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JAHRBUCH - Glowfish

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18 E. Bleuler.<br />

serer Logik überhaupt nicht oder nicht genügend zugänglich<br />

sind, oder wo der Affektivität an sich die Entscheidung zufällt,<br />

nuiß die Logik naturgemäß zurücktreten:<br />

Dinge", der Weltanschauung, der Religion, der Liebe.<br />

In den Fragen „der letzten<br />

3. Wo aus irgend einem Grunde die Gefühle eine ihnen<br />

nicht zukommende Bedeutung erlangen, tritt die Logik<br />

relativ zurück: in starken Affekten und in der neurotischen Disposition<br />

respektive der Neurose.<br />

4. Wo der Zusammenhang der Assoziationen gelockert<br />

ist, verlieren diese natüilich ihre Bedeutung: im Traume des Gesimden,<br />

in der Schizophrenie.<br />

Ein ganz besonderes Verhältnis zum Autismus hat der Sexualtrieb.<br />

Es ist schon Diogenes aufgefallen, der allerdings nur an das<br />

physische Bedürfnis dachte, daß dieser allein autistisch befriedigt<br />

werden könne. Es gibt Onanisten, Schizophrene, Neurotiker, denen der<br />

physische und psychische Auterotismus einen Ersatz für die normale<br />

Sexualbefriedigung bietet, ja, solche, die nur im Auterotismus die<br />

eigenthche Befriedigung finden. Alle anderen Triebe und Komplexe<br />

können in Wirkhchkeit nicht autistisch befriedigt werden; mag man<br />

sich das reichhchste Mahl im Schlaf- oder Tagtraume noch so lebendig<br />

ausmalen, der Hunger wird dadurch auf die Dauer nicht gestillt. Das<br />

wird neben dem Umstände, daß die Sexualität eben der ungleich<br />

mächtigste Trieb des Kulturmenschen ist, ein wichtiger Grund sein,<br />

warum das autistische Denken wenigstens in den pathologischen Fällen<br />

so vorwiegend erotischen Komplexen dient^). Natürhch begünstigen<br />

außerdem die Schranken, die der Ausübung sexueller Akte gestellt<br />

sind, ein autistisches Ausleben.<br />

In gewisser Beziehung ergänzen auch die beiden Funktionen<br />

einander. Da, wo die Wirkhchkeit unsere Wünsche nicht erfüllt, stellt<br />

sie ims der Autismus als erfüllbar oder erfüllt dar. So hat die Ethik<br />

des sozial lebenden Menschen mit Notwendigkeit den Begriff der<br />

Gerechtigkeit und das gefühlsmäßige Bedürfnis geschaffen, daß Lust<br />

und Leid nach Maßgabe des Verdienstes verteilt werden. In der Natur,<br />

1) Nach Freud ist die Sexualität beim Menschen zunächst eine ganz<br />

auterotische, und es bedarf einer besonderen Entwicklung, daß die Libido sich<br />

nach außen, auf Objekte, wirft. Ich muß dies nicht nur deshalb ablehnen, weil eine<br />

derartige Entwicklung in der Phylogenese unmöglich wäre, sondern namentlich<br />

deshalb, weil mir die Beobachtung der kleinen Kinder das Gegenteil zu zeigen scheint.

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