer<br />

anderen Auffassung von Zeit ausgehen.<br />

Das Leben hat einen sehr viel langsameren<br />

Rhythmus, der vom Zyklus der<br />

Sonne und der Jahreszeiten geprägt wird.<br />

Und auch auf diesem Bereich bewirkte<br />

der Anschluss an das elektrische Strom-<br />

7. Gebrüder Stolz, Der Verkehr, 1939.<br />

9

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