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JAHRBUCH - Glowfish

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6 E. Bleuler.<br />

zipien regiert,<br />

die bei den negativen Affekten einander widersprechen,<br />

bei den positiven gleichsinnig wirken:<br />

I. Jeder Affekt hat das Bestreben, sich zu erhalten ; er bahnt die<br />

ihm entsprechenden Vorstellungen, verleiht ihnen ein übertriebenes<br />

logisches Gewicht, und er hemmt die widersprechenden und setzt sie<br />

in ihrer Bedeutung herab.<br />

So kann der FiöhHche viel leichter fröhliche<br />

Ideen assimilieren als traurige, und umgekehrt.<br />

II. Wir sind so eingerichtet, daß wir das Angenehme, also auch<br />

lustbetonte Vorstellungen, zu erwerben und festzuhalten streben, das<br />

Unangenehme aber vermeiden.<br />

Unlustbetonte Vorstellungen begegnen<br />

deshalb so gut wie äußere unangenehme Erlebnisse einer Abwehr, die<br />

sie unter Umständen in statu nascendi oder auch, wenn sie schon ins<br />

Bewußtsein getreten sind, verdi"ängen kann. Trotzdem eine starke<br />

Affektbetonung an sich jede Vorstellung ceteris paribus erinnerungsfähiger<br />

und bewußtseinsfähiger (was nicht ganz das gleiche ist) macht,<br />

werden viele stark unlustbetonte Vorstellungen^) gerade, weil sie unlustbetont<br />

sind, durch Wirkung dieses zweiten Mechanismus vergessen<br />

respective unterdrückt.<br />

Freud hat nun bloß die letzteren Mechanismen ins Auge gefaßt.<br />

Ich glaube aber, daß der Begriff nur in der weiteren Fassung ein genetisches<br />

Ganzes darstellt. Auf genau den nämlichen Wegen wie die<br />

Lustmechanismen wirken die Affekte überhaupt. Die Depression<br />

schafft Kleinheitswahn so gut wie die Euphorie Größenwahn. Der<br />

depressive Schizophrene hat nicht mehr alle Erfindungen gemacht,<br />

sondern er ist an allem Unglück schuld, er ist ein Haifisch, bringt alle<br />

Leute um; er wird nicht erhöht, sondern den anderen Patienten zum<br />

Zerstückeln hingeworfen. Die irgendwie körperlich bedingte Aiigst<br />

führt im Schlaf und im Fieber zu schreckhaften Halluzinationen.<br />

Verfolgungswahn schafft nicht nur negative Gefühle, sondern er<br />

Der<br />

bildet<br />

sich unter Mitwirkung von solchen, die schon bestehen, wie weiter<br />

unten ausgeführt werden soll.<br />

langen<br />

Das alles sind Vorgänge, die sich nur auf<br />

hypothetischen Umwegen mit dem Lustprinzip, dagegen leicht<br />

und ganz direkt mit der Affektwirkung überhaupt in Verbindung<br />

bringen lassen. So bleibt der Gegensatz unvollständig, wenn man dem<br />

^) Es betrifft das namentlich bestimmte Klassen, die ich allerdings noch<br />

nicht charakterisieren möchte. Einfache unangenehme Erlebnisse, ein Beinbruch<br />

u. dgl. unterliegen der Verdrängimg nicht so leicht. Dagegen die ambivalenten<br />

und diejenigen, die imser Selbstgefühl verletzen, die unsere Person herabsetzen,<br />

Gewissenskonflikte bringen u. dgl.

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